Definieren Sie Verfassungsgerichtsbarkeit
-... und erläutern Sie, in welchen Formen sie in etablierten Demokratien auftritt!
-...und vergleichen Sie sie in den USA und in Deutschland!
-...und beziehen Sie sich auf das BVerfG!
Gerichtsförmige Institution, mit der Aufgabe, die Geltung der Verfassung als oberstes Gesetz eines Gemeinwesens zu sichern
Setzt die Existenz einer kodifizierten Verfassung voraus
Normenkontrolle
Wesentlicher Unterschied zwischen einfacher verfassungsstaatlicher Demokratie mit Verfassungsgerichtsbarkeit
Überprüfung von verschiedenen Rechtsnormen: ob sie mit höherrangigem Recht (Verfassungsrecht) im Einklang sind
In Ländern, in denen die Souveränität des volksgewählten Parlaments als Basis des Verfassungslebens angesehen wird (z.B GB): keine Normenkontrolle (oder nur a priori)
Relevante Verfassungsnormen
Organisationsnormen: Kompetenzverteilung zwischen den Staatsorganen (Welchem Organ kommen welche Aufgaben zu und wie sind die Kompetenzen verteilt)
Grundrechte: universell gültig (Artikel 1-10 mit Ewigkeitsklausel in DE)
Staatsziele: schwierigste Norm (Was will ein Staat mit seiner Politik erreichen? An welchen Werten orientiert er sich? Bsp.: Sozialstaat)
Deutsches Bundesverfassungsgericht
Hüter und Interpret der Verfassung
2 Senate: Grundrechtssenat und Staatsrechtssenat
Verfassungsgericht als Interpret der Verfassung
Wichtigste Verfahrensarten
Organstreitigkeiten:
Konflikte zwischen den obersten Organen
Auslöser eines Verfahrens können sein: Bundestag, Bundesrat, Bundespräsident, Parteien, Fraktionen, einzelne Abgeordnete
Bund-Länder-Streit:
Meinungsverschiedenheiten über Rechte und Pflichten, die das Bundesstaatsverhältnis betreffen (Bezüglich Kompetenzen Bund- vs. Länderebene)
Abstrakte Normenkontrolle:
wenn kein Rechtsstreit vorliegt
Anrufungsberechtigte: Bundesregierung, Landesregierung, 1/3 Bundestagsmitglieder
Konkrete Normenkontrolle:
wenn ein Rechtsstreit vorliegt
Anrufungsberechtigte: Fachgerichte
Verfassungsbeschwerden:
Meist Urteilsverfassungsbeschwerde
„verlebendigt“ die Verfassung im Alltag
-> Weiteres entsprechend GG-Artikeln:
Parteienverbot, Präsidenten- und Richterklage
Aktivitätsniveau des BVErfG
98% der Fälle: Verfassungsbeschwerden
1% der Fälle: Konkrete Normenkontrolle
1% der Fälle: alles andere (oft abstrakte NK)
Abstrakte Normenkontrolle: antizipatorischer Effekt!
Nicht zu unterschätzende politische Bedeutung
Einschränkung der Regierung
Wichtigstes Element des Bundesverfassungsgerichts
Bezüglich der BVerfG
Bundesverfassungsgericht hat kein Selbstbefassungsrecht
Auch keine „political question doctrine“
Bundesverfassungsgericht ist ein konditionaler VetospielerEingriffsmöglichkeiten nach Normenkontrolle
Verfassungskonformität
Nichtigkeitserklärung
Wird eine Gesetzesnorm für nichtig erklärt, ist sie mit der Verfassung nicht vereinbar und wird nicht mehr angewandt
Unvereinbarkeitserklärung
ist ein Gesetz nicht mit der Verfassung vereinbar, muss das Gesetz in Bezug auf einige Stellen geändert werden
Noch-Verfassungsmäßigkeitserklärung
Appell an Gesetzgeber
Verfassungskonforme Interpretation
-> Gesetz ist eigentlich nicht mit der Verfassung vereinbar => Reformierung => BVErfG fungiert als Ersatzgesetzgeber)
Unterscheiden Sie deie Aufgabenbereiche der Staatsoberhäupter der Bundesrepublik Deutschland, Großbritanniens und den USA.
Beispiel Deutschland
Aktuell: Frank-Walter Steinmeier
Keine Direktwahl durch Volk, sondern durch Bundesversammlung gewählt
Amtszeit: 5 Jahre (Wiederwahl einmal möglich)
Aufgaben:
-> Repräsentativ
-> Integrativ
-> Politisch: Reaktiv -> (Überprüfung von Gesetzen)
Politische Kompetenzen:
Vorschlag für Kanzlerwahl: Nach 14 Tagen Fehlgeschlagenen Wahlgängen kann BP entweder einen mit Minderheit gewählten Kanzler ernennen oder das Parlament auflösen
Ernennung und Entlassung von Ministern, Bundesrichtern, höheren Bundesbeamten und Offizieren
Auflösung des Bundestags nach fehlgeschlagener Vertrauensfrage
Unterzeichnung und Überprüfung von Gesetzen, mit formalen Prüfungsrecht
-> jedoch nicht Oberbefehlshaber der Streitmächte, keine außenpolitischen Kompetenzen, weder Notverordnungsrecht noch Diktatorialgewalt -> Aber: Reservekompetenzen im Falle eines Gesetzesnotstands
Beispiel Großbritannien
Aktuell: König Charles
Das Recht konsultiert zu werden, zu beraten und zu warnen
-> Konsultiert zu werden: Treffen mit Premierminister -> zu Beraten: sich zu aktuellen politischen Themen zu äußern
Lange Amtszeit → Vorteil: Erfahrung
Beispiel USA
Aktuell: Joe Biden
4 jährige Amtszeit (einmalige Wiederwahl möglich)
Aufgaben als Staatsoberhaupt:
Oberbefehlshaber der Armee
Ernennung von Botschaftern, Richtern, Obersten Bundesrichtern, Bundesbeamten
Abschluss internationaler Verträge
Aufgaben als Regierungschef:
Chef der Exekutive
(im Laufe des 20. Jahrhunderts) aktive, politikgestaltende Rolle in immer mehr Politikfeldern
Kein Recht zur Gesetzesinitiative
Erkläre die Unterschiede zwischen dualem und Verbundföderalismus am Beispiel der USA
Dualer Föderalismus
Kompetenzen voneinander getrennt
Staaten müssen Haushalt selber zusammen bekommen
Kein Anlass zu Kooperation zwischen Ebenen
Beziehungen sind freiwillig, es gibt keine Zwangsverhandlungen
Verbundsföderalismus
Verbundene Kompetenzen
Gemeinsame Steuereinnahmen die vom Zentralstaat verteilt werden
Zwangsverhandlungssystem: Ebenen müssen miteinander kooperieren
Dualer vs. Verbundsföderalismus
Unterscheidung anhand von drei Kriterien
Getrennte oder verbundene Kompetenzen
Getrennte oder verbundene Ressourcen
Intergouvernementale Kooperation als freiwillige oder als Zwangsbeziehung
Unterscheidung an den Beispielen USA und Deutschland
Dualer Föderalismus: USA
Erstes föderales und demokratisches System
Ausgangspunkt: Konföderation unabhängiger Staaten (keine vorherige Monarchie)
-> Hauptkompetenzen bei den Staaten
-> Bund: Geld für Kriege gegen Großbritannien
-> Staaten schließen sich zu Bundesstaaten zusammen
Nach dem Ende des Bürgerkriegs: Vorrang von Bundesrecht
Getrennte Kompetenzen
Föderalismus erfasst alle Institutionen (Bspw. auch Präsidentenwahl
Kompetenzverteilung zwischen Bund und Einzelstaaten (Enumerierte Kompetenzen des Bundes in Artikel I der Verfassung und im 10. Ergänzungsartikel)
-> alle nicht erwähnten Kompetenzen liegen bei den Einzelstaaten
Charakterisieren Sie in Grundzügen den deutschen Föderalismus! (10 Punkte)
Verbundsföderalismus: Deutschland
Lange Tradition des Bundesrates, nicht zwangsweise des Föderalismus
Kaiserreich
Preußische Hegemonie: Zwar viele Einzelstaaten, doch Preußen verfügt über Sperrminorität im Bundesrat
Keine eigene Steuerhoheit des Reiches, abhängig von Gliedstaaten
Weimarer Republik
Einheitsstaat mit dezentralen Tendenzen
Reichsrat verfügt nur über schwache Kompetenzen
Bundesrepublik
Ziel: Abgeschwächte Bundesratslösung, nicht völlig gleichrangig mit dem Bundestag
Tatsächlich: Bundesrat heute bei 2/3 aller Gesetze beteiligt (Zustimmungsgesetzgebung/ Einspruchsgesetzgebung)
Steuerverbund, Steuergesetzgebung mit Gleichberechtigten
Kompetenzen des Bundesrats, geteilte Finanzverwaltung, vertikaler und horizontaler Finanzausgleich
Kompetenzverteilung
Ausschließliche Gesetzgebung des Bundes: Gesetzgebungs-zuständigkeiten des Bundes klar umschrieben (Art. 73 GG):
auswärtige Angelegenheiten,
Währungs-und Geldfragen,
Verteidigung und Schutz der Zivilgesellschaft etc.
Schreibt das GG nicht dem Bund die Gesetzgebung zu, so haben die Länder das alleinige Recht zur Gesetzgebung (Art. 70 GG)
Konkurrierende Gesetzgebung:
die Länder haben die Befugnis zur Gesetzgebung, solange der Bund davon nicht gebraucht macht
Gemeinschaftsaufgaben:
Bund und Länder planen und finanzieren gemeinsam (Küstenschutz, Hochschulbau, etc.)
-> Einstimmigkeitsprinzip, kosten werden geteilt
Zusatz:
Europaangelegenheiten:
Länder müssen miteinbezogen werden: Abtretung von Hoheitsrechten an die EU-Ebene nur mit einer 2/3Mehrheit im Bundesrat
Ausschließliche Gesetzgebung der Länder
Polizei, Bildung und Kultur, Presse- und Rundfunkwesen
Rahmengesetzgebung
Für Materien der konkurrierenden Gesetzgebung; gibt es seit der Föderalismusreform 2006 nicht mehr
Verwaltung
Dominanz der Länder
Finanzverfassung
Einnahmen beim Bund werden verteilt
Gemeinsame Ressourcen
Finanzverfassung:
Steuerbund: ein einheitliche Eintreibung der Steuern
Steuergesetzgebung: unter Gleichberechtigung des Bundesrates
Beide Ebenen erhalten gewisse Steuern:
Landessteuer: Vermögens- und Erbschaftssteuer
Bundessteuer: MwSt, Zölle, Tabak, Mineralöl, Versicherungssteuer
Gemeinschaftssteuern
Lohn-und Einkommenssteuern werden nach einem bestimmten Schlüssel verteilt (vertikaler Finanzausgleich)
Länderfinanzausgleich
Finanzausgleich zwischen den Ländern (horizontaler Finanzausgleich)
Intergouvernementale Beziehungen
Bund-Länder-Komissionen:
Bspw. Finanzplanungsrat
Länder-Koordinierung: Kultusministerkonferenz
Bspw. Kultusministerkonferenz
Vergleichen Sie die Verfassungsgerichtsbarkeit in Deutschland und in den USA!
Grenzen Sie direkte von repräsentativer Demokratie ab! Welche Rolle spielt direkte Demokratie in Deutschland, Großbritannien und in den USA? (10 Punkte)
a. Direkte Demokratie
Unmittelbare Mitbestimmung des Einzelnen an politischen (Sach-)Entscheidungen
Volkswille entscheidet sich in Abstimmungen oder Referenden
b. Repräsentative Demokratie
Beteiligung des einzelnen durch Wahlen von Repräsentanten
Delegationsprinzip (Abgeben von Entscheidungsbefugnissen)
Volkswille äußert sich durch Wahlen
Die „institutionelle“ Demokratie
Direkte Demokratie
Entscheidungen über Sachbestimmungen werden von der Gesamtheit (der stimmberechtigten) Bürger getroffen
Repräsentanten sind nicht vorgesehen
Direktdemokratische Elemente sind in vielen Staaten vorhanden, finden aber vergleichsweise selten Anwendung
Direkte Demokratie - Vergleich
Deutschland
Keine direktdemokratischen Elemente auf Bundesebene außer bei Veränderung des Bundesgebiets
Auf Länderebene unterschiedliche Ausgestaltung von Volksabstimmungen und Volksinitiativen
Großes Ausmaß von Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene
Großbritannien
Steht im Konflikt mit der stark ausgeprägten Parlamentssouveränität (Seit den 1970er Jahren verstärkt Referenden)
Konvention: Volksentscheide bei wichtigen Fragen (Währungsunion, Austritt aus der EU)
USA
Keine direkte Demokratie auf Bundesebene
JE weiter südlich und westlich ein Bundesstaat liegt, desto mehr direkte Demokratie hat er
Wie läßt sich erklären, daß zahlreiche westeuropäischen Demokratien zugleich Monarchien sind?
Im Laufe der Zeit haben sich viele Monarchien in Europa zu konstitutionellen Monarchien entwickelt, das heißt, dass ihre politische Macht stark eingeschränkt wurde und lediglich symbolische bzw. zeremonielle Funktionen beibehalten wurden
Macht durch Verfassung und demokratische Institutionen eingeschränkt
hängt zum Teil mit breiter Akzeptanz der Bevölkerung zusammen -> viele Leute schätzen Kontinuität und Stailität
auch zum Teil Bestandteil nationaler Identität und Kultur
Einige Monarchien durch Revolutionen oder auch nach Weltkriegen durch eine neue Nachkriegsordnung stark beschränkt oder größtenteils abgeschafft
Zuletzt geändertvor 10 Monaten