o Motiv eines Akteurs besteht darin, einer anderen Person zu helfen (schwer nachzuweisen, da Gründe für nur scheinbar altruistisches Verhalten, immer nachgewiesen werden können)
o Definition der Evolutionsbiologen und -psychologen, sowie Verhaltensökonomen: Ein Verhalten ist dann altruistisch, wenn eine Person eigene Ressourcen aufgibt, ohne zu erwarten, hierfür materiell belohnt bzw. entschädigt zu werden.
-Jean Jacques Rosseau ging 1754 von der Theorie des „noble savage“ aus – der Mensch sei von Natur aus gut (moralisch, hilfsbereit, ehrlich, freundlich) – werde aber von der Zivilisation korrumpiert
o Zivilisation sei keine Errungenschaft, sondern etwas durchweg Negatives, da die Menschen von ihrem Ursprung abgebracht werden würden
-Ähnlich sehen es bspw. Karl Marx (mit Verweis auf Rosseau) und die deutsche Romantik
-Aktuelle Befürworter der Denkschule des Optimismus sind Michael Thomasello und Frans de Waal
==> Optimisten verorten das Böse in externen Handlungen
==> Der Mensch ist im Wesentlichen selbstsüchtig – hält sich nur an Regeln, weil die Gesellschaft ihn dazu zwingt
· Siehe Theorien von Thomas Hobbes (1651) und Machiavelli (1532)
o Hobbes These ist, dass das menschliche Wesen sich andauernd in einem Krieg gegen sich selbst befindet – und permanente Anarchie und Angst um die eigene Haut den menschlichen Geist beherrschen – dies bedingt das Bedürfnis der Menschen nach einem Anführer oder einem König
o Machiavelli wiederum hat einen Ratgeber für Fürsten oder Könige geschrieben, in denen er dazu rät so viel wie möglich zu lügen und zu intrigieren um die eigene Macht zu stärken
o Seine Theorien über die Libido besagen, dass die sexuellen Motive des Menschen allesamt egoistisch seien
o Seine Theorien über Thanatos (Todestrieb) besagen, dass uns Menschen ein (Selbst)-Zerstörungsdrang zu eigen ist, wegen dem wir großen Spaß an Schmerz und Zerstörung haben – sowohl anderen gegenüber, als auch uns selbst
-Die Theorie neoklassizistische Ökonomietheorie des Homo Oeconomicus geht ebenfalls von einem Menschen aus, der zwar zu 100% rational handelt, aber auch zu 100% auf eigene Interessen bedacht ist
o rein egoistische Homo oeconomicus eignet sich weder zur Beschreibung des modernen Menschen noch als Erfolgsrezept für das Funktionieren in einer komplexen physikalischen und sozialen Umwelt – da unsere Vorfahren schon in der Lage sein mussten mit anderen zu kooperieren und sich auch an den Interessen anderer zu orientieren
-Laut einigen Evolutionsbiologen macht es für den Menschen (oder irgendeinen anderen Organismus) auch gar keinen Sinn altruistisch (von Biologie nicht vorgesehen) und nicht egoistisch zu sein – denn je mehr eigene Ressourcen er hat, desto höher sind seine Überlebenschancen
o Da aber altruistisches Verhalten definitionsgemäß die Menge eigener Ressourcen mindert, ist es maladaptiv, senkt den Reproduktionserfolg und sollte sich deshalb evolutionär nicht durchgesetzt haben.
-Sowohl die Forschung, als auch alltägliche Beobachtungen zeigen, dass der Mensch die Fähigkeit hat in hohem Maße rücksichtlos und gewalttätig zu sein – aber auch sehr hilfsbereit und altruistisch sein kann
-Dabei besteht stets das moralische Dilemma, dass der Mensch zwar fair sein will – vor allem aber auch fair erscheinen will
/ Fair erscheinen ist deswegen sinnvoll, weil altruistische Menschen einen Selektionsvorteil haben – andere sehen sie als attraktiver an, als egoistische Menschen (d.h. wir gehen lieber mit altruistischen Menschen eine Bindung ein)
/ Trotzdem nutzt der Mensch aber auch gerne jede sich bietende Ausflucht, um sich einen Vorteil zu suchen
o Menschen akzeptieren für sich selbst oft Ausreden, die sie bei anderen niemals gelten lassen würden, d.h. sie sind in der Beurteilung über sich selbst milder, als in ihrer Beurteilung über andere
o So machen Täter ihre Schuld stets klein – Opfer stufen ihr Opfersein aber auch besonders hoch ein – wo ein neutraler Beobachter evtl. zu einem Mittelmaß kommen würde
==> wir nehmen uns selbst viel prosozialer war, als wir eigentlich sind – und sind nie neutral, d.h. hier liegt ein systematischer Wahrnehmungsbias vor
/ wir nehmen aber auch unsere Mitmenschen als weniger prosozial wahr, als sie eigentlich in Wahrheit sind
„Auskommen“ vs. „Weiterkommen“ (getting along vs. getting ahead) – stetiger systematischer Kampf, der im Hintergrund läuft
o Meistens Kompromiss: Ich nutze die Regeln zu meinen Gunsten, breche sie aber nicht so eklatant, dass ich mir den Zorn meiner Mitmenschen zuziehe. Wir schummeln ein wenig, aber wir vermeiden Fehlverhalten, das z dramatischen Sanktionen führen würde
o völlige Überschneidung der Interessen – Ziele sind nur gemeinsam zu erreichen (Kooperation)
o völlige Interessenkollision (Nullsummen-Situationen), d.h. kein gemeinsames Interesse und kein möglicher Kompromiss
o teilweise Überschneidung von Interessen („mixed motive “ Situationen)
/ fast alle Interaktionssituationen zwischen Menschen fallen in diese dritte Kategorie
/ bspw. müssen gerade Paare akzeptieren, dass der andere evtl. einfach anders tickt – dann müssen Kompromisse gefunden werden
==> prosoziales Verhalten als aufgeklärtes Eigeninteresse
==> häufig „geben“ wir nicht, weil wir geben wollen, sondern weil wir uns dazu gezwungen fühlen
o Siehe Identifiable Victim Effect, d.h. unsere Bindung und unser Mitgefühl gegenüber einem offensichtlichen Opfer ist relativ groß
/ Die menschliche Hilfsbereitschaft steigt, wenn Opfer einen Namen und ein Gesicht haben und wir uns in seine Lage hineinversetzen können
/ Diese kann die Hilfsbereitschaft steigern, aber auch zu ineffizienten Entscheidungen führen (spende ich anstatt an die Pandas, nicht eigentlich sinnvoller an Kinder in Afrika?)
/ Auf der anderen Seite haben wir Schwierigkeiten große abstrakte Probleme (bspw. den Hunger in Afrika) zu lösen – Menschen können sich einzelnen Individuen gegenüber stark empathisch zeigen, haben aber große Schwierigkeiten damit haben, die Interessen großer, abstrakter Kollektive zu berücksichtigen
/ Akzeptanz der Begrenztheit der eigenen Hilfsbereitschaft
/ Einsatz altruistischer Ressourcen mit dem Ziel pro Zeit und Geldeinheit // oder den größten Nutzen zu erzielen, d.h. ökonomisch sinnvolles Helfen
/ Denkschule ganz neu (ca. 2015)
o Am meisten altruistisch handeln wird meist Menschen gegenüber, die dieselben Gene mit uns Teilen, d.h. unseren Verwandten gegenüber
o Aber auch der Faktor des reziproken Altruismus darf nicht vergessen werden – wird handeln nett, weil wir erwarten, dass unser Gegenüber später ebenfalls nett uns gegenüber handeln wird (direkte Reziprozität) – ggf. auch andere Gruppenmitglieder (indirekte Reziprozität)
o Der Mensch bestraft aber auch antisoziales Verhalten (durch soziale Sanktionen) – aus Angst davor handeln wiederum viele Menschen prosozial
==>Prosoziales Verhalten bezog sich dort stets nur auf Mitglieder des eigenen Stammes - Alle anderen sind erstmal Feinde – dieses tribale Erbe tragen wir noch heute in uns und denken in solcherlei Verhaltensmustern
==> Selbstidentität
-menschliches Verhalten sowohl beeinflusst ist von unseren Genen (d. h. von unserem evolutionären Erbe) als auch von kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, sowohl von der Persönlichkeit eines Menschen als auch von der konkreten Situation, in der er agiert – Menschen halten sich an soziale Regeln nicht nur aus Angst vor Sanktionen, sondern auch, weil sie bestimmte Regeln und moralische Grundsätze internalisiert haben
-plausibel, dass Homo sapiens eine (individuell variierende) grundlegende Bereitschaft hat, sich an die in seiner Lebenswelt (Familie, Betrieb, Kultur) herrschenden Spielregeln zu halten, gleichzeitig aber seinen eigenen Nutzen nicht aus dem Auge verliert
Zuletzt geändertvor einem Jahr