Bennen Sie die zentrale Aufgabenstellung der Politikdidaktik? (2 Punkte)
- Theoretische Klärung der Inhalte und Ziele vom Unterricht in Politik und Gesellschaft inklusive deren Begründungen
- Erziehung eines mündigen Weltbürgers der politischen Urteilsfähigkeit und Handlungsfähigkeit besitzt
Benennen sie die wesentlichen Stationen der Geschichte der schulischen politischen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland vor 1945. (4 Punkte)
- Kaiserreich (1871-1918) wurde zum Instrument zur Sicherung von Macht und der monarchischen Herrschaftsordnung. Einführung des Fachs „Staatsbürgerkunde“. (Monachielegitimation)
- Weimarer Republik (1919-1933) soll die Demokratie durch ein Unterrichtsfach gefestigt werden (Schulfach als Verfassungsgebot). Trotz didaktischer/ PB-Konzepte mit demokratischem Kontext kommt es nicht zur Umsetzung. (Demokratielegitmation)
- Nationalsozialismus (1933-1945) wurde die politische Erziehung auf das Erziehungswesen (Schule) und Staat übertragen. Politisierung aller Lebensbereiche (Schule, Arbeit, Alltag, Sport). Dadurch fehlte es an Freiraum für individuelles Denken und Handeln. Politische Bildung ist hier eher Formierung als Pädagogik. absoluter Gehorsam
Benennen sie die wesentlichen Stationen der Geschichte der schulischen politischen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1949 und 1990. (4 Punkte)
- doppelte Kontroverse, ob politische Bildung Schulfach werden sollte
- 60er Professionalisierungsphase: eigenständige Disziplin etablieren, bekommt eigene Professur,
- später 60 & 70er Konfrontationsphase,
- nachkonzeptionelle Phase
1945 Potsdamer Abkommen
1950 KMK Unterrichtsprinzip PB
1960er Didaktische Wende (Urteils- und Handlungsfähigkeit)
1970 Polariisierung Beutesbacher Konsens: Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot, Schülerorientierung
1980 Stagnation
Skizzieren Sie kurz die politische Unterweisung von Schüle-rinnen und Schülern in der DDR! (4 Punkte)
- politische Bildung als Mittel zur Herrschaftssicherung der SED (legitmation der SED-Diktatur durch PB)
Keine eigenständige Meinungs- und Urteilsbildung
- Ziel: sozialistische Erziehung
- Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems
- Erst „Gegenwartskunde“ als Unterrichtsprinzip, dann 1957 Einführung Pflichtfach „Staatsbürgerkunde“ ohne Fachlehrerbildung, sondern linientreue Lehrkräfte. Unterweisung auch im Fach Deutsch, Geschichte und Wehrunterricht.
- Politische Unterweisung auch in Kindergärten und Jugendorganisationen
Nennen sie einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede der politischen Unterweisung von Schülerinnen und Schülern zur Zeit des Nationalsozialismus und in der DDR. (4 Punkte)
Gemeinsamkeiten:
- Sowohl die NSDAP als auch die SED setzten dabei sehr stark auf parteinahe Jugendorganisationen – Hitlerjugend/Bund Deutscher Mädel, Freie Deutsche Jugend
- In den beiden deutschen Diktaturen war die politische Erziehung im Sinne der weltanschaulichen Doktrin der herrschenden Partei eine wichtige Rolle
Ideologische Ausrichtung (Legitmation)
Instrumentalisierung des Bildungssystems (Indoktrination)
Unterschiede:
- NS auf Durchdringung anderer Fächer mit der NS-Ideologie, insbesondere von Biologie, Geschichte und Deutsch sowie auf emotionalisierende Veranstaltungen wie Schulfeiern
- DDR auf Anspruch der Wissenschaftlichkeit ihrer ideologischen Grundlage, des Marxismus-Leninismus, zu untermauern.
National -> Marxismus
Politisierung aller Fächer und einzeles Fach Staatsbürgerkunde
1. Nennen Sie einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede der politischen Bildung in der Weimarer Republik und in der Bundesrepublik. (4 Punkte)
- Weimar:
o Notwenigkeit politischer Bildung durch schnellen Umbruch
o Verfassungsgebot Schulfach Staatsbürgerkunde
o In Praxis unterlaufen (Republik oder Republikaner)
o Falsche Rücksichtnahme auf Demokratie-Gegner, bereits im Verfassungstext
- Bundesrepublik:
o Kein Verfassungsgebot
o Keine falsche Rücksichtnahme auf Verfassungsgegner
o Notwenigkeit von PB durch Nationalsozialismus, Re-Education
o Bis 1960 Debatte um Schulfach vs. Unterrichtsfach (didaktische Wende und Professionalisierung, Beutelsbacher Konsens)
Erläutern Sie den Begriff der Handlungsorientierung im Kontext der politischen Bildung! Nennen Sie zwei Vorteile (mindestens zwei), die man mit handlungsorientiertem Politikunterricht üblicherweise verbindet! (3 Punkte)
- Handlungsorientierung ist ein Sammelbegriff für verschiedene pädagogische & didaktische Konzepte. Das Handeln der Lernenden ist das leitende Unterrichtsprinzip
- Ziel ist die Lernenden zum politischen/ sozialen Handeln zu befähigen, durch z.B. Lehr-Lern Methoden (handlungsbezogen) : Expertengespräche, Praxiskontakte, Betriebspraktikum, (Pro & contra Debatte, Podiumsdiskussionen, Talkshow,
- Motivation spielt dabei große Rolle, damit Lernende mehr Begeisterung beim Lernen bekommen, wenn experimentiert, gespielt oder erzählt wird
- großes Potenzial: Erwerb von Partizipationsfähigkeit & demokratische Einbindung der SuS
- Erziehung zum mündigen Weltbürger, der selbstständig politisch urteilt und demnach handelt
Zusatz: Nachteile
- Gefahr der Verantwortungsdelegation: Aufgabe der Lehrkräfte ist Unterstütze und Strukturieren, Berater/Moderatorfunktion der LK
- Probleme bei Gruppenarbeiten: Aktivität anderer wird vermindert
- Effektivitätsbedenken: handlungsorientierter Unterricht sehr zeitintensiv
- Verstärkung ungleicher Lernchancen: Lernstarke Schüler profitieren
Erklären Sie, was Multiperspektivität von Kontroversität unterscheidet und begründen sie die didaktische Relevanz von Multiperspektivität und Kontroversität im Politikunterricht. (4 Punkte)
- Multiperspektivität ist ein Kernelement der PB: Es wird eine Vielfalt an Motiven/Theorien oder Methoden im Unterricht benötigt, um verschiedene Perspektiven von Akteuren oder Gruppen einnehmen zu können. Dadurch wird die Kritik- und Urteilsfähigkeit der SuS gefördert. => Anregen zur Perspektivenübernahme
Wirklichkeit nicht als einziges Ganzes beschreibbar, sondern als Vielzahl einzelner Fakten/Ideen, die sich unterschiedlich zueinander in Beziehung setzen lassen
- Kontroversität ist eine besondere (konflikthafte Form) von Multiperspektivität. Dabei geht es um besondere/umstrittene Perspektiven. Agree to disagree= Übereinstimmung, dass man sich nicht übereinstimmt. Kontroversität als Teil des Beutelsbacher Konsens: Balance Akt in der PraxisOffenbarung eigener Standpunkt, Korrekturfunktion der Lehrkraft Generalprinzip der PB
Aufgabe: durch unterschiedliche Methoden/Textquellen/Sichtweisen auf P/G/W (Diskussion pro/kontra) nachzeichnen der Wirklichkeit unter Wiederspiegelung der Kontroversität (verschiedene Zeitungen, Medien)
Ziel: anregen zur Perspektivenübernahme (Kann Spaltung verhindern!)
Nennen Sie zwei konkrete Möglichkeiten, das Prinzip des exemplarischen Lernens im Politikunterricht anzuwenden! (2 Punkte)
- Lernen mit personalen Vorbildern
- Narrative Politikdidaktik (z.B. mit Erzählungen arbeiten)
- Genetisches Lernen (Veranschaulichung am Einzelfall)
- Lernen mit und Arbeiten an Fällen (Abhänigkeit von russischen Gas)
Generisches Lernen:
Rückwandlung von Gegenständen in lebendige Handlungen; Reflexionsmodell (Ist das so?) Gewissheitsmodell (Das ist so!)
Arbeit an Fällen:
Geeignet für Einstieg & Übung z.B. Abhängigkeit von russischem Gas; SuS treffen Entscheidungen zur Lösung eines Falls durch Analyse
Wolfgang Hilligen skizziert in seiner fachdidaktischen Konzeption existentielle Probleme (Schlüsselprobleme). Zeigen Sie für eines dieser Probleme die damit verbundenen Gefahren und Chancen auf und verdeutlichen Sie dies anhand je eines aktuellen politischen Beispiels. (5 Punkte)
Schlüsselprobleme:
- Globale Interdependenz
- Technisch- industrielle Massenproduktion
- Massenvernichtungswaffen
- Umweltzerstörung
- Medien
Globale Interdependenz: Kontrollverlust vs. Regulierung und Kooperation z.B. Volkswirtschaften sind abhänig und angreifbar bei Lieferketten (Medikamentenengpässe)
Technisch- industrielle Massenproduktion: Fremdbestimmung, Ungleichheit, Arbeitslosigkeit vs. höherer Lebensstandard, mehr Freizeit z.B. Mindestlohn, 4-tageWoche, Homeoffice
Massenvernichtungswaffen: Selbstverteidigung vs. Frieden z.B. NATO-Erweiterung, Sondervermögen
Umweltzerstörung: Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen vs. Ökologische Transformation z.B. Klimagesetz, Kohleausstieg, Energiegeld
Medien: Informationsmonopole, Verzerrung vs. Informationsfreiheit, Vielfalt z.B. Regulierung und Entflechtung von Konzermem
Vergleichen Sie die beiden Ansätze Problemorientierung und Konfliktorientierung mit Blick auf die jeweils bevorzugte Makromethode und dem Schwerpunkt (gemeint ist hier eine der zentralen Kompetenzdimensionen der Politischen Bildung). (4 Punkte)
Problemorientierung bevorzugt Problemstudien und zielt vor allem auf die politische Urteilsfähigkeit, analyse und problemlösefähigkeit. Bezieht sich auf die Lebenswelt
Konfliktorientierung bevorzugt Konfliktanalysen und fördert die politische Handlungsfähigkeit. Demokratisierung und Emanzipation im Vordergrund.
Nennen sie zwei wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Ansätzen Problemorientierung und Konfliktorientierung. (4 Punkte)
Erläutern Sie einen didaktischen Ansatz bzw. ein didaktisches Konzept interkulturellen Lernens! (3 Punkte)
Ethnische Spurensuche:
- Herkunft von Fremd- Wörtern und Familiennamen analysiert.
- Hintergründe und Wurzeln gesetzlicher Feiertage in DE
- Analyse von kulturspezifischen Ritualen/Gesten/Symbole
- Zentrale Erkenntnis: ethnische Homogenität ist eher eine Ausnahme
- Erforschung von Migration/interkulturelle Stadtpläne
Globale Lernen:
- Sensibilisierung für globale Wirkungszusammenhänge & weltweite Folgen/Anpassung des individuellen Lebensstils
- Global denken/ lokal handeln Verbindung von globaler Perspektive & Identifikation pol. Maßnahmen vor Ort
- Teil von BNE setzt an globale Problemzusammenhänge, Personen, Produkten oder Ländern an
Sprachliche/kulturelle Allgemeinbildung:
- Verständnis von Sprache als Medium der Identitätskonstruktion
- Bedeutung von Mehrsprachigkeit (deutsch, russisch, türkisch)
- Sensibilisierung für (nonverbale) interkulturelle Kommunikation: Dialog unter Taubstummen, Händeschütteln als kulturspezifisch
Antirassistische Erziehung:
- Analyse struktureller Herrschaftsbeziehungen
- Veränderung rassistischer Wahrnehmungsmuster
- Anti-Aggressions-Training (Ziel: veränderte Einstellung/Sensibilität)
Inwieweit unterscheiden sich die Ansätze Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung? (2 Punkte)
- BNE weiter gefasst
- neben Umweltbildung auch Aspekte globaler Gerechtigkeit (z.B. fairer Handel)
Nennen sie kurz die wichtigsten inhaltlichen Schwerpunkte des Ansatzes Bildung für nachhaltige Entwicklung. (2 Punkte)
- Ziel: Berücksichtigung der Faktoren Ökologie, Ökonomie, Soziales inklusive ihrer Auswirkungen und Entwicklungen; Einbettung in frühkindliche, schulische Lernformen
- Themen: Umwelt/ Klimaschutz, Produktion/Konsum, Armutsbekämpfung, globale Gerechtigkeit, Frieden/Demokratie/Menschenrechte
Beutelsbacher Konsens: Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot
Umweltbildung:
- Verantwortungsbewusster Umgang mit der Umwelt & natürlichen Ressourcen und deren Zusammenhänge
- Verständnis für persönliche/politische/soziale/gesellschaftliche Zusammenhänge
- Befähigung zu Kritik und Entwicklung von Alternativen (Utopiefähigkeit)
Stellen Sie den Unterschied zwischen Radikalismus und Extremismus dar und bewerten Sie anhand konkreter programmatischer Forderungen, inwieweit es sich bei der AfD um eine radikale oder gar extremistische Partei handelt.
Extremismus“ bezeichnet politische Bestrebungen, die im Widerspruch unserer freiheitlich-demokratischen Verfassungsordnung stehen.
Als „Radikalismus“ werden politische Ziele und Maßnahmen bezeichnet, die zwar sehr umfassend und einschneidend sind, aber sämtlich im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Verfassungsordnung realisiert werden können.
Die AfD kann als radikale Partei im Sinne dieser Definition gelten, denn sie strebt eine weitgehende Auflösung des individuellen Grund-rechts auf Asyl, die Beschränkung der deutschen Staatsangehörigkeit auf von Deutschen abstammenden Personen oder eine Privilegierung deutscher Staatsangehöriger bei der Altersvorsorge an. Die Frage ob die AfD auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht, oder ob sie zumindest zum „weichen“ Extremismus zu zählen ist, wird kontrovers betrachtet.
Gegen einen extremistischen Status spricht, dass die meisten Forderungen der Partei problemlos im Rahmen des Grundgesetzes zu verwirklichen wären und dass die Partei demokratische Beteiligungsrechte (Volksbegehren, Volksentscheid) eher ausbauen als einschränken möchte. Dafür spricht, dass die von der Partei angestrebte deutlich erschwerte Einbürgerung von auch hier geborenen- Menschen ausländischer Abstammung die Frage aufwirft, wie demokratisch es ist, hier ansässige Personen derart auszuschließen. Zudem müssen prominente Vertreter wie der thüringische Fraktionsvorsitzende Björn Höcke als zumindest der freiheitlich-demokratischen Grundordnung kritisch eingestellt betrachtet werden. Auch der stellenweise erhobene Ruf nach einem Schusswaffengesetz und bewaffnete Personen an der deutschen Grenze lassen sich nicht mit dem Gebot des Grundgesetzes in Einklang bringen.
Verdeutlichen sie den Unterschied zwischen Radikalismus und Extremismus anhand von Beispielen für politische Maßnahmen, die linksradikale vermutlich umsetzen würden, wenn sie über parlamentarische Mehrheiten verfügen würden. Vergleichen sie diese mit Maßnahmen, die Linksextreme ergreifen würden. (6 Punkte)
Beispiele Links:
- Enteignung von Grundbesitz ohne Entschädigung
- Verbot von rechtskonservativen & nationalistischen Parteien (rechte Parteien)
- Kampf gegen Antifaschismus
- Abschaffung Kapitalismus
- Forderung klassenlose, sozialistische herrschaftsfreie Gesellschaft
Radikale: Enteignen, Verstaatlichen, bedingungsloses Grundeinkommen
Was unterscheiden Radikalismus und Extremismus? Erläutern Sie den Unterschied anhand einiger Beispiele von politischen Maßnahmen (mindestens vier), die Radikale in Deutschland vermutlich umsetzen würden, wenn sie über parlamentarische Mehrheiten verfügen würden! (6 Punkte) (man kann sich auf links und/oder rechts beziehen)
Extremismus: politische Bestrebungen, die im Widerspruch unserer freiheitlich-demokratischen Verfassungsordnung stehen.
Radikalismus: politische Ziele & Maßnahmen, die zwar umfassend & einschneidend sind ABER im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Verfassungsordnung realisiert werden können.
Beispiele Rechts:
- Beschränkung von Sozialleistungen auf rein Deutschstämmige
- Abschaffung des Grundrechts auf Asyl
- Sozialversicherungen nur für Deutsche
- Frauen mehr in Mutterrolle zurück
- Ausländerfeindlichkeit
Allgemein:
- Weitgehende Beschränkung der Staatsbürgerschaft auf von deutsch abstammenden Personen
- Stärkere Umverteilung von Einkommen & Vermögen
Erläutern Sie das Dilemma, in dem sich die Demokratie befindet, wenn Sie mit einer Bevölkerungsmehrheit konfrontiert ist, die Demokratie als Regierungsform ablehnt (4 Punkte)
freiheitliche Demokratie ist immer in Dilemma im Umgang mit antidemokratischen & illiberalen Meinungsäußerungen
- Werden diese Meinungen unterdrückt, verstößt man gegen Grundrecht Meinungsfreiheitstellt Grundüberzeugung der Herrschaft der Mehrheit des Volkes in Frage
Preisgabe Demokratie: Verstoß gegen Grundüberzeugung
Erhalt Demokratie: Verstoß gegen Mehrheitsprinzip
- Dilemma der von antidemokratischen Mehrheit bedrohter Demokratie:
− Preisgabe Demokratie: Verstoß gegen Grundüberzeugung
− Erhalt Demokratie: Verstoß gegen Mehrheitsprinzip
- Ewigkeitsklausel: Unveränderbarkeit von Art 1 & Art. 20 & Mitwirkung Länder Gesetzgebung
- Verbot verfassungswidriger Vereinbarungen
- Grundrechtsverwirkung
- Widerstandrecht
Erläutern sie das Dilemma, in dem sich von einer antidemokratischen Bevölkerungsmehrheit herausgeforderte Demokraten befinden. Stellen sie kurz die Vor- und Nachteile des Konzepts der wehrhaften Demokratie (streitbare Demokratie) gegenüber. (6 Punkte)
- freiheitliche Demokratie ist immer in Dilemma im Umgang mit antidemokratischen & illiberalen Meinungsäußerungen
- Werden diese Meinungen unterdrückt, verstößt man gegen Grundrecht Meinungsfreiheit stellt Grundüberzeugung der Herrschaft der Mehrheit des Volkes in Frage
Vorteil:
- Einschränkung des Grundrechts freie Meinungsäußerung durch §130 & Beamtenrecht bei antidemokratischen Aussagen
- Durch Grenzziehung wird Möglichkeit, dass Verfassungsfeinde gegen Verfassung handeln verhindert
Nachteil:
- Grenzziehung schwierig zwischen erlaubte & verbotene Aussagen
- Wenn Meinungsfreiheit zu sehr eingeschränkt Verstoß Grundrecht Mehrheit darf Gegner nicht unterdrücken
Diskutieren Sie die Frage, ob in einer freiheitlichen Demokratie mündliche und schriftliche Äußerungen erlaubt sein sollten, die die freiheitlich-demokratische Ordnung ablehnen! Stellen Sie hierbei unter Nennung von Beispielen die geltende Rechtslage in Deutschland und hiermit verbundene Problematiken kurz dar! (
Konzept wehrhafte Demokratie:
Erläutern Sie die Extremismus-Präventionsstrategie der Kontaktintervention
Vorurteile & Menschenfeindlichkeit durch persönliche Begegnung abbauen
- persönliche Gespräche/Begegnungen z. B. internationaler Schüleraustausch oder Austausch von Religionen
- Zentrale Idee: Vorurteilen durch persönliche Begegnung begegnen!
- z.B. Schülerinnen D-F, D-Il
- vgl. Vermittlung von Minderheiten
- im schulischen Kontext besonders geeignet u.a. da
- vergleichbarer Status der Beteiligten, Alter
- Einbettung in (kontrolliertes) autoritäre-hierarchisches System
- Gemeinsame Aufgabe wichtig!
Welche Präventionsstrategien stehen der politischen Bildung gegen Extremismus zur Verfügung? Nennen Sie zwei Ansätze und beschreiben Sie die hiermit verbundenen Voraussetzungen, Potenziale und Einschränkungen!
Partizipation:
- Engagement der SuS wertschätzen & auf Vorschläge der SuS zur demokratischen Willensbildung eingehen
- Durch z.B. offene Diskussionen über Rollenerwartungen Klassen/ Schülersprecher, Zeit für Beratungen der Klasse einräumen
- SMV-Arbeit auch für nicht Gewählte
- Nur im Gesetzlichen Rahmen Schule begrenzt, kann net jeden Wunsch erfüllen & Vorprägung durch Eltern schwierig
Wertschätzende Interaktionsqualität:
- Positive & negative Erfahrungen prägen die Schulzeit Auslachen & Ausgeschlossen sein vermeidenSchutz vermitteln
- LK- S Beziehung: Bei Bewertungen im Unterricht Abwertungen vermeiden, Wertschätzung
- S- S Beziehung: bei Abwertung zwischen SuS, LK durchbricht & schützt Opfer
- Verhinderung dass Mobbing Opfer sich rechtsextremen Gruppen anschließen um Anerkennung zu finden
- Wirksamkeit begrenzt ->Schule nur eine Sozialisationsinstanz
Lehrer-Schüler-Beziehungen:
Wertschätzung und emotionale Zuwendung!
− fachliches Lernen: Abwertungspotenzial durch (negative) Leistungsbewertung
− Sanktionierung: prosoziale Botschaften! (Appelle, Belohnung ¹ Strafe, Schuld …)
− Einzelgespräche in Ergänzung Plenarunterricht
Schüler-Schüler-Beziehungen:
Abwertungsdynamik durchbrechen/Opfer schützen!
− z.B. basisdemokratische Entscheidungselemente (Klassenrat)
− gemeinsam erarbeitete wertschätzende Gesprächsregeln
− Konfliktbearbeitungstraining
Erläutern sie zwei dieser Extremismus- Präventionsstrategien: Wertschätzung von Schüler/innen – Partizipation- wertschätzende Interaktion im Unterricht- Vermittlung von Wissen zu Demokratie und Rechtsstaat- UND Kontaktintervention- Reaktionen auf Hassrede und Abwertung. (6 Punkte)
Wissensvermittlung zu Demokratie/Rechtsstaat:
- Funktionsweise & Sinn der freiheitlich-demokratischen Ordnung klären
- Aufklärung Rechtsextremismus/Stereotype
- Wissen über andere Länder/Kulturen
- Medienkritik/Kompetenz
- Erkennen von rechtsextremen Angeboten als Aufgabe der politischen Bildung
reaktives Handeln:
- Herausforderung LK: rechtsextreme Einstellungsfacetten m schulischen Kontext erfordern LK muss schnell reagieren
ABER Reaktion muss pädagogisch adäquat sein z.B. Hassrede
Skizzieren Sie das Mediensystem der Bundesrepublik Deutschland in Grundzügen! (5 Punkte)
Im Bereich Rundfunk zeichnet sich DE durch duales System aus.
- Beitragsfinanzierter Öffentlich- rechtlicher Rundfunk ->Binnenpluralität: Grundversorgung der Bürger mit Infos, Bildung & Unterhaltung z.B. ARD/ZDF
- Privater Rundfunk:
-> Außenpluralismus sorgt für Vielfalt: geringere Ansprüche an journalistischer Sorgfalt z.B. RTL, Bild, Spiegel
- Privatwirtschaftlich organisierte Presse (Printmedien):
-> Tages & Wochenzeitungen/Zeitschriften: wenig überregionale Blätter, Dominanz Lokalzeitungen, starke Bedeutung der Lokal-/Regionalpresse, dezentrale Struktur → keine Konzentration auf Hauptstadtmedien!
Nennen Sie die drei theoretischen Ansätze, die das Verhältnis von Politik und Medien beschreiben, und diskutieren Sie mit Blick auf aktuelle Entwicklungen, inwieweit die Kernaussagen eines dieser Ansätze aus Ihrer Sicht zutreffend sind! (6 Punkte)
. Instrumentalisierungsthese (Top-Down- Modell)
- Politik beherrscht die Medien
- Politik gibt Agenda vor Medien greifen auf
- Parteieneinfluss, ungleiche Ressourcenverteilung, Bedeutungszuwachs Symbolpolitik / Public Relations
2. Dependenzthese (Mediokratie-Modell)
- Medien beherrschen die Politik
- Beschleunigung Mediensystem
- Bürger erfahren Politik fast nur über Medien
3. Interdependenzthese (Biotop-Modell)
- Gleichgewicht: Interaktionszusammenhang: Tausch Info gegen Publizität
- Kommunikationsrevolution durch soziale Medien
- Handeln der Lernenden ist leitendes Unterrichtsprinzip
- weiter Handlungsbegriff, inkl. frontale Formate
- große Bedeutung für Motivation (v.a. Methoden-/ Medienauswahl)
- Ziel = Befähigung zum politischen Handeln
- Erwerb von Partizipationsfähigkeit
- Demokratische Einbindung der SuS (demokratische Schulkultur)
Multiperspektivität
Kernelement in PB
- Normen-, Theorie- und Methodenvielfalt im Unterricht nötig
- Perspektive verschiedener Akteure / Gruppen
- Wirklichkeit nicht als einziges Ganzes beschreibbar, sondern als Vielzahl einzelner Fakten/Ideen
- z.B. Rettungsschuss vs. Todesschuss
- Förderung Kritik- und Urteilsfähigkeit
- Aktuelles Beispiel: Freiheitsstrafe bei Klima-Blockaden ja/nein?
Kontroversität
- besondere (konflikthafte) Form von Multiperspektivität
- umstrittene/umkämpfte Perspektiven
- Agree to disagree = Übereinstimmung, dass man sich nicht übereinstimmt
- Teil des Beutelsbacher Konsens
Aufgabe:
durch unterschiedliche Methoden/Textquellen/Sichtweisen auf P/G/W (Diskussion pro/kontra) nachzeichnen der Wirklichkeit unter Wiederspiegelung der Kontroversität
Ziel:
Anregung zur Perspektivenübernahme
- Unterschiedliche Gesellschaftsbilder in Ost/Westdeutschland
- Professionelle Unsicherheiten der LK (z.B. Methodenkompetenz)
- Konfliktscheue der LK => Harmonietendenz
Demokratische Schulkultur = Ansatzpunkte für positive Erfahrung von Kontroversen in der Schule (z.B. Konfliktbearbeitung in SMV)
Stellen Sie den Unterschied zwischen Radikalismus und Extremismus dar und bewerten Sie anhand konkreter programmatischer Forderungen, inwieweit es sich bei der AfD um eine radikale oder gar extremistische Partei handelt
- Ablehnung freiheitlicher-demokratischer Verfassung und deren Bedingungen
- Merkmale: Homogenität, Autorität, Abgeschlossenheit
- Antikapitalismus (Enteignung)
- Antiimperialismus (Verbot von Rechts)
- Antimilitarismus (Abschaffung Bundeswehr)
- Antizionismus
- Autoritarismus (Führerprinzip)
- Antisemitismus (Judenhass)
- Nationalismus (Rassenlehre)
- Rassismus
- Reichsbürger gelten nicht zwangsläufig als Rechtsextreme
- Einschneidende politische Ziele, aber im Rahmen der demokratischen Verfassung
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