Einordnung der Projektentwicklung im Lebenszyklus der Immobilie
PE erstreckt sich auf Neubauten und die Revitalisierung von Bestandsobjekten
Dauer der Projektentwicklungsphase: idR. 2-4 Jahre abhängig von Standort und Gebäudetyp
PE wird im Lebenszyklus einer Immobilie mehrfach erforderlich
PE beeinflusst Phasendauer und -abfolge im Lebenszyklus
Regulatorische Aspekte der Projektentwicklung
Projektentwicklungstätigkeit ist gesetzlich nicht fixiert, rechtliche Marktzugangs-beschränkungen fehlen
Lediglich einzelne Elemente durch Gesetzgeber reguliert wie beispielsweise:
Vertragsbeziehungen zwischen den Projektbeteiligten (HOAI, VOB, Zivilrecht)
Genehmigung des Bauvorhabens (Planungs- und Baurecht)
Zulassung bestimmter Bau- und Vertriebstätigkeiten (z.B. nach Makler- und Bauträgerverordnung)
Überlassung der Nutzungsrechte an den Flächen (Mietrecht, Kaufvertragsrecht
—> Sehr unterschiedliche Auffassungen über Begriff und Funktion der PE in der Immobilienwirtschaft
Ganzheitliche Definition nach Diederichs
“Durch Projektentwicklungen sind die Faktoren Standort, Projektidee und Kapital so miteinander zu kombinieren, dass einzelwirtschaftlich wettbewerbsfähige, arbeitsplatzschaffende und -sichernde sowie gesamtwirtschaftlich sozial- und umweltverträgliche Immobilienobjekte geschaffen und dauerhaft rentabel genutzt werden können.” (Diederichs, 1994, S. 44)
Statischer vs. dynamischer Ansatz
Unterscheidung zwischen 3 Ausgangssituationen einer PE
Standort sucht Idee (und Kapital)
Projektidee sucht Standort (und Kapital)
Kapital sucht Standort und Projektidee
Erfolgreiches Projekt benötigt sinnvolle Kombination (Balance) der Faktoren Standort, Nutzung und Kapital bei gleichzeitig gutem Timing
Faktor Zeit:
Entwicklungszeitraum des Projektes
Marktzyklus im Teilmarkt des Projektes
Produktlebenszyklus des Nutzungskonzeptes
Kritik am statischen Ansatz
Ausgangspunkt: Entwicklung wird als Faktorkombination gesehen und PE als Prozess nicht erfasst wird und Interdisziplinäre Aspekte werden vernachlässigt
Projektentwicklung (im engeren Sinne) wird von vielen noch immer als ein der Planung vorgelagerter und mit Planungsbeginn abgeschlossener Prozess verstanden.Statische Verständnis kann als Ursache vieler Fehlplanungen angesehen werden und resultiert regelmäßig in der Entwicklung nicht-marktgerechter Immobilien
Immobilien unterliegen heute einem beschleunigten Wandel
Nutzungsphasen werden kürzer
Bspw. Umnutzung, da Büronachfrage zurück geht
Mieter werden mobiler, wachsen, schrumpfen
Wirtschaftl. und techn. Lebensdauer von Gebäuden muss neu gedacht werden
—> Balance wird in Zeitablauf gestört und muss durch PE-Prozesse wieder hergestellt werden
Dynamischer Ansatz
Projektentwicklung lässt sich definieren als das interdisziplinäre Management von planungs- und baubezogenen Wertschöpfungsprozessen im Lebenszyklus der Immobilie. Dazu gehören die Bausteine Akquisition, Nutzungskonzeption, Machbarkeitsanalyse, Baurechtschaffung, Marketing und Vermietung, Projektmanagement sowie die Verwertung der Immobilie.
—> Das dynamische Verständnis der PE stellt die Wertschöpfung über den ges. Lebenszyklus in den Mittelpunkt
Kennzeichen der Projektentwicklung
PE unterscheidet sich in institutioneller und funktionaler Hinsicht deutlich von anderen Handlungsfeldern der Immobilienökonomie
Entwickler steuert Entwicklungsprozess, beeinflusst aber den ges. Lebenszyklus der Immobilie
Nutzungskonzept steht im Mittelpunkt der Projektentwicklung
Entwickler als Teammanager
Interdisziplinäres Handeln bildet Basis für Projektentwicklung
Entwickler als Prozessmanager
PE ist dynamischer und wiederholender Prozess
Entwickler als Konfliktlöser und Motivator
Gegenläufige Interessen der Prozessbeteiligten beherrschen das Tagesgeschäft
Entwickler als Vertreter der Nutzerinteressen
Ausrichtung auf den Kunden wird häufig der Bauaufgabe geopfert
Bausteine der PE sind integraler Bestandteil von Managementaufgaben in der Immobilienökonomie
AM, Portfolio Management, Facility Management, Immobilieninvestment, Leasing, CREM / PREM
—> PE ist anspruchsvollster und risikoreichster Prozess der Immobilienwirtschaft
Phasenorientierter Projektentwicklungsprozess: Überblick
PE-Prozess umfasst sämtliche Tätigkeiten, die erforderlich sind, um Projekt von der Initiierung bis zur Baufertigstellung und Nutzungsübergabe heranzubilden
Ist eingebunden in Geschäftsmodell und Strategie des Projektentwicklers
Ziel: Erreichung der Nutzungsphase eines Projektes
Projektinitiierung
Standort sucht:
„Lage, Lage, Lage“ verliert an Bedeutung
Abwechslung von Analyse und Kreativität
Entwicklung eines Nutzungskonzeptes
Projektidee sucht:
Aufbau eines Netzwerkes und einer Wissensbasis
Nutzwertanalyse der Grundstücksalternativen
Kapital sucht:
Entscheidungen und Analysen renditegetrieben
Abwägungen verschiedener Alternativen
Aber: Keine wirkliche Ausgangssituation, da zu jeder Zeit am Kapitalmarkt gegeben
Statisches Verfahren vs. Dynamische Verfahren der Kalkulation
Statisches Verfahren = „einfache“ Developmentkalkulation
2 Optionen:
Frontdoor Approach —> Typischer Ansatz für: Standort sucht Projektidee (und Kapital)
Backdoor Approach —> Typischer Ansatz für: Projektidee sucht Standort (und Kapital)
Zeitliche Unterschiede im Auftreten von Rechengrößen werden vernachlässigt
Verwendet Durchschnittsgrößen
Rechenelemente: Erlöse und Kosten
Dynamische Verfahren
Vollständige Finanzierung (Vofi=
DCf
Projektkonzeption
Projektkonkretisierung
Ziel: Vertragliche Sicherung der entscheidenden Projektparameter
Voraussetzung für eine erfolgreiche Vertragsabschlüsse
Einnehmen der Perspektive der Projektpartner:
Zielfunktionen/Erfolgskriterien der Projektpartner
Risikoperspektiven/-positionen nachvollziehen und bewerten
Darstellung der Erfolgs- und Risikofaktoren aus Partnersicht
Identifikation möglicher Win-Win-Situationen
Zielfunktionen für Projetkentwickler:
Gewinnung der Vertragspartei für die Perspektive der Entwicklung der Projekts („auf die eigene Seite des Tisches“)
Abbildung des tatsächlichen (konservativ!!) Projektverlaufs für alle Beteiligten
Minimierung der Risikopunkte inhaltlich, terminlich, kostenseitig und qualitativ
Wenn nötig: Back-to-back Verträge (sich gegenseitig bedingende Vereinbarungen zur Reduzierung der Schnittstellen)
Projektrealisierung und Management
Projektmanagement: beinhaltet alle wirtschaftlichen, technischen, rechtlichen, organisatorischen und terminlichen Aufgaben zur zielgerichteten Abwicklung eines Projekts.
Projektleitung: umfasst. i.d.R. den nicht delegierbaren Teil der Auftragsgeberfunktion
Projektsteuerung: neutrale und unabhängige Wahrnehmung delegierbarer Auftraggeberfunktionen in techn., wirtschaftl. und rechtl. Hinsicht gem. §31 HOAI
Zentrale Entscheidungskriterien des Bau-Projektmanagements
Entwicklung der Gesamtkosten
Bis zu 80% der Gesamtkosten des Projektes fallen erst in der Realisierungsphase an
Umsetzung des Projekts: Erfolgs-/ Misserfolgspotenzial
Projektvermarktung
Immobilienmarketing ist die Analyse, Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Unternehmensaktivitäten im Hinblick auf die Entwicklung, Preisfindung und Verbreitung von Immobilien […], um Austauschprozesse zur Zufriedenheit individueller und organisationeller Ziele herbeizuführen.
Produktpolitik
umfasst sämtliche Entscheidungen der Beschaffung, Entwicklung und Gestaltung
Beispiele: Standortwahl Objektgestaltung, Ausstattung Nutzungsflexibilität Markenpolitik
Servicepolitik
koordinierter Einsatz immaterieller Leistungen, die das Leistungsprogramm abrunden
Beispiele: Akquisitionsbezogen: Wirtschaftlichkeitsvergleiche, Umzug Nutzungsbezogen: Empfangsservice, Konferenzräume
Kommunikationspolitik
Gestaltung von Maßnahmen, die die Zielgruppen ansprechen sollen
Beispiele: klassische Werbung (Print, Funkmedien, Neue Medien), Event-Marketing (Richtfest), Baustellen-Marketing (Mustereinheit, Marketingsuite)
Distributionspolitik
Definition der Absatzwege am Markt (Verkauf/Vermietung)
Beispiele: Eigenvertrieb oder Fremdvertrieb von Immobilien
Kontrahierungspolitik
Definition von Kaufpreisen, Mieten sowie der Bedingungen bei Verkauf/Vermietung
Beispiele: Incentives, Zahlungskonditionen (Kaufpreisabschläge, mietfreie Zeiten, Mietgarantien)
Effizienzkriterien des Immobilienmarketings
Erreichung des relevanten Marktes
Prägung eines konsistenten Projektimages
Erfolgskontrolle des Marketings
Kein Marketing ist auch keine Lösung
Wenn nötig: Back-toback Verträge
Typen von Projektentwicklern
Trade-Developer (Projektentwickler ieS.)
Projektentwicklung von Initiierung bis Fertigstellung auf eigene Rechnung und eigenes Risiko
Verkauf der Immobilie nach Fertigstellung an Endinvestor oder Vermarktung in einer früheren Phase des Projektentwicklungsprozesses an Intermediär
Investor-Developer (für eigenen Bestand)
Verantwortlich für die Projektentwicklung von der Initiierung bis zur Fertigstellung
Service-Developer (als DL)
Erbringung einer Dienstleistung im Sinne der Entwicklung eines Projektkonzeptes bis zur Planungsreife bzw. Baufreigabe mit anschließendem Projektmanagement und ggf. Übernahme von Marketing, Vermietung und Verwertung
Auftraggeber sind häufig größere Bestandshalter mit Kapazitäts-engpässen oder Non-professionals/ Eigennutzer
Konzeption und Koordination stehen im Mittelpunkt der Beauftragung.
—> erbringt eine DL im Sinne der Entwicklung eines Projektkonzeptes
Zuletzt geändertvor 10 Monaten