Was sind aktive vs. latente Fehler?
Aktive Fehler(direkt) =
Fehler, die von Operateuren an der Mensch-Maschine-Schnittstelle begangen werden (slips, lapses, mistakes, violations) - Führen unmittelbar zu Konsequenzen
Latente Fehler / Bedingungen (indirekt) =
Vom Ort der Unfallentstehung räumlich und zeitlich entfernt - „latente Pathogene“, die im System vorhanden sind und ihre Wirkung indirekt entfalten- z.B. falsche Managemententscheidungen (z.B. mangelnde Wartung, unzureichendes Training etc.); außer Kraft setzen von Sicherheitsbarrieren, Begünstigung des Auftretens aktiver Fehler durch schlechtes Hardware-Design, Mängel bei Führung und Qualitätsmanagement des Flugsicherungsunternehmens
Was ist das Schweizer Käse Modell und wie wird es bewertet?
Betonung von Faktoren auf der Managementebene („organisationale Faktoren“) als beitragende Faktoren zu Unfällen
—> aktive Fehler = Symptom, nicht Ursache
Vermeidung vereinfachender Sichtweisen auf Unfallentstehung (Ansätze systemischen Denkens)
negativ:
Als Metapher wenig präzise und allenfalls heuristisch wertvoll; —>beantwortet nicht was/warum entstehen/ wie verändern sich die Löcher
Wie können Fehler auf Verhaltensebene klassifiziert werden? (2) und was ist ein nachteil?
Errors of omission = Fehler wegen Unterlassung
Errors of commission = Fehler wegen fehlerhafter Ausführung
- sequence errors - timing errors
Nachteil:
nur deskriptiv —> ohne Ursache der Fehler
Wie können Fehler auf kognitiver Ebene klassifiziert werden? (4)
lapse: Richtige Zielbildung, aber Unterlassung eines wichtigen Handlungsschrittes
slips: Richtige Zielbildung, aber fehlerhafte Ausführung
mistakes: Falsche Zielbildung, richtige Ausführung
violations: bewuste Regelverletzung (Handlung intendiert)
Woraus besteht das Supervisory Attentional System (SAS) - Modell?
Mitte/Schemata:
Reizinformation aktivieren Schemata (überlernte Reiz-Reaktions-Regeln, deren Ausführung eine entsprechende Handlung initiiert)
Schemata im Wettbwerb untereinander, ggseitige Inhibition
nur ein einziges Schema aktiviert: sofortige Ausführung der Handlung
mehrdeutige Aktivierung: lähmende Konkurrenzsituation
Contention Scheduling:
lernabhängige Regulation durch Erfahrung (z.B., dass best. Handlungen nur in best. Situationen gezeigt werden oder best. Handlungsabfolge)
SAS:
Aufmerksamkeitsregulation (ähnlich zu Handlungszielen )
—> Modellstruktur ähnelt sehr dem PDP-Modell von Cohen & Hudson
Wie verhalten wir uns bei Fehlern?
—> automatische Korrektur von Fehlern in Reaktionszeitaufgabe, obwohl Verbot
Warum?
Selektion der motorischen Reaktion = Ergebnis von kontinuierlicher Evidenzsammlung zu Gunsten einer der Antwortalternativen
Reaktion - Sobald hinreichend Evidenz zu Gunsten einer der Alternativen vorzuliegen scheint
Reaktion war verfrüht - schließt aber nicht aus, dass nach Reaktion noch wesentlich mehr Evidenz zu Gunsten einer Alternative gesammelt wird
Korrekturreaktion- Tatsache, dass mehr Evidenz für eine andere Alternative spricht, führt zur Ausführung der entsprechenden, eigentlich korrekten Reaktion
—> Korrekturreaktion nur schwer zu unterdrücken, da automatisch (alles läuft in Sekundenbruchteilen ab)
Schlussfolgerungen
- Fehlerentdeckung ist spontan
- impliziert eine dauerhafte Handlungsüberwachung und -kontrolle
Wie?
Möglichkeit 1: Korrekturhandlung AUFGRUND der falschen erste Handlung
Möglichkeit 2: Beide Handlungsalternativen sammeln gleichzeitig und unabhängig voneinander Evidenz für sich
—> bei hinreichender Evidenz = Ausführung
Was passiert bei der Event-Related-Negativity (ERN) und in welchen 3 SItuationen tritt sie auf?
Und wo im Gehirn?
ERN/Ne:
fehlerhaften Reaktion: EEG wesentlich negativer Verlauf als bei korrekten Reaktionen
—> kurzfristiger Konvergenz —> dann Divergenz beider Funktionen ABER ERN / Ne verläuft dann deutlich positiver (Pe )
3 Situationen:
Fehler in einem Wahlreaktionsexperiment
Zu späte Reaktion in einem Wahlreaktionsexperimen
nach Feedback zur Reaktionsgenauigkeit
WO?
anterioren cingulären Kortex (ACC, zentral bei Handlungsüberwachung), unabhängig von bewusster Wahrnehmung
Woran könnte Pe gekoppelt sein?
an die bewusste Registrierung eines Handlungsfehlers gekoppelt zu sein
—>bisher aber nur wenige Erkenntnisse
Hypothesen zu ERN, weil sie auch bei korrekten Reaktionen messbar ist?
messbar bei korrekten Reaktionen
—> vllt signalisiert sie jede Art von kognitiven Problemen während der Verarbeitung (z.B. Konflikte zwischen Reaktionen) – auch wenn Probleme VOR Ausführung der Reaktion gelöst werden -
—> und / oder sie ist das Ergebnis eines kontinuierlichen vergleichs-Prozesses, der tatsächlichen Handlung mit der intendierten Handlung
zentral für Fehlererkennung
bei Fehler dann stärkere Aktivierung
Was ist die Konflikttheorie? Was fällt dabei positiv auf ? (2)
Wird ein kognitiver Konflikt festgestellt, wird das ACC stark aktiviert
vor allem bei Inkompatibilität
auch bei richtiger Reaktion
ACC —> Überwachungsfunktion
vergleichbare Befunde für Reihe an Aufgaben wie z.B. Stroop-Effekt
Positiv:
effizienter + schlichter Mechanismus: Entdeckung von Konflikt → Erhöhung der Kontrolle → Entscheidung des Konfliktes
passt sehr gut zu anderen theoretischen Überlegungen (z.B. PDP-Modell, SAS-Modell)
Welche 3 Formen des Lernens gibt es?
Selbstgesteuertes /unsupervised
Lernprozess als Registrierung der Koinzidenz von Ereignissen —>what fires together, wires together
Input —>. —> Output
Belohnungsgesteuertes /reinforcement
beruht auf neuronalen Strukturen, die den Neokortex mit den Basalganglien vernetzen —> Kodierung von affektiven Valenzen von Handlungen
steuern den Erwerb neuen Wissens über die situative Angemessenheit von Handlungen
Input —> Reward —> . —> Output
Fehlerbezogenes /supervised
basiert auf einem Vergleich intendierter und antizipierter Effekte von Handlungen mit den tatsächlich eintretenden Effekten (Ist-Soll-Vergleich, z.B. TOTE-Modell) —>Verkleinerung der Diskrepanz als Lernprozess
registrierte Fehler generieren interne Modelle von Handlungs-EffektBeziehungen und fortlaufende Aktualisierung
intendierten Effekte, d.h. Handlungsziele, können intern spezifiziert sein (selbstüberwachtes Lernen), aber auch extern vorgegeben werden wie z.B. bei Imitation von Bewegungen einer Person
Selbst-überwachtes Lernen dient u.a. dem Erwerb von Vorwärtsmodellen der Handlungssteuerung -
Vorwärtsmodelle: Vorhersage sensorischer Konsequenzen einer Handlung
Fehlersignal ergibt sich aus der Diskrepanz zwischen den vorhergesagten und tatsächlich eingetretenen Effekten
wird dazu benutzt, um die Antizipationen den tatsächlich eintretenden Effekten immer genauer anzupassen (feedback error learning)
Warum können wir uns nicht selber kitzeln?
Weil wir erwartete Konsequenzen unserer Handlungen weniger intensiv erleben als unerwartete Konsequenzen
empirische Evidenz zu Vorwärtsmodellen und Fehlerbezogenes Lernen beim Kitzeln? Experiment
Stärke des Kitzelgefühls am geringsten wenn selbst ausgelöst, steigend bei Verzögerung, am höchsten wenn roboter selbständig kitzelt
selbstständig ausgelöste Kitzelbewegungen signifikant weniger Aktivität im somatosensorischen Kortex und dem ACC als die vom Roboter ausgelösten Kitzelbewegungen
Zuletzt geändertvor einem Jahr