-Gesellschaft hat Interesse daran, dass Familien ihre
o Rekreationsfunktion (Ort der Erholung, Freizeit, psychischen Entspannung)
o Aber auch ihre Reproduktionsfunktionen (Nachkommen großziehen und sozialisieren) erfüllen
-Familien bringen für die Gesellschaft aber auch unintendierte Leistungen
o Familien bekommen Kinder aus Eigeninteresse, nicht weil es der Gesellschaft dient
==> gesellschaftliches System hat Interesse an Rekreations- und Reproduktionsfunktion von Familien, und schafft deshalb Rahmenbedingungen für das familiale Leben
-Interaktion in der Familie
o Annahme: Familienmitglieder versuchen ein möglichst hohes Maß an individueller Wohlfahrt zu erhalten, bzw. zu gewinnen
o In welchem Ausmaß dieses Ziel erreicht werden kann, hängt ab von familienexternen Bedingungen, individuellen Ressourcen, individuellen Einstellungen und subjektiver Überzeugung
-Makroperspektive (Desintegration der Familie)
o Einerseits: Familie ist gegenüber der Gesellschaft relativ verselbstständig als Ort der Privatheit und Intimität
§ hohe individuelle Gestaltungsmacht
§ rechtlicher Schutz: Schutz vor Ehe und Familie, Elternrecht und Unverletzlichkeit der Wohnung
o andererseits: Großes öffentliches Interesse sowie starke Verrechtlichung und Institutionalisierung der Familie
§ Handlungs- und Rollenerwartungen der Familie
§ Wirtschaftssystem und Arbeitsmarkt prägen Alltagsorganisation der Familie
§ Verrechtlichung in Form von Eltern- und Kinderrechten, Familienministerium, etc.
-Mikroperspektive (Desorganisation der Familie)
o „Unvollständige“ Familie – Störung der „emotionalen Struktur“
o Mögliche Folge von Desintegration
§ Desorganisation der Familie durch mangelnde externe soziale Kontrolle
§ Hat ggf. physische und/oder psychische Gewalt zur Folge
-Familienökonomie
o Paargemeinschaften werden als Produktionsgemeinschaften angesehen
o Durch Zusammenlegen der Ressourcen werden Güter und Leistungen zur Befriedigung der Wohlfahrtsbedürfnisse produziert, die am Markt nicht erworben werden können (commodities)
o „Gemeinsame Haushaltsproduktion“ wird durch Altruismus (Ressourcen wohlwollend einsetzen) bestimmt, man gibt Ressourcen ab, um die Wohlfahrt anderer Familienmitglieder zu erhöhen
o Familienmitglieder geben auch deshalb Ressourcen ab, weil sie selber zum Wohlbefinden anderer Familienmitglieder (z.B. Partner) profitieren
o Der Ansatz wird im Sinne der Austauschtheorie stark kritisiert
-Austauschtheorie
o Kooperation der Partner beruht auf Verhandlungen oder Vertrag
o Gebot der Reziprozität und gegenseitigem Vertrauen
o Ausgang der Verhandlungen hängt von der Verhandlungsmacht der Partner ab
§ Es gilt das principle of least interest: Derjenige hat mehr Einfluss und Verhandlungsmacht, der aufgrund guter Alternativen zur existierenden Beziehung ein geringeres Interesse an der Aufrechterhaltung der Beziehung zeigt
o Ziel ist eine pareto-optimale Vereinbarung (z.b. Aufteilung der Hausarbeit, Nutzung der Haushaltsressourcen, etc.) – der Optimalfall wäre, dass es beiden Partnern gleich gut geht
-Sozialisation „bezeichnet…den Prozess, in dessen Verlauf sich der mit einer biologischen Ausstattung versehene menschliche Organismus zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit bildet, die sich über den Lebenslauf hinweg in Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen weiterentwickelt.“
-Drei Sozialisationsinstanzen
o Primäre Sozialisationsinstanz, d.h. Familie, enge Beziehungen zu Verwandtschaft und Freunden
o Sekundäre Sozialisationsinstanz, d.h. Schule und Bildungseinrichtungen
o Tertiäre Sozialisationsinstanz, d.h. Freizeitorganisationen, Medien, Gleichaltrige
==> Sozialisation ist ein lebenslanger Prozess, ohne den wir nicht handlungsfähig sind
-Bedeutung der Sozialisation in der Familie: Hervorbindung der sozialkulturellen Person („zweite Geburt“)
o Zwei Phasen
§ Soziabilisierung: Vermittlung emotionaler Fundierung, erste Kategorien von Weltverstehen und -vertrauen, erste Positionsbestimmungen und Basis
§ Enkulturation: Spezifische individuelle Formungen, sozio-kulturelle Prägung, Vorbereitung auf Übernahme gesellschaftlicher Rollen
o Erziehung
§ Unterbegriff der Sozialisation
§ Gezielte und bewusste Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklungen anderer Menschen – Sozialisation ist dagegen nicht gezielt
==> Umstellung des Scheidungsrechts in der BRD – Umstellung des Schuldprinzips, d.h. kein Schuldiger wird mehr gesucht (meist war es bis dato die Frau)
==> Deutschland international gesehen eher im Mittelfeld
==>Im Laufe der meisten Partnerschaften nehmen oft die Investitionen stetig ab – solange dies keiner der Partner aufhält gerät die Partnerschaft irgendwann dann meist an ihr Ende
-Investitionsmodell der Scheidung und Ehestabilität
-Hohes „commitment“ (meint: Investitionen an Zeit und Ressourcen in die Beziehung) erhöht Bindung an die andere Person und damit auch die Stabilität der Beziehung
-Neben Alternativen und Zufriedenheit spielen also Investitionen eine ausschlaggebende Rolle in diesem Modell: Denn im Falle einer Auflösung der Partnerschaft gingen diese Investitionen verloren/sie wären umsonst gewesen (hohe Kosten einer Trennung bei hohen Investitionen)
-Soziodemographische Ehescheidungsrisiken
o Heiratsalter (Frühehe)
o Konfession (ohne kirchliche Bindung, Protestantismus)
o Wohnortgröße (alternative Partner? Selektive Wanderungen?)
o Nationalität (binationale Ehen)
o Frauenerwerbstätigkeit (z.b. Unabhängigkeitseffekt)
o Einkommen (Frau hat höheres Einkommen als der Mann?)
o Bildungsniveau (Höhers Bildungsniveau der Frau als des Mannes?)
o Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung (Familienernährerin?)
o Kinderzahl und Alter der Kinder (Kinderlosigkeit?)
o Besitz/Eigentum (kein Unternehmen, kein Hauseigentum)
o Stabilität der elterlichen Ehe (Eltern geschieden?)
==> gesellschaftliche Normen und Stereotype, Genderrollen, etc. beeinflussen Beziehungen
==> historischer Anstieg der Ehescheidungsraten
-Eigendynamik der Entwicklung
o Antizipation des Ehescheidungsrisikos – Frauenerwerbstätigkeit – erhöhtes Scheidungsrisiko
o Antizipation des Ehescheidungsrisikos – Abnahme ehespezifischer Investititonen – erhöhtes Scheidungsrisiko
o Steigende Scheidungsraten – Chance der Wiederheirat (Kontexteffekt)
o Steigende Scheidungsraten – abnehmende Stigmatisierung (Kontexteffekt)
o Intergenerationale Transmission des Scheidungsrisikos
-Individualisierung
o Aufkommen der Liebesehe, Emotionalisierung
o Anstieg der Ansprüche an Partnerschaft / Ehe
-Neue soziale Normen (Scheidung unter bestimmten Bedingungen unerlässlich / lieber die Ehe beenden, als Mängel in Kauf zu nehmen)
-Wertewandel: Betonung von Selbstentfaltungswerten, weniger Pflicht- und Akzeptanzwerte
==> Rückgang der Ehescheidungsraten
-Selektivität der Eheschließungen
-Anstieg des Heiratsalters
-Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage kann sich negativ auf Kinder auswirken
-Negative Effekte von Ehescheidungen auf Kinder im Schulalter – wenn es nach der Scheidung anhaltende Konflikte zwischen den Eltern gibt
o War Beziehung der Eltern schon vor der Trennung durch häufige Konflikte geprägt, kann die Trennung der Eltern für das Kind sogar positiv und förderlich sein
-Scheidungskinder unterliegen einem höheren Risiko von Verhaltensauffälligkeiten, psychosomatischen Probleme, Schulproblemen, u.ä.
o Gründe können aber auch auf andere Faktoren zurückgeführt werden (bspw. schlechte wirtschaftliche Lage, etc.)
-Wichtig sind Vorgeschichte und Verlauf des Trennungsprozesses – nicht die Trennung an sich (soziale Kompetenzen der Eltern, keine Loyalitätskonflikte für Kinder – auch nicht bei Stieffamilien)
Zuletzt geändertvor 8 Monaten