Welche Beziehung besteht zwischen der materiellen Realität und den Ideen in einem hegemonialen Rahmen nach Gramsci? Wie entwickelt sich die Geschichte in diesem Ansatz?
Gramsci als Anhänger des hegelianischen Flügel des Marxismus, der sich durch die Betonung der Rolle geistiger Kräfte in der gesellschaftlichen Entwicklung von den ökonomischen Auslegungen der Klassiker unterscheidet
Klassische marxistische Theorie geht davon aus, dass der arbeitende Mensch als Objekt von ihm selbst geschaffene Verhältnisse betrachtet
Menschen antizipieren kapitalistische Verhältnisse bei einer geringen agency
Internationale Hegemonie wird in einem historischen Block als stabiles Herrschaftssystemausgeübt
historischer Block besteht aus Basis (ökonomisches Fundament) und Überbau (Ideelle) mehrerer Nationen
Im Stadium des historischen Blocks: Basis und Überbau relativ stabil und “organische” Beziehung
Materielle Sphere/ökonomisches Fundament:
Hegemonie beginnt notwendigerweise in der materiellen Sphere
Die ökonomisch am höchsten entwickelte Nation, hochentwickelte Produktivkräfte, erhält einen hegemonialen Status, da sie sich “als Motor für Entwicklung präsentiert” +
Dies auch einhalten können (mutually benefical trade system) da sie ökonomisch stark genug simd
ABER basiert auf Konsens (u.a. erzeugt durch die Prestige der dominanten Klasse) und nicht automatisch!!
Konsens benötigt politische, ideologische und kulturelle Fähigkeiten
MARX schwache agency Überbau produziert einfach den Unterbau
Überbau:
Ideelle Sphere in der ethische und moralische Werte, religiöse Überzeugungen und kulturelle Normen verankert sind, die das Bewusstsein des einzelnen formen und die Gesellschaft unter Führung der herrschenden Klasse, auch in Krisenzeiten zusammenhält
deswegen auch “moralischer Block” als “Wertegemeinschaft
Geht davon aus, dass Ideelle Sphere ökonomische Verhältnisse transzendieren können
Es bedarf immer den Konsens!
ANDERS als bei Marx hier stärkere Agency, denn eigenständige NICHT von materieller Realität bedingte philosophische und kulturelle Auseinandersetzung zwischen Führung (herrschende Klasse und Interlektuelle) und Gefolgschaft (arbeitende Klasse/Bolk)
Beeinflussen sich wechselseitig durch organische Intellektuelle
Veränderung
historischer Block ist dabei ein stabiles System und schließt Vorhandensein von effektiven antihegemonialen Stellungen aus “common sense”
Heranwachsen eines oder mehrerer Herausforderer des Hegemons läutet den Beginn des Zerfalls ein
Ab dem Punkt, wenn der Hegemon die internationale Gesellschaft nicht mehr in neue produktivere und intelektuellere Spheren führen kann => kignitive Dissonanz (Widersprüche)
Beginnt aber NICHT in Veränderungen der ökonomischen Struktur, sondern Resultat ideologischer Formen!!
ökonomisch-korporatistische Phase: Staatsgründung, Aufbau eines “common sense” “Nationalcharakter” (private Sphäre empfindet SQ als normal, Öffentliche, haben nur limitierte Fähigkeiten das Gesamte zu verstehen) =>Geschichte, Werte, ökonomische Position => Merkantilistisch (hohe Zölle für aufholen) => Hochziehung der Produkrivkräfte => Beansprunchung von Gleichberechtigung
ABER Veränderung des internationalen Systems verlangt politische, ideologische und kulturelle Fähigkeiten (KONSENS für Hegemonie), um intellektuelle und moralische Refomren ie in der internationalen Arena vorzuschlagen
ethisch-politische Phase: Nation wird sich ökonomischer Position bewusst => Entstehung Weltanschauung (über die eigenen Grenzen hinaus) => Plan für intellektuelle und moralische Reform der IB
hegemoniale Phase: Hohes Entwicklungsstadium der Produktivkräfte werden in ein progressives, polit-ökonomisches Programm für seine gesamte Einflusssphere übersetzt und errichtet einen neuen erweiterten Staat auf nationaler Ebene, in dem er Hegemonie ausübt
Allianzsysteme mit weniger entwickelten
Gründung internationaler Organisationen
Schaffung neuer intellektuellen und moralischen Einheit
Offene Konfliktaustragung wird “akzeptiert” weil er sich als Motor von Entwicklung darstellt
Dafür stellt er ein gegenseitig profitables Handelssystem zur verfügung
Militärische Auseinandersetzung
Dafür müssen sich aber die Bedürfnisse und Interessen der unterworfenen Subjekte unterwerfen lassen
Gelingt über Konsens und Zwang
Perfekte Hegemonie erreicht, wenn die Interessen des Hegemons als eigene angenommen werden und kein Zwang mehr ausgeübt werden muss “bottom up”
ideologisch/moralischer Block
3 Momente mit variierender Intensität von politischem Selbstbewusstsein und organisatorischer Wirksamkeit
1) Solidarität auf unternehmerischer Ebene, aber nur mit denen die sehr ähnlich sind
2) Kristallisation eines breiteren Klassenbewusstseins mit Interaktion mit staatlichen Strukturen um die eigenen Interessen zu verteidigen, aber ohne die bestehenden Strukturen herauszufordern 3)
Moment der Hegemonie: Superstrukturelle Elemente herausfordern und breite Allianz über die ökonomischen Interessen hinaus
Militär: Mächtigste Institution im Land (Wegen Waffen und so)
Welche Rolle spielen Zwang und Zustimmung in einem hegemonialen System nach Gramsci? Welche ist die dominante, wenn kulturelle Hegemonie vorherrscht und warum?
Für Gramsci reicht es im Moment einer tiefgreifenden ökonomischen Krise nicht aus sich durch (hegemoniale) Gewalt (Zwang) der Staatsmacht zu bedienen
“in fortgeschrittenen Staaten hat sich die Zivilgesellschaft zu einer komplexen und wiederständigen Struktur entwickelt”
Zwang und Konsens sind Teil des hegemonialen Projekts, wobei
=> Gerade der Konsens macht das Hegemonialsystem aus und unterscheidet es von anderen Herrschaftsformen und reiner Gewalt (Organisierte Kastensysteme: Sklavenhalterstaat, Feudalstaat)
politische und kulturelle Hegemonie unabdingbar für den Regierungsantritt, sich auf die verliehene Macht und materielle Stärke zu beziehen reicht nicht aus
Bedürfnisse und Interessen der “unterworfenen” müssen sich redefinieren lassen, damit das neue “hegemoniale Projekt” von ihnen gewollt und angestrebt wird
Dafür muss die “neue hegemoniale Klasse” ihr Projekt als das der gesamten Gesellschaft darstellen
Der integrale Staat: Hegemonie mit Zwang/ Diktatur
Zivilgesellschaft (gesellschaftliches+ökonomisches Gewebe) und Politische (Staatsapparate und internationale Organisationen)
Umfasst als Praktiken und Theorien mit denen die herrschend Klasse ihre Dominanz rechtfertigt und es schafft die Mehrheit für sich zu gewinnen
dabei ist es die ökonomisch überlegenere Klasse, die die Mittel zur geistigen Produktion hält
auch nicht-konsensuale
aber Hegemonie verlangt vor allem konsensuale Basis in der Gesellschaft für das politisch und ökonomische System
Konsens reicht von ertragen bis aktive Zustimmung
“passive Revolution”, da es sich um eine Verallgemeinerung von Interessen handelt
MARX sagt dies auch, wobei er dies immer nur zum Mittel zum Zweck ansieht “Immer besondere Klasse mit besonderen Interessen”
d.h. am Anfang zwang, dann aber ”Konsens”
Ist dann herrgestellt, wenn bis auf wenige Ausnahmefälle auf Zwangsmaßnahmen verzichtet werden kann
Auf internationaler Ebene übt der Hegemon seine Diktatut -Zwang- und seine Hegmonie - konsensuale Methoden aus
beide Komponenten sind permanent vorhanden, aber Konsens verdrängt immer mehr Zwang
Welche Rolle spielt die Zivilgesellschaft im Allgemeinen und die Intellektuellen im Besonderen bei der Schaffung und Aufrechterhaltung hegemonialer Herrschaft nach Gramsci
Zivilgesellschaft = gesamte gesellschaftliche und ökonomische Gewebe innerhalb und zwischen Nationen
gliedert sich auf in die verschiedenen Nationen mit unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und sonstigen Besonderheiten
Ist die Hegemonie einmal erreicht = historischer Block = ideologischer Block, der Stabilität sicher, dann
Private Sphere: SQ als normal
Öffentliche: Sehen das größere Bild nicht
Intelektueller
Schlüsselfigur in Gramscis Theorie
Traditionelle Intellektuelle: “nutzlose Intelligenz”, da sie davon ausgehen in ihrer eigenen unabhängigen Welt zu leben
Organische Intellektuelle: Teil der Führung neben der herrschenden Klasse, aktiver Part in der Zivilgesellschaft
Interagieren mit dem geist des historischen Blocks
Hegemoniale Führung immer auch intellektuelle/moralische Führung
Herausragende Produktivkräfte immer nur Basis, nur durch Konsens “common sense” als “Wertegemeinschaft”
“Common Sense” beginnt bereits in der (1.) ökonomisch-korporativen Phase
auf nationaler Ebene schaffen Intellektuelle aus Gemeinsamkeiten einer Nation einen Nationalcharakter (Geschichte, ethnische Zusammensetzung, geografische und ökonomische Position) => schafft auch Legitimation des ökonomischen Systems
Diese Ideologie bestimmt die Transzendenz von ökonomischer Basis und Überbau
diese Ideologie bestimmt und rechtfertigt die Außenpolitik
Ist bestrebt Homogenität zu schaffen
Allerdings auch widersprüchlich, da immer verschiedene Ideologien in einem Staat präsent sind
wesentliches Produkt nationaler Intellektueller
Intelekt/Philosophie des Hegemons ist nicht das Werk einiger Elitärer oder manipulativen Ansätze, sondern Die Mehrheit der Menschen sind Philosophen, sofern sie sie sich produktiv äußern
Sich Produktiv äußernde haben Philosophie in Leben und Arbeit (Alltagsphilosophie = sinngebend)
Wie kann die Arbeiterklasse nach Gramsci eine gegenhegemoniale Bewegung aufbauen
Hegemonie nach Gramsci stellt ausführlich dar, was die Stabilität eines Hegemons ausmacht = Konsens
ABER darüberhinaus Hegemonie bzw. der Austieg und Übergang zu einem neuen historischen Block als in Fragestellung des aktuellen Hegemons durch eine “gegenhegemoniale” Bewegung/Block
Kampf um Deutungshoheit geht dem Kampf um die Herrschaft (das wirkliche Ergreifen der Macht voraus),
denn neben herausragenden Produktivkräften braucht es vor allem einen starken common-sense (Nationalcharakter+Bewusstsein über eigene globale Position)
=>Kultur und Ideen stehen vor dem ökonomischen System
Vorgehensweise: Kognitive Dissonanz (das eine schließt das andere aus) zwischen Theorie und Praxis des aktuellen Hegemons hervorheben
“Hegemon muss als Motor für Entwicklung” fungieren
Dabei gibt es die die diese kognitive Dissonanz a) fühlen (Massen) und b) die die wissen und beschreiben können (organische Intellektuelle) dies aufzeigen
Diese schaffen einen eigenen historischen Blick, indem über naheliegende ökonomische Interessen (und in gewisser Weise auch die eigenen) hinausgegangen wird, um so eine breite Allianz zu schaffen (Kleinb
weiter enthüllen /investigativ Journalismus ;)
Passive Revolution, da es am Ende gleiche Interessen sind
Bourgoisie als Hegemon
Kooperieren augenscheinlich mit Gewerkschaften und linken-Parteien, bis diese den Elan verlieren und ihre eigene Kraftlosigkeit akzeptieren
ANPASSEN: Wie lässt sich die Hegemonie von Gramsci mit der Herrschaftstheorie von Bourdieu nach Burawoy (2012) vergleichen? Bei welchem Ansatz haben die Individuen eine größere Fähigkeit, sich von der Herrschaft zu befreien, und warum?
Hegemonietheorie nach Gramsci:
Betont die Konstruktion einer hegemonialen Kultur durch die herrschende Klasse.
Bourdieu
Betont die Rolle von sozialem Kapital, kulturellem Kapital und symbolischer Gewalt.
Gramsi
Hegemonie basiert auf dem Konsens und später aktive Zustimmung der Beherrschten.
Herrschaft wird durch internalisierte Dispositionen (Elemente des Habitus) und Praktiken, die nicht der herrschenden Klasse entsprechen, aufrechterhalten
Mystifiziertes Gefühl, das etwas nicht passt, Gibt Raum für Gegenhegemonien, aber nicht klar ob das passt
Die soziale Struktur begrenzt die Handlungsmöglichkeiten der Individuen.
Individuen könnten mehr Spielraum haben, alternative Narrative zu entwickeln und Widerstand zu leissten
Weniger optimistisch in Bezug auf die Fähigkeit der Individuen, sich von der Herrschaft zu befreien.
Ökonomisches Kapital nur bedingt übersetzbar, da immer
Warum ist Politik in Krisenzeiten wichtiger als in normalen Zeiten für Wachstumsmodelle nach Baccaro und Pontusson (2022)?
Stabiles Wachstum, basiert auf Wachstumskoalitionen (bestehend aus Unternehmen und Arbeitgeberverbänden und evtl. bestimmten Gewerkschaften/Arbeitnehmerverbänden)
vgl. Thelen Insider/Outsider in CMEs
Krisen Zeiten = kein stabiles Wachstum = keine stabilen Wachstumskoalitionen, eher steigender Anteil an Verlierern
Alte Wachstumskoalitionen werden in Frage gestellt, es wird eine politische Reaktion erwartet
Öffnet den Raum fürs politische (Politisierung von Krisen?)
Nährboden für Neue Parteien / Ideen kommen auf (COVID, Sarah Wargenkn)
die Verlierer auffangen und “Antworten”/Kurswechsel geben/versprechen
Wahlkampfpolitik rückt in den Vordergrung: Leise wird zu lauter Politik und es kommt zu Kursänderung, da der alte mit den alten Wachstumskoalitionen erodiert ist
Kann marginal oder radikal sein, aber definitiv Status Quo Änderung
Politik als besonders gut geeignetes Instrument, da es direkten Einfluss auf die
1) Bewältigung der wirtschaftlichen Krise
(Fiskal-/Geld-)Politische Maßnahmen zur Krisenbewältigung und “Rettung” des WW
Verschieben den SQ
2) Soziale Stabilität auch während der Krise sichern kann
Politische Entscheidung zur Einkommensumverteilung und soziale Sicherheit können Spannungen verringern + soziale Stabilität wichtig für langfristiges Wirtschaftswachstum und Vertrauen in die Regierung
Verschiebung des SG
3) Die Umsetzung struktureller Veränderungen, falls möglich umzusetzen
Krisen können strukturelle Probleme offenlegen, die politische Reformen erfordern
Krise als critical junction, die die Kosten einer Reform minimiert
Vgl. Bedeutung eines drifts und ansonsten Verharrung
Zuletzt geändertvor 10 Monaten