Buffl

Wirtschaftssystem, Arbeitsmarkt und postindustrielle Gesellschaft

TS
von Tim S.

Skizzieren Sie die Drei-Sektoren-These nach Fourastie ausführlich.


-Erklärung durch Nachfrageänderungen, technischen Fortschritt und Produktivitätssteigerungen: Wenn Wohlstand wächst, verschieben sich Bedürfnisse zu weniger lebensnotwendigen Gütern - In allen Gesellschaften verlagert sich die Produktion im Laufe der historischen Entwicklung vom primären über den sekundären auf den tertiären Sektor.

-Übergang vom ersten zum zweiten Sektor

o   Technischer Fortschritt hat Nahrungsmittelproduktion gesteigert, Arbeitskräfte freigesetzt

o   Nachfrage verschiebt sich auf industrielle Güter, landwirtschaftliche Arbeitskräfte wandern in die Fabriken und Städte

-Zweiter Sektor: Große Produktivitätsfortschritte durch Rationalisierung (alle Maßnahmen die zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität und Verringerung der Gesamtkosten und zur Gewinnmaximierung beitragen sollen) und Mechanisierung

-Übergang vom zweiten zum dritten Sektor

o   Nachfrage wird übererfüllt, neue Bedürfnisse nach Dienstleistungen entstehen, Arbeitskräfte wechseln in den dritten Sektor, „Hunger nach Tertiärem“ ist unstillbar

-Dritter Sektor: kann immer mehr Beschäftigte aufnehmen – und benötigt diese auch (Kritik – da Rationalisierung auch im tertiären Sektor möglich

 

-Gründe für das Anwachsen der Dienstleistungsgesellschaft

o   Menschen fragen immer mehr Dienstleistungen nach

o   Es werden viele Arbeitskräfte zur Ausführung von Dienstleistungen benötigt

o   Arbeitskräfte, die im primären und sekundären Sektor (verlieren Relevanz) nicht mehr benötigt werden, müssen in den Dienstleistungssektor wechseln

o   Tätigkeiten im Dienstleistungssektor entsprechen den Neigungen der meisten Menschen mehr als Tätigkeiten in der Landwirtschaft oder im Produktionssektor

o   Wachsende Komplexität moderner Gesellschaft erfordert immer mehr Dienstleistungen wie Planung, Koordination, Steuerung und Kontrolle (systemisch-sozialer Ursachenkomplex)

Skizzieren Sie die Lage der Angestellten und Beamten und deren historische Entwicklung.


-Die zahlenmäßig bedeutendste Gruppe in der Mitte unserer Gesellschaft sind die Angestellten

-Angestellte in drei klassischen Dienstleistungsbereichen tätig:

o   Kaufmännische Angestellte: Handel, Warenhäuser, Banken, Versicherungen, Ein- und Verkaufsabteilungen der Industriebetriebe, etc.

o   Technische Angestellte: Werkmeister, Techniker, Ingenieure, Laboranten, Wissenschaftler u.a. – in Betrieben, die mit zunehmender Technisierung immer mehr Spezialisten benötigen

o   Büro- und Verwaltungsangestellte: „bürokratische Aufgaben“ in der Verwaltung von Großorganisationen

o   Andere Bereiche mit vielen Angestellten: Verkehr, Kommunikation, Information, Massenkommunikation, Erziehungs-, Sozial-, Rechts-, Beratungs- und Gesundheitswesen

-2011 waren 78% aller Angestellten im tertiären Sektor tätig

-Angestelltenanteil in Industrie und Handwerk im Jahr 1950 12%, im Jahr 2011 43% (Tertiärisierung des sekundären Sektors)

-Zunahme der Angestellten im öffentlichen Dienst (1950: 27%, 2011 mehr als 50%)

 

-Sind Angestellte angesichts der Vielfalt ihrer Funktionen, Qualifikationen und Arbeitssituationen als eine Schicht zu begreifen?

o   Hintergrund: Soziologie hat Probleme Angestellte als Berufsgruppe, Schicht oder Klasse zu bestimmen („gesellschaftliche und politische Unbestimmtheit“) - bilden Angestellte damit einen eigenständigen „neuen“ Mittelstand oder sind sie Teil der lohnabhängigen Arbeiter Klasse?

o   Dahrendorf: Angestellte und Beamte können in zwei Schichten gegliedert werden: „falscher“ Mittelstand (Status wie Arbeiter) sowie die Dienstklasse der oberen Hälfte der Hierarchie

Geißler teilt die Angestellten dagegen in zwei, bzw. drei Schichten auf und bezeichnet diese alsausführende Dienstleistungsschichtund alsmittlere/obere Dienstleistungsschicht(Differenzierung und Polarisierung der Angestellten)

Skizzieren Sie die mittlere/obere Dienstleistungsschicht.


-Etwa zwei Drittel der Angestellten und fast alle Beamten lassen sich der mittleren/oberen Dienstleistungsschicht zuordnen

-Darunter fallen

o   Mittlere und leitende Angestellte

o   Mittlere und höhere Beamte

-Trotz arbeits- und sozialrechtlicher Einebnungen haben mittlere/obere Dienstleistungsschichten im Vergleich zu Arbeitern ihre privilegierte Soziallage erhalten

o   Viele (neue) qualifizierte Arbeitsplätze mit relativ hohem Grad an Spezialisierung, Komplexität, Autonomie und Arbeitszufriedenheit

o   Tätigkeiten im Erziehung- und Sozialwesen, in Planungs-, Entwicklungs- und Marketingabteilungen, Kreditinstitute, Versicherungen, technische Angestellte

o   Entlastung von körperlichen Anstrengungen wird durch hohe psychische Belastung erkauft ( - wobei die psychische Belastung eines Berufs vor 100 Jahren heute kaum abzuschätzen ist)

o   Höhere Status, höherer Lebensstandard als Arbeiter

o   Selbstverständnis: Mitte der Gesellschaft, z.T. auch der Oberschicht

o   „Mentalität“: geringere „Distanz“ zu Arbeitgebern als bei Arbeitern

o   Eher individualistische als solidarische Form der Interessensdurchsetzung

-Beamte

o   Personen, die in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis des Bundes, der Länder, der Gemeinden und sonstiger Körperschaften des öffentlichen Rechts stehen (Statistisches Bundesamt)

o   Beamtenschaft als sozialer Stand lange historische Tradition (älter als Angestelltenschicht oder Klasse der Industriearbeiter), setzen staatliche Herrschaft durch

o   Besondere Gruppe innerhalb der Dienstleistungsschicht

§  Verfassungsrechtlich garantierter rechtlicher Sonderstatus

§  günstige Sozialversicherung, absolute Arbeitsplatzgarantie

§  überdurchschnittliche Qualifikationen (und dadurch auch Einkommen)

o   Man unterscheidet je nach Qualifikation Laufbahnen: einfacher, mittlerer, gehobener und höherer Dienst


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Tim S.

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