Welche Rolle spielten die Gewerkschaften während der fordistischen Ära? Wie war ihr Verhältnis zu den sozialdemokratischen Parteien?
Fordismus
Herstellung von Produkten wird durch Standardisierung, Typisierung und Normen vereinfacht, Arbeitsteilung und einfache monotone Handgriffe
Fließband
Ford stellte als einer der ersten Aussicht auf höheren Löhne
Wage led-growth virtous cycle: Steigende Produktivität= steigende Löhne = mehr Besch. = Mehr Konsum = mehr Profite = mehr Investitionen
Gewerkschaften im Fordismus
ökonomische Akteure, die faire Löhne für Arbeitende kollektiv aushandelten und sie somit in IR Beziehungen vertreten
Supporten keynsianische Nachfragepolitik, dass der Staat stärker als Nachfrager da steht
Ausgehandelten Löhne sorgten für hohe Nachfrage, hohe Profite und Investitionen, was die Produktivität erhöhte und das Lohnwachstum förderte
Sicherung des Wohlfahrtsstaates als Gegenspieler des Marktes
Problem: Lohnerhöhungen überstiegen bald die Produktivität, profit-squeeze= sinkende Margen, weil Löhne als Kosten sinken, Investitionen bleiben aus und Produktivität steigt nicht mehr Inflation und Gewinneinbußen und Rezession kam = fordistischer Kurzschluss
klassischer Zielkonflikt zwischen Verantwortung der Gewerkschaften der Interessensvertretung und Selbstzerstörung der Arbeitskraft
Sozialdemokratische Parteien
relativ stark und gewinnen Vertrauen der Gewerkschaften, da sie auf diese Rücksicht genommen haben
vertreten als politischer Akteur, die Interessen der Gewerkschaften in der politischen Sphere
Nach Kurzschluss: Politischer Tausch! haben sie Gewerkschaften daraufhin in Schach gehalten
Wie veränderte sich die Rolle der Gewerkschaften nach dem Ende der fordistischen Ära? Was ist politischer Austausch und warum ist er entstanden?
Gewerkschaften agierten als rein-ökonomische Akteure, die höhere Löhne fordern, ohne “Stoppregel” => Ende des fordistischen Lohnwachstums mit Lohn-Preis-Spiraken
Dilemmma Situation: Verantwortung für Ausw. ökonomische Sphere, aber Selbstzerstörung durch eigene Macht makrökonomische Ungleichgewicht geführt haben
Gewerkschaften werden “zurückhaltender” und werden zunehmend zu nem “politischen Akteur”
Durch politischen Tausch auch verstärkter Drehtüreffekt in die Politik
Pizzorno Politischeraustausch: zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften: Lohnzurückhaltung gegen Beschäftigungssicherheit und Sozialleistungen
Später auch Fords Strategie, die gewerkschaftliche Organisation in seinem Werk zu unterdrücken
Politischer Austausch zwischen sozialdemokratischen Parteien und Stimmen der Gewerkschaften
SD Parteien setzten sie sich in der politischen Sphere für Arbeitsschutzgesetze und Tarifverhandlungen ein
Männliche angelernte Industriearbeiter als geschlossene und große Gruppe als Kernwählerschaft sowohl der Gewerkschaften als auch der linken Parteien
Warum ist der politische Austausch nach den 1980er Jahren zusammengebrochen? Wie ist das Verhältnis zwischen Gewerkschaften und sozialdemokratischen Parteien heute?
Die Fragmentierung der Arbeiterklasse mit heterogenen Interessen wurde durch unterschiedliche Trends hervorgerufen:
Deindustrialisierung und Tertisierung
Ausbau des DL-Sektor
Polarisierung der Qualifikationsstruktur (Akademikeranteil führt)
Beschäftigung von Frauen auch eher im DL Bereich
Zunehmende Einwanderung als BEschäftigte im Niedriglohnsektor (als Reservearmee)
Wachstum des öffentlichen Sektors; weniger Notwendigkeit von GW
Gewerkschaften waren früher besser in der Ungleichheitsreduktion (Ahlquist)
Komplexe postmaterialistische Werte vs. einfache ökonomische Interessen von Arbeitern
Spannungsverhältnis zwischen “alter” und “neuer” Realität
“Bloße Lohnforderungen” vs. Familienpolitik
=> Insgesamt führt dies zu:
einer weniger großen Anhängerschaft
können auch weniger die Interessen der “breiten Arbeitnehmerschaft und vertreten” + weniger Bedeutung aufgrund “Löhne als zentrakes Thema” = weniger Legitimität & Bedeutung
Lohnzurückhaltung in Tarifverhandlung (auch durch Druck des Niedriglohnsektors
weniger finanziellen Ressourcen und absinkenden Organisationsgrad
was ihre die Möglichkeiten der politischen Mobilsierung herabsenkt und Hacker & Piersen organisation von Interessen Politik ist stärker responsiv zu organisierten Interessen
ABER: Krisenzeiten: Corona oder Energiekrise betrifft immer Wirtschaft und somit Löhne, dann gewinnen sie “schnell” wieder an Bedeutung
Neue Typen von Linksparteien:
Durch Ausdifferenzierung der Arbeitnehmer verbunden mit neuer
Mittelschichten zwischen links und rechts bedingt Catch-All-Parteien
Spaltung der Linken (z.B. SPD und Grüne)
Müssen Koalitionen eingehen, die aber nicht immer von der “alten” Anhängerschaft gewollt sind und dann abgestraft werden
=> politische Linke durch eigene Fragmentierung unfähig, aber auch uninteressiert ihre alten politischen Beziehungen zu erfüllen
=> Kernwählerschaft wird von anderen Parteien “abgeworben”
=> Dennoch: Gewerkschaften und Sozialdemokratie weiterhin gegen Laissez-faire-Kapitalismus; beide wären gemeinsam besser dran. Wer kontrolliert die (Neue) Linke? Wer kontrolliert die heutigen Gewerkschaften?
Welches sind die wichtigsten Mechanismen, durch die Gewerkschaften laut Ahlquist die Lohnungleichheit beeinflussen können?
Direkter politischer Einfluss
Zentralisierte dreiseitige Tarifverhandlungen (Korporatismus), Sozialpakte und Lobbying als Interessengruppe
Intrinsische Bindungen an die Sozialdemokratie vs. Neue Linke
Geschichte der Gewerkschaft als Verbindung mit Sozialdemokratischen-Parteien und historisch-gewachsene SPD als arbeiternahe Partei, die aber auch relativ mächtig ist
Bei Verhandlungen neuer Sozialpolitiken werden auch Gewerkschaften nach ihrer Meinung gefragt z.B.
auf Lohnnebenleistungen, ihre Institutionalisierung zum Sozialstaat und Mindestlohn
Indirekt politischer Einfluss
politische Beteiligung von Gewerkschaftsmitgliedern in der Linke/SPD, insbesondere Mitglieder der unteren Schichten bei gewählten Parteien, die Politik machen
Streiks, Proteste und Medienkampagnen
Wie nimmt die Dualisierung trotz formaler institutioneller Stabilität nach Palier und Thelen (2010) zu? Wirken Veränderungen in den Arbeitsbeziehungen, den Arbeitsmärkten und den Wohlfahrtsstaaten als kompensatorische oder komplementäre Mechanismen?
Beobachtung einer generellen Institutionellen Erosion (vor allem in LMEs aufgrund einer Flexibilisierung) und in DE/FR institutionelle Stabilität aber Dualisierung
Zunahme des Dualismus (Insider Stammbelegschaft/Outsider A-Typische Arbeit) durch Reihe von Entwicklungen im Bereich der Arbeitsbeziehungen, Arbeitsdynamiken und wohlfahrtsstaatlicher Reformen
Erst verändern sich die Arbeitsbeziehungen in der Industrie, dann verändert sich der Arbeitsmarkt, da mehr entlassen werden, dann muss der WS reagieren
1) Arbeitsbeziehung: Koordinierung der Tarifverhandlungen ist noch vorhanden, aber zunehmen dezentralisiert
Vorallem Schutz des Kernsektors (DE: Exportorientiertes/Verarbeitendes Gewerbe / FR: Große private/staatl. Unternehmen)
Abbau von Arbeitskräften: Vorruhestand und Automatisierung, aber gleiche Löhne für Übriggebliebene (survivor).
Produktivitätssteigerung durch Lohnsenkung
Intensivierte Kooperation zwischen Managern und Arbeitern in führenden Firmen: Zentralisierte Tarifverhandlungen für die Stammelegschaft (als “Loyale”, die es braucht), Dezentralisierung oder keine Vertretung durch Gewerkschaften für den Rest
2) Arbeitsmarkt:
Reguläre Verträge für Stammbelegschaft (männlich und alt) und sichere und stabile Beschäftigung
Atypische Verträge für junge Menschen, Geringqualifizierte, Frauen, Zuwanderer
Instabilität von befristeten Verträgen (Minijobs, Zweitjobs etc)
3) Wohlfahrtsstaaten: Sozialversicherungsmodell immer noch dominant, aber für A-typische werden keine Beiträge gezählt (auch nicht von den Arbeitgebern), rein definitorisch aber nicht darauf ausgelegt den sozialen Schutz der Nicht-Beitragszahler zu zahlen, A-Typische erhalten Sozialhilfe, die häufig nicht ausreicht
=> 2) übt finanziellen und politischen Druck auf das WS-Sytsem aus und fordert nach einem 2. WS-Typen
Zuletzt geändertvor 10 Monaten