L2 BESCHAFFUNG
… im ersten Teil des betrieblichen Kernprozesses müssen die Materialien beschafft werden.
Als oberstes Ziel der Beschaffung kann die langfristige Sicherstellung der anforderungsgerechten Versorgung zu geringstmöglichen Kosten formuliert werden.
einerseits: Sicherstellung, dass das richtige Material in der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Qualität am richtigen Ort zur Verfügung steht; andererseits: kostengünstige Beschaffung der Materialien
2.1 Operative Beschaffung
Operative Beschaffung
operative Beschaffungsaufgaben im Rahmen der Materialdisposition:
1. Bedarfsermittlung
Materialbedarfe der Produktion für einen bestimmten Planungszeitraum unter Berücksichtigung etwaiger Lagerbestände bestimmen
2. Bestellmengenplanung
Vorratsbestellung – Bedarfsmengen auf Bestellmengen und Bestellzeitpunkt verteilen
3. Bestellabwicklung
Bestelldurchführung, Bestellüberwachung und Wareneingang
Übersicht
2.2 Strategische Beschaffung
Beschaffungsstrategien für einzelne Güter festzulegen:
Auswahl der Beschaffungsmärkte
Anzahl der Lieferantenbeziehungen
zeitliche Bereitstellung der Güter
Ort der Wertschöpfung zu definieren
Weiterhin gehören die Lieferantenanalyse, die Durchführung von Verhandlungen und die damit verbundene Lieferantenauswahl sowie das Lieferantenmanagement zu den strategischen Beschaffungsaufgaben.
Bestandsarten bei Lagerhaltung / Lagermodell
2.3 Lagerhaltung
Lager nur über eine bestimmte Kapazität verfügt und nur bis zu einem Höchstbestand befüllbar ist. Bei Materialverbrauch sinkt der Bestand. Es muss im Vorhinein geplant werden, ab welchem Mengenstand (Bestellbestand) die Materialien neu bestellt werden müssen, damit die Produktion aus Materialsicht unterbrechungsfrei möglich ist. Sollte der Lieferprozess unverhofft länger dauern oder der Verbrauch während der Lieferzeit (Wiederbeschaffungszeit) höher sein als prognostiziert, ist ein Sicherheitsbestand für diese unvorhersehbaren Ereignisse festzulegen.
Bedarfsprognose
nochmal Skript und aufteilen
Gehört zu —> stochastische bzw verbrauchsorientierte Bedarfsermittlung
Ziel: Materialmengen möglichst genau vorauszusagen, damit nicht zu große Materialmengen angeschafft werden, die zu hohen Lagerhaltungskosten führen oder zu wenig Material beschafft wird, sodass der Produktionsplan aufgrund fehlenden Materials nicht eingehalten werden kann.
Prognosemodelle können für einen stationären, einen trendförmigen oder einen saisonalen Verlauf des Materialverbrauchs angewandt und unterschieden werden.
Exponentielle Glättung
Im Rahmen der Bedarfsprognose bezeichnet die exponentielle Glättung ein Verfahren, bei dem Werte aus der Vergangenheit eine abnehmende Gewichtung erfahren.
Bei diesem Verfahren verlieren die älteren Vergangenheitswerte über den gewählten Gewichtungsfaktor an Bedeutung. Veränderungen im Bedarfsverlauf werden somit schneller in der Bedarfsprognose berücksichtigt.
Wird von einem konstanten Materialbedarfsverlauf ausgegangen, um den die tatsächlichen Verbräuche zufällig schwanken, so kann die exponentielle Glättung erster Ordnung als Prognoseverfahren eingesetzt werden. Hierbei wird der Prognosewert für die folgende Periode – z. B. Jahr, Quartal, Woche oder auch Tag – als gewichtete Summe aus dem Beobachtungswert der aktuellen Periode (realer Wert) und dem ermittelten Prognosewert für die aktuelle Periode ermittelt (rekursive Form).
Der Prognosewert der betrachteten Zeitperiode ergibt sich aus dem mit α gewichteten realen, aktuellen Beobachtungswert und dem mit 1–α gewichteten Prognosewert der vorherigen Zeitperiode.
Art der Bereitstellung
Entweder:
Produktionssynchrone Beschaffung
Materialien stehen genau zu dem Zeitpunkt bereit, wenn sie benötigt werden.
Verknüpft mit …
Just-in-Time-Beschaffung
Just-in-Sequence-Beschaffung
Der gesamte Materialfluss ist so geplant, dass er zeitlich auf den Produktionsprozess abgestimmt ist.
Eine reihenfolgesynchrone Anlieferung, bei der Zulieferer beim Verpacken der Materialien eine konkrete Reihenfolge zu beachten haben, damit diese Reihenfolge 1:1 vom Unternehmen in den Produktionsprozess übernommen werden kann.
Oder:
Lagerhaltung
… ermöglicht schnelle, unkomplizierte und sichere Materialversorgung der Produktion
… mögliche Schwankungen des Materialflusses im Kernprozess können ausgeglichen werden damit Versorgungrisiken reduziert werden können
… bei Vorratsbeschaffung erforderlich
diese sollte immer dann gewählt werden, wenn die Materialbeschaffung und der Materialverbrauch sich nicht exakt aufeinander abstimmen lassen bzw. zu unverhältnismäßigen Kosten führen würde
Anzahl der Lieferanten
Single Sourcing: Diese Lieferantenstrategie beschreibt die Wahl nur einer Beschaffungsquelle
… wird gewählt, wenn eine langfristige und intensive Zusammenarbeit beim Bezug komplexer Teile erfolgen soll
Vorteil: spezielles KnowHow, optimale Nutzung der Kompetenzen, Qualität der Produkte steigt, Preisvorteile möglcih,
Nachteil: direkte Abhängigkeit
Multiple Sourcing: Bei dieser Beschaffungsstrategie geht es um eine Risikostreuung, indem stets mehrere Beschaffungsquellen gewählt werden
… wird hauptsächlich bei einfacheren, standardisierten Bauteilen gewählt
Vorteil: preisgünstigsten Lieferanten wählen und Kostenvorteil erzielen
Nachteil: Zeit- und kostenintensiv, umfassende Absprachen (gleiche Qualität), Verwaltungskosten
Dual-Sourcing-Strategie: Wahl von zwei Lieferanten
… Gesamtbeschaffungsmenge wird auf zwei Zulieferer aufgeteilt, und somit Vorteile des Single Sourcings und Multiple Sourcings verbunden
Lagerkennzahlen
Der durchschnittliche Lagerbestand (in €, kg, Stück etc.)
Lagerhaltungskosten
Personalkosten: Gehälter, Löhne und Zulagen für das Lagerpersonal
Sachkosten: Einrichten und Vorhalten des Lagers und des Lagergebäudes, Versicherungen für Vorräte und eventuelle Wertminderungen, Kosten der Instandhaltung, Energiekosten, Abschreibungen
Kapitalbindungskosten: Vorräte, die Kapital binden, verursachen Opportunitätskosten*, da sie nicht für andere Investitionen verwendet werden können.
Das in den Lagerbeständen gebundene Kapital könnte auch bei der Bank angelegt und verzinst werden oder es wurde mit einem Kredit finanziert. Mit dem entsprechenden Zinssatz kann dann der Lagerzinssatz des gebundenen Kapitals wie folgt errechnet werden:
Bedarfsermittlung
zwei Arten:
1. Stochastische Bedarfsermittlung (verbrauchsorientiert) Bedarfsprognose auf Basis von Verbräuchen in der Vergangenheit
2. Deterministische Bedarfsermittlung (programmorientiert) Bedarfsprognose auf Basis der Planung der herzustellenden Produktmengen über Stücklisten
Grundmodell der optimalen Bestellmenge
Soll für ein bestimmtes Material eine Lagerhaltung vorgenommen werden, so wird für dieses Material im Anschluss an die Bedarfsermittlung eine Bestellmengenplanung durchgeführt.
Basis von Entscheidungen über die Bestellmenge:
Optimale Bestellzeitpunkt und
zur Vermeidung von Fehlmengen wegen unzureichender Vorratshaltung
Kosten der Beschaffung (setzen sich zusammen aus):
Unmittelbare Beschaffungskosten bzw. Einkaufsvolumen (an Lieferanten zu zahlender Rechnungsbetrag),
Bestellkosten und
Einkaufsvolumen = Preis je Mengeneinheit * insgesamt zu beschaffende Menge
Annahme im Grundmodell der optimalen Bestellmenge: Gegebene Bedarfsmenge und konstanter Preis je Mengeneinheit
Relevante Faktoren für die Bestellmengenplanung (die im Modell keine Beachtung finden)
Teilweise Angebot von Rabatte für Aufteilung der insgesamt beschafften Menge auf wenige Bestellungen (für größere Bestellmengen)
Entscheidungsrelevanz für Bestellmengenplanung
Ohne Rabatte: Konstanter Preis je Mengeneinheit
Bei gegebener Bedarfsmenge: Einkaufsvolumen fix
Keine Entscheidungsrelevanz für Bestellmengenplanung
Bestellkosten = Kosten für die Bearbeitung und Lieferung der Bestellung
Anfall je Bestellung unabhängig von der Menge und dem Wert der bestellten Güter = Bestellfixe Kosten
Lagerhaltungskosten: u.a. Kosten für das Lagerpersonal, Kosten für das Lagerrisiko und Kosten für das gebundene Kapitel der beschafften Materialien
Vermindern sich bei einer geringen einzulagernden Menge (ggf. weniger Lagerpersonal benötigt, weniger Kapital gebunden, gesunkenes Lagerrisiko etc.)
Achtung: Nur der Teil der Lagerhaltungskosten für Bestellmengenplanung entscheidungsrelevant, dessen Höhe hierdurch beeinflusst werden kann
BSP:
Nicht entscheidungsrelevant:
Lohnkosten für fest angestellte Mitarbeiter in einem firmeneigenen Lager = unabhängig von der Lagermenge und damit der Bestellmenge
Entscheidungsrelevant:
Entlohnung der Mitarbeiter nach der Anzahl der Einlagerungsvorgänge, also Lieferungen
… Festlegung des geografischen Beschaffungsraums
Materialien können regional, national oder weltweit besorgt werden
- Regionale Beschaffungsstrategie: gezielt nur aus der näheren Umgebung (Local Sourcing)
Vorteil: persönlicher und direktere Kommunikationsbeziehungen, Transportkosten
Nachteil: ggf. höhere Materialkosten
- Nationale Beschaffungsstrategie: gezielt nur im Inland (Domestic Sourcing)
Vor- und Nachteile siehe regionale Beschaffung
- Weltweite Beschaffungsstrategie: systematische Analyse und Nutzung des Marktes (Global Sourcing)
Vorteil: Materialkosten; Zugang zu qualitativ besseren oder innovativeren Lieferanten
Nachteil: Transportkosten, langer Transport (Transportrisiken), hohe Kommunikationskosten, Wechselkursschwankungen, politische Veränderungen
Unternehmen betreiben insgesamt mehr Global Sourcing, um ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrechzuhalten
Zuletzt geändertvor 10 Monaten