Welche Vorteile mobiler Gesundheits-Applikationen gibt es und was sind mögliche Nachteile?
Vorteile:
hohe Nutzerrate: Entwicklung und Nutzung mobiler Gesundheitsangebote komplementär zur Verfügbarkeit und Nutzung mobiler Endgeräte, in DE 2 von 3 Usern
Kosten-Nutzen-Effektivität
Im Primär- (Krankheiten verhindern),Sekundär- (Krankheiten frühzeitig erkennen & behandeln) und Tertiärprävention (Therapie) einsetzbar
Schonung von Ressourcen (Personal)
Just-in-time Interventionen möglich —> Leute im alltäglichen Umfeld erreichen
Individual Tailoring auf die Bedürfnisse des Nutzers automatisch möglich
Kopplung mit verschiedenster Sensorik möglich
Einfache Vernetzung von Zielgruppen (soziale Unterstützung)
Einfache Handhabung durch digitale Expertise (vor allem der digital native Generation)
Nachteile:
Stichwort „digital divide“: Verfügbarkeit, Bezahlbarkeit, Qualität, Umgang mit Technik, digitale Bildung
Datenschutz: Gläserner Mensch, gezielte Beeinflussung
Bildschirmzeit: hohe Prävalenz, Gesundheit, Schlaf
unreflektierte Anwendung: blindes Vertrauen in Technik, fehlendes Körpergefühl
V.a. kommerzielle Gesundheitsapplikationen sind of NICHT theoriebasiert
—> Unter der Bedingung eines reflektierten Umgangs und wissenschaftlicher Fundierung überwiegen die Vorteile
Nennen Sie Beispiele für Digital Health, welche Aspekte hiervon sind in der Gesundheitsförderung relevant?
Remote-Konsultationen mit Ärzten durch Telemedizin und Telehealth:
medizinische Versorgung in entlegenen Gebieten oder bei eingeschränkter Mobilität
Verbesserte Kontrolle durch regelmäßige Überwachung von Vitalparametern
Reduzierung von Krankenhausbesuchen und -aufenthalten —> Kosten senken, bessere Lebensqualität
Mobile Gesundheits-Apps:
Selbstverwaltung von Gesundheit durch Erinnerungen an Medikamenteneinnahme, Tracking von Symptomen und Aufzeichnung von Gesundheitsdaten
Förderung von gesundem Verhalten durch Fitness-Tracker, Ernährungs-Apps und Rauchentwöhnungsprogramme
E-Health-Plattformen:
Elektronische Patientenakten (EPA) —> zentraler und sicherer Zugriff auf medizinische Informationen für Patienten und medizinisches Fachpersonal
Virtuelle Gesundheitsdienste wie Online-Beratung, psychologische Therapie und Rehabilitation —> bequem, diskret v.a. zur psychischen Gesundheit
Künstliche Intelligenz und Big Data-Analyse:
elektronische Gesundheitsakten & Wearables —> Vorhersage von Krankheitsrisiken und Früherkennung von Gesundheitsproblemen durch die Analyse großer Datenmengen
Personalisierte Medizin und Behandlungspläne basierend auf individuellen genetischen Profilen, Gesundheitsdaten und Lebensstilinformationen.
Optimierung von Krankenhaus- und Gesundheitssystemen durch die Identifizierung von Trends, Engpässen und Verbesserungspotenzialen.
Wearables z.B. durch Fernüberwachung von Patienten nach Operationen oder während der Genesung durch Wearables
Visualisation
Wellness
Clinical trials
Nennen Sie eine Theorie zur Verhaltensveränderung, beschreiben Sie die Kernelemente und wann diese Theorie vor allem angewandt wird (mit einem Beispiel)
Theory of Planned Behavior (TPB):
Kernelement: Verhaltensweisen hängen unmittelbar von Verhaltensabsichten ab, diese wird von einer Kombination von Norm, Einstellung und wahrgenommener Verhaltenskontrolle beeinflusst
Anwendung: Verhalten erklären und vorhersagen, das stark von sozialen Determinanten beeinflusst wird, wichtiger Faktor: social support
Beispiel: Verhalten von Jugendlichen in Bezug auf die Einnahme von gesunden Mahlzeiten in Schulen verstehen
oder
Social Cognitive Theory (SCT):
Kernelement: Selbstwirksamkeitserwartung —> Annahme: : Ziele (Intentionen) bestimmen Verhaltensveränderung oder -aufrechterhaltung; mediieren den Einfluss von Selbstwirksamkeitserwartung, Handlungsergebniserwartung sowie soziostrukturellen, behindernden und unterstützenden Faktoren auf das Verhalten
Anwendung: Erklärung von Verhalten durch Interaktionen zwischen individuellen Eigenschaften, Verhaltensweisen und Umgebungsfaktoren; nicht nur die Initiierung sondern auch die Aufrechterhaltung steht im Fokus
Beispiel: Rauchverhalten von Jugendlichen verstehen und Interventionen entwickeln, die Selbstwirksamkeit und soziale Unterstützung stärken, um das Rauchen zu reduzieren
Kritik: Änderungen in der Umwelt führen “automatisch” zu Änderungen in einer Person (not true), Zusammenhänge von Person, verhalten und Umwelt unklar, lässt biologische, hormonelle Mechanismen, Emotion und Motivation außen vor
Health Action Process Approach (HAPA):
Kernelemente: Hybridmodell umfasst motivationale (Zielsetzung) und volitionale (postdezisionale Anteile wie z.B. Plämne) Komponenten
Anwendung: Wenn es darum geht, ungesundes durch gesundes Verhalten zu ersetzen: Motivation und Volition - Weniger die Wahrnehmung des Risikos, sondern stärker die Planung und die Selbstwirksamkeitserwartungen erklären das Verhalten
Beispiel: Entwicklung einer Intervention zur Förderung von körperlicher Aktivität, die sowohl motivationsfördernde als auch volitionsfördernde Strategien umfasst
Self-Determination Theory (SDT):
Kernelemente: Einbettung der individuellen Motivation und des Gesundheitsverhaltens in den sozialen Kontext
Anwendung: Wenn individuelles Verhalten in einem sozialen Kontext erklärt und beschrieben werden soll
Beispiel: Verhalten von Gemeinschaften in Bezug auf die Akzeptanz und Adaption gesunder Ernährungsgewohnheiten verstehen und fördern z.B. Organisationspsychologie (z.B. Mitarbeitermotivation), Sport- und Gesundheitspsychologie, Paartherapie
Was ist der Vorteil von Behavior Change Techniques (BCTs)?
Gezielte Intervention: BCTs ermöglichen eine gezielte Intervention, indem sie spezifische Verhaltensweisen ansprechen, verbessert auch das Verständnis für die verschiedenen Ansätze der Intervention
Evidenzbasiert und Replizierbarkeit: Sie basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und empirischer Forschung, was ihre Wirksamkeit unterstützt.
Flexibilität: BCTs können an die Bedürfnisse und Merkmale der Zielgruppe angepasst werden.
Effektivität wird erhöht
Kombinierbarkeit: Sie können in verschiedenen Kombinationenaus einem Pool von übergeordnetetn Gruppen zusammengesetzt werden, um die Wirksamkeit von Interventionen zu erhöhen.
Messbarkeit: Die Verwendung von BCTs ermöglicht die Messung und Bewertung von Verhaltensänderungen, was die Evaluation von Interventionen erleichtert.
Langfristige Auswirkungen: Durch die gezielte Ansprache von Verhaltensweisen können BCTs langfristige Verhaltensänderungen fördern. Zeigen mögliche Handlungshinweise auf
Nennen Sie 4 BCTs und geben Sie ein Beispiel aus dem mHealth Bereich
Autonomie: SMARTFAMILY ermöglicht es, sich selbst auferlegte wöchentliche Ziele zu setzen. Die App zeigt den aktuellen Status von Leistung und Zielerreichung an
Beziehung: Die App wird in einem familiären Umfeld eingesetzt und fördert die soziale Unterstützung und die Identifikation mit einem Vorbild.
Kompetenz: Jede Woche neue/höhere Wochenziele; Belohnungen werden entsprechend der progressiv gesetzten Ziele über Motivationsbenachrichtigungen bereitgestellt
Selbstüberwachung: Durch die Verwendung von Aktivitätstrackern können Nutzer ihre eigenen Aktivitätsdaten überwachen und verfolgen.
Was sagt die derzeitige Studienlage zu BCTs?
Insgesamt wurden 93 Behavior Change Techniques (BCTs) identifiziert, die in 16 Clustern eingeteilt werden können.
Im Durchschnitt werden in Interventionen 7 BCTs eingesetzt.
BCTs aus 9 der 16 Cluster sind bisher überhaupt nicht vertreten.
Es ist unklar, welche BCTs den größten Einfluss auf die Effektivität haben.
Es besteht Unsicherheit, ob eine Inklusion einer höheren Anzahl von BCTs bessere Ergebnisse liefert.
Jedoch deuten Studien darauf hin, dass Interventionen mit 7-8 BCTs besser abschneiden als solche mit weniger.
Beschreiben Sie die Begriffe ambulatory assessment (AA) und just-in-time adaptive intervention (JITAI) und nennen Sie jeweils ein Beispiel
Ambulatory Assessment (AA):
Beschreibung: Kontinuierliche Erfassung von Verhaltensweisen, Umweltfaktoren und inneren Zuständen in Echtzeit und in natürlichen Umgebungen.
Beispiel: Verwendung von Smartphone-Apps zur regelmäßigen Erfassung von Stimmungsschwankungen und Stresslevels bei Personen im Alltag.
Just-in-Time Adaptive Intervention (JITAI):
Beschreibung: Dynamische Interventionen, die in Echtzeit an die individuellen Bedürfnisse und Situationen einer Person angepasst werden.
Beispiel: Eine mobile Gesundheits-App, die basierend auf den aktuellen Stressniveaus einer Person personalisierte Entspannungsübungen anbietet.
Welche Sensorik würden Sie für die Konzeption einer mHealth Studie verwenden und was versprechen Sie sich davon?
Sensorik für eine mHealth-Studie:
Beschleunigungssensoren (Accelerometer) zur Messung der körperlichen Aktivität und Bewegungsmuster.
GPS (Global Positioning System) zur Verfolgung von Standorten und Aktivitäten im Freien.
Herzfrequenzmesser (Herzfrequenzsensor) zur Überwachung der kardiovaskulären Aktivität und Stressniveaus.
Hautleitfähigkeitssensoren zur Erfassung von physiologischen Stressindikatoren.
Temperatursensoren zur Überwachung von Körperwärme und Umgebungstemperatur.
Erwartungen an die Verwendung dieser Sensorik:
Erfassung von Echtzeitdaten über Verhaltensweisen, physiologische Zustände und Umgebungsfaktoren.
Besseres Verständnis für individuelle Gesundheitsmuster und -trends.
Personalisierte Anpassung von Interventionen und Feedback basierend auf den gesammelten Daten.
Verbesserung der Effektivität von Gesundheitsinterventionen durch präzisere und kontextbezogene Maßnahmen.
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