Was sind die Grundbegriffe der Molekulargenetik?
Chromosom (enthält DNA)
Gen (Abschnitt auf DNA, kleinste Einheit der biologischen Erbinformation, enthält Basenpaare, jedes Gen liegt 2x vor (Vater und Mutter)
Polymorphismus (Gen, das in der Bevölkerung in verschiedenen Varianten, bzw. Allelen vorliegt)
Allele (verschiedene Varianten eines Gens)
Genotyp (Kombination von Allelen bei einem Individuum in einem Gen)
Einzelnukleotid Polymorphismus - SNP (Variation einzelner Basenpaare)
Exons (Protein kodierender Teil der DNA)
Introns (nicht kodierender Teil der DNA)
Was sind die Grundbegriffe der gen. Prozesse?
Transkription (macht mRNA-Kopien aus Gen/DNA ohne Introns, im Nucleus)
Translation (synthetisiert Proteine aus der mRNA, im Zytoplasma) -> Synonyme („stumme“) und nicht-synonyme Polymorphismen -> Konsequenz: kein klares eins-zu-eins Mapping
Was sind Kandidatengene?
Als Kandidatengen werden Gene bezeichnet, die möglicherweise Assoziationen mit dem Auftreten von genetisch beeinflussten Krankheiten aufweisen
Welche Kandidatengene sind mit welchen Persönlichkeitseigenschaften verknüpft?
5 HTTLPR (Serotonin Transporter) & Neurotizismus
COMT (Catechol-O-Methyltransferase) & Extraversion
MAOA (Monoamin Oxidase A) & Aggression
DRD4 Dopamine Receptor D4) & Sensation Seeking
Evidenz moderat, oft Umwelt-Interaktion
Lösungsansätze für ein Problem molekulargenetischer Assoziationsstudien: Fehlende Spezifität
1. Lösungsansatz -> höhere Spezifität (z.B. mit Unterkategorien)
2. Lösungsansatz -> GWAS (Genome-wide association studies)
Spezifität von COMT (Catechol-O-Methyltransferase) & Extraversion
COMP kodiert Dopamin Rezeptoren
Kein Einfluss von COMP auf “Affiliation“, “Agency“ oder “Sensation Seeking“
Unterkategorien sind aber miteinander korreliert
Einfluss von COMT auf Agency signifikant (d=0.33), wenn kontrolliert für Affiliation und Sensation Seeking
Genome-wide association studies GWAS
Erstmals im Jahr 2005
Prinzip: Hundertausende häufige SNPs in großen Stichproben simultan bzgl. Assoziation mit Traits testen (mit Alphafehlerkorrektur)
GWAS & Polygenetic Scores (PGS) -> Rietveld et al. (2014)
Eine Zahl, die die Effekte vieler genetischer Varianten auf einen Phänotyp zusammenfasst:
Aggregation von Millionen individueller loci im menschlichen Genom -> Stärke der Assoziation mit bestimmtem Phänotyp
GWAS mit 500K Personen um ein PGS mit R2≈12% zu konstruieren
dann nur noch Stichprobe von 62 Personen nötig mit 80% Power (% Effekt wird entdeckt, wenn vorhanden)
GWAS: schulische Anwesenheit (Intelligenz)
Schulische Anwesenheit als Stellverterter für Intelligenz (nicht dasselbe -> z.B. SES)
Studien mit 3/74/1271 SNPs und 125K/5K/1,1Mil -> PGS mit R2≈2/9/12%
Gene mit Expressionen im Gehirn, in der Entwicklung des ZN & in der synaptischen Struktur -> macht Sinn das diese Gene relevant sein könnten
GWAS: schulische Anwesenheit und Sozioökonomischer Status
Socioeconomic index (SEI) höher, wenn höherer SES + r von PGS (für schulische Anwesenheit) und SEI
PGS höher, wenn höherer SES ?? + stärkere r mit SEI bei höherem SES (siehe letzte Vorlesung); N≈24K
Weitere Studie: niedriger PGS in Bergbauregionen, höher bei Leuten die Bergbauregionen verlassen; N≈450K
GWAS: schulische Anwesenheit und „nurturing“/Erziehung
PGS (für schulische Anwesenheit) für Eltern und Kinder
PGS der Eltern sagt 2,45% der schulischen Anwesenheit der Kinder voraus (kontrolliert für genetische Übereinstimmung: nur nicht übertragene Allele der Eltern); N≈22K
"genetic nurturing effect“ -> Assoziation in GWAS zwischen Eltern und Kinder nicht nur auf direkte genetische Effekte zurückzuführen, sondern auch durch Erziehung durch eigene Genetik der Eltern
GWAS vs. Kandidatengenansatz: Schizophrenie
Keine Evidenz für Kandidatengene (nicht mehr als nicht-Kandidatengene)
Studie mit 86K Isländern: Zusammenhänge zwischen PGS (für Schizophrenie) und ausgeübtem Beruf
Künstler signifikant höherer PGS => PGS erklärt 5,5% Varianz in Schizophrenie und 0,24% Varianz in Kreativität
GWAS vs. Kandidatengenansatz: Neurotizismus
Kandidatengene Meta-Analyse -> keine signifikanten Zusammenhänge
GWAS Meta-Analyse (N≈450K) -> 136 unabhängige signifikante Assoziationen & R=4,4% für Neurotizismus
Gene insbesondere exprimiert im Gehirn (u.a. serotonerge Neurone)
genetische Sets assoziiert u.a. mit Neurogenese und Verhaltensreaktion auf Kokain
genetisch unterscheidbare Cluster für depr. Gestimmtheit und Besorgnis
Welche Limitationen hat die qualitative Verhaltensgenetik?
Vergleich Erblichkeitsschätzungen
BIG Five: SNPs erklären ca. 9-18% der Varianz vs. Erblichkeitsschätzung aus Zwillingsstudien von 40-50%
Intelligenz: SNPs erklären ca. 11% der Varianz vs. Erblichkeitsschätzung von 50-70%
Limitation GWAS oder Überschätzung Erblichkeit?
Größe: SNPs erklären 80% Varianz und Erblichkeitsschätzung von 80%
Aber seltene Genvarianten (0,1-10%) erklären mehr als 50% der Erblichkeit
Folgerung: Erblichkeitsschätzungen wahr. korrekt, aber GWAS limitiert
Limitationen GWAS
Methoden sind limitiert (SNPs Sammlung imperfekt, Stichprobengröße, nicht SNPs Mutation sondern auch Löschung und Duplikation)
Seltene genetische Varianten (schwer miteinzuschließen, aber könnten großen Anteil an Varianz in evolutionär angepassten Eigenschaften erklären)
Nicht-additive genetische Effekte (evident, da rEZ > 2* rZZ)
Das Wichtigste zur Qualitativen Verhaltensgenetik
Alternatives Spleißen (Mechanismus Transkription) & stumme Polymorphismen machen Erblichkeitsschätzungen kompliziert (ungleiche SNPs/Gene führen nicht unbedingt zu unterschiedlichen Proteinen und damit Phänotypen)
GWAS hilft relevante SNPs zu identifizieren, aber es brauch große Stichproben, um sie zu finden
methodisch noch limitiert
Schätzungen hängen oft von der Population ab -> Einfluss SES, Gen/Umwelt-Varianz, Gen-Umwelt-Interaktion
Qualitative Genetik kann Hinweise zu Mechanismen -> z.B. Intelligenz: Genexpression relevanter Gene im Gehirn…
Zuletzt geändertvor 9 Monaten