Zoster- Eckdaten
Varizellen (Windpocken) und Zoster (Gürtelrose) sind durch das Varizella-Zoster-Virus (HHV3) verursachte Erkrankungen der Haut und Schleimhäute
Varizellen = Primärinfektion, Zoster = Sekundärinfektionen
100% Durchseuchung von HHV3
25% aller Erwachsenen bekommen Gürtelrose
—> Inzidenz steigt im Alter, Ausbruch durch passagere Immuninsuffizienz (Stress, Infekt, Alter etc.)
Zoster- Pathogenese
Tröpfchen-/Schmierinfektion: Virusreplikation im oberen Respirationstrakt —> Über Blutbahn gelangt VZV zum retikuloendothelialen System, Organe, Haut —> disseminierte Bläschenbildung (Windpocken)
Rückzug in regionale Spinalganglien
Reaktivierung und Jahren/Jahrzehnten —> erneute Virusreplikation —> unter schmerzhafter Ganglionitis deszendieren die VZV über sensible Bahnen in Haut und manifestieren als Zoster im entsprechenden Dermatom
Zoster- Klinik
Varizellen: Inkubationszeit 2-3 Wochen
Befund: rötliche Makulae am gesamten Integument (Aussparung Hand- und Fußsohlen), die sich im Verlauf vesikulär, pustulös und krustös umwandeln
durch schubweisen Verlauf bestehen die Effloreszenzen in verschiedenen Entwicklungsstufen nebeneinander („Sternenhimmel“)
Juckreiz, Abheilung nach 1-3 Wochen narbenfrei
Bei Kindern milder Verlauf, im Erwachsenenalter oft komplikationsreich
Zoster:
vor Effloreszenzen starke Schmerzen im entsprechenden Segment
nach 7 Tagen stecknadelgroße, wasserklare Bläschen auf erythematösem Grund
—> auf ein/ selten mehrere Dermatome und eine Körperhälfte beschränkt
Bläschen trocknen synchron ein und bilden Krusten, heilen nach 1-3 Wochen ab
Zoster- Diagnostik
Blickdiagnose!
bei unklarem Befund —> PCR
Zoster- DD
Herpes simplex
Eczema herpeticarum
(bullöses) Erysipel
bullöse Autoimmundermatosen
akute Kontakdermatitis
Photodermatitis
Zoster- Therapie
Varizelle: meist symptomatische Therapie ausreichend
Gerbstoffe zur Austrocknung, Antihistaminika bei Juckreiz, Aciclovir systemisch bei schwerem Verlauf
bei Risikokollektiv: 3x 10mg/kg KG i.v. für 5d
keine Salicylate —> Reye-Syndrom!
Zoster: antiphlogistisch, antiviral, analgetisch, antiseptisch, antipruritisch
Topische Therapie: erst austrocknende Creme (Gerbstoffe/Zinkpaste), dann krustenlösende/antiseptische Polihexanid-Gele
Antivirale Systemtherapie:
Aciclovir 3x 5-10mg/kg KG für 7-10d/ 5x 800mg p.o./d für 5d
Valaciclovir 3x 1000mg p.o./d für 7d
Famciclovir 3x 500mg p.o./d für 7d
Brivudin 1x 125mg p.o./d für 7d
Schmerztherapie: Who-Stufentherapie zur Vermeidung einer Post-Zoster-Neuralgie
Zoster- Impfungen
Varizellen- Impfstoff: attenuierter Lebendimpfstoff für Risikopersonen und Kontaktpersonen
2 Impfdosen: 11 - 14 Monat (zeitgleich mit MMR), 15-23 Monat
Ziel: Herdenimmunität
Zoster- Impfstoff: Totimpfstoff für allle > 60 LJ. und chronisch kranke 50+
zur Vorbeigung von Zoster und Postzoster Neuralgie
Zoster- Komplikationen
bakterielle Superinfektion
Postzoster-Neuralgie
Erblindung/Fazialisparese (Zoster ophthalmicus)
Schwindel/Hörminderung (Zoster oticus)
Zoster generalisatus
Organbefall (Zosterpneumonie/ Zostermeningitis)
Verrucae vulgares
benigne hyperplastische Tumoren der Haut durch HPV 1-4,7,54
Klinik:
zunächst sagokorngroße, hautfarbene Knötchen
wachsen zu bis zu 1cm großen, grau-weißen, hyperkeratotischen Tumoren mit zerklüfteter Oberfläche
können zu plattenartigen Exophyten konfluieren
Lokalisation: Hände, Finger, Fußrücken, Nasenspitze
Diagnostik: Blickdiagnose!
DD:
Kinder: Mollusca contagiosa
Erwachsene: SCC, seborrhoische/aktinischer Keratosen
Therapie: hohe Spontanheilungsrate (bei Kindern!), Therapie bei funktioneller/kosmetischer Beeinträchtigung
Lokal mit 5-FU(virustatisch), Salicylsäure (keratolytisch), Imiquimod (immunmodulierend)
operativ: Kürettage, Kryo, Laser
REZIDIVFREUDIG!
Condyloma acuminata
Entstehung durch sexuelle Kontaktinfektion mit HPV 6 und 11 (low risk) und 16,18 (high risk)—> häufigste STDs!
zunächst solitäre, hautfarbene- rötliche, schmalbasig aufsitzende, verruköse Papeln unterschiedlicher Größe
können blumenkohl- oder hahnenkammartige Formen annehmen
Lokalisation: Präputium, Sulcus coronarius, Labien, perianal, anal
Condyloma plana: flache Condylome mit erhöhtem Entartungsrisiko —> oft bei Frauen an der Cervix uteri
Diagnostik: Blickdiagnose am äußeren Genital
bei Frauen zwingend Kolposkopie
DD: Condyloma lata, Mollusca contagiosa, bowenoide Papulose
Therapie:
lokal: Podophyllotoxin-Lösung , Imiquimod, Polyphenon E
operativ: Abtragung mittels Kürettage, Laser, Elektrokauterisierung
Buschke-Löwenstein-Syndrom
HPV Infektion, Sonderform der Condyloma acuminata (Keine High-Risk-HPV!)
Maximalform mit z.T. destruierend wachsenden Risenkondylomen
in Ihnen sind histologische Plattenepithelkarzinome nachweisbar
Entstehung bei Immunsuppression
Eczema herpeticatum
dramatisches fieberhaftes Krankheitsbild infolge großflächiger Herpes-simplex-Superinfektion
häufig bei Patienten mit AD
Prädilektionstellen: Gesicht, Hals
Klinik: flächige Ausbreotung herpetiformer Bläschen, kann im Verlauf ulzerieren
Allgemeinsymptome: Fieber, schweres Krankheitsgefühl
lokal: Antisepsis
systemisch: Aciclovir i.v.
Herpes simplex - Infektion
Primärinfektion: Gingivostomatitis herpetica (Stomatitis apthosa)
zahlreiche, akut aufschießende Bläschen mit rötlichem Saum im Bereich der Mundschleimhaut
Umwandlung in Erosionen/Aphten
ausgeprägt und schmerzhaftn —> erheblicher Leidensdruck mit erschwerter NAhrungsaufnahme, Fieber, schmerzhafter Schwellung der reginalen Lymphknoten, Foetor ex ore
Primärinfektion: genital
Vulvovaginitis herpetica/Balanoposthitis herpetica
schmerzhafte Bläschen, Ulzerationen und Erosionen der Genitalschleimhaut mit Fieber + LK-Schwellung
Sekundärinfektionen:
Herpes labiales, Herpes genitalis
Prodromi: Juckreiz, Spannungsfeühle, Brennen
Schnelles Aufschießen von Bläschen auf erythematösem Grund, die innerhalb von 2 Wochen abheilen
Diagnostik: meist Klinisch möglich
Tzanck-Test: NAchweis multinuklärer epidermaler Riesenzellen —> mit Öse wird Material vom Blasengrund abgenommen —> Mirkoskopischer Nachweis von Tzanck-Riesenzellen
Direktnachweis: PCR, ELISA, Immunfluoreszenz
Viruskultur
AK-Nachweis: ELISA, Immunoblot
Komplikationen:
Herpes genitalis: Reaktivierung kurz vor Entbindung —> Gefahr des neonatalen Infektionsrisikos
Zervixtumore (HSV als Kofaktoren)
Postherpetisches EEM, Eczema herpaticatum, nekrotisierende/hämorrhagische Ausprägung, Meningoenzephalitis herpatica, Keratokonjunktivitis herpatica, Herpessepsis (Neugeborene)
Therapie: Therapiebeginn möglichst früh —> 72h nach Beginn Hautveränderungen
akut: Aciclovir (5x200mg p.o/d —> 5d), Valacivlovir (2x 500mg p.o./d —> 3d), Famciclovir (3x250mg p.o./d —> 5d)
Rezidivprophylaxe: Immunsuppression, zyklisch wiederkehrender Herpes genitalis —> 48h vor erwartetem Rezdiv
Aciclovir (2x 400mg p.o./d), Valaciclovir (1x 500mg p.o./d), Famciclovir (2x 250mg p.o./d.)
Molluscum contagiosum
Molluscumpoxvirus: DNA-Virus, streng epidermotrop
v.a. Kinder mit AD und Immunsuppreimierte
Haut- zu- Haut-Kontakt
Befund: erbsengroße, perartige, zentral gedellte Knötchen/Papeln —> Dellwarzen
zentraler weißer Detritus, durch Druck exprimierbar
Prädilektionsstellen: Hals, Achseln, Genitalbereich
Diagnostik: Blockdiagnose
DD: Milien, andere Viruswarzen
CAVE: Eczema molluscatum
Therapie: hohe Spontanheilung
ggf. scharfer Löffel
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