Mangelernährung Definition
klinisch relevanten Mangelzustände, hervorgerufen durch:
Verminderte Nahrungsaufnahme, Malabsorption, Maldigestion, erhöhte Proteinkatabolie oder Inflammation
Unterscheidungen: chronisch und akut, mit und ohne Entzündung
Definitionen anderer Fachgesellschaften:
anhaltendes Defizit an Energie/Nährstoffen (Verhältnis Aufnahme und Bedarf) mit Konsequenzen für physiologische Funktionen, Ernährungszustand, Gesundheitszustand
Grafik Körperzusammensetzung Kachexie, Sarkopenie, Mangelernährung
Übersicht Fehlernährung
Marasmus vs Kwashiorkor
Marasmus: Protein-Energie Unterernährung (alles zu wenig)
Trockene Form, führt zu deutlichem Verlust von fett und Muskelbewusstsein, betroffene meist bei klarem Bewusstsein
Kwashiorkor : Proteinmangelernährung
Feuchte Form, Ödeme und Aszitis, betroffene sind apathisch
Bei höherem Proteinmangel kommt es eher zu Kwashiorkor, bei höherem Mangel an Protein als Energie allgemein
Unter- und Mangelernährung bei Adipositas
Die meisten Mängel:
Männer: Ma, Ca, B2
Frauen: Ma, Ca, B2, Eisen Kalium, C
Am häufigsten Mangel Vit. D: Speicherung im überschüssigem Fettgewebe und dadurch erhöhter Bedarf, übergewichtige haben bei gleicher Aufnahme einen niedrigen Serumspiegel
Formen der Mangelernährung bei Adipositas
Mangel durch Erkrankung (zB Tumorerkrankungen oder Leberzirrhose)
Adiposigene Mangelernährung (zu viel Energie, ungünstiges FSS, Mikros niedrig, wenig Ballaststoffe)
Mangelernährung durch Diäten (gezügeltes Essverhalten)
Durch bariatrische Operationen (malabsorption OPs)
Parameter Screening und Anthropometrie
Screening als Voraussetzung
Hypervitaminose
Laborparameter Mangelernährung
Calcium
Albumin, Cholinesterase und Parathormon
Eisenparameter und weshalb man anhand derer eine aussage treffen kann
Vitamin D
Sonderstellung, da Zufuhr über Ernährung und Sekretion durch UVB Lichtexposition
In der Niere wird die aktive Form des Vit D gebildet, die Vorstufe kommt aus der Leber, Konzentration wird über einen Rückkopplungsmodus und verschiedene Faktoren reguliert
Zufuhr durch übliche Ernährung reicht nicht aus bei fehlender endogener Synthese
endogene Synthese abhängig von: Wellenlänge und Dosis der UVB Strahlung, Fläche der Haut, Hautfarbe und Epidermis
Differenz muss über ein Vitamin D Präparat gedeckt werden, bei häufiger Sonneneinstrahlung ist dies nicht erforderlich
Vitamin D wird mit Nahrungsfett absorbiert und über das Lymphsystem transportiert
Funktionen Vitamin D
Calciumhomöostase, Calciumaufnahme aus dem Darm durch Öffnung von Calciumkanälen, Regulation eines Ca bindenden Proteins und dadurch ebenfalls verbesserte Absorption
Steigerung phosphatabsorption: Erhöhung Knochenmineralisierung
Verringerung Synthese und Freisetzung eines Parathormons, welches ebenfalls an Calciumhomöostase beteiligt ist
Für optimale Vitamin D Wirkung auf die knochengesundheit ist eine adäquate Calciumzufuhr notwendig
Serumkonzentration als Parameter zur Beurteilung der Versorgung
Calciumhomöostase
gebundene Form in zähnen und Knichen (Calciumphosphat) , ionische form für Muskelkontraktion, Aktionspotenziale, Zellteilung
Stabilisierung Calciumspiegel im Blut: Parathormin und D3
D fördert absorption von Ca und Ph aus Nahrung und Darm ins Blut, Mineralisierung wird angeregt
Parathormon regt Osteoklasten an, demineralisierung von Ca und Phopshat
Parathormon und D steigern Ca im Blut, jedoch senkt PTH Phosphat, durch Vitamin D steigt auch Phosphat im Blut (sonstwürde Phosphat an Ca Ionen binden)
Hyperkalzämie: Ausschüttung PTH, Stimuliert Ausschüttung von Calcitonin, dies bewirkt das weniger Ca aus Nahrung aufgenommen wird, Osteoklastenaktivität wird gehemmt, dadurch kein Anstieg mehr im Blut
Hypo: Ausschüttung PTH, Demineralisierung, Vitamin d trägt bei niedrigem Serum Kalzium auch zu Demineralisierung bei, Calciumspiegel im Blut steigt wieder an
Qualitative und quantitative Mangelernährung
Quantitativ: Energiezufuhr geringer als Energiebedarf, Negative Kalorienbilanz und Kataboler Zustand, geht häufig mit qualitativer Mangelernährung einher durch allg. weniger aufgenommene Kalorien
Qualitativ: unzureichende Zufuhr an Mikronährstoffen, geht häufig in Kombi mit quantitativer einher
Screening Definition und Funktion
Soll eine Mangelernährung oder das Risiko für eine Mangelernährung schnell und zuverlässig feststellen
Kann stationär oder ambulant durchgeführt werden
Berücksichtigen anerkannte Zeichen der Mangelernährung wie BMI, rascher Gesichtsverlust oder weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Mangelernährung
Laborparameter aufgrund des Aufwands und der Zeitverzögerung nur in wenigen Screeningtools integriert
Ernährungsassessment
umfassende Diagnose von Ernährungsproblemen
Krankengeschichte, aktuelle Medikation, Ernährungsanamnese, körperliche Untersuchungen, Körperzusammensetzung, Anthropometrie, Laborwerte
Rationale zur Indikation einer Ernährungsintervention
Ist der zweite Schritt zur Erkennung der Mangelernährung (nach Screening)
Identifiziert Patienten, die potenziell von einer Ernährungstherapie profitieren
Ernährungsanamnese (als Teil des Assessments)
5 Fragen
Umfassen Fragen zur Gewichtsveränderung, Nahrungszufuhr (fest, flüssig), gastrointestinal Symptome, Leistungsfähigkeit (bzw Beeinträchtigung dieser), Erkrankungen und Auswirkungen auf den Nährstoffbedarf
Wieviele Personen im KH sind Mangelernährt und wer ist besonders gefährdet
25% der aufgenommenen Patienten (laut einer Studie aus 2006) waren mangelernährt
Bei bis zu 75% kommt es während des KH Aufenthaltes zu einer Mangelernährung oder sogar Gewichtsverlust
Besonders gefährdet: ältere Patienten, da ist Gewichtsverlust besonders problematisch, da sie es kaum schaffen wieder zuzunehmen
Patienten mit Tumorerkrankungen und Erkrankungen des Magen Darm Trakts
Folgen der Mangelernährung
verlängerter KH Aufenthalt und schlechtere Genesung
Erhöhtes Infektionsrisiko, Wundheilung kann beeinträchtigt sein
Bei tumorerkrankungen: vermindertes Ansprechen auf Therapie und verminderte Lebensqualität
Bettlägerische Patienten: erhöhtes Risiko für Druckgeschwüre
Alte Patienten: erhöhte Sturzneigung
Maßnahmen um bei Appetitlosigkeit die Energiebilanz positiv zu beeinflussen
Beschwerden und Erkrankungen, die Nahrungsaufnahme ungünstig beeinflussen, müssen erfasst werden (Anamnese)
Tipps: keine Festen Esszeiten, immer dann essen wenn man möchte
Tagsüber gerne häufig kleine Mahlzeiten
Zimt, Kardamom und Ingwer steigern Appetit, auf gesunde fetthaltige LM zurückgreifen
Noch tdrämgen lassen und in gut gelüfteten Räumen, mit Ablenkung, zB Film essen
Fallen Portionen kleiner aus, sollten sie energiereicher gestaltet werden
Für Angehörige: nicht bedrängen, Lieblingsspeisen vorrätig zu Hause zu haben, kleine Portionen anbieten
Leicht kaubare, feuchte Produkte für Personen mit Geschmacksveränderung und Mundtrockenheit
Ausreichende Eiweißzufuhr
Einflussfaktoren auf den Energiebdarf (klinisches Setting)
alter, Geschlecht, PA
Bestimmte Erkrankungen zB Tumore, lungenerkrankungen
Energiebedarf muss immer individuell erhoben und an gegebene Situation angepasst werden
Laborparameter für Hydrationszustand
Elektrolyte
Nierenparameter (zB Kreatinin)
Hämatokritwert
Serumosmolalität
Natrium im Serum
repräsentiert den Wasserstatus, nicht den Salzstatus des Körpers
Kation mit der höchsten Konzentration im EZR
Bestimmt die Osmolalität innerhalb der Zellen und im EZR
Volumen des EZR abhängig vom Körpernatriumbestand
Normwert: 135-145 mmol/l
Hypernatriämie
Ursache: häufig relativer Wassermangel
Risikogruppen: Personen mit eingeschränkter Durstwahrnehmung
Verluste können auch durch Erbrechen, schwitzen oder Diarrhoe auftreten
Funktionen Kalium
wichtigstes osmotisches Kation des IZR
An Ausbildung von Aktionspotenzialen beteiligt
Regulation pH Wert und Blutdruck
Herzfunktion (Reizweiterleitung) und Muskelfunktion
Hypocalcämie
Calcium: mengenmäßig wichtigster Mineralstoffe
Knochenstoffwechsel, Reizweiterleitung, Blutgerinnung
Hypocalcämie: endokrine, Regale oder medikationsbedingte Ursachen
Symptome: Herzrhythmusstörungen, Tetanien, Neurologische und gastrointestinale Störungen
Bei chronischer Hypocalciämie: Störungen im Haar und Nagelwuchs, Störungen in der Knochenmineralisation, psychische und depressive Veränderungen
Ursachen der Hypomagnesiämie
verminderte Renale Resorption,
erhöhte renale Ausscheidung (durch DM2, Medikamente),
intrazellulärer Shift (durch Insulin oder Glucosegabe)
erhöhter Bedarf (Schwangerschaft)
Alkoholismus
Laborparameter bei Verdacht auf Mangelernährung (Frage aus Selbststudium)
Vitamin B12: besonders häufig bei magenoperierten Personen, bei Störungen des Terminkalender Ileums, Veganer und Vegetarier
Folat: Schwangere, einseitige Ernährung, Alkoholiker
Vitamin D: wer sich selten im Freien aufhält, chronische intestinale Erkrankungen, Medikamente
Hyperphosphatämie
Ursache: häufig eine chronische oder akute Niereninsuffizienz
Risiko für Progression weiterer Nierenerkrankungen, kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes ist erhöht
Weitere Ursachen: vermehrte PH Zufuhr, Vitamin D Überdosierung, metabolische und respiratorische Azidose
Ursachen und Symptome des Refeeding Syndroms
schwerwiegende Verschiebung des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushaltes bei schwer unter- oder mangelernährten Personen nach zu rascher Wiederaufnahme von Nahrung
Glucosezufuhr - Insulinausschüttung, Verschiebung Elektrolyte IZR und EZR
Symptome: Herzversagen, Atemstillstand, Ödeme, Krämpfe (meist nach 2-4 Tagen)
Langsamer Kostaufbau und Kontrolle der Elektrolyte wichtig
Parameter zur Bestimmung des Eisenhaushalts
Serumeisen: nicht geeignet, da es großen Schwankungen unterliegt
Ferritin: repräsentiert bei gesunden den Eisenspeicher, erfasst früh Eisenmangel, verändert sich aber auch bei Entzündungen, lebererkrankungen, tumoren usw, Entzündungsparameter müssten dann berücksichtigt werden (CRP) damit Eisenmangel nicht maskiert ist
Transferrin: transportiert Eisen im Blut, Mangel weist auf Proteinmangel hin
Löslicher Transferrinrezeptor: diese werden bei manifestem Eisenmangel hochreguliert, wird nicht durch akute Reaktionen beeinflusst
Hämoglobin: Eisen ist größtenteils ans Hämoglobin in den Erys gebunden, bei Mangel sinkt die Hämoglobinkonzentration ab
MCV/MCH: um Anämien zu differenzieren
Bestimmung Energiebedarf (Selbststudium)
abhängig von verschiedenen Faktoren, muss individuell erhoben werden
Alter, Geschlecht, Bewegungsaktivität
Bestimmte Erkrankungen gehen mit erhöhtem Energiebedarf einher
Zuletzt geändertvor 3 Monaten