Von der Fibel zum “strukturierten Lehr-/Lernpaket” für den Anfangsunterricht
heutige Fibeln:
professionell gestaltete Kinderbücher, die die Erfahrungswelt der Kinder aufgreifen und sie in motivierenden Lernaufgaben zum Erwerb von Lesen und Schreiben führen
Dieses „Führen“ bezieht sich zunächst auf die Strukturierung des Lernwegs, der systematisch vom Leichten zum Schweren aufgebaut wird – und zwar selbst dann, wenn nicht einer strengen Buchstabenprogression gefolgt wird
Bieten einen gemeinsamen Erlebnisrahmen, indem Identifikationsfiguren angeboten werden, die die Kinder durch alle Materialien begleiten -> Kindgemäße Lernsituationen
Grundstruktur der neuen Lehr-/Lernkonzepte
Fibel oft einfach ein Lesebuch, das in einem Unterricht, der dem Prinzip vom Schreiben zum Lesen folgt, dem Vorlesen und später dem selbstständigen Lesen dienen soll
-> mit einem Fibelprogramm sollen alle Bereiche des Anfangsunterrichts Deutsch abgedeckt werden
=> KMK (2004): Einführung von Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Primärbereich
-> Bundesländer müssen ihre Lehrplanvorgaben an diese verbindlichen Vorgaben anpassen
=> Überarbeitung der Fibellehrwerke
Rahmenplanorientierte Unterrichtsplanung
Grundlage: Bildungsstandards Deutsch
Inhaltlicher Bezug auf Jahrgangsstufe 4
Zielerwartung für den Abschluss der Grundschulzeit
Kompetenzbereiche des Faches Deutsch
Fachliche Ziele
Kompetenzorientierung und Betonung von Methoden und Arbeitstechniken
-> KompetenzorientiertesLernen
Didaktisch-methodische Profile aktueller Fibelprogramme
Analyseraster, unter dem nachfolgend alle Lehr-/Lernpakete für den Anfangsunterricht Deutsch betrachtet werden:
Methodenintegrierte Fibellehrwerke: streng
analystisch-synthetische Lesenlernmethode
Lollipop, Tobi, Fara und Fu
Systematische und schrittweise Einführung von Buchstaben
Vom Einfachen zum Schweren
Häufig vorkommende und leicht bildbare Buchstaben-Laut-Beziehungen -> mehrgliedrige Schriftzeichen und schwierige Konsonantenverbindungen
Buchstaben und Laute werden in einem sillvollen Wortganzen eingeführt.
Analytisch: Es wird vom Wortganzen und seiner Bedeutung ausgegangen.
Synthetisch: Es wird geübt, Buchstabenfolgen in einzelne Sprachlaute aufzuteilen und wieder zusammenzusetzen.
Nur die Wörter erscheinen auf den Fibelseiten, deren Buchstabenbestand vollständig erarbeitet wird -> Textarmut, durch Bebilderung überspielt.
Bieten daher aber auch viel Gelegenheit zum Erzählen, zur Wortschatzerweiterung, zum Mit- einandersprechen, Nachdenken,...
AkKustische und sprechmotorische Analyse von Lauten, vollständige Durchgliederung der Anfangswörter -> Leseprinzip soll rasch erfasst werden
Methodenintegrierte Fibellehrwerke: weniger streng
Bausteine, Bücherwurm, Auer
Weniger streng analytisch-synthetisch
Einzelne Ganzwörter, um schneller zu sinnvollen Sätzen zu kommen
Planvolle Strukturierung: Alle Materialien laufen in ihrer optischen und inhaltlichen Gestaltung synchron, insbesondere Reihenfolge der Buchstabenanordnung
Verbinden von Anfang an Lese- und Schreibprozess, denn das was in der Fibel gelesen wird, ist auch Schreibaufgabe in den Arbeitsheften -> beide Lernprozesse unterstützen sich gegenseitig.
Teilweise separate Lesehefte oder Vorlesehefte.
Differenzierte Leseanforderungen durch niveaudifferenzierte Fibelseiten, bzw. eine zweite Fibel.
Zentrales Medium: Arbeitsheft -> Übungen zum Heraushören von Lauten und Reimen (phonologische Bewusstheit), wobei immer nur die Laute analysiert werden, die auch Gegenstand der Fibeltexte sind
Verbindung von Laut und Buchstabe durch Minimalpaaranalyse:
Vielfältige Übungen zum sinnerfassenden Lesen, die mit kleinen Handlungsaufträgen verknüpft der Lehrkraft eine schnelle Lernerfolgskontrolle ermöglichen
Arbeitshefte: verschiedene Textsorten wie Rätsel, Lieder, Briefe, Bastelanleitungen, Sachtexte.
Verbindung zum Sachunterricht durch ergänzende Sacharbeitstexte, teilweise auch Matheunterricht.
Modellvorstellung eines gestuften SSE: Vorkurse entwickelt, in denen die schriftsprachlichen Vorläuferfähigkeiten wie phonologische Bewusstheit, optische Differenzierung, sprachliche und feinmotorische Fähigkeiten spielerisch geübt werden.
Buchstaben-/ Anlauttabellen -> selbstständige Lernphasen, jedoch nicht direkt zu Beginn (schreiborientierte Ansätze), sondern als Hilfsmittel für das selbstständige Weiterlernen nach der Erarbeitung des Leseprinzips
-> Basis: Kinder bedürfen erst de rAnleitung,um grundlegende Einsichten in die Struktur der Schriftsprache zu gewinnen -> Fibeln bieten zu Beginn nur lautgetreue Wörter, die Funktion von Buchstabentabellen liegt in dem selbstständigen Erlesen von Wörtern, deren Buchstabenbestand noch nicht vollständig erarbeitet wurde
-> Anlautverfahren also kein Einstieg in die Schriftsprache, sondern die Buchstabentabellen werden im Sinne einer weiterführenden Lesehilfe genutzt.
Daneben finden sich aber auch Fibellehrgänge, die die Anlauttabelle als Verschriftungshilfe für das Freie Schreiben sehen (Fara und Fu, Auer, Mobile 1). Der lehrgangsgebundere Einstieg in die Schriftsprache wird jedoch nicht ersetzt, sondern als zusätzliches Lernangebot begleitet.
Auf die begrenzte Reichweite des Anlautverfahrens wird in der Lehrerhandbüchern verwiesen und dementsprechend in den Arbeitsheften ein systematischer Aufbau eines rechtschriftlich korrekten Grundwortschatzes geboten.
Das Vermeiden von Rechtschreibfehlern wird auch in den Vorlagen zum selbstständigen Schreiben deutlich: Die Kinder werden aufgefordert, den erarbeiteten Wortschatz zu verwen- den und erhalten dafür einen gewissen „Spielraum in Sinngebung und Formulierung“. ge- meinsames Fundament für alle Kinder.
Parallel zu den Lesematerialien gibt es den Druckschriftlehrgang und die Schreiblehrgänge in verbundener Schrift. Hierbei handelt es sich um Abschreibübungen, die in Fibelwerken einen großen Raum einnehmen, da dem Einschleifen einer normierten Schreibmotorik große Bedeu- tung beigemessen wird.
Dabei wird die Einführung der Groß- und Kleinbuchstaben parallel vorgenommen.
Da die Übungswörter in allen Materialien immer die gleichen sind, ergibt sich mit dem schreibmotorischen Training auch der Aufbau eines gemeinsamen Grundwortschatzes für die Klasse.
Die Einführung von Prinzipien der Rechtschreibung wie Morphem- oder Silbenstruktur wird in den Arbeitsheften visuell unterstützt (s.u.) oder auch mit der Empfehlung für das Silbenschwingen (Mimi die Lesemaus) verbunden
Schreibvorlagen der Arbeitshefte zum Schreiben berücksichtigen vielfach auch die besonderen Bedürfnisse der linkshändigen Kinder
Zusammenfassung
Schreiborientierte Ansätze des Anfangsunterrichts
Orientierung auf Spracherfahrungsansatz
Konfetti
Es gibt ein Lesebilderbuch, allerdings ohne die fibeltypische Einführung von Buchstaben. -> Kommt erst zum Einsatz, wenn die Kinder bereits lesen können bzw. es dient dem Vorlesen durch die Lehrkraft.
Lesebuchtexte weisen keine systematische Steigerung der Leseschwierigkeit auf und auch keine Fibelfiguren als Identifikationsfolie.
Es gibt verschiedene Themen und Textsorten, die je nach Interesse ausgewählt werden können. Die Themen sind Standardthemen wie sich auch in Fibellehrwerken auftauchen.
Die Sachthemen weerden durch ein „Sachbilderbuch“ und einen Themenordner vertieft, in dem dann auch anspruchsvolle Textangebote enthalten sind. -> Impuls für projektori- entierte Arbeitsformen, um den SSE in problemorientierte und reale Handlungsbezüge einzubetten.
Die Kinder beginnen mit dem lautorientierten Verschriften, für das ihnen schrittweise Anlauttürme zur Verfügung gestellt werden. Zur Einführung in das Prinzip des Schreibens mit dem Anlautturm dienen ein Basis-Begleitheft, zahlreiche Bildkarten, Lautierkarten, Schreibrichtungskarten und Wortschatzkarten, durch die das Einprägen der Buchstaben Lautbeziehung geübt wird. Die Aufgabenstellung ist für jeden Laut gleich, damit die Kinder möglichst selbstständig arbeiten können, sobald sie das Anlautverfahren verstanden haben.
Ein zweites Basisheft ist ähnlich aufgebaut und es wird davon ausgegangen, dass ein Kind nach der vollständigen Bearbeitung beider Hefte lesen kann. -> Prinzip: Lesen durch Schreiben.
Im dritten Basisheft werden auch rechtschriftliche Aspekte mit der Einführung des letzten, vierten Anlautturms bewusst gemacht. Jetzt muss auch abgeschrieben werden (Abschreibkarten) und Leseaufgaben werden gestellt. Ergänzend gibt es Lesehefte auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen und ein Wörterheft, mit dem die Kinder auch das Nach- schlagen von Wörter erarbeiten sollen.
Schreibbeginn mit Druckschrift, Schreibschrift sobald ein Kind sicher lesen kann. -> lernprozessorientierter Begin, offene Unterrichtsphasen
Silbenorientierte Zugänge zur Schriftsprache
ABD der Tiere, Leserabe, Karibu
Silbenstruktur wird zum zentralen didaktischen Bezugspunkt (Sprechsilbe, nicht Schreibsilbe)
Mitsprechwörter
Lesen und Scheiben stehen nicht am Anfang des SSE, sondern die Bewusstmachung einer spezifischen Form von Mündlichkeit, das syllabierende Sprechen.
Auf ersten Seiten keine Wörter, sondern nur einzelne Silben, die erst im Fortgang des Leselernprozesses zu sinnvollen Wörtern zusammengesetzt werden.
Die Kinder sollen die Basismuster der Silbenstruktur spontan erfassen und nicht buchstabenweise synthetisieren
Basis ist nicht das Grundmodell des SSE, sondern ein „Schichtenmodell“, das ganz andere lesetechni-sche Voraussetzungen zum Ausgangspunkt nimmt:
Während für die methodenintegrierten und die schreiborientierten Ansätze die Wortbedeutung und das sinnentnehmende Lesen von Anfang bedeutsam sind, beginnt hier das eigentliche Lesen erst auf Stufe 5.
-> Zunächst werden die lesetechnischen Vorläuferfähigkeiten durch synchrones Silbensprechen, Klatschen, Silbenschwingen und rhythmische Ganzkörperbewegungen trainiert, also eben nicht auf wie üblich die phonologische Bewusstheit.
-> Bewusstmachen des Wortrhythmus, Kontrastpaare, Motorik, Artikulation
Wortzwischenräume („Silbentrenner“), farbige Kontraste, in allen Materialien
Freies Schreiben wird abgelehnt aufgrund der Gefahr, dass schwache Schreiber auf ihren „vorläufigen“ Schreibungen (orthographisch falsch, wenn auch lautgetreu) verharren und keinen Zugang zur strukturierten Betrachtung der Rechtschreibprinzipien (Silbe, Morphem, Grammatik) finden
=> Automatische Vermittlung der Orthographie
Verknüpfung mit Gebärden
Sprachlernangebote für Kinder mit Migrationshintergrund
Oscar, Luna
Die Grundschrift
Empfehlung des Grundschulverbandes, auf die derzeit gültigen Schreibschriften zu verzichten
-> soll nur noch eine Schrift geben, die die Kinder als erste und einzige Schrift lernen
Gründe:
Erstschrift ist ausreichend; Kinder können selbstständig daraus eine Schreibschrift entwickeln und müssen nicht nochmal von vorne anfangen
Grundschrift = druckschriftnahe Schrift -> formklar, besonders gut lesbar
guter Bewegungsfluss der neuen Grundschrift durch Abstriche -> weitere Verbindungen ist den Kindern freigestellt
sollen selbst eine individuelle Handschrift entwickeln können, solange die folgenden Kriterien erfüllt sind:
Buchstaben bleiben formklar & formstabil
Schreibmotorik ist bewegungsflüssig
Buchstaben müssen nicht mehr verbunden werden, da nicht bewiesen ist, dass eine verbundene Schrift schneller und flüssiger von der Hand geht als eine unverbundene
Zeitgewinnung
Außerdem: Verzicht auf dreibändige Lineatur
-> Kinder schreiben ohne jede Lineatur
-> K schreiben auf einer Grundlinie
-> Nur das Mittelband wird grau markiert und am Rand ist ein senkrechter Strich, der die Ober- und Unterlänge der Buchstaben eingrenzt
Zuletzt geändertvor 8 Monaten