Definition
„absichtliche Gebrauch von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichen Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft“ ist. (WHO)
“Gewalt in der Pflege hat unterschiedliche Gesichter. Anschreien und ruppig sein zählt genauso dazu, wie jemanden aus Bequemlichkeit falsch anzuziehen oder ihn zu ignorieren. Dabei ist Gewalt nicht immer böswillig: Manche Menschen üben sie ganz unbewusst und versehentlich aus.”
Gewalt in der Pflege schließt nicht nur unangemessene Tätigkeiten durch das Pflegepersonal oder durch pflegende Angehörige gegenüber Pflegebedürftigen ein. Gewalt in der Pflege wird ebenso ausgeübt durch:
Pflegebedürftige gegenüber Pflegepersonal oder pflegenden Angehörigen.
Pflegebedürftige gegenüber anderen Pflegebedürftigen, zum Beispiel Mitbewohner eines Pflegeheims.
Formen
Folgen
Psychische Folgen wie Stress, Angst und Unruhe, aber auch Schlafstörungen, Antriebslosigkeit oder Aggressionen.
Körperliche Folgen wie Verletzungen, Prellungen oder Blutergüsse.
Verschiedene Auswirkungen durch Vernachlässigung, wie Mangelernährung, Infektionen oder Druckgeschwüre.
Ursachen und Maßnahmen
Einige Menschen wissen gar nicht, dass ihr Verhalten als unangemessen oder übergriffig verstanden werden kann, weil sie nicht richtig für das Thema sensibilisiert worden sind
Grund: schlicht und ergreifend Unwissenheit und keinesfalls eine boshafte Absicht.
Die Pflege zuhause ist für pflegende Angehörige eine große Aufgabe, die viele unterschiedliche Belastungen mit sich bringt und verschiedene Emotionen auslöst – zum Beispiel Scham, Ekel, aber auch Niedergeschlagenheit, Schlafmangel und Erschöpfung.
Belastungen können zu negativen Gefühlen bis hin zu Aggressionen und Gewalt führen
Suchterkrankung und gesundheitliche Probleme lassen Hemmschwellen sinken und begünstigen übergriffiges Verhalten
gesundheitliche oder finanzielle Probleme steigern das Gewalt-Potenzial
Fachkräftemangel
schlechte Bezahlung
körperlicher und mental anstrengender Beruf
Überlastung
Mangel an Pflegekompetenz (keine oder schlechte Ausbildung)
Rollenwechsel
Konflikte
Oft Überforderung als Ursache der Reaktionen
Betroffene sollten sich rechtzeitig professionelle Hilfe holen und nach Entlastungsmöglichkeiten suchen
auf Anzeichen der Überforderung achten:
Körperliche Anzeichen wie Schlafstörungen, häufige Infekte, Kopf- oder Rückenschmerzen, Herzrasen.
Psychische Anzeichen wie Müdigkeit, innere Unruhe, Schuldgefühle sowie -zuweisungen, Angst, Niedergeschlagenheit, Gereiztheit.
Tipps für Pflegende Angehörige in kritischen Situationen
Verlassen Sie rechtzeitig den Raum, wenn Sie merken, dass Sie die Wut überkommt.
Wenden Sie sich von der auslösenden Situation ab und schließen Sie die Augen. Atmen Sie langsam zehn Mal tief durch und konzentrieren Sie sich auf das Zählen.
Eine Abkühlung wirkt Wunder: Spritzen Sie sich Wasser ins Gesicht oder auf Ihre Unterarme.
Zerknüllen Sie ein Papier und werfen es mit voller Wucht an eine Wand – allerdings nicht in Anwesenheit des Pflegebedürftigen.
Wenn Pflegebedürftige aggressiv werden
Gründe:
Krankheiten wie Demenz
Veränderungen im Gehirn
Wesensveränderungen
Verlust der Selbstständigkeit
Hilfebedürftigkeit schwer zu akzeptieren
Fremdbestimmung, Angst
unvermeidliche Eingriff in die Intimsphäre
Maßnahmen:
Gefühle, Bedürfnisse ernst nehmen
Ursache herausfinden…Hat derjenige vielleicht Schmerzen oder Angst oder empfindet er Scham?
Unterstützung zur weiteren Anteilnahme im Alltag
-> trägt zu einem besseren Selbstwertgefühl bei
Lösung für akute Probleme anbieten : Medikamenten gegen Schmerzen oder Ermunterung
freundlich bleiben, ruhig bewegen, Blickkontakt
Gegenstände aus der Reichweite des Pflegebedürftigen, mit denen er schlagen oder werfen könnte
wenn die Situation sich nicht beruhigen kann, Raum verlassen
Zuletzt geändertvor 8 Monaten