Reinhard Lay: Ethik in der Pflege
Definition:
Ethik ist die Reflexion der Moral. Ethik gibt die theoretische Seite der Sittlichkeit an, Moral hingegen die praktische
Frage nach den Tugenden: Wie muss ich sein? (um gut handeln zu können)
Ziele, Aufgaben & Funktionen der Ethik:
Ethik hat immer so hohe Ziele und diese sind so hoch, dass man sie nicht erreichen kann.
Ethik ist die methodisch kritische Prüfung und Begründung der Moral. Sie ist universal gültig und nicht kulturgebunden.
7 Einzelaufgaben der Ethik (Reinhard Lay)
Aufklären, Transparenz herstellen
Werte und Normen historisch gewachsen, prägen (reflektieren und modifizieren)
Aufklären welche Werte und Normen z.B. die Leitung verpflichtet fühlt
Moral legitimieren
Begründen und rechtfertigen, argumentieren und bestätigen —> legitimieren z.B. Videoüberwachung
Bestehende Normen prüfen
nicht reflektiert übernehmen, sondern kritisch für die eigene Situation überprüfen z.B. Besuchszeiten
Prinzipien und Normen zur Verfügung stellen
auf die Sicherung menschlicher Würde und das Gelingen menschlicher Leben und Umgang gerichtet; bei der Suche nach dem Guten und Richtigen dienen
weder gut noch falsch, kritische Beurteilung der Normen bleibt beim Einzelnen (Kriterien, Instrumente, Diskurse, fundierte Reflexion
Handlungen auf ihre Sittlichkeit überprüfen
in moralisch schwierigen Situationen Orientierung für Entscheidungen & Handlungen bieten
keine fertige Lösung, z.B. sind Werte und Handlungen der Einrichtung mit den Forderungen nach guter Pflege im Gleichklang
Korrektiv für die Praxis sein
Ethik ist kein Einsatz für moralisches Handeln, gibt nur die kognitive Struktur, moralische Konsequenzen überdenken, z.B. falsche Dokumentation, Euthanasie
Zur moralischen Kompetenz anleiten
keine praktischen Handlungsanweisungen, Anleitungen und Reflexion —> PA
Moral
Was ist Moralität? —> moralische Haltung & sittliches Empfinden
==> Moralprinzip (eigene Prinzipien gegen die wir nicht selbst nicht handeln würden, müsste schon was krasses passieren)
Moral = gelebte Werte & Normen, die eine Gemeinschaft für sich als verbindlich anerkennt und damit das zwischenmenschliche Verhalten der Gesellschaft regulieren
Begründung moralisches Handeln:
Bezugnahme auf ein Faktum
man hilft Behinderten, Bedürftigen, aber was ist mit Diskriminierten?
Bezugnahme auf Gefühlen
Gefühle z.B. Sympathie reicht meist nicht zur Begründung
Bezugnahme auf mögliche Folgen
Bewertung fraglich (der Zweck heiligt die Mittel), aber was wenn Leid nur durch niedere moralische Mittel vermieden werden kann
Bezugnahme auf den Moralkodex
z.B. Gelübde, Eid, Berufskodex —> keine universelle Gültigkeit
Bezugnahme auf moralische Kompetenzen
auch anerkannte Autorität muss hinterfragt werden: Vorgestetzter, Chefarzt, oberster Gerichtshof
Bezugnahme aufs Gewissen
Erziehung vs. evidenzbasierte Argumente
Normen legen bestimmte Handlungsanweisungen fest, die sich aus anerkannten vorgegebenen Werten der Gesellschaft ergeben
Recht(snormen) sind staatlich festgelegte Normen des Handelns —> rechtliche Konsequenzen
Immanuel Kant: Pflichtethik
Kant: das höchste moralischste Prinzip ist, mit der Frage „Was soll ich tun?“ herauszufinden, was in allen Situationen richtig und gültig ist
das Motiv des Handelns ist leitesgebend und das wichtigste in seinem Überleben & schaut nicht auf die Konsequenz
Jeder hat die Pflicht sich kritisch zu überprüfen und man darf auf keinen Fall unreflektiert Befehlen folgen & unreflektiert handeln
Dein Wille zu Handeln muss frei sein & man soll auf keinen Fall Trieben/ Leidenschaften nachgeben
Menschenrechte
Utilitarismus
18. Jahrhundert —> Philosoph Jeremy Bentham
Ansatz orientiert sich an der allgemeinen Nutzenmaximierung (Nutzenprinzip)
Wesentlicher ethischer Grundsatz: „das Prinzip des größten Glücks der größten Zahl“
nicht der einzelne steht im Vordergrund sondern das Wohl & Glück aller bzw. der Mehrheit der Betroffenen (Sozialprinzip)
Hedonistisches Weltbild: Vermehrung von Lust bzw. Freude und der Minimierung von Unlust, Schmerz oder Leid (Lustprinzip) aus
Bioethische Kriterien
—> Respekt vor der Autonomie von Personen
—> Prinzip des Nicht-Schadens
—> Prinzip der Fürsorge
—> Prinzip der Gerechtigkeit
Respekt vor der Autonomie von Personen
Verpflichtung zur Anerkennung und Förderung selbstbestimmte Entscheidungen des Patienten
Bedürfnisse, Ziele & Wertevorstellungen des Patienten haben Vorrang
Patient bestimmt —> Wahrnehmung der Würde
Problem bzw. Grenzen der Autonomie: wenn Pat. Gefahren nicht kennt (daher aufklären) oder geistig in der Lage ist, dies umzusetzen (Koma & Demenz)
=> Machtmissbrauch & Zwang
Prinzip der Fürsorge
Verpflichtung so zu handeln, dass das Wohlergehen der Patienten gefördert und Schaden vermieden wird
erlittener Schaden muss wieder gut gemacht werden
das größte Wohl fürn Patienten muss gewährleistet werden: Vor- und Nachteile, Wirkung und Nebenwirkung, Chancen und Risiken, Kosten und Nutzen
Pflege: beste Pflege, größtmöglicher Nutzen, geringstmöglicher Schaden, neueste Forschungserkenntnisse
—> Pflegewissenschaft & Expertenstandards
Prinzip des Nicht-Schadens
Handlungen die dem Patienten schaden sind verboten
Nahe des Fürsorgeprinzips: kann universell angewendet werden, unparteiisch, rechtfertigt juristische Sanktionen
Pflege: erfordert ständige Aufmerksamkeit der Gefahrenabwehr
Prinzip der Gerechtigkeit
faire Verteilung von Ressourcen im Gesundheitswesen
jedem Patienten steht eine kompetente Pflege zu
Unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Religion, Kultur, Behinderung, Rasse, sozialer Status
Problem: ein einziger Patient zieht alle kompetenten Pflegepersonen, die anderen werden vernachlässigt
Care Ethik: Fürsorgeethik
entwickelt sich aus der feministischen Ethik
Bezieht sich besonders auf Fürsorglichkeit, Anteil Gefühle und Empfindungen
„Ganzheitlich“ moralisches Konzept
von Kohlberg (Stufenmodell)
Idee:
moralische Reife entwickelt sich,
Frauen schnitten schlechter ab, da sie eine andere Auffassung von moralischen Urteilen haben
moralische Probleme werden mit Empathie und Sorge für den anderen beurteilt; Beziehungsstrukturen sind wichtiger als rational- prinzipiengeleitetet Entscheidungshintergründe
Verantwortung
Tschudins Modell
Stufenplan bei der Entscheidungsfindung
Reflexions- und Entscheidungsfindungsmodelle
Schritte:
Analyse: Erkennen des Problems
Benennen des Problems
Klärung der ethischen Dimension
Planung
Ziel, Erfahrung, Regeln, ethische Prinzipien, Rechte & Folgen
Durchführung
Qualitative Pflegeinterventionen
Evaluation: Überprüfen der Resultate
Folgen der Entscheidung
Übertragbar, Verallgemeinerung
Beeinflussende Faktoren in der Entscheidungsfindung
Zeit
Rolle des Entscheidungsträgers
Verfügbare Ressourcen
Prioritätensetzung
Stufenplan bei Wertekonfikten —> ethische Dimension
Moralischer Konfikt:
gleichrangige Werte stoßen aufeinander
z.B. Routine und neue Mitarbeiter
Moralisches Problem:
Wahlmöglichkeiten bei Handlungsoption
z.B. richtiger Umgang mit Anleiten oder selber machen
Moralisches Dilemma:
ist ein moralisches Problem, was nicht optimal gelöst werden kann
Fundamentale Werte stoßen aufeinander (Lagern trotz massiver Schmerzen)
4 Verantwortungsbreiche der Pflege
Pflegende übernehmen Verantwortung gegenüber:
dem pflegebedürftigen Menschen (Sozialkompetenz)
Sich selbst und damit auch der Berufsausübung (Selbstkompetenz)
Der Profession (Fach- und Methodenkompetenz)
Den Kolleginnen (Sozialkompetenz)
=> Verantwortung tragen setzt Kompetenz vorraus
Fragen zu Tschudins Modell
Zuletzt geändertvor 7 Monaten