Drei Lernwege!
Welche sind es?
&
Was ist lernen?
Assoziatives Lernen:
Klassisches Konditionieren
(Verknüpfung zweier Reize führt zu neuem Verhalten)
Operantes Konditionieren
(Geändertes Verhalten aufgrund vorangegangener Handlungskonsequenzen)
Lernen durch Nachahmung
(Neues Verhalten entsteht durch Imitation von Verhaltensmodellen)
Lernen ist die relativ überdauernde Veränderung im Verhaltenspotential eines Organismus als Folge von Erfahrungen
Klassische Konditionierung
wir lernen, zwei Reize miteinander zu verbinden & auf diese Weise Ereignisse vorwegzunehmen
(Reize können alle Ereignisse o. Situationen sein, die eine Reaktion auslösen)
Beispiel:
Wer war der Pionier der Konditionierung?
Ivan Pawlov und sein Hundeexperiment
Terminologie der Kl. Konditionierung
(6)
• Unkonditionierter Stimulus bzw. Reiz (US) – ein Reiz, der unkonditioniert (ungelernt) (natürlich/automatisch) eine Reaktion (UR) auslöst (z.B. Futter)
• Unkonditionierte Reaktion (UR): Die natürlich auftretende Reaktion auf einen unkonditionierten Stimulus (US) (z.B. Speichelfluss)
• Neutraler Stimulus (NS): Reiz, der keine spezifische Reaktion auslöst (z.B. Glockenton)
• Erwerb / Akquisition: Phase, in der ein NS mit einem US gekoppelt wird, sodass der neutrale Reiz eine konditionierte Reaktion (CR) auslöst
• Konditionierte Reaktion (CR): Die gelernte Antwort auf einen zunächst neutralen, nun jedoch konditionierten Reiz (CS) (z.B. Speichelfluss)
• Konditionierter Stimulus (CS): ein zunächst irrelevanter Reiz, der nach der Assoziation mit einem US eine CR auslöst (z.B. der Ton)
Unerwartete Konditionierungsprozesse (Psychologe Tirrell 1990)
(Situation)
„Meine erste Freundin mochte Zwiebeln, so dass ich schließlich Zwiebelgeruch mit Küssen assoziierte. Bald führte der Zwiebelgeruch zu einem wunderbaren Kribbeln im Bauch. Oh, was für ein Gefühl!“
Zwieblegeruch + Küssen = sexuelle Erregung
Zwiebelgeruch -> Bauchkribbeln (sex. Erregung)
Praktische Anwendung der klassischen Konditionierung
(3)
Aversionen (Abneigung)
Nutzung übelkeitserregender Medikamente Bei Chemotherapien im Rahmen von Krebsbehandlungen
Patienten entwickeln oft Aversionen gegen Speisen, die sie am Behandlungstag zu sich nahmen.
Phobien
Verhaltenstherapien: Lösen der Kopplung zw. Reiz & Reaktion durch systematische Desensibilisierung
Drogenmissbrauch
z.B. kann bei Alkoholmissbrauch eine Aversionstherapie zur Senkung der Rückfallquote genutzt werden
Kann man Ängste erlernen?
Little Albert Experiment (Watson & Rayner, 1920)
Vorstudie:
Säugling „Albert“ (11 Monate) hat keine Furcht vor Tieren.
zeigte Furcht, wenn hinter ihm mit Hammer auf Eisenstange geschlagen wurde
Experiment:
Albert wurde eine weiße Ratte gezeigt und dann wurde ihm der unangenehme Ton präsentiert
Nach zwei Wiederholung weigerte sich Albert bereits, die Ratte anzufassen; nach 7 Wiederholungen zeigte er massive Angstreaktionen beim Anblick der Ratte
Generalisierungen: Schließlich hatte er auch Angst vor ähnlichen Reizen (Fell von Hasen, Hunden, Pellmantel, weiße Bärte, Baumwollbüschel)
-> Generalisierung: Tendenz, dass nach Konditionierung einer Reaktion bestimmte Reize, die dem konditionierten Reiz ähneln, ähnliche Reaktionen hervorrufen
Was ist…
Konditionierung höherer Ordnung
Löschung
Spontanerholung
Konditionierung höherer Ordnung: Wenn ein Tier z.B. gelernt hat, dass ein Ton Futter vorhersagt, könnte es lernen, dass ein Lichtsignal den Ton vorhersagt und dann schon auf das Lichtsignal reagieren
Löschung (auch Extinktion): Kontinuierliches Abschwächen der konditionierten Reaktion.
In der klassischen Konditionierung tritt Löschung ein, wenn dem konditionierten Reiz (CS) kein unkonditionierter Reiz (US) folgt
Spontanerholung: Erneutes Auftreten einer gelöschten Reaktion nach einer Pause
Operante Konditionierung
Form des Lernens, bei der ein Verhalten dadurch bekräftigt wird, dass ihm ein Verstärker folgt, oder abgeschwächt wird, weil eine Bestrafung folgt
Kennzeichen der operanten Konditionierung
(5)
Die Wahrscheinlichkeit, ein gezeigtes Verhalten erneut zu zeigen, ist abhängig von der Konsequenz dieses Verhaltens
Positive Konsequenzen verstärken die Bereitschaft, die Geschwindigkeit sowie die Häufigkeit des Auftretens eines Verhaltens
Negative Konsequenzen (Bestrafung) verringern die Auftretensrate
Gegensatz zum Klassischen Konditionieren: Jedes Verhalten kann prinzipiell durch operantes Konditionieren gelernt werden
Löschung
Beispiel: Gewalt -> Löschung: “Trigger” bearbeiten oder Ersatz finden (raus gehen o. atmen)
-> komplette Löschung ist unmöglich (Lebenslange Pychotherapie)
Arten von Verstärkung
(2)
positive Verstärkung
Verhaltenshäufigkeit steigt nach Gabepositiven Verstärkern
-> Beispiele: Nahrung, Lob, schöne Gefühle
negative Verstärkung
Verhaltenshäufigkeit steigt, wenn ein unangenehmer Reiz unterbleibt (Vermeidungslernen)
-> Beispiele: Lärm, Kälte, schimpfen (ich benehme mich u. werde nicht angeschimpft)
Arten von Bestrafung
Typ 1 Bestrafung
Klassiche Bestrafung: Verhaltenshäufigkeit sinkt nach Gabe eines Bestrafungsreizes
Typ 2 Bestrafung
Die Verhaltenshäufigkeit sinkt, wenn angenehmer Reiz entfernt wird
-> Beispiel: Spielauszeit für aggressives Kind, Freiheiten werden eingeschränkt
Anwendung in der Praxis
Mitarbeiterführung !!
Beeinflussung von guter Performance durch Lob
Verstärker für gewünschtes Verhalten
Sanktionierun vonn erwünschten Verhaltensweisen
-> Beispiel: Führungskräfte belohnen durch Feedback oder Aufgaben richtig erledigen
Erziehung
Verhaltensbeeinflussung durch Lob o. Tadel
Internalisierung: Von der externen Verstärkung zur Verhaltensgewohnheit
Verhaltenstherapie
systematisches Erlernen o. Verlernen von Verhalten (z.B. bei Essstörungen o. Phobien)
Shaping (Verhaltensformung) (Myers 2014)
Shaping bei der Arbeit
Komplexes Verhalten, das über stufenweises Lernen mit Verstärkung erworben wird. (nach jedem Schritt z.B. Lob)
Beispiele:
Shaping bei Ratten zur Aufspürung von Landminen oder zur Erkennung von Tuberkulose
Unnatürliche Bewegungsabfolgen bei Zirkustieren
Soll eine Taube auf einen roten Punkt auf einer Scheibe picken, so wird bereits verstärkt, wenn die Taube den Kopf zur Scheibe bewegt; dann, wenn sie zur Scheibe schaut; dann, wenn sie auf die Scheibe pickt und schließlich, wenn sie den Punkt trifft (Step by step)
Kunden
Essenszeiten
Stimme, Gestik
Kleidung
Schlafzeiten
Verhaltensaufbau mit positiver Verstärkung durch Verstärkungsplan
Verstärkungsplan: Muster legt fest, wie oft ein erwünschtes Verhalten verstärkt wird
Kontinuierliche Verstärkung:
Jedes korrekte Verhalten wird belohnt -> schnelles Lernen. Rasche Löschung, wenn die Verstärkung gestoppt wird (wenn ein Automat zweimal hintereinander keine Cola ausgibt, hören wir auf, Geld einzuwerfen).
Intermittierende Verstärkung:
Nur gelegentliche Verstärkung einer Reaktion -> langsameres Erlernen einer Reaktion,
dafür deutlich löschungsresistenter als die kontinuierliche Verstärkung -> Experimente mit der Skinner-Box
Auswirkungen von Verstärkung und Bestrafung
Verstärkung -> Verhalten wird häufiger
Bestrafung -> Verhalten wird seltener
Lerntheorie -> Behaviorismus
Lernen ist die korrekte Reaktion auf Umgebungsreize
Das Gehirn ist ein passiver Behälter (“Black Box”), deren innere Prozesse nicht von Interesse sind
das höchste Lernziel sind “richtige Antworten”
Kognitivismus (5)
Mensch ist aktiv und in der Lage Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten, abzuspeichern und anzuwenden
Lernen durch Einsicht - Innere Vorgänge des Lernprozess
Lernen ist ein Prozess der Informationsverarbeitung, der auch die Intepretation und Bewertung des aufgenommen Wissens mit einschließt
Gehirn ist ein informationsverarbeitendes Gerät
höchste Lernziel = richtige Methoden zur Antwortfindung
-> Komponenten sind wichtig
Kogn. Komponenten für erfolgreiches Lernen
(Grundlagen)
Wahrnehmung
Gedächtnis
Aufmerksamkeit
Vorwissen
Motivation
Kennzeichen des Modelllernen
(4)
Lerner beim sozialen Lernen brauchen keine unmittelbar auf das Verhalten folgende direkte Verstärkung
Soziales Lernen benötigt ein Modell
hohe Wahrscheinlich der Nachahmung bei Modell, wo identifikation vorhanden ist o. eigenen Intentionen entspricht
Modelle mit diesen Eigenschaft => oft größeren Einfluss
-> z.B. Lehrer, Eltern
Theorie des sozialen Lernens (Bandura, 1976)
-> unbewusstes Verhalten
2 Prozesse !
Prozesse der Aneignung
Prozesse der Ausführung
Reproduktion
Situation:
nicht so guter Vetriebler & guter Vertriebler
Motivation: so gut zu werden wie guter V.
Bobo-Doll Experiment zum Lernen von Gewalt (Bandura, 1963)
Kindern (4-5 J.) wurde ein Film vorgeführt, in der sich ein Erwachsener in einem Raum mit mehreren Gegenständen aggressiv gegenüber einer großen Plastikpuppe („Bobo“) verhält
Bobo wurde geschlagen, getreten, zu Boden geworfen und beschimpft (z.T. mit Wortneuschöpfungen)
Drei Gruppen, mit drei unterschiedlichen Schlusssequenzen:
1. Zweite Person kommt hinzu, lobt und belohnt das Modell.
2. Zweite Person kommt hinzu, tadelt das Modell und bestraft es.
3. Keine weitere Person kommt hinzu, das Geschehene bleibt unkommentiert.
Im Anschluss werden die Kinder in einen Raum mit denselben Gegenständen geführt und können spielen
Ergebnisse: Kinder mit Belohnung im Film zeigen die meisten Aggressionen, Kinder aus Bedingung drei zeigen ähnlich viel Aggressionen, Kinder mit Bestrafungsvorbild zeigen die wenigsten Aggressionen
Werden die Kinder für Aggression belohnt, zeigen alle ähnlich viel Aggression (-> Unterschied zwischen Aneignungs- und Ausführungsphase)
Konstruktivismus
Lernen und Wissenserwerb sind zu verstehen als… (5)
Lernen ist aktive, individuelle Wissenskonstruktion durch den Lernenden, abhängig von Vorwissen des Lernenden und der Lernsituation.
Lernen und Wissenserwerb sind zu verstehen als ein…
Aktiver Prozess: Der Wissenserwerb erfolgt durchselbständige Beteiligung des Lerners am Lernprozess
Selbstgesteuerter Prozess: Lerner organisieren und steuern ihren Lernprozess eigenverantwortlich.
Konstruktiver Prozess: Wissen wird vom Lerner konstruiert und knüpft an seinen bereits vorhandene Wissensstrukturen an
Situativer Prozess: Das erworbene Wissen entwickelt sich im Kontext zur Lernsituation und zur Lernumgebung. Lernen sollte unmittelbar wahrnehmbar und erfahrbar sein und in der Lebenswelt verankert werden.
Sozialer Prozess: Der Wissenserwerb erfolgt in der Interaktion und im Austausch mit anderen Lernern und Experten. Kommunikation und Reflexion bilden die Basis des Lernprozesses.
Stellen Sie bitte den Unterschied zw. Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus dar und führen sie hierzu jeweils ein Beispiel aus (10 Punkte)
Behaviorismus:
Lernen ist die Reaktion auf Reize in der Umwelt (ohne langen Prozess)
Gehirn spielt keine Rolle - keine Verarbeitung
BEISPIEL: Pawlov Hundeexperiment
-> US (Futter) löst UR (Speichefluss) aus
-> NS (Ton) löste nichts aus (kein Speichelfluss)
-> NS + US löst UR aus
-> NS löst CR (konditionierte Reaktion - Speichelfluss)
Kognitivismus:
Informationsverarbeitung: Infos werden aufgenommen, verarbeitet. gespeichert & angewendet
Beispiel: Bobo-Doll Experiment
Konstruktivismus:
aktive Wissensaufnahme, welche von subjektive Wahrnehmung abhängig ist
-> eigene Realität wird konstruktiert
Beispiel: Anfangen zu Rauchen
Skinner führte das Modell von Verstärkung & Bestrafung aus. Führen Sie hierzu anhand jeweils eines Beispiel den Prozess durch und argumentieren sie, ob in der Praxis ggf. Prozessschritte übersprungen werden (können) und wenn warum. (10 Punkte)
Verstärkung:
Ein Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern einen Bonus an, wenn sie ihre individuellen Verkaufsziele erreichen. Die Aussicht auf finanzielle Belohnungen verstärkt das Verhalten der Mitarbeiter, hart zu arbeiten und mehr Umsatz zu generieren.
Bestrafung:
Ein Unternehmen verhängt eine Geldstrafe gegen Mitarbeiter, die regelmäßig zu spät zur Arbeit kommen. Die Bestrafung durch Geldstrafen soll das Verhalten der Mitarbeiter, unpünktlich zu sein, bestrafen und sie dazu anregen, in Zukunft rechtzeitig zu erscheinen.
Prozessschritte überspringen:
Ja, um Zeit zu sparen und die Leistung ihrer Mitarbeiter schnell zu beeinflussen. -> auf die Bereitstellung von Belohnungen oder Bestrafungen konzentrieren, ohne vorherige Schritte wie ausführliches Feedback oder Coaching.
Im Rahmen der Kognitiven Komponenten spielen 5 Komponenten eine wesentliche Rolle für den Lernprozess. Nennen Sie diese und diskutieren Sie, welche kognitiven Komponente die Grundlage für das Entstehen des Lernprozesses ist. Begründen Sie ihre Darstellung (10 Minuten / Punkte)
Wahrnehmung: Die Fähigkeit, Informationen zu erfassen und zu interpretieren.
Gedächtnis: Informationen zu speichern und später wieder abzurufen.
Aufmerksamkeit: auf bestimmte Informationen oder Reize zu konzentrieren, während man andere ignoriert.
Vorwissen: vorhandene Wissen und die Erfahrungen einer Person zu einem bestimmten Thema oder einer bestimmten Situation.
Motivation: innere Antriebskraft, die das Verhalten einer Person beeinflusst und dazu führt, dass sie sich bestimmten Zielen oder Handlungen widmet.
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