VL 8 "Epidimiologie und Infektionsschutz"

Die Epidemiologie beschäftigt sich mit der Untersuchung der

Verteilung von Krankheiten in definierten Populationen von

Untersuchungseinheiten und mit den Faktoren, welche diese

Verteilung beeinflussen

• (von griech. epi: über; demos: Volk; logos: Lehre)

• Erforschung der Krankheitsursachen (Verbreitung und Verlauf von Krankheiten in der Bevölkerung)

• Untersuchung der Möglichkeiten der Prävention von Krankheiten

  
  

  → mit Sachgebiet der Hygiene (griech. Hygieinos: gesund, heilsam)verbunden

zeitliche und räumliche Verteilung, Vergleiche von (Sub-) Gruppen

Risikofaktoren, relatives und zuschreibbares Risiko

• nach Krankheiten

  • Krebsepidemiologie, Herz-Kreislauf-Epidemiologie, Rheumaepidemiologie, Epidemiologie allergischer Erkrankungen, Dentalepidemiologie, Infektionsepidemiologie, ...

• nach Risikofaktoren

  • Berufsepidemiologie, Umweltepidemiologie,

    Strahlenepidemiologie, Ernährungsepidemiologie, ...

• nach Populationen

  • (Human-) Epidemiologie, Veterinärepidemiologie, Lebensmittelepidemiologie,Forstepidemiologie

anhaltende Existenz einer Erkrankung in

einer geografisch isolierten Zone ohne zeitliche Begrenzung

eine räumlich unbegrenzte (weltweite), zeitlich

begrenzte Erkrankung

Erkrankung gehäuft in einem größeren geografischen

Bereich zeitlich begrenzt

Zahl der Erkrankten in einer Bevölkerungsgruppe

Zahl der an der Erkrankung verstorbenen Mitglieder

einer Bevölkerungsgruppe

Zahl der Todesfälle bezogen auf alle Erkrankten

• Anteil der Personen mit einer bestimmten Erkrankung (Fälle), die an dieser Erkrankung sterben

• Eine hohe Dunkelziffer nicht diagnostizierter Fälle lässt den Fall-Verstorbenen-Anteil höher erscheinen als die tatsächliche Letalität der Krankheit.

Quelle, von der ein Erreger auf andere Individuen

übertragen werden kann

• Reservoire können der Mensch (z. B. Typhus,Tuberkulose), Tier (z. B. Nager bei der Pest, Fledermäuse bei Ebolavirus) oder Umwelthabitate (z. B. der Boden bei Tetanus oder Gasbrand) sein

der Teil des Reservoirs, der zum Ausgangspunkt einer neuen Infektion wird (meist erkrankte Menschen oder Tiere)

• endepisch

• epidemisch

• pandemisch

• Übertragung

• Infektionsquelle

• Reservoir auf den Wirtsorganismus übergehen

• indirekt über Vehikel (z. B. Lebensmittel, Wasser, ärztliche Instrumente)

• einen Vektor (z. B. Insekten, Nagetiere)

• Stichtagskonzept (z.B. Krankheiten am 25.10.2004)

• Zeitbereichskonzept (z.B. Krankheiten im gesamten Jahr 2004)

Wahrscheinlichkeit an, dass ein zufällig

ausgewähltes Individuum an einem gewissen Stichtag an

der betrachteten Krankheit erkrankt ist, d.h.

gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein zufällig

ausgewähltes Individuum der Population innerhalb

einer zeitlich begrenzten

Periode an einer Krankheit neu erkrankt, d.h.

gibt die Anzahl der Personen an,

auf die eine infizierte Person in ihrer infektiösen Periode die Infektion im Durchschnitt überträgt, wenn es in der Population

keine Immunität und keine spezifischen Maßnahmen

zur Infektionskontrolle gibt.

stellt die Anzahl der Personen dar, auf die eine infizierte Person die Infektion im Durchschnitt in seiner infektiösen Periode überträgt – unter Berücksichtigung der aktuell

eingesetzten Infektionskontrollmaßnahmen und dem Anteil immuner Personen in der Bevölkerung.

• Übertragung/Verbreitung eines Infektionserregers verhindern

• Übertragungswahrscheinlichkeit reduzieren

• Schwere und Häufigkeit des Ausbruchs von Infektionserkrankungen reduzieren

• alle Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung

  von Infektionserkrankungen zielen auf die Beseitigung mindestens eines der Grundbedingungen zum Entstehen

  einer übertragbaren Krankheit ab

• bei jeder Infektionserkrankung ist zu prüfen, welches Glied des epidemischen Grundvorgangs am leichtesten als Teil der Infektionskette auszuschalten ist

• Mensch (Anthroponose)

  • Erkrankter

  • Inkubierter

  • (physiologisch) Besiedelter

• Tiere (Zoonose)

• unbelebte Erregerreservoire

- Wasser

-Boden

-Umgebungskontamination

-Lebensmittel

Autoinfektion des Menschen von einer anderen

Körperstelle aus

körpereigene Erreger gelangen ohne externe

Manipulation in primär sterile Körperregionen

körpereigene Erreger gelangen durch

Manipulationen/„Devices“/Instrumente in primär sterile Körperhöhlen

Kreuzinfektion durch Keime von anderen Menschen

oder aus der Umgebung

• Infektionen der Tröpfchen oder Partikel aus der Luft

• Infektionen über kontaminiertes Wasser

• Infektion über kontaminierte Lebensmittel

• Kontant bzw. Schmierinfektionen

• Infektionen über Blut und Gewebe z.B durch Insektenstiche, Wunden

• in die Ellenbeuge husten und vom gegenüber abwenden

• häufiges Händewaschen

Kontaktinfektion: Infektionsübertragung durch große Tröpfchen

Aerogene Infektion: Infektionsübertragung durch Tröpfchenkerne (Aerosole)

• Übertragung durch Tröpfchenkerne von Mensch zu Mensch offene Tuberkulose der Atemwege Varizellen und Masern bei bronchopulmonaler Beteiligung SARS-CoV-2 (Erreger von COVID-19)

• Übertragung durch Tröpfchenkerne aus Wasserreservoir

  Legionellose (nie von mensch zu mensch) ausgehend von Klimaanlagen oder Kühltürmen

• Übertragung durch natürlicherweise in der Luft vorkommende Mikroorganismen (Bioaerosole): Aspergillose, Nokardiose

• ggf. Übertragung durch bakterientragende Hautschuppen

  postoperative Infektionen im OP-Gebiet mit Staphylokokken

• hypothetisch: Übertragung durch mikrobiell kontaminierten Staub Staphylococcus aureus, A-Streptokokken, Clostridium difficile

• Tröpchen und Aerosole

• Schmierinfektionen

Drei (Stand 2021)

Verringerung des Erkrankungsrisikos durch Erhöhung

von Resistenz und Immunität

• Abhärtung und körperliches Training

• gesunde Ernährung

• geregelte Lebensführung

• Vermeidung von Genuss- und Arzneimittelmissbrauch

• Teilnahme an Schutzimpfungen

• sinvoll bei Immunsuppremierten

→ Stärkung des empfänglichen Organismus

• Eradikation der Pocken 1980 (letzter Fall 1978)

• Polio nur noch in Indien, Pakistan,Afghanistan,Nigeria

• Masern (zweimalige Impfung von 83-94% der Bevölkerung

erforderlich, damit Virus nichtmehr genügend Ungeschützte findet- Herdenimmunität)

• Unterbinden der Erregerweiterleitung

• aktive Immunisierung (Schutzimpfung, Vakzination)

  Verabfolgung von Antigen zur Erzeugung einer Immunität

• passive Immunisierung Verabfolgung von spezifischen Antikörpern als Hyperimmunserum

  – Tetanusprophylaxe (im Verletzungsfall, Simultanimpfung)

  – Diphtherieverdacht

  – Hepatitis-B-Prophylaxe (bei Neugeborenen, Non-Responder)

  – Varizellen (Prophylaxe schwerer Varizellen beim Neugeborenen)

  – Masern (bei Immunsupprimierten nach Exposition)

  – Röteln (bei Schwangeren nach Exposition)

  – anti-D-Prophylaxe (bei Rhesus-negativen Schwangeren)

• Toxoidimpfstoffe

  • Toxoide (toxophore von den immunogenen Molekulgruppen dissoziiert) induzieren neutralisierende Antikorper, haben Toxizitat

    verloren

• Spaltvakzine

  • bestehen aus teilgereinigten Erregerbestandteilen

    (Bsp.: azellulärer Pertussis-Impfstoff)

• Konjugatimpfstoffe

  • erste Impfstoffe gegen kapseltragende Bakterien waren Kohlenhydratimpfstoffe → Zielgruppe– nämlich Kleinkinder – häufig keine ausreichende Immunitat gegen Kohlenhydrate

→ Konjugate notwendig (z.B. Kohlenhydrate der Kapsel von

Haemophilus influenzae Typ b mit Diphtherie- oder Tetanustoxoid konjugiert)

• Gegen extrazellulare Bakterien werden gewöhnlich Impfstoffe aus abgetöteten, sonst aber intakten Erregern eingesetzt (Bsp. Cholera-Impfstoff)

• Gegen einige Viruserkrankungen werden nichtinfektiöse

  (abgetötete oder inaktivierte) Viruspartikel eingesetzt

  (Bsp. Salk-Impfstoff gegen Poliomyelitis)

  Obwohl derartige Impfstoffe ausreichende Mengen an schützenden Antikörpern induzieren, ist eine regelmäßige Auffrischung durch Boost-Impfung unumgänglich.

• Impfstoffe aus attenuierten, lebenden Erregern.

• Sie sind am ehesten in der Lage, eine ausreichend starke Immunität zu induzieren. Dies gilt besonders dann, wenn der Schutz im Wesentlichen von T-Zellen abhängt.

• Bsp. attenuierte Virusstämme (Impfstoffe gegen Varizellen, Röteln, Masern und Mumps)

• Nur 2 bakterielle Lebendimpfstoffe verwendet:

– BCG-Impfstoff (Bacille Calmette-Guerin) richtet sich gegen die

Tuberkulose (attenuierter Mycobacterium bovis-Stamm)

→ verhindert er lediglich die Kleinkind-Tuberkulose!

– Lebendimpfstoff gegen Typhus besteht aus einer

stoffwechseldefekten Mutante natürlicher Typhusbakterien

• Tetanus, Diphtherie aller 10 Jahre

• Keuchhusten (sofern keine Impfung in letzten 10 Jahren)

• Windpocken, Masern, Mumps, Röteln

• Poliomyelitis (sofern keine Impfung in letzten 10 Jahren)

• Meningokokken (insbesondere gefährdetes Laborpersonal)

• Hepatitis-A, Hepatitis-B

• Grippeschutzimpfung für aktuelle Saison

• reaktiv (Surveillance = Erfassung und Bewertung)

• proaktiv (betrieblich-organisatorische und bauliche-funktionelle Präventionsmaßnahmen)

• Übertragbaren Krankheiten vorbeugen, Infektionen frühzeitig erkennen und Weiterverebreitung verhindern

• Zusammenarbeit mehrerer Instanzen

• §1-3 Allgemeine Vorschriften

• §4-5 Koordinierung und Früherkennung

• §6-15 Meldewesen

• §16-23 Verhütung übertragbarer Krankheiten

• §24-32 Bekämpfung übertragbarer Krankheiten

• §33-36 zusätzliche Vorschriften für Schulen und

sonstige Gemeinschaftseinrichtungen

• §37-41 Wasser

• §42-43 Gesundheitliche Anforderungen an das Personal

beim Umgang mit Lebensmitteln

• §44-53 Tätigkeiten mit Krankheitserregern

• §54-77 administrative Festlegungen