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Block 1 - Scientist-Practitioner Modell und klinische Entscheidungen

VS
von Vani S.

Welche Schwierigkeiten gibt es in der praktischen Anwendung des Scientist-Practitioner-Modell?

Das Scientist-Practitioner-Modell, das auf die Integration von wissenschaftlicher Forschung und praktischer Anwendung abzielt, begegnet in der Praxis verschiedenen Herausforderungen. Diese Schwierigkeiten betreffen oft organisatorische, methodische und personelle Aspekte:

  1. Zeit- und Ressourcenmangel:

    • Forschung im Praxisalltag: Praktiker haben oft nicht genug Zeit, um neben ihrer täglichen Arbeit auch noch Forschung zu betreiben. Das Alltagsgeschäft und administrative Aufgaben lassen wenig Raum für wissenschaftliche Tätigkeiten.

    • Ressourcenknappheit: In vielen Organisationen fehlen die finanziellen und materiellen Ressourcen, um umfassende Forschungsprojekte durchzuführen. Dies betrifft sowohl die Finanzierung von Studien als auch den Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und Datenbanken.

  2. Qualifikationsunterschiede:

    • Wissenschaftliche Kompetenz: Praktiker verfügen möglicherweise nicht über die notwendigen wissenschaftlichen Kenntnisse und Methoden, um Forschung auf einem hohen Niveau durchzuführen. Umgekehrt fehlen Wissenschaftlern oft die praktischen Erfahrungen und Einsichten, um ihre Forschungsergebnisse direkt auf die Praxis zu übertragen.

    • Weiterbildung: Die kontinuierliche Weiterbildung in beiden Bereichen (Wissenschaft und Praxis) wird nicht immer gefördert oder ermöglicht.

  3. Unterschiedliche Prioritäten:

    • Fokus der Tätigkeiten: Wissenschaftler sind häufig auf die Generierung neuer Erkenntnisse und die Publikation in Fachzeitschriften fokussiert, während Praktiker sich auf die Lösung unmittelbarer Probleme und die Verbesserung von Prozessen konzentrieren. Dies kann zu einem Misalignment der Ziele führen.

    • Bewertungskriterien: Erfolg wird in beiden Bereichen unterschiedlich bewertet. Wissenschaftlicher Erfolg basiert oft auf Publikationen und Zitierungen, während praktischer Erfolg durch unmittelbare Verbesserungen und Ergebnisse gemessen wird.

  4. Kulturelle Unterschiede:

    • Organisationskultur: Die Kultur in wissenschaftlichen Einrichtungen unterscheidet sich häufig stark von der in praktischen Arbeitsumgebungen. Dies betrifft Arbeitsweise, Kommunikationsstile und Entscheidungsprozesse.

    • Anerkennung und Wertschätzung: Die gegenseitige Anerkennung der jeweiligen Expertise ist nicht immer gegeben. Praktiker fühlen sich möglicherweise nicht ausreichend gewürdigt, während Wissenschaftler das praktische Wissen der Praktiker unterschätzen könnten.

  5. Kommunikations- und Transferprobleme:

    • Verständnis der Forschungsergebnisse: Forschungsergebnisse sind oft komplex und schwer verständlich für Praktiker, die nicht im wissenschaftlichen Kontext arbeiten. Dies erschwert den Wissenstransfer.

    • Anwendung in der Praxis: Die Implementierung von Forschungsergebnissen in die Praxis ist oft nicht straightforward und erfordert zusätzliche Anpassungen und Überlegungen, die in der Forschung nicht berücksichtigt wurden.

  6. Ethik und Datenschutz:

    • Datenschutzrichtlinien: Strenge Datenschutzrichtlinien und ethische Standards können die Durchführung von Forschung in der Praxis erschweren, insbesondere wenn es um sensible Daten geht.

    • Ethik in der Praxis: Die Umsetzung ethischer Prinzipien der Forschung in der Praxis kann komplex und herausfordernd sein, besonders wenn schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen.

Diese Herausforderungen verdeutlichen die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit und eines kontinuierlichen Dialogs zwischen Wissenschaft und Praxis, um das Scientist-Practitioner-Modell effektiv umzusetzen

Welche Bias gehören zu der grundlegenden Annahme:

“Die Eigenschaften der Menschen (nicht der Kontext) bestimmen die Ergebnisse”

(People’s attributes (not context) shape outcomes)

“Die Eigenschaften der Menschen (nicht der Kontext) bestimmen die Ergebnisse”

(People’s attributes (not context) shape outcomes)

➜ Dies beschreibt die Tendenz, die Ergebnisse von Handlungen eher den persönlichen Eigenschaften der handelnden Person zuzuschreiben als dem Kontext oder den Umständen. Dies bedeutet, dass man dazu neigt, zu glauben, dass das, was jemand tut oder erreicht, hauptsächlich durch seine oder ihre Persönlichkeit, Fähigkeiten oder Einstellungen bestimmt wird, und nicht durch äußere Faktoren

  1. Grundlegender Attributionsfehler / Korrespondenzverzerrung (Fundamental attribution error / correspondence bias)

    • Präferenz für dispositionelle (vs. situative) Attribution in Bezug auf Andere

      • Dies bezieht sich auf die Neigung, das Verhalten anderer Menschen vorwiegend ihren inneren Eigenschaften (dispositionell) zuzuschreiben, anstatt äußeren Umständen (situativ). Das bedeutet, dass wir eher glauben, dass jemand unfreundlich ist, weil er eine unfreundliche Person ist (dispositionell), und nicht, weil er einen schlechten Tag hatte oder unter Stress steht (situativ)

    • Der grundlegende Attributionsfehler oder die Korrespondenzverzerrung beschreibt die Tendenz, das Verhalten anderer Menschen überwiegend auf deren Persönlichkeit oder Charakter zurückzuführen, während man die situativen oder externen Faktoren unterschätzt. Wenn jemand beispielsweise bei einer Aufgabe scheitert, neigen wir dazu zu glauben, dass dies an seiner Unfähigkeit liegt, und nicht an schwierigen Umständen oder Pech.

  2. Ergebnisverzerrung (Outcome bias)

    • Bewertung der Qualität einer Entscheidung in Abhängigkeit vom Ergebnis (Valenz)

      • Bezieht sich auf die Tendenz, die Qualität einer Entscheidung basierend auf dem Ergebnis (Valenz) zu bewerten, anstatt den Entscheidungsprozess zu berücksichtigen. Wenn das Ergebnis positiv ist, wird die Entscheidung als gut bewertet, wenn das Ergebnis negativ ist, wird die Entscheidung als schlecht bewertet. Dies ignoriert oft die Unsicherheiten und Risiken, die zum Zeitpunkt der Entscheidung vorhanden waren

    • Die Ergebnisverzerrung beschreibt die Tendenz, die Qualität einer Entscheidung anhand des Ergebnisses zu bewerten, anstatt anhand des Entscheidungsprozesses selbst. Das bedeutet, dass eine Entscheidung als gut angesehen wird, wenn das Ergebnis positiv ist, und als schlecht, wenn das Ergebnis negativ ist, unabhängig davon, ob die Entscheidung auf soliden Gründen oder Informationen basierte. Zum Beispiel könnte eine riskante Wette als klug angesehen werden, wenn sie erfolgreich war, und als dumm, wenn sie fehlschlug, unabhängig von den ursprünglichen Chancen

Definiere den zentralen Begriff “Überzeugungs-Konsistente Informationsverarbeitung(beliefe consist information processing)

Überzeugungs-Konsistente Informationsverarbeitung

(Belief-consistent information processing)

  • Menschen suchen Umgebung nach Merkmalen ab, die unter der Hypothese (“Believe”) wahrscheinlicher sind als unter der Alternative

    ↳ “positive testing

  • Menschen bevorzugen Informationen, die mit der Annahme übereinstimmen

    ↳ “selective exposure” or “congeniality bias”

  • Neigung, neue Informationen fälschlicherweise als Bestätigung eigener früherer Überzeugungen wahrzunehmen

    ↳ “biased assimilation

  • Informationen diskutieren, die nicht mit früheren Überzeugungen übereinstimmen

    “motivated skepticism”

  • Menschen neigen dazu, trotz gegenteiliger Beweise an ihren Überzeugungen festzuhalten

    ↳ “belief perseverance

Überzeugungs-Konsistente Informationsverarbeitung tritt bei:

  • allen aufgezählten Phänomenen auf

  • in allen Phasen der Informationsverarbeitung

  • einschließlich der selbsterfüllenden Prophezeiung

Überzeugungs-Konsistente Informationsverarbeitung ist:

  • allgegenwärtig

  • stellt eine menschliche Bedingung (conditio humana) dar

  • benötigt keine Motivation

  • tritt auf, wenn Menschen kein Interesse an einem bestimmten Ergebnis haben

  • tritt auch auf, wenn Menschen unvoreingenommen sein möchten

Überzeugungs-Konsistente Informationsverarbeitung bezieht sich auf die Tendenz von Menschen, Informationen auf eine Weise zu verarbeiten, die ihre bestehenden Überzeugungen und Erwartungen bestätigt. Hier sind die spezifischen Mechanismen und Phänomene, die zu diesem Prozess gehören:

Mechanismen der Überzeugungs-Konsistente Informationsverarbeitung

  1. Positive Testing:

    • Menschen durchsuchen ihre Umgebung nach Merkmalen oder Informationen, die ihre Hypothese (Glauben) wahrscheinlicher erscheinen lassen als alternative Hypothesen.

    • Beispiel: Wenn jemand glaubt, dass eine bestimmte Person freundlich ist, sucht er nach Anzeichen, die diese Freundlichkeit bestätigen, anstatt nach Hinweisen auf das Gegenteil.

  2. Selective Exposure (Selektive Exposition) oder Congeniality Bias (Sympathieverzerrung):

    • Menschen bevorzugen Informationen, die mit ihren bestehenden Annahmen und Überzeugungen übereinstimmen.

    • Beispiel: Jemand, der eine bestimmte politische Meinung hat, liest hauptsächlich Nachrichtenquellen, die diese Meinung unterstützen.

  3. Biased Assimilation (Verzerrte Assimilation):

    • Die Neigung, neue Informationen so zu interpretieren, dass sie bestehende Überzeugungen bestätigen, auch wenn die Informationen neutral oder widersprüchlich sind.

    • Beispiel: Zwei Personen mit gegensätzlichen Meinungen zu einem Thema lesen denselben Artikel und kommen zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen, die ihre eigenen Überzeugungen stützen.

  4. Motivated Skepticism (Motivierter Skeptizismus):

    • Menschen neigen dazu, Informationen, die nicht mit ihren Überzeugungen übereinstimmen, kritisch zu hinterfragen oder abzulehnen.

    • Beispiel: Jemand, der an den Klimawandel nicht glaubt, hinterfragt wissenschaftliche Beweise dafür sehr kritisch.

  5. Belief Perseverance (Glaubensbeharrlichkeit):

    • Die Tendenz, an Überzeugungen festzuhalten, selbst wenn gegenteilige Beweise vorliegen.

    • Beispiel: Jemand, der fest davon überzeugt ist, dass eine bestimmte Diät gesund ist, wird diese Überzeugung beibehalten, auch wenn Studien das Gegenteil beweisen.

Allgegenwart der Überzeugungs-Konsistente Informationsverarbeitung

  • Phasen der Informationsverarbeitung: Diese Tendenz tritt in allen Phasen der Informationsverarbeitung auf, von der Informationssuche über die Informationsbewertung bis hin zur Speicherung und Erinnerung.

  • Selbsterfüllende Prophezeiung: Durch die glaubenskonsistente Informationsverarbeitung kann es zu selbsterfüllenden Prophezeiungen kommen, bei denen Erwartungen das Verhalten so beeinflussen, dass die erwarteten Ergebnisse tatsächlich eintreten.

  • Allgegenwärtig und unabhängig von Motivation: Diese Tendenz ist weit verbreitet und tritt oft unabhängig von spezifischen Motiven auf. Selbst wenn Menschen kein besonderes Interesse an einem bestimmten Ergebnis haben oder sich als unvoreingenommen betrachten, neigen sie dazu, Informationen auf eine Weise zu verarbeiten, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigt.

Implikationen:

  • Conditio humana: Überzeugungs-Konsistente Informationsverarbeitung ist eine grundlegende menschliche Bedingung und beeinflusst das tägliche Denken und Handeln.

  • Herausforderung der Objektivität: Diese Tendenzen stellen eine Herausforderung für objektives Denken und die Fähigkeit dar, neue und widersprüchliche Informationen offen zu bewerten.

Zusammengefasst beeinflusst die Überzeugungs-Konsistente Informationsverarbeitung, wie Menschen Informationen wahrnehmen, bewerten und speichern, und verstärkt bestehende Überzeugungen, selbst in der Präsenz gegenteiliger Beweise

Warum spielt Motivation keine notwendige Rolle, damit Menschen zu ihren Überzeugungen gelangen?

  1. Richtige Einschätzungen durch Alltagserfahrungen

    • Menschen sind motiviert, die Welt richtig zu beurteilen

    • Es ist jedoch keine Motivation nötig, um zu glauben, dass man die Welt richtig einschätzt

    • Menschen machen viele korrekte Einschätzungen aufgrund ihrer Alltagserfahrungen

      • z.B., dass man nach einem Sprung fällt

  2. Fehlerhafte Einschätzungen und deren Ursachen:

    • Nicht alle Einschätzungen sind korrekt

      • verschiedene Mechanismen verhindern, dass falsche Einschätzungen erkannt werden

    • Manche Überzeugungen sind nicht überprüfbar oder falsifizierbar

    • Menschen versuchen oft nicht ihre Überzugungen zu falsifizieren

    • Oft fehlt es an direkten Vergleichsmöglichkeiten oder Zugang zu Gedanken & Wahrnehmungen anderer

  3. Naiver Realismus & Selbstüberschätzung

    • Menschen neigen dazu, ihre eigenen Einschätzungen als korrekt anzusehen (naiver Realismus)

    • Diese Überzeugungen entstehen nicht aus Motivation, sondern aus der Tatsache, dass sie selten korriegiert werden

    • Menschen haben keinen unmittelbaren Zugang zu den Erfahrungen anderer & nehmen deshalb nicht an, dass diese ebenfalls richtige Einschätzungen haben

  4. Bias & Ingroup Favoritism

    • Menschen bevorzugen automatisch ihre eigene Gruppe

    • Motivation ist nicht notwendig, um gruppenbegünstigende Überzeugungen zu haben

  5. Soziale Identitätstheorie vs. fehlende Motivationsnotwendigkeit

    • Theorie der sozialen Identität besagt:

      • Menschen bevorzugen ihre soziale Gruppe, um ihr Selbstkonzept zu stärken

    • Text argumentiert:

      • Motivation ist keine notwendige Voraussetzung für gruppeninterne Voreingenommenheit

    • Motivation kann Voreingenommenheit verstärken, ist aber nicht zwingend erforderlich


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Vani S.

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