Buffl

Die klassische Tugendethik

AG
von Adele G.

Platon und Aristoteles

1. Aristoteles als Schüler Platons

  • Beziehung zu Platon: Aristoteles war der bedeutendste und zugleich selbständigste Schüler Platons.

  • Platon und die Tugendethik: Platon zählt zu den Tugendethikern. In seinem Hauptwerk "Politeia" definiert er vier Haupttugenden, die jeweils einem Seelenteil entsprechen.

2. Die vier Haupttugenden bei Platon

  • Besonnenheit (temperantia): Zuordnung zum begehrenden Seelenteil.

  • Tapferkeit (fortitudo): Bezieht sich auf den muthaften Seelenteil.

  • Weisheit (sapientia): Bestform des vernünftigen Seelenteils.

  • Gerechtigkeit (iustitia): Entsteht, wenn jeder Seelenteil seine optimale Funktion erfüllt und sich dem großen Ganzen der Seele unterordnet.

3. Tugend als Teilhabe am Guten

  • Platon und Aristoteles: Für beide Philosophen sind Tugenden Weisen, am Guten teilzuhaben. Das Gute ist der letzte Zweck allen Handelns.

  • Handeln und das Gute: Niemand handelt ohne die Überzeugung, dass sein Handeln das Beste ist. Die Frage ist, was in Wahrheit gut ist im Gegensatz zu nur scheinbar Gutem.

  • Tugend liegt da vor, wo sich das in Wahrheit Gute um Habdeln verwirklicht.

4. Die soziale Dimension der Tugend

  • Tugend und Gesellschaft: Für Platon hat Tugend nicht nur einen individualethischen Sinn. Den Seelenteilen und Tugenden entsprechen drei Stände im Staat.

  • Wechselwirkung: Ein guter Staat braucht tugendhafte Bürger, und ohne einen guten Staat gibt es keine guten Menschen.

5. Platons politisches Scheitern und philosophischer Antrieb

  • Enttäuschung in Athen: Platon musste feststellen, dass Athen kein guter Staat mehr war. Diese Erkenntnis wurde durch die Hinrichtung von Sokrates, dem einzigen gerechten Bürger Athens, unterstrichen.

  • VII. Brief: In diesem Brief beschreibt Platon, wie seine politischen Erfahrungen ihn zur Philosophie führten:

    • Jugendliche Ambitionen: Platon wollte sich politisch engagieren, aber politische Umwälzungen und die Herrschaft der Dreißig Tyrannen führten zu einer Desillusionierung.

    • Ekel vor der Politik: Platon war von der unmoralischen Politik abgestoßen, insbesondere von der Verurteilung Sokrates' durch die restaurierte Demokratie.

    • Rückzug aus der Politik: Platon erkannte, dass die gegenwärtigen Staaten schlecht regiert sind und dass nur die wahre Philosophie den Staat und das Privatleben retten kann.

6. Philosophie als Rettung der Menschheit

  • Philosophischer Staat: Platon glaubt, dass das Heil des Staates und des Privatlebens nur durch wahre Philosophie erreicht werden kann. Die Menschheit wird erst erlöst, wenn entweder Philosophen regieren oder die Regierenden Philosophen werden.

Der Grundansatz der aristotelischen Ethik

1. Kontrast zwischen Platon und Aristoteles

  • Platon: Beschreibt eine dramatische Situation, in der es im politischen Raum kein Ethos mehr gibt, auf das sich die Philosophie stützen könnte. Die Philosophie muss das Ethos aus Begriffen und Gedanken rekonstruieren.

  • Aristoteles: Geht davon aus, dass es noch eine gewisse sittlich-politische Substanz gibt, an die die Ethik anknüpfen kann. Er lebt in einer Zeit des Übergangs zu den hellenistischen Großreichen, hält aber dennoch an einem Kernbestand politisch-sittlicher Grunderfahrung fest. Von diesem erst können erst weitergehende ethische Fragen gestellt werden.

2. Ethik und Politik bei Aristoteles

  • Politischer Raum: Für Aristoteles ist die Ethik einem bereits existierenden politischen Raum zugeordnet. Die Aufgabe der Philosophie ist nicht, diesen Raum erst zu konstituieren.

  • Öffentliches Gutes: Aristoteles betont, dass ein „öffentliches“ Gutes „schöner und erhabener“ ist als ein individuelles Gutes. Deshalb gehört die Ethik zur „Wissenschaft vom Staat“.

3. Ziel des Handelns: Glückseligkeit (Eudämonie)

  • Ziel des Handelns: Glückseligkeit

  • Definition von Glückseligkeit: Aristoteles versteht darunter nicht Augenblicksglück oder äußere Glücksgüter (wie Gesundheit oder Freundschaft). Diese sind zwar wichtig, aber Glückseligkeit entsteht nur durch ein konstantes Streben nach einem als maßgeblich angesetzten Ziel.

  • Drei Weisen des Strebens nach Glückseligkeit:

    1. Lust (Hedonismus): Wird als „knechtischer Sinn“ betrachtet, der kaum über ein animalisches Dasein hinausgeht.

    2. Leben für den Staat: Edle und aktive Naturen, die jedoch von der Meinung anderer abhängig sind.

    3. Theoretische Erkenntnis (Philosophie): Der Philosoph strebt nach einem vollkommenen Ziel, das reiner Selbstzweck ist und führt zu einem quasi-göttlichen Selbstbesitz.

4. Philosophie als Weg zur eigentlichen Glückseligkeit

  • Ziel der Philosophie: Die vernünftige Betrachtung der Vernunftgegenstände (theoría) ist ein Selbstzweck, der dem Menschen eine reine und quasi-göttliche Glückseligkeit gewährt.

  • Unabhängigkeit: Diese Form der Glückseligkeit ist unabhängig von äußeren Instanzen, Luststreben oder materiellen Reichtümern.

  • Philosophie als innerer Kompass: Die Philosophie lehrt uns, was das wahre Ziel des Glücksstrebens ist und wird dadurch zum inneren Kompass für das Streben nach Glückseligkeit in all ihren Formen.

Der Begriff der Tugend

1. Definition der Tugend bei Aristoteles

  • Tugend als „wesenhaftes Tätigsein“ der Seele: Aristoteles beschreibt Tugend als ein „Am-Werke-Sein“ (griech. enérgeia), bei dem die Seele ihr Sein „optimal“ zum Ausdruck bringt.

  • Tugend als paradigmatische Seinsweise: Jedes Lebewesen hat seine spezifische Tugend, die seine Bestform darstellt – z.B. das „Prachtpferd“, der starke Stier, das unerschrockene Raubtier.

2. Tugend beim Menschen

  • Tugend des Menschen: Das oberste Gut des Menschen zeigt sich im „Tätigsein der Seele“ gemäß dem rationalen Element, da Vernunft (Logos) die spezifische Differenz des Menschen zu anderen Lebewesen bildet.

  • Vernunftvollzüge: Maximales Selbstsein des Menschen zeigt sich in Handlungen, die durch Vernunft geprägt sind.

3. Tugend als Charakterbildung

  • Tugend und Identität: Tugend formt unsere Identität und unseren „Charakter“ durch gezielte Handlungen.

  • Gute = Worumwillen von Handlungen; wer also nicht handelt, setzt keine Zwecke und erkennt somit auch kein Gutes

  • Gefahr des „Möglichkeitsmenschen“: Wer nicht handelt oder ohne klare Ziele agiert, bleibt auf der Ebene des „Möglichkeitsmenschen“ und wird Spielball der Umstände.

  • Aretē: Tugend als konstante Ausrichtung auf ein wesentliches Ziel bildet einen stabilen Charakter.

4. Tugend als Habitus

  • Übung und Gewohnheit: Tugend entwickelt sich durch Gewohnheit und Übung zu einer stabilen Haltung, einem festen Habitus (griech. hexis).

  • Automatisierte Entscheidung: Ein Tugendhafter muss nicht jedes Mal überlegen, wie er handeln soll; er hat sich im Sinne der Tugend bereits „ein für allemal“ entschieden.

  • Verlässlichkeit und Einheit im Handeln: Der Tugendhafte ist für andere berechenbar und verlässlich, da er mit sich selbst eins ist. Diese Einheit im Handeln ist vernunftgeleitet, nicht willkürlich.

5. Interpersonale und soziale Dimension der Tugend

  • Bezug zu Lob und Tadel: Tugendhaftes Handeln kann im sozialen Kontext gelobt oder getadelt werden, was seine interpersonale Bedeutung unterstreicht.

  • bspw. kann Genie kann nicht gelobt werden oder getadelt wenn kein Genie

  • jedoch möglich bei Habdlungen, da diesen Motivationen zu grunde liegen, für welche auch andere gewählt sein konnten

  • Öffentliche Empfehlung und Verurteilung: Weitergabe von Tugenden durch öffentliches Lob, während Laster durch Tadel öffentlich verurteilt werden.

6. Aristoteles' Unterscheidung der Tugenden

  • Dianoetische Tugenden:

    • Beziehen sich auf die Vernunftbegabung des Menschen.

    • Beispiele: Wissenschaftliches Erkennen (epistēmē), Kunst (technē), Klugheit (phronēsis).

  • Ethische Tugenden:

    • Betreffen die vernunftgeleitete Lebensführung.

    • Beispiele: Tapferkeit, Freigiebigkeit.

7. Lebensformen der Vernunft

  • Es gibt zwei Arten des vernunftgeleiteten Lebens:

    • Tugenden der lebendigen Vernunft: Beziehen sich direkt auf die kognitive Seite des Menschen.

    • Tugenden eines vernunftgeleiteten Lebens: Beziehen sich auf das praktische, tugendhafte Handeln.

  • Bildung (Paideia):

    • Zwar natürliche Anlagen, aber erst durch Bildung entfalten sich sowohl die dianoetischen als auch die ethischen Tugenden.

    • Ziel der Bildung ist nicht nur Fachwissen, sondern die Ausprägung einer den Menschen vollendenden Tugend.

8. Erwerb der Tugenden

  • Verstandestugenden:

    • Erworben durch Übung in Wissenschaften und Belehrung.

    • Ziel: Erkennen und Weisheit.

  • Ethische Tugenden:

    • Entwickeln sich durch stete praktische Übung und Gewöhnung.

    • Ziel: Prägung des Charakters und Sichtbarkeit für andere (z.B. Besonnenheit, Gerechtigkeit, Großzügigkeit, Tapferkeit).

9. Die richtige Maßhaltung (Mesotes)

  • Die Mitte zwischen Extremen:

    • Tugend liegt zwischen zwei Extremen: Übermaß (hyperbolē) und Mangel (elleipsis).

    • Beispiele:

      • Mut liegt zwischen Tollkühnheit (Übermaß) und Feigheit (Mangel).

      • Freigiebigkeit liegt zwischen Verschwendung (Übermaß) und Geiz (Mangel).

  • Rechte Vernunft (orthos logos):

    • Erkennt die „rechte Mitte“ in jeder konkreten Situation.

    • Kein allgemeines Gesetz für die „Mitte“: Die Tugendethik lässt individuelle Spielräume.

10. Qualität der Tugend

  • Tugend als Extrem:

    • Aristoteles betont, dass Tugend ihrem Wesen nach in der Mitte, ihrem Wert nach aber ein Extrem, nämlich das „Beste und Höchste“ ist.

    • Tugend ist qualitativ anders als die sie umgebenden Laster.

11. Freiwilligkeit und Zwang

  • Treffen der rechten Mitte:

    • Schwierigkeit der Entscheidung, wie die Mitte in jedem Einzelfall zu treffen ist.

    • Tugend bedeutet nicht Mittelmäßigkeit, sondern das Ziel zu treffen, wie ein guter Schütze den „Zweck“ oder „ins Schwarze“.

Die Zielwahl (Prohairesis)

1. Tugend und Zielwahl (Prohairesis)

  • Prohairesis (Zielwahl):

    • Tugend setzt eine bewusste Entscheidung oder Zielwahl voraus.

    • Diese Zielwahl führt zu einer „dauerhaften Haltung bei der Zielwahl“ (echein proairetikē).

    • Tugendhafte Menschen sind auf die richtige Zielwahl eingestellt, was ihnen im Laufe der Zeit leichter fällt.

2. Freiheit und Verantwortung in der Tugendethik

  • Freiwilligkeit (Ekousion):

    • Tugendvolles Handeln ist freiwillig und daher lobenswert.

    • Unfreiwilliges Handeln (z.B. durch Unwissenheit oder Zwang) führt eher zu Nachsicht oder Verzeihung.

    • Aristoteles unterscheidet Formen des unfreien Handelns:

      • Handeln unter Zwang: Auch hier gibt es eine gewisse Entscheidungsfreiheit, da Prioritäten gesetzt werden.

      • Unkenntnis: Handeln in Unkenntnis kann das Verständnis für das Handeln beeinflussen.

3. Zielwahl (Prohairesis) und Wille (Boulēsis)

  • Unterschied zwischen Prohairesis und Boulēsis:

    • Boulēsis: Kann viele Dinge wollen, auch Unmögliches (z.B. das Schlaraffenland), hat aber nichts mit ethischer Zielwahl zu tun.

    • Prohairesis: Bezieht sich auf ethische Zielwahl und die Wahl der Mittel zur Erreichung dieses Ziels durch Tugendübung.

  • Einschränkungen der freien Wahl:

    • Nicht alles kann Gegenstand ethischer Überlegungen sein (z.B. wissenschaftliche Tatsachen, Zufälliges).

    • Freie Wahl ist beschränkt und richtet sich nicht auf Beliebiges.

4. Verantwortung und Zurechenbarkeit

  • Zurechenbarkeit des Handelns:

    • Tugend und Laster sowie das Leben, das durch sie bestimmt wird, stehen in unserer Macht.

    • Wir sind verantwortlich für unsere Handlungen und Eigenschaften.

    • Diese Verantwortung ermöglicht Lob und Tadel und zeigt, wer wir sind.

5. Konkretisierung der ethischen Tugenden

  • Detailerörterung in den Büchern III und IV der Nikomachischen Ethik:

    • Untersuchung der ethischen Tugenden, die sich auf die unvernünftigen Seelenteile beziehen.

    • Beispiel: Tapferkeit wurde bereits thematisiert und wird weiter ausgeführt.


Die Gerechtigkeit und die dianoetischen Tugenden

1. Sonderstellung der Tugend der Gerechtigkeit

  • Gerechtigkeit als Kardinaltugend: Bei Aristoteles steht die Gerechtigkeit an der Grenze zwischen Individual- und Sozialethik.

  • Zwei Bedeutungen von Gerechtigkeit:

    • Gerechter Mensch: Eine Person, die verlässlich das Wohl des Ganzen im Blick hat und nicht nur den eigenen Vorteil sucht.

    • Gerechte Steuern: Eine Forderung, die je nach Perspektive entweder gleiche Behandlung (Kopfsteuern) oder Besteuerung nach Vermögen (Progression) meint.

2. Unterscheidung der Gerechtigkeitsformen

  • Gerechtigkeit nach dem Gesetz (iustitia legalis): Gerechtigkeit als Konformität mit geltendem Recht.

  • Moralische Gerechtigkeit (iustitia moralis): Reicht über das Gesetz hinaus und erlaubt die Normierung von Normen.

    • Tauschgerechtigkeit (iustitia commutativa): Orientierung am Prinzip der strikten Gleichheit, wie z.B. beim Warentausch, wo gleiche Waren zu gleichen Preisen angeboten werden sollten.

    • Austeilende Gerechtigkeit (iustitia distributiva): Orientierung am Prinzip der proportionalen Würdigung, wie z.B. bei der Besteuerung höherer Einkommen stärker als niedrigerer.

3. Dianoetische Tugenden im VI. Buch der Nikomachischen Ethik

  • Vernunft als Unterscheidungsmerkmal: Die Vernunftseele hat zwei Seiten:

    • Spekulativ-theoretische Seite: Bezieht sich auf ewige und unveränderliche Dinge.

    • Überlegend-praktische Seite: Bezieht sich auf vergängliche und veränderbare Dinge.

  • Drei Vermögen der Seele:

    • Wahrnehmung (aisthesis)

    • Vernunft (nous)

    • Streben-nach (orexis)

4. Erkenntnismöglichkeiten der Seele

  • Fünf Möglichkeiten der Erkenntnis:

    • Technē: Praktisches Können.

    • Epistēmē: Strenge wissenschaftliche Erkenntnis.

    • Phronēsis (Klugheit): Relevante für die Ethik, sie hilft bei der klugen Wahl der Mittel zu sittlichen Zwecken.

    • Sophia: Weisheit im Sinne der Philosophie, bezieht sich auf das erhabene Sein (z.B. Gott).

    • Nous: Vernunft, die sich auf philosophische Prinzipien richtet.

5. Bedeutung der Klugheit (Phronēsis)

  • Klugheit in der Ethik: Klugheit ist der Verstandesgebrauch, der die Mittelwahl für sittliche Zwecke unterstützt.

  • Intellektualität im praktischen Leben: Aristoteles betont, dass es in der Ethik nicht um letztbegründetes Wissen geht, sondern um die praktische Anwendung kluger Entscheidungen im eigenen Leben.

  • Einübung der Klugheit: Klugheit wird nicht durch Belehrung, sondern durch Übung und Erfahrung im Leben erworben.


Freundschaft und Glückseligkeit

1. Freundschaftsbücher (Bücher VIII-IX der Nikomachischen Ethik)

  • Freundschaft und gelebte Tugenden: Aristoteles beschreibt die Freundschaft als eine gelebte Tugend und verknüpft sie mit dem Eudämonie-Ideal (Glückseligkeit).

  • Drei Arten von Freundschaft (philía):

    1. Freundschaft aus Lust: Geringster Wert und Haltbarkeit, basiert auf der Suche nach Lustgewinn.

    2. Freundschaft aus Nutzen: Beruht auf gegenseitigem Nutzen, der nur von äußeren Anlässen abhängt.

    3. Vollkommene Freundschaft: Freunde lieben sich um ihrer selbst willen, basierend auf Gleichheit; kann laut Aristoteles nur zwischen Gleichen existieren (z.B. nicht zwischen Vollbürger und Sklave oder Mann und Frau).

  • Praxis vs. Poiesis:

    • Praxis: Handeln mit einem Zweck in sich selbst (z.B. Freundschaft).

    • Poiesis: Herstellendes Handeln, bei dem das Handeln Mittel zum Zweck eines Ergebnisses ist.

2. Unterscheidung von Praxis und Poiesis

  • Praxis (Handeln): Zielt auf die Verwirklichung von Zwecken im Handeln selbst, hat seinen Wert in sich (z.B. Wohnen im Haus).

  • Poiesis (Herstellungshandeln): Handeln, das auf die Erzeugung eines äußeren Ergebnisses abzielt (z.B. Hausbau).

  • Relevanz für die Gegenwart: Heutige Tendenz zur Priorisierung von technischem Handeln (Poiesis) über menschliche Praxis wird kritisch gesehen. Politik wird oft als Problemlösung verstanden, anstatt als Verwirklichung der menschlichen Natur.

3. Eudämonie und Lust (Buch X der Nikomachischen Ethik)

  • Lust (hēdonē): Aristoteles diskutiert die Rolle der Lust im menschlichen Handeln. Hedonismus sieht Lust als das letzte Ziel allen Handelns.

  • Lust und Tugend: Jede menschliche Tätigkeit ist mit einer spezifischen Lust verbunden. Die wahre Lust ist die, die ein sittlich gefestigter Mensch lebt.

  • Glückseligkeit (Eudämonie): Glückseligkeit wird als eine Tätigkeit verstanden, die mit Lust einhergeht. Höchste Form der Glückseligkeit ist die betrachtende Tätigkeit (Theoria), wie sie in der Philosophie gepflegt wird.

4. Glückseligkeit und Ethik

  • Menschliche vs. Göttliche Glückseligkeit: Vollkommene Glückseligkeit erfordert eine göttliche Komponente, die für Menschen nur begrenzt erreichbar ist. Praktische Verwirklichung der ethischen Tugenden führt zu einer „menschlichen“ Glückseligkeit.

  • Rolle der Gesetzgebung: Ethik muss ins Leben übergehen, was durch Gewöhnung und Belehrung unterstützt wird. Gesetze sollen ein ethisches Gemeinwesen fördern, das das richtige Handeln provoziert.

5. Übergang zur Politik

  • Verbindung von Ethik und Politik: Die Ethik bei Aristoteles geht in die Politik über, da beide Bereiche untrennbar miteinander verbunden sind. Gesetze sollen moralisches Handeln fördern, was in der neuzeitlichen Trennung von Recht und Moral oft verloren geht.


Author

Adele G.

Informationen

Zuletzt geändert