Leib Seele Problem
1. Leib- Seele- Problem
Hat der Mensch neben dem Körper etwas, was immateriell ist (Geist/ Seele)?
Direkt beobachtbar sind nur physische Phänomene wie Handlungen oder Reaktionen, nicht aber die inneren Vorgänge wie Gefühle oder Gedanken
Innere Vorgänge sowie deren Korrelation zu physischen Phänomenen sind nur bei uns selbst beobachtbar
3 Positionen:
Ja, der Mensch hat eine eigenständige Seele → Substanzdualismus Descartes
Nein, der Mensch hat keine seele → Physikalismus, Materialismus Julien De La Mettrie
Es gibt etwas Geistiges, das aus dem Körper hervorgeht → Doppelaspekttheorie Thomas Nagel
Substanzdualismus nach Descartes
muss zwingend extensategorische Verschiedenheit zwischen Physis und Psyche geben (Dualismus)—>unterscheidet zwischen denkenden Substanz (res cogitans) und ausgedehnten Substanz (res extensa).
methodischer Zweifel: 1. Behauptung gilt als wahr, wenn nicht möglich, diese in Zweifel zu ziehen. Anders: Sache gilt dann wahr, wenn Kriterium der Widerspruchsfreiheit erfüllt ist
2. (skeptisches Argument gegen These von Gleichheit von Wissen und Wahrnehmung): Sinnestäuschungen als Beleg für Wahrnehmung, die nachweislich falsch ist
3. (skeptisches Argument gegen Sicherheit Existenz des eigenen Körpers): Traumzustand existiert auch eigene Körperwahrnehmung
4. (skeptisches Argument gegen Gewissheit der Richtigkeit von rationalen Gesetzen): böser Gott könnte uns täuschen und uns glaube, wir könnten Wahrheit und Falschheit unterscheiden
5. Anführung des „Cogito ergo sum“: „Wir können nicht annehmen, dass wir, die wir solches denken, nichts sind“ = Widerspruch: etwas denkt, zugleich aber muss es einen Träger geben, der denkt. Denn: Denken ist Tätigkeit, die nicht an und für sich existieren kann. Also: Ich denke, also bin ich („Cogito ergo sum“)
6. einzig Gewisse für Descartes ist Existenz eines „denkenden Dinges“, der sog. „res cogitans“
Seine Lösung für Leib-Seele- Problem steckt im Begriff des „Dings“: Seele, aufgefasst als „Ding“, eine „Substanz“, existiert für sich und stellt eine in sich abgeschlossene Entität dar
Der Körper („res extensa“) - „das sich ausdehnende, wachsende“, wird ebenfalls als in sich abgeschlossene Substanz gedacht
7. Daraus folgert Descartes: Körper (materiell) = teilbar, vergänglich; Geist (immatriell) = unteilbar, ewig
Argumente: Teilbarkeit des Körpers, Unteilbarkeit der Seele; unmittelbare Selbstgewissheit des Bewusstseins, keine Gewissheit über den Körper (zB Phantomschmerzen)
Psycho physische Wechselwirkung der beiden durch Zirbeldrüse als Portal zwischen Leib und Seele: stark Einfluss des Geistes auf Leib— Geringer Einfluss Leib auf Geist
Eine Analyse des Körpers und der physikalischen Vorgänge in ihm führen nicht zu einer Erkenntnis über Empfindungen oder Erlebnisse
Kritik: Wechselwirkung zwischen Körper und Seele nicht erklärbar
Physikalismus/ Materialismus nach Julien De La Mettrie
philosophische Position: betrachtet materielle Welt als fundamental
• leugnet die Existenz von Geist oder anderen immateriellen Entitäten
• argumentiert, dass alles auf materielle Phänomene zurückgeführt werden kann
Argumentationsgang:
Prämisse 1.
Der Mensch ist eine Maschine, die sich selbst steuert/die ihre eigenen Emotionen verursacht.
Prämisse 2.
Die Seele ist etwas materielles, weil sie abhängig ist vom Gehirn und vom Körper.
Prämisse 3.
Warum verdoppeln, was offensichtlich nur eins ist? = alles Psychische ist auf physische Prozesse reduzierbar. Eigenes Beispiel: Das Empfinden von „Liebe“ ist die Ausschüttung von. XY-Hormonen
Konklusion 2.
Bei dem Ausdruck „Seele“ handelt es sich um einen leeren Begriff. Damit ist gemeint: ein Begriff erhält dadurch seine Bedeutung, das dieser auf etwas verweist. „Seele“ verweist auf nichts materielles, also ist er Begriff leer.
Konklusion 3.
Da alles immaterielle auf das materielle reduzierbar ist, gibt es folglich nur eine Substanz: Die Materie
Welt ist physikalisches System (teilweise deterministischen Sichtweise) in dem alle Vorgänge und Zustände, Ursachen und Wirkungen physikalischer Art sind
Menschen sind als biologische Lebewesen ebenfalls Teil dieses Systems
Bewusstsein ist lediglich ein physikalischer Prozess, der derzeit noch nicht erforscht ist
Psychische Zustände sind physikalische Zustände (in diesem Fall des Gehirns)
Problem: impliziert den Determinismus und negiert (verneint) sämtliche Religionen
Kritik: Qualia- Problem: die subjektive Erlebnisqualität/ das individuelle Erleben ist von außen weder messbar noch nachvollziehbar → nicht naturwissenschaftlich nachvollziehbar
sämtliche Religionen negiert werden
Doppelaspekttheorie nach Thomas Nagel
Dualismus und den Physikalismus (Monismus) zu vereinen
1. These: Eine Person besteht nicht aus zwei Substanzen (Körper und Geist), sondern stellt ein Objekt da, welches sowohl körperlich als auch geistige Eigenschaften besitzt→ Mensch als Doppelwesen
- Bei jeder Handlung des Menschen kommen zwei Aspekte zum Vorschein; physischer Teil und psychischer Teil
2. These: Mentale Zustände können nicht vollständig auf körperliche Zustände reduziert werden. Mentale Zustände sind mehr als körperliche Zustände bzw. sind etwas völlig anderes als körperliche Zustände
3. Denn: Obgleich es eine Interaktion zwischen physischen und mentalen Prozessen gibt, gibt es subjektive Erlebnisgehalte, die nicht vollständig auf körperliche Prozesse reduziert werden können.
4. Weil: Die Subjektivität einer Person kann nicht vollständig objektiviert werden. Bei einem solchen Versuch bleibt. das Subjektive unzugänglich. Reduktionistische Erklärungen verlieren somit an Erklärungskraft. Den Naturwissenschaften (hier: Materialismus) sind somit in ihrer Erklärungsreichweite Grenzen gesetzt.
- In der Außenperspektive sind Gehirnvorgänge nur als physikalische Phänomene beobachtbar; naturwissenschaftlich nachweisbar (physischer Teil)
- Gedanken, Gefühle und Emotionen sind nur in der Innenperspektive erlebbar (psychischer Teil)
- Beispiel: Essen von Schokolade:
Physicher Teil: ob wir schmecken → Schokolade schmilzt auf der Zunge, elektrische Impulse werden ins Gehirn weitergeleitet, Hormone werden freigesetzt
Psychischer Teil: wie wir individuell schmecken → Das individuelle Erleben nennt sich Qualia Problem und ist nicht naturwissenschaftlich nachvollziehbar
- Eine rein physikalische Theorie des Bewusstseins erscheint daher nicht möglich
Kritik: Leib-Seele-Problem gar nicht löst, weil die inneren Vorgänge eines Menschen immer noch nicht von anderen nachvollzogen werden können. Es wird eher die Frage aufgeworfen: wo genau passieren diese Vorgänge und wie?
Zuletzt geändertvor 7 Monaten