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Systemisches Arbeiten

SH
von Sophia H.

Ein Paar kommt zu Ihnen in die Therapie. Die Frau beklagt sich über mangelnde Unterstützung im Haushalt. Er fühlt sich unter Druck gesetzt. Wie würden Sie als Therapeut die Auftragsklärung angehen?

Die Rolle der Therapeutin:

(a) Empathisches Pacing:

• Die Therapeutin beginnt, indem sie sich einfühlsam in die Sichtweise des Klienten einfühlt und seine Problemerzählung versteht. Sie geht mit dem Klienten mit und bestätigt seine bisherige Perspektive.

• Zum Beispiel könnte die Therapeutin sagen: “Ich verstehe, dass es bisher so war, wie Sie es beschreiben.”

(b) Intervention des Innehaltens:

• An einem bestimmten Punkt unterbricht die Therapeutin den Fluss des Mitgehens durch eine Intervention des Innehaltens. Sie signalisiert dem Klienten, dass es notwendig ist, innezuhalten und das bisherige Muster zu unterbrechen.

• Dies könnte durch Worte wie “Stop” oder “So kann es nicht weitergehen” ausgedrückt werden.

(c) Einführung einer neuen Perspektive:

• Erst nachdem das alte Muster unterbrochen wurde, führt die Therapeutin eine neue Perspektive ein. Sie zeigt dem Klienten eine alternative Sichtweise oder einen neuen Weg, wie die Dinge weitergehen könnten.

• Zum Beispiel könnte die Therapeutin sagen: “Ab jetzt könnten wir es anders angehen und sehen, wie es weitergeht.”

Diese Herangehensweise ermöglicht es der Therapeutin, einfühlsam mit dem Klienten mitzugehen, gleichzeitig aber auch ein Unterbrechen und Infragestellen des bisherigen Musters zu ermöglichen und schließlich eine neue Perspektive einzuführen, die zu Veränderungen führen kann.

21. Nennen Sie Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen heteronormativen Paaren und Paaren aus der queeren Community. Welche Interventionen gegen Minoritätenstress halten Sie für sinnvoll? Warum kommen queere Menschen und Paare seltener in die Beratung und generell in das Gesundheitssystem? 

 

Ähnlichkeiten:  

·       Beide Arten von Paaren streben nach Liebe, Zuneigung und tiefer emotionaler Bindung.

·       Beide Arten von Paaren erleben alltägliche Herausforderungen mit Freunden, in der finanziellen Planung und in dem Versuch ihre Work-Life-Balance auszugleichen.

Unterschiede:

·       Heteronormative Paare erfahren in den meisten Gesellschaften eine höhere Akzeptanz und weniger Diskriminierung.

·       Queere Paare erleben z.T. geringeren rechtlichen Schutz, insbesondere hinsichtlich Ehe und Adoption.

·       Queere Paare sind in Medien, Literatur und dem öffentlichen Leben weniger häufig repräsentiert und häufig stereotypisiert dargestellt.


Minoritätenstress:

·      Familiennetzwerke die aus LGBTQ- und non-binären Paaren, Eltern oder Kindern besteht sind einer Vielzahl von einzigartigen Stressfaktoren ausgesetzt. Erklärbar ist dies (u.a.) an der Minderheitenstress-Theorie (Meyer, 1995, 2003).

·      Es folgt Familien-/Paarbezogene Stigmatisierung und Diskrimierung wie Ablehnung, Mobbing und Belästigung.

 

 Interventionen für Minoritätenstress:

·       Paartherapie-Spezifisch: Intervention [Mindfulness and Meditative Dialogue in couple therapie] für mehr Einfühlungsvermögen, Mitgefühl, Offenheit, Verbundenheit und Ehrlichkeit in der Ehe. Wurde von Lord (2017) für homosexuelle Paare validiert.

·       Allgemeine Interventionen können das Bilden von moderierten oder Selbsthilfegruppen sein. Auch Mentoring-Programme können gerade jungen Menschen im Kontext LGBTQ Orientierung bieten.

 

Menschen aus der queeren Community kommen seltener in die Beratung/ das Gesundheitssystem, da:

·      Sie Diskriminierung und Stigmatisierung fürchten

·      Davon ausgehen, dass Fachkräfte nicht entsprechend Kompetent/Einfühlsam sind und auf ihre (besonderen) Bedürfnisse eingehen.

·      Fehlende Inklusion von Gesundheitsprogrammen. Diese sind häufig heteronormativ ausgelegt

 

Zwiegespräch

Technik fördert die offene und respektvolle Kommunikation und hilft, tiefere Einblicke in die Gedanken und Gefühle des anderen zu gewinnen. Hier ist eine detaillierte Beschreibung der Methode:

Hauptziele des Zwiegesprächs:

1. Förderung von Verständnis und Empathie: Beide Partner haben die Möglichkeit, ihre Sichtweisen und Gefühle auszudrücken und die Perspektive des anderen zu verstehen.

2. Verbesserung der Kommunikation: Die Methode schafft einen sicheren Raum für ehrliche und respektvolle Gespräche.

3. Klärung von Missverständnissen: Durch das strukturierte Gespräch können Missverständnisse aufgedeckt und geklärt werden.

4. Stärkung der Beziehung: Die Partner arbeiten gemeinsam an der Verbesserung ihrer Beziehung und bauen Vertrauen auf.

Ablauf des Zwiegesprächs:

• Wichtige Regeln sind: Zuhören ohne Unterbrechung, keine Kritik oder Vorwürfe während des Gesprächs, und die Nutzung von “Ich”-Botschaften statt “Du”-Botschaften.

2. Themenwahl:

• Die Partner einigen sich auf ein Thema, über das sie sprechen möchten. Dies kann ein aktueller Konflikt, ein allgemeines Beziehungsthema oder ein persönliches Anliegen sein.

3. Wechsel der Rollen:

• Eine Person spricht, während die andere zuhört. Die sprechende Person hat eine festgelegte Zeit (z.B. 5 Minuten), um ihre Gedanken und Gefühle zum Thema auszudrücken.

• Die zuhörende Person hört aktiv zu, ohne zu unterbrechen oder zu kommentieren.

4. Wiedergabe und Reflexion:

• Nach dem Sprechturnus fasst die zuhörende Person zusammen, was sie gehört hat, um sicherzustellen, dass sie die Botschaft richtig verstanden hat. Dies kann durch Sätze wie “Ich habe gehört, dass du gesagt hast…” erfolgen.

• Die sprechende Person bestätigt die Zusammenfassung oder klärt Missverständnisse auf.

5. Rollentausch:

• Die Rollen werden getauscht, und die vorher zuhörende Person hat nun die Möglichkeit zu sprechen, während die andere zuhört.

6. Fortsetzung und Vertiefung:

• Der Prozess kann mehrfach wiederholt werden, um das Thema weiter zu vertiefen und ein umfassendes Verständnis zu erreichen.

7. Abschluss und Reflexion:

• Am Ende des Zwiegesprächs reflektieren die Partner gemeinsam über das Erlebte und ziehen Schlüsse für ihre Beziehung und zukünftige Kommunikation.

• Der Therapeut unterstützt diesen Prozess durch gezielte Fragen und Anregungen.

Vorteile des Zwiegesprächs:

• Strukturierter Rahmen: Die klare Struktur hilft, Gespräche geordnet und respektvoll zu führen.

• Tieferes Verständnis: Durch aktives Zuhören und die Wiedergabe des Gehörten wird sichergestellt, dass beide Partner sich wirklich verstehen.

• Emotionale Sicherheit: Die Methode fördert ein Gefühl der emotionalen Sicherheit, da beide Partner wissen, dass sie ohne Unterbrechungen sprechen können.

• Verbesserte Problemlösung: Durch das bessere Verständnis und die klarere Kommunikation können Probleme effektiver gelöst werden.

Beispielanwendung:

Ein Paar, das Schwierigkeiten hat, über finanzielle Themen zu sprechen, nutzt das Zwiegespräch, um ihre unterschiedlichen Perspektiven zu äußern. Ein Partner spricht darüber, wie er sich durch unerwartete Ausgaben gestresst fühlt, während der andere Partner zuhört und zusammenfasst, was er gehört hat. Durch diesen Prozess erkennen beide Partner die zugrunde liegenden Ängste und Bedürfnisse des anderen und können gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

Das Zwiegespräch ist somit eine wertvolle Technik in der systemischen Therapie, die Paaren hilft, ihre Kommunikation zu verbessern, Missverständnisse zu klären und eine tiefere emotionale Verbindung zu schaffen.

Author

Sophia H.

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