Buffl

Deutsch - Literatur

SB
von Steven B.



Aufbaustil E.T.A. - Der Sandmann

Unvermittelt beginnt die Erzählung mit einem Brief Nathanaels an Lothar, in dem er über das „Entsetzliche“ berichtet, das in sein Leben getreten ist. In Rückblenden berichtet Nathanael über seine schrecklichen Kindheitserlebnisse mit dem „Sandmann“/Coppelius. Es folgen zwei weitere Briefe, zunächst Claras Antwort, anschließend Nathanaels Reaktion in einem erneuten Brief an Lothar. Danach wird die Geschichte vom Erzähler in klarer Chronologie weitergeführt.


Einleitung:

1. Erster Brief: Nathanael an Lothar; versehentlich an Clara adressiert, schildert traumatisches Kindheitserlebnis mit Coppelius

2. Zweiter Brief: Clara an Nathanael; sie reagiert sachlich und erklärt, dass er sich die Bedrohung nur einbildet

3. Dritter Brief: Nathanael an Lothar; N. ist ungehalten über Claras nüchterne Reaktion, fühlt sich unverstanden in seiner Wahrnehmung der Wirklichkeit


Hauptteil:

1 Erzähler tritt auf und gibt Hintergrundinformationen

2 Clara und Nathanael als Liebespaar, N. ist verändert, „düster“

3 Streit über Nathanaels Gedicht und Versöhnung

4 Nathanael verliebt sich in Olimpia

5 Coppola verkauft Nathanael ein „magisches“ Perspektiv

6 Der Ball bei Professor Spalanzani, Siegmund als „realistischer“ Studienfreund

7 Nathanaels zunehmende Isolation von der Gesellschaft, Fixierung auf Olimpia

8 Kampf zwischen Coppola und Professor Spalanzani, Enttarnung Olimpias als „Automat“, Nathanael verfällt in Wahnsinn

10 Reaktion der Gesellschaft auf den Automaten Olimpia

11 Nathanaels scheinbare Genesung bei Mutter, Clara und Lothar

12 4Nathanaels erneuter Wahnsinn und Suizid

Schluss:

Clara findet einen neuen Mann

Erzählperspektive E.T.A. Hoffmann - Der Sandmann

Nathanaels Geschichte wird uns zunächst durch drei Briefe aus der Sicht der drei Hauptfiguren geschildert, Nathanael, Clara und Lothar. Anschließend berichtet uns ein unbekannter Erzähler, was sich „mit meinem armen Freunde, dem jungen Studenten Nathanael, zugetragen […]“ (S. 17), und spricht uns direkt an: „Nimm, geneigter Leser! die drei Briefe, welche Freund Lothar mir gütigst mitteilte, für den Umriss des Gebildes, in das ich nun erzählend immer mehr und mehr Farbe hineinzutragen mich bemühen werde.“ (S. 19). Der Erzähler übernimmt die auktoriale Erzählperspektive. Er nähert sich sehr der Hauptfigur Nathanael und schildert sowohl das äußere Geschehen (Außenperspektive) als auch die inneren Gefühle und Konflikte der Hauptpersonen (Innenperspektive).

Bei der Innenperspektive kennt der Erzähler zum Beispiel auch Nathanaels Gedankenund Gefühlswelt, von der er etwa berichtet: „Dem Nathanael war es zu Mute, als sei eine schwere Last, die ihn zu Boden gedrückt, von ihm abgewälzt […]“ (S. 26). Der Erzähler bewertet auch dessen Verhalten: „Recht hatte aber Nathanael doch, als er seinem Freunde Lothar schrieb […]“ (S. 21). Gleichzeitig ist der Erzähler ein Beobachter (Außenperspektive), der über alle Geschehnisse informiert ist. Damit weist die Erzählung eine auktoriale Erzählperspektive auf: Wir haben einen Erzähler, der das Geschehen reflektiert und kommentiert. Er spricht uns als Leser direkt an und macht auch Aussagen über seine Entscheidungen als Erzähler, etwa als er über den Prozess berichtet, einen geeigneten Einstieg für die Erzählung zu finden (S. 19).

Drei Grundmuster von epischen Texten

• Manche Texte setzen auf vordergründige Handlung, wie beispielsweise einfache Kriminalromane, in denen es darauf ankommt, möglichst spannende Situationen und Handlungsabläufe aneinanderzureihen – Verfolgungsjagden mit dem Auto, Schießereien und Schlägereien. Hierbei geht es nicht um die Darstellung einer zentralen Problematik.

• Bei anderen Texten gibt es wenig „Action“, aber es wird dem Leser ein grundlegendes Problem vor Augen geführt. Ein Beispiel: Zwei junge Männer sitzen auf einer Parkbank und unterhalten sich darüber, ob einer der beiden mit einer Frau aus Afrika eine Scheinehe eingehen soll, um ihr den dauerhaften Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen. Vordergründig „passiert“ eigentlich nicht viel, der Gegenstand des Gesprächs ist aber von großer Bedeutung.

• In einigen epischen Texten können wir Inhalt und Gehalt nicht so eindeutig und klar voneinander abgrenzen, wie es die Definitionen versprechen. Hier sind Inhalt und Gehalt unlösbar miteinander verknüpft. Beispiel: Ein junger Bildhauer erleidet einen Unfall, durch den er vollständig gelähmt wird. Er will das Krankenhaus verlassen in dem Bewusstsein zu Hause zu sterben, aber das Krankenhaus verweigert die Entlassung mit der Begründung, er mache zurzeit nur eine tiefe Depression durch. Hier wird das Problem von Selbstbestimmung und Fremdbestimmung am Schicksal eines Menschen festgemacht, und es werden die Aktivitäten beschrieben, die die Beteiligten vollziehen.

Elemente des Aufbaustils

1. Wir erzählen die Episoden nacheinander („linear“) in der zeitlichen Reihenfolge, in der sie sich ereignet haben, und reihen sie gleichgewichtig in einem Handlungsstrang aneinander (= chronologischer Aufbau, linearer Erzählstil). Die Episoden können miteinander verknüpft werden, indem die Hauptpersonen in fast jeder Episode auftreten oder indem ein Motiv in allen Episoden auftaucht, wie es hier mit dem Motiv der unerfüllten Liebe gegeben ist. Diese Erzählstruktur führt dazu, dass die Geschichte wie eine Einheit wirkt; die Spannung zwischen den einzelnen Episoden ist sicherlich nicht sehr groß.

2. Wir erzählen die Geschichte nicht mehr rein chronologisch in einem Handlungsstrang, sondern lösen sie auf in mehrere Handlungsstränge, also die Geschichte von A und die Geschichte von B (Haupthandlung). Und wenn wir wollen, können wir auch noch die Lebensgeschichte der weiteren Personen C, D und E ausspinnen (Nebenhandlung). Dadurch können wir die Spannung an der Stelle der Erzählung verstärken, an der A und B aufeinandertreffen, also bei dem abgelehnten Heiratsantrag und bei ihrem Wiedersehen.

3. Wir umgeben die Geschichte von A und B mit einer Rahmenhandlung, führen z.B. den Psychologen Dr. F ein, der diese Liebesgeschichte in einer Fortbildungsveranstaltung analysiert und danach mit seinen Kollegen gemeinsam auswertet.Mithilfe dieser Struktur könnten wir die Geschichte akzentuieren und deren grundsätzliche psychologische Bedeutung in den Mittelpunkt stellen.

4. Wir variieren den chronologischen Aufbau der Geschichte durch Rückblende und Vorschau; z.B. könnte sich B bei dem Wiedersehen mit A daran erinnern, wie sie seinen Antrag zurückgewiesen hat und welche Gefühle sie dabei hatte (Rückblende). Oder wir geben bei dem Heiratsantrag einen Hinweis auf die Zukunft (Vorschau): „Wie hätte sie auch ahnen können, dass er in zwanzig Jahren ein angesehener Geschäftsmann und Millionär sein würde?“ Mit Vor- und Rückblenden kann eine Geschichte aufgelockert werden, und man kann zusätzliche Spannungsmomente schaffen.

5. Wir heben die Chronologie der Erzählung auf und beginnen die Erzählung mit der unglücklichen Ehe der B. Dadurch steigern wir die Spannung beim Leser, und er fragt sich, wie das alles so passieren konnte (diskontinuierlicher Erzählstil)


Author

Steven B.

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