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von Kevin S.

Was sind Grenzkosten, wovon sind sie abhängig und warum wird beim Merit-Order Verfahren nach Grenzkosten angeboten?


Erklären Sie mit Skizze den Zusammenhang zwischen Einspeisetarif und Merit-Order-Effekt. Warum bewirkt der Merit-Order-Effekt höhere Ökostrom -/EE-Abgaben für Kunden?


In Deutschland wird der Strompreis an der Strombörse über die sogenannte Merit-Order gebildet, um einen einheitlichen Strompreis zu erzielen. Dabei wird in der Energiewirtschaft die Merit-Order (englisch für Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit) als die Einsatzreihenfolge der stromproduzierenden Kraftwerke auf einem Stromhandelsplatz bezeichnet.


Die Reihenfolge wird durch die Grenzkosten der Stromerzeugung der jeweiligen Kraftwerke bestimmt. Grenzkosten definieren dabei die Kosten, die bei einem Kraftwerkt für jede weitere produzierte Einheit (Megawattstunde) anfallen. Somit dürfen die Kraftwerke zuerst ihren Strom einspeisen, die am kostengünstigsten produzieren können.


Anderst formuliert:

es wird immer nach Granzkosten (=Marginalkosten um eine MWh zu erzeugen) angeboten. Die Produzenten bekommen dann den Market Clearin Price (Schittpunkt zwischen Angebots und Nachfrage). Diesen Marktpreis erhalten dann alle Kraftwerksbetreiber, die unterhalb diese Preises Strommengen angeboten haben (unabhängig von den variablen Kosten). Die erwirtschafteten Margen dienen zu Deckung der Fixkosten. Das letzte Kraftwerk in der Merit Order deckt einzig und allein die auftretenden variablen Kosten


Die variablen Kosten der fossilen Kraftwerke fallen höher aus, da diese zusätzlich zu den onehin bestehenden variablen Kosten CO2 -Zertifikatpreise zahlen müssen. Wenn das Grenzkraftwerk ein fossilgefeuertes Kraftwerk ist, für das die CO2 -Zertifikatpreise als Kosten zu berücksichtigen sind, dann steigt das Strompreisniveau um die CO2 -Kosten dieses Kraftwerks

Beschreiben Sie die Funktion von Bilanzgruppen. Welche Rolle nimmt der Bilanzgruppenkoordinator sowie der Bilanzgruppen-verantwortliche ein?

  • Im liberalisierten Elektrizitätsmarkt schließen sich Kunden + Lieferanten ortsunabhängig in Bilanzgruppen (Bilanzkreise) zusammen

  • Eine Bilanzgruppe ist ein Zusammenschluss von Erzeugern, Händlern und Kunden zu einer virtuellen Gruppe, in welcher Erzeugung und Verbrauch abgerechnet werden

  • Ziel der Bilanzgruppe (Bilanzkreis) ist es den Verbrauch und die Aufbringung innerhalb der Bilanzgruppe auszugleichen

  • Bilanzgruppen können nur innerhalb einer Regelzone eingerichtet werden


Billanzgruppenverantwortlicher:

  • Jeder Bilanzkreisverantwortliche erstellt zunächst für seinen Bilanzkreis eine Lastprognose

    • Standartlastprofile bei kleinkunden

    • genaue Vorhersage bei Leistungsgemmessenen Kunden

  • Die Gesamtlastprognose sowie die Quellen ihrer physikalischen Erfüllung werden vom Bilanzkreisverantwortliche in Form viertelstündlich gerasterter Fahrpläne am Vortag bis 14:30 Uhr der Systemführung des Übertragungsnetzbetreibers mitgeteilt

  • Die Strombeschaffung erfolgt strukturiert zunächst in Grund- und Spitzenlast



Billanzgruppenkoordinator


  • In der Praxis weicht der tatsächliche Verbrauch vom prognostizierten ab → Es treten Ungleichgewichte auf welche in Form von Ausgleichsenergie dem jeweiligen Bilanzkreisverantwortlichen in Rechnung gestellt werden

  • Der Betreiber einer Verrechnungsstelle ist der Bilanzgruppenkoordinator

  • Verrechnungsstelle

    • Berechnung der Ausgleichsenergie (inkl. Preis)

    • Verwaltung der Bilanzgruppen in organisatorischer und abrechnungstechnischer Hinsicht


Aus welchen 3 Teilen setzt sich der Strompreis zusammen? An wen gehen diese Zahlungen? Wie teilen sich diese in Österreich für einen typischen Haushaltskunden ungefähr auf? Wie teilen sich diese in Deutschland ungefähr auf? Wie ist der Unterschied zu erklären?

1.       Netztarif

Geht an die Netzbetreiber, wird von Aufsichtsbehörde jährlich auf Basis der Kosten des Vorjahres festgelegt.

 

a.      

Netzzutrittsentgelt: Einmalige Kosten für erstmalige Herstellung eines Anschlusses . Geht an den Verteilnetzbetreiber

b.      

Netzbereitstellungsentgeld: Kosten für das bereits ausgebaute vorfinanzierte Stromnetz. Einmalig bei Netzzugang. Geht an den Verteilnetzbetreiber

c.      

Netznutzungsentgeld: Abgeltung der Kosten für Errichtung Ausbau Instandhaltung und Betrieb. Wird unterteilt in Arbeits und Leistungskomponente. Geht an den Verteilnetzbetreiber



Ergänzung nicht in den Folien:

Österreich

a.) Energiepreis: 65,5%

b.)Netzpreis: 12,86% (Netzbereitstellungsentgeld, Netzzutrittsengelt, Netznutzungsentgeld)

c.) Steuern und Abgaben: 21,57% (Gebrauchsabgabe, Elektrizitätsabgabe, Umsatzsteuer)


Deutschland:

a.) Beschaffung und Vertrieb (Energiepreis): 44,3%

b.) Netzentgelt (ähnlich wie Ö): 27,3%

c.) Steuern und Abgaben: 28,6% (Mehrwertsteuer, Stromsteuer, Offshore-Netzumlage, KWK-Aufschlag, Konzessionsabgabe)


-> Aufgrund der Energiewende in Deutschland kommt es zu einer höheren Auslastung des Netzes, wodurch wiederum die Netznutzungs- und Instandhaltungskosten höher ausfallen, als in Österreich. In Zuge dessen sind auch die Energiepreise in Deutschland geringer, da erneuerbare Energien relativ günstig produziert werden können.


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Kevin S.

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