Gehe auf die Symptomatik und Klassifikation von ADHS ein
unscharf definiertes Symptombild
Räumliche Schwankungen
Zeitliche Schwankungen
Weitere Kriterien DSM5 und ICD-11:
Dauer ≥ 6 Monate
Beginn vor dem 12. Lebensjahr
Ungewöhnliche Ausprägung für Alter und Intellekt
Unaufmerksamkeit v.a. in Situationen ohne viel Stimulation/häufige Belohnungen
Hyperaktivität v.a. in strukturierten Situationen mit Bedarf zur Selbstkontrolle
Auftreten über mindestens 2 verschiedene Situationen
Beeinträchtigung/Leiden
Gehe nun auf die Epidemiologie von ADHS ein
Prävalenzen zwischen 3.6 – 6.7%
Erwachsene ca. 4%
Jungs : Mädchen etwa 1,5:1 bis 12:1
Prävalenzen in verschiedenen Länder:
USA: 2 – 12%
Australien: 6 – 8%
Deutschland: ca. 4%
Niederlande: 2 – 4%
Indien: 5 – 30%
China: 6 – 9%
Räumlich-zeitliche Schwankungen?
Ziel der Mata-Analysen: gepoolte, weltweite Prävalenz herausarbeiten
Ergebnis: gepoolte Prävalenz von 5.29% (95% CI: 5.01 – 5.56)
Höhere Prävalenz in Nordamerika im Vergleich zu Afrika und dem Nahen Osten, aber keine signifikanten Unterschiede zwischen Nordamerika und Europa
Hauptsächlich methodische Gründe für die Varianz:
• Informand:in
• Diagnostische Kriterien
• Publikationsjahr
-> nach Kontrolle für methologische Unterschiede konnten keine räumlichen Unterschiede mehr festgestellt werden
-> keine signifikanten zeitlichen Schwankungen!
Gehe kurz auf die Komorbiditäten von ADHS ein
“pre-comorbidity“
z.B. Temperament, Schlaf, atpoisches Ekzem
„simultaneous comorbidity“
Ausscheidungsstörungen, Legasthenie
„post-comorbidity“
Depression, Angst, Zwang, SSV, Substanzabusus.....
Deutlich häufigste Verlaufsform
Herausforderung: Komorbiditäten können die Kernsymptome von ADHS maskieren oder umgekehrt. Wichtig, Störungen auszuschließen, in sich mit ADHS überschneiden oder ADHS Symptome imitieren könnten.
Gehe nun auf die Ätiologie von ADHS ein
genetische Heritabilität: Zwillingsstudien zeigen ein hohes Maß an Heritabilität für ADHS zwischen 60 und 90%
Polygenetische Vererbung: geringe Varianzaufklörung durch bisher identifizierte Gene und geringe Spezifität der Veränderungen
Gehe nun auf die Therapie von ADHS ein
Therapieempfehlungen DGJKP – Verhaltenstherapeutische Interventionen:
Elterntrainings
Ziel: Verbesserung des Erziehungsverhaltens, Verminderung von ADHS-Symptomen und assoziierten Problemen
Wirksamkeit: moderate Effekte, insbesondere auf internale Verhaltensauffälligkeiten und die Wahrnehmung der Eltern
Lehrer:innentrainings
Ziel: Unterstützung der Lehrkräfte im Umgang mit ADHS Symptomen bei Schüler:innen
Inhalte: Methoden zur Verhaltensmodifikation im Klassenzimmer und zur Förderung sozialer Integration der Kinder
Therapieprogramme für Kinder und Jugendliche
Marburger Konzentrationstraining: Aufmerksamkeit & Selbstregulation
SAVE-Strategien: Strategien zur Konfliktbewältigung
SELBST-Programm: Förderung der Selbstwert- , Leistungs- und Beziehungsfähigkeit
Multimodale Programme
THOP: Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten,
kombiniert elternzentrierte, kindergarten- und schulzentrierte sowie patientenzentrierte Interventionen
SCEP: Schulbasiertes Coaching zur Unterstützung von Kindern mit expansivem Problemverhalten
Pharmakotherapie:
Medikamente
Stimulanzien: Methylphenidat, Amphetamin-Derivate.
häufig die erste Wahl bei der Behandlung von ADHS und zeigen hohe Wirksamkeit
Nicht-Stimulanzien: Atomoxetin, Guanfacin, Clonidin.
werden eingesetzt, wenn Stimulanzien nicht wirksam sind oder Nebenwirkungen verursachen.
Wirksamkeit
Kurzfristig: Signifikante Verbesserung der Kernsymptome
Langfristig: Kombination von Pharmakotherapie und verhaltenstherapeutischen Interventionen zeigt bessere Ergebnisse hinsichtlich der sozialen und akademischen Funktionsfähigkeit
Verhaltenstherapie = sehr gemischte Befunde, wahrscheinlich eine Moderatorvariable
Wirksamkeit von kognitiven Trainings
kurzzeitige Effekte des Trainings von
Kurzzeitgedächtnis: d = .63 auf Kurzzeitgedächtnis
Aufmerksamkeit: kein Effekt auf Aufmerksamkeit
zentrale Exekutive: kein Effekt
Keine Transfereffekte auf
akademische Leistung
Verhaltensmaße (verblindet geratet)
kognitive Tests
Keine Unterstützung für Wirksamkeit kognitiver
Trainings bei ADHS!
Gehe nun auf die MEdikamentöre Therpaie Methylphenidat ein
Wirksamkeit von MPH-Präperaten:
Ziel: Vergleich von Studienergebnissen zur Wirksamkeit von MPH-Präparaten
Selektionskriterien
⚬alle RCTs mit Vergleich MPH vs. Placebo oder MPH vs. keine Intervention
Pbn: ≤ 18 Jahre und ADHD-Diagnose
Outcome-Maße
ADHD-Symptome
ernsthafte unerwünschte Ereignisse
andere unerwünschte Ereignisse
allgemeine Verhaltensprobleme
Lebensqualität
Primary Outcomes
ADHS-Symptomatik:
Lehrer:innenurteil zeigt eine Verbesserung der Symptome
standardisierte Mittelwertdifferenz (SMD) = -0.77 (95% CI: -0.90 bis -0.64).
entspricht einer Verbesserung von 9.6 Punkten auf einer ADHS-Ratingskala
Secondary Outcomes
Kein Hinweis auf ernsthafte unerwünschte Ereignisse
Andere unerwünschte Ereignisse:
bei 526 von 1000 in EG, bei 408 von 1000 in KG
Am häufigsten Schlafprobleme (60% höheres Risiko als KG) und Appetitverlust (266% größeres Risiko)
Allgemeine Verhaltensprobleme: Verbesserung im Lehrerurteil SMD = -0.87.
Lebensqualität: Verbesserung im Elternurteil um 8.0 Punkte
Schlussfolgerung und Einschränkungen
Positive Wirkungen und unerwünschte Nebenwirkungen durch MPH wahrscheinlich
Die Qualität der Studien wird als schlecht eingeschätzt
Die Follow-up-Zeiträume sind sehr kurz
Schwierigkeiten aufgrund der Nebenwirkungen Verblindung sicherzustellen
Vorschlag: Nocebo-Tablet-Trials (Placebo-Tabletten mit denselben Nebenwirkungen wie das Verum), jedoch ethisch bei Kindern schwierig.
Wir kommen nun zu den Störungen des Sozialverhaltens. Gehe hierbei zunächst auf die Symptomatik nach DSM-5 ein
Wiederholtes und persistierendes Verhalten, das grundlegende Rechte anderer oder zentrale altersangemessene soziale Normen verletzt
Vorliegen von mindestens 3 der folgenden Symptome in den vergangenen 12 Monaten mit mindestens einem Symptom in den vergangenen 6 Monaten:
Aggressives Verhalten gegenüber Menschen und/oder Tieren
andere einschüchtern, bedrohen
Beginn von Schlägereien
Gebrauch von Waffen, die ernsthafte Verletzungen bei anderen bewirken können (z.B. Schlagstock, Messer, Feuerwaffe, zerbrochene Flasche)
körperliche Grausamkeit gegenüber Menschen
Tiere quälen
Diebstahl mit Konfrontation des Opfers (z.B. Taschendiebstahl, Überfall, Erpressung, bewaffneter Raubüberfall)
Erzwingen von sexuellen Handlungen
Zerstörung von Eigentum
vorsätzliche Brandstiftung mit der Absicht, Schaden zu verursachen
vorsätzliche Zerstörung von Eigentum anderer
Betrug oder Diebstahl
Einbruch in Häuser, Gebäude oder Autos
Lügen, um sich Vorteile zu verschaffen oder Verpflichtungen zu vermeiden (andere „herein legen“)
Diebstahl ohne Konfrontation mit dem Opfer (z.B. Ladendiebstahl, Fälschungen)
Schwere Regelverstöße
über Nacht weg bleiben ohne elterliches Einverständnis vor dem Alter von 13 Jahren
zweimal von zu Hause weg laufen und über Nacht fern bleiben, während er/sie noch bei den Eltern/einer Bezugsperson wohnt oder einmal für eine längere Zeit
Schulabsentismus mit Beginn vor dem Altern von 13 Jahren
weitere Kriterien
Symptomatik verursacht Beeinträchtigung
ab einem Alter von 18 Jahren: antisoziale Persönlichkeitsstörung diagnostizieren
Spezifikationen
Childhood-onset: mind. 1 Symptom vor dem 10. LJ
Adolescent-onset: kein Symptom vor dem 10. LJ
unklares Onset: wenn nicht genügend Informationen vorliegen
Gehe nun auf den Verlauf einer Störung des Sozialverhaltens mit dem Einflussfaktor Onset Alter ein.
early Onset
vor dem 10. Lebensjahr
hohe Stabilität von SSV-Symptomatik, schlechte Prognose
höhere Quantität und Qualität an SSV-Symptomatik
höhere Prävalenz an komorbiden Störungen
Soziale Phobie, GAS, Drogenabhängigkeit, paranoide, schizoide und vermeidende PSS
geringere Rate an Rauchern
als Erwachsene vermehrt gewalttätige und polysymptomatische Formen von antisozialer PSS
late Onset
nach dem 10. Lebensjahr
eher beschränkt auf das Jugendalter, bessere Prognose
Erläutere die Callous-unemotional-Traits.
Specifier: with Limited prosocial emotions
“Callous Unemotional-Traits”
mind. 2 Kriterien in den letzten 12 Monaten in verschiedenen Beziehungen/Settings:
Mangel an Reue/Schuldgefühlen
Gefühlskälte/mangelnde Empathie
Gleichgültigkeit gegenüber den eigenen Leistungen
oberflächlicher/abgeflachter Affekt
Symptome müssen „typisches“ Verhalten widerspiegeln und von verschiedenen Quellen bestätigt sein
andere Charakteristika:
geringe Reaktion auf Bestrafungsreize
mehr instrumentelle Aggression als bei SSV ohne CU
aber: Trait tritt nicht nur in Zusammenhang mit SSV/Psychopathologie auf
Subgruppen von CU-Traits:
Primäre Psychopathie/CU-traits
Geringe emotionale Reaktivität auf affektive Stimul
Sekundäre Psychopathie/CU-traits
Erhöhte Angst-Werte
Coping-Mechanismus auf traumatische Erfahrung
Erhöhte Vigilanz bezüglich negativer Distress-cues
Erhöhte Rate an Substanzmissbrauch
Mehr gewalttätiges Verhalten, v.a. reaktiv
Aber: Inkonsistente Befunde über verschiedene Studien &
Populationen hinweg!
Gehe nun auf Störungen mit oppositionellem Trotzverhalten ein
mindestens 4 aus den im Folgenden genannten Symptomen
bei Kindern <5 Jahre: an der Mehrzahl der Tage
bei Kindern >5 Jahre: mind. 1x/Woche
Auftreten mit mind. 1 Person, die kein Geschwister ist
Dauer mind. 6 Monate
Verursachung von Leiden/Beeinträchtigung
tritt nicht ausschließlich im Rahmen einer anderen psychischen Störung auf
Spezifikation des Ausprägungsgrades leicht/ mittel/ schwer
ODD-Symptome:
ärgerliche und gereizte Stimmung
o wird schnell ungehalten
o ist schnell beleidigt und genervt von anderen
o ist oft ärgerlich und nachtragend
streitlustiges und trotziges Verhalten
streitet oft mit Erwachsenen oder Autoritätspersonen
weigert sich aktiv, Aufforderungen oder Regeln nachzukommen
ärgert andere absichtlich
gibt anderen die Schuld für seine/ihre Fehler
Rachsucht
ist oft boshaft oder rachsüchtig
hat mindestens 2x in den letzten 6 Monaten rachsüchtiges oder boshaftes Verhalten gezeigt
Gib kurz Fakten zur Epidemiologie und Ätiologie von Störungen des Sozialverhalten. Gehe dann auch auf Risikofaktoren ein
Epidemiologie und Verlauf:
globale Prävalenz 2-2.5%
Jungen: 3-4%
Mädchen 1-2%
Verlauf
Ca. 50% Remission
50% chronische Symptomatik, Antisoziale Persönlichkeitsstörung, Kriminalität im Erwachsenenalter
60% der Erwachsenen mit psychischer Störung hatten in Kindheit/Jugend ODD oder CD
Geringere Lebensqualität
biologische Faktoren
Neuronale Aktivierung anders bei Kinder/Jugendlichen mit CD als bei typisch entwickelten Kindern
-> Unteraktivierung/weniger Aktivierung in Bereichen, die an Verarbeitung von Emotionen, insbesondere von emotionalen Gesichtern und Schmerz beteiligt sind:
Hostie-Attribution Bias
stark automatischer Ablauf
größerer Zusammenhang zu reaktiver als proaktiver Aggression
kein Geschlechtsunterschied
getrennte Zusammenhänge zwischen relationaler und physischer Aggression und dem jeweiligen Attributionsbias
Psychoziale Risikofaktoen
Familie
Erziehungsstil
Vernachlässigung
mangelnde Aufsicht und Steuerung
psychische Störung eines Elternteils/oder beider Elternteile
niedriger SÖS, Armut
Deviante Peers
Gewalt in der Wohnumgebung
Erziehungsfaktoren
Während konsequente Disziplin wichtig zu sein scheint, um komorbide ODD und CD zu behandeln, können die väterliche Psychopathologie und die Qualität der Beziehung zwischen Mutter und Kind ein Risiko speziell für komorbide CD darstellen
Einfluss der Peergroup
„Devianztraining“
Interventionsprogramm über 2 Jahre (7-9 Jahre)
Verlassen der Peer-Gruppe führt zu Reduktion dissozialen Verhaltens
Moderation Angst-CU
Gehe nun auf die Therapie von Störungen des sozialsystems ein
Generell:
Kindzentrierte Maßnahmen Leitlinien AWMF:
Empfehlung Leitlinien für Kinder 6-14 Jahre mit SSV/ODD
Soziale Kompetenztrainings
Sozial-kognitive Problemlösetrainings
In Kombination mit Elterntrainings und schulzentrierten Maßnahmen
Besonders für Kinder mit auf Gleichaltrige bezogenen Aggressionen und bei sozialen Kompetenzdefiziten in der Konfliktlösefähigkeit
Für Jugendliche ab 14 und Vorschüler
Dieselbe Empfehlung, aber nur als gute klinische Praxis
Altersadaptierte Verfahren werden empfohlen
Setting
Ambulant oder (teil-)stationär
Einzel- oder Gruppentherapie
Für Gruppe wichtig: auf Devianztraining achten und hinreichende personelle Ressourcen zur Verfügung stellen
THOP
Das Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten
Zielgruppe
Kindern mit hyperkinetischen oder oppositionellen Verhaltensauffälligkeiten/ Alter: drei bis zwölf Jahre
Aufbau
2 Teilprogramme
Eltern-Kind-Programm, das auf die Verminderung von hyperkinetischen und oppositionellen Verhaltensstörungen in der Familie abzielt und das Eltern und Kind anleitet, Problemsituationen in der Familie zu bewältigen
Erzieher/Lehrer-Kind-Programm, das auf die Verminderung von hyperkinetischen und oppositionellen Verhaltensstörungen im Kindergarten bzw. in der Schule abzielt
VIA:
Verhaltenstherapeutisches Intensivtraining zur Reduktion von Aggression
Tagesklinisches Gruppentherapiepgrogramm + Elterntraining
Zeitraum: 2 Wochen
Zielgruppe: Kinder mit SSV 8-13 Jahre
Grundlage: streng verhaltenstherapeutisch
Tagesziele
Jedes Kind bekommt ab dem zweiten Tag ein individuelles Tagesziel
Wird morgens in der Besprechung festgelegt
Direkte Verstärkung/Bestrafung über den Tag („Murmeln“)
In der Abschlussrunde Belohnung für erreichte Tagesziele + ExtraPunkt
Grundregeln
werden am ersten Tag gemeinsam mit den Kindern erstellt und auf Plakaten fest gehalten
Mit der Einhaltung können pro Arbeitseinheit 4 Punkte verdient werden
Multisystemische Therapie
MST Programme basieren auf evidenz-basierten Interventionen:
kognitiv-behaviorale Therapien
pragmatische Familientherapien
pharmakologische Interventionen (z.B. bei ADHS)
gemeindenahen Ansätzen
Ziele
Jugendkriminalität vermindern
andere Arten antisozialen Handelns reduzieren, z.B. Drogenmissbrauch
damit zugleich Kosten sparen durch weniger Inhaftierung und Fremdunterbringung
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