Wie sieht die Kinderlosigkeit prozentual in Deutschland aus?
• Ca. 25% aller Paare bleiben kinderlos
Bei ca. 12% der Paare ungewollte Kinderlosigkeit, ca. 50% suchen medizinische Unterstützung
ca. 1.000.000 Paare nehmen reproduktionsmedizinische Diagnostik und Behandlung in Anspruch
Ursachen:
ca. 30% andrologisch
ca. 30% gynäkologisch
ca. 30% beide
ca. 10 % ungeklärt
Was sind gynäkologische Ursachen der ungewollten Kinderlosigkeit?
Gynäkologische Ursachen
• Beeinträchtigung der Zervixdrüsen (Schleimhautkonsistenz: Einfluss der Durchlässigkeit der Spermien)/ Vernarbung
• Fehlanlage des Uterus (Mayer-Rokitansky-Küster-Hause-Syndrom= Fehlbildungen des inneren Genitals)
• Tubenverschluss
• Funktionelle Störungen der Ovarien
Was sind andrologische Ursachen der ungewollten Kinderlosigkeit?
Andrologische Ursachen:
• Verminderte Spermienzahl (< 20 Mio/ml)
• Verminderte Beweglichkeit der Spermien (Vorwärtsbeweglichkeit ca. 50%)
• Gestörte Morphologie der Spermien
-> Oligo (zu wenig) -Astheno (zu wenig mobil) -Teratizoospermie (fehlgebildet) -Syndrom (OAT-Syndrom); mit dem Syndrom kann man Kinder zeugen
Was sind Einflussfaktoren auf das OAT- Syndrom?
Krankhafte Veränderung der Spermien: verminderte Spermienqualität und -quantität
Was sagt die S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie vor einer assistierten reproduktionsmedizinischen Behandlung zur Beratung bei ungewollter Kinderlosigkeit?
Aufklärung: BMI >30 und <19 führt häufig zu Ovulationsstörungen und Infertilität
Bei Diagnosestellung gezieltes nachfragen nach Problemen in der sexuellen Paarbeziehung, ggf. Sexualtherapie empfehlen
keine generelle Empfehlung zur Überweisung in eine psychosoziale Beratung außer verhaltensbedingte Fertilitätsstörung oder behandlungsbedürftige psychische Erkrankung nach ICD10
Ausschluss einer fehlbildung des Uterus durch vaginal- Sonographie (Hysterographie), heute eher OP (Hysteroskopie)
Überprüfung der Tubendurchlässigkeit (Laparoskopie mit Chromopertubation)
Myome sollen vor Kinderwunschbehandlung entfernt werden, auch intraauterine Polypen und Adhäsionen
Bei Frauen mit Hydrosalpinx soll vor ART eine laparoskopische Salpingektomie erhalten oder die Tube laparoskopisch proximal verschlossen werden
Bei Infertilität und Verdacht auf Endometriose sollte eine laparaskopische Diagnostik mit histologischer Sicherung durchgeführt werden, peritoneale (Bauchfell) Endometrioseherde sollen operativ entfernt werden
Wie soll sich die Diagnostik des ungewollten Kinderwunsches nach der S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie vor einer assistierten reproduktionsmedizinischen Behandlung gestalten?
Polyzystisches Ovarsyndrom
• Auch: Stein-Leventhal-Syndrom, chronische hyperandrogenämische Anovulation (CHA), Polycystic Ovarian Disease (PCOD)
• Definition: Ovar mit vielen (randständigen) kleinen Zysten durchsetzt (1937)
• Epidemiologie: 5-10%, Häufigste Ursache von unerfülltem Kinderwunsch
• Hauptrisikofaktor: Übergewicht
• Pathophysiologie: “Endokrinopathie” (Hormonfehlstellung)
Anzeichen:
typischerweise durch Anovulation oder Oligoovulation, Anzeichen eines Androgenüberschusses (z. B. Hirsutismus, Akne) und multiple Ovarialzysten in den Ovarien
Was sind die drei Symptome des polyzystisches Ovarsyndrom nach den Rotterdam-Kriterien?
Wie gestaltet sich die Therapie beim polyzystischen Ovarsyndrom?
kein Kinderwunsch
• antiandrogene Antibabypille (Zyklusregulierung, wenn es Betroffene stört)
• Antiandrogen (Cyproteronacetat)
Kinderwunsch
• Ernährungsumstellung (kohlenhydratarm), Gewichtsreduktion
• Vermehrte körperliche Aktivität
• Medikamente
• hormonell (Clomifen, Gonadotropine (hMG, FSH), GnRH-Analoga, Glucocorticoide)
• Antidiabetika (Metformin)
• Cholesterinsenker (Statine)
• Operative Behandlung (Laserdrilling)
• Statine (bei Vorliegen der Indikation zur Therapie auch unabhängig vom PCO-Syndrom) -> wirkungsvolle Medikamente gegen erhöhte Blutfettwerte
Für was ist der AMH- Wert relevant?
Wert kann man bestimmen lassen, jedoch nicht eindeutig aussagekräftig
“Wie viel potentiell reproduktive Follikel hat man noch?”
Hat kein Einfluss auf den Eisprung
Umstritten unter den Medizinern
Wie gestaltet sich die Diagnostik bei ungewollter Kinderlosigkeit (Mann)?
Andrologische Diagnostik
Untersuchung des Ejakulats: Mikroskopie + Laborchemie (Fruktose, saure Phosphatase, Carnitin; umstritten
Endokrinologische Diagnostik (FSH, LH, TSH, Prolaktin, Testosteron)
Bei einer gestörten Ejakulatqualität liegt selten (ca. 2%) ein Tumor der Gonaden vor.
Was für Impfungen sind vor der ART empfohlen?
Röteln- und Varizellen- Immunität
Tetanus- Diphterie- Pertussis- Impfschutz
Was für Methoden gibt es bei der ART (assistierten Reproduktion)?
Intrauterine Insemination (IUI)
• Ejakulataufbereitung
• Transzervikales Einbringen des optimalen Ejakulat in den Uterus
= Spermienbeurteilung
Invitro-Fertilisation
• Stimulation mittels Gonadotropinen
• Follikelpunktion
• In-vitro-Insemination
• Embryotransfer
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion
= in-vitro-Fertilisation + direkte Injektion der Spermien in die Oozyte
Spermien schafft es nicht die Eizelle zu befruchten, Fehlbildungsrisiko, natürliche Selektion wird abgenommen
Was sind Risiken der assistierten Reproduktion?
Verletzung / Infektion
Ovarielles Überstimulationssyndrom: Vermehrte Durchlässigkeit der Kapillaren:
• Aszites (Flüssigkeit tritt aus), Ergüsse
• Hämokonzentration
• Thromboserisiko
• Volumenmangelschock, Nierenversagen
• Polyzystische Ovarien
Erhöhtes Fehlbildungsrisiko
Psychische Konsequenzen
Klinisches Bild des OHSS
• Eierstockvergrößerung
• Veränderung der vaskulären Permeabilität im Bereich der Ovarien und deren umgebender Gefäße
• Aszites (Ansammlung größerer Mengen von Flüssigkeit in der Bauchhöhle)
• Hypovolämie (Verminderung der im Kreislauf zirkulierenden Blutmenge)
Wie sind die prozentuellen Erfolgsraten des Embryotransfers?
Was ist Endometriose? Hauptsymptome? Epidemiologie?
Endometriose ist das Vorkommen endometriumartiger Zellverbände bestehend aus endoetrioiden Drüsenzellverbnden und/ oder Stromazellen außerhalb des Cavum uteri.
Ausmaß ist sehr unterschiedlich und unabhängig von Beschwerden
Hauptsymptome: Schmerzen und unerfüllter Kinderwunsch (hierbei stellte man eine Verdachtsmethode)
Epidemiologie: Verlässloche Daten zur Prävelenz und Inzidenz liegen nicht vor.
Vorkommen bei 6-10% aller Frauen, hohe Dunkelziffer
Etwa 35-50% der Frauen mit Unterbauchschmerzen und/ oder unerfülltem Kinderwunsch
Höchste Prävelenz: 35-45 Jahre
Postmenopausale Inzidenz sehr niedrig
Was für Entstehungstheorien der Endometriose gibt es (fünf)?
Transplantationstheorie
Während der Menstruation fließt bei 90% aller Frauen Blut (und damit auch endometriales Gewebe) retrograd über die Tuben in den Bauchraum
Bei Patientinnen mit Endometriose implantiert sich das aktive Endoetrium im Peritoneum
Metaplasietheorie
Pluripotentes Zölomepithel kann sich in Müller- Gangepithel umwandeln und Endometrioseherde bilden (Embryonal entstehen Geschlehctsorgane aus Müller- Zellen)
Induktionstheorie
Retrograde Menstruation ist der Stimulus für das Mesothel zur Ausbildung und Implantation endometrialer Zellen
Kombination von Transplantations- und Metaplasietheorie
keine Belege
Immunsystem
Möglicherweise gestörte Aktivität der natürlichen Kellermeier mit inadäquatem Abbau des retrograd menstruierten Gewebes
Makrophagen im Peritoneum fördern due Proliferation von Endometrioseherde durch Sekretion von Wachstusfaktoren und Zytokinen
Genetik
Genetische Ursache der Endometriose ist wahrscheinlich
Bisher ist es aber nicht gelungen , spezielle “Endoetriosegene” zu identifizieren
= Genetische Defekte und Epigenetische Phänomene
Was sind Risikofaktoren für Endometriose?
Verkürzte Zyklusdauer (≤ 27 Tage)
Verlängerte Dauer der Periodenblutung
Anzahl von Schwangerschaften / Fehlgeburten
Nicht eindeutig:
BMI
Nikotinabusus
Koffeingenuß Ernährung
Körperliche Aktivität
Spezifische Genveränderungen
Was sind klinisch/ operative Lokalisationen der Endometriose?
Peritoneale Endometriose (Bauchfell)
Ovarielle Endometriose
Tief-infiltrierende Endometriose (≥ 5 mm)
Adenomyosis uteri
Was ist Endometriosis genitalis interna? externa? extragenitalis?
Was berechnet der Endometriose Fertility Index (EFI)?
Einschätzung der Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer Schwangerschaft in den nächsten 36 Monaten
Was ist der rASRM- Score?
Klassische Einteilung der Schweregrade der Endometriose
Wie wird die Anamnese bei Verdacht auf Endometriose gemacht?
Dysurie
= Schmerzen beim Wasserlassen
Dyspareunie
= Schmerzen bei Sex
Dyschezie
= Schmerzen beim Stuhlgang
Wie sieht der typische Tastbefund in der retrovaginalen Tastuntersuchung aus?
Wie wird die Diagnose von Endometriose gesichert?
Die Laparaskopie mit intraoperativer Gewebeentnahme zur histologischen Untersuchung ist der Goldstandard zur Sicherung der Verdachtsdiagnose einer Endoetriose
Eine Endoetriose ohne Histolgie ist keine Endometriose! Man braucht immer eine Gewebssicherung
Wie können die Endometrioseherde intraoperativ unterschieden werden?
Aktive Herde:
rot, bläschenartig, polypös
Diffuse Ausbreitung
Weniger aktive Herde:
Blauschwarze / dunkelbraune Implantate
Ausgebrannte Herde:
Weiß-narbige Befunde
Wie sind die Empfehlungen zur operativen Therapie der Endometriose nach der S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Endometriose?
Was können Folgen der wiederholten operativen Therapie der Ednometriose sein?
“Frozen Pelvis” (Durch OP verursachte Zysten, Verwachsungen, Naren im Uterus)
“Kissing Ovaries” (Im Sono sind zwei Eierstöcke nebeneinander zu sehen)
Was für eine Therapie (medikamentös, operativ) wird empfohlen?
bei rezidivierenden Beschwerden sollte eine medikamentöse Therapie vor einer erneuten operativen Therapie durchgeführt werden, außer es liegen zwingende Gründe für eine Operation (z.B. Organdestruktion) vor.
Sowohl bei der Behandlung von endometriose- assoziiertem Beschwerden, als auc die Verlängerung des rezidivfreien Intrervalls ist eine langfristig, kontinuierlichen angewendete hormonelle Therapie effektiv.
In der symptomatischen medikamentösen Therapie der Endometriose sollte als Erstliniensubstanz ein geeignetes Gestagen (“Gestagenpille”/ “Minipille”) eingesetzt werden.
In der Zweitlinientherapie können
Kombinierte orale Kontrazeptiva
Andere Gestagene inklusive lokaler Anwendung oder
GnRH- Analoga
eingesetzt werden.
Die Behandlung mit GnRH- Analoga sollte durch eine add- back Therapie mit geeigneter Östrogen- Gestagen- Kombination ergänzt werden. Damit können Folgen des Östrgenmangels minimiert werden ohne due therapeutische Wirksamkeit des GnRH- Analogons zu beeinflussen.
Wie ist der Wirkmechanismus „GnRH-Analoga“?
Effekt auf Eierstöcke unterdrückt
Künstliche Versetzung in Menopause
Wie verhält sich Schwangerschaft und Endometriose?
Erhöhte Abortrate
Frühgeburtlichkeit
Vorzeitiger Blasensprung
Vorzeitige Plazentalösung
Placenta praevia
Präeklampsierisiko- unterschiedlich betrachtet
SHIP- sudden hemoperitoneum in pregnancy (sehr selten)
Spontaneous Haemoperitoneum in Pregnancy (SHiP) is the occurrence of sudden haemorrhage intra-abdominally in pregnancy (unrelated to trauma or rupture of the uterus) and has been associated with endometriosis, rupture of uterine artery or varicose veins and aneurysms of the splenic artery.
Gestationsdiabetes
Zuletzt geändertvor 5 Monaten