Alltägliche Bewegungshandlungen
Der Wert einer Bewegung wird nur anhand des Erfolgs beurteilt, der nach Abschluss der Bewegung erreicht wird und nicht während des Bewegungsprozesses selbst.
Sportliche (kulturelle) Bewegungshandlungen
Der Wert der Bewegung wird ausschließlich durch die spezifische Erfahrung während des Bewegungsprozesses selbst bestimmt, während der Erfolg der Bewegung gleichzeitig unsicher bleibt.
Ästhetische Bewegungsbildung
Setzt auf einen reflexiven Umgang mit sich selbst, der materiellen und sozialen Welt und ihren kulturellen Erscheinungen.
Eine (Bewegungs)handlung ist dann ästhetisch, wenn ihr Zweck darin besteht, die Qualität ihrer Ausführung erfahrbar zu machen und als Bereicherung wahrgenommen wird => autotelische Qualität
Sportunterricht bietet:
einen strukturierten und sozialen Ordnungsrahmen freiwilliger Selbsterschwernis für ästhetisch-kulturelle Bewegungserfahrungen.
Bewegungsfelder
unterscheiden sich dadurch, „das in ihnen in jeweils typischer Weise die motorische Auseinandersetzung der Kinder mit sich und ihrem Körper, ihrer sozialen, kulturellen und materiellen Umwelt zum Thema gemacht wird.“
Ästhetische Bildung im Sportunterricht bedeutet:
Die Sinne üben und die Bedeutung der Wahrnehmungsfähigkeit für den Bewegungsvollzug zu erfahren sowie eigene, subjektiv angepasste Lösungen zu entwickeln.
Sich des eigenen Körpers bewusst werden, seine Dimensionen erfahren, seine Aktionsmöglichkeiten und Grenzen erkunden.
Den Wechsel von Anspannung und Entspannung erfahren und bewusst herstellen.
Räume und Materialien erkunden.
Die Reaktionen des Körpers vor, bei und nach körperlicher Belastung wahrnehmen und deuten.
Die Veränderbarkeit körperlicher Voraussetzungen und Fähigkeiten erfahren und begreifen.
Arbeitsdefinition ästhetische Bildung
Ästhetische Bildung beschreibt ein (fächer- ) übergreifendes Bildungskonzept einer sinnlich-reflexiven und handlungsbezogenen menschlichen Praxis, das möglichst selbstbestimmte, rezeptive und produktive ästhetische Erfahrungen als aktive Prozesse der Auseinandersetzung zwischen Subjekt und Welt versteht.
Welche Bedeutung hat Bewegung für die kindliche Entwicklung?
Das Kind erschließt sich durch Körper und Bewegung die Welt, es tritt mit ihr in Kontakt und nimmt einen Dialog auf.
Es be-greift und er-fasst, er-fährt und ver-steht
Bewegung ist:
Grundlage kindlich-ästhetischer Weltaneignung
Medium der Erkenntnisgewinnung
Ausdrucksmittel zur Entfaltung der Sinne
Alleskönner Bewegung - Bedeutung für Kinder
Ausdruck von Lebensfreude
Zentrales Motiv: Spaß und Freude an der Bewegung
Grundlage zur Entwicklung der körperlichen und geistigen Lebens- und Leistungsfähigkeit sowie zur Persönlichkeitsentwicklung.
=> Entwicklungsnotwendigkeit
Unterstützung von Lernprozessen und Wohlempfinden
Verbesserung der Konzentration, Ausgleichsfunktion
Wie viel sollten sich Kinder als Grundlage für eine gesunde Entwicklung bewegen?
täglich 90 Minuten bei moderater bis hoher Intensität aktiv
davon können 60 Minuten auf Alltagsaktivitäten entfallen.
an 3 Tagen in der Wocher so richtig ins Schwitzen kommen,
mit Aktivitäten, die Muskeln und Knochen stärken.
essentiell, die im Sitzen verbrachte Zeit – und hier speziell die in der Freizeit am Handy oder vor dem Computer verbrachte Zeit – zu begrenzen.
Selbstaufmerksamkeit
Ist der Schritt von der Wahrnehmung zur bewussten Wahrnehmung der eigenen Wahrnehmung vollzogen, begibt sich das Subjekt in einem Modus der Selbstaufmerksamkeit, in dem es sich selbst und den Gegenstand der ästhetischen Erfahrung auf andere Weise wahrnimmt als im Zustand der pragmatischen Welt- und Selbstzuwendung
Sind ästhetische Erfahrungen Bildungsprozesse?
Entscheidend für den Bildungsprozess ist dabei ein Verständnis von Bewegung:
das die Grenzen vorhandener Bewegungsgewohnheiten und -formen überschritten werden
der Körper als empfindungsdurchlässiges Medium begriffen wird
das Kind Erfahrungen beim Bewegen in der gestalterischen Auseinandersetzung erforschen, bearbeiten und zum Ausdruck bringen kann
Dem entspricht ein Verständnis von Lernen und Vermittlung, das Erfahrungen von Brüchigkeit und Differenz in den Mittelpunkt des Lernprozesses stellt.
Aisthesis
die sinnengetragene reflexive Wahrnehmung, die in uns Empfindungen weckt und Erkenntnischarakter trägt
=> Selbstaufmerksamkeit
Poiesis
die Fähigkeit, durch Gestaltung in Bezug auf ästhetisch reflektierte Erfahrungen etwas vorher nicht Dagewesenes entstehen lassen.
Sensibilisierung für subjektive Wahrnehmungen und Ausdrucksmöglichkeiten
Imitation
Unterrichtsverfahren, bei denen vorwiegend zeit- und lehrökonomische Aspekte im Vordergrund stehen:
Vormachen und Vorzeigen der Zielübung
Beschreiben und Erklären
Bewegungsanweisung
Bewegungshilfe
Bewegungskorrektur
Üben
variables Anwenden
Mimetisches Handeln
Soziale und ästhetische Handlungen werden als mimetisch bezeichnet, wenn:
sie als Bewegungen Bezug auf andere Bewegungen nehmen,
sie sich als körperliche Aufführungen oder Inszenierungen begreifen lassen
sie eigenständige Handlungen sind, die aus sich heraus verstanden werden können und die auf andere Handlungen Bezug nehmen
bedeutet nicht nur Nachahmung, sondern auch sich ähnlich machen im Sinne von sich ausdrücken.
Mimetische Prozesse sind keine reinen Reproduktionsprozesse. Sie verlangen eine individuelle Gestaltung durch das Kind und bieten Raum für das Nicht-Identische.
Improvisation
Unterrichtsverfahren, bei dem vorwiegend das selbstständige Erarbeiten von Lerninhalten im Vordergrund steht.
Ausgangspunkt: Bewegungsaufgabe
Suchen und Erproben
Herausstellen der besten Lösung(en)
Variables Anwenden
Entweder freie oder an bestimmte Kriterien gebundene Erkundung eigener Bewegungs- und Gestaltungspotentiale
Selbstständiges Lösen von Bewegungsproblemen
Handlungsrahmen der immer mehrere Lösungen zulässt.
Vielfalt an individuellen Bewegungs- Lösungsmöglichkeiten ist angestrebt
Die Lehrer:in fungiert als Moderator:in
als erfolgreich gilt jede Lösung, die vorher formulierte Mindestanforderungen erfüllt.
Worauf sollte in der Unterrichtspraxis der Grundschule ästhetischer Bewegungs- und Tanzerziehung geachtet werden?
Förderung ästhetischer Wahrnehmung mittels Bewegung - Aisthesis
Aufgaben zum Spüren des Körpers
Aufgaben, die Kinder befähigen ihr Können einzuschätzen
Förderung ästhetischer Gestaltungs- und Ausdrucksfähigkeit mittels Bewegung - „Poiesis“
Aufgaben mit ausdrucksvoll-emotionalen Charakter
Aufgaben zum Bewegen „als etwas“
Gestalten im Tanz vollzieht sich über drei nicht trennscharfe Zugänge
Nachgestalten
als Tätigkeit über den Weg der Imitation
Umgestalten
als Tätigkeit über den Weg des Wechsels von Imitation und Improvisation
Neugestalten
als Tätigkeit über den Weg der Improvisation
Gestaltung (Choreographie) als Endprodukt eines Gestaltungsprozesses
Bereiche vielfältiger Lernziele
Praktischer Bereich
Sinneswahrnehmung und Körperbewusstsein
Entwicklung und Differenzierung der Motorik
Musikalische Grundelemente
Aufbau eines Repertoires Gestaltungen
Kognitiver Bereich
Problemfindung und -lösung
Vorstellungs-, Konzentration- + Kombinationsfähigkeit
Motorisches und akustisch-motorisch-visuelles Gedächtnis
sprachliche Förderung (Bereicherung und Differenzierung)
Sozialer und kommunikativer Bereich
Mitteilen und Verstehen von Kommunikationsinhalten
Selbständigkeit, Verantwortung und Kooperation
Emotionaler Bereich
Vertiefen der Erlebnisfähigkeit
Intensivieren des Ausdruckbedürfnisses, - fähigkeit
Kreativer Bereich
Entdecken und Experimentieren
Individualität und Eigeninitiative
Spontaneität
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