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Zusammenfassung

CB
von Carolina B.

Reproduktion sozialer Ungleichheit und/in/durch/trotz Schule Teil 2

Milieu, Habitus, Habitussensibilität, Schul- und bildungsbezogener Habitus

Milieu: gesellschaftliche Großgruppen mit gemeinsame von anderen Milieus abgegrenzte Lebensweisen und Haltungen ihrer Angehörigkeit verbunden sind

Je nach Milieu auch andere Kapitalverteilung

● Obere bürgerliche Milieus: Bildung Selbstzweck, Lernen als autonome individuelle Tätigkeit

● Volks- und Arbeitermilieus: begrenztes Vorankommen, da gesicherte und anerkannte soziale Lage dazu führt, dass diese Vorstellungen von guten Leben verwirklicht werden, also sozialer Aufstieg vom Karrieretypus her nicht zentral

● Unterprivilegierte Volksmilieus: Anlehnung an stärkere (höhere) Milieus und Investition in hilfreiche persönliche Beziehungen (soziales Kapital im Vordergrund)

Habitus: wird im Milieu gebildet, es bilden sich demnach Klassifikationen, Haltungen und Lebenspläne und damit verinnerlichte Prinzipien

Habitussensibilität: ausgeprägtes Gespür und Fähigkeit, sich gedanklich hineinzuversetzen, welche Stellung ein Schüler im sozialen Raum einnimmt (wichtig für pädagogische Funktion des Lehrers)

􏰀 z.B. Bewusstwerden der Vorlieben der eigenen sozialen Klasse und vor allem der Abneigungen gegen Praxisformen/Auffassungen anderer sozialer Klassen

􏰀 so werden in der Schule Verhaltens- und Sprechweisen vom Lehrer verlangt, die nicht für jeden akzeptabel sind

Schul- und bildungsbezogener Habitus:

● Habitus der Bildungsexzellenz

● Habitus des Bildungsstrebens

● Habitus der Bildungskonformität und -notwendigkeit

● Habitus der Bildungsfremdheit

􏰀 Schulerfolg entspricht Passung von erworbenem primärem Habitus und von Schule gefordertem sekundären Habitus

􏰀 Dabei zwei Ausdifferenzierungen zu beachten:

o Schulkultur als symbolische Sinnordnung der jeweiligen Schule

o Habituspassungen von Lehrern und Schülern innerhalb der Schule? Denn: sowohl Schüler- als auch Lehrerhabitus gehören nicht homogener Gruppe an (vgl.

Vorlesungsbeispiele)

Bourdieu: Schulbildung orientiert sich zu sehr an Elitenkultur

Bedeutung des Habitus für den Bildungserfolg und für die berufliche Praxis von Lehrer*innen anhand eines Beispiels:

􏰀 Patriarchales Prinzip: Einstellung: Orientierung an hierarchischen Ordnungskategorien

geben Sicherheit und Orientierung. Soziale Unterschiede zwischen SuS sind durch Herkunftsfamilie festgelegt und können nur sehr schwer beeinflusst werden. Setzen auf bewährte Unterrichtsstrategien, vertraute Ordnungen

􏰀 Prinzip Aufstieg durch Leistung: Einstellung: sozialer Aufstieg ist durch Leistung möglich, Lehrer hat evtl. selbst Aufstieg hinter sich und sieht sich demnach als Freund und

Begleiter, Lehrer aus Leidenschaft

􏰀 Prinzip des individuellen Konkurrenzprinzips: Einstellung: starke Eigenverantwortlichkeit

und individuelle Konkurrenz (evtl. will man eigene Familienvorfahren übertreffen), starker Fokus auf Fachwissenschaft im Unterricht, kaum Empathie für diejenigen, die dem Wettstreit nicht mitgehen können /wollen

􏰀 Prinzip radikaldemokratischer Idealismus: Einstellung: durch revolutionäre Berufspraxis

der Lehrer kann man gesellschaftliche Verhältnisse ändern, sehr engagierter Lehrer, will Schülerpersönlichkeiten entwickeln und zum kritischen Denken hinleiten, möglichst herrschaftsfreie Beziehung zwischen Lehrer und Schüler

Unterricht als interaktives Geschehen

Kennzeichen der Kommunikationsform Unterricht, Zur Aneignung der Strukturlogik unterrichtlicher Interaktion: 3-Phasenmodell

Kennzeichen der Kommunikationsform Unterricht:

● Strukturelle Riskanz unterrichtlicher Interaktion, denn Scheiternsanfälligkeiten: o Zwangsteilnahme

o Kommunikation unter Anwesenden (Beobachtungsbeobachtung)

o konstitutive Zielgerichtigkeit (Unterricht muss Sinn haben)

● Stabilität unterrichtlicher Interaktion

o Räumliche Gestaltung

o Organisation

o Tradierte Formen der Interaktion

● Elementarstrukturen unterrichtlicher Interaktion

o Interaktionslogische Beantwortung der strukturellen Riskanz o Sozialisatorische Wirkung

o Formalstruktur in 3 Stufen:

▪ I : Initierungsinterakt: meist Frage eines Lehrers

▪ R : Antwortinterakt: meist eines Schülers

▪ E : evaluativer Interakt: Kommentar des Lehrers

o Lehrerrolle (Brennpunkt des Unterrichtsgesprächs) und Schülerrolle (Rederecht immer wieder zurückgeben) sind komplementär

o Zugleich Melderegel (bei Überengagement) aber auch Redepflicht (bei zu geringem Engagement)

Zur Aneignung der Strukturlogik unterrichtlicher Interaktion: 3-Phasenmodell:

1. Konfrontation der SuS mit unterrichtlicher Interaktionslogik vs. Egozentrismus der SuS

2. Anpassung des Verhaltens der SuS an Interaktionsregeln

3. Vollzogene Internalisierung der Interaktionslogik lässt Ausscheren zu

􏰀 Schulische Interaktionslogik als doppelte Antwort auf Scheiternsanfälligkeit:

o 1. Einsozialisation ins Schulische (zügige Abarbeitung von Schülerantworten, die nicht zum Thema gehören)

o 2. Eliminiert weitestgehend alle potenziellen Irritationen (man kommt schnell wieder rein, wenn sich keiner meldet durch Redepflicht)

Diesseits und Jenseits der Professionalisierungsbedürftigkeit

Kontext: programmatische Beschreibung von Schule:

􏰀 Schule soll auf gesellschaftliche Reproduktion ausgerichtet sein und aber auch einzelnes Subjekt bilden

􏰀 Reproduktion sozialer Ungleichheit auch abgebildet, da verschiedene Habitus zusammenkommen

􏰀 Initiale lehrerseitige Entgrenzungen? Professionalisierungsprobleme? Verschiedene Professionalitätsverständnisse

● Evidenzbasiertes Kompetenz- und Expertenmodell (nach u.a. Baumert/Kunter): o Fokus Vermittlungsgeschehen

o Professionalität=Expertise, aber auch Beherrschung evidenzbasierter

Sozialtechnologie (Anforderung: Interesse zu wecken, gute Unterrichtsplanung) o Erfolg des Lehrerhandelns sollte Normalfall sein

● Strukturtheoretische Professionsmodell

Dazu: Äußere Merkmale professionalisierter Berufe:

o Hohes Prestige

o Akademische Fundierung der Tätigkeit

o Hohes Maß beruflicher Autonomie

o Elaboriertes Berufsethos (Ärztegelöbnis...)

Innere Merkmale professionalisierter Berufe:

Gemeinsamkeit: Aufsuchen der professionellen Person nur in Krisensituationen, die man selbst nicht mehr zu lösen weiß, etwa um grundlegende Geltungsfragen, die im Mittelpunkt der Professur der jeweiligen Person stehen, zu klären (bei Schülern, Krise der Ontogenese, also des Aufwachsens)

􏰀 Konstitutive Einzelfallbearbeitung (Diagnose, Therapie, Umgang mit Klienten), also Abstinenzregel (Übertragungen nicht ausagieren)

􏰀 Arbeitsbündnis basiert auf Freiwilligkeit: Patienten suchen Arzt freiwillig auf (zur Krisenbewältigung) und müssen Grundregel des „diffus“ Seins einhalten (also immer

ehrlich sein), damit sinnvolle Diagnose abgegeben werden kann

􏰀 WICHTIG: bei Schule fehlt diese Freiwilligkeit und der Krisenfall, wegen Schulpflicht!

􏰀 Neugierde wird weggenommen, Lehrer also in diesem Modell kein Professioneller

● Pädagogisches Handeln/Permissivität jenseits der Professionalisierungsfrage Es wird professionelles Handeln vom Lehrer erwartet, ohne Entgrenzungen

Denn: Schule gekennzeichnet durch Neutralität, Universalismus, Sollensanspruch also Professionalisierungsbedürftigkeit, Seinstruktur aber an der Logik pädagogischen Handelns orientiert

􏰀 Jedoch fehlende Anerkennung, berufsethische Fundierung pädagogischen Handelns (Lehrer ohne Entgrenzungen werden nicht besonders gelobt)

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Carolina B.

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