WAIS-IV

• = die komplexe Fähigkeit zum denkgestützten Lösen von Aufgaben und Problemen in Situationen, die für die Person neu und nicht allein durch Wissensabruf bearbeitbar sind (H. Rindermann, 2006)

• relativ zeitstabilder Kennwert

• weil sie in wichtigen Lebensbereichen gute Vorhersagen ermöglicht

  • z.B: Schul-, Ausbildungs- und Berufserfolg

• 76% der Psycholog:innen in kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtungen setzten Intelligenztests immer ein

WAIS-IV (2012)

• original: Wechsler

• 2012

• Wechsler Adult Intelligence Scale – Fourth Edition. 2., erweiterte Aufl

• Erfassung der kognitiven Fähigkeiten Jugendlicher und Erwachsener

• im Alter von 16;0 bis 89;11 Jahren

  • Semikolon gibt die Monate an (Jahre; Monate)

• IQ-Bereich: 40-160

• Wechsler-Tradition

  • 1. Auflage: Wechsler-Bellevue Intelligence Scales, 1939

• deduktiv

  • Cattell-Horn-Caroll-Theorie

  • Intelligenz als hierarchisches Konstrukt, aus allg. und spezif. kogn. Fähigkeiten zusammengesetzt)

• neu entwickelte Untertests

• keine Aufteilung in Verbal- & Handlungs-IQ -> stattdessen 4 Indexwerte

• es handelt sich um den wichtigsten deutschsprachigen Einzelintelligenztest für Erwachsene

• klinische Psychologie & Neuropsychologie

  • Einzelfalldiagnostik zur Abschätzung von Intelligenzminderungen oder negativen Folgen neurologischer Erkrankungen, Diagnostik von Teilleistungsschwächen

• Pädagogische Psychologie

  • Diagnostik von kognitiven Defiziten, Lernstörungen und Hochbegabung

• Forschung

  • z.B. Wirksamkeit therapeutischer Interventionen

• N =~ 1.500

• Erhebungszeitraum 2012

• repräsentativ für dt. Bevölkerung (Daten des Statist. Bundesamtes)

• Normtabellen getrennt nach 13 Altersgruppen

• 15 Untertests

  • 10 Kerntests + 5 optionale Untertests

• Messgegenstand:

  • Gesamt-IQ (G-IQ)

  • 4 Indexwerte/ Indizes:

    • Sprachverständnis (SV)

    • Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken (WLD)

    • Arbeitsgedächtnis (AG)

    • Verarbeitungsgeschwindigkeit (VG)

  • optional: Allgemeiner Fähigkeits-Index (AFI)

    • = Summenwert mit geringerem Einfluss von AG + VG; nützlich bei klin. Beeinträchtigungen (z.B. ADHS, Demenz)

• NUR Einzeltestung!

• “standardisierter Dialog“

  • Ziel: die maximale Leistung zu erhalten

  • wie: kooperative Beziehung aufbauen, angenehme Atmosphäre schaffen, Motivation stärken

• Vorgehen

  • bei bestimmten Antworten muss nachgefragt werden (N)

  • Abbruchkriterien und Umkehrregeln erfordern z.T. sofortige Beurteilung der Lösung

  -> Konsequenz: ausführliche Einarbeitung notwendig!

• Durchführungsdauer

  • ca. 90 Min. (Kerntests)

  • bzw. 115 Min. (inkl. optionaler Untertests)

• Leitlinien für standardisierte Testdurchführung mit gehörlosen oder hörgeschädigten Testpersonen

• Protokoll

  • Antworten & Punkte

  • Verhaltensbeobachtungen

• Regeln

  • Abbruchregel: nach drei 0-Antworten in Folge wird abgebrochen

  • Umkehrregel: wenn 3 und 4 mit 0 Punkten bewertet werden, werden die vorherigen Aufgaben in umgekehrter Reihenfolge vorgegeben, bis zwei aufeinanderfolgende Aufgaben richtig gelöst werden

     

• Mosaik-Test -> wahrnehmungsgebundenes logisches Denken

• Gemeinsamkeiten finden -> Sprachverständnis

• Zahlen nachsprechen -> Arbeitsgedächtnis

• Symbolsuche -> Verarbeitungsgeschwindigkeit

  
  

• liefern potentiell relevante Informationen zu spezifischen Fähigkeiten

• gehen eigentlich nicht in Berechnung des Gesamt-IQs ein, können aber als Ersatz für Kerntests eingesetzt werden (z.B. bei hörgeschädigten Menschen)

1. Bestimmung des Lebensalters (A)

2. Umrechnung der Rohwerte in Wertpunkte (B)

3. Umrechnung der Wertpunktsummen in Index-Werte und Gesamt-IQ (C)

4. Grafische Darstellung des Ergebnisprofils (D und E)

• Bei Bestimmung der Rohwertsummen Besonderheiten der Untertests beachten (ausführliche Details im Manual):

  • Aufgaben vor alters- spezifischem Startpunkt mitzählen

  • z.T. mehrere Punkte pro Item

  • z.T. Zeit-Bonuspunkte für schnelle Bearbeitung

• Übertragung der Wertpunkt- summen aus Tab. B in Tab. C

• Ablesen der Index-Werte und des Gesamt-IQ sowie des Vertrauensintervalls und der Prozentränge in den Tabellen A.2 bis A.6 im Anhang A

• Index-Werte und Gesamt-IQ (M=100, SD=15)

Objektivität

• Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität gegeben

• computergestütztes Auswertungsprogramm vorhanden

Reliabilität

• hohe interne Konsistenzen & Retest-Reliabilität

• ABER: Untertests haben zum Teil geringere Reliabilitäten als der Gesamt-IQ

Validität

• Konstruktvalidität:

  • 4-Faktoren-Struktur (Indexwerte) in Faktorenanalysen meist bestätigt

  • keine Angaben zur konvergenten (außer WMS: Wechsler Memory Scale) und diskriminanten Validität

• Kriteriumsvalidität:

  • Trennung von Personen mit Hochbegabung von gematchter KG (N = 19)

  • Trennung von Personen mit Intelligenzminderung von gematchter KG (N = 53)

  • Studien zu ADHS (AGD), Folgen von Schlaganfallerkrankungen (links: SV, AGD; rechts: WLD)

WAIS-IV: Zusammenfassung

Pro:

• breiter Einsatzbereich

• Stärken-, Schwächen-, Prozessanalysen

• Verhaltensbeobachtung

Contra:

• ausführliche Einarbeitung nötig

• fehlende Angaben zur Konstruktvalidität

• nicht wirklich ökonomisch -> 90 Minuten mit der zu testenden Person den Test durchführen

-> Aber wichtigster Intelligenztest in der Praxis