Anämie
an- = -los, leer; haima = Blut); Verminderung der Erythrozytenzahl, der Erythrozytenmasse, des Hämoglobingehalts und/oder des Hämatokrits unter den Referenzbereich der Spezies, der Rasse und des Alters bei normalem Hydratationsstatus (Definition Anämie beim Menschen nach WHO: Verminderung des Hämoglobingehalts)
Anämie, aplastische
aregenerative Anämie bei Störung der Erythropoese
Anämie, aregenerative
Anämie, aregenerative: Anämie ohne Regenerationszeichen wie erhöhte Retikulozytenzahl oder Polychromasie
Anämie, autoimmunhämolytische
durch gegen die Erythrozyten gerichtete Autoantikörper hervorgerufene (regenerative) Anämie
Anämie, hämolytische
durch beschleunigten Erythrozytenabbau oder Hämolyse bedingter Erythrozytenuntergang mit kompensatorisch gesteigerter Erythropoese und Retikulozytenvermehrung
Anämie, makrozytäre hypochrome
vergrößerte Erythrozyten bei vermindertem Hämoglobingehalt, Form der regenerativen Anämie nach Blutverlust oder Hämolyse
Anämie, makrozytäre normochrome:
vergrößerte Erythrozyten bei normalem Hämoglobingehalt, Form der Anämie bei Neoplasien und FeLV-Infektion (Katze)
Anämie, normozytäre normochrome
normal große Erythrozyten bei normalem Hämoglobingehalt, Form der aregenerativen Anämie, Begleitanämie bei chronischen Krankheiten/Entzündungen (ACD/AID, anemia of chronic/inflamatory diseases)
Anämie, mikrozytäre hypochrome:
zu kleine Erythrozyten bei zu geringem Hämoglobingehalt; bei Eisenmangel, bisweilen bei chronischen Entzündungsvorgängen oder portosystemischem Shunt
Anämie, regenerative
Anämie mit erhöhter absoluter Retikulozytenzahl und Polychromasie
Anisozytose:
ungleich große Erythrozyten
Autoagglutination:
Verklumpung von Blutzellen, besonders nach Aufbringen eines Bluttropfens auf einen (kalten) Objektträger; bei Bestehenbleiben der Autoagglutination nach 3-maligem Waschen (mit 0,9%iger NaCl, am besten PBS) ist die Diagnose immunmediiert gestellt
Basophile Granulozyten
Leukozyten mit unterschiedlich zahlreichen und intensiv dunkelblau, bei der Katze mit wenigen violett bis rötlich gefärbten Granula
B-Lymphozyten (B = Bursa Fabricii)
verantwortlich für die humorale Immunabwehr
Chediak-Higashi-Syndrom
autosomal rezessiv vererbliche Veränderung der neutrophilen Granulozyten der Katze mit sehr großen Granula und gleichzeitig auftretenden Gerinnungsstörungen durch gestörte Thrombozytenfunktion
Döhle-Körper:
ängliche, zart basophile, fleckförmige randständige Einschlüsse im Zytoplasma der Neutrophilen; bei schweren Infektionskrankheiten, am häufigsten bei der Katze
Eosinophile Granulozyten
weiße Blutzellen mit tierartlich unterschiedlich zahlreichen, verschieden großen und unterschiedlich intensiv rot gefärbten Granula (Pappenheim-, Wright-Färbung)
Eosinophilie:
Vermehrung der eosinophilen Granulozyten; bei Allergien, Parasitosen, eosinophiler Gastroenteritis, eosinophiler Myositis, eosinophilem Granulom der Katze, Hypoadrenokortizismus
Erythropoese
Bildung von Erythrozyten im Knochenmark, gefördert durch Erythropoietin (siehe dort)
Erythropoietin
Erythropoietin: in der Niere synthetisiertes und sezerniertes Hormon (Glykoprotein), stimuliert im Knochenmark Erythroblasten aus Stammzellen; verminderte Konzentration bei chronischer Niereninsuffizienz, erhöhte Konzentration bei Zystennieren und einigen Nierentumoren, bei Hypoxie, z. B. durch Rechts-links-Shunt, pulmonalen Erkrankungen, Aufenthalt in großen Höhen
Granulozytenythrozytenschatten (Ghosts):
Erythrozyten nach Verlust des Hämoglobins
Granulozyten
weiße Blutzellen mit unterschiedlich feinen und zahlreichen Granula im Zytoplasma
Hämatokrit (Hkt):
in (Mikro-) Hämatokritzentrifugen bestimmter Anteil der zellulären Bestandteile des Blutes (PCV= Zellpackungsvolumen, packed cell volume), er kann auch in Hämatologiesystemen aus MCV und Erythrozytenzahl bzw. Impulshöhensummation errechnet werden
Der Hämatokritwert (Hkt) gibt den prozentualen Anteil der zellulären Bestandteile am Gesamtblut wieder.
Der Hämatokritwert hängt ab von:
der Zahl und dem Volumen der Erythrozyten
dem Plasmavolumen
Der Hämatokrit ist also unverändert bei gesunden Individuen, aber auch bei einem erhöhten Gesamtblutvolumen, also bei gleichzeitiger Vermehrung von Plasma und Blutkörperchen. Auf der anderen Seite bleibt er auch unverändert, wenn Blut in seiner Gesamtheit, also z. B. bei akuten Blutungen, verlorengeht.
Hämoglobin (Hb)
roter Blutfarbstoff (Chromoprotein, tetrameres Hämoprotein), bindet und transportiert Sauerstoff von der Lunge zu den Organen und Geweben
HbE (= MCH):
Färbekoeffizient, mittlerer Hämoglobingehalt des einzelnen Erythrozyten
Heinz-Innenkörper (Heinz-Körper)
mit Brillantkresylblaufärbung (nicht mit panoptischen Färbemethoden) nachweisbare blaue Einschlusskörper in Erythrozyten (Degenerationsform des Hämoglobins); vereinzeltes Vorkommen bei der Katze ohne Bedeutung, sonst vermehrt bei Intoxikationen (oxidative Substanzen, Paracetamol, Zwiebel) und nach Splenektomie
Hypochromasie:
verminderte Hämoglobinkonzentration in den Einzelerythrozyten; MCHC und MCH erniedrigt
Jolly-Körper
Kernreste in Erythrozyten, kleine, in Ein- oder Mehrzahl auftretende kugelige Gebilde; vereinzelt bei der Katze ohne Bedeutung; vermehrt nach Splenektomie, bei hämolytischer Anämie und Kortikosteroidtherapie
Kernlinksverschiebung
erhöhte Zahl an unreifen neutrophilen Granulozyten: Stabkernige, wesentlich seltener Metamyelozyten, Myelozyten, Promyelozyten; regenerative Kernlinksverschiebung: Neutrophilie mit weniger als 10 % Stabkernigen, keine unreiferen Formen; degenerative Kernlinksverschiebung: Neutrophilie mit mehr als 10 % Stabkernigen und häufig unreiferen Formen
Leukämie (veraltet: Leukose):
neoplastische Krankheit des hämatopoetischen Systems, je nach Art der betroffenen Zellen Differenzierung in lymphatische, myeloische (monozytäre, erythroide usw.)
Leukopenie
verminderte Leukozytenzahl
Leukozyten
weiße Blutzellen mit tierartlich sehr unterschiedlicher Zahl und Differenzierung
Leukozytose
rhöhte Leukozytenzahl, Differenzierung erforderlich
Lymphopenie
Verminderung der relativen (prozentualen) oder absoluten Lymphozytenzahl im peripheren Blut; bei Stress, Hyperadrenokortizismus, Kortikosteroidbehandlung
Lymphozyten
antikörperproduzierende Blutzellen (siehe auch B- und T-Lymphozyten); relative und absolute Häufigkeit tierartlich erheblich unterschiedlich
Lymphozytose:
erhöhte Lymphozytenzahl im peripheren Blut; bei chronischen Infektionskrankheiten, Infektionskrankheiten im Heilungsstadium, Hypoadrenokortizismus, lymphatischer Leukämie
Makrophage
m Gewebe angesiedelt, im peripheren Blut als Monozyt vorkommend; Phagozytose von Bakterien, Pilzen, Zelltrümmern; sezernieren Zytokine und Chemokine, ferner Proteasen zur Wundheilung, präsentieren den T-Lymphozyten Antigene zur Anregung der spezifischen Immunantwort
Makrozyt
abnorm großer Erythrozyt; erhöhte Zahl bei regenerativer Anämie, oft als Retikulozyten auftretend
Mastzelle
Erscheinungsbild wie basophiler Granulozyt, erhöhte Zahl bei Stress, Mastzelltumoren, bisweilen bei Parvovirose (relative Vermehrung)
MCH (mean corpuscular hemoglobin = HbE)
mittlerer Hämoglobingehalt des einzelnen Erythrozyten
MCHC (mean corpuscular hemoglobin concentration)
mittlere Hämoglobinkonzentration der Erythrozyten; bei der Berechnung wird der Hämatokrit zugrunde gelegt
MCV (mean corpuscular volume):
mittleres Erythrozytenvolumen
Mikrozyt
abnorm kleiner Erythrozyt; tritt vermehrt bei Eisenmangelanämie und Infektionskrankheiten auf
Monozyt:
entspricht dem Makrophagen (siehe dort) im peripheren Blut
Monozytose
erhöhte Monozytenzahl; bei Stress, chronischen Entzündungen, Infektionskrankheiten in der Überwindungsphase, Nekrosen, Granulomen
MPV (mean platelet volume):
automatische Messung der Thrombozytengröße
nRBC (nucleated red blood cells):
kernhaltige Erythrozyten
Neutropenie
Verminderung der (absoluten) Zahl neutrophiler Granulozyten; bei viralen Infektionskrankheiten, Knochenmarksuppression, Intoxikationen
Neutrophiler Granulozyt
Leukozyt mit oxyphilem Zytoplasma und feinen – neutrophilen – Granula, Kern im Reifestadium segmentiert; Phagozytose von Mikroorganismen
Neutrophilie:
ermehrung der (absoluten) Zahl neutrophiler Granulozyten; bei Stress, Entzündungen, bakteriellen Infektionen, Nekrosen
Normoblast:
kernhaltiger Erythrozyt; je nach Reifegrad basophil, polychromatisch, oxyphil
Panzytopenie
verminderte Zahl aller im peripheren Blut vorkommenden Zellen
PLT:
Thrombozytenzahl (Konzentration/Volumeneinheit)
Plasmazelle:
durch Antigen stimulierter B-Lymphozyt
Poikilozyt:
abnorm geformter Erythrozyt; bei chronischem Blutverlust, mechanischer Schädigung (Thrombose), Bleivergiftung
Polychromasie
ins Violette reichende Farbveränderungen unterschiedlicher Intensität der Erythrozyten in der Pappenheim- oder Wright-Färbung; häufig sind polychromatische Zellen gleichzeitig Retikulozyten; vermehrt bei regenerativer Anämie
Polyglobulie
erhöhte Erythrozytenzahl; symptomatisch bei Hypoxämie (Herzinsuffizienz, pulmonal, große Höhe), nicht hypoxämisch bei gesteigerter Sekretion von Erythropoietin (siehe dort)
RBC (red blood cell count)
rythrozytenzahl (Konzentration/Volumeneinheit)
Retikulozyten
junge Erythrozyten, in denen sich mit Brillantkresylblau (sog. Vitalfärbung) eine schwarzblaue, körnige Sub stantia granulofilamentosa (Zellorganellreste kernhaltiger Vorstufen) nachweisen lässt; erhöhte Zahl als Regenerationszeichen bei Anämie
Sichelzellen
sichelförmige Erythrozyten; bei Sauerstoffmangel
Sphärozyten
Kugelzellen, Erythrozyten, die im Zentrum keine Eindellung aufweisen und daher keine Aufhellung zeigen; bei Hämolyse
TCT:
Thrombokrit, Anteil der Thrombozyten am gesamten Blutvolumen
T-Lymphozyten (T = Thymus):
in zellmediierte Immunabwehr involvierte Lymphozyten (intrazelluläre Organismen, Tumoren, Hypersensitivität)
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