Was ist Psychologie überhaupt?
Psychologie beschäftigt sich mit dem Wahrnehmen, Erleben, Denken und Handeln des Menschen sowie den zugrunde liegenden „inneren“ und „äußeren“ Einflussfaktoren.
Wahrnehmen, Erleben, Denken und Handeln beeinflussen sich gegenseitig und modulieren Entscheidungsprozesse.
Die Abfolge dieser Prozesse / Kausalitätsannahmen kann gestört werden, beispielsweise durch die Assoziation von zwei nicht zusammengehörigen Konzepten (Muffin & Spinne). Dies ist „schwierig“ zu verarbeiten, sodass man nochmal darüber nachdenken muss und so die Merkfähigkeit gesteigert wird; Wir versuchen Sachen in Sinnesgefüge zu bringen, die wir kennen
Modell der Informationsverarbeitung
Das Modell basiert auf der Annahme, dass Menschen Informationen durch verschiedene mentale Prozesse verarbeiten. Das Modell besteht aus mehreren aufeinanderfolgenden Phasen:
Wahrnehmung steht ganz vorne (scheint ohne nicht zu funktionieren), Wahrnehmung gibt es an für sich jedoch nicht ohne Reizereignisse; In dieser Phase nehmen wir Informationen aus unserer Umgebung über unsere Sinne auf. Das können visuelle, auditive, olfaktorische oder andere sensorische Reize sein.
Die Kategorisierung folgt auf die Wahrnehmung. In diesem Prozessschritt müssen wir aus den vielen verfügbaren Informationen auswählen, welche für uns relevant sind. Dieser Prozess der Selektion wird oft durch unsere Aufmerksamkeit gesteuert, die sich auf bestimmte Reize oder Aspekte konzentriert.
In der Phase der Integration / Urteilen werden die ausgewählten Informationen dann interpretiert und verstanden. Dies beinhaltet die Zuordnung von Bedeutung und die Integration neuer Informationen in unser vorhandenes Wissenssystem.
Die verstandenen Informationen werden in unserem Gedächtnis gespeichert. Dies kann kurzfristig im Arbeitsgedächtnis oder langfristig im Langzeitgedächtnis erfolgen.
Der nächste Prozessschritt ist das menschliche Verhalten. Hier können gespeicherte Informationen abgerufen und auf neue Situationen angewendet werden. Dies ermöglicht uns, unser Wissen und unsere Erfahrungen zur Problemlösung oder Entscheidungsfindung zu nutzen.
Das Modell betont, dass diese Phasen nicht unabhängig voneinander sind, sondern oft interaktiv und dynamisch miteinander verbunden sind. Zum Beispiel kann die Interpretation von Informationen die Kategorisierung beeinflussen oder umgekehrt. Dieses Modell der Informationsverarbeitung hilft dabei zu verstehen, wie Menschen Informationen verarbeiten, Entscheidungen treffen und auf ihre Umgebung reagieren.
Der Rahmen (das Modell) gibt vor, wie wir uns zu verhalten „haben“. Das System hat die Tendenz zur Routine, gibt eine Logik vor, Endziel: Reiz Verhalten (Rest als „Hintergrundprozesse)
Emotionen werden in diesem Modell nicht betrachtet (ausgeklammert). Ist die Routine gegeben, „brauche“ ich die Emotionen nicht mehr, man kann diese aber nicht „wegsubtrahieren“ (sind aber im Hintergrundprozess?)
Prozess der Wahrnehmung
Distaler Reiz
beschreibt das tatsächliche physikalische Objekt oder Ereignis in der Umwelt, das den proximalen Reiz verursacht
—> Das ist das physikalische Objekt oder Ereignis in der Umwelt, das wir wahrnehmen möchten. Zum Beispiel ein Baum, ein Auto oder eine Person.
—> Auditive Wahrnehmung: Eine klingelnde Glocke
Proximaler Reiz
bezieht sich auf das direkte sensorische Signal, das von einem Sinnesorgan aufgenommen wird
—> Das ist das Abbild oder die sensorische Information, die auf die Netzhaut (Retina) unseres Auges trifft. Beim Sehen ist das der Lichtstrahl, der vom Objekt reflektiert wird und dann auf die Retina projiziert wird.
—> Auditive Wahrnehmung: Die Schallwellen, die von der Glocke erzeugt werden und das Trommelfell im Ohr in Schwingung versetzen.
In der Wahrnehmungspsychologie ist es wichtig, zwischen diesen beiden Reizarten zu unterscheiden, weil der proximale Reiz die direkte Grundlage für unsere sensorischen Erfahrungen und die anschließende Verarbeitung im Gehirn darstellt. Unsere Wahrnehmungssysteme müssen den proximalen Reiz interpretieren und verarbeiten, um eine sinnvolle Repräsentation des distalen Reizes zu erzeugen.
Perzept
das bewusste Wahrnehmungsbild oder die bewusste sensorische Erfahrung, die aus der Verarbeitung eines proximalen Reizes entsteht. Es ist das Endprodukt der Wahrnehmung, das mentale Bild oder die Vorstellung, die wir von einem Objekt, Ereignis oder einer Szene in unserer Umwelt haben, nachdem die sensorischen Informationen durch unser Gehirn interpretiert wurden.
—> Das bewusste Bild, das wir von dem Objekt sehen, nachdem unser Gehirn die Lichtstrahlen verarbeitet hat. Dieses Bild umfasst nicht nur die physischen Eigenschaften des Objekts (wie Form, Farbe und Größe), sondern auch die Bedeutung und den Kontext, die wir dem Objekt zuschreiben.
—> Auditive Wahrnehmung: Der Klang, den wir bewusst hören, einschließlich der Identifikation der Tonhöhe, Lautstärke und möglicherweise der Quelle des Geräusches.
Das Perzept ist also das Ergebnis des gesamten Wahrnehmungsprozesses, das die sensorischen Eingaben (proximaler Reiz) und die kognitiven Interpretationen umfasst. Es repräsentiert die subjektive Erfahrung und das Verständnis der Umwelt durch den Wahrnehmenden.
Ziel der Wahrnehmung
Objekte und Ereignisse in der Umwelt
Mit Sinnen empfinden
identifizieren
klassifizieren
verstehen
sich darauf vorbereiten, darauf zu reagieren
Stufen des Wahrnehmungsprozesses
Der Wahrnehmungsprozess teilt sich in die drei Stufen der Sensorischen Prozesse, Perzeptuelle Organisation und Identifikation / Wiedererkennung von Objekten.
Jede Stufe spielt eine wichtige Rolle bei der Umwandlung von rohen sensorischen Daten in sinnvolle Wahrnehmungen.
Zusammengefasst bilden diese drei Stufen einen kontinuierlichen Prozess, der es uns ermöglicht, die Welt um uns herum zu erfassen, zu interpretieren und darauf zu reagieren. Sensorische Prozesse liefern die Rohdaten, perzeptuelle Organisation strukturiert diese Daten zu sinnvollen Einheiten, und die Identifikation/Wiedererkennung ermöglicht es uns, diese Einheiten zu verstehen und ihnen Bedeutung zuzuweisen.
Sensorische Prozesse beziehen sich auf die anfängliche Erfassung und Verarbeitung von sensorischen Reizen durch die Sinnesorgane und das Nervensystem.
Transduktion: Umwandlung physikalischer Reize (wie Licht, Schall, Druck) in elektrische Signale durch spezialisierte Rezeptorzellen.
Rezeptoraktivierung: Aktivierung der Rezeptorzellen in den Sinnesorganen (z.B. Stäbchen und Zapfen in der Retina des Auges, Haarzellen im Innenohr).
Weiterleitung: Transport der elektrischen Signale über sensorische Nervenbahnen zum Gehirn.
—> Hier werden die proximalen Reize erfasst und in elektrische Signale umgewandelt, die an das Gehirn weitergeleitet werden.
Perzeptuelle Organisation bezieht sich auf die Strukturierung und Interpretation der sensorischen Informationen, um eine kohärente und strukturierte Wahrnehmung der Umwelt zu erzeugen.
Gestaltprinzipien: Prinzipien, wie Nähe, Ähnlichkeit, Kontinuität, und Geschlossenheit, die beschreiben, wie wir einzelne Elemente als zusammengehörig wahrnehmen.
Figur-Grund-Trennung: Fähigkeit, ein Objekt (Figur) von seinem Hintergrund (Grund) zu unterscheiden.
Tiefenwahrnehmung: Integration von Hinweisen zur Abschätzung der Entfernung und Tiefe von Objekten (z.B. durch binokulare Disparität, Bewegung, Perspektive).
—> Diese Phase strukturiert und interpretiert die sensorischen Informationen, um eine kohärente Wahrnehmung zu erzeugen.
Identifikation/Wiedererkennung von Objekten ist der Prozess, durch den wir wahrgenommene Objekte identifizieren und ihnen Bedeutung zuweisen.
Vergleich mit Gedächtnisinhalten: Abgleich der aktuellen sensorischen Informationen mit gespeicherten Repräsentationen im Gedächtnis.
Kategorisierung: Einordnung eines Objekts in bekannte Kategorien oder Klassen.
Bedeutungszuschreibung: Verstehen, was das Objekt ist und welche Bedeutung oder Funktion es hat (z.B. ein bestimmter Baum, ein bekanntes Gesicht, ein vertrautes Geräusch).
—> Durch diese Prozesse entsteht das Perzept, das die bewusste und interpretierte Wahrnehmung des distalen Reizes darstellt.
Zusammenhang Prozess der Wahrnehmung und Stufen des Wahrnehmungsprozesses an einem Beispiel
Distaler Reiz: Ein Baum, der im Park steht.
Proximaler Reiz: Das Licht, das vom Baum reflektiert wird und auf die Netzhaut unseres Auges trifft.
Sensorische Prozesse: Die Lichtstrahlen (proximaler Reiz) treffen auf die Retina, wo sie durch die Fotorezeptoren in elektrische Signale umgewandelt und über den Sehnerv an das Gehirn gesendet werden. (Erfassung proximaler Reize & Umwandlung)
Perzeptuelle Organisation: Das Gehirn organisiert die visuellen Informationen, erkennt Muster, trennt die Figur (Baum) vom Hintergrund und stellt Tiefeninformationen bereit. (Strukturierung & Interpretation der sensorischen informationen)
Perzept: Das bewusste Bild des Baumes, das wir in unserem Geist sehen, einschließlich seiner Form, Farbe und Struktur.
Identifikation/Wiedererkennung von Objekten: Das Gehirn erkennt den Baum als eine spezifische Art von Baum (z.B. Eiche) und verbindet ihn mit früheren Erfahrungen oder Wissen. (Speicherung der organisierten Informationen und Abgleich mit gespeicherten Gedächtnisinhalten)
Verhältnis von Sinnesphysiologie und Wahrnehmungspsychologie
Das Verhältnis zwischen Sinnesphysiologie und Wahrnehmungspsychologie ist eng und komplementär. Beide Disziplinen beschäftigen sich mit dem Prozess der Wahrnehmung, jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Die Sinnesphysiologie beschäftigt sich mit den biologischen und physikalischen Grundlagen der Sinneswahrnehmung.
—> Die Sinnesphysiologie liefert die grundlegenden biologischen und physikalischen Prozesse, die notwendig sind, um sensorische Informationen zu erfassen und zu übertragen.
—> “Hardware & Signale”
Die Wahrnehmungspsychologie befasst sich mit den kognitiven und psychologischen Aspekten der Wahrnehmung.
—> Die Wahrnehmungspsychologie baut auf diesen Grundlagen auf und untersucht, wie diese Informationen weiterverarbeitet und interpretiert werden, um sinnvolle Wahrnehmungen zu erzeugen.
—> “Software & Algorithmen”
Ein vollständiges Verständnis der Wahrnehmung erfordert die Integration beider Disziplinen. Die Sinnesphysiologie erklärt, wie Reize aufgenommen und an das Gehirn weitergeleitet werden, während die Wahrnehmungspsychologie erklärt, wie diese Informationen interpretiert und genutzt werden.
Beispiel der visuellen Wahrnehmung
Sinnesphysiologie: Untersuchung der Netzhaut (Retina) des Auges, wie Licht durch Fotorezeptoren (Stäbchen und Zapfen) in elektrische Signale umgewandelt wird, und wie diese Signale über den Sehnerv zum visuellen Kortex des Gehirns weitergeleitet werden.
Wahrnehmungspsychologie: Untersuchung, wie das Gehirn diese Signale interpretiert, um Objekte zu erkennen, Tiefeninformationen zu extrahieren, Bewegungen zu verfolgen und Farben wahrzunehmen. Auch wie visuelle Illusionen entstehen und welche kognitiven Prozesse dabei eine Rolle spielen.
Ergänzende Prozesse der Wahrnehmung
Ergänzende Prozesse der Wahrnehmung werden benötigt, um die sensorischen Informationen, die wir durch unsere Sinne aufnehmen, zu interpretieren und in eine sinnvolle Wahrnehmung unserer Umwelt umzuwandeln. Diese Prozesse sind entscheidend, um die Lücken in den sensorischen Daten zu füllen, Unklarheiten zu klären und eine kohärente und stabile Wahrnehmung zu gewährleisten. Dazu zählen Vorwissen & Erfahrung, Aufmerksamkeitssteuerung, Hyphothesengenerierung & -testung sowie kontextuelle Integration.
Top-down-Prozesse (auch konzeptgetriebene Prozesse genannt) beziehen sich auf die Wahrnehmungsverarbeitung, die durch unser Wissen, unsere Erfahrungen, Erwartungen und Kontextinformationen beeinflusst wird. Diese Prozesse beginnen im Gehirn und arbeiten sich nach unten, um die sensorischen Informationen zu interpretieren und zu organisieren.
Erwartungen und Hypothesen: Das Gehirn verwendet bestehendes Wissen und Erwartungen, um eingehende sensorische Informationen zu interpretieren.
Selektive Aufmerksamkeit: Das Gehirn entscheidet, welche sensorischen Informationen relevant sind und konzentriert sich auf diese.
Kontext und Vorerfahrung: Frühere Erfahrungen und der Kontext beeinflussen die Interpretation der sensorischen Daten.
Beispiel: Beim Lesen eines unvollständigen oder schlecht gedruckten Wortes nutzt das Gehirn kontextuelles Wissen und sprachliche Erwartungen, um das Wort korrekt zu interpretieren, auch wenn einige Buchstaben fehlen oder unklar sind.
Bottom-up-Prozesse (auch datengetriebene Prozesse genannt) beziehen sich auf die Verarbeitung sensorischer Informationen, die von den Sinnesorganen zum Gehirn weitergeleitet werden. Diese Prozesse beginnen mit der Aufnahme von Reizen und arbeiten sich hierarchisch nach oben, um ein vollständiges Wahrnehmungsbild zu erzeugen.
Merkmalserkennung: Beginnend mit der Erkennung grundlegender sensorischer Merkmale (z.B. Kanten, Farben, Töne).
Integration: Kombination dieser Merkmale zu komplexeren Formen und Strukturen.
Erkennung: Identifikation der kombinierten Strukturen als bekannte Objekte oder Ereignisse.
Beispiel: Beim Sehen wird Licht von einem Objekt reflektiert (proximaler Reiz) und auf die Netzhaut projiziert. Die visuellen Rezeptoren (Stäbchen und Zapfen) erfassen diese Informationen, die dann über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet und dort in aufsteigenden Stufen verarbeitet werden, um schließlich als Bild (Perzept) interpretiert zu werden.
Beispiel für Kombination:
Beim Fahren in der Dämmerung erkennt das Gehirn durch bottom-up Prozesse die Konturen und Bewegungen auf der Straße. Gleichzeitig helfen top-down Prozesse, die Erwartungen über mögliche Gefahren (z.B. Fußgänger oder andere Autos) zu antizipieren und entsprechend zu reagieren.
—> Das Zusammenspiel sorgt dafür, dass wir eine stabile und kohärente Wahrnehmung der Welt haben, auch wenn die sensorischen Informationen teilweise unvollständig oder mehrdeutig sind.
Schwierigkeiten im Wahrnehmungsprozess
Im Wahrnehmungsprozess können verschiedene Schwierigkeiten auftreten, die die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Wahrnehmung beeinträchtigen. Zu den häufigsten Herausforderungen gehören Mehrdeutigkeit, unbewusste Kontextwahrnehmung und Wahrnehmungstäuschungen.
Diese Schwierigkeiten zeigen, dass die Wahrnehmung kein einfacher, geradliniger Prozess ist, sondern ein komplexer Vorgang, der durch zahlreiche Faktoren beeinflusst wird.
Mehrdeutigkeit zeigt, dass sensorische Daten nicht immer eindeutig sind und dass das Gehirn Mechanismen entwickeln muss, um mit Unsicherheit umzugehen.
Unbewusste Kontextwahrnehmung zeigt, wie stark der Kontext die Interpretation von sensorischen Informationen beeinflusst, oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind.
Wahrnehmungstäuschungen demonstrieren die Grenzen und Fehleranfälligkeit der Wahrnehmung und betonen die Rolle von top-down Prozessen, die aufgrund von Erwartungen und Vorwissen zu Fehlinterpretationen führen können.
Umgang mit Schwierigkeiten
Um diese Schwierigkeiten zu bewältigen, verwendet das Gehirn verschiedene Strategien:
Top-down-Prozesse: Nutzung von Vorwissen, Erfahrungen und Erwartungen, um mehrdeutige oder unklare sensorische Informationen zu interpretieren.
Kontextuelle Hinweise: Einbeziehung des Kontextes, um die Bedeutung sensorischer Daten zu klären.
Feedback-Schleifen: Kontinuierliches Abgleichen und Anpassen von Wahrnehmungen basierend auf neuen Informationen und Rückmeldungen aus der Umwelt.
Diese Strategien helfen, die Wahrnehmung zu stabilisieren und zu verbessern, auch wenn die sensorischen Daten nicht perfekt oder vollständig sind.
Mehrdeutigkeit
Mehrdeutigkeit tritt auf, wenn ein sensorischer Reiz auf verschiedene Arten interpretiert werden kann, und es keine eindeutige oder sofort ersichtliche Interpretation gibt (Interpretationsoffenheit). Dies kann zu Unsicherheit oder Verwirrung in der Wahrnehmung führen.
Beispiele:
Visuelle Mehrdeutigkeit: Bilder oder Szenen, die auf verschiedene Arten gesehen werden können. Ein bekanntes Beispiel ist das Bild der "Jungfrau und der alten Frau" oder das Necker-Würfel, das zwei unterschiedliche räumliche Orientierungen hat.
Linguistische Mehrdeutigkeit: Wörter oder Sätze, die mehrere Bedeutungen haben können. Zum Beispiel kann der Satz "Die Bank ist am Fluss" sowohl eine Sitzgelegenheit am Flussufer als auch ein Finanzinstitut in der Nähe des Flusses bedeuten.
Wahrnehmungstäuschung
Wahrnehmungstäuschung bedeutet ein (stabil) falsches Ergebnis des Wahrnehmungsprozesses.
Es sind Fehler in der Wahrnehmung, bei denen die sensorischen Informationen falsch interpretiert werden, sodass die Wahrnehmung von der tatsächlichen Realität abweicht. Diese Täuschungen können durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter physiologische, kognitive und kontextuelle Einflüsse.
Optische Täuschungen: Bilder oder Objekte, die aufgrund ihrer geometrischen Anordnung oder anderer visueller Tricks falsch wahrgenommen werden. Beispiele sind das Müller-Lyer-Illusion oder das Ames-Raum-Illusion.
Auditive Täuschungen: Geräusche, die anders wahrgenommen werden, als sie tatsächlich sind, wie der Shepard-Ton, der scheinbar endlos auf- oder absteigt.
Kognitive Täuschungen: Wahrnehmungstäuschungen, die durch Erwartungen, Vorurteile oder mentale Modelle beeinflusst werden. Zum Beispiel können Menschen in sozialen Kontexten die Handlungen anderer falsch interpretieren, basierend auf ihren eigenen Erwartungen oder Vorurteilen.
Unbewusste Kontextwahrnehmung
Dies bezieht sich auf die Fähigkeit des Gehirns, den Kontext unbewusst zu erfassen und zu nutzen, um sensorische Informationen zu interpretieren. Dies kann sowohl hilfreich als auch problematisch sein:
Hilfreich: Kontext hilft, sensorische Informationen schneller und effizienter zu interpretieren. Zum Beispiel hilft der visuelle Kontext in einem Restaurant (Tische, Stühle, Speisen) dabei, sensorische Daten schnell als "Restaurant" zu kategorisieren.
Problematisch: Wenn der Kontext irreführend ist oder nicht richtig wahrgenommen wird, kann dies zu Fehlinterpretationen führen. Ein Beispiel ist die Veränderung der Wahrnehmung eines Objekts, wenn es in einem untypischen Kontext erscheint.
Unbewusste Kontextwahrnehmung bedeutet, Sachen zu erkennen, die eigentlich nicht da sind, es laufen Prozesse der Wahrnehmungsorganisation ab:
Gestaltgesetze
Wahrnehmungskonstanzen
Prozesse der Wahrnehmungsorganisation sind Mechanismen, die das Gehirn verwendet, um sensorische Informationen zu strukturieren und in eine kohärente, sinnvolle Wahrnehmung der Umwelt zu verwandeln. Diese Prozesse helfen uns, einzelne sensorische Reize zu gruppieren und zu interpretieren, sodass wir Objekte und Ereignisse in unserer Umgebung erkennen und darauf reagieren können
Prozesse der Wahrnehmungsorganisation - Gestaltgesetze / Gestaltprinzipien
Die Gestaltpsychologie identifiziert verschiedene Prinzipien, nach denen das Gehirn sensorische Informationen organisiert:
Prinzip der Geschlossenheit: Unvollständige Figuren werden als vollständig wahrgenommen, indem das Gehirn die fehlenden Informationen ergänzt.
Prinzip der Nähe: Objekte, die nahe beieinander liegen, werden als zusammengehörig wahrgenommen.
Prinzip der Ähnlichkeit: Ähnliche Objekte werden als Gruppe wahrgenommen.
Prinzip der Kontinuität: Linien und Muster, die eine kontinuierliche Form oder Richtung haben, werden als zusammengehörig wahrgenommen.
Prinzip der gemeinsamen Bewegung: Objekte, die sich in die gleiche Richtung bewegen, werden als Gruppe wahrgenommen
Prozesse der Wahrnehmungsorganisation - Wahrnehmungskonstanzen
Wahrnehmungskonstanz ist die Tendenz, bekannte Objekte trotz Veränderungen in Beleuchtung, Entfernung oder Blickwinkel als konstant wahrzunehmen.
Größenkonstanz: Objekte werden als gleich groß wahrgenommen, auch wenn ihre Bildgröße auf der Netzhaut variiert.
Formkonstanz: Objekte werden als gleich geformt wahrgenommen, auch wenn sie aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen werden.
Helligkeitskonstanz: Objekte werden als gleich hell wahrgenommen, auch wenn die Beleuchtungsbedingungen variieren
Kontexterweiterung: Komplexität & Mehrdeutigkeit im sozialen Wahrnehmungsprozess – zwischenmenschliche Kommunikation
Die Wahrnehmung und ihre Schwierigkeiten haben einen direkten und tiefgreifenden Einfluss auf die zwischenmenschliche Kommunikation. Die Art und Weise, wie wir Informationen wahrnehmen und interpretieren, beeinflusst, wie wir kommunizieren, wie wir andere verstehen und wie Missverständnisse entstehen können.
Was wird gesagt und was gehört? Gibt es hier die Möglichkeit von Mehrdeutigkeit?
Die gesendete Nachricht von Person A kann sich von der empfangenen Nachricht bei Person B unterscheiden, wenn sie auf unterschiedlichen Ebenen gesendet und empfangen wird.
Das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun ist eine wertvolle Ergänzung zur Erklärung, wie Wahrnehmung und Kommunikation zusammenhängen. Das Modell bietet eine umfassende Perspektive auf die verschiedenen Ebenen, die in der Kommunikation eine Rolle spielen, und wie diese Ebenen miteinander verknüpft sind.
zwischenmenschliche Kommunikation - Beispiel
Beispielsituation: Zwei Personen sitzen im Auto, der Beifahrer sagt zum Fahrer: „Da vorne ist grün.“
Gesendete Botschaft:
Empfangene Botschaft:
Einfaches Beispiel:
Jemand sagt: „Du hast schon wieder das Licht im Wohnzimmer angelassen.“
Sachinhalt: Das Licht im Wohnzimmer wurde angelassen.
Selbstoffenbarung: Der Sender ist möglicherweise verärgert oder gestresst über die wiederholte Situation.
Beziehungsebene: Der Sender könnte sich von dem Empfänger unverstanden oder respektlos behandelt fühlen.
Appell: Der Sender möchte, dass der Empfänger in Zukunft das Licht ausmacht.
Probleme und Konflikte bei der zwischenmenschlichen Kommunikation
Menschen haben die Gewohnheit Nachrichten einseitig zu empfangen, was zu Problemen und Konflikten führen kann
Sachohr: problematisch, wenn das Problem auf der zwischenmenschlichen Ebene liegt;
Beziehungsohr: in beziehungsneutrale Nachrichten werden Stellungnahmen zur eigenen Person hineingelegt oder übergewichtet
Selbstkundgabeohr: vorteilhaft, da man nicht jeden Vorwurf auf sich selbst bezieht, aber hat den Nachteil, dass man alles auf den anderen projiziert, ohne zu hinterfragen;
Appellohr: man hat den Wunsch, es allen Recht zu machen (Selbstentfremdung) und legt Appelle in Nachrichten, die keinen Appellcharakter haben
Einfluss von Wahrnehmungsprozessen auf die Kommunikation
Selektive Wahrnehmung: Menschen neigen dazu, Informationen auszuwählen und zu interpretieren, die ihren Erwartungen, Erfahrungen und Bedürfnissen entsprechen. In der Kommunikation bedeutet das, dass Zuhörer nur bestimmte Teile der Nachricht aufnehmen und interpretieren, während andere möglicherweise ignoriert oder verzerrt werden.
—> Wenn zwei Personen unterschiedliche Erwartungen an ein Gespräch haben, kann jeder von ihnen nur die Teile der Unterhaltung hervorheben, die seine Erwartungen bestätigen.
Top-down-Prozesse: Erwartungen, Vorwissen und Kontext beeinflussen, wie Informationen interpretiert werden. In der Kommunikation nutzen Menschen ihr Vorwissen und ihre Erwartungen, um Gespräche zu führen und Informationen zu verstehen.
—> Wenn jemand in einem Gespräch bestimmte Wörter oder Phrasen verwendet, können die Zuhörer je nach ihrem Wissen und Kontext unterschiedliche Bedeutungen herauslesen.
Bottom-up-Prozesse: Sensorische Informationen werden vom Empfänger aufgenommen und in eine Wahrnehmung umgewandelt. In der Kommunikation bezieht sich das auf die Art und Weise, wie Menschen Reize (wie Worte, Tonfall und Körpersprache) aufnehmen und verarbeiten.
—> Die Art und Weise, wie jemand etwas sagt (Tonfall, Lautstärke), kann die Interpretation der Nachricht beeinflussen.
Schwierigkeiten in Wahrnehmung und Kommunikation
Mehrdeutigkeit: Mehrdeutige Aussagen können zu Missverständnissen führen. Wenn eine Nachricht auf verschiedene Weisen interpretiert werden kann, können unterschiedliche Personen unterschiedliche Bedeutungen herauslesen.
—> Ein Kommentar wie „Das war interessant“ kann je nach Tonfall und Kontext als ernst gemeint oder sarkastisch interpretiert werden.
Unbewusste Kontextwahrnehmung: Der unbewusste Kontext, der unsere Wahrnehmung beeinflusst, kann dazu führen, dass Informationen unterschiedlich interpretiert werden. In der Kommunikation kann der Kontext, in dem eine Nachricht empfangen wird, die Reaktion des Empfängers stark beeinflussen.
—> Ein Kompliment, das in einem freundlichen Kontext gemacht wird, wird möglicherweise positiver aufgenommen als dasselbe Kompliment in einem formellen oder kritischen Kontext.
Wahrnehmungstäuschungen: Wahrnehmungstäuschungen können zu Fehlinterpretationen führen. In der Kommunikation kann dies bedeuten, dass Menschen Nachrichten falsch verstehen oder verzerrt wiedergeben.
—> Bei einer Diskussion kann eine Person eine Aussage des Gesprächspartners falsch verstehen und darauf basierend eine falsche Antwort geben.
Einfluss der Wahrnehmung auf zwischenmenschliche Beziehungen
Missverständnisse: Missverständnisse entstehen oft aufgrund der unterschiedlichen Wahrnehmungen und Interpretationen von Nachrichten. Dies kann zu Konflikten und Spannungen in Beziehungen führen.
—> Wenn ein Freund eine Nachricht, die als freundlich gemeint war, als Kritik interpretiert, kann dies zu einem Streit führen.
Empathie und Verständnis: Die Fähigkeit, sich in die Perspektive des anderen hineinzuversetzen (Empathie), kann durch ein besseres Verständnis der eigenen Wahrnehmungsprozesse und der des anderen verbessert werden. Kommunikation wird effektiver, wenn beide Parteien sich der Wahrnehmungsdifferenzen bewusst sind und versuchen, diese zu berücksichtigen.
—> In einem Gespräch kann das Verständnis der emotionalen Reaktionen des Gegenübers dazu beitragen, die eigenen Reaktionen besser anzupassen und Missverständnisse zu vermeiden.
Feedback-Schleifen: Effektive Kommunikation beinhaltet oft das Einholen und Geben von Feedback, um sicherzustellen, dass die Nachricht korrekt verstanden wurde. Feedback hilft, Missverständnisse zu klären und die Wahrnehmung anzupassen.
—> Nach einer Besprechung könnte jemand fragen: „Habe ich das richtig verstanden?“ um sicherzustellen, dass alle Teilnehmer dieselben Informationen haben.
Strategien zur Verbesserung der Kommunikation
Klarheit und Präzision: Verwenden Sie klare und präzise Sprache, um Mehrdeutigkeiten zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Nachricht korrekt verstanden wird.
Aktives Zuhören: Aktiv zuhören und Fragen stellen, um sicherzustellen, dass die eigene Wahrnehmung der Nachricht mit der des Gesprächspartners übereinstimmt.
Bewusstsein für nonverbale Signale: Berücksichtigen Sie nonverbale Signale wie Körpersprache und Tonfall, um ein umfassenderes Bild der kommunizierten Botschaft zu erhalten.
Feedback geben und einholen: Verwenden Sie Feedback, um Missverständnisse zu klären und sicherzustellen, dass die Kommunikation effektiv ist.
Durch das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung, Wahrnehmungsschwierigkeiten und Kommunikation können Menschen effektiver kommunizieren und Missverständnisse reduzieren.
Schulz von Thun:
Das Modell von Schulz von Thun hilft dabei, die verschiedenen Ebenen einer Nachricht zu erkennen und die Kommunikation zu verbessern:
Bewusstes Kommunizieren: Sender können sich bewusst machen, welche Aspekte ihrer Nachricht sie betonen möchten (Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung, Appell).
Aktives Zuhören: Empfänger können versuchen, alle vier Ebenen der Nachricht zu erfassen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Feedback geben: Feedback kann dazu verwendet werden, um Klarheit über die verschiedenen Ebenen der Nachricht zu erhalten und Missverständnisse frühzeitig zu klären.
Durch das Verständnis der verschiedenen Ebenen der Kommunikation und der Wahrnehmungsprozesse können Kommunikationsprobleme besser erkannt und angegangen werden, was zu klareren und effektiveren Gesprächen führt.
Aufmerksamkeitsprozesse im Modell der Informationsverarbeitung
Was sind Aufmerksamkeitsprozesse?
Aufmerksamkeitsprozesse sind kognitive Mechanismen, die es uns ermöglichen, bestimmte Informationen aus der Vielzahl von Reizen, die wir kontinuierlich aus unserer Umgebung aufnehmen, herauszufiltern und zu verarbeiten. Diese Prozesse sind entscheidend für das Verständnis, das Lernen und die effektive Reaktion auf unsere Umwelt.
Fähigkeit, Teile des sensorischen Inputs auszuwählen, also die Reize rauszusuchen, die für mich relevant sind;
Eigene Ziele und Eigenschaften der Objekte bestimmen, was in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt;
Unbeachtete Informationen haben nur wenig Effekt auf die laufenden Erfahrungen;
Lenkbarkeit der Suche (nach bestimmten Objektmerkmalen) / Präattentative Verarbeitung (Aufmerksamkeitszuwendung)
Zitat Zimbargo & Gerrig: „Eine der wichtigsten Funktionen der Aufmerksamkeit besteht darin, bestimmte Objekte in einer verrauschten visuellen Umgebung zu finden“
Präattentive Prozesse
Präattentive Prozesse sind automatische, unbewusste und sehr schnelle Mechanismen, die es uns ermöglichen, grundlegende Merkmale von Reizen zu erkennen, ohne gezielte Aufmerksamkeit darauf zu richten. Diese Prozesse sind früh im Wahrnehmungsprozess und laufen ohne bewusste Kontrolle ab.
—> Wenn Sie in einem Raum nach einer roten Tasse suchen, erkennen Sie die Tasse sofort aufgrund ihrer Farbe, ohne bewusst nach ihr zu suchen.
Attentive Prozesse
Attentive Prozesse erfordern bewusste, fokussierte Aufmerksamkeit und sind langsamer als präattentive Prozesse. Sie werden aktiv eingesetzt, um spezifische Reize oder Aufgaben detailliert zu verarbeiten.
—> Wenn Sie ein Buch lesen, konzentrieren Sie sich auf die Worte, verstehen deren Bedeutung und folgen der Handlung, was bewusste, fokussierte Aufmerksamkeit erfordert.
Pop-Out-Effekt
Pop-out-Effekte beziehen sich auf ein Phänomen der visuellen Wahrnehmung, bei dem bestimmte Reize so hervorstechen, dass sie sofort und ohne bewusste Suche oder große kognitive Anstrengung erkannt werden. Diese Effekte treten auf, wenn ein Reiz in einem visuellen Feld aufgrund seiner einzigartigen Merkmale sofort ins Auge fällt, im Gegensatz zu anderen Reizen, die weniger auffällig sind und daher mehr Aufmerksamkeit und Zeit erfordern, um sie zu identifizieren.
Zwingend überschwellige Reize, die immer durchdringen; geben kognitive Bilder
Zielreiz = definiert durch ein Merkmal, das sich von anderen Reizen unterscheidet
Pop-out-Effekte beruhen auf automatischen, präattentiven Prozessen, bei denen das Gehirn grundlegende Merkmale von Reizen schnell und unbewusst verarbeitet, bevor eine detaillierte bewusste Verarbeitung beginnt.
—> Wenn Sie in einem Bild voller weißer Punkte sofort einen orangen Punkt bemerken, erfolgt diese Erkennung durch präattentive Prozesse. Der orange Punkt hebt sich durch seine Farbe von den anderen Punkten ab, was ihn automatisch hervorhebt und sofortige Aufmerksamkeit erregt
Kognition
Kognitive Prozesse = „Höhere geistige Prozesse wie Wahrnehmung, Gedächtnis, Sprache, Problemlösen und abstraktes Denken“
Kognition umfasst eine Vielzahl von mentalen Prozessen, einschließlich Wahrnehmung, Gedächtnis, Lernen, Denken, Problemlösung und Entscheidungsfindung. Diese Prozesse sind darauf ausgerichtet, Informationen zu verarbeiten, Wissen zu erwerben und auf die Umwelt zu reagieren.
Aufmerksamkeitsprozesse und Kognition
„Eine der wichtigsten Funktionen der Aufmerksamkeit besteht darin, bestimmte Objekte in einer verrauschten visuellen Umgebung zu finden“
Aufmerksamkeit ist der Mechanismus, durch den wir bestimmte Informationen aus der Vielzahl von Reizen, die wir kontinuierlich wahrnehmen, selektiv auswählen und fokussiert verarbeiten. Aufmerksamkeitsprozesse beinhalten sowohl präattentive (automatische, unbewusste) als auch attentive (bewusste, gezielte) Aspekte.
—> Funktionen: Selektive Fokussierung, Ressourcenzuteilung Verarbeitungsgeschwindigkeit
Zusammenhang
Aufmerksamkeit als Vorbedingung für Kognitive Prozesse
—> Aufmerksamkeit bestimmt, welche Reize oder Informationen in die bewusste Wahrnehmung gelangen. Nur die Reize, auf die wir unsere Aufmerksamkeit richten, werden detailliert verarbeitet und in das Gedächtnis überführt.
—> Aufmerksamkeitsprozesse spielen eine zentrale Rolle bei der Pflege und Manipulation von Informationen im Arbeitsgedächtnis. Ohne gezielte Aufmerksamkeit könnten Informationen nicht effizient verarbeitet oder behalten werden.
Kognitive Prozesse beeinflussen Aufmerksamkeit
—> Erwartungen und Wissen beeinflussen, wie Aufmerksamkeit gesteuert wird. Vorwissen kann dazu führen, dass bestimmte Reize gezielt gesucht oder leichter erkannt werden.
—> Verschiedene kognitive Strategien, wie z.B. das Planen und Organisieren von Aufgaben, beeinflussen, wie Sie Ihre Aufmerksamkeit einsetzen. Strategien wie das Setzen von Prioritäten helfen, die Aufmerksamkeit effizient zu verteilen.
Aufmerksamkeit & Problemlösung
—> Bei der Problemlösung ist es wichtig, sich auf die relevanten Informationen zu konzentrieren und irrelevante Informationen auszublenden. Aufmerksamkeitsprozesse helfen dabei, die relevanten Informationen effizient zu identifizieren und zu verarbeiten.
Interaktion mit Gedächtnisprozessen
—> Aufmerksamkeitsprozesse beeinflussen, welche Informationen aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden. Während des Abrufs kann gezielte Aufmerksamkeit helfen, die relevanten Informationen zu finden und zu nutzen.
Aufmerksamkeitsprozesse und kognitive Prozesse sind eng miteinander verknüpft, da Aufmerksamkeit die Grundlage für die Verarbeitung, Speicherung und Nutzung von Informationen in kognitiven Prozessen bildet. Aufmerksamkeitsprozesse bestimmen, welche Informationen aus der Vielzahl von Reizen selektiert werden, und kognitive Prozesse nutzen diese Informationen, um Wissen zu erwerben, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Die Wechselwirkung zwischen diesen Prozessen ist entscheidend für effizientes Lernen, Problemlösung und allgemeine kognitive Leistung.
Beispiel
Wenn Sie mehrere Aufgaben gleichzeitig ausführen (z.B. während der Fahrt ein Gespräch führen und dabei auf den Verkehr achten), erfordert dies eine komplexe Koordination von Aufmerksamkeitsprozessen und kognitiven Ressourcen. Die Leistung in einer oder mehreren Aufgaben kann durch die begrenzte Fähigkeit zur gleichzeitigen Aufmerksamkeitszuteilung beeinträchtigt werden.
Kognition - Problem und Problemlösen
Probleme und Problemlösen sind zentrale Aspekte der Kognition, da sie die Art und Weise betreffen, wie wir Herausforderungen begegnen und Lösungen finden.
Ein Problem ist eine Situation, in der ein Individuum ein gewünschtes Ziel erreichen möchte, aber auf Hindernisse oder Unsicherheiten stößt, die überwunden werden müssen. Probleme erfordern eine gezielte kognitive Anstrengung zur Identifizierung, Analyse und Lösung.
Problemlösen umfasst eine Reihe kognitiver Prozesse, die darauf abzielen, eine Lösung für ein Problem zu finden. Dieser Prozess kann in mehrere Phasen unterteilt werden:
Problemidentifikation: Erkennen und Definieren des Problems (Diskrepanz zwischen aktuellem und gewünschtem Zustand)
Problemrepräsentation: mentale Darstellung des Problems, die das Verständnis der Struktur und der Anforderungen umfasst (Darstellung, um Nachdenken über Lösungen zu erleichtern)
Strategieentwicklung: Auswahl und Anwendung von Strategien, um das Problem zu lösen (Entwicklung von Hypothesen, das Testen von Lösungen und das Experimentieren mit verschiedenen Ansätzen)
Lösungserarbeitung: Implementierung der gewählten Strategie und das Testen der Lösung, um festzustellen, ob sie das Problem effektiv löst
Evaluation: Bewertung der Lösung und die Reflexion über den Problemlösungsprozess
Problemidentifikation: Erkennen, dass Kaffeefilter bemötigt wird, um Kaffee zuzubereiten und Bemerken, dass dieser in der fremden Küche nicht auffindbar ist
—> Problem: Fehlender Kaffefilter
—> Ziel: Kaffee kochen
Problemrepräsentation: mentale Vorstellung, welche Funktion der Kaffeefilter hat und welche Alternativen zur Verfügung stehen könnten
—> Mentale Darstellung: Der Kaffeefilter wird typischerweise in der Nähe der Kaffeemaschine oder in einem Schrank aufbewahrt. Wenn der Filter fehlt, könnte er möglicherweise in einem Schrank, einer Schublade oder einem anderen Bereich versteckt sein.
Strategieentwicklung: Entwicklung von Strategien, um das Problem zu lösen
—> 1: gründliche Suche (logisch / heuristisch)
—> 2: alternative Methode, den Kaffee ohne FIlter zu kochen (Sieb/Tuch)
—> 3: Fragen
Lösungserarbeitung: Umsetzung einer oder mehrerer der entwickelten Strategien
—> 1: Durchführung der Suche
—> 2: Prüfung Alternativen
—> 3: Hilfe holen
Evaluation: Überprüfung der Ergebnisse
—> 1: Gefunden? Ja? Dann gewohnte Zubereitung
—> 2: Kann ich den Kaffee damit erfolgreich zubereiten?
—> 3: hilfreiche Lösung?
Kognition (denken) im Modell der Informationsverarbeitung
Faktoren von Verarbeitungsprozessen
Verarbeitungsprozesse umfassen folgende Fähigkeiten:
Identifikation von Personen
Erkennen emotionaler Kommunikationssignale
Erkennen sozialer Gruppenzugehörigkeit
Interpretation des Aufmerksamkeitsfokus bzw. momentane Absicht der Person
—> hat man sich das Gesicht vom Anfang der Vorlesung gemerkt und kann es zwischen anderen erkennen?
Verarbeitungsprozesse sind die mentalen Aktivitäten und Mechanismen, die erforderlich sind, um Informationen zu empfangen, zu interpretieren, zu speichern und anzuwenden. Sie sind zentrale Bestandteile der Informationsverarbeitung im kognitiven System und umfassen verschiedene Phasen, durch die Informationen durchlaufen, um zu sinnvollen Erkenntnissen, Entscheidungen und Handlungen zu führen.
Problem / Herausforderung des Denkens
Problem bei der Erklärung des Begriffes ist das Vorhandensein vieler verschiedener Definitionen gekoppelt mit der Definition durch Verweise auf Teilprozesse (Urteilen – evaluativ, Entscheiden – handeln, Problemlösen)
Urteilen:
“Mit Urteilen meint man einen Denkprozess, bei welchem man einem Objekt (oder einem Ereignis, einer Person, einem Sachverhalt) einen spezifischen Wert auf einer Urteilsdimension zuweist – man bildet sich ein Urteil.“
—> Treffen von Schlussfolgerungen basierend auf den verfügbaren Informationen und bisherigen Erfahrungen
—> Beispiel: Einordnen von Objekten oder Informationen in Kategorien basierend auf gemeinsamen Eigenschaften, z.B. das Erkennen eines Tieres als Hund aufgrund seiner Merkmale (Kategorisierung)
—> Urteilen ermöglicht es, Entscheidungen auf Basis von verfügbaren Informationen zu treffen und hilft dabei, schnelle und oft unbewusste Einschätzungen und Schlussfolgerungen zu ziehen.
Entscheiden:
„Mit Entscheiden wird ein Denkprozess beschrieben, bei welchem man zwischen verschiedenen Alternativen auswählt (z.B. aufgrund von bestimmten Urteilen).“
—> Bewertung von Optionen und die Auswahl der besten oder am meisten geeigneten Alternative, um ein Ziel zu erreichen oder ein Problem zu lösen
—> Beispiel: Auswahl eines Berufs oder einer Karriere basierend auf Interessen, Fähigkeiten und Gelegenheiten (Berufswahl) oder Auswahl eines Produkts aus verschiedenen verfügbaren Optionen (Kaufentscheidung)
—> Entscheiden hilft, Handlungen und Verhaltensweisen zu steuern, indem es klare Richtungen vorgibt und ermöglicht es, Prioritäten zu setzen und Ressourcen effizient einzusetzen.
Problemlösen:
„Mit Problemlösen wird ein Denkprozess bezeichnet, bei welchem man versucht, ein Hindernis zu überwinden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.“
—> Barriere überwinden, aus dem Stocken herauszukommen
—> Problemlösen ist der Prozess, durch den eine Lösung für ein spezifisches Problem gefunden wird. Dies umfasst die Identifizierung des Problems, das Entwickeln von Lösungsstrategien und das Implementieren und Evaluieren der Lösung
—> Beispiel: Lösen von Gleichungen oder Aufgaben durch Anwendung von Formeln und Methoden
—> Problemlösen hilft dabei, Herausforderungen zu bewältigen und Hindernisse zu überwinden und fördert kreatives Denken und die Entwicklung von Strategien, um neue und effektive Lösungen zu finden.
Urteilen liefert die Basis für Entscheidungen, indem es eine Einschätzung der verschiedenen Alternativen ermöglicht.
Entscheiden nutzt die Urteile und Einschätzungen, um eine klare Wahl zwischen Alternativen zu treffen.
Problemlösen kann sowohl Urteilen als auch Entscheiden beinhalten, da es oft die Bewertung von möglichen Lösungen und das Treffen von Entscheidungen über die beste Vorgehensweise umfasst.
Definitionen von Denken
„Die Denkpsychologie ist ein Teilgebiet der Kognitiven Psychologie und befasst sich mit dem inneren (also den mentalen) Prozessen der Verarbeitung von Informationen.
Denken stellt eine höhere kognitive Funktion dar und umfasst Vorgänge der Informationsaufnahme und -verarbeitung wie Aufmerksamkeit, Mustererkennung und bildhafte Vorstellung.
Denken setzt Wissen voraus.
Denkprozesse können eine Handlung nach sich ziehen oder diese begleiten.
Denken stellt … die Möglichkeit dar, einen Ausschnitt der Realität zu überprüfen,indem eine Handlung innerlich durchgespielt wird, ohne sie tatsächlich auszuführen.“
Allgemeine Merkmale und Funktionen von Denken
Denken beinhaltet die symbolische Repräsentation von Ereignissen, die nicht unmittelbar gegenwärtig sind (Unabhängigkeit des Denkens von Raum und Zeit).
Denken stiftet Beziehungen zwischen Elementen, die anschaulich oder sprachlich repräsentiert sein können.
Denken hat eine ordnungsstiftende Funktion, es ermöglicht Abstraktion durch Begriffsbildung und Ordnung durch Klassifikation.
Denken ist reflexiv: Der Denkende kann sich selbst und das eigene Denken zum Gegenstand seines Denkens machen (Metakognition).
Denken ist persönlich und insofern ein Aspekt der Willensfreiheit: Denkende entscheiden über die Wahl des ‚Denkobjekts‘ und kann es dem Zugriff anderer verweigern.
Denken ist nicht direkt beobachtbar und kann nur aus dem Verhalten des denkenden Individuums erschlossen werden.
Denkens kann vorwärtsgerichtet erfolgen (z. B. Handlungsvorbereitung, Durchspielen von Handlungsalternativen = inneres Probehandeln), aber auch gegenwarts- oder rückwärtsgerichtet (z. B. Reflektion einer gegebenen Situation, Bewertung von vergangenen Ereignissen).
Denken dient der Handlungsregulation (Auswahl und Beurteilung von Handlungsalternativen, Treffen einer Entscheidung).
Denken ermöglicht planvolles Handeln
Inhalt und Ablauf von Denkprozessen hängen ab von der denkenden Person selbst und dem Kontext, in dem das Denken stattfindet
Merkmale von Problemen
ein unerwünschter Ausgangszustand
ein erwünschter Zielzustand
eine Barriere, die die Überführung von Ausgangszustand zu Zielzustand verhindert und aus der eine wahrgenommene Unsicherheit folgt
Barrieren bei Problemen
Synthesebarriere: Ausgangs- und Zielzustand bekannt. ABER: Operatoren zur Transformation unbekannt (z. B. fehlendes Wissen)
Dialektische Barriere: Der Ausgangszustand und die Operatoren bekannt. ABER: Zielzustand unklar oder unscharf definiert.
Synthese- und dialektische Barriere: Bekannt ist nur der Ausgangszustand. ABER: Operatoren und Zielzustand sind unklar.
Interpolationsbarriere: Ausgangs- und Zielzustand bekannt. Mittel (Operatoren) zur Transformation bekannt. ABER: zu große Anzahl an Operatoren bzw. an Kombinationsmöglichkeiten der Operatoren
Unsicherheit und ihre Dimensionen
Homo Oeconomicus als Antwort auf das Unsicherheitsgefühl??
Homo Oeconomicus: „Die Kontrolle wieder erlangen durch rationales Denken und Handeln!!
!! Die menschliche Realität sieht anders aus!
!! Komplexe Systeme!
Komplexität / komplexe Handlungsräume
Vielzahl / Vielfalt
Vernetzung: Ein Problembereich enthält viele Elemente, die sich gegenseitig beeinflussen
Umfang: Große Zahl und Verschiedenheit der Elemente
Polytelie: Mehrere Ziele, die gleichzeitig anzustreben sind
Veränderung / Eigendynamik
Eigendynamik: Dauernde Veränderung der Elemente, Beziehungen und Systemzustände
Intransparenz: Existenz nicht erfasster und undurchschaubarer Stellen im System (es gibt Teile des Systems, die man nicht sehen oder verstehen kann)
Soziale Abhängigkeit: Abhängigkeit des Erfolgs der Problemlösung durch soziale Abhängigkeiten (gestaltbar) (Erfolg ist abhängig davon, wie gut die beteiligten Menschen zusammenarbeiten und wie ihre Beziehungen zueinander sind
Klassifikation komplexer Systeme und Folge der Wahrnehmung
Die Klassifikation komplexer Systeme hilft dabei, komplexe Phänomene und Systeme zu verstehen, indem verschiedene Typen und Stufen von Komplexität unterschieden werden. Dieses Modell ist besonders nützlich, um die Vielschichtigkeit und Dynamik von Systemen zu analysieren, die aus vielen interagierenden Komponenten bestehen.
Einfache Systeme:
Systeme, die aus wenigen Teilen bestehen die in klaren oft liinearen Bezihungen zueinander stehen
Beispiel: Ein Pendel oder eine einfache mechanische Uhr
Eigenschaften: Gut modellierbar, Vorhersagen sind relativ einfach, und Änderungen haben direkt proportionale Effekte
Komplizierte Systeme:
Systeme mit vielen Teilen, aber die Beziehungen zwischen diesen Teilen sind klar definiert und verständlich.
Beispiele: Ein Automobil oder ein Flugzeug
Eigenschaften: Obwohl sie viele Teile haben, kann ihr Verhalten durch detaillierte Modelle und umfangreiche Berechnungen vorhergesagt werden.
Komplexe Systeme:
Systeme, deren Verhalten aus der Interaktion vieler Komponenten hervorgeht und deren Verhalten nicht vollständig durch die Eigenschaften der Einzelteile erklärt werden kann.
Beispiele: Das Wetter, Ökosysteme, menschliche Gesellschaften.
Eigenschaften: Sie zeigen Emergenz, Nichtlinearität und Selbstorganisation. Ihr Verhalten ist oft schwer vorhersagbar.
Kompliziert-Komplexe Systeme
Systeme, die sowohl komplizierte als auch komplexe Eigenschaften besitzen.
Beispiele: Wirtschaftssysteme oder große Organisationen.
Eigenschaften: Sie enthalten sowohl klare, komplexe Strukturen (kompliziert) als auch dynamische, sich selbst organisierende Aspekte (komplex).
Was unterscheidet Komplizierte von komplexen Systemen?
In komplizierten Systemen herrscht eine hohe Vielfalt, allerdings keine hohe Veränderung oder Eigendynamik, während komplexe Systeme stets eine hohe Veränderung und Eigendynamik aufweisen und sich aufgrund des Faktors der Vielfalt in relativ und äußerst komplexe Systeme gliedern
Komplizierte Systeme sind schwer zu verstehen und zu handhaben, aber ihre Teile und deren Interaktionen sind bekannt und linear. Sie können durch detaillierte technische Kenntnisse und Modelle erklärt und gesteuert werden.
Komplexe Systeme sind durch ihre Vielzahl von interagierenden Komponenten und nichtlinearen Beziehungen gekennzeichnet. Sie zeigen emergente Eigenschaften und sind oft unvorhersehbar. Die Analyse und das Management dieser Systeme erfordern umfassendere, dynamischere Ansätze.
Beispiel:
Die Folgen wahrgenommener Komplexität sind Problem und Unsicherheit!!!
Psychologische Komplexitätsreduktion bei Problemlösestrategien
Psychologische Komplexitätsreduktion bei Problemlösestrategien bezieht sich auf Techniken und Ansätze, die verwendet werden, um die Komplexität eines Problems zu verringern und damit den Problemlösungsprozess zu erleichtern. Komplexität in diesem Kontext kann sich auf die Vielzahl der Informationen, die Anzahl der zu berücksichtigenden Variablen oder die Schwierigkeit der Interaktionen zwischen verschiedenen Faktoren beziehen.
Die Ansätze des deduktiven und induktiven Schlussfolgerns sind zentrale Methoden des logischen Denkens und der Argumentation in der Kognition. Sie unterscheiden sich grundlegend in der Art und Weise, wie Schlussfolgerungen gezogen werden
Deduktives Schlussfolgern:
Ansatz: Top-Down
Basis: Allgemeine Prinzipien oder Regeln
Ergebnis: Notwendige Wahrheit, wenn die Prämissen wahr sind
Beispiel: Syllogismen, mathematische Beweise
Induktives Schlussfolgern:
Ansatz: Bottom-Up
Basis: Spezifische Beobachtungen oder Einzelfälle
Ergebnis: Wahrscheinlich oder plausibel, aber nicht zwingend
Beispiel: Statistische Verallgemeinerungen, wissenschaftliche Hypothesen
Urteilsheuristiken
Umgang mit Gesetzen der Logik (v.a. verneinender Aussagen – Beispiel „Das ist kein Apfel“ über dem Bild eines Apfels), fällt schwer
Im Alltag sind oft schnelle Entscheidungen gefordert, ohne Vorliegen vollständiger Informationen
Urteile und Entscheidungen werden oft mit einfachen Faustregeln gefällt (Heuristiken), die effizient, aber fehleranfällig sind —> v.a. bei komplexen Problemen
—> Urteilsheuristiken sind vereinfachte, mentale Abkürzungen oder Daumenregeln, die Menschen verwenden, um schnelle Entscheidungen und Urteile zu treffen, insbesondere in Situationen, in denen Informationen unvollständig oder die Zeit begrenzt ist. Diese Heuristiken helfen, kognitive Ressourcen zu sparen, indem sie komplexe Probleme vereinfachen, können jedoch auch zu systematischen Verzerrungen und Fehlern führen.
Verfügbarkeitsheuristik
Ein Urteil, das auf leicht verfügbaren Informationen aus dem Gedächtnis beruht.
Wichtige Entscheidung mithilfe der Frage:
„Befindet sich mein Verstand in irgendeiner speziellen Verfassung, die sich auf die Information auswirken könnte, die mein Gedächtnis liefert?“
!!! Auch Stimmung beeinflusst Verfügbarkeit von Erinnerung!
Beeinflussende Faktoren bei der Erinnerung sind Dramatik, Anschaulichkeit, zeitliche Nähe und persönliche Relevanz
Menschen neigen dazu, die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen danach zu beurteilen, wie leicht sie Beispiele oder Erinnerungen an ähnliche Ereignisse abrufen können.
Beispiel: Wenn jemand kürzlich viele Nachrichten über Flugzeugabstürze gesehen hat, wird er vielleicht die Wahrscheinlichkeit eines solchen Unfalls höher einschätzen, als sie es tatsächlich ist, weil die Informationen leicht verfügbar sind.
Repräsentativitätsheuristik
Eine kognitive Strategie, die ein Objekt einer Kategorie zuweist auf der Basis von wenigen Eigenschaften, die für diese Kategorie als repräsentativ erachtet wird.
Beurteilung der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses danach, wie sehr es einem bestimmten Prototyp oder einer typischen Vorstellung entspricht, statt nach tatsächlicher Wahrscheinlichkeit oder Statistiken.
Beispielsweise Stereotypenforschung / Personenwahrnehmung oder Lottozahlen (Welche Zahlen bringt man damit in Verbindung welche eher nicht?)
Beispiel: Wenn jemand den stereotypischen Merkmale eines Mathematikers entspricht (z.B. schüchtern, analytisch), könnten wir fälschlicherweise annehmen, dass diese Person Mathematiker ist, auch wenn dies statistisch gesehen unwahrscheinlich ist.
Ankerheuristik
Eine (zufällig) gegebene Zahl wird als Anker für eine Schätzung verwendet.
Tendenz, sich bei der Beurteilung oder Entscheidung auf einen anfänglichen Ankerwert zu stützen, der als Referenzpunkt dient. Die Entscheidung oder Schätzung wird oft nur unzureichend angepasst, selbst wenn der Ankerwert irrelevant oder falsch ist.
Beispielsweise Angaben von Preisen auf „Verhandlungsbasis“ bei Angeboten im Gebrauchtmarkt
Beispiel: Wenn beim Kauf eines Autos der ursprüngliche Preis bei 30.000 Euro liegt, wird eine Reduzierung auf 25.000 Euro als gutes Angebot empfunden, auch wenn der tatsächliche Marktwert des Autos niedriger ist.
Rekognitionsheuristik
Gefühl des Wiedererkennens dient als Indikator dafür, welches von zwei Objekten den höheren Wert auf einem Kriterium erreicht.
Entscheidungsregel, bei der die Wahrscheinlichkeit oder Güte eines Objekts oder Ereignisses auf der Basis der Vertrautheit oder des Wiedererkennens beurteilt wird
Hilft in Urteilssituationen, in denen sehr wenig Wissen vorliegt (Beispiel mit Einwohnerzahl von San Diego und San Antonio) und/oder sehr viele Alternativen vorhanden sind.
Beispiel: Beim Kauf von Produkten neigen Menschen dazu, bekannte Marken eher zu wählen, weil sie sie wiedererkennen, selbst wenn die unbekannten Marken möglicherweise bessere Qualität oder bessere Preise bieten oder Bei Wahlen könnten Wähler eher Kandidaten unterstützen, deren Namen sie wiedererkennen, selbst wenn sie wenig über deren politische Positionen wissen
basiert auf der Idee, dass wir dazu tendieren, Dinge, die wir wiedererkennen oder mit denen wir bereits vertraut sind, als wahrscheinlicher oder glaubwürdiger einzuschätzen als Dinge, die uns unbekannt sind —> Im Zweifelsfall Tendenz zum Bekannten
Typische Fehler in komplexen Situationen
Fehler die daraus resultieren, dass auf Urteilsheuristiken zurückgegriffen wird?
“Urteile und Entscheidungen werden oft mit einfachen Faustregeln gefällt (Heuristiken), die effizient, aber fehleranfällig sind —> v.a. bei komplexen Problemen”
Dimesnionen menschlicher Handlungsfehler
Besprechung:
Dimensionen sind Hilfestellung bei Fehler-System-Analyse
In Abteilung läuft es nicht gut, bin überfordert.. zeigt, wo ich hinschauen kann
Ist der Fehler ein Fehler, den ich vermeiden kann oder eskalieren muss, was ist es eigentlich?
Einfach Zielerreichung & warum nicht
Fehlerkorrektur als letzter Punkt
Wenn ich ihn nicht vermeiden kann, muss ich weg von Zielerreichung und zur Zielbeschreibung
Handlungen und Fehlerarten
Die Dimesionen menschlicher Hanldungsfehler könne in den Phasen Vorebreitung, Ausführung und Kontrolle stattfinden.
—> rationales Werkzeug!
Schuld und Scham
Psychologische Betrachtung vom unerwünschten Ereignis (Fehlergeschehen)
Schuld
Wie konnte ich das nur tun?
Bezieht sich auf die Abweichung und ggf. befürchtete Strafe.
Schuld setzt eine Handlung voraus, für die man sich entschuldigen kann.
Scham
Bezieht sich auf den Kern des Selbst.
Scham impliziert, dass bestimmter Aspekt des Selbst zum Vorschein gebracht wird, der von anderen (zT der eigenen Person) generell abgelehnt wird
Scham ist stark mit der Angst verbunden, sich lächerlich zu machen, sich zu exponieren oder in eine beschämende Situation zu geraten
Schwäche, Defekt, „Schmutzigkeit“,…
—> Aus Schuld und Scham kann sich eine Tendenz des „Versteckens“ und Täuschens ergeben.
Sicherheit und Sicherheitskultur
Was ist Sicherheit?
Ist Sicherheit die Abwesenheit von Fehlern?
Reifegradmodell der Sicherheitskultur
Pathologisch: keine etablierte Sicherheitskultur
Reaktiv: z.B. Pandemie, war bekannt, dass es dazu kommen kann, aber Wahrscheinlichkeit wurde gering eingeschätzt (vom Kollektiv, nicht von Experten)
Kalkulativ: Überlegungen und Systeme sowie Prozesuale Eingriffe (z.B. Rauchmelder)
Proaktiv: nicht auf sich beziehen, klarer Blick, aufgeräumter Blick
Generativ: Thema ist virulent, Kultur die nicht besprochen wird, individuelle Wege geht
Was sagt mir dieses Modell und wie nutze ich es?
Informationszunahme sowie zunehmendes Vertrauen
Kann diese Stufenmodell in der Realität so funktionieren? Ist die Linearität in unserer komplexen und unsicheren Welt möglich?
Wie ordne ich mich ein? Was sind die Kriterien? Man kann sie finden, aber Frage der Messbarkeit, wo befinden wir uns? Lässt sich Sicherheit messen? Woran erkenne ich das? Quali- sowie Quantifizierbarkeit von nicht-ereignetem schwierig/nicht möglich
Fehler- und Sicherheitskultur kann evtl. drankommen: Wie kann und muss ich mit Modellen umgehen was bringt mir das in der Praxis? (Wie gehe ich als Leitungsperson mit Konflikten um?); Was mache ich wenn bspw. Mein Mitarbeiter etwas verhauen hat? Nicht nur technische Ebene (zb. Schulung) sondern auch in den Kontext was passiert ist und warum (partizipativ & kommunikativ); nicht so schnell in die Lösung, sondern Prozessbeschreibung, wie man zu eine Lösung kommen kann. Lösung zusammen finden, damit sie auch funktioniert.
Individuumszentrierten und Systemzentrierte Sicht auf Fehler
Das Problem der individuumszentrierten Sicht auf Fehler und unerwünschte Ereignisse ist die Suche nach einem Schuldigen, psychologisch betrachtet kann dies zu Schuld und Scham führen, aus denen sich wiederrum eine Tendenz des „Versteckens“ und Täuschens ergeben kann.
Faktoren der Täuschung
Formen = Techniken
Techniken der Täuschung
Im Rahmen des sozialen Handelns existieren verschiedene Techniken der Täuschung.
Das Verschweigen birgt das geringste Aufdeckungsrisiko im Vergleich mit den beiden anderen.
Formen / Dimensionen der Täuschung
Was sind Teams?
Teams
bestehen aus mehreren Personen
die interagieren
voneinander abhängig sind
ein gemeinsames Ziel verfolgen
ein Wir-Gefühl haben
durch andere und durch sich selbst als Gruppe wahrgenommen
Rollendifferenzierung
Rollen: Erwartungen an einzelne Gruppenmitglieder, wie sie sich in bestimmten, für die Gruppe wichtigen Situationen, verhalten sollten.
Vertikal: Herausbildung einer Führungsperson (ggf. mehrerer)
Horizontal: verschiedene Rollen unter Geführten: Spezialisten für bestimmte Aufgaben; Mitläufer; Außenseiter; Sündenbock;…
Gruppenkohäsion
innerer Zusammenhalt, „Wir-Gefühl“ der Gruppe
Höhe der Kohäsion abhängig von
Motiven der Gruppenmitglieder, die eine Gruppe für sie attraktiv machen
Anreizen, die eine Gruppe bietet
Erwartung, dass die Mitgliedschaft günstige Ergebnisse erbringt
Vergleichsniveau der Mitglieder (Erfahrungen mit anderen Gruppenmitgliedschaften)
Problem in einer Abteilung —> was ist da in Schieflage, Rollenverteilung
Vorteile und Probleme von Teams
Weitere mögliche Schwächen von Teamarbeit (Niermeyer 2001):
hoher zeitlicher Aufwand;
Kompromissbereitschaft und Harmoniebedürfnis können Erfolg beeinträchtigen;
Individualisten sind in Entfaltungsmöglichkeit eingeschränkt;
Bestimmte negative Verhaltensweisen (Intoleranz, Sturheit etc.) können Teams an die Grenze führen
Phänomen des Gruppendenkens
Personale Voraussetzungen für Transformationsprozesse
Konfliktlösestile
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