Wertbasierte Entscheidungen 1
Entscheidungen aufgrund subjektiver Präferenzen
• Was möchte ich essen?
• Für was gebe ich mein Geld aus?
• Für welche Therapie entscheide ich mich?
• Wieviel Verlust kann ich bei Investitionen tolerieren
Allgegenwärtig: Risiko
• Ergebnis einer Entscheidung kann nicht eindeutig vorhergesagt werden
Wertbasierte Entscheidungen 2
Entscheiden unter Risiko
• Wert einer Entscheidungsoption ist subjektiv
• Subjektive Werte erklären Entscheidungsverhalten besser als objektive Werte
• Gilt nicht nur für finanzielle Entscheidungen
Wertbasierte Entscheidungen 3
Wertbasierte Entscheidungen - Framing der Situation
Gewinnframing
• Meisten Menschen entscheiden sich für Impfung A
• Risikoaversiv bei Gewinn Verlustframing
• Meisten Menschen entscheiden sich für Behandlung D
• Risikosuchend bei Verlust
Heuristiken
• Vereinfachte Strategien aufgrund begrenzter Informationen
• Gute Entscheidungen auch bei komplexen Problemen
• Beruhen oft auf weniger kognitiven Ressourcen
Wertbasierte Entscheidungen - Dopamin
Neuronale Grundlagen: Dopamin
Neurotransmitter
• Essenziell für Lern- und Entscheidungsprozesse und motorische Kontrolle (z.B. Parkinson)
• Aktivität in Area Tegmentalis Ventralis (VTA) und Substantia Nigra (SN) durch Dopamin moduliert
• Projektionen in viele Areale
• Populär als Glückshormon (Vorsicht!)
• Ratten wiederholen Verhalten bei Stimulation von Dopaminneuronen
• Neuere Befunde deuten auf Effekte auf Motivation hin: „wollen“ anstatt “mögen“
Neuronale Grundlagen: Dopamin - Motiviertes Verhalten
Motiviertes Verhalten
• In Experiment wurden Dopaminzellen im Nucleus Accumbens zerstört
• Neurotoxin 6-OHDA
• Zerstörung von über 90% der Dopaminzellen
• Wichtiger Vergleich: Kontrollgruppe mit den drei anderen Gruppen
• Intervention führte zu Unfähigkeit Nahrung aufzunehmen (Aphagie)
• Trotzdem normale hedonische und aversive Reaktionen
• Schlussfolgerung: Dopamin ist essenziell für motiviertes Verhalten
➢ „Wollen“ anstatt „mögen“
Wertbasierte Entscheidungen - Dopaminerger Vorhersagefehler
Dopaminerger Vorhersagefehler
Grundlage unserer Lernfähigkeit
• VTA-Zellen signalisieren Vorhersagefehler
• Wie gut war meine Vorhersage einer Belohnung?
• Anfang des Lernprozesses: Belohnung evoziert Aktionspotenziale
• Durch Lernprozess: Cue, der Belohnung ankündigt, evoziert Aktionspotenziale
• Belohnung selber nicht mehr, weil jetzt erwartet
• Wenn Belohnung allerdings ausbleibt, ist dies in VTA-Zellen durch ausbleiben der Aktionspotenziale kodiert
• Das Konzept „Vorhersagefehler“ ist mittlerweile allgegenwärtig und Grundlage vieler Theorien zum Lern- und Entscheidungsverhalten
• Auch bei Menschen nachgewiesen
Dopaminerger Vorhersagefehler - 2
• Beim Menschen mit Lernaufgaben untersucht
• Welche Option ist besser?
• Lernen durch Trial-and-Error
• Erhöhung des Dopaminspiegels
• Bessere Leistung
• Geringerer Spiegel
• Schlechtere Leistung
• Korrelat des Vorhersagefehlers im Striatum
Anwendungsbeispiel: Depression
Verändertes Entscheidungsverhalten bei Menschen mit Depressionen könnte durch abweichende Vorhersagefehler erklärt werden
Perzeptuelle Entscheidungen
Entscheidungen aufgrund sensorischer Information
• Wie ordne ich Eindrücke ein?
• Person auf Straße? Gefährlicher Gegenverkehr?
• Entdeckt Greifvogel Beute und setzt zum Angriff an?
Allgegenwärtig: Perzeptuelle Unsicherheit
• Durch Unsicherheit kann Situation nicht perfekt eingeordnet werden
Wie kategorisieren wir Informationen?
Evidenzakkumulation
• Evidenz für Kategorien (z.B. Gesicht vs. Haus) wird über die Zeit integriert
• Wenn Schwelle erreicht ist, wird Entscheidung getroffen
• Diese Prozesse können formal anhand des „Drift-Diffusions-Modells“ beschrieben werden
• Oft in Computationalen Neurowissenschaften benutzt
Neuronale Implementierung perzeptueller Entscheidungen
Integration über verschiedene Areale
• Stimulusselektive Areale werden aktiv...
• und senden Informationen an präfrontalen Kortex (PFC)
• Hinweise, dass hier wird Evidenz integriert wird:
• Wenn PFC stärker aktiv, ist Wahrscheinlichkeit für korrekte Entscheidung größer
Anwendungsbeispiel: Schizophrenie
• Entscheidung betrifft Bewegungsrichtung einer Punktewolke
• Durch perzeptuelle Unsicherheit Bewegung schwer zu bestimmen
• Nur ein paar % der Punkte bewegen sich einheitlich
• In diesem Beispiel zwei Bedingungen: Eine Richtung (A) und zwei unterschiedliche Richtungen (B)
• Vergleich Patient:innen mit Schizophrenie und Kontrollgruppe
Mehr Antworten aufgrund des ersten Stimulus
• Hauptbefund: Patient:innen beziehen sich zu stark auf Vorwissen (erster Stimulus)
• Und zu wenig auf aktuelle Information (zweiter Stimulus)
• Insgesamt weniger korrekte Antworten bei Patient:innen
➢ Beispiel zeigt Relevanz perzeptueller Entscheidungsfindung im klinischen Kontext
Soziale Entscheidungen
Entscheidungen im sozialen Kontext
• Beruht teilweise auf Prinzipien wertbasierter Entscheidungen
• Schließt viele weitere Faktoren mit ein
Allgegenwärtig: Absicht & Fairness
• In welcher Absicht handeln andere?
• Ist Verhalten anderer fair? Möchte ich andere bestrafen?
Soziale Entscheidungen Gefangenendilemma
Kooperationsverhalten
• Kooperation vs. Verrat bei Verhör im Gefängnis
• Leugnen beide (Kooperation) gibt es eine geringe Strafe
- Tat kann nicht nachgewiesen werden
• Gestehen beide, gibt es eine höhere Strafe
- aber nicht Höchststrafe
• Gesteht einer, wird er nicht bestraft, anderer bekommt Höchststrafe
• Über mehrere Spiele ist Kooperation am besten für beide (geringster Verlust)
Soziale Entscheidungen - Soziale Entscheidungen
Vertrauensspiel
Zusammenarbeit und Vertrauen
• Beide Parteien erhalten Geld
• Vertrauensphase: „Investor“ gibt „Trustee“ Geld
• Dieser Betrag wird multipliziert
• Trustee entscheidet, wie viel Geld Investor zurückbekommt
• Entwickelt sich Vertrauen, können beide profitieren
Herausforderungen beim Erforschen sozialer Entscheidungen
• Wir nehmen „nur“ Handlungen anderer wahr, aber...
• Was verbirgt sich dahinter?
• Verborgene mentale Zustände
• Was sind die Motive und Gefühle?
• Wie beeinflusse ich Partner:in durch eigenes Verhalten?
Zusammenfassung
Drei Formen der Entscheidungsfindung
1. Wertbasierte Entscheidungen
• Entscheidungen unter Risiko und Unsicherheit
• Abhängig vom Framing der Situation
• Dopamin als wichtige neuronale Grundlage
• Subjektive Werte aus Belohnung lernen
2. Perzeptuelle Entscheidungen
• Wie kategorisieren wir unsichere Informationen?
• Evidenzakkumulation über die Zeit
• Gehirn kombiniert hierfür Informationen aus unterschiedlichen spezialisierten Regionen
3. Soziale Entscheidungen
• Fairness und Bestrafung in Spielparadigmen
Zuletzt geändertvor 3 Monaten