Problemstellung
Primäres-und Sekundäres Problem der Arbeitskalkulation
Arbeitskalkulation und Leistungsmeldung sind kein IT-Thema.
Es handelt sich um ein Organisationsthema (Unternehmens- und Eigenorganisation)
Primäres Problem:
Die Firma ist nicht „durchorganisiert“
Die Person in der Bauleitung ist ausschlaggebend (Psychologie)
Charaktereigenschaften und Arbeitsweisen entscheiden
Kaufmännisches, juristisches sowie technisches Wissen ist lückenhaft
Es fehlen häufig Kennzahlen zur Bewertung der Aussagen der Bauleitung
Sekundäres Problem:
Die IT in Bauunternehmen ist häufig nicht integriert
Es fehlt an Schnittstellen
Technische und kaufmännische Daten können nicht gematcht werden
Warum das Ganze, wofür ist die Unternehmensorganisation gut?
Unternehmensorganisation:
Ohne eine gute Organisationsstruktur können Unternehmen keine gute Kalkulation abbilden und auch den Bauablauf nicht in Zahlen ausdrücken!
Und Controlling funktioniert ebenfalls nicht!
Internes und externes Rechnungswesen stellen Unternehmensstrukturen und Prozesse in Zahlen dar!
Kalkulation ist eine geldgewordene Organisation aus welchen 6 Stichpunkten besteht diese?
Strategie
Umfeld
Organisation
Verträge, Kalkulation
Planung
Software
Definition der Arbeitskalkulation
Eine Arbeitskalkulation stellt den Ablauf der Baustelle in kalkulierten Zahlen (Mengen, Preisen) dar bzw. in aktualisierten Mengen (und oft auch mit Ist- oder Soll-Preisen).
Das Ziel ist nicht nur die Bereitstellung von Soll-Daten für eine spätere Nachkalkulation, sondern auch frühzeitig Erkenntnisse über die voraussichtlichen Baustellenergebnisse zu bekommen.
Definition der Leistungsmeldung
Eine Leistungsmeldung zeigt den Zustand im Verhältnis zum Auftragswert in EUR, Mengen oder Prozent an (oder in Kombination der vorgenannten Werte) und wird monatlich erfasst.
Sie ist erforderlich, um den angefallenen Kosten die Leistung gegenüberstellen zu können, sowie eine aussagefähige kurzfristige Ergebnisrechnung zu erstellen
Variante: Kosten werden bereitgestellt für die Leistungsmeldung.
Pros-und Contras
Positiv
Die Kosten sind vorhanden, Kostenarten und -stellen sind erfasst.
Der Bauleiter muss nicht selbst alle Kosten sammeln.
Die Daten sind schon im System.
Kosten geben Leistungsverlauf wieder.
Kosten führen zwar zu Auszahlungen, aber eben auch zu entsprechenden
Einzahlungen über die Abrechnung
Negativ
Kosten sind nicht unbedingt alle abrechenbar.
Nicht alle Kosten sind enthalten (Abgrenzungen fehlen).
Lagernde Materialien werden tendenziell in den Aufwand gebucht.
Budgetüberschreitungen werden nicht sichtbar.
(Beispiel: Ein Nachunternehmer muss mehrfach in einem Projekt leisten; ein Gewerk
wird zu lange bearbeitet.)
Änderungen in der Vorgehensweise werden zu spät erkannt.
Die Bauleitung wird verleitet, den Überblick nicht zu wahren.
Die Qualität von Planung und Logistik wird nicht geprüft.
Effizienz ist nicht messbar (Ist/Ist-Vergleich).
Variante: Bewertung über die Abrechnung
Abschläge und Schlussrechnungen sind vereinbart.
Rechnungen bzw. Zahlungen können nah an der Leistung liegen.
Unwidersprochene Rechnungen sind sichere Leistungen.
Aufmaß liegt vor.
Nicht abrechenbare Leistung fällt unter den Tisch.
Verluste können zu hoch ausfallen (mit entsprechendem steuerlichem Risiko).
Vorauszahlungen führen handelsrechtlich zu einem zu hohen Erfolg (Verletzung des Vorsichtsprinzips bzw. des Realisationsprinzips).
Variante: Bewertung über Herstellungskosten ohne Bauleitung
Rechnungen sind Kosten und gleichzeitig Bestandsveränderung.
Wenn eine Rechnung fehlt, ist das kein Problem (im Handelsrecht gibt es vor Abnahme keine Gewinnrealisation).
Einfache Annahme: Wenn eine Rechnung oder ein Stundenzettel vorliegt, dann ist auch Leistung erfolgt.
Kostenarten und Kostenstellen sind direkt erfasst.
Keiner „gibt mehr aus“, als er nachher als Ertrag generieren kann.
Preissteigerungen fallen nicht direkt auf.
Stille Lasten oder stille Reserven können entstehen.
Effizienzkontrollen können nicht stattfinden.
Leerkosten und Fehlkosten können ohne Bauleitung nicht festgestellt werden.
Es erfolgt keine Erfassung von Abgrenzungen und Vorauszahlungen.
Es erfolgt keine Prüfung von Budgets.
IFRS arbeiten schlussendlich mit einer „percentage of completion method“.
Königsweg: Arbeitskalkulation und Leistungsmeldung
Eine Erfassung der Mengen erfolgt.
Es gibt ein Soll-Gerüst im Zeitablauf (Menge und geplanter Preis).
Die Menge ist stets eine bekannte Größe.
Nachträge werden erkannt, wenn die Mengengerüste sich nicht decken.
Die Leistungsmeldung kann anhand des gesamten Mengen- und Soll- Kostengerüsts präzise erstellt werden.
In der Leistungsmeldung werden Vorräte und Abgrenzungen erfasst.
Anlehnung an die „percentage of completion method“.
Vergabegewinne und Vergabeverluste werden identifiziert.
Das Verfahren erfordert die Erstellung und Pflege einer AK.
Die Leistungsmeldung hängt immer noch von der jeweiligen Persönlichkeit des Bauleiters / der Bauleiterin ab.
Leistungsmeldungen müssen mit weiteren Parametern vom Controlling abgesichert werden (Anzahl der Rechnungen bei vergleichbaren Projekten, BGK-Verlauf bei ähnlichen Projekten, Verhältnis abgerechnete Leistung zu Kosten bzw. Gesamtleistung zu Gesamtkosten, Nachtragsquote des Projekts im Vergleich zu ähnlichen Projekten, …).
Wenn die AK nicht aktualisiert wird, verliert sie ihren Wert.
Bei der Leistungsmeldung: Abgrenzungen können falsch angegeben werden, ebenfalls die lagernden Materialien.
Theoretisch sind Abläufe klar, aber wie kommt man an die richtigen Zahlen?
Der Grundstock ist schon in der Kalkulation enthalten. (nachvollziehbare Kalkulation = nachvollziehbare Arbeitskalkulation (= hierzu später mehr)).
Die Arbeitskalkulation ist eine Prozesskostenrechnung.
Informationsgrundlage
Worauf sollte man beim Sammeln von Daten achten?
Authentizität (Daten wurden von einer verifizierten Quelle hinterlegt)
Nachvollziehbar (verständlich, klar)
Vollständig (keine Beleglücken)
Richtigkeit (keine Fehler)
Lieferanten- und NU-Handling, Lieferketten-Dokumentation
Verständnis von Nachunternehmergewerken
Der Nachunternehmer muss auch für sich Leistungen melden
Klare Abrechnungsstände sind gut sichtbar
Aber: Was passiert bei komplizierten Positionen (z. B. TGA)
Bespiel NU und TGA
Feststellung der Hauptleistungen (ABC-Analyse)
Erzeuger-Abnehmer-Betrachtung
Durchsicht der Pläne der Fachplaner / Markierung fertiger LV-Bestandteile
Prozentualer Ansatz
Identifikation wiederholbarer Wertansätze
Verrohrung je Etage
Verkabelung je Etage
Anschlussarbeiten Sanitär
Anzahl Anschlüsse je Raum (Elektro)
Warum ABC-Analyse:
Im TGA-Bereich sind Kabel und Rohre nicht die Kostentreiber, sondern eher Wärmepumpe, Klimaanlage, Heizungen, etc.
Stromgrößen und Prognosen
Leistungsmeldungen, Arbeitskalkulationen und Projektübersichten sind wichtig
1) Einzahlungen
2) Auszahlungen
3) Leistung
4) Kosten
5) Prognosen
Grob formuliert: Ein Controller im Bauwesen benötigt die Buchhaltung nur noch, um die eh schon gefundene Information zu „verbriefen“.
Die Beteiligten müssen den Nutzen von Controlling erkennen
Nur eine aktuelle Arbeitskalkulation hilft der Technik.
Ansonsten wird stets gegen alte Zahlen berichtet.
Neue Differenzen sind dann schwierig zu finden.
Neue Wege werden nicht in Angriff genommen.
Ernsthaftigkeit ist zu wahren.
Herausforderungen der Kalkulation
Nicht alle Bauunternehmen kalkulieren nachvollziehbar.
Nicht alle AG schreiben nachvollziehbar aus. Beides zusammen führt unweigerlich zu Herausforderungen in der Abwicklung von Projekten.
Zusammenhänge der unterschiedlichen Rechenwerke
Baumdiagramm
Die zuvor dargestellten Themen können „normale“ Controller aus der
Industrie nur schwer abdecken.
• Kaufleute und technische Fachleute müssen kooperieren.
• Ein Verständnis der Wechselwirkungen muss auf beiden Seiten vorhanden sein.
Arbeitskalkulation und Budget
Arbeitskalkulation und Budget (Budgetbasis + Zuschlag)
Ziel: Budgetbasis + Zuschlag = Budget
Kritisch: AK-Basis + Zuschlag > Budget Unter der Bedingung, dass Nachträge entfallen!
Problem: Die Budgetentwicklung scheint in Summe korrekt zu sein, aber teilweise werden DB verschenkt.
Risiken aus der Leistungsbewertung
Risiken und Konsequenzen
Falsche Annahmen
Vertrauensverlust
Schwankungen beim Deckungsbeitrag
Insolvenzrechtliche Aspekte
Steuerliche Risiken
Generell: Risiko der Informationsqualität
1. Stammdaten, Bewegungsdaten, Integration, …
2. Annahmen, Umlagen, Verrechnungen,…
3. Mehrungen, Nachträge, Minderungen…
Bedeutung der Bauleiter - und Einfluss der Leistungsmeldung
Betrachtung zwischen zwei „Extrempunkten“
Betrachtung eines sehr „praktischen“ Spannungsfelds
DB = Deckungsbeitrag
Controlling
Wie überprüfe ich die Leistungsmeldung? - Risikokennzahlen
Abrechnungsbetrag / Gesamtauftrag
Zahlungsverhalten des Kunden
BGK im Zeitablauf vs. Leistungsmeldung
Kosten / Leistungsrelation
DB im Zeitablauf
Entwicklung Working-Capital je Projekt
Arbeitsstundenentwicklung / Zeitbudgets
Verhältnis AGK/Leistung
Verhältnis AGK/BGK
Verhältnis Zahlungsfristen
Beispiel Leistungsmeldung
Der Bauleiter meldet 50% Leistungsstand.
Der Abrechnungsstand ist erst bei 10% (kommt auf den Vertrag an).
Die BGK liegen bei 20% (kann sein, kommt auf BE etc. an).
Der Auftragswert ist ggf. unklar (Nachträge).
A-Kosten fehlen (ABC-Analyse).
SOLL-Kosten ≠ IST-Kosten
Ggf. sind nicht alle Rechnungen erfasst.
Ggf. konnte das BV günstiger realisiert werden.
Zeitverzug auf der Baustelle.
Buchungsfehler.
Hier wird deutlich, dass völlig unterschiedliche Tatbestände vorliegen können:
1. Es liegt eine Ergebnisschmälerung vor (insgesamt).
2. Es liegt eine temporäre Ergebnisschmälerung vor.
3. Es liegt ein höheres Ergebnis vor (leistungsinduziert).
4. Es liegt ein höheres Ergebnis vor (kosteninduziert).
Insgesamt also 4 völlig unterschiedliche Sachverhalte mit unterschiedlichen
Wirkungen, z. B. Anpassung der Kalkulationssätze, Beibehaltung der Kalkulationssätze.
Und wieder von zentraler Bedeutung: Das Matching-Principle!
Endsatz (Wichtig)
Wichtig: Preis- und Mengeneffekte bereinigen!
Vergabegewinne können Ineffizienzen verdecken – Vergabeverluste können effiziente Projekte unprofitabel erscheinen lassen.
Beides führt zu falschen Entscheidungen!
Zuletzt geändertvor 4 Monaten