Messung der Sprachstandarts
wie unterscheidet sich die messung in Bildungspolitik und in der Realität?
Bildungspolitik
ungeduldig
will schnelle Überwindung der Aneignungsdefizite
geht davon aus, dass der Sprachstand präzise bestimmbar sei...
Realität
komplex
didaktische Verfahren für eine passgenaue individuelle Förderung fehlen, vor allem jenseits der Primarstufe
keine verlässlichen diagnostischen Verfahren
Was sind die Ziele von Sprachstandsdiagnostik?
welche zwei Arten der Diagnostik werden untershciedne #
in welchem Kontext erfolgen die SPrachstandsdiagnostiken?
Unterscheidung: Zuweisungs- vs. Förderdiagnose
Stand:
Erreichtes/Erworbenes vs. noch fehlendes/falsch Verwendetes
Förderdiagnose:
Ermittlung von Schwerpunkten für die Sprachförderung (Nah- und Fernziele)
Ermittlung individueller Stärken und Schwächen
Sprachstandsdiagnostik erfolgt immer im Kontext vonBezugsnormen.
Wleche Bezugsnormen zur Messung von Sprachstänen unterscheidet Lengyel 2022)?
Problem für mehrsprachige?
indiivduelle Bezugsnorm
soziale Bezugsnorm
kriteriale Bezugsnorm
Solche Bezugsnormen sind häufig Teil einer Normalitätserwartung.
Ist die Normalitätserwartung monolingual, können mehrsprachige Kinder und Jugendliche nur verlieren, da sie an einer Norm gemessen werden, die für sie nicht gilt.
Ø Gefahr der Pathologisierung von Nicht-Normgerechtem
individuelle Bezugsnormorientierung (Lengyel)
die sprahclcihe Leistung, die ein Kind zum beobachtungszeitpunkt x zeigt, mit der, die es zum beobachtungszeitpunkt y gezeigt hat, verglichen
handelt sich um intraindiviudllen Vegrleich (Das individuelle Kind selbst sowie seine ENtwicllung sin dder Bezugsmaßstab) und somit eine Veränderungsmessung
Soziale Bezugsnormorientierung (Lengyel)
ermölgicht Verhleich mit einer spezifischen Referenzgruppe, beispielsweise der Altersgruppe
die geziegte sprachlcihe lesiutng eines Kindes wird also interindividuell mit denen der Alterskohorte verglichen
besonders bei sozialen ezugsnomren ist auf den Vehrlech zu achten -> Vegrleiche ich Mehrsprachige mit Monolingualen, wird das Ergebnis verzerrt
Kriteriale/sachebzogene Bezugsnormen
Worauf wird bei der kriteriellen Bezugsnorm zurückgegriffen?
auf Erkenntnisse aus der (Zweit-)Erwerbssprachforschung
Vor allem in Bezug auf (einige zentrale) grammatische Bereiche der deutschen Sprache sind für verschiedene Lernendengruppen vergleichbare Erwerbsverläufe dokumentiert worden.
Regelmäßige Strukturen werden beispielsweise meist vor unregelmäßigen gelernt.
Sprachliche Äußerungen von Lernenden, auch oder besonders Fehler, können in dieser Sichtweise Indikatoren für den „Stand“ eines Lerners/einer Lernerin innerhalb des Erwerbsprozesses sein. (> Interlanguage-Hypothese)
Die Sprachlehrforschung betont, dass Kenntnisse dieser Erwerbsstadien für Lehrende sehr wichtig sind, um Gegenstände und Methoden in Lernprozessen auf die Lernenden abzustimmen. (> Teachability-Hypothese)
Didaktische Forderung ist daher, den Unterricht an den Erwerbssequenzen zu orientieren (vgl. etwa Pienemann 2006).
Es gibt empirische Ergebnisse, die die These untermauern, dass eine von den Erwerbsschritten abweichende grammatische Progression im Unterricht zu nur geringen Lernerfolgen führt (Diehl et al. 2000).
Bezug zu den bekannten Meilensteinen der Sprachentwiclung nach Tracy als kriteriale Bezugsnorm!
Sprachstand
was umfasst dieser laut Reich 2010
- worauf beruht er?
umfasst die beherrschten Sprachsysteme (Symbolsysteme) (nicht nur einer Sprache/nicht nur der L2 Deutsch)
umfasst auch sprachliche Handlungsroutinen
ist eine Momentaufnahme
Beruht prinzipiell auf einer Auswahl möglichst aussagekräftiger sprachlicher Erscheinungen > Indikatoren
Welche 4 Anforderungen an SPrachstanderhebungen gibt es nach Lengyel 2012?
Linguistische Kriterien (z.B. Auswahl sprachlicher Qualifikationen/ Erscheinungen > Indikatoren zentral? mehr als Grammatik und Wortschatz; Bildungssprache, ...)
Diagnostische Kriterien (z.B. Objektivität, Reliabilität, Validität; aber auch: Praktikabilität ...)
Kriterien der Mehrsprachigkeitsforschung (z.B. Erhebung von Mehrsprachigkeit > Erhebung erstsprachlicher Kompetenzen; Berück- sichtigung von Erkenntnissen der (Zweit-)Spracherwerbsforschung > Erwerbsverläufe)
Sprachpädagogische Kriterien (z.B. Anschlussmöglichkeiten für Förderung, Kindgerechtheit, Reduzierung der Stresshaftigkeit der Diagnosesituation, Prozesshaftigkeit)
Was sind aktuelle Trends der Diagnose sprachlicher Fähigkeiten nach Döll (2012)?
Aktuelle Trends (nach Döll 2012)
(1) Entwicklungen v.a. für Kinder im Vorschulalter; je älter die Proband*innen, desto weniger Verfahren sind verfügbar
(2) Dominanz von Tests und testähnlichen Verfahren (EHLICH 2005, DEMIRKAYA/GÜLTEKIN-KRAKOÇ/SETTINIERI 2009)
(3) Hauptinteresse gilt dem Deutschen, Einbezug von Mehrsprachigkeit ist von der Vorstellung von „Bilingualität als additives Nebeneinander von zwei monolingualen Sprachen“ (WILDEMANN /DÖLL/BRIZIC 2023; DÖLL/ DIRIM 2010) geprägt
(4) Diskussion um die „Norm“ multilingualer Sprachentwicklung wird von vielen Entwicklern nach wie vor ignoriert
Welche Verfahrenstypen zur Sprachdiagnose existieren?
Tests
Screening
Beobachtungsverfahren
Profilanalysen
Schätzverfahren
Verfahrenstypen zur Sprachdiagnose: Tests
Merkmale? Lengyel 2012)
Tests sind in der Regel standardisiert.
Bei der Entwicklung wird festgelegt, wie Tests anzuwenden und auszuwerten sind.
Aufgaben, die spezifische sprachliche Fähigkeiten abdecken.
Erfassung einzelner sprachlicher Komponenten in kontrollierten sprachlichen Handlungssituationen.
systematische Vergleiche der Leistung mit einer Bezugsgruppe (soziale Norm; meist quantitativer Fokus).
Normwerte für die jeweiligen sprachlichen Qualifikationsbereiche können so erarbeitet werden.
Merkmale von tests generell?
Erhebung spezifischer Informationen über den erreichten Aneignungsstand
in einem (oder mehreren) sprachlichen Teilbereich(-en)
anhand von Testaufgaben
Frage nach richtig oder falsch
Beschreibung von Kompetenzstufen
Klassiker: Tests für grammatische Teilbereiche, Wortschatztest, Lesetest
Vorteile und NAchteile?
Vorteile
präzise Messung möglich
Standardisierbarkeit, Normierbarkeit, Effizienz
niedrige Anforderungen an Anwender*innen
man muss die Lerner*innen nicht kennen/länger sehen (kann aus Sicht der Lernenden auch ein Nachteil sein, s. Gültekin- Karakoç 2019)
Nachteile
konkrete Fähigkeiten und Probleme werden oft nicht sichtbar, keine Kompetenzprofile
punktuelle Messung
künstliche und stark gesteuerte Kommunikationssituation
geringe Verwertbarkeit für Optimierung individueller Unterstützung
was ist ein C-Test nach Baur et al 2013?
C-Test: 4-5 kurze, authentische Teiltexte.
Texte zielgruppenspezifisch auswählen.
Inhalte den Schüler*innen bekannt oder weltwissensnah.
Geeignet: Schulbuchtexte niedrigerer Klassenstufe.
Schüler*innen nutzen Sprachkompetenz (Worterkennung, Leseflüssigkeit, Verständnisstrategien) um Texte zu rekonstruieren
wie erstellt man einen C-Test?
Der Text sollte so lang sein, das man pro Teiltest 20 Items erhält.
Der erste und letzte Satz bleiben als Kontext unbeschädigt.
Nach dem klassischen Tilgungsprinzip wird beginnend mit dem zweiten Wort im Satz die zweite Hälfte jedes zweiten Wortes gelöscht, bei Wörtern mit ungerader Anzahl ein Buchstabe mehr.
Wörter mit einem Buchstaben (wie à oder Abkürzungen z.B.) und Eigennamen bleiben unberücksichtigt.
Bei jüngeren Klassenstufen empfiehlt es sich, jedes dritte Wort zu beschädigen, um die Testschwierigkeit herabzusetzen.
C-Test-Beispiel
Verfahrenstypen zur Sprachdiagnose: Beobachtungsverfahren
Erhebung spezifischer Informationen über den erreichten Aneignungsstand durch Beobachtung
Anknüpfen an Unterrichtsbeobachtung, aber ...
1. ... systematisch und 2. ... kriteriengeleitet 3. ... in der (alltäglichen) Interaktion
Vorteile und Nachteile?
Vorteile:
umfassende Kompetenzprofile
sehr gute Verwertbarkeit für Optimierung von individueller Unterstützung
beliebig viele Diagnosezeitpunkte, Wiederholbarkeit (longitudinal)
natürliche Kommunikationssituation
Nachteile:
erfordert ausgeprägte linguistische Kenntnisse und analytische Fähigkeiten von Anwenderinnen
mögliche Subjektivität
mögliche Beobachtungsfehler
nicht immer gegebene Vergleichbarkeit der Ergebnisse
keine Feinanalyse
Einschub: Wie ist eine Niveaubeshcriebun von DaZ?
Zielgruppe: Kinder der 3. & 4. Klasse, auch für Sekundarstufe
Beinhaltet 6 Kompetenzbereiche mit insgesamt 22 Teilbereichen und 4 ausformulierten Niveaustufen
1. Niveaustufe 1: Minimalqualifikation
2. Niveaustufe 2 & 3: Zwischenetappen
3. Niveaustufe 4: Erreichung Bildungsstandards für die jeweilige Altersstufe
Einschub: Niveaubeshcriebun von DaZ
Welche Kompetenzbereiche werden untersucht und welche 2 Borbachtungsverfahren können angewendet werden?
Weite der sprachlichen Handlungs- & Verstehensfähigkeit (z.B. private Gespräche)
Wortschatz
Aussprache
Lesen
Schreiben
Grammatik – mündlich & schriftlich
Beobachtungsverfahre:
USB DaZ (Unterrichtsbegleitende Sprachstandsbeobachtung Deutsch als Zweitsprache)
https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulpraxis/ba/sprabi/us b_daz.html
Niveaubeschreibungen DaZ
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/14490
https://www.foermig.uni-hamburg.de/pdf-dokumente/sh- niveaubeschreibung-2010.pdf
Verfahrenstypen zur Sprachdiagnose: Profilanalysen
welche 2 Formen?
Sprech- oder Schreibproben
(quasi-) natürliche Sprachverwendungssituation (keine reduzierte Testsprache)
zwei Formen:
1. klassisch: Clahsen 1986, Grießhaber 2010: Reduktion auf Verbstellung > Textprofile
2. förder-/individualdiagnostisch: FörMig > Kompetenzprofile
wie läuft die ab?
Individuelle und mehr oder weniger umfassende Sprachkompetenzprofile von Schülerinnen und Schülern werden erstellt.
Profilanalysen erlauben i.d.R. detaillierte Einblicke in sprachliche Kompe- tenzen und Schwierigkeitsbereiche und können somit als Grundlage für anschließende Sprachfördermaßnahmen dienen (vgl. Döll 2012, S. 78f.)
Anhand eines Instruments werden Daten der Lernenden (Audiodaten/ Schreibprodukte) gewonnen und festgehalten.
Diese werden einer festgelegten, kriteriengestützten Analyse unterzogen.
welche Verfahren gibt es zur Profilanaylse?
HAVAS 5 (Beginn Prim),
Tulpenbeet (Übergang Prim – Sek I)
Fast Catch Bumerang (späte Sek I, Übergang Beruf)
Profilanalyse von Grießhaber (Grießhaber 2006, 2010; Versionen für Prim und Sek).
wie läuft die Profilanalyse nach Griesshaber ab?
wie läfut die Prfilanalyse nach HAVAS 5 ab? (=Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstands Fünfjähriger)
Zielgruppe?
Dauer des Gesprächs? DAuer der Auswertung inkl. Transkription
Aufzeichnung?
Auswertungsbogen
mündliches Erzählen einer Bildergeschichte!
Zielgruppe: 5- bis 7-jährige ein- und mehrsprachige Kinder
Gespräch zwischen Fach- oder Lehrkraft und einem Kind zu der sechsteiligen Bildfolge Katze und Vogel
Dauer des Gesprächs: 5-10 Minuten; Dauer der Auswertung incl. Transkription: 30-45 Minuten pro Kind pro Sprache
Kann in mehrere Sprachen durchgeführt werden (Auswertungsbögen für Deutsch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch, Türkisch)
Erzählung des Kindes wird aufgezeichnet und im Anschluss anhand eines Auswertungsbogens in den Bereichen Bewältigung der Aufgabe, Kommunikatives Handeln, Grammatik und Wortschatz analysiert.
Die Analyseergebnisse zeigen den Sprachstand und erfassen die Zone von Übergängen in der Entwicklung des Kindes (Woran arbeitet es in seiner Sprachaneignung? Zone der proximalen Entwicklung).
Durch die Orientierung an der sprachlichen Kompetenz eines Kindes und ihrer Entwicklung gewinnt die Lehrkraft Hinweise auf die mögliche Konzeption sowie auch Schwerpunkte der individuellen Sprachförderung innerhalb seiner Lerngruppe.
wie läfut die Prfilanalyse nach HAVAS 5 ab?
kurz zusammengefasst?
Hamburger Verfahren zur Feststellung des Sprachstandes Fünfjähriger (Reich/Roth 2004)
Wer?
Kindergartenpädagoginnen/Kindergartenpädagogen
Lehrerinnen/Lehrer
Wen?
• Fünfjährige
Wie?
Bildimpuls: „Katze und Vogel“
Sprechimpuls: „Schau Dir das mal an! Was ist hier los?“
Aufnahme der Erzählungen der Kinder, ggf. Transkription
Auswertung
Auswertung der Sprechproben mittels eines auf die Bildergeschichte zugeschnittenen Analyserasters
Abdeckung verschiedener sprachlicher Qualifikationsbereiche durch Indikatoren, z. B. Zahl der verwendeten Verben (types) als Indikator für lexikalische Fähigkeiten
wie läfut die Prfilanalyse Förmig-Bumerang ab?
Zielgruppe
Zweck?
Sprachen?
Zielgruppe: Jugendliche am Übergang von der Sekundarstufe I in den Beruf (ca. 15 Jahre alt)
Zweck: Erfassung des individuellen Sprachstands bezogen auf die bildungs- und fachsprachliche Kompetenz
Sprachen: Deutsch, Russisch, Türkisch
besthet aus welchen 2 Teilen?
leifert aussagen über?
zwei Teile:
Bewertungsschreiben
Bau-Anleitung für einen Bumerang
ABlauf:
Schülertexte werden anhand eines Auswertungsbogens analysiert (Profilanalyse)
Analyse liefert Aussagen zum Stand der
Textkompetenz,
zur Syntax,
zum (Fach-) Wortschatz
zu Elementen der Bildungssprache.
was zeigen die Analyseergebnisse?
zeigen die vorhandenen Kompetenzen, auf den bei der weiteren Förderung der Schriftsprache und fachsprachlichen Kompetenz am Übergang in den Beruf aufgebaut werden kann.
Als Hilfestellung zur Analyse gibt es Auswertungshinweise mit Beispielen aus Schülerarbeiten.
Vorteile und NAchteile
Mehrsprachigkeitsreflexive Diagnoseverfahren
• mehrsprachige Kompetenzen als vielschichtig, als miteinander verwoben und fluide
• Sprachkompetenzen nicht als singuläre oder additive Kompetenzen, sondern als interdependent und interaktional
• Berücksichtigung des Bewusstseins, dass ein zwischen den verschiedenen Sprachen wechselnder Sprachgebrauch sowohl unbewusst-routiniert als auch bewusst-systematisch erfolgen kann
• aufgrund der hohen Komplexität keinerlei Standardverläufe, sondern Individualität der Entwicklungsverläufe
• Normierung im herkömmlichen Sinne nicht möglich
• beruht auf der Forderung nach Validitätsargumentationen, im Zuge derer die Ergebnisse von Diagnoseverfahren auch in Hinblick auf ihre Nutzung – und insbesondere mit Blick auf die Konsequenzen – argumentiert werden müssen;
• Bedarf nach eigenständigen Diagnoseverfahren, die der Komplexität mehrsprachiger Realität gerecht werden
• Diagnoseverfahren erfassen lediglich Ausschnitte mehrsprachiger Kompetenzen
Zuletzt geändertvor 3 Monaten