Religion - Ludwig Feuerbach

: Ludwig Andreas Feuerbach (*28. Juli 1804 in Landshut; †13. September 1872 in Rechenberg) war ein deutscher Philosoph und Anthropologe. Er war ein bedeutender Religions- und Idealismuskritiker und hatte großen Einfluss auf die Bewegung des Vormärz. Seine Kritik an Religion als Anthropologie prägte die modernen Humanwissenschaften.

: Feuerbach argumentiert, dass die Gottesvorstellung eine Projektion menschlicher Eigenschaften ist. Er glaubt, dass die Menschen ihre besten Eigenschaften (wie Liebe, Güte und Weisheit) idealisieren und in das Konzept eines allmächtigen und vollkommenen Gottes projizieren. Dies führt zu einer Entfremdung, da die Menschen ihre eigenen Fähigkeiten und Qualitäten auf einen externen Gott übertragen, anstatt sie in sich selbst zu verwirklichen.

Feuerbach sieht Religion als ein Produkt der menschlichen Natur und Kultur. Er argumentiert, dass sie aus den Bedürfnissen, Ängsten und Hoffnungen der Menschen hervorgeht. In seiner Sichtweise ist Religion nicht eine objektive Wahrheit oder eine göttliche Offenbarung, sondern vielmehr ein Ausdruck der menschlichen Existenz, die in der Suche nach Sinn und Verständnis für das eigene Leben verwurzelt ist.

Feuerbach kritisiert die Theologie, indem er sie als unzulänglichen Ansatz ansieht, um die menschliche Existenz zu verstehen. Er argumentiert, dass die Theologie den Menschen von seiner eigenen Natur entfremdet und eine falsche Vorstellung von Gott als externem Wesen propagiert. Anstatt die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen zu erkennen und zu reflektieren, projiziert die Theologie diese in eine abstrakte Gottheit, die von der menschlichen Erfahrung losgelöst ist.

Feuerbach stellt den Menschen ins Zentrum seiner Philosophie und sieht den Menschen als das wahre Wesen, das die Quelle von Werten und Bedeutung darstellt. Er glaubt, dass die Theologie den Menschen degradiert, indem sie Gott über den Menschen stellt. In seiner Sichtweise sollte die humanistische Ethik und die Anerkennung menschlicher Bedürfnisse und Wünsche die Grundlage für das Verständnis von Sinn und Moral bilden, anstatt sich auf eine übergeordnete göttliche Instanz zu

Feuerbachs Gedanken hatten erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Atheismus, des Humanismus und der kritischen Theologie. Seine Ideen inspirierten spätere Denker wie Karl Marx, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud, die ebenfalls die Rolle der Religion in der menschlichen Gesellschaft hinterfragten. Feuerbachs Betonung der menschlichen Natur und der Rationalität hat zur Entstehung von Bewegungen beigetragen, die Religion kritisch betrachten und sich auf die menschliche Erfahrung und Ethik konzentrieren.

Der Ludwig-Feuerbach-Gedenkstein befindet sich in Erlangen und wurde am 13. September 2002, dem 130. Todestag Feuerbachs, eingeweiht.

Der Augsburger Bund für Geistesfreiheit vergibt seit 2001 den Ludwig-Feuerbach-Preis.

Obwohl Feuerbach kein politischer Aktivist war, pflegte er enge Freundschaften mit Radikaldemokraten und Sozialisten. Marx sah in Feuerbachs Schriften eine philosophische Grundlage für den Sozialismus.

Feuerbach beeinflusste eine Generation von Naturwissenschaftlern, die keine übernatürlichen Ursachen mehr akzeptierten. Seine Philosophie prägte den Materialismusstreit und den Aufschwung der Naturforschung im 19. Jahrhundert.

Feuerbach gilt als Wegbereiter der modernen Humanwissenschaften, insbesondere für die Freud'sche Psychoanalyse und die anthropologische Ausrichtung vieler heutiger Disziplinen.

Feuerbachs Philosophie, insbesondere sein anthropologischer Materialismus, hat in der Gegenwart an Bedeutung gewonnen, vor allem im Diskurs um Menschenwürde und philosophische Anthropologie.

Die Gedenktafel wurde 1904 an Feuerbachs ehemaligem Wohnhaus auf dem Rechenberg in Nürnberg angebracht. Nach dem Abriss des Hauses im Jahr 1916 wurde die Tafel 1999 auf einer Steinstele unweit des Feuerbach-Kenotaphs aufgestellt.

Das Denkmal wurde 1930 mit privaten Mitteln errichtet, aber 1933 von den Nationalsozialisten zerstört. Die Inschriften wurden entfernt und der Steinblock vergraben.

Die Inschrift lautete: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ Dies führte zu heftigem Widerstand von konservativen Kräften, den Kirchen und den Nationalsozialisten.

1955 beschloss der Nürnberger Stadtrat, das Denkmal trotz Widerstandes der Kirchen wieder zu errichten, diesmal an seinem alten Platz auf dem Rechenberg.

Das Denkmal wurde mehrfach von christlich-fundamentalistischen oder rechtsextremen Tätern beschmiert und musste zeitweise unter Polizeischutz gestellt werden.

Die Ludwig-Feuerbach-Straße (seit 1875) und der Philosophenweg (seit 2004), beide in den Stadtteilen Rennweg und Schoppershof, erinnern an Feuerbach.

Feuerbach betonte, dass moralisches Verhalten unter unmenschlichen Lebensverhältnissen unmöglich sei. Er argumentierte, dass materielle Hindernisse beseitigt werden müssen, um Moral zur Entfaltung zu bringen.

Nein, Feuerbach distanzierte sich früh von der universitären Philosophie und es entstand keine "Feuerbach-Schule". Allerdings orientierten sich Denker wie Eduard Zeller und Kuno Fischer an seiner Philosophie und entwickelten sie weiter.

Feuerbach beeinflusste Marx stark, insbesondere durch seine Religionskritik und seinen anthropologischen Materialismus, die Grundlage für Marx' politische Philosophie und seine Kritik der idealistischen Philosophie bildeten.

Marx kritisierte Feuerbach dafür, die Welt nur als Objekt der Sinneswahrnehmung zu begreifen, ohne die menschliche Praxis zu berücksichtigen. Für Marx war die menschliche Praxis, also das Handeln, entscheidend und führte zu seiner Kritik der Ökonomie.

euerbach verneinte eine absolute Willensfreiheit und sah den Willen stark durch den Glückseligkeitstrieb und den individuellen Charakter begrenzt. Er betonte, dass der Wille das ist, was das Wesen des Menschen ausdrückt.

Feuerbach kritisierte Kants Pflichtethik, da sie das Band zwischen dem Glückseligkeitstrieb und der Moral trennt. Für Feuerbach muss Moral die natürliche Verbindung zwischen eigener und fremder Glückseligkeit betonen.

In Gedanken über Tod und Unsterblichkeit kritisierte Feuerbach den Glauben an ein Leben nach dem Tod als lebensfeindlich. Er sah den Tod als natürlichen Teil des Lebens, der akzeptiert werden müsse.

Feuerbachs Kritik der spekulativen Philosophie steht in engem Zusammenhang mit seiner anthropologisch orientierten Religionskritik. Er wendete das auf die Religion angewandte Verfahren auf die Philosophie des Absoluten an, insbesondere in Bezug auf Hegels „absoluten Geist“.

• Feuerbach kritisierte die Grundannahme der Identität zwischen Denken und Sein, die besagt, dass das logisch-begriffliche Denken des Philosophen die Welt zutreffend darstellt. Er bezeichnete diese Identität als „rationale Theologie“, da sie die Vernunft wie einen Gott über alles stellt.

Feuerbach sah die Sinnlichkeit (das den Sinnen Gegebene) als die erste Wirklichkeit an und kritisierte, dass die spekulative Philosophie sie als Hindernis bei der Wahrheitserkenntnis abtut. Er forderte, dass Denken mit der sinnlichen Wirklichkeit beginnt.

Für Feuerbach besteht die wahre Dialektik nicht im Monolog des Denkers mit sich selbst, sondern im Dialog zwischen „Ich“ und „Du“. Erkenntnis entsteht durch die Konfrontation mit einem anderen Wesen, das dem Ich Grenzen setzt und es gleichzeitig über sich hinausführt.

Feuerbachs „neue Philosophie“ ist ein dezidierter Humanismus, der das Übersinnliche oder Übernatürliche ausschließt. Er betonte die Bedeutung der Sinnlichkeit und verstand seine Philosophie als „das zu Verstand gebrachte Herz“, also eine Verbindung von Materialismus und menschlichem Erleben.

euerbach lehnte einen plumpen Materialismus ab, der alles auf physische Prozesse reduziert. Er betonte, dass menschliche Phänomene vom Standpunkt des menschlichen Lebens aus betrachtet werden müssen, was ihn von einem mechanistischen Reduktionismus unterscheidet.

Feuerbach sah den „Glückseligkeitstrieb“ als den grundlegenden Trieb des menschlichen Verhaltens. Er betonte, dass Moral auf dem Recht auf Glückseligkeit basiert, das sowohl für sich selbst als auch für andere gilt.

: Feuerbach lehnte philosophische Systeme ab und hinterfragte seine eigenen Anschauungen. Anfangs war er vom Deutschen Idealismus überzeugt, wandte sich aber später davon ab.

• Feuerbach sah in der Vernunft eine Kraft, die alle Menschen vereint. Er glaubte, dass durch das Denken eine Einheit aller Menschen hergestellt wird, und sagte: „Ich denke, also bin ich alle Menschen.“

• Feuerbach kritisierte den Dualismus von Natur und Geist, der seit Descartes in der Philosophie vorherrschte. Er sah die Natur als eigenständige „Qualität“ mit „Autorität“, die von der Philosophie anerkannt werden müsse.

Feuerbach war von Spinozas Pantheismus inspiriert, der besagt, dass Geist und Natur zwei Erscheinungsformen einer göttlichen Substanz sind. Er sah dies als eine Position, hinter die man philosophisch nicht zurückfallen dürfe.

• Feuerbach lehnte den Glauben an einen persönlichen Gott ab und sah Religion als Projektion menschlicher Bedürfnisse. In Das Wesen des Christentums interpretierte er Religion als Ausdruck menschlicher Gefühle und Wünsche.

Feuerbach deutet Religion als „Reflexion des menschlichen Wesens in sich selbst“. Er beschreibt Gott als den „Spiegel des Menschen“ und wollte die menschlichen Inhalte hinter religiösen Bildern freilegen.

• Feuerbach analysierte Religion aus einer psychologischen Perspektive und betonte dabei „Herz“, „Gemüt“, „Empfindung“ und „Gefühl“. Diese Begriffe beschreiben das Zusammenspiel der bewussten und unbewussten Regungen der menschlichen Psyche.

: Feuerbachs Kritik richtete sich gegen die restaurativen Tendenzen seiner Zeit, die die Religion und Philosophie miteinander verknüpfen wollten. In Zur Kritik der 'positiven Philosophie' lehnte er strikt jede Verbindung zwischen Christentum und Philosophie ab.

1859 ging die Porzellanfabrik in Bruckberg bankrott, wodurch Feuerbach und seine Frau sowohl ihr Wohnrecht als auch ihre Ersparnisse verloren.

: Freunde aus der Revolutionszeit halfen Feuerbach, indem sie Spenden sammelten und seinen Umzug in ein Haus auf dem Rechenberg bei Nürnberg bezahlten.

Der Krieg erschütterte Feuerbach zutiefst. Er lehnte Bismarcks Einigungspolitik ab und interessierte sich für neue politische Entwicklungen wie den ersten Band von Marx' Kapital und die Frauenbewegung in den USA.

Feuerbach erlitt 1870 einen zweiten Schlaganfall, der sein geistiges Vermögen zerstörte. Er lebte danach noch zwei Jahre und starb 1872 an einer Lungenentzündung.

Feuerbach trat 1869 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) bei, die von Wilhelm Liebknecht und August Bebel gegründet worden war.

Nach Feuerbachs Tod wurden in Zeitungen Spendenaufrufe gestartet, um seine Frau und Tochter finanziell abzusichern. Es wurde genug Geld gesammelt, um ihnen ein bescheidenes, aber lebenslanges Auskommen zu sichern.

: Die Behörden beobachteten das rege Kommen und Gehen von Freunden in Feuerbachs Schloss in Bruckberg kritisch. In einem Polizeibericht wurde es als „Herd der Demokratie und Irreligiosität“ bezeichnet, und eine Gendarmeriestation wurde eingerichtet.

Feuerbach spielte mit dem Gedanken, in die USA zu emigrieren, aber diese Pläne scheiterten am fehlenden Geld.

Feuerbachs Rezension wurde durch das berühmte Wortspiel „Der Mensch ist, was er isst“ bekannt.

Feuerbach veröffentlichte die Nachlassschriften seines Vaters sowie die Theogonie (1857). Beide Werke fanden jedoch kaum Resonanz.

Feuerbach betrachtete Religion als Anthropologie und vertrat eine Ethik des Diesseits. Er sah die Religion als Projektion menschlicher Wünsche und Eigenschaften auf ein übernatürliches Wesen.

Sein Vater, Paul Johann Anselm von Feuerbach, war ein bedeutender Jurist und Reformator des deutschen Strafrechts. Seine Mutter, Eva Wilhelmine Tröster, kam aus bescheidenen Verhältnissen, teilte aber die religionskritischen Ansichten ihres Sohnes.

Ludwig Feuerbach stammte aus einer hochbegabten Familie. Sein Vater war ein bekannter Jurist, seine Brüder waren unter anderem der Mathematiker Karl Feuerbach und der Indologe Friedrich Feuerbach. Die Familie hatte engen Kontakt zu intellektuellen Kreisen.

Feuerbach begann ein Theologiestudium in Heidelberg, wandte sich aber nach Berlin der Philosophie zu, beeinflusst von Hegel. Nach seiner Rückkehr nach Bayern promovierte er in Philosophie und habilitierte sich.

Feuerbachs anonyme Schrift "Gedanken über Tod und Unsterblichkeit" (1830) war religionskritisch und wurde verboten. Dies führte dazu, dass er seine akademische Laufbahn in Erlangen abbrach.

Feuerbachs Hauptwerk "Das Wesen des Christentums" erschien 1841. Es machte ihn schlagartig berühmt und prägte seine Religionskritik und den Materialismus.

Durch seine Religions- und Idealismuskritik wurde Feuerbach zur intellektuellen Leitfigur der Dissidentenbewegungen des Vormärz. Seine Werke wurden als befreiend empfunden.

Obwohl Feuerbach von Marx als intellektuelle Figur geschätzt wurde, lehnte er 1843 ein Angebot zur Zusammenarbeit mit Marx in den "Deutsch-französischen Jahrbüchern" ab.

Feuerbach wurde aufgefordert, für die Frankfurter Nationalversammlung zu kandidieren. Zwar unterlag er bei der Kandidatenaufstellung, doch er blieb in engem Kontakt mit radikaldemokratischen Kreisen und hielt öffentliche Vorlesungen in Heidelberg.