Was ist der Islam?
Der Islam ist eine monotheistische Religion, die im frühen 7. Jahrhundert in Arabien durch den Mekkaner Mohammed gestiftet wurde. Mit über 2 Milliarden Angehörigen ist der Islam heute die Weltreligion mit der zweitgrößten Mitgliederzahl.
Was ist der Koranismus und welche Position nimmt er im Islam ein?
er Koranismus ist eine islamische Strömung, deren Anhänger nur den Koran als einzige Quelle des Glaubens anerkennen und Hadithe ablehnen. Diese Haltung führt zu abweichenden Interpretationen des Islams im Vergleich zu orthodoxen Lehrmeinungen.
Welche Bedeutung hatte der Koranismus im 20. Jahrhundert?
Der Koranismus erhielt im 20. Jahrhundert eine politische Dimension, z.B. als Muammar al-Gaddafi den Koran zur Verfassung Libyens erklärte. Zudem verbreiteten ägyptische Gelehrte wie Rashad Khalifa und Ahmad Subhy Mansour koranistische Ideen weltweit
Was ist das zentrale Glaubensprinzip des Islams in Bezug auf den Polytheismus?
Der Islam lehnt Polytheismus strikt ab und betrachtet ihn als größte Sünde. Die Anbetung anderer Götter neben Allah ist laut dem Koran unverzeihlich (Sure 4:116).
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede hat der Islam mit den anderen abrahamitischen Religionen?
Gemeinsamkeiten: Alle drei Religionen (Islam, Christentum, Judentum) sind monotheistisch und beziehen sich auf Abraham. Unterschiede: Der Islam lehnt die christliche Trinitätslehre ab und erkennt Jesus als Prophet, nicht als Gottes Sohn, an. Mohammed wird im Islam als das „Siegel der Propheten“ betrachtet.
Wie war die historische Beziehung zwischen Muslimen und den „Leuten des Buches“ (Juden und Christen)?
uden und Christen hatten im islamischen Recht den Status der Dhimmis. Sie mussten eine Steuer (Dschizya) zahlen und erhielten im Gegenzug Schutz sowie das Recht, ihre Religion unter bestimmten Einschränkungen auszuüben. Polytheisten sollten hingegen bis zur Annahme des Islams bekämpft werden.
Warum werden die Bahai in vielen islamischen Ländern nicht als „Volk des Buches“ anerkannt?
bwohl die Bahai eine Buchreligion sind und Mohammeds Offenbarungsanspruch anerkennen, wird ihre Religion in der islamischen Welt als Abfall vom Islam (ridda) betrachtet. Ihre eschatologischen Interpretationen und nachislamischen Offenbarungen werden von vielen muslimischen Gelehrten abgelehnt.
Wie trugen mongolische Nachkommen zur Islamisierung Asiens bei?
Die mongolischen Ilchane im Iran, die Goldene Horde unter Usbek Khan und der Einsatz muslimischer Truppen im Yuan-Reich führten langfristig zur Verbreitung des Islams in Asien.
Was ist der „Qing Zhenjiao“ im Zusammenhang mit dem Islam in China?
Der Begriff „Qing Zhenjiao“ bedeutet „reine und wahre Religion“ und wurde 1335 vom Yuan-Kaiser als offizieller Name für den Islam in China anerkannt. Dieser Name wird bis heute in China für den Islam verwendet.
Was ist der Sufismus (taṣawwuf)?
Der Sufismus ist eine religiöse Bewegung im Islam, die im 9. Jahrhundert im Irak entstand. Sufis praktizieren asketische Ideale wie Weltentsagung (zuhd) und Armut (faqr), und widmen sich dem Gedenken (Dhikr) und Lobpreis (Tasbih) Gottes. Sie streben nach unbedingtem Gottvertrauen (tawakkul) und dem Entwerden (fanāʾ) in Gott.
Wie unterscheiden sich Scharia und Tarīqa im Sufismus?
Die Scharia ist das äußere Normensystem des Islams, während die Tarīqa im Sufismus den mystischen Weg bezeichnet. Die Tarīqa führt die Gläubigen zu einem inneren spirituellen Weg, der auf mystischen Erfahrungen und spiritueller Entwicklung basiert.
Welche Rolle spielt der Scheich oder Pir im Sufismus?
Der Scheich oder Pir ist eine spirituelle Autorität im Sufismus. Er leitet denjenigen an, der den spirituellen Weg beschreiten möchte. Der Schüler, der sich dem Scheich unterwirft, wird als Murīd bezeichnet.
Was bedeutet die Verehrung von „Gottesfreunden“ (Auliyāʾ Allāh) im Sufismus?
„Gottesfreunde“ sind Personen, die spirituelle Vollkommenheit erreicht haben. Diese Verehrung führte zur Entwicklung einer starken Heiligenverehrung, bei der die Grabstätten der Gottesfreunde Ziele lokaler Wallfahrten wurden.
Was kritisieren puritanische Gruppen wie die Wahhabiten am Sufismus?
Wahhabiten lehnen die Sufis als Ketzer ab. Sie kritisieren Praktiken wie den Dhikr, der mit Musik und Körperbewegungen einhergeht, und die Heiligenverehrung, da sie glauben, dass kein Mittler zwischen Mensch und Gott stehen darf.
Was ist die Ahmadiyya und warum gilt sie als umstritten?
Die Ahmadiyya ist eine islamische Bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts in Britisch-Indien gegründet wurde. Ihr Gründer Mirza Ghulam Ahmad beanspruchte, der „Verheißene Messias“ und „Mahdi“ zu sein. Da er sich auch als Prophet sah, wird die Ahmadiyya von vielen Muslimen als häretisch betrachtet, da der Prophet Mohammed als das „Siegel der Propheten“ gilt.
Wie veränderte sich die religiöse Situation im Iran nach der mongolischen Invasion unter Hülegü?
Nach der mongolischen Invasion verlor der Islam im Iran für mehrere Generationen seinen Status als Religion der Herrschenden. Später kehrten die Nachkommen Hülegüs jedoch zum Islam zurück.
elche Rolle spielte Usbek Khan im Reich der Goldenen Horde bei der Islamisierung?
Usbek Khan (reg. 1312–1341) trieb die Islamisierung der Goldenen Horde voran, indem er muslimische Gelehrte ins Land holte, schamanische Priester vertrieb und die Oberschicht zum Übertritt zum Islam aufforderte.
Wie verbreitete sich der Islam im Yuan-Reich in China?
: Im Yuan-Reich bestand ein großer Teil der mongolischen Truppen aus muslimischen Kämpfern, und Kublai Khan gewährte ihnen einen hohen gesellschaftlichen Rang. Sayyid-i Adschall, ein muslimischer General, trug wesentlich zur Verbreitung des Islams in der südwestlichen Provinz Yunnan bei.
Welche Bedeutung hatten türkische Ethnien für die Ausbreitung des Islams?
Türkische Ethnien wie die Karachaniden und Seldschuken spielten eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung des Islams, insbesondere durch militärische Eroberungen in Zentralasien, Indien und Anatolien.
Wer war Hülegü und welche Regionen eroberte er im 13. Jahrhundert?
Hülegü war ein Enkel Dschingis Khans und führte im Auftrag des Großchans von Karakorum eine Invasion gegen Westasien. Zwischen 1256 und 1259 eroberte er den Iran und den Irak vollständig.
Wie entwickelte sich der soziale Druck auf Nichtmuslime in den eroberten Gebieten?
Ab dem späten 7. Jahrhundert nahm der soziale Druck auf die christliche Bevölkerung zu, was zu Diskriminierungen und Übergriffen führte. Diese Maßnahmen sollten den Übertritt zum Islam beschleunigen, was jedoch ein Prozess über Jahrhunderte war.
Welche Rolle spielte der Handel bei der Verbreitung des Islams?
Ab dem 8. Jahrhundert verbreitete sich der Islam vermehrt durch den Handel. Arabische Händler heirateten in lokale Familien ein, was zur Entstehung muslimischer Gemeinschaften, z. B. in Südindien, Sri Lanka und Ostafrika, führte.
elche Gebiete eroberten die Muslime in der frühen islamischen Expansion?
Unter den Kalifen ʿUmar ibn al-Chattāb und ʿUthmān ibn ʿAffān eroberten die Muslime bis zur Mitte des 7. Jahrhunderts Gebiete wie Irak, Syrien, Palästina, Ägypten und Teile des Irans.
Wie wurden die eroberten Gebiete in religiöser Hinsicht behandelt?
: Die Bewohner der eroberten Gebiete, die einer Buchreligion angehörten (Christentum, Judentum, Zoroastrismus), wurden geschützt, mussten aber eine besondere Steuer (Dschizya) zahlen. Zwang zur Konversion gab es nicht, aber sie durften ihre Religion nicht öffentlich ausüben.
Wie endete die militärische Auseinandersetzung zwischen den Muslimen und den Mekkanern?
Nach einigen Rückschlägen, wie der Schlacht von Uhud, und Erfolgen, wie dem Friedensvertrag von Hudaibiya, gelang den Muslimen im Januar 630 die Einnahme Mekkas.
Welche Auswirkungen hatte Mohammeds Sieg über die Quraisch?
Mohammeds Sieg über die Quraisch brachte ihm viel Prestige, sodass sich bis zu seinem Tod 632 fast alle Stämme der arabischen Halbinsel seiner Autorität unterwarfen.
Was geschah nach dem Tod Mohammeds in Bezug auf die arabischen Stämme?
Nach Mohammeds Tod setzten sich viele arabische Stämme vom Islam ab und es traten Gegenpropheten auf, die gegen den Staat Medina mobilisierten. Diese Absetzbewegung wurde durch militärische Maßnahmen niedergeschlagen.
Warum und wohin flohen einige Muslime aus Mekka?
Einige Muslime verließen Mekka und flohen ins Aksumitische Reich, weil sie unter dem Druck ihrer Gegner standen. So entstand eine erste muslimische Gemeinde außerhalb Arabiens.
Was führte zur Auswanderung Mohammeds nach Yathrib (Medina)?
Nach dem Tod seines Onkels Abū Tālib verschlechterte sich Mohammeds Position in Mekka. 620 nahm er Kontakt mit Männern aus Yathrib auf, die ihn einluden, in ihre Stadt umzusiedeln. Diese Auswanderung (Hidschra) fand im Jahr 622 statt.
Welche Bedeutung hat die Hidschra für den Islam?
Die Hidschra markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung und den Anfang von Mohammeds politischer und militärischer Karriere in Medina.
Welche Gruppen lebten in Yathrib und was geschah mit ihnen?
In Yathrib lebten mehrere jüdische Stämme, darunter die Banu Qainuqa, Banū n-Nadīr und Banū Quraiza. Diese wurden nach Konflikten in den Jahren nach Mohammeds Ankunft vertrieben oder getötet.
Wie begann die Geschichte des Islams laut arabischer Überlieferung?
Die Geschichte des Islams begann mit Mohammeds Berufungserlebnis am Berg Hira bei Mekka. Dort erhielt er durch den Engel Gabriel den Auftrag, die Botschaft des Islams zu verkünden.
Wer gehörte zu den ersten Anhängern des Islams?
Zu den ersten Anhängern gehörten Mohammeds Frau Chadīdscha, sein Cousin ʿAlī ibn Abī Tālib, sein Sklave Zaid ibn Hāritha, sein Onkel Hamza ibn ʿAbd al-Muttalib und Dschaʿfar, der ältere Bruder von ʿAlī.
Wann begann Mohammed öffentlich zu predigen?
Mohammed begann etwa im Jahr 613 öffentlich zu predigen, nach einer dreijährigen Phase, in der er seine Offenbarungen nur seiner Familie und engen Freunden mitteilte.
Was ist das „Haus von al-Arqam“ und welche Rolle spielte es?
Das Haus von al-Arqam gehörte einem jungen Mann aus dem Clan der Machzūm und diente als Treffpunkt für Mohammed und seine Anhänger, um die Lehren des Islams zu verbreiten.
Was ist der Haddsch, und wann wird er durchgeführt?
Der Haddsch ist die Pilgerfahrt nach Mekka, die im letzten Mondmonat Dhū l-Hiddscha stattfindet. Jeder Muslim, der dazu in der Lage ist, soll sie mindestens einmal im Leben durchführen.
Welche sechs Glaubenspunkte umfasst der Islam laut dem Gabriel-Hadith?
Glaube an Gott
Glaube an seine Engel
Glaube an seine Bücher
Glaube an seine Gesandten
Glaube an den Jüngsten Tag
Glaube an die Vorherbestimmung (sowohl das Gute als auch das Schlechte)
Was bedeutet der Begriff „Islam“ im weiteren kulturellen Kontext?
Der Begriff „Islam“ wird seit dem 19. Jahrhundert auch als Bezeichnung für die Gesamtheit der muslimischen Völker, Länder und Kulturen verwendet, und nicht nur für die Religion selbst.
Was ist das Salāt, und wie oft wird es praktiziert?
Das Salāt ist das rituelle Pflichtgebet im Islam, das fünf Mal am Tag verrichtet wird: vor Sonnenaufgang, mittags, nachmittags, bei Sonnenuntergang und bei Einbruch der Nacht.
Was ist die Zakāt und wofür wird sie verwendet?
Die Zakāt ist die verpflichtende Almosensteuer, die von finanziell fähigen Muslimen zur Unterstützung von Armen, Sklaven, Schuldnern und Reisenden sowie für den Dschihad gezahlt wird.
Was ist das Fasten (Saum) im Ramadan, und wann wird es gebrochen?
Das Fasten (Saum) wird im islamischen Monat Ramadan von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang durchgeführt. Es wird gerne mit einer Dattel und einem Glas Milch gebrochen, wie es der Prophet Mohammed tat.
Welche Rolle spielt Gottes Gnade in der Annahme des Islams?
: Menschen, die den Islam annehmen, wird im Koran verdeutlicht, dass dies eine Gnade Gottes ist, nicht ihr eigenes Verdienst (vgl. Sure 49:17).
Was bedeutet Dīn im Koran, und wie steht es im Verhältnis zum Islam?
Dīn wird im Koran als Religion bezeichnet und besitzt auch die Konnotation von „Schuld“. In Sure 5:3 wird gesagt: „Ich habe für euch den Islam als Religion erwählt“, und in Sure 3:19: „Als Religion gilt bei Gott der Islam“.
Welche Unterscheidung trifft der Koran zwischen Islām und Īmān (Glaube)?
In Sure 49:14 wird zwischen der Annahme des Islams (islām) und der Annahme des Glaubens (īmān) unterschieden. Es wird gesagt, dass der Glaube noch nicht in die Herzen der Beduinen eingegangen sei, obwohl sie den Islam angenommen hätten.
Was sind die fünf Säulen des Islams, und woher stammt diese Lehre?
Die fünf Säulen des Islams stammen aus dem Gabriel-Hadith und sind:
Schahāda (Glaubensbekenntnis)
Salāt (Pflichtgebet)
Zakāt (Almosengabe)
Saum (Fasten im Ramadan)
Haddsch (Pilgerfahrt nach Mekka)
Was ist die Schahāda, und welche Bedeutung hat sie im Islam?
Die Schahāda ist das islamische Glaubensbekenntnis, das lautet: „Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist.“ Sie bezeugt den Monotheismus und Mohammeds prophetische Sendung.
Wie wird der Islam auch bezeichnet?
Der Islam wird als abrahamitische, prophetische Offenbarungsreligion sowie als Buch- oder Schriftreligion bezeichnet.
Was bedeutet das arabische Wort "Islām"?
Das Wort "Islām" bedeutet wörtlich „Sich-Ergeben“ (in den Willen Gottes), „Sich-Unterwerfen“ (unter Gott) oder „Sich-Hingeben“ (an Gott) und wird oft mit Ergebung, Hingabe und Unterwerfung wiedergegeben.
Wie wird ein Anhänger des Islam bezeichnet?
Ein Anhänger des Islam wird als Muslim bezeichnet. Die Pluralformen im Deutschen sind Moslems oder Muslime, Muslimas oder Musliminnen.
Welche Länder haben den größten Anteil an der muslimischen Weltbevölkerung?
Indonesien (12,9 %)
Pakistan (11,1 %)
Indien (10,3 %)
Bangladesch (9,3 %)
Ägypten (5 %)
Nigeria (5 %)
Iran (4,7 %)
Türkei (4,7 %)
Algerien (2,2 %)
Marokko (ca. 2 %)
Was ist die wichtigste überstaatliche islamische Organisation?
Die wichtigste überstaatliche islamische Organisation ist die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) mit Sitz in Dschidda. Ihr gehören 56 Staaten an.
Welche europäischen Länder haben teilweise eine muslimische Prägung?
Teilweise muslimisch geprägte europäische Länder sind Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien und die Türkei (geographisch teilweise in Europa).
Was ist die wichtigste textliche Grundlage des Islams?
Die wichtigste textliche Grundlage des Islams ist der Koran (arabisch القرآن al-qurʾān ‚Lesung, Rezitation, Vortrag‘), der als die dem Propheten Mohammed offenbarte Rede Gottes gilt.
Was sind die Hadithe und die Sunna?
Die Hadithe sind Erzählungen und Überlieferungen über das Leben des Propheten Mohammed, und die Sunna beschreibt seine gewohnte Handlungsweise und überlieferte Normen.
Was ist die Scharia?
Die Scharia bezeichnet die Gesamtheit der aus dem Koran und den Hadithen abgeleiteten religiösen Normen. Sie bedeutet wörtlich „Weg zur Wasserquelle“ und steht auch für das religiöse Gesetz oder Ritus im Islam.
Wie oft kommt der Begriff Islām im Koran vor, und was bedeutet seine Annahme?
Der Begriff Islām kommt im Koran acht Mal vor. Seine Annahme gilt als Zeichen göttlicher Erwählung. Gott leitet die Menschen, denen er den Islam gewährt, recht, indem er ihre Brust weitet, also ihr Herz und Bewusstsein erweitert und ihnen Ruhe gibt (vgl. Sure 6:125 und Sure 39:22).
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