Buffl

Soziologie

FA
von Ferry A.

Werturteilsstreit


  • kritische Theorie fordert von der Wissenschaft eine soziale Verantwortung

    ->Forderung der F.S wurde bekannt durch den Werturteils- oder Positivismusstreit der 60er

    • Ein politsch- philosophischer Streit der kritischen Rationalisten (Karl Popper, Hans Albert) und der Frankfurter Schule über die Methodologie der Sozialwissenschaften. Von 1961-1969 Diskussion über die Unterschiede zwischen Sozial- und Naturwissenschaften und der Frage, welcher Stellenwert den moralischen Werten in der Sozialwissenschaft zukommt.

  • Laut F.S. das Erforschen sozialer Verhältnisse nicht neutral, Sozialforschung kann so zur staatlichen

    Verwaltung beitragen und Ungleichheit, Ausschluss und Diskriminierung reproduzieren

  • Kritische Theoretiker sahen Wissenschaftler:innen in ethischer Verantwortung, Gesellschasftskritik zu formulieren, wenn soziologische Analysen Ungleichheit in der Gesellschaft zeigen

  • Die Kritischen Rationalisten schätzten es anders ein:

    • Wissenschaft soll wertfrei, streng faktenbasiert und ideologiefrei durchgeführt werden und offen für Falsifizierung

    • eine bewertende Wissenschaft riskiere, abgelehnt zu werden, weil sie nur beweist, was eigene Weltanschauung vorgibt

  • Wissenschaft und Sozialwissenschaft dürfen nicht behaupten, die Wahrheit zu kennen

    → sollen Fakten generieren, diese zur Diskussion stellen, berücksichtigen, dass Fakten widerlegt werden können

    = Man nähert sich schrittweise der Wahrheit an und ist immun gegen Ideologie

  • F.S. hat wichtige Impulse geliefert, soziale Ungleichheit als geschichtlich gewachsen zu betrachten


3 Aspekte von Geschlecht nach West und Zimmermann

  1. Sex

    • das Geschlecht, das aufgrund körperlicher Geschlechtsmerkmale vergeben wird; zwei Geschlechter (binäre Geschlechterlogik), Junge = Penis, Mädchen = Vagina (in Pubertät weiter, z.B. Bartwuchs,Stimmbruch, Brust, Periode)

    • Menschen mit uneindeutigem Geschlecht = Abweichung von Normalitätsvorstellung (medizinisch unbiologisch bestätigt, es gibt mehr Geschlechtsmöglichkeiten)

  2. Sex category

    • sind gesellschaftliche vorgegebene Geschlechtskategorien

    • in vielen Gesellschaften 2 Geschlechter (weiblich oder männlich)

    • Menschen mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen, Menschen die sich in ihrem biologischen Geschlecht nicht zugehörig fühlen oder eine andere sexuelle Orientierung haben, gelten dann als Abweichung, krank oder gestört

    • in jüngster Zeit wächst aber das Bewusstsein für geschlechtliche Diversität

    • Geschlechtskategorien

      • Inter Mensch: das körperliche Geschlecht entspricht nicht der medizinischen Norm von männlichen oder weiblichen Körpern, sondern bewegt sich in einem Spektrum dazwischen

      • Nicht-binäre Menschen: die Geschlechtsidentität ist weder eindeutig männlich noch weiblich

      • Transmenschen: diese Menschen fühlen sich dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig

      • Cis-Menschen: Biologisches Geschlecht und Geschlechtsidentität stimmen überein. Die sexuelle Orientierung kann hier bi-,hetero-, homo-, oder a-sexuell sein


  3. Gender

    • bezeichnet das soziale Geschlecht, kulturelle Ausgestaltung von Geschlecht

    • nach außen sichtbar machen welchem Geschlecht man sich zuordnet

      -> Kleidung, Namen,accessoires,..

    • „Gender“ bezeichnet Feinheiten „wie“ man als Mann oder Frau ist, sich verhält, bewegt und inszeniert und welche Aufgaben man in einer Gesellschaft inne hat


Welche Lebensphasen gibt es?

  • In modernen Gesellschaften neue dazu, z.B. Jugend und Alter

Kindheit:

  • gab es früher nicht, Kinder waren „kleine Erwachsene“, mussten Aufgaben erfüllen, konnten zur Verantwortung gezogen werden

  • Fehlverhalten wurde bestraft, kein Verständnis, dass Kinder och lernen und sich entwickeln,

  • erst im 20. Jh. Entwickelte sich Erkenntnis, dass Kindheit eine sensible und wichtige Lebensphase ist, in der man tief und lebenslänglich geprägt wird,

  • heute stehen Kinder anders unter Druck: sie werden teilweise überladen mit Wunsch der Förderung und nichts zu verpassen

Jugend:

  • entstand mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht und der „Familialisierung und

    Verhäuslichung“ der Jugendlichen in den bürgerlichen Familien 19. Jh.

  • in höheren Ständen Ausbildung in höhergestellten Berufen, Arzt, Lehrer, Jurist, …

    damals junge Männer „Jugend“

  • seither Jugendphase verlängert → heute: Übergangsphase von Kindheit in Erwachsenenalter für alle

Mitte des Lebens:

  • ca. 30 – 50 Jahre

  • immer weniger starre Vorgaben, viele Risiken und Herausforderungen

  • Familiengründung, berufliche Karriere, Pflege der eigenen Eltern, ->„Rushhour des Lebens“

  • durch Individualisierung: trifft „Rushhour der Entscheidungen“ auf „Rushhour im Familienzyklus“

  • Männer und Frauen kommen aufgrund des Übermaßes an Möglichkeiten und damit verbundenen Erwartungen und Entscheidungen an ihre Belastungsgrenze (seit Jahren ansteigende Anzahl psychischer Erkrankungen)

Alter:

  • Menschen heute wesentlich länger gesund und leben länger, aktives Alter

  • Anstieg der Lebenserwartung bringt vermehrt Hochaltrige und pflegebedürftige alte Menschen,

  • Zweiteilung des Alters (Böhnisch): „Silver Age“, aktive und attraktive Zielgruppe für Werbetreibende

  • Pflegebedürftige, gesellschaftlich eher unsichtbare, vom Pflegenotstand Betroffene

→ alle Phasen durch Individualisierung gestaltbar, für entstehende Konsequenzen, muss man selbst Verantwortung tragen


Herausforderungen an die Familie

Nach Karin Jurczyk


  1. Doppelte Entgrenzung von Erwerbs- und Familienleben

    • Geschlechterrolle und Arbeitswelt haben sich gewandelt

    • klare Aufgabenverteilung lösen sich

    • klare Trennung zwischen Arbeits- und Familienzeit verschwindet

    • Arbeit nicht mehr langfristig planbar (Schichtarbeit, Projektbezogene Arbeit, Minijobs, Befristet,Gleitzeit = „Flexibilisierung“ der Arbeit)

    • starker Druck und Belastung: Eltern müssen genug Geld verdienen, mit Arbeitslosigkeit, befristeten Arbeitsverträgen und dem Angst vorm Scheitern klar kommen

      = führt zu vermehrten psychischen und psychosomatischen Erkrankungen

    • Familie muss sich an die Veränderungen anpassen (Arbeits- und Betreuungszeiten, Termine in der

      Freizeit, …) kaum Platz für Spontanität

  2. Immer höher werdenden bildungsbezogene Anforderungen an Familie

    • Familie wird auch als Bildungsort gesehen, der Bildungsvorteile sichern soll

    • Eltern arbeiten teilweise bis an Rand der Erschöpfung, an eigener Karriere, an Glück und Entspannung in der Familie und der bestmöglichen Förderung der eigenen Kinder

    • Optimierungsdruck, alles noch besser machen, um den Kindern den bestmöglichen Start zu

      ermöglichen

  3. die steigende brüchig gewordenen familialen Netzwerke

    • Großeltern betreuen oft Enkelkinder, um Eltern zu entlasten oder deren Berufstätigkeit zu ermöglichen

    • viele müssen auf die Großeltern verzichten, weil sie weit weg wohnen oder selber noch arbeiten

    • nachbarschaftliche oder freundschaftliche Bezüge sind rar/ wenig tragfähig

    • Familienformen haben sich vervielfältigt → viele Möglichkeiten verunsichern


Ökonomisierung der sozialen Arbeit

Erkläre

  • Wirtschaftspolitik orientiert sich in jüngster Zeit an neoliberalen Theorien

  • Neoliberalismus: eine Denkrichtung des Liberalismus, die eine freiheitliche, marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung mit minimaler staatlicher Eingreifung

  • Wirtschaftstheorie von Milton Friedmann: allein durch Angebot,

    Nachfrage und Konkurrenz, kommt das beste Produkt zum besten Preis zustande

  • Soziale Arbeit wird nach ökonomischen Gesichtspunkten bewertet

    → kosteneffizient und gewinnorientiert arbeiten

    → Resultate und Nutzen der Arbeit sicht- und messbar sein

  • Soziale Arbeit unterscheidet sich grundlegend von marktwirtschaftlicher

    Produktion oder Dienstleistung

    (humanistische Logik – betriebswirtschaftliche)

  • Soziale Arbeit ist eine Dienstleistung

    - Qualität der Arbeit liegt im Tun „Uno-actu“-Prinzip

    - ob eine Intervention lohnend ist liegt nicht nur an der Arbeit der Fachkraft sondern auch an den Klienten und weiteren Akteuren

  • Betriebswirtschaftlichen Logik:

    - Produktionsprozess wird betrachtet und stetig optimiert, Kosteneffizienz

    - in Sozialer Arbeit ist der Prozess die Interaktion (die eigentliche Arbeit), zentrale immer

    wiederkehrende Abläufe betrachtet und verbessert mithilfe der Reflektion

  • Wirkung der Sozialen Arbeit nicht unmittelbar sichtbar bzw. messbar (Beratung kann u.U. erst Monate später Wirkung zeigen)

    - Kosten-Nutzen-Analysen sind möglich mit vielen unvorhersehbaren Variablen und jahrelang

  • Nutzen Sozialer Arbeit: nicht immer eine Verbesserung

    z.B. in der Pflege eine Verschlechterung verhindern oder mildern

  • Soziale Arbeit wird auch Menschenrechtsprofession genannt, orientiert sich an humanistischen Werten

  • Oft mindert Soziale Arbeit die Folgen von strukturellen und wirtschaftlichen Missständen und Fehleinschätzungen (Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Armut, Fluchtbewegung, Verfolgung, Umweltkatastrophen)


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Ferry A.

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