Buffl

Klausurfragen

NH
von Nina H.

Welche der folgenden Beispiele beschreiben Faktoren und/oder Prozesse, die in dem sozial-ökologischen Mehrebenenansatz nach Bronfenbrenner (1979) berücksichtigt werden?


A Entstehung von Gemeinschaftsgefühl innerhalb einer Schulklasse.

B Auswirkungen rechtlicher Veränderungen auf Einstellungen gegenüber marginalisierten Gruppen.

C Vergleiche individueller körperlicher Stressreaktionen.

D Auswirkungen medialer Darstellungen von Personengruppen auf deren Diskriminierung.

E Einflüsse von lokalen Gemeindezusammenschlüssen auf den Sense of Community der Einwohner:innen.


WS 23/24

A: Entstehung von Gemeinschaftsgefühl innerhalb einer Schulklasse

-> Dies fällt unter das Mikrosystem, da es um die direkten interpersonalen Beziehungen innerhalb einer kleinen Gruppe geht. Die Mitglieder einer Schulklasse interagieren regelmäßig, was zu einem Gemeinschaftsgefühl führt. Die Dynamik innerhalb dieser Gruppe wird durch die individuellen Eigenschaften der Mitglieder und deren Beziehungen zueinander geprägt.

B: Auswirkungen rechtlicher Veränderungen auf Einstellungen gegenüber marginalisierten Gruppen

->Diese Antwort gehört zum Makrosystem, welches die größeren gesellschaftlichen Strukturen umfasst. Rechtliche Veränderungen können Einstellungen und Verhaltensweisen innerhalb der gesamten Gesellschaft beeinflussen, was auf die sozialen Normen und Werte abzielt, die in der Gemeinschaft oder Gesellschaft vorherrschen.

C: Vergleiche individueller körperlicher Stressreaktionen

-> ist falsch, weil individuelle körperliche Stressreaktionen auf die Individual-System-Ebene abzielen. Diese Antwort betrachtet individuelle Unterschiede und biophysiologische Prozesse, die nicht in den sozial-ökologischen Ansatz von Bronfenbrenner passen, da dieser sich auf soziale Interaktionen und Umwelteinflüsse konzentriert. In diesem Kontext werden keine sozialen Systeme oder deren Wechselwirkungen betrachtet.

D: Auswirkungen medialer Darstellungen von Personengruppen auf deren Diskriminierung

->Auch dies gehört zum Makrosystem, da mediale Darstellungen Teil der kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind, die die Wahrnehmung und das Verhalten gegenüber bestimmten Gruppen beeinflussen. Medien spielen eine zentrale Rolle in der Gestaltung von Meinungen und Diskursen, was sich auf die Diskriminierung auswirken kann.

E: Einflüsse von lokalen Gemeindezusammenschlüssen auf den Sense of Community der Einwohner

-> Diese Antwort bezieht sich auf das Mesosystem, da es die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Mikrosystemen (wie Nachbarschaften und lokalen Gruppen) beschreibt. Die lokalen Gemeindezusammenschlüsse können das Gemeinschaftsgefühl der Einwohnerfördern und beeinflussen, wie diese in ihrem sozialen Umfeld interagieren.


1.1.2 Die sozial-ökologische Perspektive

Die sozial-ökologische Perspektive untersucht den Einfluss von sozialen und situativen Faktoren auf menschliches Verhalten und Erleben, oft mit dem Ziel, den fundamentalen Attributionsfehler zu überwinden, bei dem dispositionale Faktoren überbewertet und situative Einflüsse unterschätzt werden.

Kontext:

  • Umfasst die räumliche, soziale und kulturelle Umwelt, in der Individuen leben.

  • Berücksichtigt verschiedene Systemebenen, wie von Urie Bronfenbrenner beschrieben.

Systemebenen nach Dalton et al. (2007):

  • Proximale Systeme: Nahe am Individuum (z. B. Familie), die direkten Einfluss auf das Verhalten haben.

  • Distalere Systeme: Weiter entfernt (z. B. Stadt), deren Einflüsse oft über proximale Systeme vermittelt werden.

  • Reziproke Einflussprozesse: Wechselwirkungen zwischen Individuen und ihren sozialen Systemen.

Ebenen:

  1. Individual-System: Betrachtet individuelle Einflussfaktoren und deren Wechselwirkungen mit sozialen Systemen.

  2. Mikrosysteme: Beinhaltet direkte, interpersonale Beziehungen (z. B. Familie, Freundeskreise).

  3. Mesosysteme: Umfasst Organisationen und lokal-administrative Communities, die formal strukturierte soziale Systeme darstellen.

  4. Makrosysteme: Höchste Ebene, die kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse auf Individuen und soziale Netzwerke analysiert.



Die Community Psychology setzt besondere Akzente im Hinblick auf den Forschungs- und

Interventionsprozess. Welche der folgenden Aussagen bezüglich dieser Akzentuierung sind korrekt?


A Forschung sollte die Perspektiven der Mitglieder der Communities, über die geforscht wird, mit einbeziehen.

B Insbesondere bei Interventionen ist es wichtig, dass die Wissenschaftler:innen mit ihrer Expertise die Rahmenbedingungen vorgeben und die Entscheidungshoheit bezüglich der Vorgehensweise behalten.

C Der Fokus liegt auf den Ressourcen einzelner Individuen, Gruppen und Communities und ihrer

Förderung.

D Die Community Psychology setzt in Interventionen stärker auf (primäre) Prävention und Förderung als auf Therapie und Rehabilitation.

E Community-psychologische Intervention ist typischerweise interdisziplinär orientiert.



WS 23/24

A Forschung sollte die Perspektiven der Mitglieder der Communities, über die geforscht wird, mit einbeziehen.

Richtig. Dies entspricht einem zentralen Prinzip der Community Psychology, das auf Partizipation abzielt. Forschung und Interventionen sollten unter Einbezug der Perspektiven und Bedürfnisse der Betroffenen erfolgen, um ein Machtgefälle zu vermeiden und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

B Insbesondere bei Interventionen ist es wichtig, dass die Wissenschaftler:innen mit ihrer Expertise die Rahmenbedingungen vorgeben und die Entscheidungshoheit bezüglich der Vorgehensweise behalten.

Falsch. In der Community Psychology wird das Machtgefälle zwischen Forschenden und der betroffenen Community kritisch betrachtet. Stattdessen wird eine partizipative und kooperative Herangehensweise gefordert, bei der die Community-Mitglieder aktiv mitentscheiden.

C Der Fokus liegt auf den Ressourcen einzelner Individuen, Gruppen und Communities und ihrer Förderung.

Richtig. Community Psychology verwendet ein Ressourcenmodell statt eines Defizitmodells. Es geht darum, die vorhandenen Stärken und Fähigkeiten von Individuen und Gemeinschaften zu fördern, um Probleme präventiv anzugehen.

D Die Community Psychology setzt in Interventionen stärker auf (primäre) Prävention und Förderung als auf Therapie und Rehabilitation.

Richtig. Der Schwerpunkt liegt auf Prävention und der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden, um problematische Verhaltensweisen gar nicht erst entstehen zu lassen. Dieser präventive Ansatz ist ein wichtiger Unterschied zu therapiebasierten Ansätzen.

E Community-psychologische Intervention ist typischerweise interdisziplinär orientiert

Richtig. Interdisziplinarität ist ein wichtiges Kennzeichen der Community Psychology. Sie bezieht Wissen aus verschiedenen Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Politikwissenschaft und anderen, um komplexe soziale Probleme zu verstehen und zu lösen.


1.1 Was ist Community Psychology?

Community Psychology ist eine relativ junge, angewandte Teildisziplin der Psychologie, die sich ab Ende der 1960er Jahre in den USA entwickelte. Sie befasst sich mit dem Erleben und Handeln von Individuen innerhalb ihrer Communities, die sowohl geografisch als auch sozial definiert sein können. Es handelt sich um eine empirische Wissenschaft, die sich auf Datenanalyse stützt, um praktische und gesellschaftliche Probleme zu lösen.

Fachliche Identität der Community Psychology:

  • Die Disziplin entwickelte sich aus der Kritik an den Paradigmen der akademischen Psychologie, die Ende der 1960er eine wissenschaftliche Krise durchlief.

  • Die akademische Psychologie trug nur wenig zur Lösung gesellschaftlich relevanter Probleme bei, da sie sich stark auf das naturwissenschaftliche Erkenntnisideal und auf individuelle Erklärungsmodelle konzentrierte.

Paradigmenwechsel in der Community Psychology: Die Gründungsgeneration strebte einen Paradigmenwechsel an, der sich auf vier zentrale Aspekte konzentrierte:

  1. Überwindung des psychologischen Reduktionismus: Der Fokus lag bisher stark auf dem Individuum, ohne die komplexen sozialen und ökologischen Einflüsse ausreichend zu berücksichtigen.

  2. Überwindung der Trennung von Grundlagen- und Anwendungswissenschaften: Forschen und Anwenden sollten als Einheit betrachtet werden.

  3. Thematisierung der Wertebasis der psychologischen Forschung: Die psychologische Forschung sollte soziale und ethische Werte stärker einbeziehen.

  4. Entwicklung alternativer Perspektiven auf Forschungs- und Interventionsprozesse: Es wurde ein partizipatorischer, interdisziplinärer und ressourcenorientierter Ansatz eingeführt.

Alternative Perspektiven auf Forschung und Interventionen:

  • In der Community Psychology wird die traditionelle Machtverteilung zwischen Forschenden und ihren „Objekten“ kritisch hinterfragt und durch kooperative, partizipative Ansätze ersetzt.

  • Anstelle des Defizitmodells steht das Ressourcenmodell, das die Stärken und Potenziale von Personen und Communities betont. Der Fokus liegt auf Prävention und Förderung, nicht auf Therapie.


Welche Merkmale machen lokal administrative Communities nach Bronfenbrenner (1979) aus?


A Direkte Kontaktmöglichkeiten

B Wahrgenommene Ähnlichkeiten auf sozial bedeutsamen Dimensionen

C Soziale Kategorisierung

D Selbststereotypisierung

E Geografische Nähe



WS 23/24

A: Direkte Kontaktmöglichkeiten

  • Richtig. Lokal-administrative Communities basieren auf geografischer Nähe, die direkte, persönliche Interaktionen ermöglicht. Menschen in einem bestimmten Gebiet können leicht in Kontakt treten und Beziehungen aufbauen.

B: Wahrgenommene Ähnlichkeiten auf sozial bedeutsamen Dimensionen

  • Falsch. Dies ist ein Merkmal von sozial-relationalen Communities, bei denen die Zugehörigkeit auf emotionalen oder sozialen Gemeinsamkeiten beruht, unabhängig von geografischer Nähe.

C: Soziale Kategorisierung

  • Falsch. Soziale Kategorisierung beschreibt, wie Menschen sich und andere Gruppen auf der Basis von sozialen Merkmalen einordnen. Dies passt eher zu sozial-relationalen Communities, bei denen die Verbindung durch gemeinsame Merkmale oder Identitäten erfolgt, nicht durch geografische Nähe.

D: Selbststereotypisierung

  • Falsch. Selbststereotypisierung bedeutet, dass Menschen sich selbst nach den Merkmalen der Gruppe, der sie angehören, beurteilen. Dies ist typisch für die Identifikation in sozial-relationalen Communities und nicht für lokal-administrative Communities.

E: Geografische Nähe

  • Richtig. Lokal-administrative Communities werden durch ihre geografische Lage definiert, und die Zugehörigkeit beruht oft auf der Wohnsituation, wie in Stadtteilen oder Gemeinden.

2.1 Was ist eine Community?

Eine Community ist eine Gruppe von Menschen, die durch gemeinsame Merkmale, Interessen oder geografische Nähe verbunden sind. Communities können lokal-administrativ oder sozial-relational organisiert sein.

  • Lokal-administrative Communities: Diese basieren auf geografischen Einheiten wie Städten oder Stadtteilen, wo die Zugehörigkeit durch Nähe entsteht. Soziale Bindungen werden oft durch direkte Kontakte und lokale Traditionen geprägt. Es gibt formale Strukturen zur politischen Mitbestimmung.

  • Sozial-relationale Communities: Diese sind unabhängig von geografischen Bezügen und basieren auf stabilen, emotionalen Beziehungen zwischen Mitgliedern. Sie entstehen durch gemeinsame Interessen oder Ziele und bieten ein starkes Gefühl der emotionalen Verbundenheit, auch wenn sich nicht alle Mitglieder persönlich kennen


Im Gegensatz zu einer individuumsorientierten Psychologie sieht sich die Community Psychology einem sozial-ökologischen Mehrebenenansatz im Sinne Bronfenbrenners (1979) verpflichtet. Welche der folgenden Aussagen geben daraus resultierende Implikation für die empirische Forschung und Praxis korrekt wieder?


A Es können keine unidirektionalen Kausalhypothesen getestet werden, da davon ausgegangen wird, dass Kausalität immer zirkulär ist.

B Es werden mesosystematische (intra- und intergruppen Prozesse) und makrosystematische

(ökonomische, kulturelle oder politische Prozesse) Faktoren und deren komplexe Wechselwirkungen auf unterschiedlichen Ebenen berücksichtigt.

C Mikrosystematische (interpersonale Prozesse) Faktoren werden im Mehrebenenansatz nicht erfasst.

D Das Individuum wird entlastet, da aufgrund der verstärkten Betrachtung des Kontextes die „blaming the victim-Tendenz“ verringert wird.

E Es wird noch stärker auf die Trennung zwischen der Psychologie und anderen Wissenschaften (wie zum Beispiel der Soziologie) in Forschung und Praxis geachtet.


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A Es können keine unidirektionalen Kausalhypothesen getestet werden, da davon ausgegangen wird, dass Kausalität immer zirkulär ist.

-> ist falsch, weil unidirektionale Kausalhypothesen zwar in einem linearen Modell nicht getestet werden, aber es gibt Situationen, in denen spezifische Hypothesen getestet werden können, ohne dass Kausalität immer zirkulär sein muss.

B Es werden mesosystematische (intra- und intergruppen Prozesse) und makrosystematische

(ökonomische, kulturelle oder politische Prozesse) Faktoren und deren komplexe Wechselwirkungen auf unterschiedlichen Ebenen berücksichtigt.

-> ist richtig, weil mesosystematische und makrosystematische Faktoren und deren Wechselwirkungen im sozial-ökologischen Ansatz berücksichtigt werden.

C Mikrosystematische (interpersonale Prozesse) Faktoren werden im Mehrebenenansatz nicht erfasst.

-> ist falsch, weil mikrosystematische (interpersonale) Prozesse explizit im sozial-ökologischen Modell erfasst werden und eine zentrale Rolle spielen

D Das Individuum wird entlastet, da aufgrund der verstärkten Betrachtung des Kontextes die „blaming the victim-Tendenz“ verringert wird.

-> ist richtig, da der sozial-ökologische Ansatz das Individuum entlastet, indem er kontextuelle Einflüsse stärker betont und dadurch die "blaming the victim"-Tendenz reduziert.

E Es wird noch stärker auf die Trennung zwischen der Psychologie und anderen Wissenschaften (wie zum Beispiel der Soziologie) in Forschung und Praxis geachtet.

-> ist falsch, weil die Community Psychology die Trennung zwischen Psychologie und anderen Wissenschaften gerade überwinden möchte und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert.


In der community-psychologischen Literatur werden so genannte Grundwerte der Disziplin diskutiert.

Welche dieser Grundwerte der Community Psychology (nach Dalton et al., 2007) werden im Studienbrief genannt?


A Familiäres Wohlergehen

B Gemeinwohlorientierung

C Partnerschaftliche Orientierung

D Empirische Fundierung

E Trennung von Grundlagen- und Anwendungsforschung


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A (Familiäres Wohlergehen) ist richtig, da individuelles und familiäres Wohlergehen als einer der Grundwerte der Community Psychology nach Dalton et al. (2007) genannt wird.

B (Gemeinwohlorientierung) ist richtig, da die Gemeinwohlorientierung ebenfalls ein zentraler Wert in der Community Psychology ist, mit Fokus auf das Wohl der Gemeinschaft.

C (Partnerschaftliche Orientierung) ist richtig, da die partnerschaftliche Orientierung auf die Zusammenarbeit und partizipative Ansätze in Forschung und Praxis verweist.

D (Empirische Fundierung) ist richtig, da Community Psychology sich auf wissenschaftliche Grundlagen stützt, um ihre Interventionsansätze zu begründen und zu validieren.

E (Trennung von Grundlagen- und Anwendungsforschung) ist falsch, weil in der Community Psychology die Trennung von Grundlagen- und Anwendungsforschung überwunden werden soll, um eine praxisorientierte, aber dennoch wissenschaftlich fundierte Disziplin zu fördern


Grundwerte der Community Psychology (nach Dalton et al., 2007)

  • Diese Grundwerte bilden die Leitprinzipien für Forschung und Interventionen in der Community Psychology. Sie sind nicht widerspruchsfrei und müssen oft gegeneinander abgewogen werden.

  1. Individuelles und familiäres Wohlergehen

  • Wohlergehen umfasst physische, psychische, soziale und materielle Aspekte.

  • Ziel ist es, durch systemische und ressourcenorientierte Interventionen das Wohlergehen auf individueller und familiärer Ebene zu fördern.

  1. Gemeinwohlorientierung

  • Spannungsverhältnis zwischen individuellen und kollektiven Interessen.

  • Der „Sense of Community“ ist entscheidend für Engagement und Ressourcenteilung innerhalb der Community.

  1. Respekt vor menschlicher Diversität

  • Anerkennung und Wertschätzung der Vielfalt von Lebensformen, ohne in moralischen Relativismus zu verfallen.

  • Spannungsfeld zu Werten wie sozialer Gerechtigkeit, wenn kulturelle Praktiken übergeordnete Rechte verletzen.

  1. Soziale Gerechtigkeit

  • Fairer Ausgleich von Interessen und Ressourcen innerhalb der Gesellschaft.

  • Unterschiedliche Prinzipien der Gerechtigkeit (z.B. Gleichheit vs. Bedürftigkeit) führen oft zu sozialen Konflikten.

  1. Bürgerbeteiligung

  • Demokratische Mitbestimmung und kollektives Handeln, um Probleme auf Community-Ebene zu lösen.

  • Stärkung des „sozialen Kapitals“ (Putnam, 2000), also der sozialen Netzwerke und des gegenseitigen Vertrauens.

  1. Partnerschaftliche Orientierung

  • Respektvolle, partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Community-Psycholog*innen und Community-Mitgliedern.

  • Einbindung der Mitglieder in Forschung und Interventionen.

  1. Empirische Fundierung

  • Forschung und Interventionen müssen auf empirischen Daten basieren.

  • Kritische Reflexion gesellschaftlicher Werte, die die Forschung beeinflussen.

Werte in der Praxis

  • Die Werte sind nicht immer widerspruchsfrei, und ihre Bedeutung kann je nach Community variieren.

  • Leitprinzip ist die Verhältnismäßigkeit, um Zielkonflikte zwischen konkurrierenden Werten zu lösen.


Welche der folgenden Aussagen zum Sense of Community nach McMillan und Chavis (1986) sind korrekt?


A Faktoren, die den Sense of Community beeinflussen, können individuelle Dispositionen sein,

Merkmale der Community oder Merkmale der Beziehung zwischen Individuum und Community.

B Der Sense of Community Index (SCI) von Perkins et al. (1990) ist ein teilstrukturiertes Interview zur Messung des Sense of Community der Community-Mitglieder.

C Die Komponente „Einfluss“ bezieht sich sowohl auf die Macht der Community über die einzelnen Mitglieder als auch die Macht der Community über die gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse.

D Die Komponente „emotionale Verbundenheit“ ist durch verschiedene Aspekte charakterisiert. Dazu zählen unter anderem wechselseitige Zuneigung und Vertrauen sowie Sinnstiftung durch

Verbundenheit mit einer Gemeinschaft.

E Die Struktur des Sense of Community sowie die Interkorrelation der vier Komponenten konnte in allen relevanten empirischen Studien bestätigt werden.


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A:Faktoren, die den Sense of Community beeinflussen, können individuelle Dispositionen sein, Merkmale der Community oder Merkmale der Beziehung zwischen Individuum und Community.Richtig – Dies stimmt, da der Sense of Community von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, einschließlich persönlicher Eigenschaften (wie Extraversion), den Eigenschaften der Gemeinschaft (wie Größe und Klima), sowie der Beziehung zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft (wie die emotionale Bindung).

B: Der Sense of Community Index (SCI) von Perkins et al. (1990) ist ein teilstrukturiertes Interview zur Messung des Sense of Community der Community-Mitglieder.

Falsch – Der SCI ist kein Interview, sondern ein standardisierter Fragebogen, der den Sense of Community quantitativ misst, nicht teilstrukturiert oder qualitativ.

C: Die Komponente „Einfluss“ bezieht sich sowohl auf die Macht der Community über die einzelnen Mitglieder als auch die Macht der Community über die gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse.

Falsch – Die Komponente „Einfluss“ bezieht sich darauf, wie sehr die Mitglieder Einfluss auf die Community ausüben können und wie die Community Einfluss auf die Mitglieder hat. Sie bezieht sich nicht auf die Macht der Community über gesamtgesellschaftliche Verhältnisse.

D: Die Komponente „emotionale Verbundenheit“ ist durch verschiedene Aspekte charakterisiert. Dazu zählen unter anderem wechselseitige Zuneigung und Vertrauen sowie Sinnstiftung durch Verbundenheit mit einer Gemeinschaft. Richtig – Die emotionale Verbundenheit ist das „Herzstück“ des Sense of Community und umfasst Aspekte wie gegenseitige Zuneigung, Vertrauen und das Gefühl der Zugehörigkeit, die durch gemeinsame Erfahrungen und Rituale verstärkt werden.

E: Die Struktur des Sense of Community sowie die Interkorrelation der vier Komponenten konnte in allen relevanten empirischen Studien bestätigt werden. Falsch – Während die Struktur und die vier Komponenten von McMillan und Chavis (1986) in vielen Studien untersucht wurden, ist ihre Interkorrelation nicht in allen empirischen Studien bestätigt worden. Es gibt Studien, die Unterschiede in der Stärke der Komponenten gefunden haben.


2.2 Sense of Community

  • „Sense of Community“ hat keine genaue deutsche Entsprechung, am ehesten „Gemeinschaftsgefühl“ oder „Gemeinsinn“.

  • Umfasst die Bereitschaft, individuelle und kollektive Interessen freiwillig auszubalancieren.

2.2.1 Begriffsdefinition

  • Sarason (1974): Ein Konglomerat von Wahrnehmungen und Verhaltensabsichten: Wahrgenommene Ähnlichkeit, Anerkennung wechselseitiger Abhängigkeit, und die Bereitschaft, diese durch gegenseitige Unterstützung aufrechtzuerhalten. Gefühl, Teil einer stabilen Struktur zu sein.

  • Kernmerkmale: Wahrgenommene Ähnlichkeit, Interdependenz, Commitment.

  • McMillan & Chavis (1986): Sense of Community umfasst Zugehörigkeitsgefühl, Bedeutung füreinander und die Gruppe, sowie das Vertrauen, dass Bedürfnisse in der Gemeinschaft befriedigt werden.

Komponenten des Sense of Community (McMillan & Chavis, 1986)

  1. Mitgliedschaft:

    • Gefühl der Zugehörigkeit und Investitionen in die Community.

    • Grenzen, Symbole, emotionale Sicherheit und Identifikation spielen eine wichtige Rolle.

  2. Einfluss:

    • Der wahrgenommene Einfluss der Mitglieder auf die Community und umgekehrt.

    • Kohäsion und Bedürfnisbefriedigung hängen stark mit dem Einfluss zusammen.

  3. Integration und Bedürfnisbefriedigung:

    • Ressourcen werden zwischen den Mitgliedern ausgetauscht, um individuelle Bedürfnisse zu befriedigen.

    • Interdependenz stärkt den Zusammenhalt.

  4. Emotionale Verbundenheit:

    • Herzstück der Community, basierend auf Vertrauen, Zuneigung und gemeinsamen Traditionen.

    • Stiftet Sinn und stärkt die emotionale Bindung.

Messung des Sense of Community:

  • Standardisierte Verfahren, z.B. der 12-Item Sense of Community Index (SCI) von Perkins et al. (1990), zur quantitativen Erfassung des Sense of Community.

Antezedenzien des Sense of Community:

  • Individuelle Dispositionen: Verträglichkeit, Extraversion, hohes Anschlussmotiv.

  • Merkmale der Community: Kleine Gemeinschaften und positives soziales Klima fördern den Sense of Community.

  • Beziehung zwischen Individuum & Community: Ortsbindung und längere Zugehörigkeit stärken den Sense of Community.

Konsequenzen des Sense of Community:

  • Positives kollektives Handeln, Nachbarschaftshilfe, höhere Wahlbeteiligung.

  • Förderung des individuellen Wohlbefindens, Resilienz gegenüber Stressoren und langanhaltendes ehrenamtliches Engagement.


Auf welche übergeordneten Dimensionen des Sozialklimas bezieht sich das Sozialklimainventar von Moos et al. (1994)?


A Kontaktqualität

B Soziale Verantwortung

C Gemeinsame Werte

D Zugehörigkeitsgefühl

E Soziale Beziehungen


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A: Kontaktqualität Falsch – Kontaktqualität ist keine übergeordnete Dimension des Sozialklimas im Inventar von Moos et al. (1994). Zwar geht es um soziale Beziehungen, aber "Kontaktqualität" wird nicht als separate Dimension genannt.

B: Soziale Verantwortung Falsch – Soziale Verantwortung ist ebenfalls keine explizit genannte Dimension im Sozialklimainventar von Moos. Es wird zwar indirekt angesprochen durch Aspekte wie Gruppenkohäsion und Unterstützung, aber nicht als eigenständige Dimension.

C: Gemeinsame Werte Falsch – Gemeinsame Werte sind nicht als spezifische Dimension im Sozialklimainventar aufgeführt. Es geht mehr um das soziale Klima, das durch Beziehungen, Entwicklungschancen und Systemaufrechterhaltung beschrieben wird.

D: Zugehörigkeitsgefühl Falsch – Zugehörigkeitsgefühl wird nicht als eigenständige Dimension im Sozialklimainventar genannt, sondern eher indirekt in der Dimension der sozialen Beziehungen und Kohäsion berührt.

E: Soziale Beziehungen Richtig – Soziale Beziehungen sind eine zentrale übergeordnete Dimension des Sozialklimas nach Moos et al. (1994). Diese Dimension bezieht sich auf Aspekte wie gegenseitige Unterstützung, Qualität der Beziehungen und Kohäsion innerhalb der Community.


Messung des Sozialklimas (nach Moos et al., 1994):

  • Ein standardisiertes Inventar wurde entwickelt, basierend auf ökologisch-psychologischen Theorien.

  • Erfasst werden die drei Hauptdimensionen:

    1. Soziale Beziehungen: Über Items wie Qualität der Beziehungen, wahrgenommene Unterstützung und Konflikte.

    2. Persönliche Entwicklungschancen: Durch Fragen zur Autonomie, Förderung von Selbstbestimmtheit und persönlichem Wachstum.

    3. Systemaufrechterhaltung und -wandel: Items zur Bedeutung von Regeln, deren Einhaltung und zur Veränderungsbereitschaft im System.

Zusätzlich wird die Wahrnehmung der physischen und sozialen Umwelt berücksichtigt, wie z.B. architektonische Gestaltung und politische Regelungen.

Sozialklima in einer Community – Wesentliche Punkte:

1. Sozialklima:

  • Beschreibt den sozialen Charakter eines Kontextes (z.B. Arbeitsplatz) als vergleichbar mit einer „Persönlichkeit“.

  • Entwickelt von Rudolf Moos (1987).

2. Dimensionen des Sozialklimas (nach Moos et al., 1994):

  • Soziale Beziehungen: Wahrgenommene Unterstützung, Kohäsion, Konflikte.

  • Persönliche Entwicklungschancen: Autonomie, Persönlichkeitswachstum, Selbstbestimmung.

  • Systemaufrechterhaltung und -wandel: Strukturen, Regeln, Veränderungspotenzial.

3. Einflussfaktoren:

  • Physikalisch-strukturelle Merkmale (z.B. Architektur).

  • Politische Regelungen.

  • Soziale Konfiguration (z.B. Homogenität der Gruppe).

Individuelle Wahrnehmung des Sozialklimas wird stark vom Status in der Gruppe beeinflusst (z.B. Minoritätenstatus).

Welche der folgenden Aussagen zu partizipatorischen Kompetenzen sind korrekt (vgl. z. B. Berkowitz, 2000)?


A Aktives sozial-politisches Engagement führt häufig zu einem Zugewinn an partizipatorischen

Kompetenzen.

B Vorhandene Strukturen zur Zielerreichung weiterzuentwickeln fällt unter die Kategorie

organisatorische Kompetenz.

C Alle partizipatorischen Kompetenzen sind für die individuelle Beteiligung in der Regel gleich wichtig.

D Die Fähigkeit Probleme zu identifizieren und dafür Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz.

E Die Fähigkeit unterschiedliche Bedürfnislagen und Perspektiven beteiligter Personen wahrzunehmen und entsprechend angepasste Entscheidungsprozesse abzustimmen fällt unter die Kategorie assimilative Kompetenz.


WS 23/24

A: Aktives sozial-politisches Engagement führt häufig zu einem Zugewinn an partizipatorischen Kompetenzen. Richtig – In deinen Notizen wird explizit darauf hingewiesen, dass Forschungsergebnisse zeigen, dass aktives sozial-politisches Engagement oft zu einer Steigerung der partizipatorischen Kompetenzen führt. Dies umfasst analytische, soziale und kommunikative Fähigkeiten.

B: Vorhandene Strukturen zur Zielerreichung weiterzuentwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz. Richtig – Laut den Notizen ist organisatorische Kompetenz die Fähigkeit, Strukturen zur Zielerreichung aufzubauen oder weiterzuentwickeln. Diese Definition passt direkt zu dieser Aussage.

C: Alle partizipatorischen Kompetenzen sind für die individuelle Beteiligung in der Regel gleich wichtig. Falsch – Die Notizen betonen, dass die Bedeutung der einzelnen Kompetenzen situations- und kontextabhängig ist. Welche Kompetenz erforderlich ist, hängt von der spezifischen Problemlage ab.

D: Die Fähigkeit, Probleme zu identifizieren und dafür Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz.Falsch – Diese Fähigkeit gehört laut den Notizen zur analytischen Kompetenz, da es um die Analyse von Problemsituationen und die Entwicklung von Lösungsansätzen geht, nicht um organisatorische Prozesse.

E: Die Fähigkeit, unterschiedliche Bedürfnislagen und Perspektiven beteiligter Personen wahrzunehmen und entsprechend angepasste Entscheidungsprozesse abzustimmen, fällt unter die Kategorie assimilative Kompetenz. Falsch – Diese Fähigkeit gehört zur sozialen Kompetenz, da es darum geht, Sensibilität für die verschiedenen Perspektiven der Beteiligten zu entwickeln und Entscheidungen darauf abzustimmen.


5.1.2. Partizipatorische Kompetenzen sind Fähigkeiten, die die aktive Beteiligung an sozial-.politischen Prozessen unterstützen. Sie umfassen:

  1. Analytische Kompetenz: Fähigkeit, Probleme zu identifizieren und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.

  2. Soziale Kompetenz: Sensibilität für unterschiedliche Perspektiven und Anpassung von Entscheidungsprozessen.

  3. Kommunikative Kompetenz: Wahrnehmung sprachlicher und nicht-sprachlicher Signale sowie effektive Kommunikation.

  4. Organisatorische Kompetenz: Strukturen zur Zielerreichung aufbauen oder weiterentwickeln sowie Ressourcen mobilisieren.

Partizipatorische Kompetenzen sind situations- und kontextabhängig und können durch aktives sozial-politisches Engagement erworben oder gestärkt werden.

Monatelang hielten Klima-Aktivist:innen das Dorf Lützerath besetzt, um zu verhindern, dass ein großer Energiekonzern die unter dem Dorf liegende Braunkohle fördern kann. Welche der folgenden genannten Faktoren und Prozesse sind vereinbar mit dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997)?


A Anna hat von zwei Freundinnen von den Aktionen in Lützerath gehört und sich entschlossen die beiden in das Dorf zu begleiten. Ihr ist das Thema Klimawandel nicht besonders wichtig, da sie nicht davon ausgeht, dass es irgendeine Auswirkung auf ihr Leben haben wird. Sie liebt jedoch Abenteuer und die Auszeit von ihrem Studium kommt ihr gelegen.

B Moritz ärgert sich sehr über die globalen Ungerechtigkeiten, die mit dem Klimawandel verbunden sind. Er ist daher mit einer Gruppe von Aktivist:innen nach Lützerath gereist, obwohl er denkt, dass solche Aktionen generell keine Wirkung haben. ☐ ☐

C Erst hatte Miriam kein Interesse an dem Thema Umweltschutz. Als sie jedoch in der Uni mit einer Aktivistin ins Gespräch kam, bekam das Thema für sie eine hohe Wichtigkeit. Sie erwog, nach Lützerath zu reisen, sah aber letztlich davon ab, da sie sich zu der Zeit auf eine wichtige Prüfung vorbereiten musste.

D Tino ist sich der Probleme, die durch den Klimawandel entstehen, bewusst. Er verbreitet auf sozialen Medien Informationen zu Aktionen und hofft, dass genügend Menschen daran teilnehmen und sich weiter engagieren. Er selbst möchte nicht aktiv vor Ort teilnehmen, da er aufgrund einer Angststörung die Reise nach Lützerath und die Proteste vor Ort als zu herausfordernd einstuft.

E Carsten interessiert sich sehr für den Umweltschutz und hat sich umfassend informiert. Nach

gründlicher Abwägung hat er beschlossen, nicht nach Lützerath zu reisen, da er den Nutzen der Aktion für das Klima als gering einstufte. Stattdessen hat er sich einer Bewegung angeschlossen, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Ausbau der Windkraft zu beschleunigen.


WS 23/24

A Falsch – Anna hat keine ernsthafte Teilnahmemotivation bezüglich des Themas Klimawandel, sondern sieht das Ganze als Abenteuer. Für das Prozessmodell nach Klandermans wäre eine kollektive Identifikation oder eine echte Motivation zur Problemlösung erforderlich, was bei Anna nicht zutrifft.

B Falsch – Moritz empfindet den Klimawandel zwar als wichtiges Thema, glaubt aber nicht, dass die Aktionen Wirkung haben. Damit fehlt ihm die Überzeugung, dass gemeinschaftliches Handeln das Problem lösen kann, was nach dem Modell notwendig ist, um Teil des Mobilisierungspotentials zu werden.

C Richtig – Miriam hat nach einem persönlichen Austausch eine Motivation entwickelt, sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. Allerdings verhindert eine persönliche Teilnahmebarriere (Prüfungsvorbereitung) ihre physische Teilnahme, was im Modell als Barriere beschrieben wird.

D Richtig – Tino hat eine starke Bewusstheit für das Problem und beteiligt sich, indem er andere mobilisiert, auch wenn er aufgrund einer persönlichen Barriere (Angststörung) nicht selbst vor Ort teilnimmt. Dies passt zu den Prozessschritten des Mobilisierens und der Teilnahmebarrieren.

E Richtig – Carsten zeigt eine hohe Motivation und Entscheidungskompetenz, indem er sich informiert und eine Alternative (Windkraft) zur Aktion in Lützerath gefunden hat. Er überwindet Barrieren und wählt eine für ihn sinnvollere Partizipationsform.


5.2. Klandermans Prozessmodell sozial-politischer Partizipation

Das Vier-Stufen-Modell der Partizipation nach Klandermans beschreibt, wie Menschen sich an kollektiven Aktionen beteiligen:

  1. Teil des Mobilisierungspotenzials werden: Personen müssen die Probleme als sozial geteilte Ungerechtigkeiten verstehen und glauben, dass gemeinschaftliches Handeln wirksam ist.

  2. Ziel von Mobilisierungsversuchen werden: Personen müssen informiert werden, wann und wo Aktionen stattfinden.

  3. Teilnahmemotivation entwickeln: Motivation entsteht durch Kosten-Nutzen-Abwägung, kollektive Identifikation oder soziale Motive.

  4. Teilnahmebarrieren überwinden: Auch bei hoher Motivation können Barrieren wie persönliche Umstände die Teilnahme verhindern.



Nach dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997) sind sowohl

Identifikationsprozesse als auch Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse für die Entwicklung von

Teilnahmemotivation entscheidend. Welche der folgenden Aussagen zu diesem Schritt des Modells sind korrekt?


A Das kollektive Motiv der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse bezieht sich auf die von den anderen Teilnehmenden (Kollektiv) erwarteten Kosten und Nutzen der Teilnahme, z. B. durch negative Reaktionen anderer auf die eigene Teilnahme.

B Die drei Motive der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse und ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement wurden bisher noch nicht ausreichend erforscht oder empirisch belegt.

C Das Vermeidungsmotiv beschreibt die Vermeidung eigener Bemühungen partizipativ an der

Bewegung teilzunehmen und stattdessen von den anderen in Form von sozialem Trittbrettfahren zu profitieren.

D Identifikationsprozesse spielen neben der Motivation eine wichtige Rolle für das aktive Einsetzen zur Erreichung kollektiver Ziele.

E Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und deren Bedeutung für die eigene Identität sind die zwei Aspekte von kollektiver Identifikation.


WS 23/24

A: Das kollektive Motiv der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse bezieht sich auf die von den anderen Teilnehmenden (Kollektiv) erwarteten Kosten und Nutzen der Teilnahme, z. B. durch negative Reaktionen anderer auf die eigene Teilnahme. Falsch. Das kollektive Motiv bezieht sich auf den kollektiven Nutzen, den eine Bewegung oder Initiative anstrebt, nicht auf die erwarteten sozialen Reaktionen anderer Teilnehmender. Diese Reaktionen fallen unter das normative (soziale) Motiv, nicht unter das kollektive Motiv.

B: Die drei Motive der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse und ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement wurden bisher noch nicht ausreichend erforscht oder empirisch belegt. Falsch. Die drei Motive – kollektives Motiv, normatives Motiv und Belohnungsmotiv – wurden umfangreich erforscht. Zahlreiche empirische Studien belegen ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement.

C: Das Vermeidungsmotiv beschreibt die Vermeidung eigener Bemühungen partizipativ an der Bewegung teilzunehmen und stattdessen von den anderen in Form von sozialem Trittbrettfahren zu profitieren. Falsch. Diese Aussage ist falsch, weil das kollektive Motiv nicht die Erwartungen an das Verhalten anderer (wie positive oder negative Reaktionen) umfasst. Das bezieht sich eher auf das normative (soziale) Motiv. Das kollektive Motiv bezieht sich auf den kollektiven Nutzen einer Bewegung oder Initiative, also auf ein Ziel oder Gut, von dem alle profitieren können, unabhängig von ihrer Teilnahme.

D: Identifikationsprozesse spielen neben der Motivation eine wichtige Rolle für das aktive Einsetzen zur Erreichung kollektiver Ziele. Richtig. Identifikationsprozesse sind entscheidend, da sie die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und die Bedeutung dieser Zugehörigkeit für die eigene Identität betreffen, was starke Motivation und Engagement zur Folge hat.

E: Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und deren Bedeutung für die eigene Identität sind die zwei Aspekte von kollektiver Identifikation. Richtig. Kollektive Identifikation setzt sich aus der Zugehörigkeit zu einer Gruppe und der Bedeutung dieser Gruppe für die eigene Identität zusammen. Diese Identifikation spielt eine wichtige Rolle für die Teilnahmemotivation.

5.2. "Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997)":

Das Modell beschreibt die Entwicklung der Teilnahmemotivation in vier Stufen:

  1. Teil des Mobilisierungspotenzials werden – durch das Teilen von Überzeugungen über ein kollektives Problem.

  2. Ziel von Mobilisierungsversuchen werden – durch das Erreichen potenzieller Teilnehmender.

  3. Teilnahmemotivation entwickeln – durch eine Kosten-Nutzen-Kalkulation, die auf kollektiven, normativen und individuellen Belohnungen basiert, sowie durch Identifikationsprozesse.

  4. Teilnahmebarrieren überwinden – indem Hindernisse erkannt und bewältigt werden.

Zu 3. Teilnahmemotivation entwickeln:

Zwei Klassen von Prozessen, die für Motivationsentwicklung besonders wichtig sind:Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse:

  • Diese Prozesse basieren auf Olsons Theorie des kollektiven Handelns (1977) und beinhalten drei Motive, die Klandermans (1997) identifiziert hat:

  • Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozess:

    • Kollektives Motiv: Der kollektive Nutzen, den eine Bewegung anstrebt, also ein Gut, von dem alle profitieren können, unabhängig von ihrer Teilnahme. Es kann jedoch zu „sozialem Trittbrettfahren“ führen, wenn Menschen den Nutzen ohne eigene Beteiligung einfordern.

    • Normatives (soziales) Motiv: Die antizipierten sozialen Reaktionen auf die Teilnahme, wie positive oder negative Reaktionen von Bezugspersonen.

    • Belohnungsmotiv: Die Erwartung von individuellen Kosten und Nutzen. Je größer der Nutzen im Vergleich zu den Kosten ist, desto motivierender wirkt das Motiv.

  1. Identifikationsprozesse:

    • Diese Prozesse beruhen auf der kollektiven Identifikation, also der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und ihrer Bedeutung für die eigene Identität.

    • Eine starke Identifikation mit einer Gemeinschaft oder Bewegung erhöht die Motivation zur Teilnahme, unabhängig von der Kosten-Nutzen-Kalkulation.

Besonders wichtig für die Motivation sind Kosten-Nutzen-Kalkulationen (kollektive, normative und individuelle Motive) und die Identifikation mit der Gruppe. Kollektive Identifikation verstärkt die Bereitschaft, sich für die Ziele der Gruppe einzusetzen.

Welche Aussagen zu den sozial-ökologischen Prinzipien der Community Psychology nach Kelly et al. (2000) sind korrekt?


A Eine Schule in einem benachteiligten Viertel implementiert ein Nachhilfeprogramm, bei dem ältere Schüler*innen jüngere unterstützen. Im Gegenzug helfen die Eltern der jüngeren Schüler*innen beim Aufbau des Jugendzentrums, welches von den älteren Schüler*innen genutzt wird. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Zirkulation von Ressourcen.

B Eine Stadt erlebt durch die Schließung einer großen Fabrik einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dies hat zur Folge, dass die Kaufkraft sinkt und daher lokale Geschäfte schließen müssen. Die Stadt wird durch diese Veränderungen weniger attraktiv und viele Menschen ziehen weg. Aus diesem Grund kämpfen auch die Schulen mit sinkenden Anmeldungen. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Interdependenz.

C Ein neues Gemeindezentrum wird eröffnet, um die Gemeinschaft zu stärken. In dem Zentrum werden kostenlose Gesundheitschecks angeboten und Tipps zur gesunden Ernährung ausgetauscht. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Initialisierung.

D Eine Nachbarschaft organisiert einen Gemeinschaftsgarten, in dem alle Bewohner*innen gemeinsam arbeiten und sich die Ernte teilen. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Adaptation.

E Nach mehreren gescheiterten Stadtentwicklungsprojekten ist eine Gemeinde skeptisch gegenüber neuen Initiativen. Diese Interventionsgeschichte ist ein Beispiel für das Prinzip der Sukzession.


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A: Eine Schule in einem benachteiligten Viertel implementiert ein Nachhilfeprogramm, bei dem ältere Schülerinnen jüngere unterstützen. Im Gegenzug helfen die Eltern der jüngeren Schülerinnen beim Aufbau des Jugendzentrums, welches von den älteren Schülerinnen genutzt wird. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Zirkulation von Ressourcen.

Richtig – Diese Aussage beschreibt die Zirkulation von Ressourcen, da es um den Austausch von Unterstützung und Ressourcen zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb der Community geht. Die älteren Schüler*innen geben ihre Zeit und ihr Wissen weiter, während die Eltern ihre Unterstützung für den Aufbau des Jugendzentrums anbieten.

B: Eine Stadt erlebt durch die Schließung einer großen Fabrik einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dies hat zur Folge, dass die Kaufkraft sinkt und daher lokale Geschäfte schließen müssen. Die Stadt wird durch diese Veränderungen weniger attraktiv und viele Menschen ziehen weg. Aus diesem Grund kämpfen auch die Schulen mit sinkenden Anmeldungen. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Interdependenz.Richtig – Diese Aussage ist korrekt, da sie das Prinzip der Interdependenz illustriert. Die Schließung der Fabrik hat weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Systeme in der Stadt, einschließlich der Wirtschaft und der Bildungseinrichtungen, was zeigt, wie Veränderungen in einem Teilsystem andere Systeme beeinflussen.

C: Ein neues Gemeindezentrum wird eröffnet, um die Gemeinschaft zu stärken. In dem Zentrum werden kostenlose Gesundheitschecks angeboten und Tipps zur gesunden Ernährung ausgetauscht. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Initialisierung.Falsch – Diese Aussage ist nicht korrekt, da das Prinzip der Initialisierung nicht als eines der vier sozial-ökologischen Prinzipien von Kelly et al. (2000) aufgeführt ist. Stattdessen handelt es sich um eine Maßnahme zur Stärkung der Community, die jedoch nicht explizit in den genannten Prinzipien erwähnt wird.

D: Eine Nachbarschaft organisiert einen Gemeinschaftsgarten, in dem alle Bewohnerinnen gemeinsam arbeiten und sich die Ernte teilen. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Adaptation. Falsch – Diese Aussage ist nicht korrekt, da der Gemeinschaftsgarten mehr auf Kooperation und Ressourcenteilung abzielt. Während Adaptation Prozesse der gegenseitigen Anpassung zwischen Individuen und ihrer Umgebung beschreibt, passt diese Aussage besser zur Zirkulation von Ressourcen oder sogar zur Interdependenz.

E: Nach mehreren gescheiterten Stadtentwicklungsprojekten ist eine Gemeinde skeptisch gegenüber neuen Initiativen. Diese Interventionsgeschichte ist ein Beispiel für das Prinzip der Sukzession. Richtig – Diese Aussage ist korrekt, da sie das Prinzip der Sukzession beschreibt. Es wird auf die Geschichte der Gemeinde und die Auswirkungen vergangener gescheiterter Projekte auf die aktuellen Erwartungen und die Haltung gegenüber neuen Initiativen hingewiesen.


2.4. Community als sozial-ökologisches System – Wesentliche Punkte:

1. Interdependenz:

  • Community besteht aus miteinander verbundenen Teilsystemen.

  • Veränderungen in einem System wirken sich auf andere aus.

  • Empirisches Beispiel: Marienthalstudie (1933) – Fabrikschließung führt zu sozialen Umbrüchen.

2. Zirkulation von Ressourcen:

  • Austausch von Ressourcen (materiell, personell, sozial) innerhalb der Community.

  • Empirisches Beispiel: Stack (1974) – Ressourcentausch in einer unterprivilegierten schwarzen Community.

3. Adaptation:

  • Wechselseitige Anpassung zwischen Individuum und Community.

  • Anpassungsprozesse auf Gruppenebene (Assimilation, Akkommodation, Akkulturation).

4. Sukzession:

  • Soziale Systeme verändern sich über die Zeit (Entwicklung & Verfall).

  • Wichtig für Community-Interventionen: historische Entwicklungen und „Interventionsgeschichte“ prägen zukünftige Maßnahmen.

Diese Prinzipien helfen, Communities als dynamische und miteinander verknüpfte Systeme zu verstehen.

Zeidner und Saklofske (1996) schlagen acht Kriterien vor, anhand derer sich funktionales von

dysfunktionalem Coping unterscheiden lässt. Welche gehören dazu?


A Ausmaß der Steigerung des subjektiven Wohlbefindens

B Ausmaß der Steigerung des Wohlbefindens des unmittelbaren sozialen Umfelds

C Ausmaß der Aufrechterhaltung positiven Selbstwerts

D Grad der Reduktion negativen Stresserlebens

E Umfang der Wiederherstellung sozialer Funktionsfähigkeit


WS 23/24

A Ausmaß der Steigerung des subjektiven Wohlbefindens

B Ausmaß der Steigerung des Wohlbefindens des unmittelbaren sozialen Umfelds

C Ausmaß der Aufrechterhaltung positiven Selbstwerts

D Grad der Reduktion negativen Stresserlebens

E Umfang der Wiederherstellung sozialer Funktionsfähigkeit


3.1.3 Funktionalität von Stressbewältigung

·        Begriff „Bewältigung“ positiv konnotiert -> impliziert, dass Coping zu positiven Konsequenzen führt

·        Frage, wie sich die Effektivität von Coping sinnvollerweise bewerten lässt

 

Vorschlag Zeidner & Saklofske (1996) zur Unterscheidung von funktionalem und dysfunktionalem Coping:

·        Grad der Beseitigung der stressauslösenden Situation

·        Ausmaß der Reduktion stressspezifischer physiologischer Reaktionen (z.B. Adrenalin-/Cortisolausschüttung)

·        Grad der Reduktion des subjektiven Stresserlebens

·        Umfang der Wiederherstellung sozialer Funktionsfähigkeit in normativ-definierten Beziehungen und Rollen

·        Umfang der Wiederaufnahme von (freiwilligen) Aktivitäten, die vor der Belastungssituation ausgeübt wurden

·        Ausmaß der Steigerung des subjektiven Wohlbefindens und des Wohlbefindens des unmittelbaren sozialen Umfelds (z.B. Partnerschaft, Familie, Freundschaften)

·        Ausmaß der Aufrechterhaltung positiven Selbstwerts

·        Grad der Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit und Kontrolle

ð  Individuelle Formen der Bewältigung können in einem Spannungsverhältnis zum Wohlergehen des sozialen Umfeldes stehen

ð  Zeitdimension ebenfalls wichtig zu berücksichtigen -> soziale Unterstützung kann kurzfristig effektiv helfen, auf lange Sicht aber verhindern, dass das Individuum     eigene Kompetenzen zur Problemlösung entwickelt

ð  Unwahrscheinlich, dass alle spezifizierten Kriterien von Bewältigung in gleicher Weise erfüllt werden können

ð  Besonders die positiven und negativen Konsequenzen berücksichtigen, die in einer spezifischen Situation für ein Individuum und sein Umfeld unter individuellen wie sozialen Aspekten als relevant & angemessen erscheinen

Welche der folgenden Aussagen zur juristischen, familienpolitischen und psychologischen Sichtweise auf Familien sind korrekt?


A In der konservativen Rechtsauffassung wird Familie mit „Ehegemeinschaft mit Kindern“ gleichgesetzt.

B Aus familienpsychologischer Perspektive ist Familie durch das Aufeinandertreffen von Generationen geprägt.

C Adoptiv- und Pflegefamilien fallen in der familienpsychologischen Begriffsdefinition unter „nicht-traditionelle“ familiäre Lebensformen.

D Im juristischen Verständnis des Familienbegriffs werden heutzutage viele verschiedene soziale Konstellationen als Familie anerkannt und entsprechend in den Rechtsnormen berücksichtigt.

E Die Struktur der Familie ist in den vergangenen zwei Jahrhunderten gleichgeblieben und hat sich erst


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A In der konservativen Rechtsauffassung wird Familie mit „Ehegemeinschaft mit Kindern“ gleichgesetzt. Richtig – Laut der konservativen Rechtsauffassung wurde Familie traditionell auf die Ehegemeinschaft mit Kindern reduziert. Dies entspricht der älteren juristischen Sichtweise.

B Aus familienpsychologischer Perspektive ist Familie durch das Aufeinandertreffen von Generationen geprägt. Richtig – Familienpsychologisch gesehen ist die Familie durch intergenerationale Personenkonstellationen gekennzeichnet, was das Aufeinandertreffen von Generationen umfasst.

C Adoptiv- und Pflegefamilien fallen in der familienpsychologischen Begriffsdefinition unter „nicht-traditionelle“ familiäre Lebensformen. Richtig – In der familienpsychologischen Perspektive werden Adoptiv- und Pflegefamilien als "nicht-traditionelle" Familienformen betrachtet.

D Im juristischen Verständnis des Familienbegriffs werden heutzutage viele verschiedene soziale Konstellationen als Familie anerkannt und entsprechend in den Rechtsnormen berücksichtigt. Richtig – Das juristische Verständnis hat sich erweitert und anerkennt inzwischen verschiedene soziale Konstellationen als Familie.

E Die Struktur der Familie ist in den vergangenen zwei Jahrhunderten gleichgeblieben und hat sich erst in den letzten zwei Jahrzehnten grundlegend verändert. Falsch – Die Familienstruktur hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten bereits stark verändert, von der Großfamilie zur Kleinfamilie, und diese Veränderung begann lange vor den letzten zwei Jahrzehnten.


3.2.1 Was ist eine Familie?

  1. Strukturwandel der Familie: Früher Großfamilie, heute oft Vater-Mutter-Kind-Familie, die nicht mehr dominierend ist.

  2. Rechts- und familienpolitische Perspektive:

    • Artikel 6, Absatz 1 Grundgesetz: "Ehe und Familie stehen unter besonderem Schutz."

    • Familie oft mit Ehegemeinschaft und Kindern gleichgesetzt (konservative Sicht).

    • Heutiges juristisches Verständnis: Verschiedene soziale Konstellationen werden als Familie anerkannt.

  3. Familienpsychologische Perspektive:

    • Definition nach Schneewind (2009): Familie umfasst intra- und intergenerationale Beziehungssysteme (biologische oder soziale Elternschaft).

    • Verschiedene "nicht-traditionelle" Familienformen: Einelternfamilien, Patchworkfamilien, Adoptiv- und Pflegefamilien, Regenbogenfamilien.

  4. Familie als soziales System (nach Bronfenbrenner):

    • Familie ist ein Mikrosystem, eingebettet in Meso- und Makrosysteme.

    • Familiensysteme haben eigene Dynamiken, sind zielorientiert, folgen Regeln, und haben zirkuläre Kausalität (gegenseitige Einflüsse).

    • Homöostase: Familien streben nach Gleichgewicht.

    • Selbstorganisation: Familien passen sich an veränderte Bedingungen an


Welche Aussagen zum Circumplexmodell von Olsen (2000) sind zutreffend?


A Es wird angenommen, dass eine gleichzeitige hohe Ausprägung auf allen Dimensionen des Modells für ein gutes Funktionieren der Familie optimal ist.

B Losgelöst bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienkohäsion.

C Es lassen sich durch das Modell aufgrund der verschiedenen Ausprägungen auf den Dimensionen Kohäsion und Adaptabilität insgesamt 12 Familientypen unterscheiden.

D Strukturiert bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienadaptabilität.

E Familienkohäsion bezieht sich auf die Fähigkeit einer Familie, bestehende Rollen- und

Beziehungsregeln in Abhängigkeit von Belastungen zu verändern.


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A)Es wird angenommen, dass eine gleichzeitige hohe Ausprägung auf allen Dimensionen des Modells für ein gutes Funktionieren der Familie optimal ist. Falsch: Hohe Ausprägungen auf allen Dimensionen sind nicht optimal; moderate Werte bei Kohäsion und Adaptabilität gelten als optimal für das Familienfunktionieren.

B) Losgelöst bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienkohäsion.

Richtig: "Losgelöst" bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienkohäsion, bei der die emotionale Bindung sehr niedrig ist.

C) Es lassen sich durch das Modell aufgrund der verschiedenen Ausprägungen auf den Dimensionen Kohäsion und Adaptabilität insgesamt 12 Familientypen unterscheiden.

Falsch: Es gibt 16 Familientypen, nicht 12, die sich durch unterschiedliche Ausprägungen in Kohäsion und Adaptabilität ergeben.

D) Strukturiert bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienadaptabilität.

Richtig: "Strukturiert" ist eine mögliche Stufe der Familienadaptabilität, gekennzeichnet durch klare, aber flexible Rollen.

E) Familienkohäsion bezieht sich auf die Fähigkeit einer Familie, bestehende Rollen- und

Beziehungsregeln in Abhängigkeit von Belastungen zu verändern.

Falsch: Familienkohäsion bezieht sich auf die emotionale Bindung, nicht auf die Anpassung von Rollen und Regeln (das ist die Adaptabilität).


3.2.3 Familiäre Stressbewältigung und Ressourcen

Circumplex-Modell von Olson (2000)

  1. Dimensionen des Modells:

    • Familienkohäsion: Emotionale Bindung zwischen Familienmitgliedern.

      • Stufen: Losgelöst (sehr niedrig), Getrennt, Verbunden, Verstrickt (sehr hoch).

    • Adaptabilität: Anpassungsfähigkeit bei Rollen- und Beziehungsregeln.

      • Stufen: Rigide (sehr niedrig), Strukturiert, Flexibel, Chaotisch (sehr hoch).

    • Kommunikation: Unterstützt die Kohäsion und Adaptabilität, positive Effekte auf Stressbewältigung.

  2. Familiäre Typen:

    • Es gibt 16 Familientypen basierend auf den Ausprägungen in Kohäsion und Adaptabilität.

    • Moderate Werte gelten als optimal (balanciert), da sie für Stabilität und Flexibilität sorgen.

  3. Stressbewältigung:

    • Familien mit mittleren Werten bei Kohäsion und Adaptabilität bewältigen Stress besser und sind zufriedener.

    • Eine kurvilineare Beziehung zwischen Kohäsion/Adaptabilität und familiärer Stressbewältigung wird angenommen.



In einer Kleinstadt gibt es zwei Schulen: eine staatliche und eine private. Zwischen diesen beiden Schulen herrscht Konkurrenz und die Schüler:innen identifizieren sich stark mit ihrer jeweiligen Schule. Insbesondere reiche Familien schicken ihre Kinder auf die Privatschule. Diese Schule hat aufgrund von großzügigen Spenden weitaus größere finanzielle Ressourcen zur Verfügung und bietet unter anderem jährliche Sprachkurse im englisch- und französischsprachigen Ausland an. Die Schüler:innen der staatlichen Schule

schneiden in Bezug auf englische und französische Fremdsprachenkenntnisse schlechter ab als die Gruppe der Schüler:innen der privaten Schule. Dies zeigte sich zuletzt bei der Teilnahme von Schüler:innen beider Schulen am Bundeswettbewerb Fremdsprachen. Welche der folgenden Beispiele gelten in diesem Kontext laut dem sozialen Identitätsansatz von Tajfel und Turner (1979) als Strategien sozialer Kreativität?


A Die Schüler:innen der staatlichen Schule erhielten Anerkennung beim Bundeswettbewerb

Fremdsprachen für ihre äußerst kreativen Darbietungen. Dementsprechend rücken sie ihre Leistungen in dieser künstlerischen Dimension in den Vordergrund, anstatt einen Vergleich mit den Schüler:innen der Privatschule hinsichtlich ihrer Englisch- und Französischkenntnisse zu betonen.

B Die Schüler:innen der staatlichen Schule bewerten englische und französische

Fremdsprachenkenntnisse als unwichtig.

C Schüler:innen der staatlichen Schule wechseln auf die private Schule.

D Die Schüler:innen der staatlichen Schule starten Proteste und fordern mehr finanzielle Ressourcen für ihre Schule.

E Die Schüler:innen der staatlichen Schule vergleichen ihre englischen und französischen

Fremdsprachenkenntnisse mit denen von Schüler:innen aus einer staatlichen Schule der Nachbarstadt und kommen zu dem Schluss, dass sie bessere Sprachkenntnisse haben als die Schüler:innen dort.


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A) Die Schüler:innen der staatlichen Schule erhielten Anerkennung beim Bundeswettbewerb

Fremdsprachen für ihre äußerst kreativen Darbietungen. Dementsprechend rücken sie ihre Leistungen in dieser künstlerischen Dimension in den Vordergrund, anstatt einen Vergleich mit den Schüler:innen der Privatschule hinsichtlich ihrer Englisch- und Französischkenntnisse zu betonen. Richtig: Die Schüler der staatlichen Schule betonen ihre kreativen Darbietungen und verschieben damit den Vergleich von Sprachkenntnissen auf eine andere Dimension – eine typische Strategie der sozialen Kreativität.

B) Die Schüler:innen der staatlichen Schule bewerten englische und französische

Fremdsprachenkenntnisse als unwichtig.

Richtig: Das Abwerten der Bedeutung von Sprachkenntnissen ist eine Reinterpretation des Vergleichs und damit ebenfalls eine Strategie der sozialen Kreativität.

C) Schüler:innen der staatlichen Schule wechseln auf die private Schule.

Falsch: Der Schulwechsel ist eine individuelle Mobilität und keine Strategie der sozialen Kreativität.

D) Die Schüler:innen der staatlichen Schule starten Proteste und fordern mehr finanzielle Ressourcen für ihre Schule.

Falsch: Der Protest ist eine Form des sozialen Wettbewerbs, da er darauf abzielt, die Situation aktiv zu verändern, nicht durch soziale Kreativität.

E) Die Schüler:innen der staatlichen Schule vergleichen ihre englischen und französischen

Fremdsprachenkenntnisse mit denen von Schüler:innen aus einer staatlichen Schule der Nachbarstadt und kommen zu dem Schluss, dass sie bessere Sprachkenntnisse haben als die Schüler:innen dort.

Richtig: Der Vergleich mit einer schwächeren Gruppe (Schüler

der Nachbarstadt) ist eine Strategie sozialer Kreativität, da hier die Vergleichsgruppe gewechselt wird, um das eigene Ergebnis aufzuwerten.


Strategien sozialer Kreativität nach Tajfel & Turner (1979) (s. 3.3.3..

  1. Strategien sozialer Kreativität:

    • Reinterpretation eines Vergleichsergebnisses, um die Eigengruppe positiv darzustellen (z.B. kreative Darbietungen statt Sprachkenntnisse betonen).

    • Abwertung von Fähigkeiten, in denen die Eigengruppe schlechter abschneidet (z.B. Sprachkenntnisse als unwichtig bewerten).

    • Vergleich mit einer anderen Gruppe: Vergleich mit einer weniger privilegierten Gruppe, um das eigene Ergebnis besser darzustellen.

  2. Kollektive Identifikation:

    • Stärkung des Selbstwertgefühls durch die Eigengruppe, auch wenn diese im Vergleich zur Fremdgruppe schlechter abschneidet.

    • Strategien zielen darauf ab, die kollektive Identität positiv zu definieren, ohne die Hierarchie direkt zu verändern.

  3. Alternative Ansätze:

    • Sozialer Wettbewerb: Aktiv die Ursachen der Benachteiligung angreifen, z.B. durch Protest oder Forderungen nach mehr Ressourcen.


Welche Aussagen zu sozialen Ressourcen der Stressbewältigung sind zutreffend?


A Hohe soziale Integration ist mit hoher sozialer Unterstützung gleichzusetzen.

B Soziale Unterstützung ist bei der Bewältigung von Stresssituationen sehr relevant.

C Ratschläge sind eine Form der emotionalen Unterstützung.

D In Studien korrelieren erwartete und tatsächlich erhaltene soziale Unterstützung hoch miteinander.

E Die Bereitstellung materieller Ressourcen ist eine Form der instrumentellen Unterstützung.


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A) Falsch: Hohe soziale Integration ist nicht gleichzusetzen mit hoher sozialer Unterstützung.-> Soziale Integration bezieht sich auf die Einbettung in ein Netzwerk, während soziale Unterstützung die Qualität der Unterstützung durch dieses Netzwerk beschreibt.

B) Richtig: Soziale Unterstützung ist bei der Bewältigung von Stresssituationen sehr relevant

-> da sie emotionalen Beistand und praktische Hilfe leisten kann, die den Stress reduzieren.

C) Falsch: Ratschläge sind eine Form der emotionalen Unterstützung.

-> Ratschläge sind eine Form der informationellen Unterstützung, nicht der emotionalen. Emotionale Unterstützung umfasst Mitgefühl und emotionale Zuwendung.

D) Falsch: D In Studien korrelieren erwartete und tatsächlich erhaltene soziale Unterstützung hoch miteinander.

-> Erwartete und tatsächlich erhaltene soziale Unterstützung korrelieren oft nur gering, da die erwartete Unterstützung oft höher eingeschätzt wird als die tatsächlich erfahrene.

E) Richtig: Die Bereitstellung materieller Ressourcen ist eine Form der instrumentellen Unterstützung.

-> Die Bereitstellung materieller Ressourcen ist eine Form der instrumentellen Unterstützung, da sie praktische Hilfe, wie z.B. finanzielle Unterstützung, bietet.



siehe 3.1.1. “Soziale Ressourcen der Stressbewältigung”

  1. Soziale Integration:

    • Einbettung in ein soziales Netzwerk.

    • Hohe Integration ≠ hohe soziale Unterstützung.

  2. Soziale Unterstützung:

    • Unterstützung kann emotional, informationell oder instrumentell sein.

    • Sie wirkt sich positiv auf die Stressbewältigung aus, wenn sie zur Situation passt.

  3. Erwartete vs. erhaltene Unterstützung:

    • Oft eine Diskrepanz zwischen der erwarteten und der tatsächlich erhaltenen Unterstützung.

    • Studien zeigen, dass sie nur gering miteinander korrelieren.


Welche Aussagen zum Circumplexmodell von Olsen (2000) sind zutreffend?


A In der Familie Müller gelten klare Regeln, an denen unter allen Umständen festgehalten wird. Die Rollen innerhalb der Familie ändern sich kaum und es herrscht eine strikte Disziplin. Die

Familienmitglieder selbst sind relativ unabhängig voneinander. Es gibt einen familiären Zusammenhalt mit einer niedrigen positiven emotionalen Bindung untereinander. Dieses Familiensystem gilt nach dem Modell als balanciert.

B Der Familientyp „flexibel-getrennt“ gilt als balanciert.

C Der Familientyp „strukturiert-losgelöst“ gilt als balanciert.

D Für die Dimension der Kohäsion besteht ein positiv linearer Zusammenhang mit familiärer

Stressbewältigung.

E Die Verortung von Familien auf den einzelnen Dimensionen ist in der Regel zeitstabil.


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A) In der Familie Müller gelten klare Regeln, an denen unter allen Umständen festgehalten wird. Die Rollen innerhalb der Familie ändern sich kaum und es herrscht eine strikte Disziplin. Die

Familienmitglieder selbst sind relativ unabhängig voneinander. Es gibt einen familiären Zusammenhalt mit einer niedrigen positiven emotionalen Bindung untereinander. Dieses Familiensystem gilt nach dem Modell als balanciert.

Falsch: In dieser Beschreibung zeigt die Familie klare, strikte Regeln und niedrige emotionale Bindungen, was auf eine rigide Struktur und losgelöste Kohäsion hinweist. Diese Kombination gilt als nicht balanciert, da moderate Ausprägungen in beiden Dimensionen ideal wären.

B) Der Familientyp „flexibel-getrennt“ gilt als balanciert.

Richtig: Der Familientyp „flexibel-getrennt“ wird als balanciert angesehen, da er moderate bis hohe Anpassungsfähigkeit (flexibel) und eine moderate emotionale Distanz (getrennt) aufweist.

C) Der Familientyp „strukturiert-losgelöst“ gilt als balanciert.

Falsch: Der Familientyp „strukturiert-losgelöst“ wird nicht als balanciert betrachtet. Eine zu geringe Kohäsion (losgelöst) wird als problematisch angesehen, selbst wenn die Anpassungsfähigkeit (strukturiert) moderat ist.

D) Für die Dimension der Kohäsion besteht ein positiv linearer Zusammenhang mit familiärer

Stressbewältigung.

Falsch: Die Dimension der Kohäsion hat eine kurvilineare Beziehung zur Stressbewältigung, was bedeutet, dass sowohl zu hohe als auch zu niedrige Ausprägungen ungünstig sind. Es gibt keinen einfachen positiven linearen Zusammenhang.

E) Die Verortung von Familien auf den einzelnen Dimensionen ist in der Regel zeitstabil.

Falsch: Die Verortung von Familien auf den Dimensionen Kohäsion und Adaptabilität ist nicht zeitstabil. Olson geht davon aus, dass sich Familien über die Zeit hinweg an veränderte Umweltanforderungen anpassen können, was bedeutet, dass ihre Position auf den Dimensionen variieren kann.


3.2.3. Interne Ressourcen des Familiensystems

Das Circumplex-Modell von Olson beschreibt Familiensysteme anhand dreier Dimensionen: Kohäsion, Adaptabilität und Kommunikation. Es dient dazu, das familiäre Zusammenleben und die Außenbeziehungen zu charakterisieren und zu verstehen, welche Konstellationen als „balanciert“ gelten – also optimal für das Funktionieren der Familie.


Die 3 Dimensionen im Überblick:

  1. Kohäsion:

    • Misst die emotionale Bindung der Familienmitglieder.

    • Reicht von losgelöst (sehr niedrig, wenig Bindung) über getrennt (niedrig bis moderat), verbunden (moderat bis hoch) bis verstrickt (sehr hoch, übermäßige Nähe).

  2. Adaptabilität:

    • Misst, wie flexibel Familien auf Veränderungen in Rollen und Regeln reagieren können.

    • Reicht von rigide (sehr niedrige Anpassung) über strukturiert (niedrig bis moderat), flexibel (moderat bis hoch) bis chaotisch (sehr hohe Anpassung ohne Stabilität).

  3. Kommunikation:

    • Unterstützt die anderen beiden Dimensionen, indem sie die Art und Weise beeinflusst, wie Familienmitglieder miteinander interagieren und Konflikte lösen.

    • Je besser die Kommunikation, desto besser funktionieren Kohäsion und Adaptabilität.

Balancierte Familientypen:

  • Familien, die in beiden Dimensionen Kohäsion und Adaptabilität moderate Werte aufweisen, gelten als „balanciert“. Sie kombinieren emotionale Nähe und klare Regeln mit Flexibilität, wenn nötig.


    • Flexibel-getrennt

    • Flexibel-verbunden

    • Strukturiert-getrennt

    • Strukturiert-verbunden


In einer konservativen Kleinstadt erleben dort lebende LGBTQIA+ Personen häufig Diskriminierung und Ablehnung durch die heteronormative Mehrheitsgesellschaft. Welche der folgenden Aussagen passen in diesem Kontext zu den Inhalten des Ablehnungs-Identifikationsmodells von Branscombe et al. (1999) und den im Studienbrief dargestellten relevanten empirischen Studien?


A Wenn sich Personen aus der LGBTQIA+ Community mit der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft identifizieren, können sie dadurch ihr psychosoziales Wohlbefinden verbessern.

B Die Diskriminierungserfahrungen können zu einer stärkeren Identifikation mit der Eigengruppe der LGBTQIA+ Personen führen.

C Die Diskriminierungserfahrungen haben für die LGBTQIA+ Personen in der Regel nur kurzfristige Auswirkungen.

D LGBTQIA+ Personen, die Diskriminierung erleben, suchen eher den Kontakt zu anderen Mitgliedern der LGBTQIA+ Community.

E Unterstützung durch Verbände und Organisationen, die sich für die Rechte von LGBTQIA+ Personen einsetzen, kann die negativen Auswirkungen der erlebten Diskriminierung verringern.


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A: Wenn sich Personen aus der LGBTQIA+ Community mit der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft identifizieren, können sie dadurch ihr psychosoziales Wohlbefinden verbessern. Falsch Das Ablehnungs-Identifikationsmodell geht nicht davon aus, dass Identifikation mit der sozial-dominanten Gruppe (hier die heteronormative Mehrheitsgesellschaft) das Wohlbefinden verbessert. Stattdessen wird durch die Diskriminierungserfahrungen die Identifikation mit der Eigengruppe gestärkt, was einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden hat.

B: Die Diskriminierungserfahrungen können zu einer stärkeren Identifikation mit der Eigengruppe der LGBTQIA+ Personen führen. Richtig Gemäß dem Ablehnungs-Identifikationsmodell führt Diskriminierung häufig dazu, dass sich Menschen stärker mit ihrer Eigengruppe identifizieren, was wiederum einen positiven Einfluss auf ihr psychosoziales Wohlbefinden hat.

C: Die Diskriminierungserfahrungen haben für die LGBTQIA+ Personen in der Regel nur kurzfristige Auswirkungen. Falsch Diskriminierungserfahrungen haben in der Regel langfristige Auswirkungen auf das Wohlbefinden, da sie kontinuierliche Einschränkungen der Umweltkontrolle und Ressourcenzugänge mit sich bringen, was zu negativen psychologischen Folgen führen kann.

D: LGBTQIA+ Personen, die Diskriminierung erleben, suchen eher den Kontakt zu anderen Mitgliedern der LGBTQIA+ Community. Richtig Eine verstärkte Identifikation mit der Eigengruppe, hier der LGBTQIA+ Community, führt oft dazu, dass Menschen in diskriminierenden Situationen den Kontakt zu anderen Mitgliedern ihrer Gruppe suchen, da dies psychologische Unterstützung und Solidarität bietet.

E: Unterstützung durch Verbände und Organisationen, die sich für die Rechte von LGBTQIA+ Personen einsetzen, kann die negativen Auswirkungen der erlebten Diskriminierung verringern. Richtig Verbände und Organisationen können als externe soziale Ressourcen agieren, die durch ihre Unterstützung helfen, die negativen Folgen der Diskriminierung zu mildern und das psychosoziale Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern.


3.3.2.Kulturelle Community als soziale Ressource

Ablehnungs-Identifikationsmodell (Branscombe et al., 1999):

  • Diskriminierung durch die dominante Gruppe (z.B. heteronormative Gesellschaft) führt zu negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden.

  • Gleichzeitig kann Diskriminierung eine stärkere Identifikation mit der Eigengruppe auslösen (z.B. LGBTQIA+ Community), was positive Effekte auf das Wohlbefinden hat.

  • Die stärkere Identifikation wirkt wie ein Schutzmechanismus und fördert soziale Unterstützung und Solidarität.

  • Diskriminierung wird oft über langfristige negative Effekte spürbar, nicht nur kurzfristig.

  • Externe Unterstützung, etwa durch Verbände, hilft, die negativen Auswirkungen zu mindern.


Welche der folgenden Aussagen stehen im Einklang mit der community-psychologischen Auffassung von Empowerment?


A Empowerment ist ein Prozess.

B Empowerment ist unabhängig von gesellschaftlichen Machtfragen.

C Das Ziel von Empowerment ist der Zugang zu selbstbestimmter Kontrolle über Ressourcen.

D Empowerment ist eine zeitstabile Disposition.

E Empowerment bezieht sich ausschließlich auf Individuen.


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A. Empowerment ist ein Prozess.

Richtig. Nach Rappaport (1987) ist Empowerment ein dynamischer Prozess, kein statischer Zustand. Es geht darum, kontinuierlich Kontrolle über Lebensumstände zu erlangen.

B. Empowerment ist unabhängig von gesellschaftlichen Machtfragen.

Falsch. Empowerment ist direkt mit Machtfragen verbunden, da es darum geht, Menschen und Communities Zugang zu Ressourcen zu verschaffen, die ihnen aufgrund gesellschaftlicher Machtverhältnisse oft vorenthalten werden. Es ist ein Mechanismus zur Umverteilung von Macht und Ressourcen.

C. Das Ziel von Empowerment ist der Zugang zu selbstbestimmter Kontrolle über Ressourcen Richtig. Eines der Hauptziele des Empowerment-Prozesses, wie es in den Definitionen von Rappaport und der Cornell Empowerment Group beschrieben wird, ist es, Individuen und Communities zu befähigen, selbstbestimmte Kontrolle über Ressourcen zu erlangen.

D. Empowerment ist eine zeitstabile Disposition.

Falsch. Empowerment ist kein feststehender Zustand oder eine feste Eigenschaft, sondern ein dynamischer und fortlaufender Prozess, der sich durch die Interaktionen und die Veränderungen im Lebenskontext entwickelt.

E. Empowerment bezieht sich ausschließlich auf Individuen.

Falsch. Empowerment bezieht sich nicht nur auf Individuen, sondern auch auf soziale Einheiten wie Organisationen und Communities. Es umfasst kollektive Anstrengungen zur Erreichung von Kontrolle und Zugang zu Ressourcen.


4.1.1. Empowerment

  • Definition (nach Rappaport, 1987): Empowerment ist ein dynamischer Prozess, durch den Individuen, Organisationen und Communities Kontrolle über ihre Lebensumstände erlangen.

  • Ziel: Zugang zu selbstbestimmter Kontrolle über Ressourcen, die aufgrund gesellschaftlicher Machtverhältnisse oft ungleich verteilt sind.

  • Charakteristika:

    • Empowerment ist kein statischer Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess.

    • Es betrifft nicht nur Individuen, sondern auch Gruppen, Organisationen und Communities.

    • Kollektive Anstrengungen (wie Bürgerinitiativen) sind zentral für Empowerment.

    • Machtfragen und soziale Ungleichheiten spielen eine zentrale Rolle.

Empowerment fördert kritische Reflexion, kollektive Partizipation und den wechselseitigen Respekt innerhalb einer Community.

Welche der folgenden Aussagen zum Begriff der Macht sind laut Studienbrief korrekt?


A Es wird zwischen drei Formen der Macht unterschieden (z. B. Hollander & Offermann, 1990; Rudkin, 2003): Macht über (power over), Macht zu (power to) und Macht wegen (power due to).

B Präventions- oder Interventionsziele community-psychologischer Maßnahmen unterscheiden sich je nach Form der Macht, welche bei den zu empowernden Personen gestärkt werden soll.

C Im Rahmen einer community-psychologischen Intervention sollten immer alle

Machtmittel/Machtgrundlagen gleichmäßig gestärkt und ausgebaut werden.

D Eine Quelle von Identifikationsmacht ist das Charisma der machthabenden Person.

E Im Rahmen von Empowerment ist es eine wichtige Grundlage, Community-Mitglieder für Fragen der Machtausübung zu sensibilisieren.


WS23/24

A. Es wird zwischen drei Formen der Macht unterschieden (z. B. Hollander & Offermann, 1990; Rudkin, 2003): Macht über (power over), Macht zu (power to) und Macht wegen (power due to).

Falsch. Es gibt zwar drei Machtformen, aber die korrekte Bezeichnung für die dritte ist "Macht vor" ("power from"), nicht "Macht wegen". Die Formen sind: Macht über ("power over"), Macht zu ("power to") und Macht vor ("power from").

B. Präventions- oder Interventionsziele community-psychologischer Maßnahmen unterscheiden sich je nach Form der Macht, welche bei den zu empowernden Personen gestärkt werden soll. Richtig. Verschiedene Machtformen erfordern unterschiedliche Ansätze. Zum Beispiel zielt die Stärkung von "Macht zu" auf Selbstbestimmtheit ab, während "Macht über" Einflussmöglichkeiten auf politische Entscheidungen stärkt.

C. Im Rahmen einer community-psychologischen Intervention sollten immer alle Machtmittel/Machtgrundlagen gleichmäßig gestärkt und ausgebaut werden.Falsch. Community-psychologische Maßnahmen sollten gezielt jene Machtmittel stärken, die für die jeweilige Situation und die betroffenen Personen relevant sind. Nicht alle Machtgrundlagen sind immer gleich wichtig.

D. Eine Quelle von Identifikationsmacht ist das Charisma der machthabenden Person. Richtig. Charisma ist eine zentrale Quelle von Identifikationsmacht, da es ermöglicht, dass sich Menschen mit der machthabenden Person identifizieren und sich emotional gebunden fühlen.

E. Im Rahmen von Empowerment ist es eine wichtige Grundlage, Community-Mitglieder für Fragen der Machtausübung zu sensibilisieren. Richtig. Ein zentraler Aspekt des Empowerments ist die Sensibilisierung der Community-Mitglieder für die Dynamik der Machtausübung, um sie in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Machtmittel besser zu erkennen und zu nutzen.


Macht: Formen und Grundlagen

  • Drei Machtformen:

    • Macht über ("power over"): Einfluss auf das Verhalten und Denken anderer.

    • Macht zu ("power to"): Fähigkeit, eigene Ziele selbstbestimmt zu erreichen.

    • Macht vor ("power from"): Schutz vor unerwünschter Machtausübung.

  • Machtgrundlagen (nach French & Raven, 1959):

    • Belohnung, Bestrafung, Legitimation, Identifikation (z.B. Charisma), Sachkenntnis (Expertenmacht).

  • Ziel von Empowerment: Stärkung spezifischer Machtformen und -grundlagen zur Förderung von Autonomie und Kontrolle über eigene Ressourcen.

  • Community-psychologische Maßnahmen: Setzen auf gezielte Stärkung der relevanten Machtgrundlagen, basierend auf der spezifischen Situation und dem Bedarf der betroffenen Gruppe oder Community.

Empowerment sensibilisiert Community-Mitglieder für Machtdynamiken, fördert kollektive Partizipation und unterstützt den Zugang zu Ressourcen durch Wissensvermittlung und Vernetzung.

Welche der folgenden Aussagen zu Formen der Macht (z. B. Rudkin, 2003) sind korrekt?


A Die Form „Macht vor“ bezieht sich unter anderem darauf, sich vor unerwünschten Einflussversuchen durch andere Personen oder Gruppen zu schützen.

B Die Form „Macht zu“ bezieht sich auf die Fähigkeiten von Individuen oder Gruppen, die eigenen Ziele zu verwirklichen.

C Präventions- und Interventionsziel zum Aspekt „Macht über“ ist zum Beispiel die Erhöhung von Einflussmöglichkeiten auf politische Entscheidungen.

D Im Gegensatz zu der Form „Macht zu“ kann „Macht über“ mit einem maximal möglichen Grad an Selbstbestimmung jeder beteiligten Person einhergehen.

E Die Form „Macht über“ wird in sozialen Systemen durch stark hierarchische soziale Strukturen

eingeschränkt.


SS24

A: Die Form „Macht vor“ bezieht sich unter anderem darauf, sich vor unerwünschten Einflussversuchen durch andere Personen oder Gruppen zu schützen. Richtig. „Macht vor“ (power from) beschreibt die Fähigkeit, sich vor unerwünschtem Einfluss oder Kontrolle durch andere zu schützen, z. B. vor sozialen Unterdrückungsmechanismen.

B: Die Form „Macht zu“ bezieht sich auf die Fähigkeiten von Individuen oder Gruppen, die eigenen Ziele zu verwirklichen. Richtig. „Macht zu“ (power to) bezieht sich auf die Fähigkeit, eigene Ziele zu erreichen, und betont die Selbstbestimmtheit von Individuen oder Gruppen.

C: Präventions- und Interventionsziel zum Aspekt „Macht über“ ist zum Beispiel die Erhöhung von Einflussmöglichkeiten auf politische Entscheidungen. Richtig. Bei „Macht über“ (power over) geht es darum, Einfluss auf das Verhalten anderer auszuüben. Ein mögliches Ziel ist die Erhöhung von Einflussmöglichkeiten, z. B. bei politischen Entscheidungen.

D: Im Gegensatz zu der Form „Macht zu“ kann „Macht über“ mit einem maximal möglichen Grad an Selbstbestimmung jeder beteiligten Person einhergehen. Falsch. „Macht über“ bezieht sich auf die Kontrolle anderer und geht nicht mit einem hohen Maß an Selbstbestimmung einher. „Macht zu“ ist die Form, die Selbstbestimmung betont.

E: Die Form „Macht über“ wird in sozialen Systemen durch stark hierarchische soziale Strukturen eingeschränkt. Falsch. „Macht über“ wird oft durch hierarchische Strukturen unterstützt, nicht eingeschränkt, und ermöglicht es, Einfluss durch Positionen und Rollen auszuüben.


Machtformen (Rudkin, 2003):

  1. Macht über (power over): Kontrolle über andere, z. B. durch Hierarchien oder Positionen. Kann sowohl durch Zwang als auch durch Akzeptanz ausgeübt werden.

  2. Macht zu (power to): Fähigkeit, eigene Ziele selbstbestimmt zu erreichen. Betont die individuelle und kollektive Selbstbestimmung.

  3. Macht vor (power from): Fähigkeit, sich vor ungewolltem Einfluss zu schützen, z. B. vor Diskriminierung oder Machtmissbrauch.

Interventionsziele je nach Machtform:

  • Macht über: Erhöhung des Einflusses auf politische Entscheidungen.

  • Macht zu: Förderung von Selbstbestimmung und Zielverwirklichung.

  • Macht vor: Schutz vor unerwünschtem Einfluss oder Diskriminierung.

Empowerment-Maßnahmen sollen oft die eigenen Machtressourcen stärken und zur Selbstbestimmung der Betroffenen beitragen.

Welche der folgenden Aussagen zu Maßnahmen des Empowerments im Kontext des sozial-ökologischen Systems sind korrekt?


A Ein gemeinsames Ziel von Maßnahmen des Empowerments ist die Stärkung der Autonomie und Kontrolle von beteiligten Personen, Gruppen und Communities.

B Maßnahmen des Empowerments haben auf der individuellen Ebene das vorrangige Ziel, prozedurale Hürden abzubauen.

C Auf der organisationalen Ebene finden zum Beispiel Kompetenztrainings und Wissensvermittlung statt, um die Selbstwirksamkeit von Personen zu stärken.

D Auf der Ebene der Community sind zum Beispiel die Förderung politischer Interessenvertretungen und die Stärkung von Koalitionen und Vernetzungen mit anderen Communities angesiedelt.

E Zur Feststellung der Effektivität von Maßnahmen des Empowerments werden Indikatoren benötigt. Diese sind abhängig von der Analyse- bzw. Interventionsebene und den entsprechenden Prozessen.


SS24

A: Ein gemeinsames Ziel von Maßnahmen des Empowerments ist die Stärkung der Autonomie und Kontrolle von beteiligten Personen, Gruppen und Communities. Richtig. Das Ziel von Empowerment-Maßnahmen ist es, die Autonomie und Kontrolle auf individueller, organisationaler und Community-Ebene zu stärken.

B: Maßnahmen des Empowerments haben auf der individuellen Ebene das vorrangige Ziel, prozedurale Hürden abzubauen. Falsch. Auf individueller Ebene geht es um Wissens- und Kompetenzaufbau, nicht um den Abbau von prozeduralen Hürden. Das wäre eher auf organisationaler Ebene relevant.

C: Auf der organisationalen Ebene finden zum Beispiel Kompetenztrainings und Wissensvermittlung statt, um die Selbstwirksamkeit von Personen zu stärken. Falsch. Kompetenztrainings und Wissensvermittlung gehören zur individuellen Ebene, nicht zur organisationalen. Auf organisationaler Ebene geht es um Strukturen zur Förderung von Kooperation.

D: Auf der Ebene der Community sind zum Beispiel die Förderung politischer Interessenvertretungen und die Stärkung von Koalitionen und Vernetzungen mit anderen Communities angesiedelt. Richtig. Auf der Community-Ebene geht es um politische Interessenvertretung und die Stärkung von Netzwerken mit anderen Communities.

E: Zur Feststellung der Effektivität von Maßnahmen des Empowerments werden Indikatoren benötigt. Diese sind abhängig von der Analyse- bzw. Interventionsebene und den entsprechenden Prozessen.


4.1.3. Maßnahmen des Empowerments:

  • Gemeinsames Ziel: Stärkung der Autonomie und Kontrolle von Individuen, Organisationen und Communities.

  • Individuelle Ebene: Wissens- und Kompetenzaufbau, um Selbstwirksamkeit und politisches Bewusstsein zu fördern.

  • Organisationale Ebene: Förderung von Kommunikation, Kooperation und Abbau prozeduraler Hürden.

  • Community-Ebene: Politische Interessenvertretung stärken, Netzwerke und Koalitionen aufbauen.

  • Effektivität: Zur Bewertung der Maßnahmen werden Indikatoren je nach Ebene und Zielsetzung genutzt.Richtig. Die Effektivität von Empowerment-Maßnahmen wird anhand von spezifischen Indikatoren auf individueller, organisationaler und Community-Ebene gemessen.


Welche der folgenden Aussagen zu partizipatorischen Kompetenzen sind korrekt (vgl. z. B. Berkowitz, 2000)?


A Aktives sozial-politisches Engagement führt häufig zu einem Zugewinn an partizipatorischen Kompetenzen.

B Vorhandene Strukturen zur Zielerreichung weiterzuentwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz.

C Alle partizipatorischen Kompetenzen sind für die individuelle Beteiligung in der Regel gleich wichtig.

D Die Fähigkeit Probleme zu identifizieren und dafür Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz.

E Die Fähigkeit unterschiedliche Bedürfnislagen und Perspektiven beteiligter Personen wahrzunehmen und entsprechend angepasste Entscheidungsprozesse abzustimmen fällt unter die Kategorie assimilative Kompetenz.


WS23/24

A: Aktives sozial-politisches Engagement führt häufig zu einem Zugewinn an partizipatorischen Kompetenzen. Richtig – In deinen Notizen wird explizit darauf hingewiesen, dass Forschungsergebnisse zeigen, dass aktives sozial-politisches Engagement oft zu einer Steigerung der partizipatorischen Kompetenzen führt. Dies umfasst analytische, soziale und kommunikative Fähigkeiten.

B: Vorhandene Strukturen zur Zielerreichung weiterzuentwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz. Richtig – Laut den Notizen ist organisatorische Kompetenz die Fähigkeit, Strukturen zur Zielerreichung aufzubauen oder weiterzuentwickeln. Diese Definition passt direkt zu dieser Aussage.

C: Alle partizipatorischen Kompetenzen sind für die individuelle Beteiligung in der Regel gleich wichtig.Falsch – Die Notizen betonen, dass die Bedeutung der einzelnen Kompetenzen situations- und kontextabhängig ist. Welche Kompetenz erforderlich ist, hängt von der spezifischen Problemlage ab.

D: Die Fähigkeit, Probleme zu identifizieren und dafür Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz. Falsch – Diese Fähigkeit gehört laut den Notizen zur analytischen Kompetenz, da es um die Analyse von Problemsituationen und die Entwicklung von Lösungsansätzen geht, nicht um organisatorische Prozesse.

E: Die Fähigkeit, unterschiedliche Bedürfnislagen und Perspektiven beteiligter Personen wahrzunehmen und entsprechend angepasste Entscheidungsprozesse abzustimmen, fällt unter die Kategorie assimilative Kompetenz. Falsch – Diese Fähigkeit gehört zur sozialen Kompetenz, da es darum geht, Sensibilität für die verschiedenen Perspektiven der Beteiligten zu entwickeln und Entscheidungen darauf abzustimmen.

5.1.2. partizipatorische Kompetenzen:

Partizipatorische Kompetenzen sind Fähigkeiten, die die aktive Beteiligung an sozial-politischen Prozessen unterstützen. Sie umfassen:

  1. Analytische Kompetenz: Fähigkeit, Probleme zu identifizieren und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.

  2. Soziale Kompetenz: Sensibilität für unterschiedliche Perspektiven und Anpassung von Entscheidungsprozessen.

  3. Kommunikative Kompetenz: Wahrnehmung sprachlicher und nicht-sprachlicher Signale sowie effektive Kommunikation.

  4. Organisatorische Kompetenz: Strukturen zur Zielerreichung aufbauen oder weiterentwickeln sowie Ressourcen mobilisieren.

Partizipatorische Kompetenzen sind situations- und kontextabhängig und können durch aktives sozial-politisches Engagement erworben oder gestärkt werden.

Monatelang hielten Klima-Aktivist:innen das Dorf Lützerath besetzt, um zu verhindern, dass ein großer Energiekonzern die unter dem Dorf liegende Braunkohle fördern kann. Welche der folgenden genannten Faktoren und Prozesse sind vereinbar mit dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997)?


A Anna hat von zwei Freundinnen von den Aktionen in Lützerath gehört und sich entschlossen die beiden in das Dorf zu begleiten. Ihr ist das Thema Klimawandel nicht besonders wichtig, da sie nicht davon ausgeht, dass es irgendeine Auswirkung auf ihr Leben haben wird. Sie liebt jedoch Abenteuer und die Auszeit von ihrem Studium kommt ihr gelegen.

B Moritz ärgert sich sehr über die globalen Ungerechtigkeiten, die mit dem Klimawandel verbunden sind. Er ist daher mit einer Gruppe von Aktivist:innen nach Lützerath gereist, obwohl er denkt, dass solche Aktionen generell keine Wirkung haben.

C Erst hatte Miriam kein Interesse an dem Thema Umweltschutz. Als sie jedoch in der Uni mit einer Aktivistin ins Gespräch kam, bekam das Thema für sie eine hohe Wichtigkeit. Sie erwog, nach Lützerath zu reisen, sah aber letztlich davon ab, da sie sich zu der Zeit auf eine wichtige Prüfung vorbereiten musste.

D Tino ist sich der Probleme, die durch den Klimawandel entstehen, bewusst. Er verbreitet auf sozialen Medien Informationen zu Aktionen und hofft, dass genügend Menschen daran teilnehmen und sich weiter engagieren. Er selbst möchte nicht aktiv vor Ort teilnehmen, da er aufgrund einer Angststörung die Reise nach Lützerath und die Proteste vor Ort als zu herausfordernd einstuft.

E Carsten interessiert sich sehr für den Umweltschutz und hat sich umfassend informiert. Nach gründlicher Abwägung hat er beschlossen, nicht nach Lützerath zu reisen, da er den Nutzen der Aktion für das Klima als gering einstufte. Stattdessen hat er sich einer Bewegung angeschlossen, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Ausbau der Windkraft zu beschleunigen.


WS 23/24

A Falsch – Anna hat keine ernsthafte Teilnahmemotivation bezüglich des Themas Klimawandel, sondern sieht das Ganze als Abenteuer. Für das Prozessmodell nach Klandermans wäre eine kollektive Identifikation oder eine echte Motivation zur Problemlösung erforderlich, was bei Anna nicht zutrifft.

B Falsch – Moritz empfindet den Klimawandel zwar als wichtiges Thema, glaubt aber nicht, dass die Aktionen Wirkung haben. Damit fehlt ihm die Überzeugung, dass gemeinschaftliches Handeln das Problem lösen kann, was nach dem Modell notwendig ist, um Teil des Mobilisierungspotentials zu werden.

C Richtig – Miriam hat nach einem persönlichen Austausch eine Motivation entwickelt, sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. Allerdings verhindert eine persönliche Teilnahmebarriere (Prüfungsvorbereitung) ihre physische Teilnahme, was im Modell als Barriere beschrieben wird.

D Richtig – Tino hat eine starke Bewusstheit für das Problem und beteiligt sich, indem er andere mobilisiert, auch wenn er aufgrund einer persönlichen Barriere (Angststörung) nicht selbst vor Ort teilnimmt. Dies passt zu den Prozessschritten des Mobilisierens und der Teilnahmebarrieren.

E Richtig – Carsten zeigt eine hohe Motivation und Entscheidungskompetenz, indem er sich informiert und eine Alternative (Windkraft) zur Aktion in Lützerath gefunden hat. Er überwindet Barrieren und wählt eine für ihn sinnvollere Partizipationsform.

5.2.1. Klandermans Prozessmodell sozial-politischer Partizipation

Das Vier-Stufen-Modell der Partizipation nach Klandermans beschreibt, wie Menschen sich an kollektiven Aktionen beteiligen:

  1. Teil des Mobilisierungspotenzials werden: Personen müssen die Probleme als sozial geteilte Ungerechtigkeiten verstehen und glauben, dass gemeinschaftliches Handeln wirksam ist.

  2. Ziel von Mobilisierungsversuchen werden: Personen müssen informiert werden, wann und wo Aktionen stattfinden.

  3. Teilnahmemotivation entwickeln: Motivation entsteht durch Kosten-Nutzen-Abwägung, kollektive Identifikation oder soziale Motive.

  4. Teilnahmebarrieren überwinden: Auch bei hoher Motivation können Barrieren wie persönliche Umstände die Teilnahme verhindern.


Nach dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997) sind sowohl Identifikationsprozesse als auch Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse für die Entwicklung von Teilnahmemotivation entscheidend. Welche der folgenden Aussagen zu diesem Schritt des Modells sind korrekt?

A Das kollektive Motiv der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse bezieht sich auf die von den anderen Teilnehmenden (Kollektiv) erwarteten Kosten und Nutzen der Teilnahme, z. B. durch negative Reaktionen anderer auf die eigene Teilnahme.

B Die drei Motive der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse und ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement wurden bisher noch nicht ausreichend erforscht oder empirisch belegt.

C Das Vermeidungsmotiv beschreibt die Vermeidung eigener Bemühungen partizipativ an der Bewegung teilzunehmen und stattdessen von den anderen in Form von sozialem Trittbrettfahren zu profitieren.

D Identifikationsprozesse spielen neben der Motivation eine wichtige Rolle für das aktive Einsetzen zur Erreichung kollektiver Ziele.

E Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und deren Bedeutung für die eigene Identität sind die zwei Aspekte von kollektiver Identifikation.


WS 23/24

A: Das kollektive Motiv der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse bezieht sich auf die von den anderen Teilnehmenden (Kollektiv) erwarteten Kosten und Nutzen der Teilnahme, z. B. durch negative Reaktionen anderer auf die eigene Teilnahme.Falsch. Das kollektive Motiv bezieht sich auf den kollektiven Nutzen, den eine Bewegung oder Initiative anstrebt, nicht auf die erwarteten sozialen Reaktionen anderer Teilnehmender. Diese Reaktionen fallen unter das normative (soziale) Motiv, nicht unter das kollektive Motiv.

B: Die drei Motive der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse und ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement wurden bisher noch nicht ausreichend erforscht oder empirisch belegt. Falsch. Die drei Motive – kollektives Motiv, normatives Motiv und Belohnungsmotiv – wurden umfangreich erforscht. Zahlreiche empirische Studien belegen ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement.

C: Das Vermeidungsmotiv beschreibt die Vermeidung eigener Bemühungen partizipativ an der Bewegung teilzunehmen und stattdessen von den anderen in Form von sozialem Trittbrettfahren zu profitierenFalsch. Diese Aussage ist falsch, weil das kollektive Motiv nicht die Erwartungen an das Verhalten anderer (wie positive oder negative Reaktionen) umfasst. Das bezieht sich eher auf das normative (soziale) Motiv. Das kollektive Motiv bezieht sich auf den kollektiven Nutzen einer Bewegung oder Initiative, also auf ein Ziel oder Gut, von dem alle profitieren können, unabhängig von ihrer Teilnahme.

D: Identifikationsprozesse spielen neben der Motivation eine wichtige Rolle für das aktive Einsetzen zur Erreichung kollektiver Ziele. Richtig. Identifikationsprozesse sind entscheidend, da sie die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und die Bedeutung dieser Zugehörigkeit für die eigene Identität betreffen, was starke Motivation und Engagement zur Folge hat.

E: Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und deren Bedeutung für die eigene Identität sind die zwei Aspekte von kollektiver Identifikation. Richtig. Kollektive Identifikation setzt sich aus der Zugehörigkeit zu einer Gruppe und der Bedeutung dieser Gruppe für die eigene Identität zusammen. Diese Identifikation spielt eine wichtige Rolle für die Teilnahmemotivation.

5.2.1. Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997)":

Das Modell beschreibt die Entwicklung der Teilnahmemotivation in vier Stufen:

  1. Teil des Mobilisierungspotenzials werden – durch das Teilen von Überzeugungen über ein kollektives Problem.

  2. Ziel von Mobilisierungsversuchen werden – durch das Erreichen potenzieller Teilnehmender.

  3. Teilnahmemotivation entwickeln – durch eine Kosten-Nutzen-Kalkulation, die auf kollektiven, normativen und individuellen Belohnungen basiert, sowie durch Identifikationsprozesse.

  4. Teilnahmebarrieren überwinden – indem Hindernisse erkannt und bewältigt werden.

Zu 3: In der Motivationsentwicklung im Kontext kollektiven Handelns gibt es zwei Hauptprozesse:

  1. Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse:

    • Diese Prozesse basieren auf Olsons Theorie des kollektiven Handelns (1977) und beinhalten drei Motive, die Klandermans (1997) identifiziert hat:

      • Kollektives Motiv: Der kollektive Nutzen, den eine Bewegung anstrebt, also ein Gut, von dem alle profitieren können, unabhängig von ihrer Teilnahme. Es kann jedoch zu „sozialem Trittbrettfahren“ führen, wenn Menschen den Nutzen ohne eigene Beteiligung einfordern.

      • Normatives (soziales) Motiv: Die antizipierten sozialen Reaktionen auf die Teilnahme, wie positive oder negative Reaktionen von Bezugspersonen.

      • Belohnungsmotiv: Die Erwartung von individuellen Kosten und Nutzen. Je größer der Nutzen im Vergleich zu den Kosten ist, desto motivierender wirkt das Motiv.

  2. Identifikationsprozesse:

    • Diese Prozesse beruhen auf der kollektiven Identifikation, also der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und ihrer Bedeutung für die eigene Identität.

    • Eine starke Identifikation mit einer Gemeinschaft oder Bewegung erhöht die Motivation zur Teilnahme, unabhängig von der Kosten-Nutzen-Kalkulation.

Besonders wichtig für die Motivation sind Kosten-Nutzen-Kalkulationen (kollektive, normative und individuelle Motive) und die Identifikation mit der Gruppe. Kollektive Identifikation verstärkt die Bereitschaft, sich für die Ziele der Gruppe einzusetzen.

Berkowitz (2000) und Zimmermann (2000) benennen verschiedene Ressourcen, welche die lokale, soziale oder politische Partizipation erleichtern. Welche der folgenden Aspekte sind den sozialen und lokalen Ressourcen zuzuordnen?


A Starkes Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner*innen eines Stadtteils

B Partizipatorische Kompetenzen und Fertigkeiten

C Kritisches politisches Bewusstsein

D Beziehungen zu anderen Communities

E Finanzielle Ressourcen

A: Starkes Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner*innen eines Stadtteils

Richtig. Dies gehört zu den sozialen und lokalen Ressourcen, weil ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit den Gemeinschaftssinn fördert und die Bürgerbeteiligung in einer lokalen Gemeinschaft unterstützt.

B: Partizipatorische Kompetenzen und Fertigkeiten

Falsch. Dies sind individuelle Ressourcen, keine sozialen oder lokalen Ressourcen. Partizipatorische Kompetenzen beziehen sich auf persönliche Fähigkeiten wie analytische, soziale und kommunikative Fähigkeiten.

C: Kritisches politisches Bewusstsein

Falsch. Kritisches politisches Bewusstsein ist ebenfalls eine individuelle Ressource. Es bezieht sich auf das persönliche Verständnis und die Reflexion darüber, wie soziale, ökonomische und politische Strukturen die Lebensbedingungen beeinflussen.

D: Beziehungen zu anderen Communities

Richtig. Beziehungen zu anderen Communities gehören zu den sozialen Ressourcen, weil sie übergreifende Netzwerke und Kooperationen ermöglichen, um gemeinsame Ziele zu verfolgen und Ressourcen zu teilen.

E: Finanzielle Ressourcen

Falsch. Finanzielle Ressourcen sind materielle Ressourcen, nicht soziale oder lokale. Sie sind zwar wichtig für die Unterstützung von Beteiligungsprojekten, gehören jedoch nicht in die Kategorie der sozialen und lokalen Ressourcen.


5.1.2. Individuelle Ressourcen für Bürgerbeteiligung umfassen:

  • Kritisches politisches Bewusstsein: Verstehen, wie Machtungleichheiten und gesellschaftliche Ideologien soziale Ausgrenzung aufrechterhalten.

  • Partizipatorische Kompetenzen: Fähigkeiten in Analyse, Kommunikation und Organisation, um effektiv in der Gemeinschaft zu handeln.

  • Individuelle und kollektive Wirksamkeitserwartungen: Überzeugung, dass eigene Kompetenzen sowie kollektives Handeln die Community positiv beeinflussen können.

Soziale und lokale Ressourcen:

  • Sense of Community: Starkes Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb eines Stadtteils fördert Engagement.

  • Nachbarschaftliche Netzwerke: Informationsaustausch und Mobilisierung gemeinsamer Ressourcen.

  • Beziehungen zu anderen Communities: Kooperationen über die lokale Gemeinschaft hinaus zur gemeinsamen Ressourcennutzung.


In einer Gemeinde kämpfen Eltern und Lehrkräfte für eine bessere Ausstattung der örtlichen Schulen. Sie fordern mehr Personal, moderne Lehrmittel und eine Renovierung der Gebäude. Dazu organisieren sie Kundgebungen, schreiben Petitionen an die lokale Regierung und veranstalten Informationsabende, um andere Bürger*innen zu mobilisieren und Druck auf die Verantwortlichen auszuüben.

Welche der folgenden genannten Faktoren und Prozesse sind vereinbar mit dem Prozessmodell sozial- politischer Partizipation nach Klandermans (1997)?


A David nutzt seine Kenntnisse in Grafikdesign, um professionelle Poster und Flyer zu erstellen, die bei den Kundgebungen verteilt werden. Er erhält von dem Organisationsteam eine

Aufwandsentschädigung und seine Motivation, weiter in dem Bereich zu arbeiten, wurde wieder

entfacht. Die örtliche Schule sowie der Kampf der Eltern und Lehrkräfte ist für ihn jedoch unwichtig.

B Lara hat Freund*innen, die beim lokalen Radiosender arbeiten. Sie hat zu ihnen Kontakt

aufgenommen, um über die Anliegen der Initiative zu sprechen und so mehr Menschen zu erreichen. Sie hofft, dass die Medienaufmerksamkeit dazu beiträgt, die Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen.

C Samira geht mit ihrer Mutter, die Deutschlehrerin an der örtlichen Schule ist, zu den Kundgebungen. Sie selbst besucht eine Schule außerhalb der Gemeinde und findet, die örtliche Schule sollte komplett geschlossen werden. Da sie es nicht übers Herz bringt, dies ihrer Mutter zu sagen, hat sie versprochen, den Kampf an der Schule zu unterstützen.

D Die Schüler Omar und Felix melden sich freiwillig zur Flyerverteilung während der Schulzeit, um dem Sportunterricht zu entgehen. Da sie die Schule bald wechseln, glauben sie nicht an die Wirkung der Flyer und sind uninteressiert an den möglichen Änderungen.

E Alex ist Vater von drei Kindern, die zurzeit die Schule besuchen. Ihm ist es wichtig, dass sie eine adäquate Schulausbildung bekommen. Entsprechend will er an der nächsten Kundgebung

teilnehmen. Das jüngste seiner Kinder erkrankt jedoch und er findet für den Abend keine Betreuung, sodass er am Ende zu Hause bleiben muss.


WS 23/24

A: Falsch. David ist zwar durch Belohnung motiviert, jedoch hat er kein kollektives Motiv, da ihm die Schule und der Kampf selbst unwichtig sind. Dies entspricht eher einem individuellen Belohnungsmotiv.

B: Richtig. Lara nutzt ihr soziales Netzwerk, um das normative (soziale) Motiv zu fördern und mehr Aufmerksamkeit auf die Bewegung zu lenken, was mit Klandermans' Modell vereinbar ist.

C: Falsch. Samira handelt aus sozialem Druck (normatives Motiv), aber sie teilt nicht das kollektive Ziel. Ihr Engagement basiert eher auf persönlicher Verpflichtung gegenüber ihrer Mutter als auf echter Überzeugung.

D: Falsch. Omar und Felix zeigen keine wirkliche Motivation, am kollektiven Prozess teilzunehmen. Ihr Verhalten ist eher opportunistisch und nicht im Einklang mit einem der drei von Klandermans beschriebenen Motive (kollektiv, normativ oder Belohnung).

E: Richtig. Alex ist durch ein kollektives Motiv angetrieben, da er sich um die Bildung seiner Kinder sorgt. Obwohl er aufgrund persönlicher Umstände nicht teilnehmen kann, bleibt sein Engagement für die Sache bestehen.


Das Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997) beschreibt drei zentrale Motive:

  1. Kollektives Motiv: Menschen engagieren sich für ein gemeinsames Ziel, von dem sie und andere profitieren (z.B. bessere Schulausstattung).

  2. Normatives (soziales) Motiv: Teilnehmende erwarten soziale Bestätigung oder vermeiden negative Reaktionen.

  3. Belohnungsmotiv: Individuelle Kosten-Nutzen-Kalkulation motiviert zur Teilnahme.

Die erfolgreiche Mobilisierung sozialer Bewegungen erfordert das Zusammenspiel dieser Motive.

Nach dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997) sind sowohl

Identifikationsprozesse als auch Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse für die Entwicklung von

Teilnahmemotivation entscheidend. Welche der folgenden Beispiele zu diesem Schritt des Modells sind korrekt?


A Tina will die online-Petition gegen den Bau einer neuen Raststätte in der Nähe ihres Dorfes

unterschreiben, da der ausgewählte Bauplatz die vorhandenen, von den Anwohner*innen viel

genutzten Streuobstwiesen zerstören würde. Ihre Teilnahmemotivation fällt unter die Kategorie

„qualitatives Motiv“.

B Jamals Freunde finden es beeindruckend, dass er sich im Rahmen der Hausbesetzer*innenbewegung gegen die hohen Mieten und den Wohnungsmangel wehrt. Seine eigene Teilnahmemotivation aufgrund der Reaktionen seines Umfeldes wird als „normatives Motiv“ bezeichnet.

C Torvi möchte am Klimastreik teilnehmen, um viel Zeit mit ihren Freund*innen in der Gemeinschaft zu verbringen. Dieses Motiv wird als „kollektives Motiv“ bezeichnet.

D Arian hofft, durch seine Mithilfe bei der Organisation der Demonstration „Laut gegen rechts“

wertvolle Erfahrungen in den unterschiedlichen Aufgabenbereichen der Planung und Durchführung zu sammeln. Dieses Motiv wird als „Belohnungsmotiv“ bezeichnet.

E Yemisi sieht sich selbst als Klimaschützer*in und identifiziert sich stark mit der Fridays-for-Future Bewegung. In diesem Fall entsteht die Teilnahmemotivation über einen kollektiven

Identifikationsprozess.


WS 23/34

A: Falsch. Tinas Teilnahmemotivation fällt nicht unter das "qualitative Motiv", sondern unter das kollektive Motiv, da es ihr um den Schutz der Streuobstwiesen und die Auswirkungen auf ihre Gemeinschaft geht.

B: Richtig. Jamals Motivation entsteht durch die positive Reaktion seiner Freunde, was als normatives (soziales) Motiv klassifiziert wird.

C: Falsch. Torvis Motivation, am Klimastreik teilzunehmen, um Zeit mit ihren Freund*innen zu verbringen, basiert auf sozialen Aspekten und nicht auf einem kollektiven Motiv, das sich auf das übergeordnete Ziel der Bewegung bezieht.

D: Richtig. Arian möchte durch seine Teilnahme persönliche Vorteile (Erfahrungen) erlangen, was dem Belohnungsmotiv entspricht.

E: Richtig. Yemisi identifiziert sich stark mit der Fridays-for-Future-Bewegung, was auf einen kollektiven Identifikationsprozess hinweist.


Das Modell der sozial-politischen Partizipation nach Klandermans (1997) unterscheidet zwischen zwei zentralen Klassen von Prozessen:

  1. Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse, die individuelle Motivationen auf der Basis von persönlichen Vorteilen und sozialen Reaktionen (Belohnungs- und normatives Motiv) umfassen.

  2. Identifikationsprozesse, bei denen die Identifikation mit der Bewegung oder Gruppe (kollektive Identität) die Motivation bestimmt.

Diese Prozesse beeinflussen gemeinsam die Teilnahmemotivation an sozialen und politischen Bewegungen.

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Nina H.

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