Buffl

Klausurfragen

NH
von Nina H.

Welche der folgenden Beispiele beschreiben Faktoren und/oder Prozesse, die in dem sozial-ökologischen Mehrebenenansatz nach Bronfenbrenner (1979) berücksichtigt werden?


A Entstehung von Gemeinschaftsgefühl innerhalb einer Schulklasse.

B Auswirkungen rechtlicher Veränderungen auf Einstellungen gegenüber marginalisierten Gruppen.

C Vergleiche individueller körperlicher Stressreaktionen.

D Auswirkungen medialer Darstellungen von Personengruppen auf deren Diskriminierung.

E Einflüsse von lokalen Gemeindezusammenschlüssen auf den Sense of Community der Einwohner:innen.


WS 23/24

A: Entstehung von Gemeinschaftsgefühl innerhalb einer Schulklasse

-> Dies fällt unter das Mikrosystem, da es um die direkten interpersonalen Beziehungen innerhalb einer kleinen Gruppe geht. Die Mitglieder einer Schulklasse interagieren regelmäßig, was zu einem Gemeinschaftsgefühl führt. Die Dynamik innerhalb dieser Gruppe wird durch die individuellen Eigenschaften der Mitglieder und deren Beziehungen zueinander geprägt.

B: Auswirkungen rechtlicher Veränderungen auf Einstellungen gegenüber marginalisierten Gruppen

->Diese Antwort gehört zum Makrosystem, welches die größeren gesellschaftlichen Strukturen umfasst. Rechtliche Veränderungen können Einstellungen und Verhaltensweisen innerhalb der gesamten Gesellschaft beeinflussen, was auf die sozialen Normen und Werte abzielt, die in der Gemeinschaft oder Gesellschaft vorherrschen.

C: Vergleiche individueller körperlicher Stressreaktionen

-> ist falsch, weil individuelle körperliche Stressreaktionen auf die Individual-System-Ebene abzielen. Diese Antwort betrachtet individuelle Unterschiede und biophysiologische Prozesse, die nicht in den sozial-ökologischen Ansatz von Bronfenbrenner passen, da dieser sich auf soziale Interaktionen und Umwelteinflüsse konzentriert. In diesem Kontext werden keine sozialen Systeme oder deren Wechselwirkungen betrachtet.

D: Auswirkungen medialer Darstellungen von Personengruppen auf deren Diskriminierung

->Auch dies gehört zum Makrosystem, da mediale Darstellungen Teil der kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind, die die Wahrnehmung und das Verhalten gegenüber bestimmten Gruppen beeinflussen. Medien spielen eine zentrale Rolle in der Gestaltung von Meinungen und Diskursen, was sich auf die Diskriminierung auswirken kann.

E: Einflüsse von lokalen Gemeindezusammenschlüssen auf den Sense of Community der Einwohner

-> Diese Antwort bezieht sich auf das Mesosystem, da es die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Mikrosystemen (wie Nachbarschaften und lokalen Gruppen) beschreibt. Die lokalen Gemeindezusammenschlüsse können das Gemeinschaftsgefühl der Einwohnerfördern und beeinflussen, wie diese in ihrem sozialen Umfeld interagieren.


1.1.2 Die sozial-ökologische Perspektive

Die sozial-ökologische Perspektive untersucht den Einfluss von sozialen und situativen Faktoren auf menschliches Verhalten und Erleben, oft mit dem Ziel, den fundamentalen Attributionsfehler zu überwinden, bei dem dispositionale Faktoren überbewertet und situative Einflüsse unterschätzt werden.

Kontext:

  • Umfasst die räumliche, soziale und kulturelle Umwelt, in der Individuen leben.

  • Berücksichtigt verschiedene Systemebenen, wie von Urie Bronfenbrenner beschrieben.

Systemebenen nach Dalton et al. (2007):

  • Proximale Systeme: Nahe am Individuum (z. B. Familie), die direkten Einfluss auf das Verhalten haben.

  • Distalere Systeme: Weiter entfernt (z. B. Stadt), deren Einflüsse oft über proximale Systeme vermittelt werden.

  • Reziproke Einflussprozesse: Wechselwirkungen zwischen Individuen und ihren sozialen Systemen.

Ebenen:

  1. Individual-System: Betrachtet individuelle Einflussfaktoren und deren Wechselwirkungen mit sozialen Systemen.

  2. Mikrosysteme: Beinhaltet direkte, interpersonale Beziehungen (z. B. Familie, Freundeskreise).

  3. Mesosysteme: Umfasst Organisationen und lokal-administrative Communities, die formal strukturierte soziale Systeme darstellen.

  4. Makrosysteme: Höchste Ebene, die kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse auf Individuen und soziale Netzwerke analysiert.



Die Community Psychology setzt besondere Akzente im Hinblick auf den Forschungs- und

Interventionsprozess. Welche der folgenden Aussagen bezüglich dieser Akzentuierung sind korrekt?


A Forschung sollte die Perspektiven der Mitglieder der Communities, über die geforscht wird, mit einbeziehen.

B Insbesondere bei Interventionen ist es wichtig, dass die Wissenschaftler:innen mit ihrer Expertise die Rahmenbedingungen vorgeben und die Entscheidungshoheit bezüglich der Vorgehensweise behalten.

C Der Fokus liegt auf den Ressourcen einzelner Individuen, Gruppen und Communities und ihrer

Förderung.

D Die Community Psychology setzt in Interventionen stärker auf (primäre) Prävention und Förderung als auf Therapie und Rehabilitation.

E Community-psychologische Intervention ist typischerweise interdisziplinär orientiert.



WS 23/24

A Forschung sollte die Perspektiven der Mitglieder der Communities, über die geforscht wird, mit einbeziehen.

Richtig. Dies entspricht einem zentralen Prinzip der Community Psychology, das auf Partizipation abzielt. Forschung und Interventionen sollten unter Einbezug der Perspektiven und Bedürfnisse der Betroffenen erfolgen, um ein Machtgefälle zu vermeiden und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

B Insbesondere bei Interventionen ist es wichtig, dass die Wissenschaftler:innen mit ihrer Expertise die Rahmenbedingungen vorgeben und die Entscheidungshoheit bezüglich der Vorgehensweise behalten.

Falsch. In der Community Psychology wird das Machtgefälle zwischen Forschenden und der betroffenen Community kritisch betrachtet. Stattdessen wird eine partizipative und kooperative Herangehensweise gefordert, bei der die Community-Mitglieder aktiv mitentscheiden.

C Der Fokus liegt auf den Ressourcen einzelner Individuen, Gruppen und Communities und ihrer Förderung.

Richtig. Community Psychology verwendet ein Ressourcenmodell statt eines Defizitmodells. Es geht darum, die vorhandenen Stärken und Fähigkeiten von Individuen und Gemeinschaften zu fördern, um Probleme präventiv anzugehen.

D Die Community Psychology setzt in Interventionen stärker auf (primäre) Prävention und Förderung als auf Therapie und Rehabilitation.

Richtig. Der Schwerpunkt liegt auf Prävention und der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden, um problematische Verhaltensweisen gar nicht erst entstehen zu lassen. Dieser präventive Ansatz ist ein wichtiger Unterschied zu therapiebasierten Ansätzen.

E Community-psychologische Intervention ist typischerweise interdisziplinär orientiert

Richtig. Interdisziplinarität ist ein wichtiges Kennzeichen der Community Psychology. Sie bezieht Wissen aus verschiedenen Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Politikwissenschaft und anderen, um komplexe soziale Probleme zu verstehen und zu lösen.


1.1 Was ist Community Psychology?

Community Psychology ist eine relativ junge, angewandte Teildisziplin der Psychologie, die sich ab Ende der 1960er Jahre in den USA entwickelte. Sie befasst sich mit dem Erleben und Handeln von Individuen innerhalb ihrer Communities, die sowohl geografisch als auch sozial definiert sein können. Es handelt sich um eine empirische Wissenschaft, die sich auf Datenanalyse stützt, um praktische und gesellschaftliche Probleme zu lösen.

Fachliche Identität der Community Psychology:

  • Die Disziplin entwickelte sich aus der Kritik an den Paradigmen der akademischen Psychologie, die Ende der 1960er eine wissenschaftliche Krise durchlief.

  • Die akademische Psychologie trug nur wenig zur Lösung gesellschaftlich relevanter Probleme bei, da sie sich stark auf das naturwissenschaftliche Erkenntnisideal und auf individuelle Erklärungsmodelle konzentrierte.

Paradigmenwechsel in der Community Psychology: Die Gründungsgeneration strebte einen Paradigmenwechsel an, der sich auf vier zentrale Aspekte konzentrierte:

  1. Überwindung des psychologischen Reduktionismus: Der Fokus lag bisher stark auf dem Individuum, ohne die komplexen sozialen und ökologischen Einflüsse ausreichend zu berücksichtigen.

  2. Überwindung der Trennung von Grundlagen- und Anwendungswissenschaften: Forschen und Anwenden sollten als Einheit betrachtet werden.

  3. Thematisierung der Wertebasis der psychologischen Forschung: Die psychologische Forschung sollte soziale und ethische Werte stärker einbeziehen.

  4. Entwicklung alternativer Perspektiven auf Forschungs- und Interventionsprozesse: Es wurde ein partizipatorischer, interdisziplinärer und ressourcenorientierter Ansatz eingeführt.

Alternative Perspektiven auf Forschung und Interventionen:

  • In der Community Psychology wird die traditionelle Machtverteilung zwischen Forschenden und ihren „Objekten“ kritisch hinterfragt und durch kooperative, partizipative Ansätze ersetzt.

  • Anstelle des Defizitmodells steht das Ressourcenmodell, das die Stärken und Potenziale von Personen und Communities betont. Der Fokus liegt auf Prävention und Förderung, nicht auf Therapie.


Welche Merkmale machen lokal administrative Communities nach Bronfenbrenner (1979) aus?


A Direkte Kontaktmöglichkeiten

B Wahrgenommene Ähnlichkeiten auf sozial bedeutsamen Dimensionen

C Soziale Kategorisierung

D Selbststereotypisierung

E Geografische Nähe



WS 23/24

A: Direkte Kontaktmöglichkeiten

  • Richtig. Lokal-administrative Communities basieren auf geografischer Nähe, die direkte, persönliche Interaktionen ermöglicht. Menschen in einem bestimmten Gebiet können leicht in Kontakt treten und Beziehungen aufbauen.

B: Wahrgenommene Ähnlichkeiten auf sozial bedeutsamen Dimensionen

  • Falsch. Dies ist ein Merkmal von sozial-relationalen Communities, bei denen die Zugehörigkeit auf emotionalen oder sozialen Gemeinsamkeiten beruht, unabhängig von geografischer Nähe.

C: Soziale Kategorisierung

  • Falsch. Soziale Kategorisierung beschreibt, wie Menschen sich und andere Gruppen auf der Basis von sozialen Merkmalen einordnen. Dies passt eher zu sozial-relationalen Communities, bei denen die Verbindung durch gemeinsame Merkmale oder Identitäten erfolgt, nicht durch geografische Nähe.

D: Selbststereotypisierung

  • Falsch. Selbststereotypisierung bedeutet, dass Menschen sich selbst nach den Merkmalen der Gruppe, der sie angehören, beurteilen. Dies ist typisch für die Identifikation in sozial-relationalen Communities und nicht für lokal-administrative Communities.

E: Geografische Nähe

  • Richtig. Lokal-administrative Communities werden durch ihre geografische Lage definiert, und die Zugehörigkeit beruht oft auf der Wohnsituation, wie in Stadtteilen oder Gemeinden.

2.1 Was ist eine Community?

Eine Community ist eine Gruppe von Menschen, die durch gemeinsame Merkmale, Interessen oder geografische Nähe verbunden sind. Communities können lokal-administrativ oder sozial-relational organisiert sein.

  • Lokal-administrative Communities: Diese basieren auf geografischen Einheiten wie Städten oder Stadtteilen, wo die Zugehörigkeit durch Nähe entsteht. Soziale Bindungen werden oft durch direkte Kontakte und lokale Traditionen geprägt. Es gibt formale Strukturen zur politischen Mitbestimmung.

  • Sozial-relationale Communities: Diese sind unabhängig von geografischen Bezügen und basieren auf stabilen, emotionalen Beziehungen zwischen Mitgliedern. Sie entstehen durch gemeinsame Interessen oder Ziele und bieten ein starkes Gefühl der emotionalen Verbundenheit, auch wenn sich nicht alle Mitglieder persönlich kennen


Im Gegensatz zu einer individuumsorientierten Psychologie sieht sich die Community Psychology einem sozial-ökologischen Mehrebenenansatz im Sinne Bronfenbrenners (1979) verpflichtet. Welche der folgenden Aussagen geben daraus resultierende Implikation für die empirische Forschung und Praxis korrekt wieder?


A Es können keine unidirektionalen Kausalhypothesen getestet werden, da davon ausgegangen wird, dass Kausalität immer zirkulär ist.

B Es werden mesosystematische (intra- und intergruppen Prozesse) und makrosystematische

(ökonomische, kulturelle oder politische Prozesse) Faktoren und deren komplexe Wechselwirkungen auf unterschiedlichen Ebenen berücksichtigt.

C Mikrosystematische (interpersonale Prozesse) Faktoren werden im Mehrebenenansatz nicht erfasst.

D Das Individuum wird entlastet, da aufgrund der verstärkten Betrachtung des Kontextes die „blaming the victim-Tendenz“ verringert wird.

E Es wird noch stärker auf die Trennung zwischen der Psychologie und anderen Wissenschaften (wie zum Beispiel der Soziologie) in Forschung und Praxis geachtet.


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A Es können keine unidirektionalen Kausalhypothesen getestet werden, da davon ausgegangen wird, dass Kausalität immer zirkulär ist.

-> ist falsch, weil unidirektionale Kausalhypothesen zwar in einem linearen Modell nicht getestet werden, aber es gibt Situationen, in denen spezifische Hypothesen getestet werden können, ohne dass Kausalität immer zirkulär sein muss.

B Es werden mesosystematische (intra- und intergruppen Prozesse) und makrosystematische

(ökonomische, kulturelle oder politische Prozesse) Faktoren und deren komplexe Wechselwirkungen auf unterschiedlichen Ebenen berücksichtigt.

-> ist richtig, weil mesosystematische und makrosystematische Faktoren und deren Wechselwirkungen im sozial-ökologischen Ansatz berücksichtigt werden.

C Mikrosystematische (interpersonale Prozesse) Faktoren werden im Mehrebenenansatz nicht erfasst.

-> ist falsch, weil mikrosystematische (interpersonale) Prozesse explizit im sozial-ökologischen Modell erfasst werden und eine zentrale Rolle spielen

D Das Individuum wird entlastet, da aufgrund der verstärkten Betrachtung des Kontextes die „blaming the victim-Tendenz“ verringert wird.

-> ist richtig, da der sozial-ökologische Ansatz das Individuum entlastet, indem er kontextuelle Einflüsse stärker betont und dadurch die "blaming the victim"-Tendenz reduziert.

E Es wird noch stärker auf die Trennung zwischen der Psychologie und anderen Wissenschaften (wie zum Beispiel der Soziologie) in Forschung und Praxis geachtet.

-> ist falsch, weil die Community Psychology die Trennung zwischen Psychologie und anderen Wissenschaften gerade überwinden möchte und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert.


In der community-psychologischen Literatur werden so genannte Grundwerte der Disziplin diskutiert.

Welche dieser Grundwerte der Community Psychology (nach Dalton et al., 2007) werden im Studienbrief genannt?


A Familiäres Wohlergehen

B Gemeinwohlorientierung

C Partnerschaftliche Orientierung

D Empirische Fundierung

E Trennung von Grundlagen- und Anwendungsforschung


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A (Familiäres Wohlergehen) ist richtig, da individuelles und familiäres Wohlergehen als einer der Grundwerte der Community Psychology nach Dalton et al. (2007) genannt wird.

B (Gemeinwohlorientierung) ist richtig, da die Gemeinwohlorientierung ebenfalls ein zentraler Wert in der Community Psychology ist, mit Fokus auf das Wohl der Gemeinschaft.

C (Partnerschaftliche Orientierung) ist richtig, da die partnerschaftliche Orientierung auf die Zusammenarbeit und partizipative Ansätze in Forschung und Praxis verweist.

D (Empirische Fundierung) ist richtig, da Community Psychology sich auf wissenschaftliche Grundlagen stützt, um ihre Interventionsansätze zu begründen und zu validieren.

E (Trennung von Grundlagen- und Anwendungsforschung) ist falsch, weil in der Community Psychology die Trennung von Grundlagen- und Anwendungsforschung überwunden werden soll, um eine praxisorientierte, aber dennoch wissenschaftlich fundierte Disziplin zu fördern


Grundwerte der Community Psychology (nach Dalton et al., 2007)

  • Diese Grundwerte bilden die Leitprinzipien für Forschung und Interventionen in der Community Psychology. Sie sind nicht widerspruchsfrei und müssen oft gegeneinander abgewogen werden.

  1. Individuelles und familiäres Wohlergehen

  • Wohlergehen umfasst physische, psychische, soziale und materielle Aspekte.

  • Ziel ist es, durch systemische und ressourcenorientierte Interventionen das Wohlergehen auf individueller und familiärer Ebene zu fördern.

  1. Gemeinwohlorientierung

  • Spannungsverhältnis zwischen individuellen und kollektiven Interessen.

  • Der „Sense of Community“ ist entscheidend für Engagement und Ressourcenteilung innerhalb der Community.

  1. Respekt vor menschlicher Diversität

  • Anerkennung und Wertschätzung der Vielfalt von Lebensformen, ohne in moralischen Relativismus zu verfallen.

  • Spannungsfeld zu Werten wie sozialer Gerechtigkeit, wenn kulturelle Praktiken übergeordnete Rechte verletzen.

  1. Soziale Gerechtigkeit

  • Fairer Ausgleich von Interessen und Ressourcen innerhalb der Gesellschaft.

  • Unterschiedliche Prinzipien der Gerechtigkeit (z.B. Gleichheit vs. Bedürftigkeit) führen oft zu sozialen Konflikten.

  1. Bürgerbeteiligung

  • Demokratische Mitbestimmung und kollektives Handeln, um Probleme auf Community-Ebene zu lösen.

  • Stärkung des „sozialen Kapitals“ (Putnam, 2000), also der sozialen Netzwerke und des gegenseitigen Vertrauens.

  1. Partnerschaftliche Orientierung

  • Respektvolle, partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Community-Psycholog*innen und Community-Mitgliedern.

  • Einbindung der Mitglieder in Forschung und Interventionen.

  1. Empirische Fundierung

  • Forschung und Interventionen müssen auf empirischen Daten basieren.

  • Kritische Reflexion gesellschaftlicher Werte, die die Forschung beeinflussen.

Werte in der Praxis

  • Die Werte sind nicht immer widerspruchsfrei, und ihre Bedeutung kann je nach Community variieren.

  • Leitprinzip ist die Verhältnismäßigkeit, um Zielkonflikte zwischen konkurrierenden Werten zu lösen.


Welche der folgenden Aussagen zum Sense of Community nach McMillan und Chavis (1986) sind korrekt?


A Faktoren, die den Sense of Community beeinflussen, können individuelle Dispositionen sein,

Merkmale der Community oder Merkmale der Beziehung zwischen Individuum und Community.

B Der Sense of Community Index (SCI) von Perkins et al. (1990) ist ein teilstrukturiertes Interview zur Messung des Sense of Community der Community-Mitglieder.

C Die Komponente „Einfluss“ bezieht sich sowohl auf die Macht der Community über die einzelnen Mitglieder als auch die Macht der Community über die gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse.

D Die Komponente „emotionale Verbundenheit“ ist durch verschiedene Aspekte charakterisiert. Dazu zählen unter anderem wechselseitige Zuneigung und Vertrauen sowie Sinnstiftung durch

Verbundenheit mit einer Gemeinschaft.

E Die Struktur des Sense of Community sowie die Interkorrelation der vier Komponenten konnte in allen relevanten empirischen Studien bestätigt werden.


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A:Faktoren, die den Sense of Community beeinflussen, können individuelle Dispositionen sein, Merkmale der Community oder Merkmale der Beziehung zwischen Individuum und Community.Richtig – Dies stimmt, da der Sense of Community von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, einschließlich persönlicher Eigenschaften (wie Extraversion), den Eigenschaften der Gemeinschaft (wie Größe und Klima), sowie der Beziehung zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft (wie die emotionale Bindung).

B: Der Sense of Community Index (SCI) von Perkins et al. (1990) ist ein teilstrukturiertes Interview zur Messung des Sense of Community der Community-Mitglieder.

Falsch – Der SCI ist kein Interview, sondern ein standardisierter Fragebogen, der den Sense of Community quantitativ misst, nicht teilstrukturiert oder qualitativ.

C: Die Komponente „Einfluss“ bezieht sich sowohl auf die Macht der Community über die einzelnen Mitglieder als auch die Macht der Community über die gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse.

Falsch – Die Komponente „Einfluss“ bezieht sich darauf, wie sehr die Mitglieder Einfluss auf die Community ausüben können und wie die Community Einfluss auf die Mitglieder hat. Sie bezieht sich nicht auf die Macht der Community über gesamtgesellschaftliche Verhältnisse.

D: Die Komponente „emotionale Verbundenheit“ ist durch verschiedene Aspekte charakterisiert. Dazu zählen unter anderem wechselseitige Zuneigung und Vertrauen sowie Sinnstiftung durch Verbundenheit mit einer Gemeinschaft. Richtig – Die emotionale Verbundenheit ist das „Herzstück“ des Sense of Community und umfasst Aspekte wie gegenseitige Zuneigung, Vertrauen und das Gefühl der Zugehörigkeit, die durch gemeinsame Erfahrungen und Rituale verstärkt werden.

E: Die Struktur des Sense of Community sowie die Interkorrelation der vier Komponenten konnte in allen relevanten empirischen Studien bestätigt werden. Falsch – Während die Struktur und die vier Komponenten von McMillan und Chavis (1986) in vielen Studien untersucht wurden, ist ihre Interkorrelation nicht in allen empirischen Studien bestätigt worden. Es gibt Studien, die Unterschiede in der Stärke der Komponenten gefunden haben.


2.2 Sense of Community

  • „Sense of Community“ hat keine genaue deutsche Entsprechung, am ehesten „Gemeinschaftsgefühl“ oder „Gemeinsinn“.

  • Umfasst die Bereitschaft, individuelle und kollektive Interessen freiwillig auszubalancieren.

2.2.1 Begriffsdefinition

  • Sarason (1974): Ein Konglomerat von Wahrnehmungen und Verhaltensabsichten: Wahrgenommene Ähnlichkeit, Anerkennung wechselseitiger Abhängigkeit, und die Bereitschaft, diese durch gegenseitige Unterstützung aufrechtzuerhalten. Gefühl, Teil einer stabilen Struktur zu sein.

  • Kernmerkmale: Wahrgenommene Ähnlichkeit, Interdependenz, Commitment.

  • McMillan & Chavis (1986): Sense of Community umfasst Zugehörigkeitsgefühl, Bedeutung füreinander und die Gruppe, sowie das Vertrauen, dass Bedürfnisse in der Gemeinschaft befriedigt werden.

Komponenten des Sense of Community (McMillan & Chavis, 1986)

  1. Mitgliedschaft:

    • Gefühl der Zugehörigkeit und Investitionen in die Community.

    • Grenzen, Symbole, emotionale Sicherheit und Identifikation spielen eine wichtige Rolle.

  2. Einfluss:

    • Der wahrgenommene Einfluss der Mitglieder auf die Community und umgekehrt.

    • Kohäsion und Bedürfnisbefriedigung hängen stark mit dem Einfluss zusammen.

  3. Integration und Bedürfnisbefriedigung:

    • Ressourcen werden zwischen den Mitgliedern ausgetauscht, um individuelle Bedürfnisse zu befriedigen.

    • Interdependenz stärkt den Zusammenhalt.

  4. Emotionale Verbundenheit:

    • Herzstück der Community, basierend auf Vertrauen, Zuneigung und gemeinsamen Traditionen.

    • Stiftet Sinn und stärkt die emotionale Bindung.

Messung des Sense of Community:

  • Standardisierte Verfahren, z.B. der 12-Item Sense of Community Index (SCI) von Perkins et al. (1990), zur quantitativen Erfassung des Sense of Community.

Antezedenzien des Sense of Community:

  • Individuelle Dispositionen: Verträglichkeit, Extraversion, hohes Anschlussmotiv.

  • Merkmale der Community: Kleine Gemeinschaften und positives soziales Klima fördern den Sense of Community.

  • Beziehung zwischen Individuum & Community: Ortsbindung und längere Zugehörigkeit stärken den Sense of Community.

Konsequenzen des Sense of Community:

  • Positives kollektives Handeln, Nachbarschaftshilfe, höhere Wahlbeteiligung.

  • Förderung des individuellen Wohlbefindens, Resilienz gegenüber Stressoren und langanhaltendes ehrenamtliches Engagement.


Auf welche übergeordneten Dimensionen des Sozialklimas bezieht sich das Sozialklimainventar von Moos et al. (1994)?


A Kontaktqualität

B Soziale Verantwortung

C Gemeinsame Werte

D Zugehörigkeitsgefühl

E Soziale Beziehungen


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A: Kontaktqualität Falsch – Kontaktqualität ist keine übergeordnete Dimension des Sozialklimas im Inventar von Moos et al. (1994). Zwar geht es um soziale Beziehungen, aber "Kontaktqualität" wird nicht als separate Dimension genannt.

B: Soziale Verantwortung Falsch – Soziale Verantwortung ist ebenfalls keine explizit genannte Dimension im Sozialklimainventar von Moos. Es wird zwar indirekt angesprochen durch Aspekte wie Gruppenkohäsion und Unterstützung, aber nicht als eigenständige Dimension.

C: Gemeinsame Werte Falsch – Gemeinsame Werte sind nicht als spezifische Dimension im Sozialklimainventar aufgeführt. Es geht mehr um das soziale Klima, das durch Beziehungen, Entwicklungschancen und Systemaufrechterhaltung beschrieben wird.

D: Zugehörigkeitsgefühl Falsch – Zugehörigkeitsgefühl wird nicht als eigenständige Dimension im Sozialklimainventar genannt, sondern eher indirekt in der Dimension der sozialen Beziehungen und Kohäsion berührt.

E: Soziale Beziehungen Richtig – Soziale Beziehungen sind eine zentrale übergeordnete Dimension des Sozialklimas nach Moos et al. (1994). Diese Dimension bezieht sich auf Aspekte wie gegenseitige Unterstützung, Qualität der Beziehungen und Kohäsion innerhalb der Community.


Messung des Sozialklimas (nach Moos et al., 1994):

  • Ein standardisiertes Inventar wurde entwickelt, basierend auf ökologisch-psychologischen Theorien.

  • Erfasst werden die drei Hauptdimensionen:

    1. Soziale Beziehungen: Über Items wie Qualität der Beziehungen, wahrgenommene Unterstützung und Konflikte.

    2. Persönliche Entwicklungschancen: Durch Fragen zur Autonomie, Förderung von Selbstbestimmtheit und persönlichem Wachstum.

    3. Systemaufrechterhaltung und -wandel: Items zur Bedeutung von Regeln, deren Einhaltung und zur Veränderungsbereitschaft im System.

Zusätzlich wird die Wahrnehmung der physischen und sozialen Umwelt berücksichtigt, wie z.B. architektonische Gestaltung und politische Regelungen.

Sozialklima in einer Community – Wesentliche Punkte:

1. Sozialklima:

  • Beschreibt den sozialen Charakter eines Kontextes (z.B. Arbeitsplatz) als vergleichbar mit einer „Persönlichkeit“.

  • Entwickelt von Rudolf Moos (1987).

2. Dimensionen des Sozialklimas (nach Moos et al., 1994):

  • Soziale Beziehungen: Wahrgenommene Unterstützung, Kohäsion, Konflikte.

  • Persönliche Entwicklungschancen: Autonomie, Persönlichkeitswachstum, Selbstbestimmung.

  • Systemaufrechterhaltung und -wandel: Strukturen, Regeln, Veränderungspotenzial.

3. Einflussfaktoren:

  • Physikalisch-strukturelle Merkmale (z.B. Architektur).

  • Politische Regelungen.

  • Soziale Konfiguration (z.B. Homogenität der Gruppe).

Individuelle Wahrnehmung des Sozialklimas wird stark vom Status in der Gruppe beeinflusst (z.B. Minoritätenstatus).

Welche der folgenden Aussagen zu partizipatorischen Kompetenzen sind korrekt (vgl. z. B. Berkowitz, 2000)?


A Aktives sozial-politisches Engagement führt häufig zu einem Zugewinn an partizipatorischen

Kompetenzen.

B Vorhandene Strukturen zur Zielerreichung weiterzuentwickeln fällt unter die Kategorie

organisatorische Kompetenz.

C Alle partizipatorischen Kompetenzen sind für die individuelle Beteiligung in der Regel gleich wichtig.

D Die Fähigkeit Probleme zu identifizieren und dafür Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz.

E Die Fähigkeit unterschiedliche Bedürfnislagen und Perspektiven beteiligter Personen wahrzunehmen und entsprechend angepasste Entscheidungsprozesse abzustimmen fällt unter die Kategorie assimilative Kompetenz.


WS 23/24

A: Aktives sozial-politisches Engagement führt häufig zu einem Zugewinn an partizipatorischen Kompetenzen. Richtig – In deinen Notizen wird explizit darauf hingewiesen, dass Forschungsergebnisse zeigen, dass aktives sozial-politisches Engagement oft zu einer Steigerung der partizipatorischen Kompetenzen führt. Dies umfasst analytische, soziale und kommunikative Fähigkeiten.

B: Vorhandene Strukturen zur Zielerreichung weiterzuentwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz. Richtig – Laut den Notizen ist organisatorische Kompetenz die Fähigkeit, Strukturen zur Zielerreichung aufzubauen oder weiterzuentwickeln. Diese Definition passt direkt zu dieser Aussage.

C: Alle partizipatorischen Kompetenzen sind für die individuelle Beteiligung in der Regel gleich wichtig. Falsch – Die Notizen betonen, dass die Bedeutung der einzelnen Kompetenzen situations- und kontextabhängig ist. Welche Kompetenz erforderlich ist, hängt von der spezifischen Problemlage ab.

D: Die Fähigkeit, Probleme zu identifizieren und dafür Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz.Falsch – Diese Fähigkeit gehört laut den Notizen zur analytischen Kompetenz, da es um die Analyse von Problemsituationen und die Entwicklung von Lösungsansätzen geht, nicht um organisatorische Prozesse.

E: Die Fähigkeit, unterschiedliche Bedürfnislagen und Perspektiven beteiligter Personen wahrzunehmen und entsprechend angepasste Entscheidungsprozesse abzustimmen, fällt unter die Kategorie assimilative Kompetenz. Falsch – Diese Fähigkeit gehört zur sozialen Kompetenz, da es darum geht, Sensibilität für die verschiedenen Perspektiven der Beteiligten zu entwickeln und Entscheidungen darauf abzustimmen.


5.1.2. Partizipatorische Kompetenzen sind Fähigkeiten, die die aktive Beteiligung an sozial-.politischen Prozessen unterstützen. Sie umfassen:

  1. Analytische Kompetenz: Fähigkeit, Probleme zu identifizieren und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.

  2. Soziale Kompetenz: Sensibilität für unterschiedliche Perspektiven und Anpassung von Entscheidungsprozessen.

  3. Kommunikative Kompetenz: Wahrnehmung sprachlicher und nicht-sprachlicher Signale sowie effektive Kommunikation.

  4. Organisatorische Kompetenz: Strukturen zur Zielerreichung aufbauen oder weiterentwickeln sowie Ressourcen mobilisieren.

Partizipatorische Kompetenzen sind situations- und kontextabhängig und können durch aktives sozial-politisches Engagement erworben oder gestärkt werden.

Monatelang hielten Klima-Aktivist:innen das Dorf Lützerath besetzt, um zu verhindern, dass ein großer Energiekonzern die unter dem Dorf liegende Braunkohle fördern kann. Welche der folgenden genannten Faktoren und Prozesse sind vereinbar mit dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997)?


A Anna hat von zwei Freundinnen von den Aktionen in Lützerath gehört und sich entschlossen die beiden in das Dorf zu begleiten. Ihr ist das Thema Klimawandel nicht besonders wichtig, da sie nicht davon ausgeht, dass es irgendeine Auswirkung auf ihr Leben haben wird. Sie liebt jedoch Abenteuer und die Auszeit von ihrem Studium kommt ihr gelegen.

B Moritz ärgert sich sehr über die globalen Ungerechtigkeiten, die mit dem Klimawandel verbunden sind. Er ist daher mit einer Gruppe von Aktivist:innen nach Lützerath gereist, obwohl er denkt, dass solche Aktionen generell keine Wirkung haben. ☐ ☐

C Erst hatte Miriam kein Interesse an dem Thema Umweltschutz. Als sie jedoch in der Uni mit einer Aktivistin ins Gespräch kam, bekam das Thema für sie eine hohe Wichtigkeit. Sie erwog, nach Lützerath zu reisen, sah aber letztlich davon ab, da sie sich zu der Zeit auf eine wichtige Prüfung vorbereiten musste.

D Tino ist sich der Probleme, die durch den Klimawandel entstehen, bewusst. Er verbreitet auf sozialen Medien Informationen zu Aktionen und hofft, dass genügend Menschen daran teilnehmen und sich weiter engagieren. Er selbst möchte nicht aktiv vor Ort teilnehmen, da er aufgrund einer Angststörung die Reise nach Lützerath und die Proteste vor Ort als zu herausfordernd einstuft.

E Carsten interessiert sich sehr für den Umweltschutz und hat sich umfassend informiert. Nach

gründlicher Abwägung hat er beschlossen, nicht nach Lützerath zu reisen, da er den Nutzen der Aktion für das Klima als gering einstufte. Stattdessen hat er sich einer Bewegung angeschlossen, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Ausbau der Windkraft zu beschleunigen.


WS 23/24

A Falsch – Anna hat keine ernsthafte Teilnahmemotivation bezüglich des Themas Klimawandel, sondern sieht das Ganze als Abenteuer. Für das Prozessmodell nach Klandermans wäre eine kollektive Identifikation oder eine echte Motivation zur Problemlösung erforderlich, was bei Anna nicht zutrifft.

B Falsch – Moritz empfindet den Klimawandel zwar als wichtiges Thema, glaubt aber nicht, dass die Aktionen Wirkung haben. Damit fehlt ihm die Überzeugung, dass gemeinschaftliches Handeln das Problem lösen kann, was nach dem Modell notwendig ist, um Teil des Mobilisierungspotentials zu werden.

C Richtig – Miriam hat nach einem persönlichen Austausch eine Motivation entwickelt, sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. Allerdings verhindert eine persönliche Teilnahmebarriere (Prüfungsvorbereitung) ihre physische Teilnahme, was im Modell als Barriere beschrieben wird.

D Richtig – Tino hat eine starke Bewusstheit für das Problem und beteiligt sich, indem er andere mobilisiert, auch wenn er aufgrund einer persönlichen Barriere (Angststörung) nicht selbst vor Ort teilnimmt. Dies passt zu den Prozessschritten des Mobilisierens und der Teilnahmebarrieren.

E Richtig – Carsten zeigt eine hohe Motivation und Entscheidungskompetenz, indem er sich informiert und eine Alternative (Windkraft) zur Aktion in Lützerath gefunden hat. Er überwindet Barrieren und wählt eine für ihn sinnvollere Partizipationsform.


5.2. Klandermans Prozessmodell sozial-politischer Partizipation

Das Vier-Stufen-Modell der Partizipation nach Klandermans beschreibt, wie Menschen sich an kollektiven Aktionen beteiligen:

  1. Teil des Mobilisierungspotenzials werden: Personen müssen die Probleme als sozial geteilte Ungerechtigkeiten verstehen und glauben, dass gemeinschaftliches Handeln wirksam ist.

  2. Ziel von Mobilisierungsversuchen werden: Personen müssen informiert werden, wann und wo Aktionen stattfinden.

  3. Teilnahmemotivation entwickeln: Motivation entsteht durch Kosten-Nutzen-Abwägung, kollektive Identifikation oder soziale Motive.

  4. Teilnahmebarrieren überwinden: Auch bei hoher Motivation können Barrieren wie persönliche Umstände die Teilnahme verhindern.



Nach dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997) sind sowohl

Identifikationsprozesse als auch Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse für die Entwicklung von

Teilnahmemotivation entscheidend. Welche der folgenden Aussagen zu diesem Schritt des Modells sind korrekt?


A Das kollektive Motiv der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse bezieht sich auf die von den anderen Teilnehmenden (Kollektiv) erwarteten Kosten und Nutzen der Teilnahme, z. B. durch negative Reaktionen anderer auf die eigene Teilnahme.

B Die drei Motive der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse und ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement wurden bisher noch nicht ausreichend erforscht oder empirisch belegt.

C Das Vermeidungsmotiv beschreibt die Vermeidung eigener Bemühungen partizipativ an der

Bewegung teilzunehmen und stattdessen von den anderen in Form von sozialem Trittbrettfahren zu profitieren.

D Identifikationsprozesse spielen neben der Motivation eine wichtige Rolle für das aktive Einsetzen zur Erreichung kollektiver Ziele.

E Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und deren Bedeutung für die eigene Identität sind die zwei Aspekte von kollektiver Identifikation.


WS 23/24

A: Das kollektive Motiv der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse bezieht sich auf die von den anderen Teilnehmenden (Kollektiv) erwarteten Kosten und Nutzen der Teilnahme, z. B. durch negative Reaktionen anderer auf die eigene Teilnahme. Falsch. Das kollektive Motiv bezieht sich auf den kollektiven Nutzen, den eine Bewegung oder Initiative anstrebt, nicht auf die erwarteten sozialen Reaktionen anderer Teilnehmender. Diese Reaktionen fallen unter das normative (soziale) Motiv, nicht unter das kollektive Motiv.

B: Die drei Motive der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse und ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement wurden bisher noch nicht ausreichend erforscht oder empirisch belegt. Falsch. Die drei Motive – kollektives Motiv, normatives Motiv und Belohnungsmotiv – wurden umfangreich erforscht. Zahlreiche empirische Studien belegen ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement.

C: Das Vermeidungsmotiv beschreibt die Vermeidung eigener Bemühungen partizipativ an der Bewegung teilzunehmen und stattdessen von den anderen in Form von sozialem Trittbrettfahren zu profitieren. Falsch. Diese Aussage ist falsch, weil das kollektive Motiv nicht die Erwartungen an das Verhalten anderer (wie positive oder negative Reaktionen) umfasst. Das bezieht sich eher auf das normative (soziale) Motiv. Das kollektive Motiv bezieht sich auf den kollektiven Nutzen einer Bewegung oder Initiative, also auf ein Ziel oder Gut, von dem alle profitieren können, unabhängig von ihrer Teilnahme.

D: Identifikationsprozesse spielen neben der Motivation eine wichtige Rolle für das aktive Einsetzen zur Erreichung kollektiver Ziele. Richtig. Identifikationsprozesse sind entscheidend, da sie die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und die Bedeutung dieser Zugehörigkeit für die eigene Identität betreffen, was starke Motivation und Engagement zur Folge hat.

E: Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und deren Bedeutung für die eigene Identität sind die zwei Aspekte von kollektiver Identifikation. Richtig. Kollektive Identifikation setzt sich aus der Zugehörigkeit zu einer Gruppe und der Bedeutung dieser Gruppe für die eigene Identität zusammen. Diese Identifikation spielt eine wichtige Rolle für die Teilnahmemotivation.

5.2. "Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997)":

Das Modell beschreibt die Entwicklung der Teilnahmemotivation in vier Stufen:

  1. Teil des Mobilisierungspotenzials werden – durch das Teilen von Überzeugungen über ein kollektives Problem.

  2. Ziel von Mobilisierungsversuchen werden – durch das Erreichen potenzieller Teilnehmender.

  3. Teilnahmemotivation entwickeln – durch eine Kosten-Nutzen-Kalkulation, die auf kollektiven, normativen und individuellen Belohnungen basiert, sowie durch Identifikationsprozesse.

  4. Teilnahmebarrieren überwinden – indem Hindernisse erkannt und bewältigt werden.

Zu 3. Teilnahmemotivation entwickeln:

Zwei Klassen von Prozessen, die für Motivationsentwicklung besonders wichtig sind:Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse:

  • Diese Prozesse basieren auf Olsons Theorie des kollektiven Handelns (1977) und beinhalten drei Motive, die Klandermans (1997) identifiziert hat:

  • Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozess:

    • Kollektives Motiv: Der kollektive Nutzen, den eine Bewegung anstrebt, also ein Gut, von dem alle profitieren können, unabhängig von ihrer Teilnahme. Es kann jedoch zu „sozialem Trittbrettfahren“ führen, wenn Menschen den Nutzen ohne eigene Beteiligung einfordern.

    • Normatives (soziales) Motiv: Die antizipierten sozialen Reaktionen auf die Teilnahme, wie positive oder negative Reaktionen von Bezugspersonen.

    • Belohnungsmotiv: Die Erwartung von individuellen Kosten und Nutzen. Je größer der Nutzen im Vergleich zu den Kosten ist, desto motivierender wirkt das Motiv.

  1. Identifikationsprozesse:

    • Diese Prozesse beruhen auf der kollektiven Identifikation, also der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und ihrer Bedeutung für die eigene Identität.

    • Eine starke Identifikation mit einer Gemeinschaft oder Bewegung erhöht die Motivation zur Teilnahme, unabhängig von der Kosten-Nutzen-Kalkulation.

Besonders wichtig für die Motivation sind Kosten-Nutzen-Kalkulationen (kollektive, normative und individuelle Motive) und die Identifikation mit der Gruppe. Kollektive Identifikation verstärkt die Bereitschaft, sich für die Ziele der Gruppe einzusetzen.

Welche Aussagen zu den sozial-ökologischen Prinzipien der Community Psychology nach Kelly et al. (2000) sind korrekt?


A Eine Schule in einem benachteiligten Viertel implementiert ein Nachhilfeprogramm, bei dem ältere Schüler*innen jüngere unterstützen. Im Gegenzug helfen die Eltern der jüngeren Schüler*innen beim Aufbau des Jugendzentrums, welches von den älteren Schüler*innen genutzt wird. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Zirkulation von Ressourcen.

B Eine Stadt erlebt durch die Schließung einer großen Fabrik einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dies hat zur Folge, dass die Kaufkraft sinkt und daher lokale Geschäfte schließen müssen. Die Stadt wird durch diese Veränderungen weniger attraktiv und viele Menschen ziehen weg. Aus diesem Grund kämpfen auch die Schulen mit sinkenden Anmeldungen. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Interdependenz.

C Ein neues Gemeindezentrum wird eröffnet, um die Gemeinschaft zu stärken. In dem Zentrum werden kostenlose Gesundheitschecks angeboten und Tipps zur gesunden Ernährung ausgetauscht. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Initialisierung.

D Eine Nachbarschaft organisiert einen Gemeinschaftsgarten, in dem alle Bewohner*innen gemeinsam arbeiten und sich die Ernte teilen. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Adaptation.

E Nach mehreren gescheiterten Stadtentwicklungsprojekten ist eine Gemeinde skeptisch gegenüber neuen Initiativen. Diese Interventionsgeschichte ist ein Beispiel für das Prinzip der Sukzession.


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A: Eine Schule in einem benachteiligten Viertel implementiert ein Nachhilfeprogramm, bei dem ältere Schülerinnen jüngere unterstützen. Im Gegenzug helfen die Eltern der jüngeren Schülerinnen beim Aufbau des Jugendzentrums, welches von den älteren Schülerinnen genutzt wird. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Zirkulation von Ressourcen.

Richtig – Diese Aussage beschreibt die Zirkulation von Ressourcen, da es um den Austausch von Unterstützung und Ressourcen zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb der Community geht. Die älteren Schüler*innen geben ihre Zeit und ihr Wissen weiter, während die Eltern ihre Unterstützung für den Aufbau des Jugendzentrums anbieten.

B: Eine Stadt erlebt durch die Schließung einer großen Fabrik einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dies hat zur Folge, dass die Kaufkraft sinkt und daher lokale Geschäfte schließen müssen. Die Stadt wird durch diese Veränderungen weniger attraktiv und viele Menschen ziehen weg. Aus diesem Grund kämpfen auch die Schulen mit sinkenden Anmeldungen. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Interdependenz.Richtig – Diese Aussage ist korrekt, da sie das Prinzip der Interdependenz illustriert. Die Schließung der Fabrik hat weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Systeme in der Stadt, einschließlich der Wirtschaft und der Bildungseinrichtungen, was zeigt, wie Veränderungen in einem Teilsystem andere Systeme beeinflussen.

C: Ein neues Gemeindezentrum wird eröffnet, um die Gemeinschaft zu stärken. In dem Zentrum werden kostenlose Gesundheitschecks angeboten und Tipps zur gesunden Ernährung ausgetauscht. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Initialisierung.Falsch – Diese Aussage ist nicht korrekt, da das Prinzip der Initialisierung nicht als eines der vier sozial-ökologischen Prinzipien von Kelly et al. (2000) aufgeführt ist. Stattdessen handelt es sich um eine Maßnahme zur Stärkung der Community, die jedoch nicht explizit in den genannten Prinzipien erwähnt wird.

D: Eine Nachbarschaft organisiert einen Gemeinschaftsgarten, in dem alle Bewohnerinnen gemeinsam arbeiten und sich die Ernte teilen. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der Adaptation. Falsch – Diese Aussage ist nicht korrekt, da der Gemeinschaftsgarten mehr auf Kooperation und Ressourcenteilung abzielt. Während Adaptation Prozesse der gegenseitigen Anpassung zwischen Individuen und ihrer Umgebung beschreibt, passt diese Aussage besser zur Zirkulation von Ressourcen oder sogar zur Interdependenz.

E: Nach mehreren gescheiterten Stadtentwicklungsprojekten ist eine Gemeinde skeptisch gegenüber neuen Initiativen. Diese Interventionsgeschichte ist ein Beispiel für das Prinzip der Sukzession. Richtig – Diese Aussage ist korrekt, da sie das Prinzip der Sukzession beschreibt. Es wird auf die Geschichte der Gemeinde und die Auswirkungen vergangener gescheiterter Projekte auf die aktuellen Erwartungen und die Haltung gegenüber neuen Initiativen hingewiesen.


2.4. Community als sozial-ökologisches System – Wesentliche Punkte:

1. Interdependenz:

  • Community besteht aus miteinander verbundenen Teilsystemen.

  • Veränderungen in einem System wirken sich auf andere aus.

  • Empirisches Beispiel: Marienthalstudie (1933) – Fabrikschließung führt zu sozialen Umbrüchen.

2. Zirkulation von Ressourcen:

  • Austausch von Ressourcen (materiell, personell, sozial) innerhalb der Community.

  • Empirisches Beispiel: Stack (1974) – Ressourcentausch in einer unterprivilegierten schwarzen Community.

3. Adaptation:

  • Wechselseitige Anpassung zwischen Individuum und Community.

  • Anpassungsprozesse auf Gruppenebene (Assimilation, Akkommodation, Akkulturation).

4. Sukzession:

  • Soziale Systeme verändern sich über die Zeit (Entwicklung & Verfall).

  • Wichtig für Community-Interventionen: historische Entwicklungen und „Interventionsgeschichte“ prägen zukünftige Maßnahmen.

Diese Prinzipien helfen, Communities als dynamische und miteinander verknüpfte Systeme zu verstehen.

Zeidner und Saklofske (1996) schlagen acht Kriterien vor, anhand derer sich funktionales von

dysfunktionalem Coping unterscheiden lässt. Welche gehören dazu?


A Ausmaß der Steigerung des subjektiven Wohlbefindens

B Ausmaß der Steigerung des Wohlbefindens des unmittelbaren sozialen Umfelds

C Ausmaß der Aufrechterhaltung positiven Selbstwerts

D Grad der Reduktion negativen Stresserlebens

E Umfang der Wiederherstellung sozialer Funktionsfähigkeit


WS 23/24

A Ausmaß der Steigerung des subjektiven Wohlbefindens

B Ausmaß der Steigerung des Wohlbefindens des unmittelbaren sozialen Umfelds

C Ausmaß der Aufrechterhaltung positiven Selbstwerts

D Grad der Reduktion negativen Stresserlebens

E Umfang der Wiederherstellung sozialer Funktionsfähigkeit


3.1.3 Funktionalität von Stressbewältigung

·        Begriff „Bewältigung“ positiv konnotiert -> impliziert, dass Coping zu positiven Konsequenzen führt

·        Frage, wie sich die Effektivität von Coping sinnvollerweise bewerten lässt

 

Vorschlag Zeidner & Saklofske (1996) zur Unterscheidung von funktionalem und dysfunktionalem Coping:

·        Grad der Beseitigung der stressauslösenden Situation

·        Ausmaß der Reduktion stressspezifischer physiologischer Reaktionen (z.B. Adrenalin-/Cortisolausschüttung)

·        Grad der Reduktion des subjektiven Stresserlebens

·        Umfang der Wiederherstellung sozialer Funktionsfähigkeit in normativ-definierten Beziehungen und Rollen

·        Umfang der Wiederaufnahme von (freiwilligen) Aktivitäten, die vor der Belastungssituation ausgeübt wurden

·        Ausmaß der Steigerung des subjektiven Wohlbefindens und des Wohlbefindens des unmittelbaren sozialen Umfelds (z.B. Partnerschaft, Familie, Freundschaften)

·        Ausmaß der Aufrechterhaltung positiven Selbstwerts

·        Grad der Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit und Kontrolle

ð  Individuelle Formen der Bewältigung können in einem Spannungsverhältnis zum Wohlergehen des sozialen Umfeldes stehen

ð  Zeitdimension ebenfalls wichtig zu berücksichtigen -> soziale Unterstützung kann kurzfristig effektiv helfen, auf lange Sicht aber verhindern, dass das Individuum     eigene Kompetenzen zur Problemlösung entwickelt

ð  Unwahrscheinlich, dass alle spezifizierten Kriterien von Bewältigung in gleicher Weise erfüllt werden können

ð  Besonders die positiven und negativen Konsequenzen berücksichtigen, die in einer spezifischen Situation für ein Individuum und sein Umfeld unter individuellen wie sozialen Aspekten als relevant & angemessen erscheinen

Welche der folgenden Aussagen zur juristischen, familienpolitischen und psychologischen Sichtweise auf Familien sind korrekt?


A In der konservativen Rechtsauffassung wird Familie mit „Ehegemeinschaft mit Kindern“ gleichgesetzt.

B Aus familienpsychologischer Perspektive ist Familie durch das Aufeinandertreffen von Generationen geprägt.

C Adoptiv- und Pflegefamilien fallen in der familienpsychologischen Begriffsdefinition unter „nicht-traditionelle“ familiäre Lebensformen.

D Im juristischen Verständnis des Familienbegriffs werden heutzutage viele verschiedene soziale Konstellationen als Familie anerkannt und entsprechend in den Rechtsnormen berücksichtigt.

E Die Struktur der Familie ist in den vergangenen zwei Jahrhunderten gleichgeblieben und hat sich erst


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A In der konservativen Rechtsauffassung wird Familie mit „Ehegemeinschaft mit Kindern“ gleichgesetzt. Richtig – Laut der konservativen Rechtsauffassung wurde Familie traditionell auf die Ehegemeinschaft mit Kindern reduziert. Dies entspricht der älteren juristischen Sichtweise.

B Aus familienpsychologischer Perspektive ist Familie durch das Aufeinandertreffen von Generationen geprägt. Richtig – Familienpsychologisch gesehen ist die Familie durch intergenerationale Personenkonstellationen gekennzeichnet, was das Aufeinandertreffen von Generationen umfasst.

C Adoptiv- und Pflegefamilien fallen in der familienpsychologischen Begriffsdefinition unter „nicht-traditionelle“ familiäre Lebensformen. Richtig – In der familienpsychologischen Perspektive werden Adoptiv- und Pflegefamilien als "nicht-traditionelle" Familienformen betrachtet.

D Im juristischen Verständnis des Familienbegriffs werden heutzutage viele verschiedene soziale Konstellationen als Familie anerkannt und entsprechend in den Rechtsnormen berücksichtigt. Richtig – Das juristische Verständnis hat sich erweitert und anerkennt inzwischen verschiedene soziale Konstellationen als Familie.

E Die Struktur der Familie ist in den vergangenen zwei Jahrhunderten gleichgeblieben und hat sich erst in den letzten zwei Jahrzehnten grundlegend verändert. Falsch – Die Familienstruktur hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten bereits stark verändert, von der Großfamilie zur Kleinfamilie, und diese Veränderung begann lange vor den letzten zwei Jahrzehnten.


3.2.1 Was ist eine Familie?

  1. Strukturwandel der Familie: Früher Großfamilie, heute oft Vater-Mutter-Kind-Familie, die nicht mehr dominierend ist.

  2. Rechts- und familienpolitische Perspektive:

    • Artikel 6, Absatz 1 Grundgesetz: "Ehe und Familie stehen unter besonderem Schutz."

    • Familie oft mit Ehegemeinschaft und Kindern gleichgesetzt (konservative Sicht).

    • Heutiges juristisches Verständnis: Verschiedene soziale Konstellationen werden als Familie anerkannt.

  3. Familienpsychologische Perspektive:

    • Definition nach Schneewind (2009): Familie umfasst intra- und intergenerationale Beziehungssysteme (biologische oder soziale Elternschaft).

    • Verschiedene "nicht-traditionelle" Familienformen: Einelternfamilien, Patchworkfamilien, Adoptiv- und Pflegefamilien, Regenbogenfamilien.

  4. Familie als soziales System (nach Bronfenbrenner):

    • Familie ist ein Mikrosystem, eingebettet in Meso- und Makrosysteme.

    • Familiensysteme haben eigene Dynamiken, sind zielorientiert, folgen Regeln, und haben zirkuläre Kausalität (gegenseitige Einflüsse).

    • Homöostase: Familien streben nach Gleichgewicht.

    • Selbstorganisation: Familien passen sich an veränderte Bedingungen an


Welche Aussagen zum Circumplexmodell von Olsen (2000) sind zutreffend?


A Es wird angenommen, dass eine gleichzeitige hohe Ausprägung auf allen Dimensionen des Modells für ein gutes Funktionieren der Familie optimal ist.

B Losgelöst bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienkohäsion.

C Es lassen sich durch das Modell aufgrund der verschiedenen Ausprägungen auf den Dimensionen Kohäsion und Adaptabilität insgesamt 12 Familientypen unterscheiden.

D Strukturiert bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienadaptabilität.

E Familienkohäsion bezieht sich auf die Fähigkeit einer Familie, bestehende Rollen- und

Beziehungsregeln in Abhängigkeit von Belastungen zu verändern.


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A)Es wird angenommen, dass eine gleichzeitige hohe Ausprägung auf allen Dimensionen des Modells für ein gutes Funktionieren der Familie optimal ist. Falsch: Hohe Ausprägungen auf allen Dimensionen sind nicht optimal; moderate Werte bei Kohäsion und Adaptabilität gelten als optimal für das Familienfunktionieren.

B) Losgelöst bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienkohäsion.

Richtig: "Losgelöst" bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienkohäsion, bei der die emotionale Bindung sehr niedrig ist.

C) Es lassen sich durch das Modell aufgrund der verschiedenen Ausprägungen auf den Dimensionen Kohäsion und Adaptabilität insgesamt 12 Familientypen unterscheiden.

Falsch: Es gibt 16 Familientypen, nicht 12, die sich durch unterschiedliche Ausprägungen in Kohäsion und Adaptabilität ergeben.

D) Strukturiert bezeichnet eine mögliche Stufe der Familienadaptabilität.

Richtig: "Strukturiert" ist eine mögliche Stufe der Familienadaptabilität, gekennzeichnet durch klare, aber flexible Rollen.

E) Familienkohäsion bezieht sich auf die Fähigkeit einer Familie, bestehende Rollen- und

Beziehungsregeln in Abhängigkeit von Belastungen zu verändern.

Falsch: Familienkohäsion bezieht sich auf die emotionale Bindung, nicht auf die Anpassung von Rollen und Regeln (das ist die Adaptabilität).


3.2.3 Familiäre Stressbewältigung und Ressourcen

Circumplex-Modell von Olson (2000)

  1. Dimensionen des Modells:

    • Familienkohäsion: Emotionale Bindung zwischen Familienmitgliedern.

      • Stufen: Losgelöst (sehr niedrig), Getrennt, Verbunden, Verstrickt (sehr hoch).

    • Adaptabilität: Anpassungsfähigkeit bei Rollen- und Beziehungsregeln.

      • Stufen: Rigide (sehr niedrig), Strukturiert, Flexibel, Chaotisch (sehr hoch).

    • Kommunikation: Unterstützt die Kohäsion und Adaptabilität, positive Effekte auf Stressbewältigung.

  2. Familiäre Typen:

    • Es gibt 16 Familientypen basierend auf den Ausprägungen in Kohäsion und Adaptabilität.

    • Moderate Werte gelten als optimal (balanciert), da sie für Stabilität und Flexibilität sorgen.

  3. Stressbewältigung:

    • Familien mit mittleren Werten bei Kohäsion und Adaptabilität bewältigen Stress besser und sind zufriedener.

    • Eine kurvilineare Beziehung zwischen Kohäsion/Adaptabilität und familiärer Stressbewältigung wird angenommen.



In einer Kleinstadt gibt es zwei Schulen: eine staatliche und eine private. Zwischen diesen beiden Schulen herrscht Konkurrenz und die Schüler:innen identifizieren sich stark mit ihrer jeweiligen Schule. Insbesondere reiche Familien schicken ihre Kinder auf die Privatschule. Diese Schule hat aufgrund von großzügigen Spenden weitaus größere finanzielle Ressourcen zur Verfügung und bietet unter anderem jährliche Sprachkurse im englisch- und französischsprachigen Ausland an. Die Schüler:innen der staatlichen Schule

schneiden in Bezug auf englische und französische Fremdsprachenkenntnisse schlechter ab als die Gruppe der Schüler:innen der privaten Schule. Dies zeigte sich zuletzt bei der Teilnahme von Schüler:innen beider Schulen am Bundeswettbewerb Fremdsprachen. Welche der folgenden Beispiele gelten in diesem Kontext laut dem sozialen Identitätsansatz von Tajfel und Turner (1979) als Strategien sozialer Kreativität?


A Die Schüler:innen der staatlichen Schule erhielten Anerkennung beim Bundeswettbewerb

Fremdsprachen für ihre äußerst kreativen Darbietungen. Dementsprechend rücken sie ihre Leistungen in dieser künstlerischen Dimension in den Vordergrund, anstatt einen Vergleich mit den Schüler:innen der Privatschule hinsichtlich ihrer Englisch- und Französischkenntnisse zu betonen.

B Die Schüler:innen der staatlichen Schule bewerten englische und französische

Fremdsprachenkenntnisse als unwichtig.

C Schüler:innen der staatlichen Schule wechseln auf die private Schule.

D Die Schüler:innen der staatlichen Schule starten Proteste und fordern mehr finanzielle Ressourcen für ihre Schule.

E Die Schüler:innen der staatlichen Schule vergleichen ihre englischen und französischen

Fremdsprachenkenntnisse mit denen von Schüler:innen aus einer staatlichen Schule der Nachbarstadt und kommen zu dem Schluss, dass sie bessere Sprachkenntnisse haben als die Schüler:innen dort.


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A) Die Schüler:innen der staatlichen Schule erhielten Anerkennung beim Bundeswettbewerb

Fremdsprachen für ihre äußerst kreativen Darbietungen. Dementsprechend rücken sie ihre Leistungen in dieser künstlerischen Dimension in den Vordergrund, anstatt einen Vergleich mit den Schüler:innen der Privatschule hinsichtlich ihrer Englisch- und Französischkenntnisse zu betonen. Richtig: Die Schüler der staatlichen Schule betonen ihre kreativen Darbietungen und verschieben damit den Vergleich von Sprachkenntnissen auf eine andere Dimension – eine typische Strategie der sozialen Kreativität.

B) Die Schüler:innen der staatlichen Schule bewerten englische und französische

Fremdsprachenkenntnisse als unwichtig.

Richtig: Das Abwerten der Bedeutung von Sprachkenntnissen ist eine Reinterpretation des Vergleichs und damit ebenfalls eine Strategie der sozialen Kreativität.

C) Schüler:innen der staatlichen Schule wechseln auf die private Schule.

Falsch: Der Schulwechsel ist eine individuelle Mobilität und keine Strategie der sozialen Kreativität.

D) Die Schüler:innen der staatlichen Schule starten Proteste und fordern mehr finanzielle Ressourcen für ihre Schule.

Falsch: Der Protest ist eine Form des sozialen Wettbewerbs, da er darauf abzielt, die Situation aktiv zu verändern, nicht durch soziale Kreativität.

E) Die Schüler:innen der staatlichen Schule vergleichen ihre englischen und französischen

Fremdsprachenkenntnisse mit denen von Schüler:innen aus einer staatlichen Schule der Nachbarstadt und kommen zu dem Schluss, dass sie bessere Sprachkenntnisse haben als die Schüler:innen dort.

Richtig: Der Vergleich mit einer schwächeren Gruppe (Schüler

der Nachbarstadt) ist eine Strategie sozialer Kreativität, da hier die Vergleichsgruppe gewechselt wird, um das eigene Ergebnis aufzuwerten.


Strategien sozialer Kreativität nach Tajfel & Turner (1979) (s. 3.3.3..

  1. Strategien sozialer Kreativität:

    • Reinterpretation eines Vergleichsergebnisses, um die Eigengruppe positiv darzustellen (z.B. kreative Darbietungen statt Sprachkenntnisse betonen).

    • Abwertung von Fähigkeiten, in denen die Eigengruppe schlechter abschneidet (z.B. Sprachkenntnisse als unwichtig bewerten).

    • Vergleich mit einer anderen Gruppe: Vergleich mit einer weniger privilegierten Gruppe, um das eigene Ergebnis besser darzustellen.

  2. Kollektive Identifikation:

    • Stärkung des Selbstwertgefühls durch die Eigengruppe, auch wenn diese im Vergleich zur Fremdgruppe schlechter abschneidet.

    • Strategien zielen darauf ab, die kollektive Identität positiv zu definieren, ohne die Hierarchie direkt zu verändern.

  3. Alternative Ansätze:

    • Sozialer Wettbewerb: Aktiv die Ursachen der Benachteiligung angreifen, z.B. durch Protest oder Forderungen nach mehr Ressourcen.


Welche Aussagen zu sozialen Ressourcen der Stressbewältigung sind zutreffend?


A Hohe soziale Integration ist mit hoher sozialer Unterstützung gleichzusetzen.

B Soziale Unterstützung ist bei der Bewältigung von Stresssituationen sehr relevant.

C Ratschläge sind eine Form der emotionalen Unterstützung.

D In Studien korrelieren erwartete und tatsächlich erhaltene soziale Unterstützung hoch miteinander.

E Die Bereitstellung materieller Ressourcen ist eine Form der instrumentellen Unterstützung.


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A) Falsch: Hohe soziale Integration ist nicht gleichzusetzen mit hoher sozialer Unterstützung.-> Soziale Integration bezieht sich auf die Einbettung in ein Netzwerk, während soziale Unterstützung die Qualität der Unterstützung durch dieses Netzwerk beschreibt.

B) Richtig: Soziale Unterstützung ist bei der Bewältigung von Stresssituationen sehr relevant

-> da sie emotionalen Beistand und praktische Hilfe leisten kann, die den Stress reduzieren.

C) Falsch: Ratschläge sind eine Form der emotionalen Unterstützung.

-> Ratschläge sind eine Form der informationellen Unterstützung, nicht der emotionalen. Emotionale Unterstützung umfasst Mitgefühl und emotionale Zuwendung.

D) Falsch: D In Studien korrelieren erwartete und tatsächlich erhaltene soziale Unterstützung hoch miteinander.

-> Erwartete und tatsächlich erhaltene soziale Unterstützung korrelieren oft nur gering, da die erwartete Unterstützung oft höher eingeschätzt wird als die tatsächlich erfahrene.

E) Richtig: Die Bereitstellung materieller Ressourcen ist eine Form der instrumentellen Unterstützung.

-> Die Bereitstellung materieller Ressourcen ist eine Form der instrumentellen Unterstützung, da sie praktische Hilfe, wie z.B. finanzielle Unterstützung, bietet.



siehe 3.1.1. “Soziale Ressourcen der Stressbewältigung”

  1. Soziale Integration:

    • Einbettung in ein soziales Netzwerk.

    • Hohe Integration ≠ hohe soziale Unterstützung.

  2. Soziale Unterstützung:

    • Unterstützung kann emotional, informationell oder instrumentell sein.

    • Sie wirkt sich positiv auf die Stressbewältigung aus, wenn sie zur Situation passt.

  3. Erwartete vs. erhaltene Unterstützung:

    • Oft eine Diskrepanz zwischen der erwarteten und der tatsächlich erhaltenen Unterstützung.

    • Studien zeigen, dass sie nur gering miteinander korrelieren.


Welche Aussagen zum Circumplexmodell von Olsen (2000) sind zutreffend?


A In der Familie Müller gelten klare Regeln, an denen unter allen Umständen festgehalten wird. Die Rollen innerhalb der Familie ändern sich kaum und es herrscht eine strikte Disziplin. Die

Familienmitglieder selbst sind relativ unabhängig voneinander. Es gibt einen familiären Zusammenhalt mit einer niedrigen positiven emotionalen Bindung untereinander. Dieses Familiensystem gilt nach dem Modell als balanciert.

B Der Familientyp „flexibel-getrennt“ gilt als balanciert.

C Der Familientyp „strukturiert-losgelöst“ gilt als balanciert.

D Für die Dimension der Kohäsion besteht ein positiv linearer Zusammenhang mit familiärer

Stressbewältigung.

E Die Verortung von Familien auf den einzelnen Dimensionen ist in der Regel zeitstabil.


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A) In der Familie Müller gelten klare Regeln, an denen unter allen Umständen festgehalten wird. Die Rollen innerhalb der Familie ändern sich kaum und es herrscht eine strikte Disziplin. Die

Familienmitglieder selbst sind relativ unabhängig voneinander. Es gibt einen familiären Zusammenhalt mit einer niedrigen positiven emotionalen Bindung untereinander. Dieses Familiensystem gilt nach dem Modell als balanciert.

Falsch: In dieser Beschreibung zeigt die Familie klare, strikte Regeln und niedrige emotionale Bindungen, was auf eine rigide Struktur und losgelöste Kohäsion hinweist. Diese Kombination gilt als nicht balanciert, da moderate Ausprägungen in beiden Dimensionen ideal wären.

B) Der Familientyp „flexibel-getrennt“ gilt als balanciert.

Richtig: Der Familientyp „flexibel-getrennt“ wird als balanciert angesehen, da er moderate bis hohe Anpassungsfähigkeit (flexibel) und eine moderate emotionale Distanz (getrennt) aufweist.

C) Der Familientyp „strukturiert-losgelöst“ gilt als balanciert.

Falsch: Der Familientyp „strukturiert-losgelöst“ wird nicht als balanciert betrachtet. Eine zu geringe Kohäsion (losgelöst) wird als problematisch angesehen, selbst wenn die Anpassungsfähigkeit (strukturiert) moderat ist.

D) Für die Dimension der Kohäsion besteht ein positiv linearer Zusammenhang mit familiärer

Stressbewältigung.

Falsch: Die Dimension der Kohäsion hat eine kurvilineare Beziehung zur Stressbewältigung, was bedeutet, dass sowohl zu hohe als auch zu niedrige Ausprägungen ungünstig sind. Es gibt keinen einfachen positiven linearen Zusammenhang.

E) Die Verortung von Familien auf den einzelnen Dimensionen ist in der Regel zeitstabil.

Falsch: Die Verortung von Familien auf den Dimensionen Kohäsion und Adaptabilität ist nicht zeitstabil. Olson geht davon aus, dass sich Familien über die Zeit hinweg an veränderte Umweltanforderungen anpassen können, was bedeutet, dass ihre Position auf den Dimensionen variieren kann.


3.2.3. Interne Ressourcen des Familiensystems

Das Circumplex-Modell von Olson beschreibt Familiensysteme anhand dreier Dimensionen: Kohäsion, Adaptabilität und Kommunikation. Es dient dazu, das familiäre Zusammenleben und die Außenbeziehungen zu charakterisieren und zu verstehen, welche Konstellationen als „balanciert“ gelten – also optimal für das Funktionieren der Familie.


Die 3 Dimensionen im Überblick:

  1. Kohäsion:

    • Misst die emotionale Bindung der Familienmitglieder.

    • Reicht von losgelöst (sehr niedrig, wenig Bindung) über getrennt (niedrig bis moderat), verbunden (moderat bis hoch) bis verstrickt (sehr hoch, übermäßige Nähe).

  2. Adaptabilität:

    • Misst, wie flexibel Familien auf Veränderungen in Rollen und Regeln reagieren können.

    • Reicht von rigide (sehr niedrige Anpassung) über strukturiert (niedrig bis moderat), flexibel (moderat bis hoch) bis chaotisch (sehr hohe Anpassung ohne Stabilität).

  3. Kommunikation:

    • Unterstützt die anderen beiden Dimensionen, indem sie die Art und Weise beeinflusst, wie Familienmitglieder miteinander interagieren und Konflikte lösen.

    • Je besser die Kommunikation, desto besser funktionieren Kohäsion und Adaptabilität.

Balancierte Familientypen:

  • Familien, die in beiden Dimensionen Kohäsion und Adaptabilität moderate Werte aufweisen, gelten als „balanciert“. Sie kombinieren emotionale Nähe und klare Regeln mit Flexibilität, wenn nötig.


    • Flexibel-getrennt

    • Flexibel-verbunden

    • Strukturiert-getrennt

    • Strukturiert-verbunden


In einer konservativen Kleinstadt erleben dort lebende LGBTQIA+ Personen häufig Diskriminierung und Ablehnung durch die heteronormative Mehrheitsgesellschaft. Welche der folgenden Aussagen passen in diesem Kontext zu den Inhalten des Ablehnungs-Identifikationsmodells von Branscombe et al. (1999) und den im Studienbrief dargestellten relevanten empirischen Studien?


A Wenn sich Personen aus der LGBTQIA+ Community mit der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft identifizieren, können sie dadurch ihr psychosoziales Wohlbefinden verbessern.

B Die Diskriminierungserfahrungen können zu einer stärkeren Identifikation mit der Eigengruppe der LGBTQIA+ Personen führen.

C Die Diskriminierungserfahrungen haben für die LGBTQIA+ Personen in der Regel nur kurzfristige Auswirkungen.

D LGBTQIA+ Personen, die Diskriminierung erleben, suchen eher den Kontakt zu anderen Mitgliedern der LGBTQIA+ Community.

E Unterstützung durch Verbände und Organisationen, die sich für die Rechte von LGBTQIA+ Personen einsetzen, kann die negativen Auswirkungen der erlebten Diskriminierung verringern.


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A: Wenn sich Personen aus der LGBTQIA+ Community mit der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft identifizieren, können sie dadurch ihr psychosoziales Wohlbefinden verbessern. Falsch Das Ablehnungs-Identifikationsmodell geht nicht davon aus, dass Identifikation mit der sozial-dominanten Gruppe (hier die heteronormative Mehrheitsgesellschaft) das Wohlbefinden verbessert. Stattdessen wird durch die Diskriminierungserfahrungen die Identifikation mit der Eigengruppe gestärkt, was einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden hat.

B: Die Diskriminierungserfahrungen können zu einer stärkeren Identifikation mit der Eigengruppe der LGBTQIA+ Personen führen. Richtig Gemäß dem Ablehnungs-Identifikationsmodell führt Diskriminierung häufig dazu, dass sich Menschen stärker mit ihrer Eigengruppe identifizieren, was wiederum einen positiven Einfluss auf ihr psychosoziales Wohlbefinden hat.

C: Die Diskriminierungserfahrungen haben für die LGBTQIA+ Personen in der Regel nur kurzfristige Auswirkungen. Falsch Diskriminierungserfahrungen haben in der Regel langfristige Auswirkungen auf das Wohlbefinden, da sie kontinuierliche Einschränkungen der Umweltkontrolle und Ressourcenzugänge mit sich bringen, was zu negativen psychologischen Folgen führen kann.

D: LGBTQIA+ Personen, die Diskriminierung erleben, suchen eher den Kontakt zu anderen Mitgliedern der LGBTQIA+ Community. Richtig Eine verstärkte Identifikation mit der Eigengruppe, hier der LGBTQIA+ Community, führt oft dazu, dass Menschen in diskriminierenden Situationen den Kontakt zu anderen Mitgliedern ihrer Gruppe suchen, da dies psychologische Unterstützung und Solidarität bietet.

E: Unterstützung durch Verbände und Organisationen, die sich für die Rechte von LGBTQIA+ Personen einsetzen, kann die negativen Auswirkungen der erlebten Diskriminierung verringern. Richtig Verbände und Organisationen können als externe soziale Ressourcen agieren, die durch ihre Unterstützung helfen, die negativen Folgen der Diskriminierung zu mildern und das psychosoziale Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern.


3.3.2.Kulturelle Community als soziale Ressource

Ablehnungs-Identifikationsmodell (Branscombe et al., 1999):

  • Diskriminierung durch die dominante Gruppe (z.B. heteronormative Gesellschaft) führt zu negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden.

  • Gleichzeitig kann Diskriminierung eine stärkere Identifikation mit der Eigengruppe auslösen (z.B. LGBTQIA+ Community), was positive Effekte auf das Wohlbefinden hat.

  • Die stärkere Identifikation wirkt wie ein Schutzmechanismus und fördert soziale Unterstützung und Solidarität.

  • Diskriminierung wird oft über langfristige negative Effekte spürbar, nicht nur kurzfristig.

  • Externe Unterstützung, etwa durch Verbände, hilft, die negativen Auswirkungen zu mindern.


Welche der folgenden Aussagen stehen im Einklang mit der community-psychologischen Auffassung von Empowerment?


A Empowerment ist ein Prozess.

B Empowerment ist unabhängig von gesellschaftlichen Machtfragen.

C Das Ziel von Empowerment ist der Zugang zu selbstbestimmter Kontrolle über Ressourcen.

D Empowerment ist eine zeitstabile Disposition.

E Empowerment bezieht sich ausschließlich auf Individuen.


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A. Empowerment ist ein Prozess.

Richtig. Nach Rappaport (1987) ist Empowerment ein dynamischer Prozess, kein statischer Zustand. Es geht darum, kontinuierlich Kontrolle über Lebensumstände zu erlangen.

B. Empowerment ist unabhängig von gesellschaftlichen Machtfragen.

Falsch. Empowerment ist direkt mit Machtfragen verbunden, da es darum geht, Menschen und Communities Zugang zu Ressourcen zu verschaffen, die ihnen aufgrund gesellschaftlicher Machtverhältnisse oft vorenthalten werden. Es ist ein Mechanismus zur Umverteilung von Macht und Ressourcen.

C. Das Ziel von Empowerment ist der Zugang zu selbstbestimmter Kontrolle über Ressourcen Richtig. Eines der Hauptziele des Empowerment-Prozesses, wie es in den Definitionen von Rappaport und der Cornell Empowerment Group beschrieben wird, ist es, Individuen und Communities zu befähigen, selbstbestimmte Kontrolle über Ressourcen zu erlangen.

D. Empowerment ist eine zeitstabile Disposition.

Falsch. Empowerment ist kein feststehender Zustand oder eine feste Eigenschaft, sondern ein dynamischer und fortlaufender Prozess, der sich durch die Interaktionen und die Veränderungen im Lebenskontext entwickelt.

E. Empowerment bezieht sich ausschließlich auf Individuen.

Falsch. Empowerment bezieht sich nicht nur auf Individuen, sondern auch auf soziale Einheiten wie Organisationen und Communities. Es umfasst kollektive Anstrengungen zur Erreichung von Kontrolle und Zugang zu Ressourcen.


4.1.1. Empowerment

  • Definition (nach Rappaport, 1987): Empowerment ist ein dynamischer Prozess, durch den Individuen, Organisationen und Communities Kontrolle über ihre Lebensumstände erlangen.

  • Ziel: Zugang zu selbstbestimmter Kontrolle über Ressourcen, die aufgrund gesellschaftlicher Machtverhältnisse oft ungleich verteilt sind.

  • Charakteristika:

    • Empowerment ist kein statischer Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess.

    • Es betrifft nicht nur Individuen, sondern auch Gruppen, Organisationen und Communities.

    • Kollektive Anstrengungen (wie Bürgerinitiativen) sind zentral für Empowerment.

    • Machtfragen und soziale Ungleichheiten spielen eine zentrale Rolle.

Empowerment fördert kritische Reflexion, kollektive Partizipation und den wechselseitigen Respekt innerhalb einer Community.

Welche der folgenden Aussagen zum Begriff der Macht sind laut Studienbrief korrekt?


A Es wird zwischen drei Formen der Macht unterschieden (z. B. Hollander & Offermann, 1990; Rudkin, 2003): Macht über (power over), Macht zu (power to) und Macht wegen (power due to).

B Präventions- oder Interventionsziele community-psychologischer Maßnahmen unterscheiden sich je nach Form der Macht, welche bei den zu empowernden Personen gestärkt werden soll.

C Im Rahmen einer community-psychologischen Intervention sollten immer alle

Machtmittel/Machtgrundlagen gleichmäßig gestärkt und ausgebaut werden.

D Eine Quelle von Identifikationsmacht ist das Charisma der machthabenden Person.

E Im Rahmen von Empowerment ist es eine wichtige Grundlage, Community-Mitglieder für Fragen der Machtausübung zu sensibilisieren.


WS23/24

A. Es wird zwischen drei Formen der Macht unterschieden (z. B. Hollander & Offermann, 1990; Rudkin, 2003): Macht über (power over), Macht zu (power to) und Macht wegen (power due to).

Falsch. Es gibt zwar drei Machtformen, aber die korrekte Bezeichnung für die dritte ist "Macht vor" ("power from"), nicht "Macht wegen". Die Formen sind: Macht über ("power over"), Macht zu ("power to") und Macht vor ("power from").

B. Präventions- oder Interventionsziele community-psychologischer Maßnahmen unterscheiden sich je nach Form der Macht, welche bei den zu empowernden Personen gestärkt werden soll. Richtig. Verschiedene Machtformen erfordern unterschiedliche Ansätze. Zum Beispiel zielt die Stärkung von "Macht zu" auf Selbstbestimmtheit ab, während "Macht über" Einflussmöglichkeiten auf politische Entscheidungen stärkt.

C. Im Rahmen einer community-psychologischen Intervention sollten immer alle Machtmittel/Machtgrundlagen gleichmäßig gestärkt und ausgebaut werden.Falsch. Community-psychologische Maßnahmen sollten gezielt jene Machtmittel stärken, die für die jeweilige Situation und die betroffenen Personen relevant sind. Nicht alle Machtgrundlagen sind immer gleich wichtig.

D. Eine Quelle von Identifikationsmacht ist das Charisma der machthabenden Person. Richtig. Charisma ist eine zentrale Quelle von Identifikationsmacht, da es ermöglicht, dass sich Menschen mit der machthabenden Person identifizieren und sich emotional gebunden fühlen.

E. Im Rahmen von Empowerment ist es eine wichtige Grundlage, Community-Mitglieder für Fragen der Machtausübung zu sensibilisieren. Richtig. Ein zentraler Aspekt des Empowerments ist die Sensibilisierung der Community-Mitglieder für die Dynamik der Machtausübung, um sie in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Machtmittel besser zu erkennen und zu nutzen.


Macht: Formen und Grundlagen

  • Drei Machtformen:

    • Macht über ("power over"): Einfluss auf das Verhalten und Denken anderer.

    • Macht zu ("power to"): Fähigkeit, eigene Ziele selbstbestimmt zu erreichen.

    • Macht vor ("power from"): Schutz vor unerwünschter Machtausübung.

  • Machtgrundlagen (nach French & Raven, 1959):

    • Belohnung, Bestrafung, Legitimation, Identifikation (z.B. Charisma), Sachkenntnis (Expertenmacht).

  • Ziel von Empowerment: Stärkung spezifischer Machtformen und -grundlagen zur Förderung von Autonomie und Kontrolle über eigene Ressourcen.

  • Community-psychologische Maßnahmen: Setzen auf gezielte Stärkung der relevanten Machtgrundlagen, basierend auf der spezifischen Situation und dem Bedarf der betroffenen Gruppe oder Community.

Empowerment sensibilisiert Community-Mitglieder für Machtdynamiken, fördert kollektive Partizipation und unterstützt den Zugang zu Ressourcen durch Wissensvermittlung und Vernetzung.

Welche der folgenden Aussagen zu Formen der Macht (z. B. Rudkin, 2003) sind korrekt?


A Die Form „Macht vor“ bezieht sich unter anderem darauf, sich vor unerwünschten Einflussversuchen durch andere Personen oder Gruppen zu schützen.

B Die Form „Macht zu“ bezieht sich auf die Fähigkeiten von Individuen oder Gruppen, die eigenen Ziele zu verwirklichen.

C Präventions- und Interventionsziel zum Aspekt „Macht über“ ist zum Beispiel die Erhöhung von Einflussmöglichkeiten auf politische Entscheidungen.

D Im Gegensatz zu der Form „Macht zu“ kann „Macht über“ mit einem maximal möglichen Grad an Selbstbestimmung jeder beteiligten Person einhergehen.

E Die Form „Macht über“ wird in sozialen Systemen durch stark hierarchische soziale Strukturen

eingeschränkt.


SS24

A: Die Form „Macht vor“ bezieht sich unter anderem darauf, sich vor unerwünschten Einflussversuchen durch andere Personen oder Gruppen zu schützen. Richtig. „Macht vor“ (power from) beschreibt die Fähigkeit, sich vor unerwünschtem Einfluss oder Kontrolle durch andere zu schützen, z. B. vor sozialen Unterdrückungsmechanismen.

B: Die Form „Macht zu“ bezieht sich auf die Fähigkeiten von Individuen oder Gruppen, die eigenen Ziele zu verwirklichen. Richtig. „Macht zu“ (power to) bezieht sich auf die Fähigkeit, eigene Ziele zu erreichen, und betont die Selbstbestimmtheit von Individuen oder Gruppen.

C: Präventions- und Interventionsziel zum Aspekt „Macht über“ ist zum Beispiel die Erhöhung von Einflussmöglichkeiten auf politische Entscheidungen. Richtig. Bei „Macht über“ (power over) geht es darum, Einfluss auf das Verhalten anderer auszuüben. Ein mögliches Ziel ist die Erhöhung von Einflussmöglichkeiten, z. B. bei politischen Entscheidungen.

D: Im Gegensatz zu der Form „Macht zu“ kann „Macht über“ mit einem maximal möglichen Grad an Selbstbestimmung jeder beteiligten Person einhergehen. Falsch. „Macht über“ bezieht sich auf die Kontrolle anderer und geht nicht mit einem hohen Maß an Selbstbestimmung einher. „Macht zu“ ist die Form, die Selbstbestimmung betont.

E: Die Form „Macht über“ wird in sozialen Systemen durch stark hierarchische soziale Strukturen eingeschränkt. Falsch. „Macht über“ wird oft durch hierarchische Strukturen unterstützt, nicht eingeschränkt, und ermöglicht es, Einfluss durch Positionen und Rollen auszuüben.


Machtformen (Rudkin, 2003):

  1. Macht über (power over): Kontrolle über andere, z. B. durch Hierarchien oder Positionen. Kann sowohl durch Zwang als auch durch Akzeptanz ausgeübt werden.

  2. Macht zu (power to): Fähigkeit, eigene Ziele selbstbestimmt zu erreichen. Betont die individuelle und kollektive Selbstbestimmung.

  3. Macht vor (power from): Fähigkeit, sich vor ungewolltem Einfluss zu schützen, z. B. vor Diskriminierung oder Machtmissbrauch.

Interventionsziele je nach Machtform:

  • Macht über: Erhöhung des Einflusses auf politische Entscheidungen.

  • Macht zu: Förderung von Selbstbestimmung und Zielverwirklichung.

  • Macht vor: Schutz vor unerwünschtem Einfluss oder Diskriminierung.

Empowerment-Maßnahmen sollen oft die eigenen Machtressourcen stärken und zur Selbstbestimmung der Betroffenen beitragen.

Welche der folgenden Aussagen zu Maßnahmen des Empowerments im Kontext des sozial-ökologischen Systems sind korrekt?


A Ein gemeinsames Ziel von Maßnahmen des Empowerments ist die Stärkung der Autonomie und Kontrolle von beteiligten Personen, Gruppen und Communities.

B Maßnahmen des Empowerments haben auf der individuellen Ebene das vorrangige Ziel, prozedurale Hürden abzubauen.

C Auf der organisationalen Ebene finden zum Beispiel Kompetenztrainings und Wissensvermittlung statt, um die Selbstwirksamkeit von Personen zu stärken.

D Auf der Ebene der Community sind zum Beispiel die Förderung politischer Interessenvertretungen und die Stärkung von Koalitionen und Vernetzungen mit anderen Communities angesiedelt.

E Zur Feststellung der Effektivität von Maßnahmen des Empowerments werden Indikatoren benötigt. Diese sind abhängig von der Analyse- bzw. Interventionsebene und den entsprechenden Prozessen.


SS24

A: Ein gemeinsames Ziel von Maßnahmen des Empowerments ist die Stärkung der Autonomie und Kontrolle von beteiligten Personen, Gruppen und Communities. Richtig. Das Ziel von Empowerment-Maßnahmen ist es, die Autonomie und Kontrolle auf individueller, organisationaler und Community-Ebene zu stärken.

B: Maßnahmen des Empowerments haben auf der individuellen Ebene das vorrangige Ziel, prozedurale Hürden abzubauen. Falsch. Auf individueller Ebene geht es um Wissens- und Kompetenzaufbau, nicht um den Abbau von prozeduralen Hürden. Das wäre eher auf organisationaler Ebene relevant.

C: Auf der organisationalen Ebene finden zum Beispiel Kompetenztrainings und Wissensvermittlung statt, um die Selbstwirksamkeit von Personen zu stärken. Falsch. Kompetenztrainings und Wissensvermittlung gehören zur individuellen Ebene, nicht zur organisationalen. Auf organisationaler Ebene geht es um Strukturen zur Förderung von Kooperation.

D: Auf der Ebene der Community sind zum Beispiel die Förderung politischer Interessenvertretungen und die Stärkung von Koalitionen und Vernetzungen mit anderen Communities angesiedelt. Richtig. Auf der Community-Ebene geht es um politische Interessenvertretung und die Stärkung von Netzwerken mit anderen Communities.

E: Zur Feststellung der Effektivität von Maßnahmen des Empowerments werden Indikatoren benötigt. Diese sind abhängig von der Analyse- bzw. Interventionsebene und den entsprechenden Prozessen.


4.1.3. Maßnahmen des Empowerments:

  • Gemeinsames Ziel: Stärkung der Autonomie und Kontrolle von Individuen, Organisationen und Communities.

  • Individuelle Ebene: Wissens- und Kompetenzaufbau, um Selbstwirksamkeit und politisches Bewusstsein zu fördern.

  • Organisationale Ebene: Förderung von Kommunikation, Kooperation und Abbau prozeduraler Hürden.

  • Community-Ebene: Politische Interessenvertretung stärken, Netzwerke und Koalitionen aufbauen.

  • Effektivität: Zur Bewertung der Maßnahmen werden Indikatoren je nach Ebene und Zielsetzung genutzt.Richtig. Die Effektivität von Empowerment-Maßnahmen wird anhand von spezifischen Indikatoren auf individueller, organisationaler und Community-Ebene gemessen.


Welche der folgenden Aussagen zu partizipatorischen Kompetenzen sind korrekt (vgl. z. B. Berkowitz, 2000)?


A Aktives sozial-politisches Engagement führt häufig zu einem Zugewinn an partizipatorischen Kompetenzen.

B Vorhandene Strukturen zur Zielerreichung weiterzuentwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz.

C Alle partizipatorischen Kompetenzen sind für die individuelle Beteiligung in der Regel gleich wichtig.

D Die Fähigkeit Probleme zu identifizieren und dafür Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz.

E Die Fähigkeit unterschiedliche Bedürfnislagen und Perspektiven beteiligter Personen wahrzunehmen und entsprechend angepasste Entscheidungsprozesse abzustimmen fällt unter die Kategorie assimilative Kompetenz.


WS23/24

A: Aktives sozial-politisches Engagement führt häufig zu einem Zugewinn an partizipatorischen Kompetenzen. Richtig – In deinen Notizen wird explizit darauf hingewiesen, dass Forschungsergebnisse zeigen, dass aktives sozial-politisches Engagement oft zu einer Steigerung der partizipatorischen Kompetenzen führt. Dies umfasst analytische, soziale und kommunikative Fähigkeiten.

B: Vorhandene Strukturen zur Zielerreichung weiterzuentwickeln fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz. Richtig – Laut den Notizen ist organisatorische Kompetenz die Fähigkeit, Strukturen zur Zielerreichung aufzubauen oder weiterzuentwickeln. Diese Definition passt direkt zu dieser Aussage.

C: Alle partizipatorischen Kompetenzen sind für die individuelle Beteiligung in der Regel gleich wichtig.Falsch – Die Notizen betonen, dass die Bedeutung der einzelnen Kompetenzen situations- und kontextabhängig ist. Welche Kompetenz erforderlich ist, hängt von der spezifischen Problemlage ab.

D: Die Fähigkeit, Probleme zu identifizieren und dafür Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, fällt unter die Kategorie organisatorische Kompetenz. Falsch – Diese Fähigkeit gehört laut den Notizen zur analytischen Kompetenz, da es um die Analyse von Problemsituationen und die Entwicklung von Lösungsansätzen geht, nicht um organisatorische Prozesse.

E: Die Fähigkeit, unterschiedliche Bedürfnislagen und Perspektiven beteiligter Personen wahrzunehmen und entsprechend angepasste Entscheidungsprozesse abzustimmen, fällt unter die Kategorie assimilative Kompetenz. Falsch – Diese Fähigkeit gehört zur sozialen Kompetenz, da es darum geht, Sensibilität für die verschiedenen Perspektiven der Beteiligten zu entwickeln und Entscheidungen darauf abzustimmen.

5.1.2. partizipatorische Kompetenzen:

Partizipatorische Kompetenzen sind Fähigkeiten, die die aktive Beteiligung an sozial-politischen Prozessen unterstützen. Sie umfassen:

  1. Analytische Kompetenz: Fähigkeit, Probleme zu identifizieren und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.

  2. Soziale Kompetenz: Sensibilität für unterschiedliche Perspektiven und Anpassung von Entscheidungsprozessen.

  3. Kommunikative Kompetenz: Wahrnehmung sprachlicher und nicht-sprachlicher Signale sowie effektive Kommunikation.

  4. Organisatorische Kompetenz: Strukturen zur Zielerreichung aufbauen oder weiterentwickeln sowie Ressourcen mobilisieren.

Partizipatorische Kompetenzen sind situations- und kontextabhängig und können durch aktives sozial-politisches Engagement erworben oder gestärkt werden.

Monatelang hielten Klima-Aktivist:innen das Dorf Lützerath besetzt, um zu verhindern, dass ein großer Energiekonzern die unter dem Dorf liegende Braunkohle fördern kann. Welche der folgenden genannten Faktoren und Prozesse sind vereinbar mit dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997)?


A Anna hat von zwei Freundinnen von den Aktionen in Lützerath gehört und sich entschlossen die beiden in das Dorf zu begleiten. Ihr ist das Thema Klimawandel nicht besonders wichtig, da sie nicht davon ausgeht, dass es irgendeine Auswirkung auf ihr Leben haben wird. Sie liebt jedoch Abenteuer und die Auszeit von ihrem Studium kommt ihr gelegen.

B Moritz ärgert sich sehr über die globalen Ungerechtigkeiten, die mit dem Klimawandel verbunden sind. Er ist daher mit einer Gruppe von Aktivist:innen nach Lützerath gereist, obwohl er denkt, dass solche Aktionen generell keine Wirkung haben.

C Erst hatte Miriam kein Interesse an dem Thema Umweltschutz. Als sie jedoch in der Uni mit einer Aktivistin ins Gespräch kam, bekam das Thema für sie eine hohe Wichtigkeit. Sie erwog, nach Lützerath zu reisen, sah aber letztlich davon ab, da sie sich zu der Zeit auf eine wichtige Prüfung vorbereiten musste.

D Tino ist sich der Probleme, die durch den Klimawandel entstehen, bewusst. Er verbreitet auf sozialen Medien Informationen zu Aktionen und hofft, dass genügend Menschen daran teilnehmen und sich weiter engagieren. Er selbst möchte nicht aktiv vor Ort teilnehmen, da er aufgrund einer Angststörung die Reise nach Lützerath und die Proteste vor Ort als zu herausfordernd einstuft.

E Carsten interessiert sich sehr für den Umweltschutz und hat sich umfassend informiert. Nach gründlicher Abwägung hat er beschlossen, nicht nach Lützerath zu reisen, da er den Nutzen der Aktion für das Klima als gering einstufte. Stattdessen hat er sich einer Bewegung angeschlossen, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Ausbau der Windkraft zu beschleunigen.


WS 23/24

A Falsch – Anna hat keine ernsthafte Teilnahmemotivation bezüglich des Themas Klimawandel, sondern sieht das Ganze als Abenteuer. Für das Prozessmodell nach Klandermans wäre eine kollektive Identifikation oder eine echte Motivation zur Problemlösung erforderlich, was bei Anna nicht zutrifft.

B Falsch – Moritz empfindet den Klimawandel zwar als wichtiges Thema, glaubt aber nicht, dass die Aktionen Wirkung haben. Damit fehlt ihm die Überzeugung, dass gemeinschaftliches Handeln das Problem lösen kann, was nach dem Modell notwendig ist, um Teil des Mobilisierungspotentials zu werden.

C Richtig – Miriam hat nach einem persönlichen Austausch eine Motivation entwickelt, sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. Allerdings verhindert eine persönliche Teilnahmebarriere (Prüfungsvorbereitung) ihre physische Teilnahme, was im Modell als Barriere beschrieben wird.

D Richtig – Tino hat eine starke Bewusstheit für das Problem und beteiligt sich, indem er andere mobilisiert, auch wenn er aufgrund einer persönlichen Barriere (Angststörung) nicht selbst vor Ort teilnimmt. Dies passt zu den Prozessschritten des Mobilisierens und der Teilnahmebarrieren.

E Richtig – Carsten zeigt eine hohe Motivation und Entscheidungskompetenz, indem er sich informiert und eine Alternative (Windkraft) zur Aktion in Lützerath gefunden hat. Er überwindet Barrieren und wählt eine für ihn sinnvollere Partizipationsform.

5.2.1. Klandermans Prozessmodell sozial-politischer Partizipation

Das Vier-Stufen-Modell der Partizipation nach Klandermans beschreibt, wie Menschen sich an kollektiven Aktionen beteiligen:

  1. Teil des Mobilisierungspotenzials werden: Personen müssen die Probleme als sozial geteilte Ungerechtigkeiten verstehen und glauben, dass gemeinschaftliches Handeln wirksam ist.

  2. Ziel von Mobilisierungsversuchen werden: Personen müssen informiert werden, wann und wo Aktionen stattfinden.

  3. Teilnahmemotivation entwickeln: Motivation entsteht durch Kosten-Nutzen-Abwägung, kollektive Identifikation oder soziale Motive.

  4. Teilnahmebarrieren überwinden: Auch bei hoher Motivation können Barrieren wie persönliche Umstände die Teilnahme verhindern.


Nach dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997) sind sowohl Identifikationsprozesse als auch Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse für die Entwicklung von Teilnahmemotivation entscheidend. Welche der folgenden Aussagen zu diesem Schritt des Modells sind korrekt?

A Das kollektive Motiv der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse bezieht sich auf die von den anderen Teilnehmenden (Kollektiv) erwarteten Kosten und Nutzen der Teilnahme, z. B. durch negative Reaktionen anderer auf die eigene Teilnahme.

B Die drei Motive der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse und ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement wurden bisher noch nicht ausreichend erforscht oder empirisch belegt.

C Das Vermeidungsmotiv beschreibt die Vermeidung eigener Bemühungen partizipativ an der Bewegung teilzunehmen und stattdessen von den anderen in Form von sozialem Trittbrettfahren zu profitieren.

D Identifikationsprozesse spielen neben der Motivation eine wichtige Rolle für das aktive Einsetzen zur Erreichung kollektiver Ziele.

E Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und deren Bedeutung für die eigene Identität sind die zwei Aspekte von kollektiver Identifikation.


WS 23/24

A: Das kollektive Motiv der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse bezieht sich auf die von den anderen Teilnehmenden (Kollektiv) erwarteten Kosten und Nutzen der Teilnahme, z. B. durch negative Reaktionen anderer auf die eigene Teilnahme.Falsch. Das kollektive Motiv bezieht sich auf den kollektiven Nutzen, den eine Bewegung oder Initiative anstrebt, nicht auf die erwarteten sozialen Reaktionen anderer Teilnehmender. Diese Reaktionen fallen unter das normative (soziale) Motiv, nicht unter das kollektive Motiv.

B: Die drei Motive der Kosten-Nutzen Kalkulationsprozesse und ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement wurden bisher noch nicht ausreichend erforscht oder empirisch belegt. Falsch. Die drei Motive – kollektives Motiv, normatives Motiv und Belohnungsmotiv – wurden umfangreich erforscht. Zahlreiche empirische Studien belegen ihre Bedeutung für die Bereitschaft zu sozialem Engagement.

C: Das Vermeidungsmotiv beschreibt die Vermeidung eigener Bemühungen partizipativ an der Bewegung teilzunehmen und stattdessen von den anderen in Form von sozialem Trittbrettfahren zu profitierenFalsch. Diese Aussage ist falsch, weil das kollektive Motiv nicht die Erwartungen an das Verhalten anderer (wie positive oder negative Reaktionen) umfasst. Das bezieht sich eher auf das normative (soziale) Motiv. Das kollektive Motiv bezieht sich auf den kollektiven Nutzen einer Bewegung oder Initiative, also auf ein Ziel oder Gut, von dem alle profitieren können, unabhängig von ihrer Teilnahme.

D: Identifikationsprozesse spielen neben der Motivation eine wichtige Rolle für das aktive Einsetzen zur Erreichung kollektiver Ziele. Richtig. Identifikationsprozesse sind entscheidend, da sie die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und die Bedeutung dieser Zugehörigkeit für die eigene Identität betreffen, was starke Motivation und Engagement zur Folge hat.

E: Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und deren Bedeutung für die eigene Identität sind die zwei Aspekte von kollektiver Identifikation. Richtig. Kollektive Identifikation setzt sich aus der Zugehörigkeit zu einer Gruppe und der Bedeutung dieser Gruppe für die eigene Identität zusammen. Diese Identifikation spielt eine wichtige Rolle für die Teilnahmemotivation.

5.2.1. Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997)":

Das Modell beschreibt die Entwicklung der Teilnahmemotivation in vier Stufen:

  1. Teil des Mobilisierungspotenzials werden – durch das Teilen von Überzeugungen über ein kollektives Problem.

  2. Ziel von Mobilisierungsversuchen werden – durch das Erreichen potenzieller Teilnehmender.

  3. Teilnahmemotivation entwickeln – durch eine Kosten-Nutzen-Kalkulation, die auf kollektiven, normativen und individuellen Belohnungen basiert, sowie durch Identifikationsprozesse.

  4. Teilnahmebarrieren überwinden – indem Hindernisse erkannt und bewältigt werden.

Zu 3: In der Motivationsentwicklung im Kontext kollektiven Handelns gibt es zwei Hauptprozesse:

  1. Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse:

    • Diese Prozesse basieren auf Olsons Theorie des kollektiven Handelns (1977) und beinhalten drei Motive, die Klandermans (1997) identifiziert hat:

      • Kollektives Motiv: Der kollektive Nutzen, den eine Bewegung anstrebt, also ein Gut, von dem alle profitieren können, unabhängig von ihrer Teilnahme. Es kann jedoch zu „sozialem Trittbrettfahren“ führen, wenn Menschen den Nutzen ohne eigene Beteiligung einfordern.

      • Normatives (soziales) Motiv: Die antizipierten sozialen Reaktionen auf die Teilnahme, wie positive oder negative Reaktionen von Bezugspersonen.

      • Belohnungsmotiv: Die Erwartung von individuellen Kosten und Nutzen. Je größer der Nutzen im Vergleich zu den Kosten ist, desto motivierender wirkt das Motiv.

  2. Identifikationsprozesse:

    • Diese Prozesse beruhen auf der kollektiven Identifikation, also der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und ihrer Bedeutung für die eigene Identität.

    • Eine starke Identifikation mit einer Gemeinschaft oder Bewegung erhöht die Motivation zur Teilnahme, unabhängig von der Kosten-Nutzen-Kalkulation.

Besonders wichtig für die Motivation sind Kosten-Nutzen-Kalkulationen (kollektive, normative und individuelle Motive) und die Identifikation mit der Gruppe. Kollektive Identifikation verstärkt die Bereitschaft, sich für die Ziele der Gruppe einzusetzen.

Berkowitz (2000) und Zimmermann (2000) benennen verschiedene Ressourcen, welche die lokale, soziale oder politische Partizipation erleichtern. Welche der folgenden Aspekte sind den sozialen und lokalen Ressourcen zuzuordnen?


A Starkes Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner*innen eines Stadtteils

B Partizipatorische Kompetenzen und Fertigkeiten

C Kritisches politisches Bewusstsein

D Beziehungen zu anderen Communities

E Finanzielle Ressourcen

A: Starkes Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner*innen eines Stadtteils

Richtig. Dies gehört zu den sozialen und lokalen Ressourcen, weil ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit den Gemeinschaftssinn fördert und die Bürgerbeteiligung in einer lokalen Gemeinschaft unterstützt.

B: Partizipatorische Kompetenzen und Fertigkeiten

Falsch. Dies sind individuelle Ressourcen, keine sozialen oder lokalen Ressourcen. Partizipatorische Kompetenzen beziehen sich auf persönliche Fähigkeiten wie analytische, soziale und kommunikative Fähigkeiten.

C: Kritisches politisches Bewusstsein

Falsch. Kritisches politisches Bewusstsein ist ebenfalls eine individuelle Ressource. Es bezieht sich auf das persönliche Verständnis und die Reflexion darüber, wie soziale, ökonomische und politische Strukturen die Lebensbedingungen beeinflussen.

D: Beziehungen zu anderen Communities

Richtig. Beziehungen zu anderen Communities gehören zu den sozialen Ressourcen, weil sie übergreifende Netzwerke und Kooperationen ermöglichen, um gemeinsame Ziele zu verfolgen und Ressourcen zu teilen.

E: Finanzielle Ressourcen

Falsch. Finanzielle Ressourcen sind materielle Ressourcen, nicht soziale oder lokale. Sie sind zwar wichtig für die Unterstützung von Beteiligungsprojekten, gehören jedoch nicht in die Kategorie der sozialen und lokalen Ressourcen.


5.1.2. Individuelle Ressourcen für Bürgerbeteiligung umfassen:

  • Kritisches politisches Bewusstsein: Verstehen, wie Machtungleichheiten und gesellschaftliche Ideologien soziale Ausgrenzung aufrechterhalten.

  • Partizipatorische Kompetenzen: Fähigkeiten in Analyse, Kommunikation und Organisation, um effektiv in der Gemeinschaft zu handeln.

  • Individuelle und kollektive Wirksamkeitserwartungen: Überzeugung, dass eigene Kompetenzen sowie kollektives Handeln die Community positiv beeinflussen können.

Soziale und lokale Ressourcen:

  • Sense of Community: Starkes Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb eines Stadtteils fördert Engagement.

  • Nachbarschaftliche Netzwerke: Informationsaustausch und Mobilisierung gemeinsamer Ressourcen.

  • Beziehungen zu anderen Communities: Kooperationen über die lokale Gemeinschaft hinaus zur gemeinsamen Ressourcennutzung.


In einer Gemeinde kämpfen Eltern und Lehrkräfte für eine bessere Ausstattung der örtlichen Schulen. Sie fordern mehr Personal, moderne Lehrmittel und eine Renovierung der Gebäude. Dazu organisieren sie Kundgebungen, schreiben Petitionen an die lokale Regierung und veranstalten Informationsabende, um andere Bürger*innen zu mobilisieren und Druck auf die Verantwortlichen auszuüben.

Welche der folgenden genannten Faktoren und Prozesse sind vereinbar mit dem Prozessmodell sozial- politischer Partizipation nach Klandermans (1997)?


A David nutzt seine Kenntnisse in Grafikdesign, um professionelle Poster und Flyer zu erstellen, die bei den Kundgebungen verteilt werden. Er erhält von dem Organisationsteam eine

Aufwandsentschädigung und seine Motivation, weiter in dem Bereich zu arbeiten, wurde wieder

entfacht. Die örtliche Schule sowie der Kampf der Eltern und Lehrkräfte ist für ihn jedoch unwichtig.

B Lara hat Freund*innen, die beim lokalen Radiosender arbeiten. Sie hat zu ihnen Kontakt

aufgenommen, um über die Anliegen der Initiative zu sprechen und so mehr Menschen zu erreichen. Sie hofft, dass die Medienaufmerksamkeit dazu beiträgt, die Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen.

C Samira geht mit ihrer Mutter, die Deutschlehrerin an der örtlichen Schule ist, zu den Kundgebungen. Sie selbst besucht eine Schule außerhalb der Gemeinde und findet, die örtliche Schule sollte komplett geschlossen werden. Da sie es nicht übers Herz bringt, dies ihrer Mutter zu sagen, hat sie versprochen, den Kampf an der Schule zu unterstützen.

D Die Schüler Omar und Felix melden sich freiwillig zur Flyerverteilung während der Schulzeit, um dem Sportunterricht zu entgehen. Da sie die Schule bald wechseln, glauben sie nicht an die Wirkung der Flyer und sind uninteressiert an den möglichen Änderungen.

E Alex ist Vater von drei Kindern, die zurzeit die Schule besuchen. Ihm ist es wichtig, dass sie eine adäquate Schulausbildung bekommen. Entsprechend will er an der nächsten Kundgebung

teilnehmen. Das jüngste seiner Kinder erkrankt jedoch und er findet für den Abend keine Betreuung, sodass er am Ende zu Hause bleiben muss.


WS 23/24

A: Falsch. David ist zwar durch Belohnung motiviert, jedoch hat er kein kollektives Motiv, da ihm die Schule und der Kampf selbst unwichtig sind. Dies entspricht eher einem individuellen Belohnungsmotiv.

B: Richtig. Lara nutzt ihr soziales Netzwerk, um das normative (soziale) Motiv zu fördern und mehr Aufmerksamkeit auf die Bewegung zu lenken, was mit Klandermans' Modell vereinbar ist.

C: Falsch. Samira handelt aus sozialem Druck (normatives Motiv), aber sie teilt nicht das kollektive Ziel. Ihr Engagement basiert eher auf persönlicher Verpflichtung gegenüber ihrer Mutter als auf echter Überzeugung.

D: Falsch. Omar und Felix zeigen keine wirkliche Motivation, am kollektiven Prozess teilzunehmen. Ihr Verhalten ist eher opportunistisch und nicht im Einklang mit einem der drei von Klandermans beschriebenen Motive (kollektiv, normativ oder Belohnung).

E: Richtig. Alex ist durch ein kollektives Motiv angetrieben, da er sich um die Bildung seiner Kinder sorgt. Obwohl er aufgrund persönlicher Umstände nicht teilnehmen kann, bleibt sein Engagement für die Sache bestehen.


Das Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997) beschreibt drei zentrale Motive:

  1. Kollektives Motiv: Menschen engagieren sich für ein gemeinsames Ziel, von dem sie und andere profitieren (z.B. bessere Schulausstattung).

  2. Normatives (soziales) Motiv: Teilnehmende erwarten soziale Bestätigung oder vermeiden negative Reaktionen.

  3. Belohnungsmotiv: Individuelle Kosten-Nutzen-Kalkulation motiviert zur Teilnahme.

Die erfolgreiche Mobilisierung sozialer Bewegungen erfordert das Zusammenspiel dieser Motive.

Nach dem Prozessmodell sozial-politischer Partizipation nach Klandermans (1997) sind sowohl

Identifikationsprozesse als auch Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse für die Entwicklung von

Teilnahmemotivation entscheidend. Welche der folgenden Beispiele zu diesem Schritt des Modells sind korrekt?


A Tina will die online-Petition gegen den Bau einer neuen Raststätte in der Nähe ihres Dorfes

unterschreiben, da der ausgewählte Bauplatz die vorhandenen, von den Anwohner*innen viel

genutzten Streuobstwiesen zerstören würde. Ihre Teilnahmemotivation fällt unter die Kategorie

„qualitatives Motiv“.

B Jamals Freunde finden es beeindruckend, dass er sich im Rahmen der Hausbesetzer*innenbewegung gegen die hohen Mieten und den Wohnungsmangel wehrt. Seine eigene Teilnahmemotivation aufgrund der Reaktionen seines Umfeldes wird als „normatives Motiv“ bezeichnet.

C Torvi möchte am Klimastreik teilnehmen, um viel Zeit mit ihren Freund*innen in der Gemeinschaft zu verbringen. Dieses Motiv wird als „kollektives Motiv“ bezeichnet.

D Arian hofft, durch seine Mithilfe bei der Organisation der Demonstration „Laut gegen rechts“

wertvolle Erfahrungen in den unterschiedlichen Aufgabenbereichen der Planung und Durchführung zu sammeln. Dieses Motiv wird als „Belohnungsmotiv“ bezeichnet.

E Yemisi sieht sich selbst als Klimaschützer*in und identifiziert sich stark mit der Fridays-for-Future Bewegung. In diesem Fall entsteht die Teilnahmemotivation über einen kollektiven

Identifikationsprozess.


WS 23/34

A: Falsch. Tinas Teilnahmemotivation fällt nicht unter das "qualitative Motiv", sondern unter das kollektive Motiv, da es ihr um den Schutz der Streuobstwiesen und die Auswirkungen auf ihre Gemeinschaft geht.

B: Richtig. Jamals Motivation entsteht durch die positive Reaktion seiner Freunde, was als normatives (soziales) Motiv klassifiziert wird.

C: Falsch. Torvis Motivation, am Klimastreik teilzunehmen, um Zeit mit ihren Freund*innen zu verbringen, basiert auf sozialen Aspekten und nicht auf einem kollektiven Motiv, das sich auf das übergeordnete Ziel der Bewegung bezieht.

D: Richtig. Arian möchte durch seine Teilnahme persönliche Vorteile (Erfahrungen) erlangen, was dem Belohnungsmotiv entspricht.

E: Richtig. Yemisi identifiziert sich stark mit der Fridays-for-Future-Bewegung, was auf einen kollektiven Identifikationsprozess hinweist.


Das Modell der sozial-politischen Partizipation nach Klandermans (1997) unterscheidet zwischen zwei zentralen Klassen von Prozessen:

  1. Kosten-Nutzen-Kalkulationsprozesse, die individuelle Motivationen auf der Basis von persönlichen Vorteilen und sozialen Reaktionen (Belohnungs- und normatives Motiv) umfassen.

  2. Identifikationsprozesse, bei denen die Identifikation mit der Bewegung oder Gruppe (kollektive Identität) die Motivation bestimmt.

Diese Prozesse beeinflussen gemeinsam die Teilnahmemotivation an sozialen und politischen Bewegungen.

Mit welchen Themen bzw. Aspekten sollten sich Community-Psycholog:innen laut Dalton et al. (2007) vor der Initiierung von Forschungs- und Interventionsprojekten zu community-psychologischen Fragestellungen auseinandersetzen?


A Sie sollten ihr persönliches Wissenschaftsverständnis und die zugrundeliegenden Werte reflektieren.

B Sie sollten überlegen, auf welchen Wegen die Mitglieder der Community an der Forschung beteiligt werden können und wie Vertrauen zwischen ihnen und den Wissenschaftler:innen aufgebaut werden kann.

C Sie sollten ihren eigenen kulturellen Hintergrund reflektieren und überlegen, wie er die Forschung oder Intervention beeinflussen könnte und entsprechend berücksichtigt werden muss.

D Sie sollten sich überlegen, auf welche sozial-ökologische Ebene sich die Forschung oder Intervention beziehen sollte.

E Sie sollten sich überlegen, wem die Forschung nutzt und wie die daraus entstandenen Erkenntnisse in der Zukunft verwendet werden können.

A Sie sollten ihr persönliches Wissenschaftsverständnis und die zugrundeliegenden Werte reflektieren.

Richtig. Die Reflexion des eigenen Wissenschaftsverständnisses und der Werte ist wichtig, um ethische und methodische Entscheidungen fundiert zu treffen.

B Sie sollten überlegen, auf welchen Wegen die Mitglieder der Community an der Forschung beteiligt werden können und wie Vertrauen zwischen ihnen und den Wissenschaftler:innen aufgebaut werden kann.

Richtig. Die partizipative Einbeziehung der Community-Mitglieder ist ein zentrales Prinzip der Community-Psychologie.

C Sie sollten ihren eigenen kulturellen Hintergrund reflektieren und überlegen, wie er die Forschung oder Intervention beeinflussen könnte und entsprechend berücksichtigt werden muss.

Richtig. Die Reflexion des eigenen kulturellen Hintergrunds verhindert kulturelle Verzerrungen und fördert eine sensible Forschungspraxis.

D Sie sollten sich überlegen, auf welche sozial-ökologische Ebene sich die Forschung oder Intervention beziehen sollte.

Richtig. Die Wahl der sozial-ökologischen Ebene ist entscheidend, um die Forschung auf den relevanten Kontext zu fokussieren.

E Sie sollten sich überlegen, wem die Forschung nutzt und wie die daraus entstandenen Erkenntnisse in der Zukunft verwendet werden können.

Richtig. Die Berücksichtigung des Nutzens der Forschung für die Community fördert die Praxisrelevanz und Nachhaltigkeit der Ergebnisse.


6.1 Partizipative Einbeziehung

  • Kontrolle im Forschungsprozess: Bewusste Abgabe der Kontrolle an die Community fördert kontextvalide und akzeptierte Ergebnisse.

  • Traditionelle Laborexperimente: Bieten Kontrolle, sind jedoch in natürlichen Gemeinschaften oft nicht umsetzbar.

  • Partizipative Forschung: Forschende und Community-Mitglieder treffen gemeinsam Entscheidungen, um relevantere und praktikable Lösungen zu finden.

  • Herausforderungen: Partizipative Einbeziehung der Community ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die praktische und ethische Herausforderungen mit sich bringt.

  • Reflexionspunkte für Forschende (nach Dalton et al., 2007):

    • Persönliches Wissenschaftsverständnis und Werte.

    • Wege zur Beteiligung der Community.

    • Kulturelle Aspekte der Forschung/Intervention.

    • Relevante sozial-ökologische Ebene.

    • Nutzen der Forschung und zukünftige Verwertung der Ergebnisse.


Mit welchen Themen bzw. Aspekten sollten sich Community-Psycholog:innen laut Dalton et al. (2007) vor der Initiierung von Forschungs- und Interventionsprojekten zu community-psychologischen Fragestellungen auseinandersetzen?

A Sie sollten ihr persönliches Wissenschaftsverständnis und die zugrundeliegenden Werte reflektieren.

B Sie sollten überlegen, auf welchen Wegen die Mitglieder der Community an der Forschung beteiligt werden können und wie Vertrauen zwischen ihnen und den Wissenschaftler:innen aufgebaut werden kann.

C Sie sollten ihren eigenen kulturellen Hintergrund reflektieren und überlegen, wie er die Forschung oder Intervention beeinflussen könnte und entsprechend berücksichtigt werden muss.

D Sie sollten sich überlegen, auf welche sozial-ökologische Ebene sich die Forschung oder Intervention beziehen sollte.

E Sie sollten sich überlegen, wem die Forschung nutzt und wie die daraus entstandenen Erkenntnisse in der Zukunft verwendet werden können.


WS 23/24

A Sie sollten ihr persönliches Wissenschaftsverständnis und die zugrundeliegenden Werte reflektieren. Richtig. Die Reflexion des eigenen Wissenschaftsverständnisses und der Werte ist wichtig, um ethische und methodische Entscheidungen fundiert zu treffen.

B Sie sollten überlegen, auf welchen Wegen die Mitglieder der Community an der Forschung beteiligt werden können und wie Vertrauen zwischen ihnen und den Wissenschaftler

aufgebaut werden kann.Richtig. Die partizipative Einbeziehung der Community-Mitglieder ist ein zentrales Prinzip der Community-Psychologie.

C Sie sollten ihren eigenen kulturellen Hintergrund reflektieren und überlegen, wie er die Forschung oder Intervention beeinflussen könnte und entsprechend berücksichtigt werden muss. Richtig. Die Reflexion des eigenen kulturellen Hintergrunds verhindert kulturelle Verzerrungen und fördert eine sensible Forschungspraxis.

D Sie sollten sich überlegen, auf welche sozial-ökologische Ebene sich die Forschung oder Intervention beziehen sollte. Richtig. Die Wahl der sozial-ökologischen Ebene ist entscheidend, um die Forschung auf den relevanten Kontext zu fokussieren.

E Sie sollten sich überlegen, wem die Forschung nutzt und wie die daraus entstandenen Erkenntnisse in der Zukunft verwendet werden können. Richtig. Die Berücksichtigung des Nutzens der Forschung für die Community fördert die Praxisrelevanz und Nachhaltigkeit der Ergebnisse.


6.1 Partizipative Einbeziehung

  • Kontrolle im Forschungsprozess: Bewusste Abgabe der Kontrolle an die Community fördert kontextvalide und akzeptierte Ergebnisse.

  • Traditionelle Laborexperimente: Bieten Kontrolle, sind jedoch in natürlichen Gemeinschaften oft nicht umsetzbar.

  • Partizipative Forschung: Forschende und Community-Mitglieder treffen gemeinsam Entscheidungen, um relevantere und praktikable Lösungen zu finden.

  • Herausforderungen: Partizipative Einbeziehung der Community ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die praktische und ethische Herausforderungen mit sich bringt.

  • Reflexionspunkte für Forschende (nach Dalton et al., 2007):

    • Persönliches Wissenschaftsverständnis und Werte.

    • Wege zur Beteiligung der Community.

    • Kulturelle Aspekte der Forschung/Intervention.

    • Relevante sozial-ökologische Ebene.

    • Nutzen der Forschung und zukünftige Verwertung der Ergebnisse.


Community-psychologische Forschung ist in kulturelle Kontexte eingebettet und es sollten

bestimmte methodische Aspekte berücksichtigt werden. Welche der folgenden Aussagen sind in diesem Zusammenhang laut Studienbrief korrekt?


A Die größte Validität bei der Erfassung kultureller oder ethnischer Identitäten wird erreicht, wenn Teilnehmende aus einer begrenzten Anzahl von kulturellen Gruppen oder Kategorien diejenigen auswählen, die für sie am relevantesten sind.

B Kulturelle Unterschiede können zu Differenzen im Antwortverhalten bei Fragebögen führen.

C Die Interpretation von interkulturellen Unterschieden zwischen Gruppen ist anfällig für

ethnozentrische Verzerrungen.

D Bei der Untersuchung innerhalb einer kulturellen Gruppe liegt der Fokus häufig auf den Defiziten und Schwächen dieser Kultur.

E Der Begriff kulturelle Gruppe bezeichnet soziale Kategorien.


WS 23/24

A (Die größte Validität wird erreicht, wenn Teilnehmende aus einer begrenzten Anzahl von kulturellen Gruppen auswählen)Falsch – Eine begrenzte Auswahl reduziert die Validität, da sie der Komplexität und Vielfalt kultureller Identitäten nicht gerecht wird.

B (Kulturelle Unterschiede können zu Differenzen im Antwortverhalten bei Fragebögen führen)Richtig – Verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Antwortstile, z. B. eine Neigung zu extremen Antworten oder Zurückhaltung.

C (Die Interpretation interkultureller Unterschiede ist anfällig für ethnozentrische Verzerrungen)Richtig – Forschende können ihre eigenen kulturellen Maßstäbe unbewusst als Norm verwenden, was zu Verzerrungen führen kann.

D (Bei der Untersuchung innerhalb einer kulturellen Gruppe liegt der Fokus häufig auf Defiziten und Schwächen dieser Kultur)Falsch – Untersuchungen innerhalb von Gruppen betonen eher die Stärken und positiven Merkmale.

E (Der Begriff kulturelle Gruppe bezeichnet soziale Kategorien)

Richtig – Kulturelle Gruppen umfassen soziale Kategorien, die über geographische oder ethnische Grenzen hinausgehen, z. B. Geschlecht, sexuelle Orientierung, etc.


6.1.3 Berücksichtigung kultuteller Aspekte

  1. Kultur: Definiert als gemeinsame Werte, Normen, Praktiken und Interpretationen in einer sozialen Gruppe.

  2. Kulturelle Gruppen: Gehen über geografische oder ethnische Definitionen hinaus, z. B. auch Geschlecht, Alter, soziale Schicht.

  3. Ethnische Identität: Beinhaltet Bewusstsein, Identifikation, Einstellungen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe.

  4. Messung kultureller Identität: Begrenzte Auswahlkategorien bieten oft nicht genug Validität; multiple und komplexe Identitäten berücksichtigen.

  5. Homogenität von Kulturen: Kulturen sind oft heterogener, als sie wahrgenommen werden; innerhalb von Gruppen gibt es große Unterschiede.

  6. Methodische Äquivalenz: Methoden müssen auf unterschiedliche Kulturen anpassbar sein, um Verzerrungen in der Datenerhebung zu vermeiden.

  7. Interkulturelle und intrakulturelle Studien: Interkulturelle Studien betonen Defizite, intrakulturelle eher Stärken der Gruppe.

  8. Interkulturelle Kompetenz: Sensibilität für eigene kulturelle Einflüsse und Erwerb von Fähigkeiten zur interkulturellen Verständigung sind entscheidend.


Innerhalb der Community Psychology wird Partizipation als fundamentaler Wert betrachtet. Welche der folgenden Aussagen sind in diesem Zusammenhang korrekt?


A Um von echter Partizipation im Rahmen von Forschung und Intervention sprechen zu können, muss ein wechselseitiger Austausch bzw. eine wechselseitige Einflussnahme zwischen Community- Mitgliedern und Community-Psycholog:innen stattfinden.

B Das Gelingen partizipativer Forschung fordert u.a. von Forscher:innen die Bereitschaft Kontrolle abzugeben und von Community-Mitgliedern die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen.

C Forschende müssen sich zu Beginn des Forschungsprozesses entweder für das Expert:innen Modell oder das Kollaborative Modell entscheiden.

D Transparenz im Forschungsprozess ist wichtig, damit Partizipation nicht zur Pseudo-Partizipation wird.

E Partizipation sollte als Prozess initiiert und gestaltet werden.


WS 23/24

A Um von echter Partizipation im Rahmen von Forschung und Intervention sprechen zu können, muss ein wechselseitiger Austausch bzw. eine wechselseitige Einflussnahme zwischen Community- Mitgliedern und Community-Psycholog:innen stattfinden.

Korrekt – Für echte Partizipation muss ein wechselseitiger Austausch und eine Einflussnahme zwischen den Forschenden und der Community stattfinden. Das stärkt die Beziehung und sorgt für gemeinsame Verantwortung und Entscheidungen.

B Das Gelingen partizipativer Forschung fordert u.a. von Forscher:innen die Bereitschaft Kontrolle abzugeben und von Community-Mitgliedern die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen.

Korrekt – Die Bereitschaft der Forschenden, Kontrolle abzugeben, und die Bereitschaft der Community-Mitglieder, Verantwortung zu übernehmen, sind zentrale Elemente erfolgreicher partizipativer Forschung.

C Forschende müssen sich zu Beginn des Forschungsprozesses entweder für das Expert:innen Modell oder das Kollaborative Modell entscheiden.

Falsch – Forschende müssen sich nicht strikt für ein Modell entscheiden (Expert- oder Kollaborationsmodell). Es gibt flexiblere Ansätze, die situativ angepasst werden können.

D Transparenz im Forschungsprozess ist wichtig, damit Partizipation nicht zur Pseudo-Partizipation wird.

Korrekt – Transparenz im Forschungsprozess ist wichtig, um sicherzustellen, dass Partizipation nicht nur scheinbar stattfindet und echte Mitsprache ermöglicht wird.

E Partizipation sollte als Prozess initiiert und gestaltet werden.

Korrekt – Partizipation ist ein Prozess, der gestaltet und initiiert werden muss. Sie entwickelt sich kontinuierlich über die Zeit.



6.1.2 Beteiligung von Mitgliedern der Community[hk1] 

 Partizipation in der Community Psychology

  • Aufbau von Vertrauen:

    • Wechselseitiges Vertrauen zwischen Forschungsteam und Community entscheidend

    • Vertrauen auf Basis wahrgenommener Vertrauenswürdigkeit, Kompetenz, Unvoreingenommenheit und moralischer Integrität

    • Informelle Kontakte fördern das Kennenlernen und brechen soziale und kulturelle Barrieren

  • Entscheidungsprozeduren:

    • Gründung von Beratungsplattformen (z.B. Community Research Panels)

    • Gemeinsame Entscheidungsfindung, Transparenz und Einbindung aller Beteiligten

    • Klare Aufgabenverteilung zwischen Forschenden und Community-Mitgliedern

  • Kommunikation und Verwertung von Ergebnissen:

    • Forschungsergebnisse adressatengerecht präsentieren (z.B. über Workshops, lokale Medien)

    • Partizipative Formen der Ergebnispräsentation ermöglichen Feedback und gemeinsames Handeln

    • Psychopolitische Validität: Forschung soll Verständnis für makrosystemische Faktoren und deren Einfluss fördern

  • Grenzen des partizipativen Ansatzes:

    • Zeitaufwändig, ressourcenintensiv

    • Mangelnde Motivation oder Vertrauen der Community kann die Teilnahme hemmen

    • Forschende benötigen soziale, kommunikative und interkulturelle Kompetenzen


    Vorlseung 1

  • Partizipation

    • Fundamentaler Wert in der Community Psychology zur Anpassung an Bedarfe der Zielgruppe und Erhöhung der Akzeptanz von Interventionen.

    • Community-Wissen ist unverzichtbar, Forscher

      bringen Methoden und Informationen.

    • Rollen der Community-Psycholog:innen: Broker, Change Agent, Consultant, Researcher.

    Expert

    vs. Kollaboratives Modell

    • Expert

      : Forscher

      haben volle Kontrolle.

    • Kollaboratives Modell: Kontrolle wird geteilt, Forscher

      und Community entwickeln gemeinsam.

    • Grenzen zwischen den Modellen sind fließend.

    Herausforderungen bei Partizipation

    • Pseudo-Partizipation: Beiträge finden keine Beachtung oder werden zur Akzeptanzsicherung genutzt.

    • Vermeidung: Partizipation als Prozess, nicht isoliertes Ereignis; Transparenz und Ethik.

    Phasen der Forschung:

    1. Phase 1: Aufbau kollaborativer Beziehungen

      • Treffen, Beratung, Identifikation der Interessensgruppen, vertrauensbildende Maßnahmen.

    2. Phase 2: Problemidentifikation

      • Problemdefinition, Konsensbildung, Zusammenstellung relevanter Informationen.

    Needs Assessment

    • Analyse des historischen und aktuellen Kontexts sowie der Ressourcen der Community.


Welche der folgenden Aussagen zur partizipativen Einbeziehung im Rahmen community-psychologischer Forschung und Anwendung sind korrekt?


A Damit partizipative Einbeziehung im Anwendungskontext gelingt, müssen die Forschenden bereit sein, ihre Kontrolle über den Forschungsprozess komplett aufzugeben.

B Die Community Psychology ist durch den Positivismus geprägt. Dies schlägt sich in vielen qualitativen und kontextbezogenen partizipativen Methoden nieder.

C Wechselseitiges Vertrauen ist eine wichtige Basis für die Arbeit mit Community-Mitgliedern. Um dieses herzustellen und gleichzeitig eine professionelle Arbeitsgrundlage zu schaffen, sollten insbesondere formelle Kontakte genutzt werden; informelle Kontakte hingegen führen schneller zu Vertrauenskrisen und Missverständnissen.

D Gemeinsame Entscheidungsfindungen müssen aufgrund ihres intensiven Ressourcenverbrauchs sorgfältig geplant und strukturiert werden.

E Bei der Umsetzung des Forschungsvorhabens ist es wichtig, alle sozial-ökologischen Systemebenen mit gleich gewichteten Anteilen in der Methodenplanung zu berücksichtigen.

A Damit partizipative Einbeziehung im Anwendungskontext gelingt, müssen die Forschenden bereit sein, ihre Kontrolle über den Forschungsprozess komplett aufzugeben.

Forschende müssen nicht die komplette Kontrolle aufgeben, sondern sind im kollaborativen Modell bereit, Teile der Kontrolle abzugeben und mit der Community gemeinsam zu arbeiten. Die vollständige Aufgabe der Kontrolle ist nicht zwingend notwendig

B Die Community Psychology ist durch den Positivismus geprägt. Dies schlägt sich in vielen qualitativen und kontextbezogenen partizipativen Methoden nieder.

Die Community Psychology ist nicht durch Positivismus geprägt, sondern basiert oft auf kritischen Ansätzen und qualitativen, kontextbezogenen Methoden, die auf Interaktion und Partizipation abzielen. Positivismus steht hingegen für quantitative, objektive Ansätze.

C Wechselseitiges Vertrauen ist eine wichtige Basis für die Arbeit mit Community-Mitgliedern. Um dieses herzustellen und gleichzeitig eine professionelle Arbeitsgrundlage zu schaffen, sollten insbesondere formelle Kontakte genutzt werden; informelle Kontakte hingegen führen schneller zu Vertrauenskrisen und Missverständnissen.

Informelle Kontakte sind entscheidend für den Vertrauensaufbau, da sie soziale Barrieren wie Statusunterschiede abbauen können. Nur auf formelle Kontakte zu setzen, führt eher zu einer distanzierten Beziehung. Beide Arten von Kontakten sind wichtig.

D Gemeinsame Entscheidungsfindungen müssen aufgrund ihres intensiven Ressourcenverbrauchs sorgfältig geplant und strukturiert werden.

Gemeinsame Entscheidungsfindungen erfordern eine sorgfältige Planung und sind oft ressourcenintensiv, da sie Konsensbildung, Rollenverteilung und Abstimmungsprozesse beinhalten. Die Strukturierung dieser Prozesse ist essenziell, um effektiv zu sein.

E Bei der Umsetzung des Forschungsvorhabens ist es wichtig, alle sozial-ökologischen Systemebenen mit gleich gewichteten Anteilen in der Methodenplanung zu berücksichtigen.

In der Methodenplanung müssen nicht alle sozial-ökologischen Systemebenen mit gleichgewichteten Anteilen berücksichtigt werden. Die Relevanz der Systemebenen hängt von der Fragestellung und dem spezifischen Forschungsziel ab.

6. Community-psychologische Forschung und Anwendung

6.1.1

Wissenschaftsverständnis:

  • Persönliches Wissenschaftsverständnis: Überzeugungen von Wissenschaftler*innen über Wissen, Methoden und Verwertung der Forschung.

  • Beeinflusst durch wissenschaftsphilosophische Annahmen der Scientific Community und persönliche Werte.

Positivismus:

  • Vorherrschende Orientierung: Suche nach allgemeinen Gesetzmäßigkeiten, Hypothesenprüfung durch systematische Beobachtung.

  • Kritik: Vernachlässigung des Einflusses von Werten auf den Wissensproduktionsprozess.

Post-positivistische Ansätze:

  • Objektivität nicht durch einzelne Forschende, sondern durch Regeln der Scientific Community gesichert.

  • Community Psychology durch Positivismus geprägt, jedoch durch andere Strömungen beeinflusst.

Konstruktivismus:

  • Subjektive Erfahrungswelt: Erkenntnis ist wertgebunden und kontextabhängig, Ziel ist die Erforschung individueller und kontextgebundener Erfahrungen.

  • Qualitative Methoden (z.B. Tiefeninterviews) bevorzugt.

Kritische Wissenschaftsphilosophie:

  • Machtverhältnisse und gesellschaftliche Strukturen prägen wissenschaftliche Erkenntnisse.

  • Fokus auf Rollen der Wissenschaftler*innen in der Gesellschaft und die gesellschaftspolitische Funktion ihrer Forschung.

  • Wissenschaftliche Erkenntnis als politisches Instrument gesehen, beeinflusst von Institutionen und Ideologien.


6.1.2 Beteiligung von Community-Mitgliedern:

  • Aufbau von Vertrauen: Wechselseitiges Vertrauen als Fundament für Beziehungen zwischen Forschenden und Community.

  • Vertrauen bedeutet Abhängigkeit akzeptieren und Erwartung von wohlwollendem Verhalten.

  • Wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit basiert auf Kompetenz, Unvoreingenommenheit und Integrität.

  • Besonders wichtig, wenn Wissenschaftler „von außen“ kommen.

  • Informelle Kontakte: Wichtiger für den Abbau sozialer Barrieren (z.B. Statusdifferenzen).

  • Formelle Kontakte: Fördern Vertrauen durch authentisches, kompetentes Auftreten und echtes Interesse an den Problemen der Community.

  • Kommunikation muss verständlich und respektvoll sein, vermeidet Herrschaft durch Sprache.

Entscheidungsprozeduren:

  • Gründung von Beratungsplattformen und Entscheidungsgremien (z.B. Community Research Panel).

  • Gemeinsame Entscheidungsfindung ist zeit- und ressourcenintensiv, erfordert klare Rollendefinitionen und Aufgabenverteilung.

  • Transparenz und Anerkennung der Kompetenzen der Beteiligten sind wichtig.

Kommunikation der Forschungsergebnisse:

  • Forschungsergebnisse werden meist in akademischen Kreisen veröffentlicht, was für die Community oft schwer zugänglich ist.

  • Partizipative Kommunikation: Workshops, Präsentationen, Feedbackrunden mit der Community.

  • Verschiedene Medien (Newsletter, lokale Zeitungen, Webseiten) können zur Verbreitung genutzt werden.

  • Psychopolitische Validität: Forschung muss Makrofaktoren berücksichtigen und der Community helfen, diese zu verstehen.

Grenzen des partizipativen Ansatzes:

  • Mangelnde Motivation der Community (z.B. negative frühere Erfahrungen).

  • Ressourcenintensiv: Mehr Zeit und Ressourcen nötig als bei nicht-partizipativen Methoden.

  • Forschende brauchen zusätzliche Kompetenzen (Kommunikation, Vermittlung, interkulturelle Kompetenz).

  • Akademische Kultur unterstützt partizipative Forschung oft nicht, da es länger dauert, zu publizieren.

  • Ressourcen der Community: Zeitaufwand, neue Rollen, Kritik von anderen Community-Mitgliedern möglich.


Welche methodischen Probleme müssen bei der Interpretation von Unterschieden, die im

Hinblick auf bestimmte Variablen zwischen kulturellen Gruppen beobachtet werden,

berücksichtigt werden?


A Hinzunahme einer weiteren Variablen, die aufgrund der Unterdrückung irrelevanter Varianzanteile den Vorhersagebeitrag anderer Variablen erhöht.

B Fehlende Berücksichtigung von Drittvariablen, die eine alternative Erklärung für Differenzen zwischen kulturell unterschiedlichen Stichproben bieten.

C Größere Differenzen zwischen Mittelwerten, da dem Forschungsteam die zentrale

Forschungshypothese bekannt ist.

D Abweichende Interpretation der eingesetzten Messinstrumente zwischen den kulturellen Gruppen.

E Ethnozentrische Verzerrungen durch kulturelle Werte und Standards der Forschenden.

Wenn wir Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen untersuchen, was müssen wir dabei berücksichtigen, damit unsere Ergebnisse sinnvoll und korrekt sind?

A Hinzunahme einer weiteren Variablen, die aufgrund der Unterdrückung irrelevanter Varianzanteile den Vorhersagebeitrag anderer Variablen erhöht.

Die Hinzunahme einer weiteren Variablen zur Erhöhung des Vorhersagebeitrags anderer Variablen ist zwar methodisch relevant, aber nicht spezifisch für die Interpretation von Unterschieden zwischen kulturellen Gruppen. Es ist zwar wichtig, weitere Variablen zu betrachten, aber das Hinzufügen einer neuen Variablen ist nicht spezifisch für kulturelle Vergleiche. Wir wollen nicht einfach nur mehr Variablen hinzufügen; wir müssen verstehen, wie die Variablen zusammenhängen.

B Fehlende Berücksichtigung von Drittvariablen, die eine alternative Erklärung für Differenzen zwischen kulturell unterschiedlichen Stichproben bieten.

Fehlende Berücksichtigung von Drittvariablen kann zu falschen Interpretationen von Unterschieden führen, da diese Drittvariablen alternative Erklärungen für beobachtete Differenzen zwischen kulturellen Gruppen bieten können.Wenn wir Drittvariablen (also andere Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen können) nicht berücksichtigen, können wir falsche Schlussfolgerungen ziehen. Zum Beispiel, wenn wir Unterschiede zwischen Kulturen sehen, könnte das an anderen Gründen liegen (z.B. soziale oder wirtschaftliche Unterschiede) und nicht an der Kultur selbst.

C Größere Differenzen zwischen Mittelwerten, da dem Forschungsteam die zentrale

Forschungshypothese bekannt ist.

Die Bekanntheit der zentralen Forschungshypothese führt nicht notwendigerweise zu größeren Differenzen zwischen Mittelwerten. Stattdessen könnte sie Bias bei der Datenerhebung oder -analyse verursachen.Die Aussage wird als falsch angesehen, weil die bloße Kenntnis der Hypothese nicht dazu führt, dass Unterschiede zwischen kulturellen Gruppen größer oder kleiner werden. Es ist entscheidend, die Daten objektiv zu betrachten und sich nicht von den Erwartungen der Forschenden leiten zu lassen, um Verzerrungen zu vermeiden.

D Abweichende Interpretation der eingesetzten Messinstrumente zwischen den kulturellen Gruppen.

Unterschiedliche Interpretationen der eingesetzten Messinstrumente können zu Verzerrungen und Missverständnissen führen, insbesondere wenn kulturelle Gruppen unterschiedliche Bedeutungen oder Kontexte mit den gleichen Instrumenten assoziieren.

E Ethnozentrische Verzerrungen durch kulturelle Werte und Standards der Forschenden.

Ethnozentrische Verzerrungen sind ein relevantes Problem, da die kulturellen Werte und Standards der Forschenden die Interpretation und Analyse von Daten beeinflussen können.Ethnozentrische Verzerrungen treten auf, wenn die Werte und Standards der Forschenden die Ergebnisse beeinflussen. Das heißt, wenn die Forschenden unbewusst ihre eigene Kultur als Maßstab nehmen, kann das die Interpretation der Daten beeinflussen


Methodische Probleme bei der Interpretation von Unterschieden zwischen kulturellen Gruppen:

  • Interkulturelle Studien:

    • Vergleiche zwischen zwei oder mehreren kulturellen Gruppen (z.B. Schüler*innen aus verschiedenen Herkunftsländern).

    • Bieten Einblicke in kulturelle Einflüsse und sozialpsychologische Prozesse.

  • Herausforderungen:

    • Äquivalentes Verständnis der Messinstrumente und -methoden zwischen Kulturen oft schwierig.

    • Ethnozentrische Verzerrungen durch kulturelle Standards der Forschenden möglich.

    • Einfluss von Drittvariablen, die alternative Erklärungen für beobachtete Unterschiede bieten.

  • Vergleich innerhalb kultureller Gruppen:

    • Fokus auf Verständnis und Veränderungen innerhalb einer spezifischen Kultur.

    • Hebt oft die Stärken der Kultur hervor.

  • Möglichkeiten zur Berücksichtigung kultureller Einflüsse:

    • Entwicklung von Sensibilität für eigene kulturelle Wurzeln und deren Einfluss auf die Forschung.

    • Erwerb interkultureller Kompetenzen zur Vermeidung von Missverständnissen und zur Verbesserung der Kommunikation.

    • Praktische Erfahrung und Training sind notwendig, um interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln.


Worauf sollte bei der Durchführung partizipativer Forschung geachtet werden?


A Darauf, dass Partizipation als isoliertes Ereignis dargestellt wird.

B Darauf, dass den Beteiligten Wahlmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden.

C Darauf, dass möglichst viele Fachbegriffe verwendet werden, um gegenüber den Beteiligten

kompetent zu wirken.

D Darauf, dass die Stimmen der Beteiligten gehört werden.

E Wenn Partizipation nicht möglich ist, zumindest Pseudo-Partizipation umzusetzen.

A Darauf, dass Partizipation als isoliertes Ereignis dargestellt wird.

Partizipation sollte nicht als einmaliges oder isoliertes Ereignis betrachtet werden. Sie sollte in den gesamten Forschungsprozess integriert werden, sodass die Beteiligten kontinuierlich in den Prozess einbezogen werden. Dies fördert ein nachhaltiges Engagement und Vertrauen.

B Darauf, dass den Beteiligten Wahlmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden.

Es ist wichtig, den Beteiligten Wahlmöglichkeiten zu geben, um ihre Meinungen und Präferenzen einzubringen. Dies stärkt das Gefühl der Autonomie und das Engagement der Community, was zu einem erfolgreicheren partizipativen Forschungsprozess führt.

C Darauf, dass möglichst viele Fachbegriffe verwendet werden, um gegenüber den Beteiligten

kompetent zu wirken.

Die Verwendung von Fachbegriffen kann zu Verwirrung und Entfremdung führen. Es ist wichtig, eine klare und verständliche Sprache zu verwenden, die auch für Personen ohne Fachwissen zugänglich ist. So können alle Beteiligten aktiv am Prozess teilnehmen.

D Darauf, dass die Stimmen der Beteiligten gehört werden.

Es ist entscheidend, dass die Meinungen und Perspektiven der Beteiligten gehört und ernst genommen werden. Dies fördert das Vertrauen und zeigt, dass die Beiträge der Community wertgeschätzt werden, was den partizipativen Prozess stärkt.

E Wenn Partizipation nicht möglich ist, zumindest Pseudo-Partizipation umzusetzen.

Pseudo-Partizipation bedeutet, dass den Beteiligten der Anschein von Einfluss gegeben wird, während sie tatsächlich keine echte Mitbestimmung haben. Dies kann zu Misstrauen und Enttäuschung führen und sollte vermieden werden. Echte Partizipation ist notwendig, um die Integrität des Forschungsprozesses zu wahren.

Welche der folgenden Vorgehensweisen werden als Mixed-Method Design bezeichnet?


A In einer städtischen Nachbarschaft soll eine Intervention zur Stärkung psychischer Gesundheit durchgeführt werden. Dafür werden über anonyme Fragebögen Daten zu lokal vorkommenden psychischen Gesundheitsprobleme erfasst. Abschließend wird die Umfrage im ganzen Landkreis durchgeführt, um die erhobenen Daten zu spezifischen Belastungen und Ressourcen im Stadtviertel besser in ihrer Stärke einordnen zu können und für die Interventionsplanung zu nutzen.)

B In einer Kleinstadt wird das umweltfreundliche Verhalten der Einwohner:innen im öffentlichen Raum über systematische Beobachtungen durch ein Forschungsteam erfasst (z. B. Anzahl der Menschen, die öffentlicher Verkehrsmittel nutzen und Fahrrad fahren). In Fokusgruppen werden die Ergebnisse inklusive möglicher Motivationen, Barrieren und sozialen Dynamiken interpretiert.

C Zur Verbesserung von Bildungschancen werden in verschiedenen Bundesländern Interviews mit ausgewählten Lehrkräften, Eltern und Schüler:innen durchgeführt, um spezifische Herausforderungen im Bildungsbereich zu erheben. Auf der Grundlage der Ergebnisse wird eine Umfrage entwickelt und für eine flächendeckende Datenerhebung durchgeführt.

D In einer Untersuchung werden in städtischen Gebieten zum einen Polizeiberichte und statistische Daten analysiert, um Trends und Muster von Jugendkriminalität zu erfassen. Und zum anderen werden Interviews mit Jugendlichen und Eltern durchgeführt, um die sozialen und familiären Hintergründe von Jugendkriminalität zu verstehen. Die beiden Erhebungsmethoden werden verglichen, um gemeinsame Muster zu identifizieren und ein umfassendes Bild zu erhalten.

E Die in einem großen Konzern vor und nach beruflichen Empowerment-Trainings erhobenen Daten werden sowohl individuell und für jede Trainingseinheit als auch gesamt ausgewertet.

Mixed-Methods-Design: Bewertungen der Vorgehensweisen

A. A In einer städtischen Nachbarschaft soll eine Intervention zur Stärkung psychischer Gesundheit durchgeführt werden. Dafür werden über anonyme Fragebögen Daten zu lokal vorkommenden psychischen Gesundheitsprobleme erfasst. Abschließend wird die Umfrage im ganzen Landkreis durchgeführt, um die erhobenen Daten zu spezifischen Belastungen und Ressourcen im Stadtviertel besser in ihrer Stärke einordnen zu können und für die Interventionsplanung zu nutzen.

Falsch, war aber auch als richtig angekruzt, dementsprechend ignorieren.

Diese Vorgehensweise erfasst zunächst quantitative Daten durch anonyme Fragebögen. Eine qualitative Komponente fehlt, da keine ergänzende qualitative Analyse durchgeführt wird, die typischerweise in einem Mixed-Methods-Design erforderlich ist.

B. In einer Kleinstadt wird das umweltfreundliche Verhalten der Einwohner:innen im öffentlichen Raum über systematische Beobachtungen durch ein Forschungsteam erfasst (z. B. Anzahl der Menschen, die öffentlicher Verkehrsmittel nutzen und Fahrrad fahren). In Fokusgruppen werden die Ergebnisse inklusive möglicher Motivationen, Barrieren und sozialen Dynamiken interpretiert.

Richtig: Diese Vorgehensweise kombiniert systematische Beobachtungen (quantitativ) mit Fokusgruppen (qualitativ). Beide Datensätze werden verwendet, um ein umfassenderes Bild des umweltfreundlichen Verhaltens zu erhalten.

C. Zur Verbesserung von Bildungschancen werden in verschiedenen Bundesländern Interviews mit ausgewählten Lehrkräften, Eltern und Schüler:innen durchgeführt, um spezifische Herausforderungen im Bildungsbereich zu erheben. Auf der Grundlage der Ergebnisse wird eine Umfrage entwickelt und für eine flächendeckende Datenerhebung durchgeführt.

Richtig: Hier werden Interviews (qualitativ) durchgeführt, um Herausforderungen im Bildungsbereich zu erheben, und basierend auf diesen Ergebnissen wird eine Umfrage (quantitativ) entwickelt. Dies zeigt die Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden.

D. In einer Untersuchung werden in städtischen Gebieten zum einen Polizeiberichte und statistische Daten analysiert, um Trends und Muster von Jugendkriminalität zu erfassen. Und zum anderen werden Interviews mit Jugendlichen und Eltern durchgeführt, um die sozialen und familiären Hintergründe von Jugendkriminalität zu verstehen. Die beiden Erhebungsmethoden werden verglichen, um gemeinsame Muster zu identifizieren und ein umfassendes Bild zu erhalten.

Richtig: In dieser Untersuchung werden quantitative Daten aus Polizeiberichten und statistischen Analysen mit qualitativen Interviews kombiniert. Die Vergleichsanalyse der beiden Datensätze zielt darauf ab, ein vollständigeres Bild von Jugendkriminalität zu erstellen.

E. Die in einem großen Konzern vor und nach beruflichen Empowerment-Trainings erhobenen Daten werden sowohl individuell und für jede Trainingseinheit als auch gesamt ausgewertet. Falsch: Diese Vorgehensweise beschreibt lediglich eine quantitative Analyse der Daten vor und nach den Empowerment-Trainings, ohne eine qualitative Methode zu integrieren. Es fehlt eine essentielle Komponente für ein Mixed-Methods-Design.


Vorlseung 2

Mixed-Methods-Ansatz

  • Drittes Forschungsparadigma neben qualitativer und quantitativer Forschung.

Arten des Mixed-Methods-Designs

  1. Sequentielles Exploratorisches Design

    • Zuerst qualitative, dann quantitative Analyse.

    • Fokus auf qualitativer Forschung.

    • Nützlich zur Erforschung unbekannter Bereiche.

  2. Sequentielles Explanatorisches Design

    • Zuerst quantitative, dann qualitative Analyse.

    • Fokus auf quantitativer Forschung.

    • Hilfreich zur Erklärung unerwarteter Ergebnisse und zur Erforschung von Wirkmechanismen.

  3. Gleichzeitiges Triangulations-Design

    • Gleichzeitige Datenerhebung von qualitativen und quantitativen Daten.

    • Beide Methoden sind gleichwertig.

    • Ziel: Vergleich der Ergebnisse beider Methoden.

Vorteile des Mixed-Methods-Ansatzes

  • Adressiert Elemente community-psychologischer Konzepte und Ideologie.

  • Fördert interdisziplinäre Forschung.

  • Erfasst Kontexte und Diversität.

  • Geht über die individuelle Ebene hinaus.

  • Besonders geeignet zur Untersuchung komplexer Phänomene in realen Settings (Campbell, Shaw & Gregory, 2017).


Welche Aussagen zur Empowerment Evaluation sind zutreffend?


A Die wissenschaftlichen Evaluierenden geben die Methoden vor und die Community führt im Anschluss eigenständig die Evaluation durch.

B Aufgrund der im Vordergrund stehenden Aspekte des Empowerments und Capacity Buildings wird Empowerment Evaluation von Kritiker:innen eher als Organisationsentwicklungsprozess statt als Evaluation bezeichnet.

C Es gibt wenig empirische Belege, dass Empowerment Evaluation tatsächlich das Empowerment fördert.

D Die Community hat die Kontrolle über sämtliche Phasen des Evaluationsprozesses. ☐ ☐

E Die Stärken und Ressourcen der Community werden in die Maßnahmenplanung mit einbezogen


WS 23/24

A) Die wissenschaftlichen Evaluierenden geben die Methoden vor und die Community führt im Anschluss eigenständig die Evaluation durch.

  • Falsch. In der Empowerment Evaluation hat die Community die Kontrolle über die Evaluation, während die Evaluierenden als "critical friends" unterstützen. Die Methoden werden also nicht nur von den Evaluierenden vorgegeben, sondern gemeinsam mit der Community entwickelt.

B) Aufgrund der im Vordergrund stehenden Aspekte des Empowerments und Capacity Buildings wird Empowerment Evaluation von Kritiker

eher als Organisationsentwicklungsprozess statt als Evaluation bezeichnet.

  • Richtig. Da die Empowerment Evaluation auf Capacity Building und Empowerment abzielt, kritisieren einige, dass sie mehr einem Organisationsentwicklungsprozess als einer reinen Evaluation ähnelt.

C) Es gibt wenig empirische Belege, dass Empowerment Evaluation tatsächlich das Empowerment fördert.

  • Richtig. Tatsächlich gibt es wenige empirische Nachweise dafür, dass Empowerment Evaluation zuverlässig Empowerment fördert. Dies ist ein häufiger Kritikpunkt an diesem Ansatz.

D) Die Community hat die Kontrolle über sämtliche Phasen des Evaluationsprozesses.

  • Richtig. In der Empowerment Evaluation wird die Kontrolle aktiv an die Community übergeben, sodass sie alle Phasen des Prozesses selbst steuern und gestalten kann.

E) Die Stärken und Ressourcen der Community werden in die Maßnahmenplanung mit einbezogen.

  • Richtig. Ein zentrales Ziel der Empowerment Evaluation ist es, die Stärken und Ressourcen der Community zu identifizieren und in die Planung und Durchführung der Maßnahmen einzubeziehen.

Vorlesung 4: Evaluation in der Community Psychology

Phase 6: Evaluation der Maßnahmen

Spezifika community-psychologischer Evaluation:

  • Empowerment Evaluation ist ein community-psychologischer Ansatz.

  • Die Community kontrolliert die Evaluation und die Evaluierenden unterstützen als "critical friends".

  • Ziele: Capacity Building (Community soll selbstständig evaluieren können) und Empowerment.

  • Kritik:

    • Oft eher ein Organisationsentwicklungsprozess als eine Evaluation.

    • Wenig empirische Belege für tatsächliche Empowerment-Förderung.


Welche Aussagen zu qualitativen bzw. quantitativen Methoden der Community Psychology sind korrekt?


A Das Ziel von quantitativen Methoden ist meist die Messung von Merkmalsausprägungen.

B Ein Vorteil von quantitativen Verfahren besteht in der hohen Objektivität und Vergleichbarkeit.

C Ein Nachteil qualitativer Methoden ist die kaum vorhandene Berücksichtigung des sozialen Kontexts.

D Das Ziel von qualitativen Methoden ist meist die Exploration des interessierenden Gegenstandes.

E Ein Vorteil qualitativer Methoden ist die größere Replizierbarkeit im Vergleich zu quantitativen

Methoden.

A. „Das Ziel von quantitativen Methoden ist meist die Messung von Merkmalsausprägungen.“

  • Richtig: Quantitative Methoden dienen dazu, Variablen und Merkmale objektiv zu messen und deren Ausprägungen aufzuzeigen. Sie nutzen standardisierte Verfahren wie Fragebögen und Tests.

B „Ein Vorteil von quantitativen Verfahren besteht in der hohen Objektivität und Vergleichbarkeit.“

  • Richtig: Da quantitative Methoden standardisiert sind, ermöglichen sie eine hohe Objektivität, Vergleichbarkeit und oft auch Replizierbarkeit, was sie für größere Stichproben geeignet macht.

C. „Ein Nachteil qualitativer Methoden ist die kaum vorhandene Berücksichtigung des sozialen Kontexts.“

  • Falsch: Qualitative Methoden legen besonderen Wert auf den sozialen Kontext und die individuellen Erfahrungen der Teilnehmenden. Sie ermöglichen eine tiefere Analyse von sozialen und kulturellen Zusammenhängen.

D. „Das Ziel von qualitativen Methoden ist meist die Exploration des interessierenden Gegenstandes.“

  • Richtig: Qualitative Methoden sind explorativ ausgerichtet, sodass sie neue, oft tiefere Einsichten zu einem Thema ermöglichen. Sie sind besonders geeignet, wenn ein Phänomen oder Kontext zunächst besser verstanden werden soll.

E. „Ein Vorteil qualitativer Methoden ist die größere Replizierbarkeit im Vergleich zu quantitativen Methoden.“

  • Falsch: Qualitative Methoden sind weniger replizierbar, da sie meist eine kleinere Stichprobe umfassen und der Fokus auf individuelle Perspektiven und Kontextvariablen liegt. Replizierbarkeit ist typischerweise eine Stärke quantitativer Ansätze.

Vorlesung 2: Datenerhebung, Analyse und Ableitung von Empfehlungen

Phase 3: Datenerhebung und Analyse

Quantitative und Qualitative Methoden


Quantitative Methoden

  • Ziel: Messung von Merkmalsausprägungen

  • Methoden: Standardisierte Befragungen, Beobachtungen, Sekundäranalysen

  • Vorteile: Objektivität, Vergleichbarkeit, Verallgemeinerbarkeit, Replizierbarkeit

  • Nachteile: Geringe Kontextberücksichtigung, vorgegebener Antwortrahmen, weniger flexibel

Qualitative Methoden

  • Ziel: Exploration und vertiefte Analyse des Untersuchungsgegenstandes

  • Methoden: Offene Befragungen, Fokusgruppen, Photovoice, explorative Beobachtungen

  • Vorteile: Kontextberücksichtigung, Flexibilität, tiefere Einblicke

  • Nachteile: Kleine Stichproben, hoher Zeit- und Kostenaufwand, keine Verallgemeinerbarkeit


Wirkmodelle spielen bei der Planung von Interventions- und Präventionsmaßnahmen eine besondere Rolle. Welche der folgenden Aussagen zu Wirkmodellen sind korrekt?


A Ein Wirkmodell beinhaltet theoretisch basierte Annahmen über die Wirkung einer Intervention.

B In einem Wirkmodell werden die Zusammenhänge der für die Maßnahme relevanten Variablen

dargestellt.

C Die Evaluation einer Maßnahme sollte sich wieder auf das Wirkmodell beziehen.

D In einem Wirkmodell werden verschiedene mögliche Maßnahmen einander gegenübergestellt.

E Ein Wirkmodell stellt die Wirksamkeit ausgewählter Messinstrumente dar.

A. „Ein Wirkmodell beinhaltet theoretisch basierte Annahmen über die Wirkung einer Intervention.“

  • Richtig: Wirkmodelle basieren auf theoretischen Annahmen, die erklären, wie und warum eine Intervention bestimmte Ergebnisse erzielen sollte. Diese Annahmen sind entscheidend für das Verständnis der Wirkmechanismen.

B. „In einem Wirkmodell werden die Zusammenhänge der für die Maßnahme relevanten Variablen dargestellt.“

  • Richtig: Wirkmodelle zeigen die Beziehungen zwischen verschiedenen Variablen und wie diese zur Erreichung der Zielsetzungen der Intervention beitragen. Sie helfen, die logische Struktur und die beabsichtigten Wirkungen einer Maßnahme zu visualisieren.

C. „Die Evaluation einer Maßnahme sollte sich wieder auf das Wirkmodell beziehen.“

  • Richtig: Die Evaluation sollte auf dem Wirkmodell basieren, um zu prüfen, ob die Annahmen über die Wirkungen und Zusammenhänge tatsächlich zutreffen und um die Effektivität der Intervention zu bewerten.

D. „In einem Wirkmodell werden verschiedene mögliche Maßnahmen einander gegenübergestellt.“

  • Falsch: Ein Wirkmodell fokussiert sich auf die spezifischen Zusammenhänge und Wirkungen einer bestimmten Intervention, nicht auf den Vergleich verschiedener Maßnahmen. Dies geschieht eher in der Planungsphase der Maßnahmen.

E. „Ein Wirkmodell stellt die Wirksamkeit ausgewählter Messinstrumente dar.“

  • Falsch: Ein Wirkmodell beschreibt nicht die Wirksamkeit von Messinstrumenten, sondern die angenommenen Wirkungsmechanismen und Zusammenhänge von Variablen innerhalb einer Intervention.

Vorlesung 3: Planung von Interventions- und Präventionsmaßnahmen

Phase 5: Konzeption datenbasierter Maßnahmen

Wirkmodelle in der Planung von Interventions- und Präventionsmaßnahmen:

  • Definition: Wirkmodelle beinhalten theoretisch basierte Annahmen über die Wirkung einer Intervention und stellen die Zusammenhänge relevanter Variablen dar.

  • Funktion:

    • Dienen der Integration von bisherigen Erkenntnissen und Datenanalysen.

    • Beziehen sich auf bestehende Theorien, um psychologische Zusammenhänge zu formulieren.

    • Identifizieren Ansatzpunkte für Veränderungen und berücksichtigen Bedarfs- sowie Kontextanalysen.

  • Beispiel: Bei der Aggressionsreduktion könnte ein Wirkmodell die Förderung sozialer Kompetenzen darstellen, die positive Effekte auf Selbstwirksamkeit und sozial-kognitive Fähigkeiten haben, was letztendlich zur Reduktion von Aggression führt.

  • Evaluationsbezug: Die Evaluation einer Maßnahme sollte sich auf das Wirkmodell stützen, um die tatsächliche Wirksamkeit und die Validität der theoretischen Annahmen zu prüfen.

  • Partizipation: In allen Phasen der Planung sollten die Möglichkeiten zur Partizipation der Zielgruppe und anderer Interessensgruppen berücksichtigt werden.




Was sind nach Bamberger et al. (2004) häufige Restriktionen im Feld der Evaluation?


A Bestehende Datensätze sind nicht miteinander vergleichbar.

B Forschende werden im Laufe der Durchführung der Evaluation nachlässig.

C Es gibt nicht genug Budget für den Einsatz notwendiger Messmethoden.

D Mixed-Methods-Ansätze führen zu widersprüchlichen Ergebnissen.

E Es ist unklar, welche Analysen erforderlich sind.

A. „Bestehende Datensätze sind nicht miteinander vergleichbar.“

  • Richtig: Dies ist eine häufige Restriktion in der Evaluation, da unterschiedliche Datensätze unterschiedliche Erhebungsmethoden, Zeitpunkte oder Populationen betreffen können, was die Vergleichbarkeit einschränkt.

B. „Forschende werden im Laufe der Durchführung der Evaluation nachlässig.“

  • Falsch: Diese Aussage ist nicht in den häufigen Restriktionen enthalten, die Bamberger et al. (2004) identifizieren. Nachlässigkeit ist eher eine individuelle Verhaltensweise als eine systematische Restriktion im Evaluationsprozess.

C. „Es gibt nicht genug Budget für den Einsatz notwendiger Messmethoden.“

  • Richtig: Ein Mangel an Budget ist eine wesentliche Restriktion, die dazu führen kann, dass notwendige Messinstrumente oder Methoden nicht eingesetzt werden können, was die Qualität und Gültigkeit der Evaluation beeinträchtigt.

D. „Mixed-Methods-Ansätze führen zu widersprüchlichen Ergebnissen.“

  • Falsch: Mixed-Methods-Ansätze sind nicht per se eine Restriktion. Während sie unterschiedliche Ergebnisse liefern können, ist das nicht eine grundlegende Einschränkung, die Bamberger et al. (2004) als häufig beschreiben.

E. „Es ist unklar, welche Analysen erforderlich sind.“

  • Falsch: Diese Aussage bezieht sich nicht auf die häufigen Restriktionen, die Bamberger et al. (2004) auflisten. In der Regel sollten die erforderlichen Analysen in der Planungsphase klar definiert werden.

Vorlesung 4: Evaluation in der Community Psychology

Phase 6: Evaluation der Maßnahmen

Häufige Restriktionen in der Evaluation nach Bamberger et al. (2004):

  • Daten:

    • Bestehende Datensätze sind oft nicht miteinander vergleichbar, was die Analyse erschwert.

    • Sensible Daten sind schwer zu erhalten, was den Zugang zu wichtigen Informationen einschränkt.

    • Kontrollgruppen können schwer identifiziert oder erreicht werden, was die Validität der Evaluation beeinträchtigen kann.

  • Budget:

    • Häufig fehlt es an ausreichendem Budget, um notwendige Messmethoden oder Instrumente einzusetzen, was die Qualität der Ergebnisse beeinträchtigen kann.

  • Zeit:

    • Evaluierende werden oft zu spät in den Prozess eingebunden, was zur Folge hat, dass Baseline-Daten fehlen.

    • Es steht nicht genug Zeit für Stakeholderanalysen und Dateninterpretation zur Verfügung.

Diese Restriktionen können die Durchführung und die Ergebnisse der Evaluation erheblich beeinflussen und sollten bei der Planung von Evaluationsstudien berücksichtigt werden.

Welche der folgenden Aussagen zum Konkordanzmodell der Akkulturation (CMA) sind zutreffend?


A Ein Mitglied der aufnehmenden Gesellschaft gibt an, es als wünschenswert zu erachten, Kontakt mit Mitgliedern der Gruppe der Migrant:innen zu haben und es als wünschenswert zu erachten, dass die Migrant:innen ihre kulturellen Werte aufrechterhalten. Auf der Seite der Migrant:innen nimmt die Person wahr, dass mehrheitlich ein Kontaktwunsch mit Mitgliedern der aufnehmenden Gesellschaft

besteht und gleichzeitig die Aufrechterhaltung der eigenen kulturellen Werte als wünschenswert erachtet wird. Diese Konstellation wird im Rahmen des CMA als konflikthaft (conflictual level) bezeichnet.

B Die wahrgenommene Passung von Akkulturationseinstellungen zwischen aufnehmender Gesellschaft und Migrant:innen beeinflusst die wahrgenommene Bedrohung durch die Gruppe der Migrant:innen.

C In den Experimenten von Rohmann et al. (2008) zeigten sich in beiden Studien klare Unterschiede zwischen allen drei Leveln des Konkordanzmodells der Akkulturation (CMA).

D Die wahrgenommene Akkulturationseinstellung wurde bei Rohmann et al. (2008) erfasst, indem die Teilnehmenden gebeten wurden, sich an Begegnungen mit Mitgliedern der jeweiligen Minoritätsgruppen im letzten halben Jahr zu erinnern.

E Ein Mitglied der aufnehmenden Gesellschaft gibt an, es als wünschenswert zu erachten, Kontakt mit Mitgliedern der Gruppe der Migrant:innen zu haben und es als wünschenswert zu erachten, dass die Migrant:innen ihre kulturellen Werte aufrechterhalten. Auf der Seite der Migrant:innen nimmt die Person wahr, dass mehrheitlich ein Kontaktwunsch mit Mitgliedern der aufnehmenden Gesellschaft

besteht, gleichzeitig die Aufrechterhaltung der eigenen kulturellen Werte jedoch nicht als wünschenswert erachtet wird. Diese Konstellation wird im Rahmen des CMA als problematisch

(problematic level) bezeichnet.

A) „Ein Mitglied der aufnehmenden Gesellschaft gibt an, es als wünschenswert zu erachten, Kontakt mit Mitgliedern der Gruppe der Migrant zu haben und es als wünschenswert zu erachten, dass die Migrantihre kulturellen Werte aufrechterhalten. Auf der Seite der Migrantnimmt die Person wahr, dass mehrheitlich ein Kontaktwunsch mit Mitgliedern der aufnehmenden Gesellschaft besteht und gleichzeitig die Aufrechterhaltung der eigenen kulturellen Werte als wünschenswert erachtet wird. Diese Konstellation wird im Rahmen des CMA als konflikthaft (conflictual level) bezeichnet.“


Antwort: Falsch

  • Warum: Diese Konstellation ist nicht konflikthaft, sondern problematisch im Konkordanzmodell der Akkulturation (CMA). Konfliktträchtige Akkulturationseinstellungen entstehen, wenn beide Seiten unterschiedliche Werte hinsichtlich kultureller Aufrechterhaltung und Kontakt wünschen. Das beschriebene Beispiel zeigt nur einen Wunsch nach kultureller Erhaltung und Kontakt auf beiden Seiten, was als problematisch statt als konfliktuell betrachtet wird.

B) Aussage:

„Die wahrgenommene Passung von Akkulturationseinstellungen zwischen aufnehmender Gesellschaft und Migrant

beeinflusst die wahrgenommene Bedrohung durch die Gruppe der Migrant.“


Antwort: Richtig

  • Warum: Studien zeigen, dass Übereinstimmung der Akkulturationseinstellungen zwischen den Gruppen (aufnehmende Gesellschaft und Migrant

    ) tendenziell zu geringerer wahrgenommener Bedrohung führt, da dies zu positiveren Intergruppenbeziehungen und weniger Konflikten führt. Das Konzept passt gut zu den Erkenntnissen aus der Forschung zu interkulturellen Beziehungen.

C) Aussage:

„In den Experimenten von Rohmann et al. (2008) zeigten sich in beiden Studien klare Unterschiede zwischen allen drei Leveln des Konkordanzmodells der Akkulturation (CMA).“

Antwort: Falsch

  • Warum: In den Experimenten von Rohmann et al. (2008) gab es nicht immer signifikante Unterschiede zwischen allen drei Akkulturationsleveln. Besonders bei der realistischen Bedrohung gab es keine klaren Unterschiede in allen Fällen, sodass nicht alle drei Level in allen Dimensionen der wahrgenommenen Bedrohung unterschieden wurden.

D) Aussage:

„Die wahrgenommene Akkulturationseinstellung wurde bei Rohmann et al. (2008) erfasst, indem die Teilnehmenden gebeten wurden, sich an Begegnungen mit Mitgliedern der jeweiligen Minoritätsgruppen im letzten halben Jahr zu erinnern.“

Antwort: Falsch

  • Warum: In der Studie von Rohmann et al. (2008) wurden die Akkulturationseinstellungen nicht retrospektiv erfasst (also nicht durch Erinnerungen an Begegnungen), sondern anhand von direkten Fragen zur kulturellen Erhaltung und Kontaktbereitschaft beider Gruppen. Die Wahrnehmung und nicht konkrete Interaktionen standen im Vordergrund.

E) Aussage:

„Ein Mitglied der aufnehmenden Gesellschaft gibt an, es als wünschenswert zu erachten, Kontakt mit Mitgliedern der Gruppe der Migrant

zu haben und es als wünschenswert zu erachten, dass die Migrantihre kulturellen Werte aufrechterhalten. Auf der Seite der Migrantnimmt die Person wahr, dass mehrheitlich ein Kontaktwunsch mit Mitgliedern der aufnehmenden Gesellschaft besteht, gleichzeitig die Aufrechterhaltung der eigenen kulturellen Werte jedoch nicht als wünschenswert erachtet wird. Diese Konstellation wird im Rahmen des CMA als problematisch (problematic level) bezeichnet.“


Antwort: Richtig

  • Warum: Diese Konstellation entspricht dem problematischen Level des CMA, da es eine Diskrepanz zwischen den Akkulturationseinstellungen der beiden Gruppen gibt: Einerseits gibt es den Wunsch nach Kontakt, aber gleichzeitig eine unterschiedliche Wahrnehmung der kulturellen Erhaltung (einseitiger Wunsch nach kultureller Bewahrung seitens der Migrant

    und Kontaktwunsch von der aufnehmenden Gesellschaft).


Welche der folgenden Aussagen fassen die zentralen Ergebnisse von Rohmann et al. (2008) korrekt

zusammen?


A Die wahrgenommene Passung von Akkulturationseinstellungen zwischen aufnehmender Gesellschaft und Migrant*innen beeinflusste die wahrgenommene Bedrohung durch die Gruppe der

Migrant*innen.

B Je unähnlicher die aufnehmende Gruppe die Gruppe der Migrant*innen wahrnahm, desto geringer war die wahrgenommene Bedrohung durch diese.

C Es zeigten sich nicht in beiden Studien klare Unterschiede zwischen allen drei Leveln des Konkordanzmodells der Akkulturation (CMA).

D Die wahrgenommene Akkulturationseinstellung wurde mit Hilfe von fiktiven Zeitungsartikeln

manipuliert.

E In Studie 1 wurden wahrgenommene Einstellungen von realen Migrant*innengruppen manipuliert, während in Studie 2 fiktive Migrant*innengruppen dargestellt wurden.

A: Die wahrgenommene Passung von Akkulturationseinstellungen zwischen aufnehmender Gesellschaft und Migrant-innen beeinflusste die wahrgenommene Bedrohung durch die Gruppe der Migrantinnen.

Richtig. In der Studie von Rohmann et al. (2008) wurde gezeigt, dass die wahrgenommene Übereinstimmung der Akkulturationseinstellungen zwischen der aufnehmenden Gesellschaft und den Migrant*innen die wahrgenommene Bedrohung beeinflusste. Wenn eine höhere Passung zwischen den Akkulturationseinstellungen beider Gruppen wahrgenommen wurde, führte dies zu geringeren Bedrohungswahrnehmungen.

B: Je unähnlicher die aufnehmende Gruppe die Gruppe der Migrant*innen wahrnahm, desto geringer war die wahrgenommene Bedrohung durch diese.

Falsch. Diese Aussage ist nicht korrekt. Rohmann et al. (2008) fanden heraus, dass je unähnlicher die Migrant*innen von der aufnehmenden Gesellschaft wahrgenommen wurden, desto höher war die wahrgenommene Bedrohung. Wenn eine größere kulturelle Distanz wahrgenommen wurde, stieg die Bedrohungswahrnehmung (insbesondere symbolische und intergruppale Ängste).

C: Es zeigten sich nicht in beiden Studien klare Unterschiede zwischen allen drei Leveln des Konkordanzmodells der Akkulturation (CMA).

Richtig. Die Studien von Rohmann et al. (2008) zeigten nicht in beiden Studien klare, signifikante Unterschiede zwischen allen drei Leveln des CMA (Konsens, problematisch, konfliktär). Die Unterschiede in der wahrgenommenen Bedrohung waren besonders ausgeprägt in Bezug auf symbolische Bedrohung und intergruppale Angst, aber nicht immer für alle Arten der wahrgenommenen Bedrohung.

D: Die wahrgenommene Akkulturationseinstellung wurde mit Hilfe von fiktiven Zeitungsartikeln manipuliert.

Richtig. In den Studien von Rohmann et al. (2008) wurde die wahrgenommene Akkulturationseinstellung durch fiktive Zeitungsartikel manipuliert, die bestimmte Informationen über die Akkulturationsstrategien der Migrant*innen und der aufnehmenden Gesellschaft vermittelten.

E: In Studie 1 wurden wahrgenommene Einstellungen von realen Migrant-innengruppen manipuliert, während in Studie 2 fiktive Migrantinnengruppen dargestellt wurden.

Richtig. In Studie 1 wurden die wahrgenommenen Akkulturationseinstellungen von realen Migrantinnengruppen manipuliert, indem die Teilnehmer

Informationen über die tatsächlichen kulturellen Positionen von Migrantinnengruppen erhielten. In Studie 2 wurden hingegen fiktive Migrant*innengruppen mit bestimmten kulturellen Merkmalen dargestellt.


Welche der folgenden Aussagen sind im Kontext der Akkulturationsforschung zutreffend?


A Laut dem Akkulturationsmodell von Berry (1980, 2001) liegen Marginalisierung oder Exklusion vor, wenn die „Beibehaltung der Kultur“ stark ausgeprägt ist, es jedoch wenig „Kontakt und

Partizipation“ gibt.

B Akkulturation beschreibt eine kurzfristige Kontaktsituation zwischen unterschiedlichen kulturellen Gruppen.

C Zur Erfassung der Akkulturationsstrategien werden üblicherweise Interviews mit Angehörigen der jeweiligen Kulturen durchgeführt.

D Akkulturationsprozesse sind bewusst herbeigeführte und organisierte Lernprozesse.

E Fatma kommt aus der Türkei und lebt seit 6 Jahren mit ihrer Familie in Deutschland. Sie hat viele deutsche Freund*innen und mag deutsches Essen und deutsche Musik. Sie möchte gerne ihr weiteres

Leben in Deutschland verbringen. Gleichzeitig fühlt sie sich als Türkin und spricht gerne und häufig türkisch und trägt ein Kopftuch. Nach der Klassifikation des Berry-Modells (Berry, 1980, 2001) wird

diese Akkulturationsstrategie als Integration bezeichnet.

A Laut dem Akkulturationsmodell von Berry (1980, 2001) liegen Marginalisierung oder Exklusion vor, wenn die „Beibehaltung der Kultur“ stark ausgeprägt ist, es jedoch wenig „Kontakt und

Partizipation“ gibt.

Falsch. In Berrys Modell bezeichnet Marginalisierung die Kombination aus wenig Beibehaltung der eigenen Kultur und wenig Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft. Die Aussage beschreibt eher den Fall der Separation, bei der die eigene Kultur bewahrt werden soll, aber gleichzeitig wenig Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft besteht.

B Akkulturation beschreibt eine kurzfristige Kontaktsituation zwischen unterschiedlichen kulturellen Gruppen.

Falsch. Akkulturation ist ein langfristiger Prozess, bei dem sich zwei Kulturen aufgrund eines kontinuierlichen Kontakts über längere Zeit hinweg gegenseitig beeinflussen. Die Aussage beschreibt eher eine kurzfristige Kontaktsituation, was kein Akkulturationsprozess ist.

C Zur Erfassung der Akkulturationsstrategien werden üblicherweise Interviews mit Angehörigen der jeweiligen Kulturen durchgeführt.

Falsch. Auch wenn Interviews ein gängiges Verfahren zur Datenerhebung sind, werden Akkulturationsstrategien oft durch Fragebögen oder standardisierte Messinstrumente erfasst, nicht ausschließlich durch Interviews.

D Akkulturationsprozesse sind bewusst herbeigeführte und organisierte Lernprozesse.

Falsch. Akkulturation ist ein unbewusster Prozess, der ohne geplante Interventionen stattfindet. Die Aussage beschreibt mehr den Charakter von interkulturellen Trainings, die bewusst organisiert sind.

E Fatma kommt aus der Türkei und lebt seit 6 Jahren mit ihrer Familie in Deutschland. Sie hat viele deutsche Freund*innen und mag deutsches Essen und deutsche Musik. Sie möchte gerne ihr weiteres

Leben in Deutschland verbringen. Gleichzeitig fühlt sie sich als Türkin und spricht gerne und häufig türkisch und trägt ein Kopftuch. Nach der Klassifikation des Berry-Modells (Berry, 1980, 2001) wird

diese Akkulturationsstrategie als Integration bezeichnet.

Richtig. Fatma zeigt eine Integrationsstrategie, da sie sowohl ihre eigene Kultur (türkische Identität) bewahren möchte als auch Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft sucht (deutsche Freund*innen, deutsches Essen und Musik). Dies entspricht dem Modell von Berry, bei dem Integration die gleichzeitige Beibehaltung der eigenen Kultur und der Wunsch nach Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft beschreibt.


Akkulturation und Migration in Deutschland:

  • Migrationshintergrund: Eine Person hat Migrationshintergrund, wenn sie oder mindestens ein Elternteil nicht durch Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.

  • Statistik (2022): 23,9 Millionen Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund.

  • Regionale Unterschiede: In westlichen Bundesländern und städtischen Gebieten gibt es höhere Anteile von Personen mit Migrationshintergrund.

  • Studie von Nesterko und Glaesmer (2019): Es gibt Unterschiede zwischen der amtlich definierten und der subjektiv wahrgenommenen Zugehörigkeit zu einer Migrant*innengruppe.

Psychologische Akkulturationsforschung:

  • Definition Akkulturation: Akkulturation bezeichnet die unbewussten, oft nicht geplanten Anpassungsprozesse zwischen unterschiedlichen Kulturen bei längerem Kontakt.

  • Unterschied zu interkulturellem Training: Interkulturelles Training ist bewusst organisiert, Akkulturation ist ein natürlicher, nicht notwendigerweise beabsichtigter Prozess.

Akkulturationsmodell von Berry (1980):

  • Dimensionen:

    • Culture Maintenance (Erhaltung der eigenen Kultur): Wie wichtig ist es, die eigene Kultur zu bewahren?

    • Intergroup Contact (Kontakt mit der anderen Gruppe): Wie viel Kontakt wird mit der Mehrheitsgesellschaft gewünscht?

  • Strategien:

    • Integration: Beibehaltung der eigenen Kultur und Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft.

    • Assimilation: Aufgabe der eigenen Kultur und Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft.

    • Separation: Beibehaltung der eigenen Kultur und Vermeidung von Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft.

    • Marginalisation: Keine Beibehaltung der eigenen Kultur und kein Interesse an Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft.

Akkulturation und Identität:

  • Frühere Annahmen: Akkulturation wurde lange als eindimensionaler Anpassungsprozess verstanden, bei dem sich Minderheitengruppen an die Mehrheitsgesellschaft anpassen mussten.

  • Neuere Modelle: Unterscheiden zwischen der Identifikation mit der eigenen ethnischen Herkunft und der Identifikation mit der Mehrheitsgesellschaft.

Multikulturalismus:

  • Ergebnisse von Akkulturation: Akkulturationsprozesse sind nicht nur von den Migrant*innen beeinflusst, sondern auch von der Bereitschaft der Mehrheitsgesellschaft zur Veränderung und zu interkulturellem Kontakt.

Interaktive Akkulturationsmodelle:

  • Wahrnehmung: Die Einstellung der anderen Gruppe beeinflusst die Akkulturationsstrategien. Übereinstimmung führt zu positiven intergruppalen Beziehungen.

Praktische Implikationen:

  • Mikro-Ebene: Förderung interkultureller Kompetenzen durch Trainings und Diversity-Initiativen.

  • Meso-Ebene: Gestaltung von Intergruppenkontakten, Empowerment in Gemeinschaften, z. B. in Schulen und Stadtteilen.

  • Makro-Ebene: Bekämpfung struktureller Benachteiligung und Förderung von Chancengleichheit.


Bešić et al. (2020) setzen sich in ihrem Artikel mit den Erfahrungen geflüchteter Schüler:innen bei der Integration ins Schulsystem auseinander. Welche der folgenden Aussagen geben die Inhalte aus dem Artikel korrekt wieder?


A Instrumentelle Unterstützung kann geflüchteten Schüler:innen durch Hilfe des Erlernens der neuen Sprache gegeben werden.

B Soziale Unterstützung geflüchteter Schüler:innen schützt vor psychischen Belastungen und Erkrankungen.

C Die Untersuchung wurde anhand einer teilnehmenden Beobachtung mit anschließender Befragung über einen kurzen Fragebogen durchgeführt.

D Die Studie ergab, dass viele der geflüchteten Schüler:innen die deutsche Sprache lernen wollen, um Freundschaften zu knüpfen und sich nicht mehr so einsam zu fühlen.

E Die Ergebnisse zeigen, dass die geflüchteten Schüler:innen Schulverbundenheit (school connectedness) verspüren, positive Gefühle gegenüber der Schule haben und Schule für das weitere

Leben wichtig finden.

A: Instrumentelle Unterstützung kann geflüchteten Schüler:innen durch Hilfe des Erlernens der neuen Sprache gegeben werden.

Richtig: Im Artikel wird betont, dass der Spracherwerb zentral für die Integration geflüchteter Schüler:innen ist. Instrumentelle Unterstützung, wie Sprachkurse oder zweisprachige Lehrkräfte, hilft diesen Schüler:innen sowohl im schulischen Kontext als auch bei der sozialen Eingewöhnung.

B: Soziale Unterstützung geflüchteter Schüler:innen schützt vor psychischen Belastungen und Erkrankungen.

Richtig: Die Studie zeigt, dass soziale Unterstützung durch Lehrer:innen und Mitschüler:innen einen positiven Einfluss auf das psychische Wohlbefinden hat. Sie hilft, Einsamkeit zu verringern und fördert Resilienz.

C: Die Untersuchung wurde anhand einer teilnehmenden Beobachtung mit anschließender Befragung über einen kurzen Fragebogen durchgeführt.

Falsch: Die Methode bestand aus halbstrukturierten Interviews und einer qualitativen Inhaltsanalyse. Es gab keine teilnehmende Beobachtung oder die Nutzung eines kurzen Fragebogens.

D: Die Studie ergab, dass viele der geflüchteten Schüler:innen die deutsche Sprache lernen wollen, um Freundschaften zu knüpfen und sich nicht mehr so einsam zu fühlen.

Richtig: Im Artikel wird beschrieben, dass Schüler:innen die deutsche Sprache als Schlüssel für soziale Interaktionen und die Vermeidung von Einsamkeit ansehen. Dies steht im Zusammenhang mit dem Aufbau von Freundschaften und Zugehörigkeitsgefühl.

E: Die Ergebnisse zeigen, dass die geflüchteten Schüler:innen Schulverbundenheit (school connectedness) verspüren, positive Gefühle gegenüber der Schule haben und Schule für das weitere Leben wichtig finden.

Richtig: Die Ergebnisse belegen, dass viele Schüler:innen positive Emotionen gegenüber der Schule entwickeln und diese als Chance für Bildung und ein besseres Leben betrachten. Dies fördert die Schulverbundenheit.


Besic et al. (2020)

Refugee students‘ perspectives on inclusive and exclusive school experiences in Austria


Spracherwerb und Integration von Geflüchteten in Schulen

  1. Spracherwerb

    • Zentrale Rolle für Integration und Freundschaftsbildung.

    • Unterstützung durch Lehrer:innen und Mitschüler:innen essentiell.

  2. Soziale Unterstützung

    • Schutz vor psychischen Belastungen.

    • Förderung von Resilienz und Anpassung an neue Umgebungen.

  3. Schulverbundenheit

    • Positive Gefühle gegenüber der Schule.

    • Schule wird als wichtig für die Zukunft angesehen, oft begleitet von wahrgenommener Unterstützung.

  4. Methodik der Studie

    • Halbstrukturierte Interviews, qualitative Inhaltsanalyse.

  5. Soziale Exklusion

    • Mobbing, "Othering" und Diskriminierung aufgrund des Geflüchtetenstatus.

    • Beeinträchtigung von Wohlbefinden und Integration.

Fazit:

Die Ergebnisse zeigen, dass systematische Unterstützung und Sensibilisierung in Schulen notwendig sind, um Integration zu erleichtern und Diskriminierung abzubauen.

Welche Aussagen treffen hinsichtlich der Verbundenheit mit der Schule (school connectedness) zu?


A School connectedness hat eine emotionale Ebene (z. B. sich sicher, unterstützt und wertgeschätzt

fühlen).

B School connectedness ist ein unidimensionales Konstrukt.

C School connectedness hat eine kognitive Ebene (z. B. Vertrauen in die schulischen Werte).

D School connectedness hat viele positive Auswirkungen auf die Lernenden (z. B. verbessertes Wohlbefinden).

E School connectedness hat eine behaviorale Ebene (z. B. Engagement bei schulischen Aktivitäten).

A School connectedness hat eine emotionale Ebene (z. B. sich sicher, unterstützt und wertgeschätzt

fühlen).

Richtig. Die emotionale Ebene ist eine wesentliche Komponente von Schul-Verbundenheit, da sie die Wahrnehmung von Sicherheit, Unterstützung und Wertschätzung durch Lehrer:innen und Peers umfasst.

B School connectedness ist ein unidimensionales Konstrukt.

Falsch. Schul-Verbundenheit ist multidimensional und besteht aus emotionalen, kognitiven und behavioralen Aspekten.

C School connectedness hat eine kognitive Ebene (z. B. Vertrauen in die schulischen Werte).

Richtig. Die kognitive Ebene umfasst das Vertrauen und den Glauben der Schüler:innen in die Werte und Bedeutung der Schule.

D School connectedness hat viele positive Auswirkungen auf die Lernenden (z. B. verbessertes Wohlbefinden).

Richtig. Schul-Verbundenheit trägt nachweislich zu einem besseren Wohlbefinden, mentaler Gesundheit und Resilienz bei.

E School connectedness hat eine behaviorale Ebene (z. B. Engagement bei schulischen Aktivitäten).

Richtig. Die behaviorale Ebene zeigt sich im Engagement der Schüler:innen bei schulischen Aktivitäten und in ihrer aktiven Beteiligung am Schulleben.


Pflichtliteratur: Besic et al. (2020)

Refugee students‘ perspectives on inclusive and exclusive school experiences in Austria

  1. Bedeutung von Schulen:

    • Schulen sind eines der ersten und einflussreichsten Systeme für geflüchtete Kinder und Jugendliche.

    • Verbindung zur Schule ist entscheidend für eine erfolgreiche Integration.

  2. Schul-Verbundenheit (School connectedness):

    • Multidimensionales Konzept:

      • Emotional: Gefühl der Sicherheit, Unterstützung und Wertschätzung.

      • Behavioral: Engagement in Schul-Aktivitäten.

      • Kognitiv: Glaube an Schulwerte.

  3. Positive Folgen:

    • Schutz der mentalen Gesundheit.

    • Förderung von Selbstbewusstsein, Wohlbefinden und Resilienz.

    • Unterstützung sozialer Inklusion und zukünftigen Erfolgs (Bildung & Beruf).

  4. Rolle von Lehrer:innen und Peers:

    • Lehrer:innen: Unterstützen kross-kulturelle Sozialisierung und soziale Kompetenzen.

    • Peers: Brückenfunktion für Sprache und Integration, psychologische Unterstützung.


Welche der folgenden Aussagen theoretischer Modelle und empirischer Studien zu Radikalisierung sind korrekt?


A Kruglanksi und Webber (2014) definieren Radikalisierung als einen Zustand von Personen, die sich in extremistischen Gruppen zusammengeschlossen haben und radikale Mittel anwenden.

B Im Modell der (De)Radikalisierung von Doosje et al. (2016) werden zwei Phasen unterschieden: die Sensibilität (Sensitivity) für bestimmte Themen bzw. gesellschaftliche Probleme und die daran

anschließende radikale Handlung (Action) als Einzelperson.

C Die Ergebnisse der Fragebogenstudie von Lyons-Padilla et al. (2015) zeigten, dass Marginalisierung mit Bedeutungsverlust einhergeht und dieser Zusammenhang bei hoher erlebter Diskriminierung stärker

ausgeprägt ist.

D In der korrelativen Studie von Stürmer et al. (2019) zeigte sich, dass die Unterstützung radikaler Positionen stärker mit Kriminalitätsfurcht zusammenhängt als mit symbolischer Bedrohung.

E Mögliche Präventions- bzw. Interventionsansätze umfassen die Förderung von Integration, die soziale Einbindung von Einzelpersonen und Gruppen, die Förderung von Selbstwert und Empathie sowie die

Vermeidung von Stigmatisierung durch die Darstellung von bestimmten Personengruppen als gefährlich.

A Kruglanksi und Webber (2014) definieren Radikalisierung als einen Zustand von Personen, die sich in extremistischen Gruppen zusammengeschlossen haben und radikale Mittel anwenden.

A: Falsch. Kruglanski und Webber (2014) definieren Radikalisierung als einen Prozess, bei dem Individuen radikale Mittel zur Lösung eines spezifischen Problems oder Ziels übernehmen. Es geht nicht ausschließlich um die Zugehörigkeit zu extremistischen Gruppen oder die Anwendung radikaler Mittel.

B Im Modell der (De)Radikalisierung von Doosje et al. (2016) werden zwei Phasen unterschieden: die Sensibilität (Sensitivity) für bestimmte Themen bzw. gesellschaftliche Probleme und die daran anschließende radikale Handlung (Action) als Einzelperson.

B: Falsch. Die Antwort ist falsch, weil das Modell von Doosje et al. (2016) drei Phasen umfasst: Sensitivierung, Gruppenmitgliedschaft und Handlung. Die Antwort nennt nur zwei Phasen und beschreibt diese nicht korrekt. Vielmehr wird Radikalisierung als ein gradueller Prozess beschrieben, der über verschiedene Phasen läuft, jedoch nicht direkt in einer Einzelperson zur radikalen Handlung führt.

C Die Ergebnisse der Fragebogenstudie von Lyons-Padilla et al. (2015) zeigten, dass Marginalisierung mit Bedeutungsverlust einhergeht und dieser Zusammenhang bei hoher erlebter Diskriminierung stärker ausgeprägt ist.

C: Richtig. Die Studie von Lyons-Padilla et al. (2015) zeigt, dass Marginalisierung zu einem Bedeutungsverlust führen kann, und dieser Zusammenhang wird bei hoher erlebter Diskriminierung verstärkt. Das Bedürfnis nach Bedeutsamkeit ist ein zentraler Faktor.

D In der korrelativen Studie von Stürmer et al. (2019) zeigte sich, dass die Unterstützung radikaler Positionen stärker mit Kriminalitätsfurcht zusammenhängt als mit symbolischer Bedrohung.

Falsch. In der Studie von Stürmer et al. (2019) zeigt sich, dass Unterstützung radikaler Positionen stärker mit symbolischer Bedrohung als mit Kriminalitätsfurcht zusammenhängt. Symbolische Bedrohung, also die Bedrohung der kulturellen Identität, spielt eine größere Rolle.

E Mögliche Präventions- bzw. Interventionsansätze umfassen die Förderung von Integration, die soziale Einbindung von Einzelpersonen und Gruppen, die Förderung von Selbstwert und Empathie sowie die Vermeidung von Stigmatisierung durch die Darstellung von bestimmten Personengruppen als gefährlich.

E: Richtig. Präventions- und Interventionsansätze, wie die Förderung von Integration, Selbstwert und Empathie, sowie die Vermeidung von Stigmatisierung, können Radikalisierung entgegenwirken.


  1. Radikalisierung: Ein gradueller Prozess, bei dem Individuen zu radikalen Mitteln greifen, um gesellschaftliche Probleme zu adressieren. Dieser Prozess ist vielschichtig und betrifft individuelle, gruppen- sowie gesellschaftliche Ebenen.

  2. Typen radikaler Gruppen:

    • Separatistische Gruppen: Sichern Territorium für ihre Gruppe.

    • Rechtsextreme/Linksextreme Gruppen: Politische Ideologien, die Gewalt befürworten.

    • Thematische Gruppen: Fokussieren sich auf ein bestimmtes Thema (nicht Ideologie).

    • Religiöse Gruppen: Strikte religiöse Auslegungen und Bestrafung für Abweichung.

  3. Modell von Doosje et al. (2016):

    1. Wahrnehmung eines gesellschaftlichen Problems.

    2. Unzufriedenheit mit der Handhabung des Problems durch Institutionen.

    3. Überzeugung von der Überlegenheit der eigenen Werte.

    4. Gewalt wird als Lösung legitimiert.

  4. Phasen der Radikalisierung (Doosje et al.):

    • Phase 1: Sensitivierung – Suche nach Bedeutsamkeit, Verlust durch Statusverlust oder Demütigung.

    • Phase 2: Gruppenmitgliedschaft – Isolation vom alten sozialen Umfeld und starke Identifikation mit der radikalen Gruppe.

    • Phase 3: Handlung – Entscheidung zur Gewaltanwendung, dehumanisierte Wahrnehmung der Fremdgruppe.

  5. Deradikalisierung: Mögliche Faktoren:

    • Lebensereignisse wie Heirat oder Geburt eines Kindes.

    • Konflikte innerhalb der Gruppe oder Enttäuschung durch Autoritäten.

  6. Wichtige Studien:

    • Lyons-Padilla et al. (2015): Marginalisierung und Bedeutungsverlust als Risiko für Radikalisierung, verstärkt durch Diskriminierung.

    • Stürmer et al. (2019): Symbolische Bedrohung (nicht Kriminalitätsfurcht) ist stärker mit der Unterstützung radikaler Positionen verbunden.

  7. Praktische Implikationen:

    • Integration fördern, die soziale Einbindung stärken, Selbstwert und Empathie fördern und Stigmatisierung vermeiden.


Nach dem Eskalationsmodell von Brosius und Esser (2002) erhöht große mediale Aufmerksamkeit für rechtsextreme Handlungen die Wahrscheinlichkeit weiterer rechtsextremer Übergriffe. Welche der

folgenden Prozesse sind Teil des Modells?


A Die mediale Aufmerksamkeit suggeriert eine scheinbare Zustimmung der Bevölkerung für solche Taten.

B Die kritische Aufmerksamkeit durch negative Berichterstattung schreckt weitere Täter*innen ab.

C Die Rolle der Opfer wird nicht berücksichtigt.

D Rechtsextreme Parteien geraten unter Druck und greifen deshalb zu aggressiveren Mitteln.

E Die Berichte stellen die „Erfolge“ rechter Proteste heraus (z. B. Verlegung von Asylbewerber*innenheimen).


A Die mediale Aufmerksamkeit suggeriert eine scheinbare Zustimmung der Bevölkerung für solche Taten.

Richtig – Die mediale Aufmerksamkeit suggeriert eine Zustimmung der Bevölkerung für rechtsextreme Taten, da diese durch die Medien als weitgehend akzeptiert dargestellt werden könnten.

B Die kritische Aufmerksamkeit durch negative Berichterstattung schreckt weitere Täter*innen ab.

Falsch – Die kritische Aufmerksamkeit könnte eher dazu führen, dass mögliche Täter*innen abgeschreckt werden, da negative Berichterstattung oft eine moralische Verurteilung nach sich zieht.

C Die Rolle der Opfer wird nicht berücksichtigt.

Wurde gutgeschrieben.

eher Richtig – Das Eskalationsmodell berücksichtigt, dass mediale Aufmerksamkeit und positive Rückmeldungen für Rechtsextreme (wie die scheinbare Zustimmung in der Bevölkerung) die Wahrscheinlichkeit weiterer Taten erhöhen. Die Rolle der Opfer wird dabei nicht fokussiert.

D Rechtsextreme Parteien geraten unter Druck und greifen deshalb zu aggressiveren Mitteln.

Falsch - Die Theorie legt keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Druck auf rechtsextreme Parteien und der Entwicklung aggressiverer Mittel nahe. Es geht eher um die Wahrnehmung der Unterstützung durch Medien.

E Die Berichte stellen die „Erfolge“ rechter Proteste heraus (z. B. Verlegung von Asylbewerber*innenheimen).

Richtig – Berichterstattung über die "Erfolge" rechter Proteste (z.B. Verlegung von Asylbewerber*innenheimen) kann die Motivation weiterer Taten fördern, da diese als Bestätigung ihrer Ziele gesehen werden.


Kießler & Frischlich (2015)Vom rechten Rand auf Seite 1:

  • Mediale Diskussion über den Anstieg von Asylbewerber*innen und die Zunahme rechtsextremer Gewalt.

  • Eskalationsmodell von Brosius und Esser (2002): Mediale Berichterstattung über rechtsextreme Taten steigert die Wahrscheinlichkeit weiterer Übergriffe, da sie scheinbare Zustimmung der Bevölkerung und vermeintliche Erfolge rechter Bewegungen widerspiegelt.

  • Beispiel Rostock-Lichtenhagen (1992): Medienberichterstattung über rechtsextreme Übergriffe verstärkte die Feindseligkeit gegenüber Zuwander*innen.

  • Agenda-Setting: Medien beeinflussen, welche Themen die Bevölkerung für wichtig hält. Durch hohe Medienpräsenz, z.B. bei Zuwanderung und Flüchtlingen, wird Rechtsextremismus als wichtiges Thema hervorgehoben.

  • Framing: Wie Ereignisse dargestellt werden, beeinflusst die Wahrnehmung. Medien verknüpfen oft Zuwanderung mit Bedrohung und Kriminalität, was negative Einstellungen verstärken kann.

  • Zuwanderung und Kriminalität: Studien zeigen, dass Berichterstattung über kriminelle Zuwanderer zu Ablehnung und Angst gegenüber Flüchtlingen führen kann.

  • Berichterstattung über Rechtsextremismus: Die Medien sollten eine differenzierte Berichterstattung fördern, um den negativen Einfluss auf die Gesellschaft zu verringern, z.B. durch positive Darstellungen von Migrant*innen und eine unabhängige Diskussion über den rechten Rand.


Welche der folgenden Aussagen sind im Einklang mit Lotts (2010) Definition des Begriffs „Kultur“?


A Kultur ist ein Teil menschlicher Biologie bzw. wird erst durch unsere biologische Ausstattung möglich gemacht.

B Ohne Übertragung und Lernbarkeit kann es keine Kultur geben, da sie umfasst, was zwischenmenschlich gelernt und geteilt wird.

C Kultur ist dynamisch und veränderbar.

D Kultur bezieht sich auf die Identifizierung mit sozialen Gruppen, welche eine bestimmte Größe (kritische Menge) erreicht haben.

E Beim frame switching können in Abhängigkeit der salienten Kultur dieselben Ereignisse unterschiedlich bewertet werden.

A) Kultur ist ein Teil menschlicher Biologie bzw. wird erst durch unsere biologische Ausstattung möglich gemacht.

Richtig, weil Lotts Definition betont, dass Kultur durch die biologischen Kapazitäten des Menschen (wie Sprache und soziale Interaktion) ermöglicht wird. Diese biologischen Grundlagen sind notwendig, um kulturelles Wissen zu erlernen und zu teilen.

B) Ohne Übertragung und Lernbarkeit kann es keine Kultur geben, da sie umfasst, was zwischenmenschlich gelernt und geteilt wird.

Richtig, denn Lott beschreibt Kultur als sozial übermitteltes Wissen, das zwischen den Mitgliedern einer Gemeinschaft geteilt und durch soziale Interaktionen erlernt wird.

C) Kultur ist dynamisch und veränderbar.

Richtig, laut Lott ist Kultur kein statisches Konstrukt. Sie verändert sich ständig und wird von den Mitgliedern einer Gemeinschaft aktiv mitgestaltet.

D) Kultur bezieht sich auf die Identifizierung mit sozialen Gruppen, welche eine bestimmte Größe (kritische Menge) erreicht haben.

Falsch, da Lott keine bestimmte Gruppengröße als Bedingung für Kultur angibt. Vielmehr können auch kleinere soziale Gruppen (wie Berufe oder religiöse Gemeinschaften) kulturelle Identitäten prägen.

E) Beim Frame Switching können in Abhängigkeit der salienten Kultur dieselben Ereignisse unterschiedlich bewertet werden.

Richtig, dies ist eine Folge der multikulturellen Identität, bei der Menschen je nach Situation und salienten kulturellen Einflüssen unterschiedliche Perspektiven einnehmen und Ereignisse unterschiedlich interpretieren.



Kultur nach Lott (2010): Definition und Eigenschaften

  • Definition: Kultur umfasst das sozial übermittelte Wissen, die Werte und Praktiken, die Mitglieder einer Gemeinschaft teilen. Sie beinhaltet sowohl sichtbare (z. B. Rituale) als auch unbewusste, geteilte Reflexe.

  • Kultur und Biologie: Kultur basiert auf menschlichen biologischen Fähigkeiten (z. B. Sprache, soziale Interaktion) und unterscheidet Menschen von Tieren.

  • Lernbarkeit: Kultur ist erlernt und zwischenmenschlich geteilt. Ohne Übertragung und Lernbarkeit kann keine Kultur existieren.

  • Vielfalt: Kultur beschränkt sich nicht nur auf Nationalitäten oder Ethnien, sondern umfasst auch kleinere Gruppen (z. B. Berufe, Religionen).

  • Dynamik: Kultur ist veränderbar und wird aktiv von Gemeinschaften mitgestaltet.

  • Empirische Forschung: Die Auswirkungen kultureller Zugehörigkeit auf Verhalten und Wahrnehmung sind empirisch untersuchbar.

Multikulturelle Identität und Psychologie:

  • Jeder Mensch hat mehrere kulturelle Zugehörigkeiten, die gleichzeitig existieren.

  • Multikulturelle Psychologie untersucht Verhalten in kulturell vielfältigen Gesellschaften, mit Fokus auf kulturelle Kompetenz (Respekt für andere Kulturen, Reflexion eigener kultureller Prägungen).

  • Kulturelle Zugehörigkeiten beeinflussen Wahrnehmung und Verhalten (z. B. durch Frame Switching, das situationsabhängige Aktivieren kultureller Perspektiven).


Mazziotta et al. (2016) geben in ihrem Buch einen Überblick zu interkulturellen Trainings. Welche der folgenden Aussagen geben die dort dargestellten Inhalte korrekt wieder?


A Interkulturelle Kompetenzen beinhalten unter anderem die Fähigkeit zur Reflexion der eigenen kulturell geprägten Denk- und Verhaltensweisen.

B Interkulturelle Trainings sind strukturierte und zeitlich begrenzte Interventionen.

C Ein Kritikpunkt bezüglich der Evaluation von interkulturellen Trainings im deutschsprachigen Raum bezieht sich auf die Evaluierung durch Selbstauskünfte von Teilnehmenden direkt im Anschluss an das

Training.

D Interkulturelle Trainings können Reaktionen auf unterschiedlichen Ebenen auslösen: der affektiven, der kognitiven und der verhaltensbezogenen Ebene.

E Nicht-intendierte Effekte sind beispielsweise ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl von Arbeitsgruppen und die Verstärkung von Vorurteilen und Stereotypen

A: Interkulturelle Kompetenzen beinhalten unter anderem die Fähigkeit zur Reflexion der eigenen kulturell geprägten Denk- und Verhaltensweisen. Diese Aussage ist korrekt. Die Reflexion der eigenen kulturellen Prägung ist ein zentraler Bestandteil interkultureller Kompetenz. Sie ermöglicht es Individuen, ihre eigenen Denk- und Verhaltensweisen zu hinterfragen und sich in interkulturellen Kontexten besser zurechtzufinden.

B: Interkulturelle Trainings sind strukturierte und zeitlich begrenzte Interventionen.

Diese Aussage ist ebenfalls korrekt. Interkulturelle Trainings sind als strukturierte, zeitlich begrenzte Interventionen definiert, die darauf abzielen, die interkulturelle Kompetenz der Teilnehmenden zu fördern.

C: Ein Kritikpunkt bezüglich der Evaluation von interkulturellen Trainings im deutschsprachigen Raum bezieht sich auf die Evaluierung durch Selbstauskünfte von Teilnehmenden direkt im Anschluss an das Training.Auch diese Aussage ist richtig. Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass die Evaluierung von interkulturellen Trainings häufig durch Selbstauskünfte der Teilnehmenden direkt nach dem Training erfolgt. Diese spiegeln oft nur kurzfristige Eindrücke wider und erfassen keine langfristigen Veränderungen im Verhalten.

D: Interkulturelle Trainings können Reaktionen auf unterschiedlichen Ebenen auslösen: der affektiven, der kognitiven und der verhaltensbezogenen Ebene. Diese Aussage ist korrekt. Interkulturelle Trainings zielen darauf ab, Veränderungen auf verschiedenen Ebenen zu bewirken: auf der affektiven Ebene (z. B. durch den Abbau von Vorurteilen), auf der kognitiven Ebene (z. B. durch Wissenszuwachs über kulturelle Unterschiede) und auf der verhaltensbezogenen Ebene (z. B. durch die Förderung sozialer Fähigkeiten und Kommunikationskompetenz).

E: Nicht-intendierte Effekte sind beispielsweise ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl von Arbeitsgruppen und die Verstärkung von Vorurteilen und Stereotypen. Diese Aussage ist ebenfalls korrekt. Neben den beabsichtigten Effekten können interkulturelle Trainings auch nicht-intendierte Nebenwirkungen haben, wie z. B. eine stärkere Gruppenbindung oder das ungewollte Verstärken von Vorurteilen und Stereotypen.


Zusammenfassung zu Mazziotta et al. (2016): Interkulturelle Trainings

Interkulturelle Kompetenzen

  • Definition: Fähigkeit zur Reflexion der eigenen kulturellen Prägung, Sensibilität für Unterschiede und flexibles, kulturangemessenes Verhalten.

  • Kontexte: Schule, Arbeit, internationale Kooperationen, interkulturelle Situationen.

Zentrale Begriffe

  • Kultur: Gemeinsame Normen, Werte und Praktiken einer Lebenswelt.

  • Multikulturelles Selbst: Zugehörigkeit zu mehreren kulturellen Gruppen.

  • Diversität: Vielfalt in individuellen, inneren, äußeren und organisationalen Dimensionen.

  • Akkulturation: Anpassung durch langfristigen Kulturkontakt.

Interkulturelle Trainings

  • Definition: Strukturierte, zeitlich begrenzte Interventionen zur Verbesserung von Verhalten in kulturell diversen Situationen.

  • Ebenen:

    • Affektiv: Vorurteile abbauen, Respekt fördern.

    • Kognitiv: Wissen über kulturelle Unterschiede vermitteln.

    • Verhalten: Soziale Kompetenzen und Konfliktlösung fördern.

  • Methoden:

    • Didaktisch: Vorträge, theoretische Inhalte.

    • Erfahrungsbasiert: Rollenspiele, Exkursionen.

Evaluation und Herausforderungen

  • Kritikpunkte:

    • Fokus auf kurzfristige Selbstauskünfte, wenig empirische Fundierung.

  • Optimierung: Langfristige Evaluationen und wissenschaftlich fundierte Methoden.

  • Nebenwirkungen: Positive Effekte (Gruppenbindung) und negative Effekte (Stereotypenbildung).

Erfolgsfaktoren

  • Präzise Zieldefinition, methodische Vielfalt, langfristige Evaluation, Anpassung an Zielgruppe und Kontext.

  • Kurzfristige Veränderungen möglich, langfristige Erfolge erfordern nachhaltige Maßnahmen.


Welche der folgenden Aussagen sind im Einklang mit Lotts (2010) Definition des Begriffs „Kultur“?


A Kultur wird durch soziale Interaktionen aufrechterhalten.

B Kultur reflektiert die Anpassung an historische, politische, ökonomische und soziale Realitäten.

C Die Begriffe Kultur und Referenzgruppe (reference group) sind austauschbar und werden synonym benutzt.

D Das Konzept des frame switching bezieht sich auf Veränderungen, die eine Person bei der Interpretation von Ereignissen oder Probleme aus dem Rahmen verschiedener, vielfältiger kultureller

Identitäten vornimmt.

E Kultur ist die mikrosystematische Lebenswelt einer Person. Kulturelle Unterschiede werden durch biologische Unterschiede determiniert.

A: Kultur wird durch soziale Interaktionen aufrechterhalten.

Diese Aussage ist korrekt. Kultur wird durch soziale Interaktionen in der Gesellschaft ständig weitergegeben und aufrechterhalten. Durch die Interaktion innerhalb von Gemeinschaften werden kulturelle Werte, Normen und Praktiken vermittelt und fortgeführt.

B: Kultur reflektiert die Anpassung an historische, politische, ökonomische und soziale Realitäten. Diese Aussage ist ebenfalls korrekt. Kultur ist eng mit den historischen, politischen, ökonomischen und sozialen Gegebenheiten verbunden. Diese Realitäten prägen die kulturellen Werte, Normen und Praktiken, die in einer bestimmten Gesellschaft vorherrschen.

C: Die Begriffe Kultur und Referenzgruppe (reference group) sind austauschbar und werden synonym benutztDiese Aussage ist falsch. Kultur und Referenzgruppe sind nicht synonym. Eine Referenzgruppe bezieht sich auf eine Gruppe, mit der sich eine Person identifiziert oder an der sie ihre eigenen Werte und Verhaltensweisen misst, während Kultur ein umfassenderes Konzept ist, das die gemeinsamen Werte, Normen, Praktiken und Überzeugungen einer größeren Gemeinschaft oder Gesellschaft umfasst.

D: Das Konzept des Frame Switching bezieht sich auf Veränderungen, die eine Person bei der Interpretation von Ereignissen oder Problemen aus dem Rahmen verschiedener, vielfältiger kultureller Identitäten vornimmt.Diese Aussage ist korrekt. Frame Switching beschreibt den Prozess, bei dem eine Person ihre Sichtweise und Interpretation von Ereignissen oder Problemen je nach kulturellem Kontext und den verschiedenen kulturellen Identitäten, die sie besitzt, ändert.

E: Kultur ist die mikrosystematische Lebenswelt einer Person. Kulturelle Unterschiede werden durch biologische Unterschiede determiniert. Diese Aussage ist falsch. Kultur wird nicht durch biologische Unterschiede bestimmt, sondern vielmehr durch soziale und kulturelle Prozesse. Das Konzept der „mikrosystematischen Lebenswelt“ bezieht sich auf das individuelle Umfeld und die sozialen Interaktionen einer Person, aber Kultur als breites Konzept umfasst auch überindividuelle, gesellschaftliche Dimensionen und wird nicht durch biologische Unterschiede allein erklärt.

In der Vorlesung zu Handlungsfeldern der Community Psychology und praktische Perspektiven in Bezug auf interkulturelle Kompetenzen wird die Verbesserung der Wirksamkeit von interkulturellen Maßnahmen thematisiert. Welche der folgenden Aussagen sind in diesem Zusammenhang korrekt?


A Es liegen wenige Untersuchungen zur Wirksamkeit von interkulturellen Trainings vor, die methodische Mindestanforderungen erfüllen.

B Perspektivübernahme kann Meta-Stereotype aktivieren und dadurch die intendierten positiven Effekte blockieren.

C Trainingsmaßnahmen auf der affektiven Dimension sind bedeutend wirkungsvoller als Trainingsmaßnahmen auf der kognitiven Dimension.

D Es hat sich gezeigt, dass Diversity-Trainings im Vergleich zu anderen Interventionsmaßnahmen häufig in Bezug auf ihre Wirksamkeit evaluiert werden.

E Eine empirische Untersuchung hat gezeigt, dass mehr als 80% der angebotenen interkulturellen Trainings nach mehreren Monaten eine Follow-Up-Befragung durchführen.

A: Es liegen wenige Untersuchungen zur Wirksamkeit von interkulturellen Trainings vor, die methodische Mindestanforderungen erfüllen.Richtig. Es gibt wenige Studien, die methodisch anspruchsvolle Evaluierungen vornehmen, die mehr als nur die Zufriedenheit der Teilnehmenden messen.

B: Perspektivübernahme kann Meta-Stereotype aktivieren und dadurch die intendierten positiven Effekte blockieren.Richtig. Perspektivübernahme kann Meta-Stereotype aktivieren, die verhindern, dass die positiven Effekte der Trainings zur Förderung von interkulturellem Verständnis erzielt werden.

C: Trainingsmaßnahmen auf der affektiven Dimension sind bedeutend wirkungsvoller als Trainingsmaßnahmen auf der kognitiven Dimension. Falsch. Studien zeigen, dass kognitive Trainingsmaßnahmen in der Regel wirkungsvoller sind als affektive und behaviorale Maßnahmen.

D: Es hat sich gezeigt, dass Diversity-Trainings im Vergleich zu anderen Interventionsmaßnahmen häufig in Bezug auf ihre Wirksamkeit evaluiert werden. Falsch. Diversity-Trainings werden in der Regel nicht umfassend evaluiert, sondern es wird hauptsächlich die Zufriedenheit der Teilnehmenden gemessen.

E: Eine empirische Untersuchung hat gezeigt, dass mehr als 80% der angebotenen interkulturellen Trainings nach mehreren Monaten eine Follow-Up-Befragung durchführen. Falsch. Follow-up-Befragungen nach mehreren Monaten sind selten und werden nur in wenigen Fällen durchgeführt.


Zusammenfassung zum Thema „Interkulturelle Kompetenzen und Trainings“

Definitionen:

  • Interkulturelle Kompetenz: Die Fähigkeit, die eigenen kulturell geprägten Denk- und Verhaltensweisen zu reflektieren, interkulturelle Unterschiede wahrzunehmen und kulturangemessen sowie flexibel zu handeln (Mazziotta et al., 2016). Sie umfasst affektive (z.B. Sensibilisierung), kognitive (z.B. Wissen) und verhaltensbezogene Dimensionen (z.B. Problemlösetechniken).

  • Interkulturelle Trainings: Strukturierte, zeitlich begrenzte Interventionen, die darauf abzielen, Personen auf das Verhalten in kulturell diversen Situationen vorzubereiten. Sie fördern u.a. die Sensibilität für kulturelle Identität, die Erkennung von Vorurteilen und die Erweiterung der Perspektivübernahme.

Theoretische Modelle zur interkulturellen Kompetenz:

  • Listenmodelle: Auflistung spezifischer Kompetenzen wie Empathie oder Perspektivübernahme.

  • Strukturmodelle: Zuordnung der Teilkompetenzen zu Dimensionen wie affektiv, kognitiv und verhaltensbezogen.

  • Prozessuale Modelle: Beschreiben, wie verschiedene Kompetenzen in spezifischen interkulturellen Kontexten miteinander verknüpft sind.

Typen von interkulturellen Trainings:

  • Kulturübergreifende Trainings: Allgemeine Sensibilisierung für interkulturelle Unterschiede.

  • Kulturspezifische Trainings: Fokus auf bestimmte kulturelle Gruppen.

  • Methoden: Didaktischer Ansatz (Wissensvermittlung) und erfahrungsbasierter Ansatz (z.B. Rollenspiele).

Faktoren für die Wirksamkeit von interkulturellen Trainings:

  • Professionelle Konzeption und Evaluation, Zielgruppengerechtes Training, Freiwilligkeit, Eigenschaften von Trainer*innen und Teilnehmenden sowie Unterstützung durch Vorgesetzte sind entscheidend.

  • Trainings sollten immer an die Bedürfnisse der Teilnehmenden angepasst werden.

Herausforderungen und Evaluierung:

  • Evaluierung: Die Wirksamkeit von interkulturellen Trainings wird oft in Frage gestellt, da meist nur die Trainingszufriedenheit gemessen wird, aber nicht die langfristigen Effekte.

  • Nicht-intendierte Effekte: Perspektivübernahme kann Meta-Stereotype aktivieren, die die positiven Effekte blockieren können. Meta-Stereotype sind Annahmen darüber, wie andere Gruppen die eigene Gruppe sehen.

Wirksamkeit und Evidenzbasierung:

  • Evidenzbasierte Trainingsgestaltung (Stephan & Stephan, 2013) umfasst die Auswahl relevanter Theorien, spezifische Trainingsziele und die Auswahl geeigneter Methoden. Zudem sollten Trainings regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüft werden, um Verbesserungen und Anpassungen vorzunehmen.

Empirische Befunde:

  • Mehrere Studien zeigen, dass kognitive Trainings effektiver sind als affektive oder verhaltensbezogene Trainings. Die Forschung fordert mehr evidenzbasierte Praxis und eine detaillierte Evaluation der spezifischen psychologischen Prozesse hinter den Trainingsinterventionen.


Welche Annahmen liegen dem Need-based-Model of Reconciliation (Nadler & Shnabel, 2008) zugrunde?


A Ein Konflikt bedroht das positive Selbstbild von Opfer- und Täter:innengruppe.

B Ähnlichkeiten zwischen Eigen- und Fremdgruppe reduzieren die Versöhnungsbereitschaft.

C Kontakt reduziert Aggressionen.

D Agency und Communion sind die zwei fundamentalen Inhaltsklassen sozialer Urteile.

E Multikulturalismus führt zu Versöhnung.

A - Ein Konflikt bedroht das positive Selbstbild von Opfer- und Täter:innengruppe. Richtig. Das Bedürfnisbasierte Modell (Nadler & Shnabel, 2008) basiert auf der Annahme, dass Konflikte das positive Selbstbild sowohl von Opfer- als auch Tätergruppen bedrohen. Opfer erleben einen Verlust von Agency (Handlungsfähigkeit), während Täter in ihrer Communion (moralischen Identität und Zugehörigkeit) bedroht sind.

B - Ähnlichkeiten zwischen Eigen- und Fremdgruppe reduzieren die Versöhnungsbereitschaft. Falsch. Im Modell wird keine Reduktion der Versöhnungsbereitschaft durch Ähnlichkeiten zwischen Gruppen beschrieben. Tatsächlich kann das Betonen von Gemeinsamkeiten, wie eine gemeinsame Opfer- oder Täterrolle, die Versöhnungsbereitschaft fördern.

C - Kontakt reduziert Aggressionen. Falsch. Dieser Punkt bezieht sich eher auf die Kontakthypothese (Allport, 1954) und ist nicht spezifisch Teil des bedürfnisbasierten Modells, das primär auf psychologische Bedürfnisse nach Agency und Communion fokussiert.

D - Agency und Communion sind die zwei fundamentalen Inhaltsklassen sozialer Urteile. Richtig. Das Modell beruht auf der Idee, dass Agency und Communion zentrale Kategorien sozialer Urteile sind. Diese beiden Aspekte bilden die Grundlage für die psychologischen Bedürfnisse von Opfer- und Tätergruppen, die durch Konflikte bedroht werden.

E - Multikulturalismus führt zu Versöhnung.

Falsch. Der Begriff "Multikulturalismus" ist nicht zentral für das Modell. Stattdessen betont das Modell wechselseitige Prozesse wie Entschuldigung und Vergebung zur Förderung von Versöhnung.



Bedürfnisbasiertes Modell der Versöhnung (Nadler & Shnabel, 2008)

  • Ziel: Förderung der Versöhnung nach gewalttätigen Konflikten unter Berücksichtigung psychologischer Bedürfnisse.

  • Grundannahme: Konflikte bedrohen das positive Selbstbild von Opfer- und Tätergruppen.

    • Opfer: Verlust von Agency (Handlungsfähigkeit, Kontrolle, Autonomie). → Bedürfnis nach Ermächtigung (Empowerment).

    • Täter: Bedrohung der Communion (moralische Identität, soziale Akzeptanz). → Bedürfnis nach moralischer Akzeptanz.

  • Wechselseitiger Prozess:

    • Täter: Aufrichtige Entschuldigung und Bitte um Vergebung.

    • Opfer: Vergebung signalisiert Akzeptanz der Täter als Menschen.

    • Ziel: Bedrohung des Selbstbildes auf beiden Seiten vermindern und Versöhnungsbereitschaft steigern.

Erweiterungen des Modells

  • Klare Täter- und Opferrollen oft nicht vorhanden → „Wettstreit um die Opferrolle“ (Competitive Victimhood).

  • Betonung von Gemeinsamkeiten (z. B. gemeinsame Opfer- oder Täterschaft) kann Versöhnung fördern.

Empirische Belege

  • Studie von Shnabel et al. (2009):

    • Opfer: Ermächtigende Nachrichten steigern Versöhnungsbereitschaft.

    • Täter: Akzeptierende Nachrichten erhöhen Versöhnungsbereitschaft.

  • Praxisbeispiel: Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika (1996).

    • Opfer fühlten sich ermächtigt, Täter erlebten moralische Akzeptanz.

Fazit

  • Modell betont psychologische Prozesse und ist ein zentraler sozialpsychologischer Ansatz zur Förderung von Versöhnung.

  • Effektive Interventionen sollten die spezifischen Bedürfnisse von Opfer- und Tätergruppen gezielt ansprechen.


Welche der folgenden Aussagen zum Bedürfnisbasierten Modell der Versöhnung von Shnabel und Adler (2008) sind korrekt?


A Die bedrohte Selbst-Dimension der Täter*innen kann mit Ermächtigung wieder hergestellt/stabilisiert werden.

B Im Rahmen eines Konfliktes ist „Zugehörigkeit“ eine bedrohte Selbst-Dimension der Opfergruppe.

C Im Rahmen eines Konfliktes ist „moralisches Image“ eine bedrohte Selbst-Dimension der Opfergruppe.

D Um Versöhnung zwischen den Konfliktparteien zu erreichen, wird ein wechselseitiger Prozess der Unterstützung zur gegenseitigen Bedürfnisbefriedigung angestrebt.

E Personen können auch dann Bedürfnisse als Opfer oder Täter*in empfinden, wenn nicht sie selbst Leid zugefügt oder erfahren haben, sondern andere Mitglieder ihrer Gruppe.

A Die bedrohte Selbst-Dimension der Täter*innen kann mit Ermächtigung wiederhergestellt/stabilisiert werden. Falsch. Die bedrohte Selbst-Dimension der Täterinnen ist nicht ihre Ermächtigung, sondern ihr moralisches Selbstbild (Communion). Ermächtigung bezieht sich auf die Opfergruppe, deren Agency bedroht ist. Täterinnen benötigen soziale/moralische Akzeptanz, nicht Ermächtigung.

B Im Rahmen eines Konfliktes ist „Zugehörigkeit“ eine bedrohte Selbst-Dimension der Opfergruppe. Falsch. Bei Opfergruppen wird die Agency (Selbstwahrnehmung als handlungsmächtig) bedroht, nicht die Zugehörigkeit. Zugehörigkeit und moralisches Selbstbild sind typische Bedrohungen der Tätergruppe.

C Im Rahmen eines Konfliktes ist „moralisches Image“ eine bedrohte Selbst-Dimension der Opfergruppe.Falsch. Das moralische Selbstbild (Communion) ist eine bedrohte Dimension der Tätergruppe, nicht der Opfergruppe. Opfergruppen erleben einen Verlust von Kontrolle und Handlungsfähigkeit, was ihre Agency betrifft.

D Um Versöhnung zwischen den Konfliktparteien zu erreichen, wird ein wechselseitiger Prozess der Unterstützung zur gegenseitigen Bedürfnisbefriedigung angestrebt. Richtig. Das Bedürfnisbasierte Modell der Versöhnung postuliert, dass sich Opfer und Täter gegenseitig bei der Befriedigung ihrer spezifischen Bedürfnisse unterstützen sollen: Täter*innen durch aufrichtige Entschuldigungen und Bitten um Vergebung, Opfer durch das Gewähren von Vergebung.

E Personen können auch dann Bedürfnisse als Opfer oder Täter*in empfinden, wenn nicht sie selbst Leid zugefügt oder erfahren haben, sondern andere Mitglieder ihrer Gruppe. Richtig. Das Modell berücksichtigt, dass Mitglieder einer Gruppe auch dann psychologische Bedürfnisse entwickeln können, wenn das Leid andere Mitglieder ihrer sozialen Gruppe betrifft. Dies zeigt sich z. B. in Kollektivschuld oder kollektivem Empowerment.

Author

Nina H.

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