Welche Kognitiven Verfahren gibt es in der KVT?
Rational-Emotive Therapie, Albert Ellis
Kognitive Therapie, Aaron T. Beck
Stressimpfungstraining, Donald Meichenbaum
Kognitive Verfahren in der KVT
Kognitionen/kognitive Prozesse: Umfassen Wahrnehmung, Interpretation, Annahmen und Hypothesen, Antizipation und Erwartungen, Bewertungen, Einstellungen, Überzeugungen, Lebensregeln, Grundannahmen, Sprache, Selbstverbalisation
Differenzierung : können situationsspezifisch und situationsübergreifend sein
Hauptströmungen der Kognitiven Verfahren:
Ansätze ähneln sich praktisch stark
Theoretische Konzepte in klinischer Praxis quasi nicht identifizierbar
Grundaxiom ist ähnlich:
Situation => Kognition => Erleben und Verhalten
Situation => Dysfunktionale Kognition => Psychische Störung
Albert Ellis: Rational Emotive Therapie
Psychische Störungen sind Folge von …
Irrationale (unangemessene!) Überzeugungen („beliefs“ bzw. Bewertungsmustern)…
4 Grundkategorien:
▪ Absolute Forderungen (Muss Gedanken) „Ich muss ...“ „die anderen müssen ...“ „ meine Lebensbedingungen müssen ...“
▪ Globale negative Selbst und Fremdbewertungen „ich tauge nichts/bin wertlos/ein Versager ...“; „der andere taugt nichts/ist ein verdammenswertes Subjekt ...“
▪ Katastrophendenken „es ist/wäre absolut schrecklich/fürchterlich, wenn ...“
▪ Niedrige Frustrationstoleranz („ich kann/ könnte es nicht aushalten/ertragen, wenn...“)
Grundmodell der Rational Emotiven Therapie
▪ Grundprinzip: ABC – Schemata (mit Betonung auf C)
▪ Zusatzkonzept Symptomstress: C wird zu neuem A => Erklärung für Angst vor der Angst, Depression über Depression „Ich werde den Vortrag nicht gut halten können, ich habe ja jetzt schon Angst“, „Ich bin depressiv, ich bin ein Versager“
Rational Emotive Therapie: Therapeutisches Vorgehen
▪ Konkretes Ziel: Irrationalen (selbstschädigende/nicht zielführende) Bewertungen, die der gegenwärtigen emotionalen und/oder Verhaltensstörung des Klienten zu Grunde liegen, zu verändern und dabei insbesondere auch die als grundlegend betrachteten absoluten Forderungen („Prämissen“) des Klienten zu bearbeiten.
▪ Ideales Ziel: Das verhelfen zu einer rationaler (angemessenen) Lebensanschauung, die den Klienten dazu befähigt, nicht nur mit seinen aktuell belastenden Problemen, sondern auch mit zukünftigen Problemen „angemessen“ (das heißt in einer für ihn „nicht selbstschädigenden“/„zielführenden“ Art und Weise) umzugehen.
▪ Methoden: Sämtliche in der KVT verwendeten Methoden (Sokratischer Dialog, Rollenspiel, Aktivitätenaufbau sind zulässig solange sie zu eine positiven Veränderung in den Bewertungen führen
Kognitive Therapie
Psychische Störungen sind folge von..
Psychische Störungen sind folge von...
… einer verzerrten Sicht der Realität
Modell
▪ Kognitive Triade (Selbst – Umwelt – Zukunft)
▪ dysfunktionale Schemata
▪ kognitive Fehler
▪ Gedanken als automatisch, beharrlich, andauernd
Kognitive Therapie: typische logische Fehler
▪ Willkürliches Schlussfolgern („ohne Beweise“)
Beispiel => Ein Leistungsmisserfolg => „Ich bin ein Versager“
▪ Selektives Verallgemeinern („Einzelfakten statt Kontext“)
Beispiel => Einmal nicht eingeladen => „Sie mögen mich nicht“
▪ Übergeneralisieren
Beispiel => Ein Tod eines Angehörigen => Demnächst werden alle Geliebten Personen sterben
▪ Maximieren und Minimieren („Über- bzw. Unterschätzung“)
Beispiel => Einzelsituation => bedeutsam, Allg. Situation => nicht
▪ Personalisieren („Interne Attribution“)
Beispiel => Unfall der Frau => Weil selbst gesündigt
▪ Verabsolutiertes, dichotomes Denken („ohne Graustufen“)
Beispiel => Gut vs. Schlecht, Erfolgreich vs. Versager
Kernziel der Kognitiven Therapie
Die verzerrten, nicht realitätsgerechten Kognitionen, zu verändern in Richtung auf eine realitätsadäquatere Wahrnehmung und Interpretation der Realität.
Der Klient soll im Laufe der Therapie lernen, seine verzerrten, nicht realitätsgerechten Kognitionen selbstständig zu identifizieren und letztlich auch zu verändern.
Methoden: Aktivierung, Exploration, Protokoll negativer automatischer Gedanken, vorausschauendes Tagebuch, Realitätsprüfung (Überprüfung, Suche nach Alternativen)
Modell nach Becks Kognitiver Therapie
Modell der dysfunktionalen Kognitionen und Schemata
Stressimpfungstraining: Geschichte und Grundproblemansicht
▪ * 10. Juni 1940 in New York City
▪ US-amerikanischer Psychotherapeut
▪ „Vater der Selbstverbalisation“ („inneres Sprechen“)
Geschichte: Entwickelte in den 70er Jahren ein Selbstverbalisationstraining für Impulsivität und ADHS
▪ Später dann Stressimpfungstraining: Generalisierung auf eine Vielzahl psychischer Störung (vorausgehende, begleitende und nachfolgenden Selbstverbalisationen)
Zentral: Problematische Selbstverbalisation als Grundlage psychischer Erkrankungen
Stressimpfungstrainings: Ablauf, Therapie
▪ 1. Phase: Edukationsphase (Angemessene! Selbstverbalisation)
▪ 2. Phase: Übungsphase
▪ 3. Phase: Anwendungsphase
▪ Vorbereitung auf einen Stressor: dient der Orientierung und der Klarstellung, was zu tun ist. Beispiele: „Mach dir keine Sorgen.“, „Denke lieber nach, was du tun kannst.“
▪ Konfrontation mit dem Stressor: „Du kannst die Situation bewältigen! Immer eins nach dem anderen.“, „Jetzt nicht in Panik geraten!“, „Atme durch und entspanne dich!“
▪ Gefühl der Überwältigung: „Die Angst ist zwar nicht abzuschalten, aber du kannst damit umgehen.“, „Die Angst ist zu ertragen.“
▪ Selbstverstärkung: „Es hat geklappt.“, „Du hast es geschafft.“, „Prima! Du machst Fortschritte.“
Kognitive Umstrukturierung:
Grundanahme und Ziel
Grundannahme
▪ Humanistisches Menschenbild + Aktualisierungstendenz jedes Menschen
Grundidee/ -ziel
▪ Strukturiert, transparent und problem- bzw. lösungsorientiert
▪ „Patient wird zum Therapeut“ der selbstständig dysfunktionale Kognitionen erkennt und diese optimalerweise selbstständig umstrukturieren kann
▪ Leitfaden (kein starres Manual), z.B. anlehnend an das ABC Modell
Grundhaltung nach Rogers
▪ Kongruenz
▪ Empathie
▪ Bedingungslose positive Wertschätzung
Grundmethodik des Sokratischen Dialogs
▪ Respekt, Achtung und Empathie
▪ Anleiten zum selbständigen Erkennen (von Widersprüchen) und Lernen => Geleitetes Entdecken
▪ Gezieltes Fragen: offen, spezifisch, einfach
▪ Hedonistische und empirische Disputation
Kognitive Umstrukturierung: Ablauf
▪ 1. Vermittlung des kognitiven Modells (z.B. mithilfe des ABC-Modells, Zusammenhang zwischen
Gefühle, Verhalten und Gedanken)
▪ 2. Identifikation dysfunktionaler Kognitionen
▪ 3. Infragestellen dysfunktionaler Kognitionen
▪ 4. Erarbeiten funktionaler, zielführender Kognitionen
▪ 5. Einüben funktionaler, zielführender Kognitionen
Schritt 1 Vermittlung des kognitiven Modells
▪ Vorstellung des Zusammenhangs zwischen Gedanken, Gefühlen und Verhalten (ABC-Schema, Zirkel, Verhaltensanalyse)
▪ Vermittlung der Lösungs- bzw. Zukunftsorientierung bzw. Stärkung der Veränderungsmotivation
▪ Kritik seitens Patienten: „Positives Denken“, „Probleme liegen in der Vergangenheit und die Ursache ist entscheidend“, „Ich bin doch mein Denken“, „Ich bin doch dann nicht mehr ich?“
Schritt 2 Identifikation dysfunktionaler Kognitionen
▪ Exploration der auslösenden Situation (A)
▪ Exploration der belastenden Gefühle und Verhaltensweisen (C)
▪ Exploration der konkreten Veränderungsziele (C‘)
▪ Exploration dysfunktionaler Kognitionen (B)
Schritt 3 Infragestellen der dysfunktionalen Kognitionen
1. Allgemeine Strategien
▪ Hedonistische Disputation (ist der Gedanke hilfreich?)
▪ Empirische Disputation (ist der Gedanke wahrheitsgemäß?)
▪ Arbeit mit Modellen
▪ Rollenwechsel
2. Spezifische Strategien
▪ Realitätsprüfung „Ist es wirklich so dass… ?“
▪ Reattribution „Welche anderen Erklärungen gibt es?“
3. Bearbeitung dysfunktionaler Bewertungen & Kernannahmen
▪ Entkatastrophisieren „Ist es wirklich eine Katastrophe dass….?“ (Zuendedenken, Skala, Liste)
▪ Globale Selbstbewertungen „Sind Sie wirklich ein…?“ (Kreismodell = Kuchenstücke, was für einen selbst wichtig ist; Selbstwerthaus, Früchtekorb- Analogie, Provokation)
▪ Absolutistische Forderungen „Müssen Sie wirklich…? (Doppelte Standards, Muss vs. Wollen, Vermessenheit von Muss-Forderungen)
Schritt 4 Erarbeiten zielführender Kognitionen
▪ Voraussetzung: Patient hat dysfunktionale Kognitionen erkannt und sie sind zum Teil „entkräftet“
▪ Schritt nun: Erarbeitung alternativer funktionaler Kognitionen -> neuer belief
▪ Tipp: Kognitionen als direkte Selbstverbalisation nach Meichenbaum formulieren, die spezifisch (auf die Situation) und in der Sprache des Patienten formuliert sind
Beispielalternativen für…
▪ Interpretationen „Sie mögen mich nicht. Keiner meiner Kollegen mag mich“
▪ Bewertungen „Das ist schrecklich und beweist dass ich nichts tauge“
▪ Kernannahmen „Ich muss von allen Menschen anerkannt und gemocht werden“
Schritt 5 Einüben zielführender Kognitionen
Bedeutung von Kognitionen:
Beispiel Attributionsstil
Beispiel Zwang
Beispiel – Binge-Eating-Disorder
Kognitionsveränderungen: Beispiel Gedankenprotokoll
Verhaltensexperimente: Realitätsprüfung
Arten von Experimenten
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