Was sind die zentralen Aspekte der Wissenschafttheorie?
Sozialwissenschaftliche Wissenschaftstheorie erfuhr ihren Aufschwung im 20 Jhdt.
Heute hochgradig ausdifferenziert in Fächer und Schulen
Einige zentrale Figuren und Argumentationsstränge...
Was ist Karl Poppers Wissenschafttheorie?
Die „Logik der Forschung“ (1934)
Kritischer Rationalismus
Keine logische Verifikation von Sätzen oder Hypothesen, sondern nur „vorläufige Bewährung“
Kern wissenschaftlicher Praxis: Falsifikationsprinzip
Von Wissenschaft kann dann gesprochen werden, wenn falsifizierbare Hypothesen entwickelt und kritisch untersucht werden
Was ist Gaston Bachelards Wissenschaftstheorie?
Epistemologischer Bruch: Bruch mit alltäglichen Vorannahmen und Alltagsbegriffen
Wissenschaftlicher Fortschritt nicht mit, sondern gegen unsere Alltagserfahrung „Gegen den Reiz der Dinge“
Konzeptioneller Bruch:
• unintendierte Handlungsfolgen
• strukturelle Voraussetzungen der Handlungen
Was ist Thomas Kuhns Wissenschaftstheorie?
„Normale“ und „revolutionäre“ Phasen wechseln sich ab
Normale Wissenschaft: Standardprobleme und Standardlösungen
Außerordentliche Wissenschaft entsteht durch Unsicherheit in Folge von Anomalien und Leistungsschwäche bewährter Paradigmen
..und wird dann zur Normalwissenschaft...
—> Wissenschaftsideale sind zeitabhängig
Was ist Imre Lakatos` Wissenschaftstheorie?
Progressives Forschungsprogramm kann sich an Anomalien anpassen und hilft, neue Phänomene zu entdecken bzw. zu erklären
Degeneratives Forschungsprogramm ersinnt immer neue Zusatzhypothesen, ohne Erkenntismehrung
Was ist Paul Feyerabends Wissenschafttheorie?
Wider den Methodenzwang (1976)
Fortschritt entsteht oft durch Verletzung methodologischer Vorschriften
Kreative Praxis: Hypothesen entwickeln, die bewährten Theorien widersprechen
„Anything goes“
Anarchismus als „Arznei gegen Wissenschafstheorie“
Anwendung der „gerade geeigneten Methode“
Was ist Robert Mertons Wissenschaftstheorie?
Institutionelle Bedingungen effizienter Wissensproduktion
„Cudos“
Communism: Gemeinsamer Besitz der geistigen Güter
Universalism: Wissenschaftliche Gültigkeit unabhängig von Status und Zugehörigkeit
Disinterestedness: Wissenschaft zum Zweck der Wissenschaft (Autonomos) und nicht für ökonomische Zwecke
Organized skepticism: Strenge Überprüfung von Behauptungen
Was ist Karl Mannheims Wissenschaftstheorie?
Wissenssoziologische Perspektive
seins-, zeit- und standortgebundes Denken und Wissen
Wissen und Wahrheit sind gebunden an die materiellen und politischen Interessen von Gruppen
Wissenssoziologie als neutrale Perspektive auf konkurrierende Paradigmen
Ziel: Distanznahme von Ideologien und Denkstilen (freischwebende Intelligenz)
Was ist Ludwik Flecks Wissenschaftstheorie?
Soziologische Bedingtheit allen Erkennens
Wissenschaft folgt „Denkstilen“
Wissenschaftler*innen sind in „Denkkollektiven“ organisiert
Seltener rationale Begründung, als viel mehr akademische „Stimmungskameradschaften“
Emotionssoziologische Dimension der Wissenschaft
Was ist Kinklas Luhmanns Wissenschaftstheorie?
Funktionale Differenzierung gesellschaftlicher Teilbereiche mit System „Wissenschaft“
Code des Wissenschaftssystems wahr/unwahr
Selbstreferentialität: Wissenschaftliche Wahrheitsansprüche aus Bezugnahme auf Wissenschaft
Aber: wechselseitige Leistungen der Systeme. Welches System braucht Leistungen der Wissenschaft?
Was ist Sandra Hardings Wissenschaftstheorie?
„schwache Reflexivität“: Situiertheit von Wissen als zu lösendes Problem
strong reflexivity: Situiertheit als Ressource für eine objektivere Wissensproduktion
Soziale Position der Forschenden mit dem Kontext der wissenschaftlichen Analyse zusammen bringen
Outsiders within: Außenseiter*innen von herrschenden, universitären Institutionen ausgeschlossen und dadurch unverzerrteres Wissen über die gesellschaftlichen Verhältnisse
Plausibel oder unerhört?
Was ist Pierre Bourdieus Wissenschaftstheorie?
Wissenschaft als soziales Feld
Sinn und Machtverhältnisse
Analyse der sozialen Bedingungen der soziologischen Produktion
Erforderlich für wissenschaftl. Fortschritt
Beobachtung: Dichotomisierungen (Quali vs Quanti; Theorie vs Empirie) korrespondieren mit Position im wissenschaftlichen Feld und der Gesellschaft
Beobachtung: Herrschaftseffekte durch Wissenschaft
Relationierung der verschiedenen Perspektiven und Positionen, inkl. der eigenen Position (auch Ihrer/meiner Position!!)
Was sind die 16 Elemente einer reflexiven Sozialforschung?
• Relative Autonomie der Wissenschaft
• Wissenschaftsexterne Anforderungen an die Wissenschaft und Leistungen der Wissenschaft
• Seins-, Zeit- und Standortgebundenes Denken und Wissen
• Institutionelle Bedingungen von Wissenschaft
• Ausschluss von Ideen und Akteuren
• Emotionssoziologische Dimension der Wissenschaft
• Relationierung der verschiedenen gesellschaftlichen Perspektiven und Positionen (inkl. der eigenen)
• Herrschaftseffekte der Wissenschaft
• Sprachkritik
• Standardprobleme und Standardlösungen
• Falsifizierbarkeit (nicht zwingend von Hypothesen sondern auch Auffassungen)
• Neue Phänomene entdecken und erklären (ohne zu „degenerieren“)
• Wahl geeigneter (theorie – und gegenstandsadäquater) Methoden
• Spannung zwischen methodischem Rezeptwissen und „anything goes“
• Reflexiver Methodengebrauch
• Relationierung der verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven und Positionen (inkl. der eigenen)
Welche Beispiele gibt es zu den jeweiligen Elementen der reflexiven Sozialforschung?
Wie wirkt Ihre eigene gesellschaftliche Position und politische Haltung auf Ihre Erstellung/Ihren Gebrauch von Statistik ein? (Erarbeiten Sie min. eine halbe Seite Text dazu)
Wie bewerten Sie den Entwicklungsgang des nachfolgend dargelegten Physikers vor dem Hintergrund wissenschaftstheoretischer Überlegungen?
Erläutern Sie das Konzept der Falsifikation unter Rückgriff auf zusätzliche Quellen.
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