Wie lange darf eine Probe unterwegs sein? -> Probentransport und -lagerung
Zeit zwischen Blutentnahme und Zentrifugation nicht länger als 1 Std. (Zellinhaltsstoffe > Plasma; K!)
Proben zur Zellzählung sofort aufarbeiten
• Gerinnungsuntersuchungen innerhalb 4 Std., andernfalls PLASMA einfrieren
• Postversand in externes Labor: Serum/Plasma anstelle von Vollblut bei empfindlichen Analyten (Hormone): Trockeneis
• Langzeitaufbewahrung Serum/Plasma: -20°/-80°C
→ Zentrifugation und Abtrennung von Zellen innerhalb 1 Std. gewährleisten
Probenlagerung: spezielle Aspekte
• Unzweckmäßige Lagerung kann zu falschen Ergebnissen führen
• Lichtgeschützt aufbewahren (Bilirubin, Porphyrine, Vitamine)
• Temperatur beachten
– Raumtemperatur > Anstieg von „Pseudocreatininen“, Abbau/Inaktivierung von Proteinen, Enzymen, Hormonen Blutgasanalyse: Glucose und pH erniedrigt, Lactat erhöht
– gekühlter Transport: Ammoniak, Blutgasanalyse
– Kühlung/Gefrieren für bestimmte Messgrößen ungeeignet: LDH Isoenzyme, Lipoproteine
– Kryoglobuline bei 37°C
• Verdunstung vermeiden: Verschluß (v.a. im Kühlschrank)
• Routineaufbewahrung im Kühlschrank 1 – 2 Wochen
• Langzeitaufbewahrung bei –80°C
Lichtempfindliche Größen
Beurteilung der Probe im Labor
Hämolyse
• Ursachen:
– Zu starkes Aspiration oder Stauen, zu starkes Schütteln
– Zu starke Abkühlung oder Erwärmung
– Zu hohe oder zu lange Zentrifugation
• Erkennbar ab 0,2 bis 0,5 g Hämoglobin/dl
• Erhöhte Konzentration/Aktivität in Erythrozyten gegenüber Plasma:
– LDH (160:1), GOT (40:1), saure Phosphatase (67:1)
– Kalium (22:1)
• Hämoglobinfärbung stört Photometrie
• Inhaltsstoffe stören Reaktionen (z.B. CK-MB)
Ikterus Definition: Als Ikterus bezeichnet man eine Gelbfärbung der Haut, Schleimhäute und innerer Organe infolge einer Hyperbilirubinämie. Sichtbar wird der Ikterus in der Regel ab einer Bilirubinkonzentration von 2 mg/dl. Bei Gelbfärbung und einer Bilirubinkonzentration zwischen 1 und 2 mg/dl spricht man von einem Subikterus.
Hämolyse: Der Zerfall von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), bei dem das Hämoglobin ins Blutplasma freigesetzt wird. Ursachen können physiologisch (natürlicher Abbau), pathologisch (z. B. mechanisch, chemisch, immunologisch, genetisch) oder technisch (z. B. Fehler bei der Blutentnahme) sein. Folgen sind Anämie, Ikterus und Hyperkaliämie.
Hyperlipämie/Hyperlipoproteinämie
Hyperbilirubinämie
• Ursache erhöhte Bilirubin-Konzentration
• ikterisches Serum: intensiv strohgelbe Farbe
• Störung der Photometrie (v. a. 300 – 500 nm)
• Negative Interferenz bei:
– Creatinin
– Cholesterin
– Harnsäure
• Abhilfe:
– Abtrennung durch Ultrafiltration
– Messung eines Probenleerwertes
– Vorverdünnung der Probe
Zusammenfassung: Blut als Untersuchungsmaterial
Kleines Blutbild (EDTA Vollblut)
- beim Verdacht auf Infektionen, Entzündungen, Tumoren, Anämien, Gerinnungsstörungen oder seltene Blutkrankheiten
- zur Verlaufskontrolle vieler Krankheiten und vor Operationen
Zelluläre Komponenten des Bluts
• Was wird bestimmt:
- Anzahl der Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten
- Hämoglobinkonzentration (Hb)
- Hämatokrit (Hkt): der prozentuale Anteil der Blutzellen am Blut - mittlerer korpuskulärer Hämoglobingehalt (MCH): die Hämoglobinmenge in einem Erythrozyten
- mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC): die durchschnittliche Hämoglobinkonzentration in einem Erythrozyten
- mittleres korpuskuläres Volumen (MCV): das durchschnittliche Volumen eines Erythrozyten MCV* = MCH / MCHC
* In elektronischen Zählgeräten wird auf Grund der Größe der Widerstandsänderung dieses mittlere korpuskuläre Volumen gemessen und eine entsprechende Volumenverteilungskurve ermittelt
Hämoglobinmessung im Blut
Mit Zellanalyser:
Hämoglobin besitzt eigene Farbe, die durch Laserlicht messbar ist
Klassisch:
Blut schlägt von roter zu brauner Farbe um nach Bildung von MetHb
Heutzutage wird die Analyse im Zellanalyser bevorzugt, da die Drabkin´sche Lösung giftig ist
Raucher und Menschen die in hoher Höhe wohnen haben einen höheren Hämoglobinwert
MetHämoglobin
Was ist der Hämatokrit-Wert?
• griechisch: haima = Blut und krinein= trennen, absondern
• Anteil der zellulären Bestandteile am Gesamtvolumen des Blutes
• gibt Auskunft über die Fließeigenschaften des Blutes
Hämatokrit: Referenzwerte
• Männer 40 - 48%
• Frauen 36 - 42%
• unter Normalwert: Anämien
• über Normalwert: entweder vermehrte Ery-Produktion (pathologisch oder normal z.B. Leistungssportler) oder Flüssigkeitsverlust (Fieber, Durchfall) und Exsikose (Austrocknung)
Hämatokrit > 45 bzw. 50% Polyglobulie
bei Werten < 35 bzw. 40% Anämie
Da die Zellfraktion zu 99% aus Erythrozyten besteht handelt es sich meist um eine Veränderung der Erythrozytenzahl.
Messung des Hämatokrit
Anämie: Referenzwerte
• die Menge an Hämoglobin
< 12 g/dL bei Frauen und
< 13 g/dL bei Männern
• die Zahl der Erythrozyten
< 4,3 Millionen bei Frauen beziehungsweise
< 4,8 Millionen bei Männern pro Mikroliter Blut
• der Hämatokrit
< 38% bei Frauen und
< 42% bei Männern
In welchen Fällen sind MCH-, MCHC-, MCV-Werte zu niedrig?
Niedrige Werte kommen zum Beispiel vor bei:
• Eisenmangel
• Vitamin B6-Mangel
• Eisenverwertungsstörung
• Infektionen
In welchen Fällen sind MCH-, MCHC-, und MCV- Werte erhöht?
Erhöhte Werte können auf viele Krankheiten oder Mangelerscheinungen weisen, zum Beispiel:
• Alkoholismus (MCH, MCV)
• Vitamin B12-Mangel
• Folsäuremangel
• Chronische Leberkrankheiten
• Blutkrankheiten (Leukämie, Plasmozytom)
Lebenszeit der Blutzellen im Blut
Retikulozyten
- **Retikulozyten**: Junge, unreife rote Blutkörperchen
- **Bildung**: Im Knochenmark, reifen 1-2 Tage im Blut
- **RNA-Reste**: Netzartige Struktur sichtbar unter Mikroskop
- **Funktion**: Entwickeln sich zu reifen Erythrozyten
- **Bedeutung**: Anteil zeigt Erythropoese-Aktivität
- **Anwendung**: Diagnose von Anämien und Regenerationsprozessen
Nachweisbar mit der Brilliantkresylblaufärbung
Endung Blast deutet auf Unreife hin. Zyten sind reife Blutzellen
Vergleich großes und kleines Blutbild
• Das kleine Blutbild (EDTA-Vollblut)
- Hb, Hkt, MCH, MCHC, MCV (= MCH / MCHC)
• Das große Blutbild (EDTA-Vollblut)
- kleines Blutbild
- plus Differentialblutbild
Differentialblutbild: Definition und Umfang
Untersuchung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und ihrer Verteilung im Blut
Neutrophile:
Segmentkernige (reif): Bekämpfen Bakterien durch Phagozytose
Stabkernige (unreif): Erhöht bei akuten Infektionen, Hinweis auf Linksverschiebung
Eosinophile: Parasitenabwehr, beteiligt an Allergien
Basophile: Freisetzung von Histamin bei Allergien
Lymphozyten: Abwehr von Viren, Teil des adaptiven Immunsystems
Monozyten: Phagozytieren Erreger und Zellreste, entwickeln sich zu Makrophagen
Linksverschiebung:
Merkmal: Erhöhte Anzahl stabkerniger (unreifer) Neutrophiler
Ursachen: Akute Infektionen, Entzündungen, Stressreaktionen
Bedeutung: Hinweis auf gesteigerte Immunaktivität, häufig bei akuten bakteriellen Infektionen
Rechtsverschiebung:
Merkmal: Mehr hypersegmentierte Neutrophile (überreif, mehr als 5 Segmente)
Ursachen: Vitamin-B12- oder Folsäuremangel, chronische Erkrankungen
Bedeutung: Kann auf Vitaminmangel (z.B. B12 oder Folsäure) oder chronische Erkrankung hinweisen
Neutrophile: 50-70%
Lymphozyten: 20-40%
Monozyten: 2-10%
Eosinophile: 1-4%
Basophile: 0-1%
Diagnose und Differenzierung von Infektionen, Entzündungen, Allergien, Leukämien, Immunschwäche
Die Verteilung der verschiedenen Leukozyten im Differentialblutbild wird in Prozent angegeben und sieht typischerweise so aus:
Neutrophile Granulozyten: 50-70%
Segmentkernige: ca. 45-65% (der Gesamtleukozyten)
Stabkernige: ca. 0-5% (der Gesamtleukozyten)
Eosinophile Granulozyten: 1-4%
Basophile Granulozyten: 0-1%
Entwicklung der Blutzellen
Ausgangszelle: Stammzelle
Differenzierung:
Lymphatische Stammzelle → T-Lymphozyt, B-Lymphozyt (→ Plasmazelle)
Myeloische Stammzelle → verschiedene Blutzellen
Wichtige Zelltypen:
Granulozyten:
Basophil (Allergien)
Eosinophil (Parasiten, Allergien)
Neutrophil (bakterielle Infektionen)
Monozyt → Makrophage (Phagozytose)
Thrombozyten (Gerinnung)
Erythrozyten (Sauerstofftransport)
Wachstumsfaktoren: GM-CSF, Interleukin-3, TPO, EPO
Bestandteile des Blutes aus hämatopoetischen Stammzellen im Knochenmark
Bild 1: Übersicht der Stammzellentwicklung im Knochenmark
Pluripotente hämatopoetische Stammzelle: Die Ursprungzelle für alle Blutzellen.
Gemeinsame lymphatische Vorläuferzelle: Differenziert sich zu B-Zellen und T-Zellen.
Gemeinsame myeloide Vorläuferzelle: Entwickelt sich weiter zu Granulozyten, Monozyten, Megakaryozyten und Erythrozyten.
Granulozyten-/Makrophagen-Vorläuferzelle: Führt zu verschiedenen Arten von Granulozyten und Monozyten.
Megakaryozyten-/Erythrozyten-Vorläuferzelle: Entwickelt sich zu Megakaryozyten und Erythroblasten, die schließlich zu Blutplättchen und Erythrozyten heranreifen.
Bild 2: Reife Blutzellen und deren Funktionen
B-Zellen und T-Zellen: Wichtige Komponenten des adaptiven Immunsystems.
Granulozyten: Bestehen aus neutrophilen, eosinophilen und basophilen Zellen, die verschiedene Aufgaben in der Immunabwehr haben.
Monozyten und dendritische Zellen: Monozyten entwickeln sich zu Makrophagen im Gewebe, während dendritische Zellen als Antigen-präsentierende Zellen fungieren.
Erythrozyten: Verantwortlich für den Sauerstofftransport im Blut.
Blutplättchen (Thrombozyten): Wichtige Rolle in der Blutgerinnung.
Myeloide Zellen der angeborenen Immunantwort im Blut
Systematik der Hämatopoese
Myelozyten-Entwicklung:
Myeloblast: Ursprungszelle der myeloischen Zellreihe.
Promyelozyt: Frühes Entwicklungsstadium.
Myelozyt: Übergangsstadium zu reiferen Zellen.
Metamyelozyt: Fortgeschrittenes Reifestadium mit gekrümmtem Kern.
Stabkerniger: Fast reifes Stadium, führt zu granulären weißen Blutkörperchen.
Reife Myelozyten:
Eosinophile: Bekämpfung von Parasiten, Rolle bei Allergien.
Neutrophile Segmentkernige: Hauptsächlich für bakterielle Infektionen.
Basophile: Beteiligung an allergischen Reaktionen, Histaminfreisetzung.
Monozyten: Entwickeln sich zu Makrophagen, wichtig für Phagozytose.
Lymphozytenlinie:
Lymphozyten: Entwicklung zu T-Zellen, B-Zellen, natürlichen Killerzellen (adaptive Immunabwehr).
Erkrankungen:
AML (Akute Myeloische Leukämie): Abnorme Myeloblastenvermehrung, stört Blutbildung.
CML (Chronische Myeloische Leukämie): Überproduktion von Myelozyten, langsam fortschreitend.
ALL (Akute Lymphatische Leukämie): Abnorme Lymphoblastenvermehrung, stört Lymphozytenentwicklung.
CLL (Chronische Lymphatische Leukämie): Langsam fortschreitend, Übervermehrung reifer Lymphozyten.
Verschiebung der Leukozyten
Anstieg unreifer neutrophiler Vorläuferzellen (z. B. Myelozyten, Metamyelozyten, Stabkernige).
Ursache: Akute Infektionen, Entzündungen, akute Leukämie, Stressreaktionen.
Knochenmark produziert vermehrt Neutrophile zur Infektionsabwehr.
Zunahme älterer, segmentierter Neutrophiler.
Ursache: Chronische Erkrankungen, Knochenmarksschwäche, Anämie, Lebererkrankungen.
Tritt oft bei der Erholung von Infektionen oder bei verminderter Neubildung auf.
Zusammenfassung:
Linksverschiebung: Reaktion auf akute Infektionen (mehr unreife Neutrophile).
Rechtsverschiebung: Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen (mehr ältere Neutrophile).
Leichte Linksverschiebung:
Erhöhte stabkernige Neutrophile (unreife Zellen).
Ursache: Leichte bakterielle Infektionen, Entzündungen.
Deutliche Linksverschiebung:
Auftreten von Myelozyten und Metamyelozyten im Blut.
Ursache: Schwere Infektionen, akute Erkrankungen (z. B. akute Leukämie).
Extreme Linksverschiebung (Leukoerythroblastose):
Anwesenheit von Myeloblasten, Promyelozyten und unreifen roten Blutzellen (Erythroblasten).
Ursache: Schwere Knochenmarkserkrankungen, Tumorinfiltration, schwere Infektionen.
Leichte Rechtsverschiebung:
Vermehrte segmentkernige Neutrophile mit mehr Kernsegmenten.
Ursache: Chronische Infektionen, ältere Menschen.
Deutliche Rechtsverschiebung:
Stark segmentierte Neutrophile (≥5 Kernsegmente).
Ursache: Vitamin-B12- oder Folsäuremangel, Knochenmarksschwäche.
Extreme Rechtsverschiebung:
Seltene extreme Kernsegmentierung.
Ursache: Sehr schwere chronische Erkrankungen, fortgeschrittene Knochenmarksdysfunktion.
Pathologisches Blutbild
Zuletzt geändertvor 6 Tagen