Was ist die Distribution und welche treibende Kraft steht dahinter?
Sobald der Arzneistoff im Blutkreislauf zirkuliert, beginnt seine Verteilung (Distribution):
Stofftransport zwischen verschiedenen Körperflüssigkeiten und Geweben
Durchblutung der Organe relevant
Treibende Kraft des Transportvorgangs ist das Konzentrationsgefälle zwischen den verschiedenen Verteilungsräumen
Wie ist die Distribution definiert?
Definition
Reversibler Substanztransport von einem Teil des Körpers in einen anderen
Arzneistoff → Blutbahn → Konzentrationsgefälle zwischen Blut und Gewebe → Verteilung im Gesamtorganismus
Verteilungsgleichgewicht:
Zustand konstanter Konzentrationsverhältnisse in den verschiedenen Teilen des Körpers
Wovon hängt die Verteilung im großem Maße ab?
Vor Erreichen des Verteilungsgleichgewichts hängt die Verteilung in hohem Maße von:
der Durchblutung der Organe und Gewebe ab!
(Verweilzeit in den Kapillaren: ca. 2 Sekunden)
→1. Initiale Verteilung
der Durchlässigkeit der Membranen ab.
der pH-Differenz von Plasma und Gewebe ab
Am Ende des Verteilungsprozesses stellt sich das Verteilungsgleichgewicht unabhängig von der Stärke der Durchblutung ein!
→ 2. Umverteilung
aus gut durchbluteten in die weniger gut durchbluteten Organe
Wovon ist der Übergang eines Arzneistoffes von der Blutbahn ins Gewebe abhängig?
Übertritt eines Arzneistoffes von der Blutbahn ins Gewebe ist abhängig von:
Durchblutung der Organe und Gewebe
Durchlässigkeit der Membranen
z.B. Blut-Hirn-Schranke deutlich besser abgedichtete
—> polare Substanzen benötigt
pH-Differenz von Plasma und Gewebe
Molekülgröße
Bindung an Plasma-und Gewebsproteine
Löslichkeit und chemische Eigenschaften
Konkurrenz: Elimination
Welche Verteilungsräume im Organismus gibt es?
Intrazellularraum (75% des KG)
Intrazelluläre Flüssigkeit (34% des KG)
Feste Zellbestandteile
Extrazellularraum
Plasmawasser (4% des KG)
Interstitieller Raum (20% des KG)
Transzelluläre Flüssigkeit (1,5% des KG)
Welchen Einfluss haben die Lösungseigenschaften auf die Verteilung eines Arzneimittels?
Einfluss der Löslichkeitseigenschaften
Wasserlösliche Substanzen: verteilen sich fast ausschließlich im Extrazellularraum
Fettlösliche Substanzen: reichern sich in Geweben mit hohem Lipidgehalt an, erreichen auch den Intrazellulärraum
—> Die meisten Arzneimittel sind wasser-und fettlöslich
Intrazelluläre Raum ist durch (lipophile) Zellmembranen vom interstitiellen Raum und vom Plasmaraum getrennt
⇒nur lipophile Substanzen können in die Zelle eindringen
Ausnahme: Carrier vermittelter Prozess oder aktiver Transport
Wo können sich die Arzeistoffe überall verteilen und warum tuen sie das?
Muster für Arzneistoffverteilung
In Abhängigkeit von ihren physiko-chemischen Eigenschaften, verteilen sich Arzneistoffe (AS)
nur im Plasma
(z.B. Plasmaexpander, AS mit hoher Eiweißbindung)
im gesamten Extrazellularraum
(= im Plasma und im restlichen Extrazellularraum) (wasserlösliche Substanzen mit niedrigem Molekulargewicht z.B. Ethanol, einige Sulfonamide)
in spezifischen Geweben (z.B. Iod, Omeprazol)
im Extra-und im Intrazellularraum
Wie ist die Bioverfügbarkeit definiert?
Bioverfügbarkeit bedeutet die Geschwindigkeit und das Ausmaß, mit denen ein Wirkstoff oder therapeutisch wirksamer Wirkstoffteil aus einer pharmazeutischen Form absorbiert wird und am Wirkort oder im systemischen Kreislauf vorliegt.
Wie ist die absolute Bioverfügbarkeit definiert und wie wird diese berechnet??
Absolute Bioverfügbarkeit beschreibt das Ausmaß, und die Geschwindigkeit, mit der ein WS aus einer Arzneiform (pharmazeutischen Form) im Vergleich mit einer intravenös (i.v.) gegebenen gleichen Dosis (Standard) im Organismus verfügbar ist
Bioverfügbarkeit nach intravenöser Applikation (i.v.) = 100
WIe ist die relative Bioverfügbarkeit definiert und wie wird sie berechnet?
Relative Bioverfügbarkeit beschreibt das Ausmaß, und die Geschwindigkeit, mit der ein WS aus einer Arzneiform (pharmazeutischen Form) im Vergleich zu einer gleich applizierten Bezugsform (Standard) im Organismus verfügbar ist.
Der Vergleich sollte mit der auf vergleichbarem Verabreichungsweg am besten verfügbaren Zubereitung erfolgen, meist Lösungen
—> Berechnen wahrscheinlich nicht in Klausur
Welche Substanzen reichern sich in welchen Geweben an?
Fettgewebe
lipophile Substanzen
Chlorfenotan (DDT)
Knochen
kalciumähnliche Substanzen
Pb, Sr
Chelatbildner
Tetracycline
Bisphosphonate
Schilddrüse
iodähnliche Substanzen
Radioiod, Thiamazol
Was ist das Verteilungsvolumen?
Verteilungsvolumen (Vd) resp. scheinbares Verteilungsvolumen
das fiktive Volumen eines menschlichen oder tierischen Körpers, in das ein bestimmter Wirkstoff oder Arzneistoff sich vom Blutplasma ausgehend verteilt.
—> Das Verteilungsvolumen (Vd) ist eine reine Rechengröß
Wie wird das Verteilungsvolumen berechnet und wovon ist es abhängig?
in Abhängigkeit von der Lipophilie oder Hydrophilie eines Wirkstoffs muss das Verteilungsvolumen beim gleichen Organismus für verschiedene Wirkstoffe unterschiedlich groß sein und dabei Volumina annhemen, die deutlich größer als das Körpervolumen sind
Je größer Vd, umso größer ist der Anteil, der sich außerhalb des Plasmaraums befindet
Vd hängt von der relativen Affinität des Arzneimittels zu den Plasmaproteinen und den Gewebebestandteilen ab
—>unpolare Stoffe haben ein größeres Verteilungsvolumen
Nenne drei Beispiele für typische Verteilungsmuster:
Verteilung im Plasmawasser (~0,05 l/kg)
z.B. Heparin (zu groß, um Kapillarwand leicht zu durchdringen).
Verteilung in extrazellulärer Flüssigkeit (~0,2 l/kg)
z.B. Gentamycin (zu polar, um in Zellen einzudringen)
Verteilung im Gesamt-Körperwasser (~0,6 l/kg)
z.B. Phenytoin, Ethanol (hohe Lipidlöslichkeit, durchqueren Membranen)
—> Bindung außerhalb des Plasma-Kompartiments und/oder Verteilung im Körperfett
—> Vd kann grösser werden als das Gesamt Körpervolumen
Was sind mögliche Verteilungshindernisse?
Verteilungshindernisse:
Erschwerter Durchtritt, wenn Endothelien und Basalmembran lückenlos sind.
Erhebliche Einschränkung, wenn sich auf den Kapillaren zusätzlich Zellen befinden
Hirnkapillaren sind dicht von Gliazellen umgeben
—> Blut-Hirn-Schranke
Kapillaren zum Liquorraum werden von einem einschichtigen Epithel überzogen
—> Blut-Liquor-Schranke
Wie unterscheiden sich periphere von zerebralen Kapillaren (Blut-Hirn-Schranke)?
Wie kommt es zu Stoffaustausch bei der Blut-Hirn-Schranke?
Lipidlösliche Substanzen können die Schranken gut, lipidunlösliche dagegen schlecht überwinden, sofern keine aktiven Transportmechanismen existieren
Bei entzündlichen Prozessen nimmt die Permeabilität der Schranken zu
Was ist das Verteilungshindernis beim intrzellular Raum und bei Eiweißbindung und bei Bindung an Plasmaproteine?
Intrazellulärer Raum
Der intrazelluläre Raum ist durch Zellmembranen vom interstitiellen Raum und vom Plasmaraum getrennt.
Daher können nur lipophile Substanzen in die Zellen eindringen
Eiweißbindung
Weiterer wesentlicher Faktor für die Verteilung
Bindung an Plasmaproteine und Gewebeprotein
—> Arzneimittel kann sich eventuell nicht mehr lösen
Bindung von Arzneistoffen an Plasmaproteine
Menschliches Serumalbumin —> Besitzt 2 Bindungsstellen
Saures alpha1-Glykoprotein —> Bindet basische Substanzen
Welche WW sind an der Eiweißbindung beteiligt?
Welchen Einfluss hat die Proteinbindung auf die Verteilung des Arzneistoffes?
Eiweißbindung:
Entsprechend der chemischen Struktur der Arzneistoffe sind beteiligt:
Ionenbindungen
Wasserstoffbrückenbindungen
Dipol-Dipol-Bindungen
Hydrophobe Wechselwirkungen
Die unterschiedlichsten Substanzen werden gebunden!
Einfluss der Proteinbindung auf die Verteilung des Arzneistoffs
Was ust noch wichtig im Bezug auf die Eiweißbindung?
Eiweißbindung ist für körperfremde Stoffe relativ unspezifisch
Eiweißbindung ist reversibel
Ausmaß der Proteinbindung wird von der Eiweiß- und Wirkstoffkonzentration bestimmt
Abhängig vom Lebensalter
Abhängig von Begleiterkrankungen
Was bewirkt eine verminderung/ Erhöhung des Albumin und des sauren alpha1-Glykoproteins?
Erhöhen
Albumin
alpha1-Glykoprotein
Hypothyreose
Morbus Crohn
Verbrennungen
Infektionskrankheiten
Erniedrigen
Unterernährung
orale Kontrzeptiva
Leberzirrhose
Welche Auswirkungen hat eine Bindung an Eiweiß genau?
Auswirkungen auf Wirkstärke, Wirkdauer und die Elimination von Arzneistoffen:
Der gebundene Arzneistoff…
kann nicht zum Wirkortgelangen (diffundieren)
wird nicht in der Leber umgewandelt
(metabolisiert, keine Biotransformation)
kann nicht ausgeschieden werden
Nur die freie Form kann an die Wirkorte gelangen
Speicherform, aus der bei einer Konzentrationserniedrigung der freien Form zur Wiederherstellung des Gleichgewichts Arzneistoffmoleküle freigesetzt werden
Möglichkeit der Konkurrenz um die Bindungsstellen zwischen verschiedenen Arzneistoffen
Wenn der gebundene Anteil eines Arzneistoffes hoch ist
Auch körpereigene Stoffe können verdrängt werden z. B. Bilirubin
Was passiert bei der Plasmaeiweißbindung von Macrumar und Voltaren?
—> Wirkung des Macumars wird verstärt
Spezieller Verteilungsprozess
Was passiert beim Enterogastralen Kreislauf?
Enterogastraler Kreislauf
Liegt dann vor, wenn basische Arzneistoffe aus dem Blut in den Magen gelangen und dann im Dünndarm teilweise wieder resorbiert werden
Aufgrund der pH-Differenz zwischen Magen und Blut bzw. Mukosazelle kann sich auch eine Transportrichtung vom Blut in den Magen ergeben.
Parenteral applizierte basische Pharmaka können wegen des pH-Gefälles zwischen Mukosazelle und Magenlumen in den Magen sequestriert werden und dort hohe Konzentrationen erreichen (z. B. Morphin)
Deshalb ist z. B. bei einer Morphinintoxikation, auch wenn sie parenteral erfolgte, noch Stunden nach der Applikation eine Magenentleerung bzw. die Gabe von Kohle sinnvoll (enterogastraler Kreislauf).
Wie verläuft der Entero-hepatische Kreislauf?
Inwiefern ist die Plazenta ein spezieller Verteilungsprozess?
Plazenta
Membran mit vielen Poren, die für lipophile und hydrophile Arzneistoffe verhältnismäßig gut durchlässig ist
Inwiefern spielt ist die Muttermilch ein spezieller Verteilungsprozess?
Muttermilch:
Niedriger pH-Wert im Vergleich zum Blut, hoher Fettgehalt
Arzneistoffe mit basischen und lipophilen Eigenschaften reichern sich an z.B. Nicotin, Alkohol, Insektizide
Zuletzt geändertvor 11 Tagen