Welche Faktoren bestimmen die toxische Wirkung des Stoffes?
Exposition
Dosis (äußere Exposition)
Expositionshäufigkeit (akut, chronisch)
Einwirkort (lokal, systemisch9
Toxikokinetik
Zielstrukturen, Wirkungsmechanismen
toxische Potenz, intrinsische Aktivität (Dosis-Wirkungs-Beziehung)
physikochemische Stoffeigenschaften
individuelle Empfindlichkeit (Suszeptibilität) des Organismus
Dosisabhängigkeit gilt nicht für …
… für Interaktionen mit dem Erbgut, bei welchem theoretisch bereits eine (!) Interaktion genügt, um kanzerogen, teratogen oder mutagen zu wirken.
Dosis-Wirkungs-Beziehung für nicht essentielle Fremdstoffe
halblogarithmisch
ED50 (Effektive Dosis mit 50% des Maximaleffektes) kann besser abgelesen werden
es gibt einen eindeutigen Kontrollbereich
Dosis-Wirkungs-Beziehung: linear
Wirksamkeit
intrinsische Aktivität
Potenz
Wirkstärke
Gefährdungspotential
Anhand von Dosis-Wirkungs-Beziehungen lässt sich das Gefährdungspotential von Chemikalien beurteilen
Dosis-Wirkungs-Beziehung für essentielle Stoffe
z.B. Vitamine, Spurenelemente
Sowohl Unterversorgung als auch Überdosierung können zu einer Schädigung führen!
Lipophilie
Störung der Ionenpermeabilität und damit der Erregungsleitung
Beispiele: Lösemittel, Inhalationsnarkotika
besonders bei unspezifischen Effekten spielt die Lipophilie von Stoffen oft eine bedeutende Rolle
Molekülstruktur
Besonder die spezifischen, rezeptorvermittelten biologischen Wirkungen werden durch die Struktur eines Stoffes bestimmt.
Agonist und Antagonist
Stereospezifität
Stereoselektivität der Rezeptorbesetzung
Enantionmere des Noradrenalins: S-Enantiomer stärker wirksam als das R-Enantiomer
Enantiomere des Thalidomids (Contergan)
S-Enantiomer -> teratogen
R-Enantiomer -> beruhigend
Affinität
Bindung am Rezeptor
Intrinsische Aktivität
Wirkungsauslösung
Suszeptibilität
Variation der Empfindlichkeit
zwischen verschiedene Spezies
innerhalb einer Spezies
zwischen verschiedenen Individuen (interindividuell)
bei einem einzelnem Individuum (intraindividuell)
Akute orale Toxizität (LD50) von 2,3,7,8-TCDD (Tetrachloridbenzodioxin)
Spezies
Mikrogramm pro Kilogramm
Meerschweinchen
Ratte
Rhesusaffe
Maus
Goldhamster
0,6-2,1
22-66
70
114-284
1157-5051
Individuelle Suszeptibilität - Dispositionsfaktoren
Alter
Geschlecht
Lebensgewohnheiten
Gesundheitszustand
multiple Exposition
Erbfaktoren
Individuelle Suszeptibilität - Dispositionsfaktoren: Alter
Resorption
Verteilungsvolumen
hepatische und renale Clearance
Organreifung
Besonderheiten bei Kindern
größerer Extrazellulärraum (Verteilungsraum für hydrophile Stoffe)
Barrieren noch durchlässiger
Myelinisierung der Gehirnnerven noch nicht abgeschlossen
anderes Ernährungsverhalten (Flüssigkeit, Obst)
höhere Zellteilungsrate
längere Lebenserwartung (Expositionszeit)
Nierenfunktion noch nicht ausgereift
Fremdstoffmetabolismuss noch nicht ausgereift
Plasmahalbwertszeit von Coffein
Altersgrupppe
t 1/2 (h)
Neugeborene
3-4 Monate alte Babys
Erwachsene
36-144
14
3-5
Altersbedingte Einflüsse auf die Toxikokinetik: betroffener kinetischer Parameter
Resorption, Bioverfügbarkeit
hepatische Clearance, Bioverfügbarkeit
renale Clearance
ab ca. 70 Jahre
Altersbedingte Einflüsse auf die Toxikokinetik: betroffener kinetischer Parameter - Resorption, Bioverfügbarkeit
Magen-Darm-Trakt
Säureproduktion ↓
Schleimhautoberfläche ↓
Durchblutung ↓
Magenperistaltik, -entleerung ↓
Altersbedingte Einflüsse auf die Toxikokinetik: betroffener kinetischer Parameter - hepatische Clearance, Bioverfügbarkeit
Leber:
Lebermasse (-40%) ↓
Durchblutung (-75%) ↓
Enzymaktivität ↓
Enzyminduktion ↓
Altersbedingte Einflüsse auf die Toxikokinetik: betroffener kinetischer Parameter - renale Clearance
Nieren:
Durchblutung (-50%) ↓
Glumeruläre Filtration (-50%) ↓
Tubuläre Sekretion ↓
Altersbedingte Einflüsse auf die Toxikokinetik: betroffener kinetischer Parameter - Verteilungsvolumen
Gesamtkörper:
Körperfett (+50-100%) ↑
Muskelmasse (-20%) ↓
Gesamtkörperwasser (-20%) ↓
Serumalbumin (-20%) ↓
Individuelle Suszeptibilität - Dispositionsfaktoren: Geschlecht
Verteilungsraum (Fett/Wasser)
Biotransformation (u.a. abhängig vom Hormonstatus)
Schwangerschaft (Resorption, renale Elimination)
Geschlechtsunterschiede bei der Testung auf Kanzerogene Wirkungen bei der Maus
Substanz
weiblich
männlich
Chlordan
p-Nitrosodiphenylamin
2,4-Diaminotoluol
2,4-Dinitrotoluol
Aldrin
Hydrazobenzol
Piperonyl sulfoxid
++
--
Tumerinzidienz:
++ erhöht
-- nicht erhöht
Individuelle Suszeptibilität - Dispositionsfaktoren: Lebensgewohnheiten
Ernährung
Konsum von Genussgiften
körperliche Aktivität
Bedeutung der Ernährung
tierische/pflanzliche Nahrung
Schadstoffbelastung/Schutzfaktoren (z.B. Antioxidantien)
Kaloriengehalt, Wirkung auf Fremdstoffmetabolisierung
Einfluss auf Repairmechnismen und Immunsystem
mikrobielle Bildung toxischer Stoffe im Colon
Energie-Reduktion senkt das Risiko für Karzinome der Leber
Individuelle Suszeptibilität - Dispositionsfaktoren: Gesundheitszustand
Leber
Niere
Gastrointestinaltrakt
Haut
Individuelle Suszeptibilität - Dispositionsfaktoren: Multiple Exposition
Arbeitumfeld
Lebensumfeld
Arneimittel (Enzyminduktion, -hemmung?)
Kombinationswirkung von Schadstoffen
unabhängige Wirkungen: Die einzelnen Stoffe beeinflussen sich weder direkt noch indirekt in ihrer Wirkung. Sie verhalten sich so als wäre jeder nur allein im Körper vorhanden.
Antagnonismus: Die Wirkung einer Substanz wird durch den zweiten anwesenden Stoff abgeschwächt.
Synergismus: Der Effekt eines Wirkstoffes wird durch einen zweiten Stoff verstärkt.
Individuelle Suszeptibilität - Dispositionsfaktoren: Erbfaktoren
Gendefekte
genetischer Polymorphismus
Genetischer Polymorphismus vs. Gendefekte
Verhandensein von Genen, die innerhalb einer Population in zwei oder mehreren Varianten (Allelen) auftreten und zu Genprodukten mit unterschiedlichen Erscheinungsformen (Phänotypen) führen
Gendefekte: Genetische Varianten, die nur bei <1% der Bevölkerung von der Norm abweichen
Genetische Polymorphismen sind beim Menschen sehr häufig und beeinflussen die Toxikokinetik und Toxikodynamik von Schadstoffen und Arzneimitteln
Genetischer Polymorphismus - Betroffen sind unter anderem Gene, die für folgende Systeme codieren
Enzyme des Fremdstoff-metabolisierenden Systems (Phase I und Phase II)
zelluläre Transportsysteme (z.B. ABC-Transporter)
Enzyme für die Reparatur von DNA-Schäden
Dichte und Ansprechbarkeit von Rezeptoren
Tumor-Suppressoren
Krebsrisiko und Enzymausstattung
-> Maus hat ein höheres Krebsrisiko
Geographische und interethnische Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung varianter Gene (Beispiele)
ADH2 und AIDH2 (Alkohol- und Aldehyddehydrogenase)
NAT2 (N-Acetyltransferase 2)
>80% der Asiaten (Japaner, Chinesen) schneller Acetylierer
Folge: erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs
Auslöser: aromatische Amine, Hydrazine, Sulfonamide
bei >50% der Asiaten (speziell Japaner) abweichende Enzymvarianten (nicht bei Indern)
Folge: Alkoholunverträglichkeit (Flush) durch kumulierendes Acetaldehyd
Interethnische Verteilung der NAT2 und vermutete Gesundheitsrisiken: Anteil der schnellen Acetylierer in verschiedenen Ländern
hoher Anteil an schnellen Acetylierer: Japaner und Chinesen
niedriger Anteil an schnellen Acetylierer: Marokkaner und Ägypter
mittlerer Anteil an schnellen Acetylierer: Italiener und Deutsch
Interethnische Verteilung der NAT2 und vermutete Gesundheitsrisiken: Auswirkungen des Acetylatorstatus auf Erkrankungsrisiken
Phänotyp
erhöhtes Risiko
schnell
langsam
Krebs des Dick- und Enddarms
Krebs der Blase
Autoimmungerkrankung (spontaner Lupus)
Diabetes (bei Kaukasiern)
Zusammenfassung
Exposition (Bioverfügbarkeit)
Einwirkdauer/-häufigkeit (akut, chronisch)
Einwirkort (lokal, systemisch)
Zielstrukturen, Wirkungsqualität (-mechanismen)
Dosis-Wirkungs-Beziehung (intrinsische Aktivität, Potenz)
Stoffeigenschaften (physikochemisch, Struktur)
individuelle Empfindlichkeit (Suszeptibilität)
… und natürlich die Fähigkeit des Organismus zur Adaptation, Gegenregulation und Regeneration
Zuletzt geändertvor 9 Tagen