Krebs-Risikofaktoren
Ernährung (30-40%)
Rauchen (25-30%)
Infektionen (5-15%)
Berufliche Exposition (4-8%)
Genetische Vorbelastung (5%)
Alkohol (3%)
Ionisierende Strahlung (1-2%)
Luftschadstoffe (1%)
Wichtiges Werkzeu zur Identifizierung von krebsauslösenden Faktoren
Empidemiologische Studien
Häufigsten Todesursachen in Deutschland
Krankheiten des Kreislaufsystems
Neubildungen
Inzidenz und Mortalität- Veränderung in den vergangenen Jahrzenten
Inzidenz steigt
Mortalität nimmt ab aufgrund von vermehrter Vorsorgeuntersuchungen
Nach Altersbereich aufgegliederte Krebstodesrate in Deutschland
Die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken steigt mit zunehmenden Alter stark an
Wäre nur ein Ereignis nötig, dass zur Krebsentstehung führt, wäre diese Wahrscheinlichkeit unabhängig vom Alter
Der Verlauf der Kurve lässt abschätzen, dass ca. 6 Ereignisse notwendig sind bis eine Zelle zur Krebszelle entartet
Die häufigsten Krebstodesursachen in Deutschland
Männer
Frauen
Lunge
Dick- und Enddarm
Prostata
Bauchspeicheldrüse
Magen
Brust
Ovarium
Magenkrebs als Todesursache hat seit 1950 stark abgenommen -> Bessere Lebensmittelhygiene und Kühlung, Rückgang der Helicobacter pylori-Infektion und Fortschritte in der Medizin
Lungenkrebs und Pankreaskarzinom als Todesursache bei Frauen steigt, alles andere sinkt
Zigarettenrauchen
eine der wichtigsten Krebsursachen
Organe: Lunge, Mundhöhle, Ösophagus, Pankreas, Kehlkopf, Harnblase, Niere, Magen
Ernährung, körperliche Aktivität und Krebsprävention
so schlank wie möglich innerhalb des normalen Körpergewichtsbereich
täglich körperliche Aktivität
energiedichte Lebensmittel begrenzen und zuckerhaltige Getränke vermeiden
überwiegend pflanzliche Lebensmittel
Verzehr von rotem Fleisch begrenzen und Verzehr von verarbeitetem Fleisch vermeiden
Begrenzung des Konsums alkoholischer Getröänke
Begrenzung des Sazlkonsums und Verzehr von verschimmelten Getreide oder Hülsenfrüchte vermeiden
Nährstoffbedarf sollte ausschließlich durch Lebensmittel gedeckt werden, ohne auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen
Mütter sollten stillen und Säuglinge sollten gestillt werden
Für Krebsbetroffene gelten die Empfehlungen zur Krebsprävention
Was ist Krebs?
bis 1970 war die Ursache der Erkrankung weitestgehend unverstanden
bezeichnet in der Medizin einen malignen (bösartigen) Tumor (lat. Geschwulst), gekennzeichnet durch beschleunigte Zellteilung und/oder verlängerte Lebenszeit
Ursache sind häufig Mutationen in Tumorsuppressor- und Proto-Onkogenen im Genom der Zelle
-> Krebs ist unkontrolliertes, entreguliertes Zellwachstum
-> eine genetische Erkrankung der Zelle
Benigne Tumore
langsam
expansiv
lokal begrenzt
Maligne Tumore
schnell
infiltirierend, destruierend
metastasierend
Karzinome
Deckgewebe, Drüsengewebe
80% aller Tumore
Sarkome
Bindegewebe
Melanome
Melanozyten
Retino-, Glio- und Neuroblastome
Retina, Gliazellen, Neuronen
Leukämie, Lyphome
hämatopoetische bzw. lymphatische Zellen
Regulation des Zellwachstum
Entscheidungsprozesse der Zelle: Apoptose? Wachstum/Differenzieren? Teilen?
-> Mehr als 200 Gene sind für diese Entscheidungsprozesse verantwortlich
Protoonkogene
Als Protoonkogene bezeichnet man normale Gene der Zelle, die durch eine Mutation im Regulationsbereich zu Onkogenen mutieren können
sind in der Lage, strukturell veränderte oder fehlregulierte Proteine zu synthetisieren, welche die Proliferation und das Überleben der Zelle verstärken
Tumorsuppressorgene
steuern die Bildung von Eiweißen, die das Zellwachstum unterdrücken
tragen folglich zur Krebsentstehung bei, wenn sie durch Mutationen ausgeschaltet werden.
Protoonkogene und Tumorsupressorgene
Beispiel eines Protoonkogens
Die Telomerase
“Endreplikations-Problem”: bei jeder Zellteilung werden die Chromosomen um ca. 35 Nukleotide kürzer
nach mehreren hundert Zellteilungen: als Schaden erkannt -> Apoptose
Telormerase kann Enden (Telomere) verlängern
in differenzierten Zellen wird Telomerase kaum exprimiert
Tumorzellen exprimieren Telomerase verstärkt -> Apoptose wird nicht eingeleitet, Zelle wird unsterblich
Wachstum im erwachsenen Körper
Physiologisches Ersatzwachstum
Blut-, Immunzellen, Haut, Schleimhäute
Geringe Lebensdauer von differenzierter Zellen
Erythrozyten: 120 Tage
Epidermis: 30 Tage
Dünndarmschleimhaut: 2 Tage
Ersatz durch Teilung von Stammzellen
Regeneratives Wachstum
Zellverlust durch Verwundung, akute oder chronische Entzündung oder Toxizität -> Ersatz durch erhöhte Zellteilung
Adaptives/hormonell induziertes Wachstum
Initial erhöhte Zellteilung, chronische Hyperplasie während der Dauer der Stimulation, danach Regression durch Apoptose
Drei grundlegende DNA-schädigende Faktoren
Biologisch
Physikalisch
Chemisch
Drei grundlegende DNA-schädigende Faktoren: Biologisch
Onkogene Viren (z.B. Humanes Papillomavirus, Hepatitis B Virus)
Bakterien (Heliobacter pylori), Parasiten
Drei grundlegende DNA-schädigende Faktoren: Physikalisch
Ionisierende Strahlung, UV-Strahlung
Drei grundlegende DNA-schädigende Faktoren: Chemisch
natürliche/naturfremde kanzerogene Chemikalien
Chromosomen
Chromosomen sind die Strukturen, die Ihre Gene enthalten und die sich im Inneren jeder Zelle befinden
Jedes Chromosom ist eine lange DNA-Kette mit Hunderten von Genen, die miteinander verbunden sind
Zellen des Körpers enthalten 46 Chromosomen im Zellkern, die in 23 Paaren angeordnet sind
DNA
Die DNA trägt die Erbinformation von Lebewesen und ist somit quasi der Bauplan eines Individuums
DNA steht für Desoxyribonukleinsäure
Grundaufbau der DNA
Der DNA-Faden ist wie eine Strickleiter aufgebaut.
Das Rückgrat der Leiter besteht aus einem Zucker, der Desoxyribose, verbunden im Wechsel mit Phosphat
Die Sprossen dieser Leiter werden von vier organischen Basen gebildet: Adenin (A) und Thymin (T), Cytosin (C) und Guanin (G)
Die Strickleiter ist um die eigene Achse schraubenförmig gedreht - das erhöht die Stabilität. Das Fachwort für diese Schraube ist Helix. Im Fall der DNA liegt eine Doppelhelix vor
Gene
In jedem Chromosom gibt es bestimmte Abschnitte der DNA - die sogenannten Gene
In ihnen sind Merkmale - wie zum Beispiel die Blutgruppe - festgelegt
Der Mensch besitzt 30.000 - 50.000 Gene
Das Gen ist der Ort, auf dem ein Merkmal definiert wird
Die Ausprägung dieses Merkmals wird durch die Basenabfolge an diesem Genort bestimmt
Wichtige DNA-Schäden
Addukt
Doppelstrangbruch
Depurinierung
Strangvernetzung
Pyrimidin-Dimersisierung
Einzelstrangbruch
DNA-Protein-Verbindung
Pyrimidin-Dimerisierung
Molekulare Mechanismen der Krebsentstehung
Vier wesentliche Mechanismen:
Mutationen in Protoonkogenen
Mutationen in Tumorsuppressorgenen
Unvermögen Apoptose einzuleiten
Defekte bei der DNA-Reparatur
Vermehrung und Lebensdauer von Zellen werden vielfältig reguliert -> Organ- und Gewebekonstanz
Krebs ist unkontrolliertes, entreguliertes, Wachstum
Mondscheinkrankheit (Xeroderma pigmentosum)
Pyrimidin-Dimere (hauptsächlich Thymin) werden nicht entfernt und führen zu Replikationsfehlern:
Dimere und andere DNA-Schäden werden normalerweise permanent durch verschiedene DNA-Reperaturmechanismen beseitigt
Chemische Kanzerogene
Sammelbezeichnung für alle Stoffe, die im Tierexperiment nachweisbar bösartige Tumore hervorrufen
Ihre Wirkung kann sich äußern durch:
eine Erhöhung der Krebsinzidenz
eine Verkürzung der Latenzzeit der Tumorentstehung
das Auftreten von Krebsformen, die nicht in den jeweiligen Kontrollen beobachtet werden
zu einer Erhöhrung der Zahl von Tumor pro Tier führen
Einstufung von Substanzen: International Agency for Research on Cancer (IARC)
Gruppe 1: karzinogen (krebserregend) für Menschen (120 Stoffe)
Gruppe 2A: wahrscheinlich karzinogen für Menschen (82 Stoffe)
Gruppe 2B: möglicherweise karzinogen für Menschen (299)
Gruppe 3: nicht klassifiziert für Menschen (502)
Gruppe 4: wahrscheinlich nicht karzinogen für Menschen (1)
Gefahrenbezogene Analyse
Einstufung nach Qualität der Datenlage (Epidemiologie, Tierexperimente)
Auswahl Humankarzinogene (IARC Gruppe 1)
Mischungen: Alkoholische Getränke, Betelnuss-Tabak, Ruß, Tabackrauch, Mineralöl
Biologische und physikalische Faktoren: Hepatitis B-Virus, Human pappilloma Virus, Heliobacter pylori, UV-Strahlung, Sonnenlicht, Ionisierende Strahlung
Substanzen: Arsen, Asbest, Benzol, Cadmium und Verbindungen, Radon, Aflatoxine
Arzneimittel: Östrogen-Ersatztherapie, Tamoxifen
Einstufung krebserzeugender Substanzen gemäß Deutscher Forschungsgemeinschaft
Kategorie 1: beim Menschen als krebserzeugend erwiesen, epidemiologische Daten vorhanden
z.B. Acrylamid, Asbest, Benzol, Passivrauch
Kategorie 2: als kreberzeugend beim Menschen anzusehen, experimentelle Daten aus Tierversuchen vorhanden
z.B. Dichlormethan, Formaldehyd
Kategorie 3: der Verdacht auf krebserzeugende Wirkung ist gegeben, aber noch nicht hinreichend gesichert
z.B. Lindan, Ozon
Kategorie 3A: gut untersucht, Nacchweis reicht nicht aus, um in Kategorie4 2 einzustufen
z.B. Dichloessigsäure, 1,2-Toluylendiisocyanat
Kategorie 3B: unzureichend untersucht, aber Anlass zu Besorgnis
z.B. PCB, BHA, Erdöl-Destillate, Hg
Kategorie 4: nicht-genotoxischer Wirkungsmechanismus steht im Vordergrund, kein wesentlicher Arbeitsplatz-bezogener Beitrag zum Krebsrisiko
Anilin, Ethylbenzol
Kategorie 5: genotoxische Wirkstoffe mit geringer Wirkungsstärke
z.B. Ethanol, Thiabendazol
Analyse und EInstufung unter Einbeziehung von Exposition, d.h. des Risikos
Ames-Test auf Mutagenität
misst das mutagene Potenzial verschiedener Chemikalien
das potenzielle Mutagen wird mit einer Bakterienkultur gemischt, die mit einem Rattenleberextrakt inkubiert ist
Das Rattenleberextrakt enthält Enzyme, die bestimmte nichtmutagene Chemikalien in Mutagene umwandeln
Man verwendet als Testbakterium eine Mangelmutante von Salmonella, die nicht die Fähigkeit besitzt, die Aminosäure Histidin zu synthetisieren
Diese Bakterienzellen sind nicht überlebensfähig, wenn sie auf einem Wachstumsmedium ohne Histidin ausgestrichen werden
Einige dieser Bakterien, die sog. Reversanten, machen eine Rückmutation durch, die sie befähigt, ohne Histidin zu wachsen, und bilden Kolonien auf Histidin-freiem Medium
Da ein Mutagen die Frequenz der Rückmutation erhöht, lässt sich die mutagene Potenz der im Test befindlichen Chemikalie anhand der erhöhten Zahl von Kolonien auf Histidin-freiem Medium im Vergleich mit den Koloniezahlen einer unbehandelten Kontrolle bestimmen
Kein Test auf Kanzerogenität!
Beruflich verursachte Krebserkrankungen und verursachende Arbeitsstoffe
Aromaten: Aromatische Amine, Benzol, Kokereirohgase (PAK), Ruß, Rohparaffin, Teer, Pech (PAK)
Stäube: Asbest, Quarzstaub, Eichen/-Buchenholzstaub
Metalle: Chrom, Nickel, Arsen und die Verbindungen
Chlorierte Kohlenwasserstoffe: Halogenierte Alkyl-Aryl-Oxide, Vinylchlorid, Trichlorethylen, Halogenkohlenwasserstoffe
Asbest
Asbest: faserförmige Silikate
bis 1000°C beständig, isoliert sehr gut Hitze und Kälte
säurefest, witterungsbeständig, geringes Gewicht
billig -> häufig, leicht abbaubare Vorkommen
Asbestos (griechisch): unauslöschlich, unzerstörbar
Aber: Faserstäube dringen tief in die Lunge vor: Asbestose, Krebs
Weltweit verantwortlich für Millionen Tote
Asbestverbot
1942: Lungenkrebs und Asbestose in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt
1972: Einführung von Schutzvorschriften am Arbeitsplatz
1995: Verbot der Herstellung und Vermarktung
Krebserzeugende Stoffe im Zigarettenrauch
Acrolein
Formaldehyd
N-Nitrosonornicotin
Anilin
Cadmium
Nickel
Ben(a)pyren
Hydrazin
Benz(a)anthrazen
N-Nitrosopyrrolidin
Vinylchlorid
Mehr krebserzeugende Stoffe im Nebenstrom um ein vielfaches höher als im Hauptstrom
Kanzerogene Metallverbindungen
Aluminium (Kategorie 2): Aluminiumoxid (Fasterstaub)
Arsen (Kategorie 1)
Beryllium (Kategorie 1)
Blei (Kategorie 2)
Cadmium (Kategorie 1)
Chrom (Kategorie 1)
Cobalt (Kategorie 2)
Nickel (Kategorie 1)
Quecksilber (Kategorie 3B)
Titan (Kategorie 2)
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
Anthracen-Abkömmlinge
Benzo(a)pyren
Lokale und systemische Kanzerogene
Metabolische Aktivierung
Aromatische Amine
Systemische Kanzerogene
Substanzspezifische Organspezifität: ß-Naphthylamin -> Harnblase
Geschichte: 1895 Anilinarbeit, Anilinkrebs (Blasenkrebs)
Aromatische Amine - Entstehung, Vorkommen
Kommen in der Natur nicht vor
Entstehen z.B. bei Erhitzen von Fleisch (N-heterozyklische aromatische Amine)
Bestimmte Azofarbstoffe werden im Organismus in aromatische Amine umgewandelt
Synthetisch hergestellt: Farbstoffe, Arzneimittelsynthese, Antioxidantien
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) - Entstehung, Vorkommen
Unvollständige Verbrennung von organischen Materialien (Autoabgase, Tabakrauch, Kohle, Erdöl) -> Ablagerung in Sedimenten, auf Gemüsepflanzen
Pyrolyse von Aminosäuren, Fettsäuren, Kohlenhydraten -> Rösten, Braten, Backen, Grillen, Frittieren, Räuchern
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) - Geschichte
1779: Kaminkehrer, Hautkrebs: Scrotum
1873: Teerarbeiter, Hautkrebs: Hände, Arme
1917: Experimentelle Erzeugung von Hautkrebs, Kaninchen, Teer
1930/33: Identifizierung der verantwortlichen PAK
Nitrosamine
Leitsubstanz: Dimethylnitrosamin
ca. 300 experimentell untersuchte Nitrosamine sind für Mäuse bzw. Ratten kanzerogen
Nitrosamine - Entstehen, Vorkommen
Lebensmittel: gebratenes, geräuchertes Fleisch, Wurst, Käse, Bier
Tabakrauch
Arbeitsplatz: Gummiindustrie, Ledergerberei, Metallverarbeitung
Entstehen im Magen-Darm-Trakt aus Nitrit und sekundären Aminen
Nitrit: Konservierung von Fleisch, gepökelte/geräucherte Felischwaren; bakterielle Reduktion von Nitrat im Speichel; Nitrosierungsreaktionen im Magen-Darm-Trakt
Sekundäre Amine bilden sich bei der Zubereitung von Lebensmitteln
Halogenkohlenwasserstoffe
Chlorierte Methan-, Ethan-, Ethen-Verbindungen
Dichlormethan, Trichlormethan (Chloroform), Tetrachlorkohlenstoff
Monochlorethylen (Vinylchlorid), Trichlorethylen, Tetrachlorethylen
Systemische Kanzerogene, organspezifisch:
Vinylchlorid: Hämangoisarkom (Leber)
Trichlorethylen: Nierenkrebs
Halogenkohlenwasserstoffe - Verwendung
PVC-Herstellung: Vinylchlorid
Narkose: Chloroform
Lösemittel:
Reinigung, Entfettung von Metallen und Textilien
Extraktionen bei Lebensmittelherstellung (Dichlormethan: Coffein aus Kaffee)
Chemische Synthese
Viele (genotoxische) Kanzerogene werden durch Biotransformation aktiviert
Phase 1: Aktivierung/Giftung
Umwandlung unpolarer Substanzen durch Einbau polarer funktioneller Gruppen (meist Sauerstoff)
Voraussetzung für Phase 2
Phase 2: Inaktivierung/Entgiftung
Konjugation funktioneller Gruppen mit endogenen Substraten
das Produkt wird wasserlöslich und ausscheidbar
Maskierung und damit Inaktivierung von funktionellen Gruppen (Methylierung, Acetylierung)
ADME-Schema (Aufnahme, Distribution, Metabolismus, Elimination)
Erhöhen der Wasserlöslichkeit lipophiler Stoffe: Ausscheidbarkeit ↑
wenn eine Bioaktivierung auftritt, dann häufiger in Phase 1 als in Phase 2
Elektrophile als zellschädigende Stoffe
Viele chemische Kanzerogene sind elektrophil (elektronenarm, Elektronen-suchend), die mit Nucleophilen (d.h. Verbindungen mit elektronenreichen Gruppen) der DNA oder von Proteinen irreversibel Bindungen knüpfen und so zu einem Funktionsverlust führen.
Beispiel metabolischer Aktivierung
Metabolische Aktivierung von Benzo(a)pyren
1,3: Oxidation zu Epoxiden katalysiert durch Cytochrom P450 Enzyme
2: Hydrolyse katalysiert durch mikrosomale Epoxid-Hydrolase
3: Spontane Ringöffnung
4: Koppelung an Guanin, einem Bausein der DNA
Aflatoxine
hochgiftige, Leberkrebs-verusachende Mykotoxine
Pilz: Aspergillus flavus, Aspergillus parasiticus, Aspergillus spp.
Wirkung:
sehr gifitg nach Bioaktivierung
Hepatotoxisch: induziert Leberkrebs
Vorkommen: Importierte Cerealien z.B. Erdnuss, Kokos, Baumwollsamen, Mais, Pistazien, Feigen
EU-Verordnung: Höchstmengen in Kleinkindernahrung
B1 <100 Nanogramm/kg
M1 < 25 Nanogramm/kg (Milch)
Nicht-genotoxische (epigenetische) Kanzerogene
Stoffe, für die eine Reaktion mit der DNA nicht nachweisbar ist.
Auslöser von
Inhibition der DNA-Reparatur
Zytotoxizität (dadurch gesteigerte regenerative Zellproliferation)
chronischer Entzündung
hormonalen Einflüssen
immunologischen Wirkungen
Methylierung von DNA, -Histonen
Das kanzerogene Risiko hängt von der … ab.
Expositionshöhe (Dosis/Konzentration)
TD50
Tägliche Dosis (mg/kg), die bei 50% der Tiere Tumore erzeugen können
Es gibt unterschiedlich starke Kanzerogene
Substanz
TD50 (mg/kg)
2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (TCDD)
Aflatoxin B1
Diethylstilbestrol
2-Acetylaminofluoren
DDT
0,0001
0,001
0,1
5
100
Gibt es eine Wirkschwelle?
Kann ein Molekül oder ein Strahlenteilchen Krebs auslösen? Gibt es eine unwirksame Dosis?
Falls ja, muss es eine lineare Beziehung im niedrigsten Dosisbereich geben: extrem unwahrscheinlich
Entscheidend für die Frage wie hoch die Wahrscheinlichkeit Krebs auszulösen bei sehr kleinen Dosen ist, nicht ab wann ein “Null-Risiko” besteht
Stufenmodell der Kanzerogenese
Initiation
Promotion
Progression
Modell der Initiation und Promotion in der Krebsentstehung im Tierversuch
mutagene Wirkung, Genotoxizität
Irreversible Veränderung an der DNA (meist mehrere Mutationen, Stunden - Tage)
Zellteilung zur Fixierung des Schadens erforderlich
Einmalige Dosis ausreichend (Aktivierung von Protoonkogenen, Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen), kein Schwellenwert
Typische Initiatoren: Aflatoxine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Nitrosamine
selektive Wachstumsstimulation der initiierten Zellen durch erhöhte Mitoserate
Bildung präneoplastischer Zellpopulationen
(meist) reversibel
Promotorwirkung über Wochen/Monate nötig (Entstehung eines Mikrotumors)
Nahrung/Hormone beeinflussen Promotion
Dosis-Wirkungs-Kurve mit Schwellenwert
Promotoren: Reizende und entzündliche Reaktionen auslösende und damit proliferationssteigernde Substanzen, heilende Wunden, …
Vollständige Kanzerogene: Initiierende und promovierende Wirkung eines Stoffes
neoplastische Transformation der Zellen
Entartung (Übergang bei benignen zum malignen, d.h. metastasierenden Tumor
Malignität (autonomes Wachstum, Fähigkeit Metastasen zu bilden, Gewebe zu zerstören) nimmt weiter zu
irreversibel
weiter DNA-Schädigungen
autonomes Wachstum (ungehinderte Proliferation der mutierten Zellen)
Metastasen
gutartiger Tumor im Bronchienepithel
Durchbrechen der Basalmembran
Eindringen ins Kapillargefäß
Wanderung durch den Kreislauf (höxhsten eine von 1000 Zellen überlebt und bildet Metastasen)
Anheftung an die Kapillarwand in der Leber
Ausbrechen aus der Kapillare
Vermehrung und Bildung einer Leber-Metastase
Zusammenfassung
Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland nach Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
Die Hauptursache der Krankheit sind nach heutiger Kenntnis Schädigungen der Erbsubstanz DNA, die Zellen unreguliert wachsen lassen, meist verursacht durch chemische Kanzerogene
Das gängigste Modell der Krebsentstehung unterscheidet zwischen Initiatoren (genotoxischen Substanzen) und Promotoren (nicht genotoxische Substanzen)
Viele Substanzen werden erst im Körper zu einem kanzerogenen Stoff umgewandelt (Bioaktivierung)
Tabakkonsum ist neben der Fehlernährung (zu fett, zu viel) Risikofaktor Nummer eins für Krebserkrankungen
Man schätzt, dass 30-40% aller Krebserkrankungen durch die Ernährungsweise entstehen und ca. 80-90% bei Kenntnis aller Faktoren vermeidbar wären
Pestizide und andere Rückstände in der Nahrung spielen eine untergeordnete Rolle bezüglich der Krebsentstehung
In der Vergangenheit gab es in der Arbeitswelt zum Teil sehr hohe Belastungen mit Kanzerogenen
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