Ursachen von Reproduktionsstörungen
spontane Mutationen in den Keimzellen
urogenitale Infektionen (z.B. Chlamydien, Gonorrhoe, Mykoplasmen), andere Krankheiten (Orchitis, Diabetes)
hormonelle Dysfunktion (z.B. Hoden, Ovar, Schilddrüse)
immunologische Reaktionen
psychische Faktoren (Stress)
Exposition gegenüber reporduktionstoxischen Stoffen
Reproduktionstoxische Stoffe
Naturstoffe
Mykotoxine
anthropogene Stoffe
Genussgifte, Rauschmittel
Arneimittel
Arbeitsstoffe
Umweltchemikalien
Lebensmittelkontaminanten
…
Phasen der menschlichen Entwicklung: Segement 1
Fertilität
Reife -> Produktion und Freisetzung von Geschlechtszellen
Paarung -> Befruchtung
Schwangerschaft -> Zygotentransport und Einnistung
Phasen der menschlichen Entwicklung: Segement 2
Embryotoxizität/Teratogenität
Schwangerschaft -> Einnistung, Embryogenese, Fötale Entwicklung und Geburt
Phasen der menschlichen Entwicklung: Segement 3
Vor-postnatale Toxizität
Schwangerschaft > Geburt
Entwöhnung -> Laktation und postnatale Entwicklung
Reife -> Wachstum und Entwicklung, sekuelle Reifung und Produktion und Freisetzung der Geschlechtszellen
Manifestationen reproduktionstoxischer Wirkungen von Fremdstoffen
Störung der Fertilität
Embryotoxizität
Beeinträchtigung der männlichen und weiblichen Fortpflanzungsfähigkeit
Segement 1
vorgeburtliche Verursachung von nicht vererbbaren gesundheitsschädlichen Wirkungen auf die Nachkommenschaft in utero
Segment 2
Störung der Fortpflanzungsfähigkeit - Segment 1: Einfluss von Chemikalien auf die weibliche Fortpflanzungsfähigkeit
Libido
z.B. PCB, psychotrope Drogen
Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-System
z.B. Ethanol, Quecksilber, Blei, DDT
Keimbereitende bzw. keimleitende und keimbewahrende Organe (Ovarien, Eileiter, Uterus)
z.B. Tabakrauch, Phthalate, NSAR (nicht steroidale Antirheumatika, z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure)
Störung der Fortpflanzungsfähigkeit - Segment 1: Einfluss von Chemikalien auf die männliche Fortpflanzungsfähigkeit
Libido-, Erektionsstörungen
z.B. Arzneimittel, PCB, psychogene Drogen
Hoden (Spermatogenese), Sertoli- und Leydigzellen (Schutzfunktion, Testosteronproduktion), Nebenhoden (Reifung der Samenzellen, Spermienmotilität)
z.B. Methylchlorid, Phtalate, Dibromchlorpropan, Blei, Arneimittel
Spermien (Vitalität, Motalität)
z.B. Schwermetalle, Ethanol, PCB)
DBCP (1,2-Dibrom-3-chlopropan)
Nematozid -> bis in die 1980er auf Bananenplantagen eingesetzt
Sterilität (Mensch und Tier)
Atrophie der Samen-produzierenden Epithelien (zum Teil irreversibel)
Wirkung auf das Hodengewebe seit 1961 bekannt
Oligo- und Azoospermie (<1 Mio. Spermien/ml Ejakulat)
Lbido und Testosteronspiegel unverändert
metabolische Aktivierung (CYPs und GSH-Transferase) erforderlich
im Tierversuch mutagen und karzinogen
Normwert Spermien pr ml Ejakulat
20 Milionen Spermien pro ml Ejakulat
Das Arneimittel Cimetidin
H2-Rezeptor-Antagonist
reduziert die Histamin-induzierte Magensäuresekretion und Pepsinfreisetzung
Indikation: hyperazide Gastritis, Magengeschwüre
Antagonist am Androgenrezeptor
verminderte Testosteronproduktion
verminderter Östrogenabbau
Das Arneimittel Cimetidin - Folgen
Impotenz
Libidoverlust
Gynäkomastie (bei 0,2% der Patienten)
verminderte Spermienzahl
-> Wirkung als endokriner Disruptor
Endokrine Disruptoren (EDs)
Definition der EU-Komission (1998):
Exogene Verbindungen, die aufgrund von Änderungen der endokrinen Funktion negative Auswirkungen auf die Gesundheit des intakten Organismus oder seiner Nachkommen haben.
Endocrine disrupting chemicals
sind Umweltchemikalien, die das Hormonsystem direkt oder indirekt beeinflussen und bereits im Spurenbereich wirksam sein können
Chronologie der Entdeckung von Reproduktionswirkungen von Umweltchemikalien
1960: DDT, DDE -> Eischalenverdünnung bei Raubvögeln
seit 1960: DDT -> Reproduktionswirkungen bei Vögeln und Säugern
seit 1970: östrogene Wirkungen von PCB auf marine Säuger
seit 1980: organische Zinnverbindungen: Schädigung der Reproduktion von Austern, Vermännlichung von Wasserschnecken
seit 1980: Rückgang der Alligatorenpopulation in Lake Apopka in Florida; verkümmerte männliche Reproduktionsorgane
seit 1992: Kläranlagenausläufe: östrogene Wirkungen auf Fische
Gibt es eine “Spermienkrise”?
Nein
Wirkprinzipien der endocrine disrupting chemicals (EDCs)
Direkt wirkende EDCs binden an die Hormonrezeptoren als:
Agonisten: wirken vergleichbar wie die natürlichen Hormone oder
Antagonisten: blockieren die Rezeptoren für die natürlichen Hormone
Indirekt wirkende EDCs beeinflussen Biosynthese, Abgabe aus den endokrinen Drüsen, Metabolismus, Ausscheidung, Transport der natürlichen Hormone (Bioverfügbarkeit)
Beispiel: Aromatasehemmer -> blockieren die CYP 19-abhängige Umwandlung von Testosteron zu Östrogen (Organozinnverbindungen)
Endokrine Wirkungen
Östrogene Wirkung
Anti-östrogene Wirkung
Androgene Wirkung
Anti-androgene Wirkung
(Anti)-thyreoide Wirkung
Phytoöstrogene (Isoflavone aus Soja)
Mykoöstrogene (Zearalenon)
Ausscheidungsprodukte (endogene Östrogene)
Arnzeimittel (z.B. Ethinylöstradiol, Diethylstilbestrol (DES))
Pestizide (o,p’-DDT)
Industriechemikalien (z.B. Phtalate)
Industriechemikalien (z.B. PCB, PCDD/PCDF)
Organozinnverbindungen (in Anti-Fouling-Anstrichen bei Schiffen)
p,p’-DDE (Metabolit von DDT)
Cimetidin
Pentachlorphenol
Perchlorate
Phytoöstrogene
z.B. Genistein, Daidzein aus Soja
Herterozyklische Phenole
Bindung an Östrogenrezeptor (agonistische Wirkung)
östrogen Potenz 100-1000-fach geringer als bei 17ß-Östradiol
Isoflavone in Soja-Säuglingsprodukten
Säuglingsnahrungen auf der Basis von Sojaproteinisolaten sollten nur mit begründeter Indikation eingesetzt werden, da Nachteile wegen ihrer Gehalte an Phytat, Aluminium und Phytoöstrogenen nicht auszuschließen sind.
Soja-basierte Säuglingsnahrung sollte nur gegeben werden, wenn es medizinisch notwendig ist, z. B. bei Laktoseintoleranz oder Kuhmilchallergie
Unklar, ob eine frühe hohe Isoflavon-Exposition langfristige Effekte auf Pubertät, Fruchtbarkeit oder Krebsrisiko hat
Empfehlungen:
Soja-Säuglingsnahrung maximaler Gehalt von 1 mg/L trinkfertiger Nahrung
rät für Kinder unter 3 Jahren von der Verwendung von Soja-Produkten ab
für Jugendliche und Erwachsene wird eine maximale Aufnahme von 1 mg/kg KG empfohlen
Endokrine Disruptoren in Lebensmitteln
Flavonoide: Apigenin, Chrysen
Kontamination: Bisphenol A, Cadmium, DDT, DEHP, Methoxychlor, Nonylphenol, PBDE, PCBs, TBT
Isoflavone: Genistein und Daidzein
Süßholzwurzel: Glycyrrhetinsäure
Milch, Eier, Fleisch: Östradiol, Östron
Mykotoxin/Getreide: Zearalenon
Alfalfasprossen: Coumestrol
Entwicklungstoxisch/”fruchtschädigend” ist …
… jede Stoffeinwirkung, die eine gegenüber der physiologischen Norm veränderte Entwicklung hervorruft, die prä- oder postnatal zum TOd oder zu einer permanenten morphologischen oder funktionellen Schädigung der Leibesfrucht führt
Manifestation von Embryo- und Fetotoxizität
Abort (Tod)
Störung der pränatalen Entwicklung
Störung der postnatalen Reifung
Teratogenese
Erzeugung von strukurellen und/oder funktionellen Anomalien während der Entstehung eines Lebewesens (umfasst nach dieser Definition gleichermaßen anatomische Schäden wie auch gestörte Organfunktionen oder verminderte Lernleistung)
grieschisch: téras - Monster, Wunderding
In Deutschland haben bis zu 2% aller lebend geborenen Kinder eine ernst zu nehmende Fehlbildung
Besonderheiten teratogener Wirkungen
Phasen-Spezifität
Spezies-Spezifität
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen
Blastogenese (1. und 2. Woche)
Pränataler Tod
Embryogenese (3. bis 8. Woche)
Grobe morphologische Defekte
am meisten Phasen höchster Sensibilität
Fetalperiode (9. bis 38. Woche)
Geistiger und körperlicher Entwicklungsrückstand
kleinere morphologische Effekte
Phasen geringerer Sensibilität
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen - Blastogenese
Die Blastogenese bezeichnet den ersten Abschnitt der vorgeburtlichen Entwicklung, genauer den Zeitraum von der Befruchtung bis zur Implantation in die Gebärmutter (beim Menschen 1.–2. Embryonalwoche)
Entwicklung der Blastozyste
Zellen gehen zugrunde: Tod oder Reparatur
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen - Embryogenese
Mit der Einnistung beginnt die Schwangerschaft
Der Embryo bildet Chorionzotten aus und nimmt durch die Plazenta Verbindung zum mütterlichen Blutkreislauf auf
es kommt zur Abfaltung des Neuralrohres (Beginn der Neurulation) und zur groben Anlage jedes Organsystems, die sich dann in der folgenden Zeit der Embryogenese fortsetzt
3. bis 8. Woche
grobe morphologische Effekte
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen - Embryogenese (3. bis 4. Woche)
Phasen höchster Sensibilität: ZNS, Herz = häufige Wirkstellen von Teratogenen
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen - Embryogenese (5. bis 6. Woche)
Phasen höchster Sensibilität: ZNS, Herz, Arme, Augen, Beine, Ohren
Häufige Wirkstellen von Teratogenen: Beine, Herz, Augen, Arme
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen - Embryogenese (7. bis 8. Woche)
Phasen höchster Sensibilität: Arme, Augen, Beine, Zähne, Gaumen, Äußere Genitalien, Ohren
Häufige Wirkstellen von Teratogenen: ZNS, Augen, Ohren, Gaumen, Zähne, Herz
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen - Fetalperiode
Ab der 9. Woche (mit dem Anfang des dritten Schwangerschaftsmonats p.c.) beginnt die Fetogenese als Stadium der Entwicklung der Organe (Morphogenese) und der Ausdifferenzierung der Gewebe (Histogenese)
Es ist dann schon deutlich eine menschliche Gestalt zu erkennen und die Organe beginnen nach und nach ihre Funktion aufzunehmen
Geistiger und körperlicher Entwicklungsstand
kleinere morphologische Defekte
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen - Fetalperiode (9. bis 15. Woche)
Phasen geringerer Sensibilität: ZNS, Augen, Zähne, Gaumen, Ohren
Phasen höchster Sensibilität: äußere Genitalien
Häufige Wirkstelle von Teratogenen: ZNS, Ohren, äußere Genitalien
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen - Fetalperiode (16. bis 19. Woche)
Phasen geringerer Sensibilität: ZNS, Augen, Zähne, äußere Genitalien
Häufige Wirkstelle von Teratogenen: ZNS, Ohren
Sensible Phasen für teratogene Schädigung beim Menschen - Fetalperiode (20. bis 36. Woche + 38. Woche)
Phasen geringerer Sensibilität: ZNS, Augen, äußere Genitalien
Häufige Wirkstelle von Teratogenen: Gehirn
Schädigung durch Thalidomid
Während der 5. bis 7. Woche (Embryogenese) -> Phasen höchster Sensibilität
Sensibelste Phase für die Entwicklung von Endokrinen Disruptoren
Während der Geschlechtsentwicklung im ersten Trimenon (ersten 13 SSW)
Thalidomid (Contergan)
1957: Markteinführung
Wirkstoff: Thalidomid
Beruhigungs- und Schlafmittel
sehr geringe akute Toxizität -> sicher bei Überdosierung, Suizid unmöglich
für Schwanger und Kinder empfohlen
1961: Ungewöhnliche Häufung von Neugebornen mit Phokomelie, Mütter hatten in der Frühschwangerschaft Contergan genommen -> Contergan wird vom Markt genommen
1958-1962: ca. 5000 Contergan-Kinder werden geboren (BRD), ca. 50% sterben in den ersten Jahren
Thalidomid-Phokomelie
flossenartige Aussehen der Extremitäten aufgrund des Fehlens oder der Verkürzung der langen Röhrenknochen
Fehlbildungszeitplan bei Thalidomid-Schäden
enges Zeitfenster für Thalidomid-Schäden: 5. bis 7. Schwangerschaftswoche
typisches Fehlbildungsmuster bei entsprechender Dosierung nur bei Primaten zu erzeugen, aber nicht bei den Labortieren (Nagern)
Renaissance des Thalidomid
Therapeutikum bei Krebs, AIDS und Lepra
Thalidomid-Opfer in Brasilien: Viele Analphabeten interpretierten das Warnsymbol mit einer durchgestrichenen Schwangeren falsch -> die Frauen nahmen das Medikament genau während der frühen Phase der Schwangerschaft ein
Arneimittel mit teratogenem Potential
Cumarin-Derivate (z.B. Warfarin)
Vitamin A und seine Derivate (Indikation: Schuppenflechte, Akne)
Folsäureantagonisten (z.B. Methotrexat)
Antikonvulsiva (z.B. Hydantoin, Valproinsäure)
Sexualhormone (z.B. Testosteronderivate, Diethylstilbestrol)
Diethylstilbestrol (DES)
nonsteroidales Östrogen
Anwendung:
in den USA von 1938-1971 routinemäßig zur Schwangerschaftserhaltung eingesetzt
auch als Masthilfe in der Landwirstschaft
exponiertes Kollektiv: ca. 10 Milionen US-Amerikanerinnen, Hunderttausende in Eurpa, Kanada und Australien
dokumentierte Wirekungen:
transplazentare Kanerzogenese
bei weiblichen Nachkommen Adenokarzinome der oberen Vagina und des Cervix im Alter von 8-25 Jahren
bei männlichen Nachkommen: reduzierte Spermiendichte, Kryptorchismus, Hypospadie, Nebenhodenzysten und Hodenkarzinome
Reproduktionstoxische Genuss- und Rauschmittel
ETS (Environmental Tobacco Smoke)
Alkohol (bedeutendstes Teratogen in Industrienationen)
Tabakrauch
4000 bis 5000 chemische Stoffe im Tabakrauch
mehr als 40 bekannte oder verdächtige Humankanzerogene im Tabakrauch
Stickoxide, Nitrosamine, Schwermetalle, Kohlenoxide, VOC, Partikel, aromatische Amine, Formaldehyd, PAH, Nicotin
Tabakrauch - Effekte
Verschlechterung von Asthma bei Kindern
Auslösung von Asthma bei Kindern
Bronchitis und Lungenentzündung
Mittelohrentzündung bei Kleinkindern
Reizung der Luftwege und reduzierte Lungenfunktion
Lungenkrebs
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
reduziertes Geburtsgewicht
vorgeburtliche Wachstumsverzögerunf
Plötzlicher Kindestod
Fetales Alkoholsyndrom (FAS)
Typsiche Symptome: Dystrophie (Wachstumsretardierung), statomotorische und geistige Retardierung, Mikrozephalie, Hyperaktivität, Muskelhypotonie,, kraniofaziale Dysmorphien, Herzfehler, Skelettfehlbildungen, Handlinienveränderungen, Hämangiome
Unterentwicklung des Unterkiefers, Schielen, sichelförmige Hautfalte am inneren Rand des oberen Augenlids, verlängertes und wenig ausgeprägtes Philtrum, schmale Lippen, abstehende Ohren
Regelmäßig genossen genügt schon 1 Glas Wein pro Tag, um FAS auszulösen
Fazit: Kein Alkohol während der Schwangerschwaft und der Stillperiode
Stadien der Alkoholembryopathie
Minderwuchs und Gewichtsverminderung sind obligat
der Schweregrad der Alkoholembrypathie wird nach der Anzahl der vorhandenen Symptome abgeschätzt
Milde Form (Grad 1)
Mittelschwere Form (Grad 2)
Schwere Form (Grad 3)
Stadien der Alkoholembryopathie - Grad 1
Milde Form
nahezu normale geistige und neuologische Entwicklung
nur wenige kraniofaziale oder innere Fehlbildungen
Mittlerer IQ = 91
Stadien der Alkoholembryopathie - Grad 2
Mittelschwere Form
Mikrozephalie
milde neurologische Auffälligkeiten
mäßige geistige und statomotorische Entwicklungsverzögerungen
selten innere Fehlbildungen
Mittlerer IQ = 79
Stadien der Alkoholembryopathie - Grad 3
Schwere Form
sehr typische Gesichtsfehlbildungen
alle oder fast alle Symptome
Mittlerer IQ = 56
Beispiele für reproduktionstoxische Umweltchemikalien
Dimethylformamid
Phthalate
Dimethylformamid (DMF)
Lösungsmittel
Anwendung in kosmetischen Produkten, Pflanzenschutzmittel, Kunstleder, Kunstfasern
Zyklusstörungen und vermehrte Aborte bei Frauen
Hodentumore (?)
im Tierversuch nach dermaler, oraler und inhalativer Gabe teratogen
WHO: auch bei Einhaltung der Grenzwerte kann das Risiko der Fruchtschädigung nicht ausgeschlossen werden
Weichmacher
Vorkommen nahezu ubiquitär:
Nahrungsmittel
Innenraumluft (Luft und Stäube) auch Kfz, Fußbodenbeläge, Einrichtungsgegenstände
Außenluft
Trinkwasser
Medizinprodukte: PVC-Schläuche(Ernährung, Beatmung, Infusionen)
Kinderspielzeug
Bekleidung (PVC-haltige)
Verpackungsmaterialien
Kosmetika/(Kinder)pflegeartikel
Aufnahmepfade: orale, dermal, inhalativ, intravenöse
Reproduktionstoxizität der Phthalate (Tierstudien)
Tagetzellen der reproduktionstoxischen Effekte der Phthalate:
Sertolizellen
Granulosazellen (Ovarien)
Antiandrogene und östrogene Wirkung -> Verweiblichung
Effekte bei intrauteriner Exposition gegenüber Phthalaten:
Verringerung des Geburtsgewichts/Hodengewichts
Embrytoxizität bis -letalität, Teratogenität
Missbildungen verschiedener Organe und Strukturen
Störungen der Reproduktionsfunktion
Substanzklassen und beobachtete Assoziationen einer Exposition mit einzelnen Vertretern zu adversen Gesundheitseffekten
Substanzklasse
Epidemiologische Assoziationen zu adversen Gesundheitseffekten
Phthalsäureester
Wachstum und Metabolismus
Neurokognitive Entwicklung
Sexualentwicklung und Reproduktionsfähigkeit
Alkyl- und Bisphenol
Wachstum und Metabolismus:
Reduziertes Geburtsgewicht
Übergewicht und Adipositas
Diabetes mellitus Typ 2
Sexualentwicklung und Reproduktionsfähigkeit:
Reduzierte Spermaqualität
Störungen der Sexualhormonhomöostase bei Frauen
Neurokognitive Entwicklung:
Aufmerksamkeitsdefizitstörungen und Lernschwäche
Abweichungen von der normalen neurokognitiven Entwicklung
Verkürzung der anogenitalen Distanz und inverser Effekt auf Penisgröße
Reduzierte bzw. verspätet einsetzende Schambehaarung bei Mädchen
Kryptorchismus
Veränderter Zeitpunkt des Pubertätseintritt
Einstufung und Kennzeichnung von reproduktionstoxischen Stoffen
Deutsche und europäische Rechtsformen
Fruchtschädigung durch Arbeitsstoffe
Einstufung und Kennzeichnung von reproduktionstoxischen Stoffen - Deutsche und europäische Rechtsformen
Gefahrstoffverordnung:
Inverkehrbringen
Einstufung und Kennzeichnung
Chemikalienverbotsverordnung: Inverkehrbringensverbote
Mutterschutzrichtlinienverordnung: Arbeitsschutzmaßnahmen für weibliche Beschäftigte
Einstufung und Kennzeichnung von reproduktionstoxischen Stoffen - Fruchtschädigung durch Arbeitsstoffe
Gruppe
Beschreibung
A
Risiko der Fruchtschädigung sicher nachgewiesen; auch bei Einhaltung des MAK- oder BAT-Wertes kann eine Schädigung der Leibesfrucht auftreten
B
Risiko der Fruchtschädigung wahrscheinlich; auch bei Einhaltung des MAK- oder BAT-Wertes kann eine Schädigung der Leibesfrucht auftreten
C
Risiko der Fruchtschädigung ist bei Einhaltung des MAK- und BAT-Wertes nicht zu befürchten
D
Eine Einstufung in die Gruppen A-C ist noch nicht möglich, weil die vorliegenden Daten hierzu nicht ausreichend sind
Ilc
Untersuchung zur Frage möglicher Fruchtschädigung liegen nicht vor
Technische Regel für Gefahrstoffe 905
Verzeichnis krebserzeugender, erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoffe (TRGS 905)
Kennzeichnung gemäß GHS
Gefahrenhinweise:
H360 Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind im Mutterleib schädigen
H361 Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind im Mutterleib schädigen
H362 Kann Säuglinge über die Muttermilch schädigen
Zuletzt geändertvor 7 Tagen