Struktur eines Erstgesprächs Erstgespräch
VL 1
Begrüßung, Inhalt & Ziel des Erstgesprächs
Freie Problemschilderung (z. B. Warum kommt der Patient gerade jetzt? Wer hat ihn geschickt?)
Klärung/ konkrete Nachfragen:
belastenden Symptome
Beginn der belastenden Symptome
Typische Situation für Auftreten der Symptome
Erklärungs-& Bewältigungsversuche
Suizidalität
Bisherige Therapieerfahrungen (ggf. Abklärung weiterer Bereiche wie Sucht)
Erwartungen & Therapieziele
Therapeutisches Vorgehen/ Überblick zum weiteren Ablauf (ggf. Behandlungsvertrag, Kostenüberblick etc.)
Organisatorisches (z. B. Termine vereinbaren, Kostenträger)
Aufgaben des Therapeuten
Fragen zur Klärung der Therapiemotivation
Verständnis für Patienten und seine Situation vermitteln
Die Situation des Patienten ernst nehmen
Erwartungen des Patienten gegenüber der Therapie abfragen
Transparenz: unrealistische Hoffnungen und falsche Vorstellungen vorbeugen, Verständnis der Ziele und Vorgehensweisen in der Therapie
Klärung der Therapiemotivation
Entpathologisierung
Informationssuche
Informationsweitergabe an den Patienten
Aufbau einer guten emotionalen Beziehung
Aufbau einer guten therapeutischen Beziehung
Erste therapeutische Interventionen
Was oder wer führte die Person zur Therapie?
Was möchte die Person ändern?
Womit ist sie unzufrieden?/ Was erkennt sie als Störungsbild?
Welche Einschränkungen erlebt sie/ hätte sie gerne nicht mehr?
Zielformulierung
Anamnese - Definition
VL 2
= diagnostische Methode zur Sammlung und Systematisierung von Informationen zur Vor- und Entwicklungsgeschichte (z. B. somatische, biografische, soziale Aspekte) eines Zustands oder einer Problemsituation.
Frage: Welche äußeren Faktoren sind mit der Aufnahme oder Vorstellung verbunden?
Ziel: objektive Erfassung der Aufnahmeumstände
Notfallmäßige oder reguläre Vorstellung?
Kommt Patient eigenmotiviert?
Falls auf Anregung oder Drängen von Angehörigen: Was ist der Grund hierfür?
Falls durch Rettungskräfte/ Polizei gebracht: Was ist der Grund hierfür?
Falls Verlegung oder Vorstellung von anderem Krankenhaus, Arzt o.Ä.: Unter welcher Diagnose wurde Patient dort behandelt? Warum jetzt die Verlegung oder Vorstellung?
Basisdatenerhebung
Zu Beginn/ im Voraus jeder Anamnese!
Basisdaten:
Name, Vorname
Geburtsdatum & -ort
Wohnungsanschrift, Telefonnummer, E-Mail
Kontaktdaten wichtiger Angehöriger
Haus- bzw. Kinderarzt, Facharzt und/ oder Psychotherapeut
Krankenkasse
Aktuelle Anamnese
Psychiatrische Vorgeschichte
Somatische Vorgeschichte
Anamnese: Inhalte
Familienanamnese
Soziobiografische Entwicklung
Fluchtanamnese
Subjektiv geschilderte Hauptbeschwerden und Schilderung des derzeitigen Problems
Beginn der derzeitigen Problematik, bzw. Beginn der Verschlechterung
Lebensgeschichtlicher Kontext und mögliche Auslöser
Verlauf der Verschlechterung der derzeitigen Störung
Andere derzeitige Probleme
Behandlungsgeschichte: Ambulante und stationäre Behandlungen mit jeweiliger Diagnose und Therapieform (chronologische Auflistung)
Derzeitige Behandlung: ärztlich, psychotherapeutisch, etc.
Aktuelle medikamentöse Behandlung: Name, Einnahmedauer, Dosierung & Effekte und Nebenwirkungen, Gründe für Ende der Einnahme/ Wechsel
Körperliche Erkrankungen
Genussmittel: Alkohol, Drogen, Stichwort: Suchtanamnese
Schwangerschaft und Geburt
Kinderkrankheiten
Frühere körperliche Erkrankungen
Chronische und aktuelle körperliche Erkrankungen und Behandlungen, einschl. Medikation
Psychische und wichtige körperliche Erkrankungen der leiblichen Eltern und deren Familie
Körperliche Erkrankungen: Vererbbarkeit von Erkrankungen, Todesursachen von verstorbenen Angehörigen, längerer Krankenhausaufenthalt, etc.
Psychische Erkrankungen: Psychische Auffälligkeiten/ Erkrankungen bei Verwandten 1.- und 2. Grades
Ursprungsfamilie
Eltern: Psychosoziale Situation der Eltern, Erziehungsstil, Familiäre Belastungsfaktoren, Beziehung, etc.
Geschwister: Beziehung, Geburt eines Geschwisterkindes
Besondere Lebensereignisse: Scheidung, Krankheiten, Krankenhausaufenthalte, längere Trennung von einer Bezugsperson, Pflege eines Angehörigen, Geburtskomplikationen, etc.
Derzeitiger Partnerschaft und Familie
Partnerschaft(en): Längere Zeit ohne sexuelle Kontakte, erster sexueller Kontakt, Beginn einer Beziehung, Heirat, Trennung, Scheidung, Tod des Partners
Familienstand
Kinder
Kleinkind und Kindergartenalter: Verhalten, soziale Struktur und wichtige Ereignisse
schulischer Werdegang: Verhalten, soziale Struktur und wichtige Ereignisse
beruflicher Werdegang: Entwicklung, Ausbildung
Wohnsituation
Arbeitssituation: auch finanzielle Situation bei Arbeitslosigkeit
Arbeitsunfähigkeit, Krankschreibung
Freunde: Kontakt, erfahrene Unterstützung, längere Zeit keine engeren Freundschaften (über 6 Monate), Beginn, Beendigung, Tod eines Freundes, etc.
Bekannte: Kontakt, erfahrene Unterstützung, s.o.
Freizeit: Entwicklung eines Hobbys
Wohnung: längere Auslands-/Heim-/Internataufenthalte, Wohnwechsel, Haus-/Wohnungskauf
Finanzen: lang andauernde finanzielle Schwierigkeiten, erbliche finanzielle Verbesserung/ Verschlechterung
Gericht/Gesetz: Längere Gerichtsverfahren, längerer Gefängnisaufenthalt, hohe finanzielle Buße, etc.
Bei geflüchteten Personen wird zusätzlich eine Fluchtanamnese erhoben.
Herkunftsland
Fluchtgrund, -ursache
„Fluchtroute“
Was ist Suizidalität?
Detaillierte Indikatoren
Vl 3
Todeswunsch: Wunsch, nicht mehr zu leben
Suizidgedanken: Gedanken, sich das Leben zu nehmen
Suizidabsicht: Absicht, sich das Leben zu nehmen
Suizid: absichtliche Selbstschädigung mit tödlichem Ausgang
Parasuizidales Verhalten: absichtliche Selbstschädigung ohne Tötungsabsicht; Selbsttötung wird aber in Kauf genommen
in den westlichen Ländern erfolgen 90% der Suizide im Rahmen psychischer Störungen
Lebenszeit- Suizidmortalität:
15 % Depression
5 – 10 % Schizophrenie
5 – 10 % Persönlichkeitsstörungen
8 – 11 % Panikstörung
Patient hat einen oder mehrere Suizidversuche in der Vorgeschichte.
Patient hat ein Suizidarrangement getroffen, das eine Auffindung schwierig oder unmöglich macht.
Patient unternahm einen Suizidversuch mit harter Methode oder hat Suizidgedanken mit harter Methode.
Patient hat Konflikt, der zu Suizidideen/Suizidabsichten führte, nicht gelöst.
Patient distanziert sich nicht von Suizidideen bzw. Suizidabsichten, auch nicht nach ausführlichem Gespräch.
Patient erlebt drängende Suizidgedanken.
Das AMDP-System
Vl 4
Manual zur Dokumentation psychiatrischer Befunde
Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie
Zur Grundlage der Darstellung psychopathologischer Befunde in Krankengeschichte und Arztbriefen
Psychopathologie = die Lehre von der Beschreibung psychischer Störungen
Querschnittsbefund (Statusdiagnostik)
Zuordnung der erhobenen Informationen zu definierten Symptomen
Symptome: kleinsten Beschreibungseinheiten psychischer Phänomene
Syndrome: Muster typischer Symptom-Konstellationen
Diagnose: Unterscheidende Bestimmung einer Erkrankung durch die kennzeichnenden Merkmale
Makroebene
VL 5
= Gesamtbild einer Störung; möglichst alle Bestandteile eines Beschwerdebildes und die Bedingungen, von denen die Beschwerden beeinflusst werden
Besteht aus:
Allgemeiner Problemlage
Persönlichen, institutionellen Gegebenheiten
Psychopathologischem Befund
Klassifikatorischer Diagnostik
Wissen des Therapeuten über Ätiologie, Therapieerfolg
Beispiel Makroanalyse (Krankenschwester)
Mikroebene
Grundbedürfnisse nach Grawe (BOLS)
SORKC- Modell
Konsequenzen bei der operanten Konditionierung
= genaue Analyse des problematischen Verhaltens in spezifischen Situationen, welche als relevant für die psychische Störung eingeschätzt werden
Vertikale Problemanalyse = Plananalyse (also Makroanalyse)
Horizontale Problemanalyse = Verhaltens-, Problem-, Bedingungsanalyse (= SORK-Modell)
4 psychologische Grundbedürfnisse
Bindung
Orientierung und Kontrolle
Lustgewinn/Unlustvermeidung
Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz
Das SORKC-Modell dient in der kognitiven Verhaltenstherapie der Diagnostik, Erklärung und Veränderung von (Problem-) Verhalten
Fallbericht Aufbau
Kurze Zusammenfassung über den Patienten (Stammdaten, Problematik, Diagnose)
Schilderung der Symptome des Patienten
Leitfrage ist:
Warum kommt der Patient zu eben diesem Zeitpunkt und durch wen veranlasst?
-> Darstellung der Entwicklung von besonderen Belastungen, Auffälligkeiten und Auslösebedingungen
Ursprungsfamilie, derzeitige Partnerschaft, Familie,
Sozialanamnese
Freunde, Bekannte (Häufigkeit des Kontakts, erfahrene Unterstützung)
Krankheitsanamnese
früher durchgeführte psychotherapeutische/ psychiatrische Behandlungen (ambulant/stationär) und möglichst alle wesentlichen Erkrankungen
Soziale Situation
schulischer, beruflicher Werdegang, Wohnsituation, Arbeits- und Lebensverhältnisse
Nur 5 Dimensionen
Orientierung am AMDP-System. Nur auf die Aspekte eingehen, die für die Störung des Patienten relevant sind
Formulierung des Problemverhaltens. Beschreibung von Ressourcen und bereits entwickelten Selbsthilfemöglichkeiten und Bewältigungsfähigkeiten.
Vertikale Problemanalyse (Plananalyse)
Horizontale Problemanalyse
Verhaltensanalyse nach SORK-Modell
Kurze Darstellung der eingesetzten Instrumente im Rahmen der Diagnostik
Fragebogen zur Diagnosestellung (SKID)
Fragebogen zur Erfassung der Symptomschwere
Formulierung der Auswertung der eingesetzten Instrumente inklusive kurzer Interpretation.
Auswertung des Fragebogens zur Diagnosestellung (SKID)
Abgeleitete Diagnose
Auswertung des Fragebogens zur Erfassung der Symptomschwere
Erreichter Score, Interpretation des Scores
Diagnose
Differentialdiagnostische Abgrenzung
Fallbericht in der Klausur
“Der/ Die Patient/in ist ein/e .. - jährige/r ..”
Kurze Beschreibung der Symptome/ Problematik
Diagnose: “Die Konstellation der Symptome weist auf..”, “Die Diagnose einer .. steht im Vordergrund”, “Die Verdachtsdiagnose lautet..”
Konjunktiv!
Letzter Absatz: Durch WEN ist das erscheinen veranlasst?
-> Wenn nichts im Fallbericht steht (z.B. zu Freunden) etwas ausdenken
Beispiel:
Familie: Die Patientin lebt in einer Partnerschaft, zu Ursprungsfamilie, Geschwistern, Eltern, Verwandte wurden keine Angaben gemacht.
Sozial: Über Freunde, Bekannte, Kontakte wurde ebenfalls keine Angaben gemacht.
Krankheit: Psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlungen in der Vergangenheit werden nicht erwähnt (ambulant und stationär). Die Patientin erwähnt keine früheren Erkrankungen, die die aktuelle Symptomatik erklären könnten.
Soziale Situation: Die Patientin habe nach einem abgebrochenen Publizistikstudium im Alter von 23 Jahren eine Ausbildung im Hotelmanagement begonnen und mit 26 abgeschlossen. Aktuell arbeite sie ineiner gehobenen Position in einem angesehenen Hotel und sei mit dieser Anstellung sehrzufrieden. Sie lebe in stabiler Wohnsituation im Haus ihres verstorbenen Vaters. Ihre Schwester lebe in unmittelbarer Umgebung, welche sie regelmäßig besuche.
5 Dimensionen!
Gepflegtes Erscheinungsbild. Kleidungsstil klassisch. Angemessen geschminkt. Sympathisches Auftreten. Die Begrüßung und Verabschiedung erscheinen angemessen. Im Kontaktverhalten freundlich, mitteilungsbereit, zugewandt und klagsam. Sprachmodulation und -lautstärke unauffällig. Wach und bewusstseinsklar. Zu allenQualitäten vollständig orientiert. Lang- und Kurzzeitgedächtnis sowie Konzentration subjektiv und objektiv unauffällig.
Vertikale Problemanalyse
“Bei der Patientin finden sich prädisponierende, auslösende und aufrechterhaltene Faktoren für eine ... (Störung)”
S (Stimulus): interner- und externer Reiz
O (Organismusvariablen): Charakteristika der Person auf den Stimulus
R (Reaktion): Kognitiv, Emotional, Verhalten/ Physiologisch
C (Konsequenz): Kurz- und Langfristig
„Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-5 Störungen - Klinische Version (SCID-5-CV)“
Der bestimmte Fragebogen zur Erfassung der Symptomschwere
“Auswertung des Fragebogens zur Diagnosestellung. Für die Diagnosestellung wurde der Interview - Leitfaden … verwendet. Die Ergebnisse ergaben …”
“Auswertung des Fragebogens (Malt, BDI, OCI-R,..). Für die Erfassung des schweregwrade der ... wurde der ... verwendet. Es ergab einen Score von..”
-> Summenscore ausdenken
ICD Diagnose stellen
Keine ICD Codes, es reicht zu schreiben PTBS, Depression usw.
-> was für andere Störungen könnten vorhanden sein?
Fragebogen zur Erfassung der Symptome:
Alkoholabhängigkeit
Depression
Zwangsstörungen
Soziale Phobie
MALT (Münchner Alkoholismus-Test)
BDI
OCI- R (Obsessive Compulsive Inventory - Revised)
LSAS (Liebowitz Social Anxiety Scale)
Panik
Essstörungen
Persönlichkeit
PTBS
Generealisierte Angststörung
PAS
EDI (Eating Disorder Inventory)
PSSI (Persönlichkeits-Stil- und Störungs-Inventar)
PCL- 5
LEC- 5 (Life Events Checklist; screen for potentially traumatic events in a respondent's lifetime)
PSWQ (Penn State Worry Questionnaire)
Psychopathologischer Befund: Befundomat/ AMDP- System
Erscheinungsbild
gepflegt
Verwahrlost
Kleidungsstil
Unauffällig
Klassisch
Einfach
Kontaktverhalten
Erster Eindruck: sympathisch, Begrüßung und Verabschiedung angemessen
Freundlich
Mitteilungsbereit
Zugewandt
Herablassend
Sprache
Sprachlautstärke unauffällig
Bewusstsein
Wach
Bewusstseinsklar
Orientierung
Zeitlich und örtlich vollständig orientiert
Zeitlich und örtlich unscharf orientiert
Mnestik
KZG und LZG subjektiv und objektiv unauffällig
Konzentration und Auffassung
Konzentration subjektiv/ objektiv unauffällig
Auffassung ungestört
Formales Denken
Formalgedankliches Grübeln
Unauffällige Denkgeschwindigkeit
Wahrnehmung
Keine Halluzinationen
Ängste
Keine Ängste
Einzelne Realängste
Zukunftsängste
Stimmung
Subjektiv gedrückt
Subjektiv traurig
Subjektiv hoffnungsvoll
keine suizidgedanken und- Intentionen
Krankheitseinstellung
Krankheitseinsicht gegeben/ nicht gegeben
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