Definition: Querschnittsyndrom
Unter einem Querschnittssyndrom versteht man eine teilweise oder vollständige Schädigung des Rückenmarks. Ist der gesamte Durchmesser betroffen, so dass alle afferenten und efferenten Leitungsbahnen des Rückenmarks unterbrochen sind, spricht man von einem kompletten Querschnittssyndrom.
Ist sie traumatisch bedingt (=durch einen Unfall), spricht man von der traumatischen Querschnittlähmung.
akute Schädigung des Rückenmarks
Komplette oder teilweise Unterbrechung der Rückenmarksbahnen
Welche Lähmungsformen gibt es und wie werden diese eingeteilt?
Plegie= vollständige Lähmung (Kraftgrad 0)
Parese= unvollständige Lähmung (Kraftgrad 1-4)
Welche Ursachen für das Querschnittsyndrom gibt es?
Unfall (häufigste Ursache) -> traumatische Querschnittlähmung
Tumorwachstum
Entzündungen
Durchblutungsstörungen
Erkrankungen z.B. Multiple Sklerose
Allgemein kommt es zu einer akuten Rückenmarksschädigung (spinaler Schock) -> nach abklingen des Schocks können einzelne Funktionen/Bewegungen wieder aufgenommen werden. Die spinalen Nervenleitungen wurden unterbrochen, die Region, die von den geschädigten Nerven versorgt werden ist nicht mehr funktionsfähig.
Statistisch, wie viele Menschen sind jährlich betroffen ?
Querschnittsyndrom:
weltweit ca. 2,7 Millionen
Deutschlandweit ca. 16.000
Eher ältere Betroffen (60,5 Jahre)
Traumatische Querschnittlähmung:
jährlich 2 von 100.000 Menschen zwischen 30-50 Jahre
Männer 3x häufiger
1.800 jährlich in Deutschland
Eher jüngere Betroffen (34,6 Jahre)
Wovon hängen die Symptome ab?
Abhängig von:
Art (Trauma, Entzündungen..)
Ort (Segmenthöhe)
Ausmaß der Schädigung (vollständig/unvollständig)
Was ist betroffen? Motorik, Sensibilität, vegetatives Nervensystem
Was sind “typische” Symptome?
schlaffe Lähmung kurz nach dem Trauma
Empfindungsstörungen oder > Verlust unterhalb des Querschnittsegments
Störungen von Blasen- und Darmfunktionen
Im Verlauf:
Entstehung einer spastischen Lähmung
Steigerung der Muskeleigenreflexe
Pathologische Fremdreflexe (Babinski-Reflex)
Symptome bei Verletzungen oberhalb des 4.Halswirbelkörpers?
Verletzungen oberhalb des 4. Halswirbelkörpers= hoher Querschnitt
Tetraparese/-plegie
“Halsmarkläsion”
Ausfall des Atem- oder Kreislaufzentrums
Mangelnde Blutdruckregulation (in den ersten Monaten) -> keine Blutdruckanpassung beim Aufrichten der Patienten = Gefahr eines Kollaps
Nach einigen Wochen oder Monaten übernehmen sekundäre Kompensationsmechanismen die Regulation und die Patienten werden belastbarer
Zwerchfelllähmung
Symptome bei Verletzungen unterhalb des 1. Brustwirbels?
beide Beine sind gelähmt = Paraparese/-plegie
“Brustmarkläsion”
Arme sind intakt
Diagnostik?
-Unfallanamnese (Was ist wie geschehen ?)
-Untersuchungen von Funktionen und Reflexen
-CT, MRT
->zur Bestimmung des Ausmaßes
->ggf. Mit Kontrastmittel
Wie wird therapeutisch vorgegangen?
Am Unfallort
Erstmaßnahmen sind sehr entscheidend!
Möglichst ruhig positionieren -> keine abrupten Bewegungen/Abknickungen
Beim Transport
schnell und schonend
Spineboard
Vakuummatratze
Zervikalstütze
In der Klinik
Operative Stabilisierung von Frakturen und Luxationen der Wirbelsäule
Interner Fixateur
Schmerzmittel
Hochdosierte Kortisiontherapie (entzündungs- und schmerzhemmend)
Die Rehabilitation
Spezialzentrum
Individuelle Programme (Physio-, Logo- und Ergotherapie)
Ziel: - Verbesserung der verbliebenen Körperfunktionen und Reintegration in den Alltag und das soziale Leben
Pflege: Vitalparameter, worauf muss geachtet werden?
Überwachung der Vitalparameter! Vor allem zu Beginn..
Atmung
Läsionshöhe C1/2
Diaphragma, interkontinentale Muskulatur, Halsmuskulatur
Maschinelle Beatmung
Läsionshöhe C2/3
Diaphragma, interkostale Muskulatur, evtl. Halsmuskulatur
Evtl. Atemhilfgerät
Läsionshöhe C3-C5
Diaphragma
Evtl. Atemtherapie
Blutdruck
Läsionshöhe oberhalb Th 6/7
Orthostatische Hypotonie
Thromboseprophylaxestrümpfe
Flüssigkeitsversorgung
Regelmäßige Mobilisation
Ggf. Kurzzeitige medikamentöse Therapie
Blutdruckdysregulation
Genaue Beobachtung
Regelmäßige RR Kontrolle
Puls
Gefahr einer Bradykardie! Gefahr eines plötzlichen Herzstillstand! (->durch Verletzung oder Irritation des N.sympathicus)
Medikamentöse Therapie (Notfallmedikamente:Atropin, Adrenalin)
Seltens Herzschrittmacher
Temperatur
gestörtes Temperaturempfinden
Gestörte Wärmeregulation -> Funktionen sind eingeschränkt oder nicht mehr vorhanden
Zittern
Schwitzen
Gänsehaut
Atemfrequenz
Pflege: Mobilisation, Positionierung, Körperpflege - Was ist wichtig ?
Wirbelsäule stabilisieren
Keine Scher- und Rotationskräfte
Positionswechsel en bloc (mit 2-3 PFK)
Individuell
Bobath-Konzept
Was ist das Bobath-Konzept?
Das Bobath-Konzept ist ein Pflege- und Therapiekonzept für Menschen mit Lähmungen durch Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
Darunter fallen unter anderem Patienten mit:
Schlaganfall
Schädel-Hirn-Verletzung
Multipler Sklerose
Entzündlicher Erkrankungen des Zentralnervensystems
Morbus Parkinson
Querschnittlähmung
Pflege: Wie wird das Bobath-Konzept in Bezug auf Querschnittlähmung genutzt?
Aktivierung des Patienten zur Normalisierung des Muskeltonus
Abhängig von: - Raumtemperatur,- Bewegungsgeschwindigkeit,- psychische Faktoren
Wiedererlangung verloren gegangener Bewegungsabläufe
Verbesserung von:
Koordination
Haltungskontrolle
Körperwahrnehmung
Minderung der Spastiken
Spezifische Faktoren, die bei Bobath eine Rolle spielen sind:
-Unterstützungsfläche
-Lage im Raum
-Stabilität vor Mobilität
-Schlüsselpunkte
Pflege: Atmen, welche unterstützende Maßnahmen gibt es da ?
Das Vibrationsgerät (Vibrax)
20 min für Effektivität
Pro thoraxseite 6x
NICHT bei instabiler Wirbelsäule
Sekretlöser= Sekretolytika
NaCl
Acetylcystein (ACC)
Pflege: Schmerzen, wie kann hier gehandelt werden?
Durch die Irritationen einzelner Nerven kommt es zu neuropathischen Schmerzen
Vor Aktivierung, immer für Schmerzfreiheit sorgen!
Pflege: Ernährung, welche Möglichkeiten gibt es? Was gilt es zu beachten?
Oftmals ist zu Beginn eine Magensonde notwendig (in einzelnen Fällen dauerhaft), später werden dann Hilfsmittel eingesetzt, wie:
verdickte Griffe
Rutschfreie Tabletts
Biegsame Bestecke
Besteck mit Schlaufe
-> Wichtig: Bei stabilisierter Wirbelsäule im Sitzen essen!
Pflege: Ausscheidungen, welche Besonderheiten gibt es ?
Urinausscheidung
spastische Blase (mehr bei Katheterisieren dazu)
Starre Blase (mehr bei Kathetersieren dazu)
Maßnahmen hier sind, die Selbst- oder Fremdkatheterisierung (mehr dazu bei Kathetersieren)
Stuhlausscheidung
Durch die Lähmung können die Darmentleerungsreflexe gestört sein, da wird durch Laxanzien, Einläufe und eventueller Nahrungskarenz ein regelmäßiger Abführrhytmus herbeigeführt.
Pflege: Prophylaxen, welche sind wichtig und warum?
Bewegungsunfähigkeit und Bettlägerigkeit
Thromboseprophylaxe
Kontrakturenprophylaxe
Dekubitusprophylaxe
Bewegungsunfähigkeit, Bettlägerigkeit, Lähmung der Atemhilfsmuskulatur
Pneumonieprophylaxe
Bewegungsunfähigkeit und vegetative Störung der Darmtätigkeit
Obstipationsprophylaxe
Pflege: Sexualität, welche Einschränkungen gibt es hier ?
Je nach Höhe der Querschnittsläsion eingeschränkt bis gar nicht möglich
Frauen können Schwanger werden und Kinder kriegen, trotz Querschnittlähmung -> Monatszyklus normalisiert sich nach ca 6 Monaten nach dem Unfall/dem Beginn der Lähmung
Pflege: Was bedeutet es für Querschnittlähmung in der psychosozialen Begleitung?
Viele Emotionen, oft Wut, Aggression, Trauer und Verzweiflung
Hier ist es wichtig Raum für Gespräche zu bieten und alle Schritte gut zu erläutern, sowie auf Selbsthilfegruppen hinzuweisen.
Es gibt viele Möglichkeiten für Querschnittsgelähmte, dies muss aber erstmal aufgedröselt werden.
Wie auch im ganzen Berufsalltag ist das Informieren, Schulen, Anleiten und Beraten ein sehr wichtiger Aspekt.
Erst wenn der Patient seine Situation verstanden hat, wird er womöglich besser mitarbeiten und eine höhere Compliance an den Tag legen. Zudem ist es oft so, dass Patienten vor einem Nebel stehen und nicht ihre Möglichkeiten kennen oder sich einzelner Ressourcen bewusst sind, daher ist es Aufgabe der PFK dies dem Patienten näher zu bringen und auf Fragen einzugehen.
Hilfe gibt es von der Krankenversicherung, Rentenversicherung, wie suche einzelnen Vereinen, die sich der Krankheit verpflichten. Oft hilft es den Kontakt zu gleichgesinnten zu ermöglichen.
Zuletzt geändertvor 16 Tagen