Erklären sie das walrasianische Gleichgewicht im Zusammenhang mit dem CAPM. Warum ist dieses Gleichgewicht von Bedeutung?
Das walrasianische Gleichgewicht beschreibt einen Zustand, in dem Angebot und Nachfrage auf einem Markt durch einen Gleichgewichtspreis ausgeglichen werden. Die Annahmen des walrasianischen Gleichgewichts umfassen:
Homogene Güter (nur ein Preis für ein Gut),
Vollkommener Wettbewerb,
Keine Friktionen,
Alle Marktteilnehmer handeln als Erwartungsnutzenmaximierer.
Im CAPM wird angenommen, dass die Preisfindung über einen Auktionator erfolgt, der durch einen Tatonnementprozess den Gleichgewichtspreis bestimmt. Dieses Gleichgewicht ist von Bedeutung, da es die Grundlage für die Bewertung von Risiken und Renditen bildet. Kritisch ist jedoch, ob ein solcher Auktionator in der Realität existiert und ob Marktteilnehmer tatsächlich zum Gleichgewichtspreis handeln.
Nennen sie die Annahmen des CAPM und erklären sie in diesem Zusammenhang, was man unter einem Noise-Trader versteht.
Die zentralen Annahmen des CAPM umfassen:
Einperiodenmodell
Vollkommener Kapitalmarkt
Preisermitlung gemäß dem Gleichgewichtskonzept von Walras
Zielfunktion der Marktteilnehmer: EU = F(E,V)
Risikoaverse Anleger
Identische Erwartungen
Noise-Trader sind Marktteilnehmer, deren Handelsentscheidungen nicht auf rationalen Überlegungen basieren. Sie verursachen Preisabweichungen vom Gleichgewicht und führen zu Ineffizienzen auf dem Markt. Beispiele für Noise sind Unsicherheiten über künftige Trends und Technologien oder Erwartungen, die nicht rationalen Regeln folgen.
Diskutieren Sie: Ist Informationsverarbeitung auf Kapitalmärkten effizient? Was muss dafür gelten?
Die Informationsverarbeitung auf Kapitalmärkten ist effizient, wenn alle verfügbaren Informationen korrekt und unverzüglich in die Preise eingepreist werden. Nach der Definition von Fama (1976) gilt ein Markt als effizient, wenn:
Markt nutzt alle Informationen korrekt zur Preisbestimmung
Em(Pit/It-1m) = E(Pit/It-1)
Keine überdurchschnittlichen Renditen aus verfügbaren Informationen möglich
Kritikpunkte:
Das Informationsparadoxon (Grossman/Stiglitz, 1980): Wenn Informationen kostenlos verfügbar sind, gibt es keinen Anreiz, neue Informationen zu erwerben. Ohne neue Informationen kann der Markt jedoch nicht effizient sein.
Noise-Trader und Marktfriktionen können die Effizienz beeinträchtigen.
Empirische Evidenz zeigt, dass Märkte nicht immer effizient sind, z. B. durch Marktanomalien wie den Size-Effekt oder Momentum.
Erklären Sie das Problem des Effizienzkonzepts.
Wenn alle Informationen im Preis enthalten → Information wertlos
Kein Anreiz für kostenpflichtige Informationsbeschaffung
Ohne Informationsbeschaffung keine neuen Informationen im Preis
Führt zu Widerspruch mit Effizienzannahme
5. Modell von Großmann/Stiglitz:
a) Beschreiben Sie Ansatzpunkt und Aufbau des Modells von Grossman/Stiglitz zur Lösung und Überwindung des Informationsparadoxons.
b) Nennen Sie die aus der Vorlesung bekannten 7 Modellaussagen, die für das Modell bewiesen wurden. Unter welchen Voraussetzungen gelten diese?
Ansatzpunkt:Das Modell von Grossman/Stiglitz (1980) zeigt, dass Märkte nicht vollkommen effizient sein können, da Informationen durch Noise verrauscht werden. Dies schafft einen Anreiz, kostenpflichtige Informationen zu erwerben.Aufbau:
Es gibt zwei Arten von Wertpapieren:
Ein Papier mit sicherer Rückzahlung (R),
Ein Papier mit unsicherer Rückzahlung (u = θ + ε).
θ kann durch Kosten (c) beobachtet werden, ε ist für niemanden beobachtbar.
Ein Anteil (λ) der Marktteilnehmer erwirbt Informationen über θ (informierte Händler).
Mit steigendem Anteil informierter Händler steigt der Informationsgehalt des Preissystems, aber der Nutzen der Information sinkt.
Modellaussagen:
Mit höherem Anteil informierter Händler steigt der Informationsgehalt des Preissystems.
Mit höherem Anteil informierter Händler sinkt das Verhältnis von EU_informed zu EU_uninformed.
Mit steigenden Kosten (c) sinkt der Anteil informierter Marktteilnehmer.
Bei steigender Qualität der Information variiert der Preis stärker mit der Information.
Je größer der Noise, desto weniger informativ ist das Preissystem.
Im Grenzfall ohne Noise herrscht Informationseffizienz.
Der Markt wird illiquider, je stärker λ sich 0 oder 1 nähert.
Voraussetzungen:
Konstante absolute Risikoaversion,
Normalverteilte Zufallsvariablen.
Wie haben Fama/MacBeth das CAPM getestet? Erklären sie die möglichen Probleme der Testweise.
Testmethode:
Fama/MacBeth (1973) führten eine Querschnittsanalyse historischer Aktienkursreihen durch.
Probleme:
Empirische Überprüfung: Das CAPM modelliert erwartete Renditen, aber die Tests basieren auf realisierten Renditen.
Heteroskedastizität: Die Varianz der Fehlerterme ist nicht konstant.
Intervalling: Die Wahl des Zeitintervalls beeinflusst die Ergebnisse.
Keine Stationarität: Die Annahme, dass die Verteilung der Renditen über die Zeit konstant bleibt, ist problematisch.
Was ist die akademische Sicht auf spekulative Blasen?
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Welche Kursreaktionen wurden auf die Ausstrahlung von CEO-Interviews im amerikanischen Nachrichtenkanal CNBC beobachtet? Wie lassen sich diese Kursbewegungen erklären?
Beobachtungen:
CEO-Interviews führten zu signifikanten Überrenditen am Tag der Ausstrahlung.
Es kam zu signifikanten Umsatzsprüngen.
Erklärung:
Die Interviews enthalten neue Informationen, die von Marktteilnehmern verarbeitet werden.
Die Kursbewegungen können durch die erhöhte Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung von Glaubwürdigkeit des CEOs erklärt werden.
Die experimentelle Studie von Caginalp, Porter und Smith (2000) untersucht, ob an Kapitalmärkten spekulative Blasen entstehen können. Erläutern Sie kurz den Experimentaufbau und skizzieren Sie dann die zentralen Ergebnisse für unterschiedliche Teilnehmergruppen.
a) Experimentaufbau:
15 Handelsperioden für ein Wertpapier.
Reines Dividendenpapier ohne Restwert und mit begrenzter Laufzeit.
Dividendenverteilung: Wahrscheinlichkeiten von 0,25 für Auszahlungen von 0, 8, 28 und 60.
Die gerade Linie stellt den theoretischen Wert des Papiers da. Aufgetragen sind zudem die Werte, die Undergraduates und CEOs dem Papier beimaßen.
b) Zentrale Ergebnisse:
Spekulative Blasen können entstehen, wenn Teilnehmer übermäßig optimistisch handeln.
Unterschiedliche Teilnehmergruppen (z. B. erfahrene vs. unerfahrene Händler) zeigen unterschiedliche Verhaltensweisen.
Was ist die Entscheidungsgrundlage der Erwartungsnutzentheorie?
Die Entscheidungsgrundlage der Erwartungsnutzentheorie ist die Maximierung des Erwartungsnutzens. Ein Entscheider wählt die Alternative, deren erwarteter Nutzen am höchsten ist. Der erwartete Nutzen wird durch die Nutzenfunktion und die Eintrittswahrscheinlichkeiten der möglichen Ergebnisse berechnet.
Wenn die Präferenz eines Entscheiders die Axiome:
(i) Vollständige Ordnung,
(ii) Stetigkeit und
(iii) Unabhängigkeit
bei riskanten Alternativen erfüllt, dann existiert eine Funktion (Nutzenfunktion), deren Erwartungsnutzen die Präferenz abbildet.
Nennen Sie die drei zu Grunde liegenden Axiome und erklären Sie diese anhand eines Beispiels.
Vollständige Ordnung: Für jedes Paar von Alternativen aa und bb gilt: a>ba>b, b>ab>a oder a∼ba∼b (Indifferenz). Beispiel: Ein Anleger kann zwischen zwei Investitionen immer eine Präferenz oder Indifferenz angeben.
Stetigkeit: Wenn a>b>ca>b>c, dann existiert eine Wahrscheinlichkeit pp, bei der b∼p⋅a+(1−p)⋅cb∼p⋅a+(1−p)⋅c. Beispiel: Ein Anleger ist indifferent zwischen einer sicheren Auszahlung und einer Lotterie mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten.
Unabhängigkeit: Wenn a>ba>b, dann gilt auch p⋅a+(1−p)⋅c>p⋅b+(1−p)⋅cp⋅a+(1−p)⋅c>p⋅b+(1−p)⋅c für jede Lotterie cc und Wahrscheinlichkeit pp. Beispiel: Die Präferenz zwischen zwei Alternativen bleibt unabhängig von einer dritten Alternative.
Skizzieren Sie die Nutzenfunktion für risikofreudige, risikoneutrale und risikoscheue Anleger und begründen Sie die Lage der Kurven mit Bezug auf das Risikopotential.
Risikofreudig: Konvexe Nutzenfunktion (u(x)u(x) steigt überproportional). Anleger bevorzugen riskante Alternativen mit hohen potenziellen Gewinnen.
Risikoneutral: Lineare Nutzenfunktion (u(x)u(x) steigt proportional). Anleger bewerten riskante und sichere Alternativen gleich.
Risikoscheu: Konkave Nutzenfunktion (u(x)u(x) steigt unterproportional). Anleger bevorzugen sichere Alternativen und vermeiden Risiken.
Rechenbeispiel zur Informationsanpassung à la Bayes.
Die theoretische Fundierung der Behavioral Finance basiert auf der Prospect Theory, die in drei wesentlichen Elementen von der klassischen Entscheidungstheorie abweicht. Beschreiben Sie diese drei Elemente.
Editing Phase: Vor der Bewertung einer Lotterie werden Konsequenzen durch Maßnahmen wie Referenzpunktsetzung, Kombination von Wahrscheinlichkeiten und Eliminierung dominierter Alternativen angepasst.
Form der Wertfunktion: Konkave Wertfunktion im Gewinnbereich (Risikoscheu), konvexe Wertfunktion im Verlustbereich (Risikofreude). Verluste werden stärker gewichtet als Gewinne (Verlustaversion).
Wahrscheinlichkeitsgewichtungsfunktion: Entscheider ordnet einer Wahrscheinlichkeit 𝑝 bei der Entscheidung ein Gewicht zu. Wahrscheinlichkeiten werden subjektiv gewichtet. Kleine Wahrscheinlichkeiten werden überschätzt, große Wahrscheinlichkeiten unterschätzt.
Welche Eigenschaften hat eine exponentielle Nutzenfunktion?
Das Unternehmen XY fürchtet eine feindliche Übernahme, welche mit einer Wahrscheinlichkeit von 2% eintritt. Daher entwickelt es einen HTO-Indikator, der die Börsendaten analysiert und warnt, wenn ein feindlicher Übernahmeversuch bevorsteht. Allerdings erkennt der Indikator 8% der geplanten Übernahmen nicht und warnt in 5% der Fälle, in denen gar keine Übernahme geplant ist. Das Unternehmen möchte sich sicher sein, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 80% tatsächlich eine Übernahme bevorsteht, wenn der Indikator ein Warnsignal gibt. Erfüllt der entwickelte Indikator diese Bedingung?
Erläutern Sie die Idee einer Regression zum Durchschnitt. Was bedeutet das für die zu erwartende Rendite am deutschen Aktienmarkt im Jahr 2007? Erklären Sie in diesem Zusammenhang den Monte-Carlo-Effekt als heuristisch bedingte Verzerrung.
Regression zum Durchschnitt: Die Idee besagt, dass nach einer Phase überdurchschnittlicher Renditen eine Phase unterdurchschnittlicher Renditen folgt, und umgekehrt. Dies basiert auf der Annahme, dass Renditen langfristig zum Durchschnitt zurückkehren.
Bedeutung für 2007: Wenn der deutsche Aktienmarkt in den Jahren zuvor überdurchschnittliche Renditen erzielt hat, wäre für 2007 eine unterdurchschnittliche Rendite zu erwarten.
Monte-Carlo-Effekt: Dieser Effekt beschreibt die Fehlannahme, dass vergangene Muster (z. B. eine Serie von Gewinnen oder Verlusten) die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Ereignisse beeinflussen. Dies führt zu Verzerrungen wie der Gamblers Fallacy, bei der Anleger glauben, dass nach einer Serie von Gewinnen Verluste wahrscheinlicher werden, obwohl die Wahrscheinlichkeiten unverändert bleiben.
Wie erklärt Terrance Odean (1998) die schwachen Lerneffekte bei Overconfidence im Zeitablauf?
Erklärung: Terrance Odean argumentiert, dass die Kapitalmärkte ein schwieriges Umfeld für das Kalibrieren von Selbstvertrauen sind. Feedback ist oft langsam und unklar („noisy“), was das Lernen erschwert. Anleger überschätzen daher weiterhin ihre Fähigkeiten und passen ihr Verhalten nicht ausreichend an.
Was ist der self-serving Bias? Welche Theorien erklären ihn und welche Faktoren treiben ihn? Welche Auswirkungen hat er?
Führende amerikanische Finanzprofessoren sind der Meinung, dass Overconfidence das bedeutendste psychologisch bedingte Problem an den internationalen Kapitalmärkten ist.
• Erläutern Sie, was Overconfidence ist und wie es zum Ausdruck kommt.
• Warum verschwindet Overconfidence an Kapitalmärkten nicht schnell durch konsequentes Lernen?
• Overconfidence ist nicht immer gleich stark ausgeprägt. Welche Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen von Kapitalmarktteilnehmern wurden festgestellt?
Was besagen die Phänomene „Verlustaversion“ und „mentale Konten“ und weshalb können sie sich negativ auf Portfolio-Renditen auswirken?
Milton Friedman stellte 1953 fest, dass jede Preisabweichung eine attraktive Investmentmöglichkeit generiert und dass rationale Investoren sofort attraktive Investments erkennen und entsprechend handeln. Diese Aussage ist in ihrer Gesamtheit fragwürdig. Erläutern Sie, warum sie fragwürdig ist, und geben Sie die Risiken an, die beim Ausnutzen von Fehlbewertungen am Aktienmacht im Kalkül berücksichtigt werden müssen.
Beschreiben Sie die Annahmen und Hauptaussage der neoklassischer Spartheorie.
Wie funktionieren gesetzliche und private Krankenversicherungen und in welchen Punkten unterscheiden sie sich?
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