Wer waren die Franken
Zusammenschluss rheinischer Stammesgruppen; Begriff “Franke” erstmals um Mitte des 3. Jh in röm. Quellen
Militarisierung der westgermanischen Gruppen -> neue militärische Bündnisse; ständige Kriegsführung führt zu wachsender Bedeutung des Heerführers
Im laufe des 5. Jhs. übernahmen Salfranken die Herrschaft über fränkische Stämme unter Führung der Sippe Chlodios (Merowech, Childerich)
Wer war Childerich
Childerich übernahm Führung der salischen Franken vor 463:
letzter fränkischer Heerführer, der Tradition des Militärdienstes als “Reichsgermane” fortsetzte
Etablierung eines fränkischen Königreichs
Wann und wie begann die Merowingerzeit
von 482 - 751
Nach Tod Childerichs 482 ging Führung der salischen Franken auf seinen Sohn Chlodwig über -> Beginn der Merowingerzeit
Was bedeutet der Begriff “Merowingerzeit”
“Merowingerzeit” historisch-politischer Begriff -> benannt nach der Dynastie des legendären Urahn Merovech, die vom 5. - 8. Jh. im fränkischen Reich geherrscht hat
gekennzeichnet durch den Aufstieg der Franken zur neuen Ordnungsmacht in West- und Mitteleuropa, die ganz bewusst an röm. Traditionen anknüpfte
Zeitraum, in welchem die Merowingerkönige das Frankenreich regierten
Was ist der historische Rahmen des Merowingerzeit
481/82: Tod Childerichs und Herrschaftsantritt Chlodwigs
751: Jahr als Pippin der Jüngere den letzten Merowingerkönig Childerich III. absetzte
Merowingerzeit im archäologischen Sinne: Mitte 5. - Mitte 8. Jh
Durch Auftreten der Reihengräberfriedhöfe definiert -> Anfänge um die Mitte des 5. Jhs., Ende zumeist um 700 n. Chr.
Was ist wichtig zu Chlodwig I. zu sagen
Herrschte von 482 - 511 n. Chr.
unter Chlodwig Expansion des fränkischen Königreichs -> konnte durch geschickte Kriegsführung und Familienpolitik das Reich derart stark ausweiten, dass die Dynastie für 300 Jahre beherschend in Mitteleuropa blieb
von gallorömischer Führungsschicht als Administrator der Gallia Belgica (=röm. Provinz) anerkannt
Eroberungszüge gegen barbarische Stämme und Imperium
486 Krieg gegen Syagrius: Annexion des Königreichs von Soisson -> romanisierter Barbarenkönig trat an stelle eines röm. Rex
496, 498 oder 506 Konversion zum Christentum in Reims
-> Ablösung der Allianz heidnischer und arianischer Barbaren und christlichen Römer durch ein kultisch geeintes Königreich unter einem christlichen König
-> christianisierung ermöglichte nicht nur enge Zusammenarbeit zwischen Gallorömern und Franken sonder auch Verschmelzung der Bevölkerungsgruppen
tragende Gallorömische Bewohner: Bischöfe, die zusammen mit Klerus großen Teil der öffentlichen Aufgaben in Städten organisierten: Armenfürsorge, Instandhaltung der Stadtmauern und Aquädukte -> Kontinuität von Bischöfsstädten
Wie verlief Chlodwigs Herrschaft
Chlodwig war bereits vor seinem Sieg über Syagrius als röm. Stadthalter anerkannt; nach Sieg über innere und äußere röm. und barbarische Rivalen bestätigte der Kaiser seine Legitimität
für Errichtung einer dauerhaften und effektiven Herrschaft war röm. Erbe sowohl der Eroberer als auch der Unterworfenen bedeutsam
-> spätrömische Infrastruktur praktisch unverändert beibehalten: lat. Bildung und Sprache, röm. Recht, röm. Fiskal- und Agrarstruktur, Straßennetz, Städte, Handelsverbindungen, röm. Verwaltung
-> Franken konnten nach Gebietsübernahme diese Verwaltung ohne Schwierigkeiten in ihre eigene administrativen Strukturen einbeziehen
Was ist die Lex Salica {(Pactus Legis Salicae), zwischen 508 und 511}
nach westgotischen Gesetz das älteste Beispiel einer schriftlichen Rechtssammlung eines barbarischen Königreichs
Hauptziel: Vermeidung von Fehden und Blutrache zwischen Sippen durch Festsetzung von Bußgeldern und Strafen
Was passierte mit dem Merowingerreich nach dem Tod Chlodwigs 511
Teilung des Reiches unter seinen vier Söhnen
-> Eroberungszüge nach Außen und Familienzwistigkeiten mit Mordabsichten innen
nach Tod Chariberts (Enkel Chlodwigs) Aufteilung des Frankenreichs in drei Teile: Neustria, Austrasia, Burgundia
Merowingerreich im 6./ 1.H.7. Jh mächtigstes Königreich im westlichen Europa
Regierungszeiten Chlothars II. und Dagoberts I. seit dem späten 6. Jh. Höhepunkt der Machtentfaltung
Childerich III. = letzter Merowingerkönig 751 abgesetzt
Wo und wann herrschten die Merowinger
von 482-751
in den ehemaligen gallischen und germanischen Provinzen des röm. Imperiums + von Franken und Thüringern besiedelten Gebiete rechts des Rheins
Archäologisch durch das Auftreten von Reihengräberfriedhöfen definiert -> Anfänge Mitte 5. Jhs, Ende um 700 n. Chr.
Wie ist die allgemeine archäologische Quellenlage zu der Merowingerzeit
starkes Überwiegen von Grabfunden -> in Form von Grabbeigaben aus Körperbestattungen
Siedlungen unterrepräseniert (Überlieferungs- und Auswertungsproblematik)
Hortfunde spielen untergeordnete Rolle
Wie war das Siedlungswesen in der Merowingerzeit
-> Kenntnissstand über Siedlungen beschränkt (Im Frühmittelalter blieben Siedlungen oft nicht konstant; ihre Binnenstruktur veränderte sich und sie verlagerten sich)
ländliche Siedlungen unterschiedlicher Größe: Einzelhöfe bis dorfartige Gruppensiedlungen (z.B. Kirchheim bei München, Lauchheim, Soest “Ardey”
im westlichen Merowingerreich spielte Steinbauweise größere Rolle; auch Weiternutzung von villae -> röm. Tradition
städtische Siedlungsformen aus antiken Wurzeln weitergenutzt (z.B. Augsburg, Bonn, Köln, Paris, Trier)
in MWZ z.T. Anfänge von
befestigten Höhensiedlungen (z.B. Amöneburg, Glauberg)
Handelsplätzen (z.B. Dorestad, Karlburg)
Pfalzen (z.B. Ingelheim, Frankfurt)
Was gibt es allgemeines zur ländlichen Siedlung Lauchheim zu sagen
großflächig dokumentierte Siedlung der merowingerzeitlichen Alemannia
westlich der heutigen Stadt Lauchheim, Bereich der ehemaligen Gewanne “Mittelhofen” und “Breite”
Flächen zwischen 1989 und 2005 archäologisch untersucht
10 ha großes Siedlungsgelände (N-S-Ausbreitung ca 150-200m; O-W mehr als 500m); ca 80% dokumentiert
Wie wurde in Lauchheim gebaut
Pfostengruben und Wandgräbchen: Rekonstruktion von 150 Grundrissen ebenerdiger Gebäude
Gebäude größtenteils rechteckig und schmal; L. 18-22m; B. 6-7 m
Ca. 100 Grubenhäuser erfasst
-> Stellenweise sehr dichte Befundlage: mehrfache Gebäudeüberlagerungen (7-11 überlagernde Häuser)
lange Siedlungsdauer: 6. Jh. - 1200 n. Chr. (Merowingerzeit - hohes Mittelalter)
Wie war der Siedlungscharakter von Lauchheim
-> insgesamt geringes Fundaufkommen
wenige Importe, Keramik (rauwandige Drehscheibenware mit Produktionsort Südwestdeutschland, handaufgebaute Grobware), Alltagsgegenstände (Spinnwirtel, Webgewichte, Nähnadeln, Messer, Kammfragmente, Wetzsteine)
Agrarische Wirtschaftsweise (botanische Reste, Tierknochenfunde) und Handwerk im Rahmen täglichen Gebrauchs
Wie war die Siedlungsgestalt Lauchheims
Holzbauten, vorrangig Pfostenbauweise
es gab verschiedene Konstruktionsvarianten (KV) von ebenerdigen Pfosten- und Wandgräbchenbauten
Ein-/Zweischiffiger Pfostenbau
Dreischiffiger Pfostenbau mit Variante Innengerüst
Schwellbau
Pfosten-Schwellriegel- bzw. Pfosten-Wandgräbchen-Konstruktion
fast 100 Grubenhäuser
Frage nach Hofstellen erweist sich im archäologischen Befund als schwierig
Reste von Begrenzungszäunen -> z.T Rekonstruktion von Arealumgrenzungen
Was lässt sich als Fazit zu den Baubefunden in Lauchheim sagen
-> insgesamt schwierige Datierbarkeit der Gebäude + detaillierte Funktionszuweisung selten möglich
-> dennoch große Variationsbreite der Baukonstruktionen in Merowingerzeit erkennbar
Wie war das Bestattungswesen in der Merowingerzeit
archäologischer Fundhorizont v.a durch das Auftreten von Reihengräbern definiert
Reihengräberfelder: ab Mitte 5 Jh. bis um 700 -> Sachkultur der MWZ primär aus Grabfunden bekannt
deutliche Unterschiede zwischen Männer- und Frauengräbern -> Grabausstattung nimmt in späterer Merowingerzeit beständig ab
Wie und wann waren die Reihengräberfelder der Merowinger angelegt
ab Mitte 5. Jh. bis ins 8. Jh n. Chr.
Körperbestattungen
Reihung der Grabgruben
West-Ost Ausrichtung der Bestattungen
Lage der Gräberfelder außerhalb der Siedlung
Was lässt sich zur Sachkultur der Merowingerzeit sagen
-> Sachkultur primär aus Grabfunden bekannt
deutliche Unterschiede zwischen Männer- und Frauengräbern
Männergräber Waffenbeigaben charakteristisch
Frauengräber Kleidungsbestandteile und Schmuck charakteristisch
Grabausstattung nimmt in später Merowingerzeit beständig ab
Was wurde in der Merowingerzeit charakteristisch in Frauengräbern gefunden
-> Kleidungsbestandteile und Schmuck charakteristisch
Bügelfibeln = archäologisches “Leitfossil” der MZ
umfangreicher und vielfältiger Ringschmuck (Armringe, Fingerringe, Halsringe, Ohrringe), Haar- und Schleiernadeln, Halsschmuck (Perlen, Anhänger)
Am Gürtel getragene Gehänge (Kettengehänge) mit Alltagsgegenständen, Schmuck
Was sind Fibeln
Gewandspangen zum Zusammenhalten und Verschließen von Kleidung nach dem Prinzip der Sicherheitsnadel
Trachtbestandteil
Was wurde charakteristisch in Männergräbern gefunden
-> Waffenbeigabe charakteristisch
Hiebwaffen
zweischneidiges Langschwert (Spatha)
einschneidiges Hiebschwert (Sax)
verschiedene Formen des Kampfbeils (Franziska)
Distanzwaffen (Pfeil und Bogen, Lanze, Ango)
Defensivwaffen (Helm, Panzer, Schild)
Teilweise Reitzubehör: Zaumzeug, Sattel, Sporen, Steigbügel
Kleidungsbestandteile, v.a. Gürtelteile
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